Gabriele Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Liebe Forumsgemeinde, beim Besuch einer modernen Kapelle, die nach dem 2. Weltkrieg anstelle der zuvor zerstörten errichtet wurde, habe ich folgenden Gedankengang der Auftragsgeber gefunden: "Ideal wäre, über Genies zu verfügen, die gleichzeitig auch Heilige sind. Unter den gegebenen Umständen [...] sind wir jedoch in der Tat davon überzeugt, dass wir diese Wiedergeburt, diese Auferstehung besser erreichen können, wenn wir uns an Genies ohne Glauben und nicht an Gläubige ohne Talente wenden." Der Architekt war bekennender Atheist. Wie denkt Ihr darüber? Sollten Menschen, die mit Religion und Gott nichts anfangen können, unsere Gotteshäuser gestalten? Oder sollte lieber auf Genialität verzichtet werden und stattdessen haben die Künstler eine tiefe innere Beziehung zu ihrem Werk? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ThomasB. Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Sollten Menschen, die mit Religion und Gott nichts anfangen können, unsere Gotteshäuser gestalten? Nein! (Abgesehen davon, daß der von Dir zitierte Satz eine Unverschämtheit gegenüber Gläubigen ist. Sind die jetzt alle doof oder was.) Diese "geniale" Kapelle würde ich mir gerne mal ansehen. Wo steht die? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ich muss ehrlich sagen: egal ob die Künstler, die mir dem Umbau der Kirchen nach der Liturgiereform betraut waren glaubten oder nicht - Genies waren die allerwenigsten ... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
OneAndOnlySon Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Der Satz ist eigentlich viel zu platt - zu schwarz-weiss-malerisch. Die Alternative zu Heiligen sind ja keine Atheisten und wenn ich kein Genie bin, muss ich noch lange nicht talentlos sein. Bevor man ein Genie ohne Glauben oder einen Heiligen ohne Talent nimmt, sollte man wohl auf einen Kuschelchristen mit Sachverstand zurückgreifen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 16. September 2005 Autor Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Bevor man ein Genie ohne Glauben oder einen Heiligen ohne Talent nimmt, sollte man wohl auf einen Kuschelchristen mit Sachverstand zurückgreifen. Wäre das dann die goldene Mitte? Oder ein vernünftiger Kompromiß? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 (bearbeitet) Ich muss ehrlich sagen: egal ob die Künstler, die mir dem Umbau der Kirchen nach der Liturgiereform betraut waren glaubten oder nicht - Genies waren die allerwenigsten ... Das hat mit Liturgiereform nichts zu tun, das ist die Mode. Schon vor der Liturgiereform wurden in den 50ern große Betonbauten hingestellt . Meine Heimatpfarrkirche würde von jedem "Neobarock-Spitzenalbe-Puttenaltarbild-Tridentinums-Fan" als typisches Beispiel nachkonziliären Baustils identifiziert werden, aber die Kirche wurde 1952 geweiht. Jede Zeit hat nun mal ihre Moden, egal ob sie nun Gotik, Romanik, Barock, Klassizismus oder Moderne heissen, die einen findet man schöner, die anderen weniger. Jeder Baustil ist Zeuge seiner Zeit, und das Nachmachen alter Baustile, indem man zum Beispiel eine neue Kirche baut, die ausieht wie eine Barockkirche (hab ich schon von den Piusbrüdern gehört), zeigt, daß man nicht in seiner Zeit lebt, sondern in der Vergangenheit. Tradition heißt das Feuer bewahren, nicht die Asche verehren! Werner bearbeitet 16. September 2005 von Werner001 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ja hätte denn die Liturgiereform nicht schon 1890 stattfinden können als Neoromanik und Neugotik in waren? (1925 wäre auch schon zu spät gewesen - ich finde Jugendstil grausamst) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ja hätte denn die Liturgiereform nicht schon 1890 stattfinden können als Neoromanik und Neugotik in waren? (1925 wäre auch schon zu spät gewesen - ich finde Jugendstil grausamst) Ich wohne in einer Jugendstilwohnung. Ich finds spitze. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ja hätte denn die Liturgiereform nicht schon 1890 stattfinden können als Neoromanik und Neugotik in waren? (1925 wäre auch schon zu spät gewesen - ich finde Jugendstil grausamst) Und dann? Glaubst du das hätte am modernen Baustil was geändert? Werner (der Jugendstil klasse findet, nicht nur weil er in Darmstadt studiert hat) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 16. September 2005 Autor Melden Share Geschrieben 16. September 2005 (Abgesehen davon, daß der von Dir zitierte Satz eine Unverschämtheit gegenüber Gläubigen ist. Sind die jetzt alle doof oder was.) Lieber Thomas, das Zitat stammt von dem Dominikanerpater Marie-Alain Couturier (1897–1954), der in Frankreich einiges an Wiederaufbau von Kirchen, Klöstern und Kapellen mitinitiiert hat und dabei moderne Künstler wie beispielsweise Le Corbusier, Chagall, Miro, Picasso, Braque und Matisse miteinbezogen hat. Als doof wollte er "Normal-Gläubige" sicher nicht hinstellen. Er wollte begründen, warum er Nicht-Gläubige für seine Projekte zu gewinnen versuchte. Liebe Grüße, Gabriele Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 (bearbeitet) Ja hätte denn die Liturgiereform nicht schon 1890 stattfinden können als Neoromanik und Neugotik in waren? (1925 wäre auch schon zu spät gewesen - ich finde Jugendstil grausamst) Und dann? Glaubst du das hätte am modernen Baustil was geändert? Werner (der Jugendstil klasse findet, nicht nur weil er in Darmstadt studiert hat) Mir gefällt Jugendstil auch (trotz der Erziehung meines Vaters, dem diese Richtung überhaupt nicht zugesagt hatte), aber nicht bei Kirchen. Ich muss aber zugeben, dass ich da nur eine einzige kenne, St. Josef in Weiden/Opf. Kennt jemand noch eine Kirche im Jugendstil? Außerdem gestehe ich, dass ich Barock- und Rokokokirchen (weder original noch neo!) auch nicht besonders mag (war schon der ständige Streitpunkt mit meiner Geschichtslehrerin), obwohl ich Schlösser aus dieser Zeit gerne anschaue. @Werner: an deiner Heimatkirche haben meines Wissens nur christliche Künstler mitgearbeitet (d.h. von Meistermann weiß ich es nicht). bearbeitet 16. September 2005 von Elima Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 @Werner: an deiner Heimatkirche haben meines Wissens nur christliche Künstler mitgearbeitet (d.h. von Meistermann weiß ich es nicht). Ja, auch soweit ich weiß. Es ist eben der Stil der Zeit, hat aber nichts mit der Liturgiereform zu tun. Es ist sowieso interessant wie man manchmal glaubt, daß bestimmte Stilrichtungen mit bestimmten Dingen etwas zu tun haben, nur weil sie zeitlich zusammenfallen. Ich bin mal in Chicago in ein Postamt gekommen und richtig erschrocken: Ausser den von der Wand hängenden Hakenkreuzfahnen war das zu 100% das, was wir als "Nazistil" bezeichnen würden, inklusive dieser schönen Bilder und Statuen von Arbeitern, Bauern, Müttern und "holden Jungfern" Da ist mir erst mal klar gewiorden, daß dieser Stil halt in den 1930ern Mode war (das Postamt stammte von 1936) und eigentlich gar nichts mit den Nazis zu tun hatte. Denen hat das nur gut gefallen, das ist alles, aber da kann eigentlich dieser Stil nichts dafür. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ich muss aber zugeben, dass ich da nur eine einzige kenne, St. Josef in Weiden/Opf.Kennt jemand noch eine Kirche im Jugendstil? Ich glaube da gibt es nicht allzuviele, zumindest nicht viele katholischen. Der Jugendstil heisst in Italien Liberty und in Spanien gar Modernismo, das klang in damaligen klerikalen Ohren wohl ähnlich wie "Satan" Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 16. September 2005 Autor Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Jede Zeit hat nun mal ihre Moden, egal ob sie nun Gotik, Romanik, Barock, Klassizismus oder Moderne heissen, die einen findet man schöner, die anderen weniger. Ja, sicher, Werner. Aber ich wollte hier nicht Mode-, Stil- oder Geschmacksfragen behandeln, das wären Themen für die Katakombe, sondern über den (Un)Glauben der Künstler bzw. Genies sprechen. Liebe Grüße, GAbriele Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Ich bin ja auf künstlerischem Gebiet eine absolute Niete (und habe immer gefürchtet wegen "Kunst" durch das Abi zu fallen, meine Hauptfachlehrer trösteten mich, sie würden sich für Notenausgleich einsetzen). Das nur um meine geringe Kompetenz vorauszuschicken: aber ich denke Kunst (und auch Philosophie) sind Antworten des Künstlers (oder Philosophen) auf Fragen bzw. Probleme der Zeit. Kann jemand eine christliche Antwort geben, der alles Christliche ablehnt? Aus der Vorlesung von Prof. Alfons Auer im Fach Moraltheologie (auch schon über 40 Jahre her!) weiß ich noch seine Meinung, dass man sich einen Arzt nach dessen medizinischen Können, nicht nach dem Gebetbuch (wie man damals kurz sagte) aussuchen soll. (Aber ob die Bereiche Medizin und Kunst da zu vergleichen sind, habe ich gewaltige Zweifel.) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mat Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 @Werner: an deiner Heimatkirche haben meines Wissens nur christliche Künstler mitgearbeitet (d.h. von Meistermann weiß ich es nicht). Ja, auch soweit ich weiß. Es ist eben der Stil der Zeit, hat aber nichts mit der Liturgiereform zu tun. Es ist sowieso interessant wie man manchmal glaubt, daß bestimmte Stilrichtungen mit bestimmten Dingen etwas zu tun haben, nur weil sie zeitlich zusammenfallen. Ich bin mal in Chicago in ein Postamt gekommen und richtig erschrocken: Ausser den von der Wand hängenden Hakenkreuzfahnen war das zu 100% das, was wir als "Nazistil" bezeichnen würden, inklusive dieser schönen Bilder und Statuen von Arbeitern, Bauern, Müttern und "holden Jungfern" Da ist mir erst mal klar gewiorden, daß dieser Stil halt in den 1930ern Mode war (das Postamt stammte von 1936) und eigentlich gar nichts mit den Nazis zu tun hatte. Denen hat das nur gut gefallen, das ist alles, aber da kann eigentlich dieser Stil nichts dafür. Werner Was ist denn Deine Heimatkirche? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 (bearbeitet) Das ist die Heimatkirche von Werner bearbeitet 16. September 2005 von Elima Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Squire Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 (bearbeitet) Wie denkt Ihr darüber? Sollten Menschen, die mit Religion und Gott nichts anfangen können, unsere Gotteshäuser gestalten? Oder sollte lieber auf Genialität verzichtet werden und stattdessen haben die Künstler eine tiefe innere Beziehung zu ihrem Werk? Auf jeden Fall ersteres. Bernini und Michelangelo waren vermutlich auch nicht gerade Lehramtskatholiken. bearbeitet 16. September 2005 von Squire Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 16. September 2005 Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Also zwischen "nicht gerade Lehramtskatholiken" und Atheisten würde ich noch einen gewissen Spielraum sehen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 16. September 2005 Autor Melden Share Geschrieben 16. September 2005 Diese "geniale" Kapelle würde ich mir gerne mal ansehen. Wo steht die? Die Kapelle Notre-Dame-du-Haut steht in Ronchamp, im südlichen Elsaß. Sie ist wirklich genial. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 19. September 2005 Autor Melden Share Geschrieben 19. September 2005 Bernini und Michelangelo waren vermutlich auch nicht gerade Lehramtskatholiken. Sicher gibt es da einiges an Abstufungen bis zum erklärten Atheisten, aber ist es dann nicht eine Frage der Grenzziehung? Streng katholisch muß nicht sein, aber irgendwie noch katholisch? Katholisch muß nicht sein, aber irgendwie christlich? Oder vielleicht andersrum: Bernini und Michelangelo waren so genial, dass wir ihnen nachsehen, nicht streng katholisch gewesen zu sein? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Valentine Geschrieben 4. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 4. Mai 2007 Das ist ein interessanter Thread, und ich erlaube mir mal die Reanimation, wo er schon verlinkt wurde Marc Chagall hat als jüdischer Künstler einige der schönsten Kirchenfenster überhaupt geschaffen (ich denke besonders an St. Stephan in Mainz). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Monika Geschrieben 4. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 4. Mai 2007 Das ist ein interessanter Thread, und ich erlaube mir mal die Reanimation, wo er schon verlinkt wurde Marc Chagall hat als jüdischer Künstler einige der schönsten Kirchenfenster überhaupt geschaffen (ich denke besonders an St. Stephan in Mainz). Die Kirche kenne ich auch. Bei dem letzten Forumstreffen, hatten wir dort doch eine Führung. Oder täusche ich mich. Das war doch die Kirche? Gaaaaabrieleeeeeeeeee Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 4. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 4. Mai 2007 Das ist ein interessanter Thread, und ich erlaube mir mal die Reanimation, wo er schon verlinkt wurde Marc Chagall hat als jüdischer Künstler einige der schönsten Kirchenfenster überhaupt geschaffen (ich denke besonders an St. Stephan in Mainz). Die Kirche kenne ich auch. Bei dem letzten Forumstreffen, hatten wir dort doch eine Führung. Oder täusche ich mich. Das war doch die Kirche? Gaaaaabrieleeeeeeeeee bin zwar nicht gabriele, aber wir waren dort. smile Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 4. Mai 2007 Autor Melden Share Geschrieben 4. Mai 2007 Das ist ein interessanter Thread, und ich erlaube mir mal die Reanimation, wo er schon verlinkt wurde Marc Chagall hat als jüdischer Künstler einige der schönsten Kirchenfenster überhaupt geschaffen (ich denke besonders an St. Stephan in Mainz). Die Kirche kenne ich auch. Bei dem letzten Forumstreffen, hatten wir dort doch eine Führung. Oder täusche ich mich. Das war doch die Kirche? Gaaaaabrieleeeeeeeeee bin zwar nicht gabriele, aber wir waren dort. smile Und ich bestätige gerne, dass Du Dich nicht täuschst, liebe Moni. Wir haben diese wunderschönen Fenster direkt vor Ort bewundern dürfen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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