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Pontius Pilatus


leo_linz

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Hallo,

 

was soll eigentlich die KATHOLISCHE Kirche von Pontius Pilatus halten?

 

Ist nach meinung der Mehrheit, des Papstes, der Glaubenskongregation, etc

 

Gottesmörder

 

oder nicht ganz so schlecht in seinem Handeln gewesen.

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Hallo,

 

was soll eigentlich die KATHOLISCHE Kirche von Pontius Pilatus halten?

 

Ist nach meinung der Mehrheit, des Papstes, der Glaubenskongregation, etc

 

Gottesmörder

 

oder nicht ganz so schlecht in seinem Handeln gewesen.

 

 

Ich glaube, er wusch seine Hände in Unschuld.

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pilatus war ein römischer soldat, der getan hat, was man damals von ihm erwartet. historisch gesehen war er sicher nicht so wankelmütig, wie er im johannesevangelium dargestellt wird. er wird sicher nicht mal zweifel oder skrupel gehabt haben, jesus kreuzigen zu lassen.

 

ich würde dazu neigen, jemand innerhalb seines politischen umfelds zu beurteilen... ich denke nicht, dass ihn eine spezielle schuld als "gottesmörder" trifft.

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pilatus war ein römischer soldat, der getan hat, was man damals von ihm erwartet. historisch gesehen war er sicher nicht so wankelmütig, wie er im johannesevangelium dargestellt wird. er wird sicher nicht mal zweifel oder skrupel gehabt haben, jesus kreuzigen zu lassen.

 

ich würde dazu neigen, jemand innerhalb seines politischen umfelds zu beurteilen... ich denke nicht, dass ihn eine spezielle schuld als "gottesmörder" trifft.

 

Pontius pilatus hat eine unvergleichlich bessere Legendenbildung erfahren als Judas oder Kaiaphas. Es gibt sogar eine Variante, er hätte sich später zum Christentum bekannt und sei selber als Märtyrer gestorben.

 

Aber historisch war er ein solcher Brutalo, dass ihn der Kaiser deswegen sogar als Statthalter abberufen hat. So nebenbei mal schnell vor dem Frühstück Gottes Sohn zum Tod am Kreuz zu verurteilen, wie es in der Markuspassion zu lesen ist, dürfte sein Stil gewesen sein.

 

Im Glaubensbekenntnis erfüllt sein Name die Funktion einer Zeitangabe.

 

Warum man ihn nicht als Hauptschuldigen sieht - reine Politik der Urkirche.

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Wenn man den Antijudaismus der Urkirche und die Tendenz der Evangelisten die Römer zu entlasten und die Juden anzuschwärzen in Rechnung stellt, war der Prozess Jesu ein römischer Hochverratsprozess wei er im Buche steht und sicher kein jüdisches Religionsverfahren.

 

 

Der Ausdruck "Gottesmord" ist ohndies sinnlos.....man kann Gott nicht ermorden.

bearbeitet von wolfgang E.
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Wenn man den Antijudaismus der Urkirche und die Tendenz der Evangelisten die Römer zu entlasten und die Juden anzuschwärzen in Rechnung stellt, war der Prozess Jesu ein römischer Hochverratsprozess wei er im Buche steht und sicher kein jüdisches Religionsverfahren.

Es empfiehlt sich nicht, ordnungspolitische ("römische") gegen religiöse ("jüdische") Motive auszuspielen. Im römischen Judäa hing die öffentliche Ordnung wesentlich mit religiösen Vorstellungen zusammen.

 

Die jüdische Oberschicht war in die Wahrung der öffentlichen Ordnung eingebunden und historisch ist es am wahrscheinlichsten, dass die Tempelkritik Jesu (Mk 13,2; 14,58; 15,29) zu einem Eingreifen der jüdischen Oberschicht gegen Jesus geführt hat. Die Reich-Gottes-Botschaft oder der Messiasanspruch Jesu, den etwa bei Mk der Hohepriester als Gotteslästerung anführt, waren wohl keine Ansatzpunkte zur Verhaftung Jesu. Der Tempel dagegen war ordnungspolitisch und gleichzeitig theologisch konstitutiv.

Da der Hohe Rat aber nur die Niedergerichtsbarkeit hatte und Jesus damit nicht endgültig "kalt stellen" konnte, musste die römische Justiz eingeschaltet werden, die zweifellos ebenfalls ein Interesse daran hatte, die herrschende Ordnung nicht zu gefährden. Also war der Prozess für beide Seiten eine win-win-Situation. "Römischer Hochverratsprozess" vs. "jüdisches Religionsverfahren" ist auf jeden Fall keine Option

 

Dass die prorömischen Tendenzen in den Evangelien zweifellos vorhandenen sind, wird niemand bestreiten (im Übrigen eher "prorömisch" als "antijüdisch", denn den Evangelisten ging es wohl weniger darum, einen Antijudaismus zu pflegen. Das wäre auch beim zur Zeit der Abfassung noch herrschenden Nebeneinander von Judenchristen und Heidenchristen nicht sehr klug gewesen. Vielmehr war es wohl ihr Anliegen, die im römischen Reich entstandenen christlichen Gemeinden von dem potentiellen Vorwurf von staatlicher Seite zu entlasten, einem politischen Aufrührer gegen Rom nachzufolgen.) Das darf aber nicht zu einem strikten entweder-oder führen.

 

vg

bearbeitet von Explorer
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theologie-der-vernunft.de

http://www.theologie-der-vernunft.de/Texte...ger/Vorlage.htm (Texte, Briefe an Berger)

 

Der obige Pfad führt zu einem Brief an den Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger, der vor Jahren Pilatus verantwortlich machte.

 

Ich denke, auch die erwähnten völlig unterschiedlichen Darstellungen der Rolle Pilatus sind nicht nur verschwommene Legenden, sondern weisen auf verschiedene theologische Deutungen eines historischen Prozesses in der Zeitgeschichte hin, bei dem es den verschiedenartig schreibenden Verfassern um mehr als die Hinrichtung eines jungen Heilspredigers ging. Denn mit dem hätte ein römischer Brutalo-Stadthalter sicher kurzen Prozess gemacht, dazu weder Herodes noch Hohepriester gebraucht.

 

Aber wahrscheinlich haben die sich die Verfasser alle geirrt, übertrieben... Was nicht ins banale Bild passt, wird gebügelt. Und wenn dann Pilatus gar heilig gesprochen wird, dann sprechen wir von Legenbildung - bis es wieder ins Bild passt, dass da einem gefährlichen Staatsfeind der Prozess gemacht wurde. Egal wie absurd es unter geschichtlichen Aspekten wird, dass da wegen eines Volksverhetzers, den als solchen kein Historiker vorstellt, ein so großartiger Prozess gemacht wurde.

 

In der aktuellen Ausgabe von "Welt und Umwelt der Bibel" der kath. Bibelges. lese ich gerade über die großen Auseinandersetzungen zur Zeitenwende, die zwischen damaligen Kulturen war. Eine Kluft, die weder durch die römische Heiraten von Kelopatra, noch den Tempel des Herodes gelöst werden konnte. Der nach heutiger Deutung der kulturellen Versöhnung dienen sollte, die der bisher nur als Kindermörder abgestempelte Herodes mit seinen verschieden Prachtbauten anstrebte. Hier wird mir ein Prozess der Zeitenwende erklärt, bei dem in Jesus das Problem der kulturellen Versöhnung gelöst wurde. Man muss sich echt die gesamte damalige Situation der völlig verschienden Kulturformen klar machen, die da aufeinander stießen: Von altägyptischen Religionen mit ihrer Fülle von Gottheiten und Göttersöhnen, die immer schon Veränderungen unterworfen waren. Der hellenistischen Kultur, die bereits mit den Ptolemäern kam sowie die Göttersöhne des Polytheismus. Die Gottessöhnen der römischen Staatsmacht in Form ihrer als Messias verehrten Kaiser. Dem traditionsorientierten Judentum in seinen verschiedenen Ausprägungen, die in Alexandrien ihr bedeutendstes Zentrum hatte. Dann die philosophischen Deutung der Prinzipiens des vernünftigen Werdens als Gottessohn. Was in Alexandrien, im Schmelztigel der Kulturen bzw. in der großartigen Bildungmetreopole der Antike im Rahmen eines Aufklärungsprozesses gedacht wurde, der Neutestamentlern bereits als "Christologie" gilt. Wie damit Athen montheisitisch weitergedacht wurde. Woran dann die früche Kirche in ihrer gesamten Theologie und Diskussion über das Wesen Jesus anknüpfte.

 

Und wir lesen z.B. auch "In diesem Klima der Koexistenz der Kulturen und Religionen findet das Judentum seine besondere Ausprägug und breitet sich das Christentum aus." Hier ist also durch Jesus die universale Theologie erwachsen, die sich der alten Bilder und Mythen bedient, nicht nur Isis & Co. oder das AT aufwärmte. Die aber für Heiden in ihren verschiedenen Ausprägungen und Gesetzesgläubige gleichermaßen galt und lt. kath. Lehre vernunftbegründet sein soll.

 

Brauchen wir daher wirklich diesen gesamten Prozess nicht zu beachten, weil es nur um die Hinrichtung eines schriftgelehrte Besserwissers ging, der jetzt als Gottessohn, lebendiges Wort, wahrer Tempel, Weisheit galt? Geht das? Ist das bei all dem was uns an Wissen gegeben wurde, noch glaubwürdig?

 

Gerhard

bearbeitet von theologie-der-vernunft.de
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Warum man ihn nicht als Hauptschuldigen sieht - reine Politik der Urkirche.
Das glaube ich nicht. In der Urkirche war sehr wohl bekannt, dass Pilatus von den Hohepriestern missbraucht wurde.
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... Antijudaismus der Urkirche ....
Ich halte diesen Ausdruck in diesem Zusammenhang für fehl am Platze. Dass die ersten Christen das Verhalten der jüdischen Oberschicht gegen Jesus kritisch sehen mussten, ist selbstverständlich. Das jedoch mit dem mittelalterliche "Antijudaismus" in einen Topf zu werfen, ist völlig unangebracht, zumal die ersten Christen ja noch mehrheitlich selber Juden waren.

 

Der Ausdruck "Gottesmord" ist ohndies sinnlos.....man kann Gott nicht ermorden.
Ja und Nein. Er liegt auf der selben Ebene wie "Gottesgebärerin" :lol:
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Dass die prorömischen Tendenzen in den Evangelien zweifellos vorhandenen sind, wird niemand bestreiten (im Übrigen eher "prorömisch" als "antijüdisch", denn den Evangelisten ging es wohl weniger darum, einen Antijudaismus zu pflegen. Das wäre auch beim zur Zeit der Abfassung noch herrschenden Nebeneinander von Judenchristen und Heidenchristen nicht sehr klug gewesen. Vielmehr war es wohl ihr Anliegen, die im römischen Reich entstandenen christlichen Gemeinden von dem potentiellen Vorwurf von staatlicher Seite zu entlasten, einen politischen Aufrührer gegen Rom nachzufolgen.) Das darf aber nicht zu einen strikten entweder-oder führen.
Dafür sind andere Bücher wie etwa Offb romkritisch. Ansonsten gebe ich dir Recht.
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Da der Hohe Rat aber nur die Niedergerichtsbarkeit hatte und Jesus damit nicht endgültig "kalt stellen" konnte, musste die römische Justiz eingeschaltet werden,

Das ist falsch: Wenn es ein religiöser Prozess gewesen wäre, hätten die Juden ohne weiters selber richten und hinrichten dürfen. Sie haben zur Steinigung des Stefanus und des Jakobus auch keine Römer gebraucht.

 

Dass die prorömischen Tendenzen in den Evangelien zweifellos vorhandenen sind, wird niemand bestreiten (im Übrigen eher "prorömisch" als "antijüdisch", denn den Evangelisten ging es wohl weniger darum, einen Antijudaismus zu pflegen. Das wäre auch beim zur Zeit der Abfassung noch herrschenden Nebeneinander von Judenchristen und Heidenchristen nicht sehr klug gewesen.

 

Zur Zeit der Abfassung der Evangelien waren die Judenchristen, die so wie andere Juden Jerusalem verlassen mussten, bereits kein Faktor mehr, auf den man Rücksicht nahm........zudem hatte auch die oben erwähnte Steinigung des Stephanus und des Jakobus bereits stattgefunden.

 

Wenn Mt. z.B. mit der unsäglich angeblichen Selbstverfluchung (sein Blut komme über uns und unserer Kinder) aber auch mit anderen Stellen und Johannes (der Teufel ist der Juden Vater) nicht antijüdisch sind, was braucht es sonst noch?

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Wenn man den Antijudaismus der Urkirche und die Tendenz der Evangelisten die Römer zu entlasten und die Juden anzuschwärzen in Rechnung stellt, war der Prozess Jesu ein römischer Hochverratsprozess wei er im Buche steht und sicher kein jüdisches Religionsverfahren.

 

 

Der Ausdruck "Gottesmord" ist ohndies sinnlos.....man kann Gott nicht ermorden.

 

Und doch steht im Credo, er sei gestorben.

 

Der Przess gegen Jesus war ein doppelter: Religionsstörung auf jüdischer, Hochverrat auf römischer Seite. Dass die frühen Christen den Hochverrat nicht allzu laut herausposaunten, mag kluge Taktik gewesen sein, zumindest Paulus war aber vor allem wichtig, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, die formelle Seite des Urteils interessierte wohl nicht nur ihn weniger.

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Warum man ihn nicht als Hauptschuldigen sieht - reine Politik der Urkirche.
Das glaube ich nicht. In der Urkirche war sehr wohl bekannt, dass Pilatus von den Hohepriestern missbraucht wurde.

 

 

Missbraucht würde ich nicht sagen. Er brachte den ordentlichen Gottesdienst durcheinander, er störte den gottgewollten Kult, er gefährdete die öffentliche Ordnung, und der Hohe Rat hat durchgegriffen. Mit Mitteln, die wir heute ablehnen, die aber sooo ungewöhnlich damals nicht waren.

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Wenn man den Antijudaismus der Urkirche und die Tendenz der Evangelisten die Römer zu entlasten und die Juden anzuschwärzen in Rechnung stellt, war der Prozess Jesu ein römischer Hochverratsprozess wei er im Buche steht und sicher kein jüdisches Religionsverfahren.

 

 

Der Ausdruck "Gottesmord" ist ohndies sinnlos.....man kann Gott nicht ermorden.

 

Und doch steht im Credo, er sei gestorben.

 

Der Prozess gegen Jesus war ein doppelter: Religionsstörung auf jüdischer, Hochverrat auf römischer Seite.

Gott kann nicht sterben. Wenn wir diesen Grundsatz verlassen sind wir beim Aberglauben.......Phölnix aus der Asche.

Warum haben iohn die Juden dann nicht selbst hingerichtet.

Glaubt man wirklich ernsthaft dass der Sanhedrin es ausgehalten hätte, den Römern jemanden auszuliefern wegen eines politischen Delikts? Noch dazu einen, der s. Palmsonntag im Volk erheblichen Rückhalt hatte.

 

Am Faktum des rein römisch rechtlichen Prozesses gibt es heute unter Theologen und Juristen jaum mehr Zweifel. Der Linzer Neutestamentler Prof. Niemand hat dazu ein hervorragendes Buch geschrieben. Ich werde es heute Abend genau anführen.

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Warum man ihn nicht als Hauptschuldigen sieht - reine Politik der Urkirche.
Das glaube ich nicht. In der Urkirche war sehr wohl bekannt, dass Pilatus von den Hohepriestern missbraucht wurde.

 

 

Missbraucht würde ich nicht sagen. Er brachte den ordentlichen Gottesdienst durcheinander, er störte den gottgewollten Kult,

Warum hat ihn dann eigentlich die Tempelwache nicht gleich verhaftet?

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Da der Hohe Rat aber nur die Niedergerichtsbarkeit hatte und Jesus damit nicht endgültig "kalt stellen" konnte, musste die römische Justiz eingeschaltet werden,

Das ist falsch: Wenn es ein religiöser Prozess gewesen wäre, hätten die Juden ohne weiters selber richten und hinrichten dürfen. Sie haben zur Steinigung des Stefanus und des Jakobus auch keine Römer gebraucht.

Nun ja, die Beschreibung der Steinigung Stephanus' trägt ja nicht gerade Züge eines ordentlichen Verfahrens, sondern ist eher mit Lynchjustiz zu beschreiben und insofern kein geeigneter Anhaltspunkt für die Rekonstruktion des damaligen ordentlichen Verfahrens. Der Herrenbruder ist tatsächlich durch das Sanhedrin verurteilt worden. Allerdings fiel dies genau in die Vakanzzeit zwischen zwei Statthaltern und die Tatsache, dass einerseits die Pharisäer nach Josephus gegen die Rechtmäßigkeit des Urteils protestierten und der neue Statthalter sofort den Hohenpriester Hanns II., der das Urteil vorangetrieben hatte, absetzte, sprechen dafür, dass sich der Hohe Rat die Kapitalgerichtsbarkeit widerrechtlich angeeignet hatte.

Wer vertritt denn die These, der Hohe Rat habe selbst auch Hochgerichtsbarkeit inne gehabt?

 

Dass die prorömischen Tendenzen in den Evangelien zweifellos vorhandenen sind, wird niemand bestreiten (im Übrigen eher "prorömisch" als "antijüdisch", denn den Evangelisten ging es wohl weniger darum, einen Antijudaismus zu pflegen. Das wäre auch beim zur Zeit der Abfassung noch herrschenden Nebeneinander von Judenchristen und Heidenchristen nicht sehr klug gewesen.

 

Zur Zeit der Abfassung der Evangelien waren die Judenchristen, die so wie andere Juden Jerusalem verlassen mussten, bereits kein Faktor mehr, auf den man Rücksicht nahm........zudem hatte auch die oben erwähnte Steinigung des Stephanus und des Jakobus bereits stattgefunden.

Für Joh kann man das eingeschränkt sagen (obwohl auch er es etwa noch mit der jüdischen Gemeinde des Täufers zu tun hatte). Die Synoptiker hatten definitiv mit Judenchristen in ihren Gemeinden zu tun. Das Judenchristentum hörte ja nicht bei der Zerstörung des Tempels auf, zu bestehen.

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Wenn Mt. z.B. mit der unsäglich angeblichen Selbstverfluchung (sein Blut komme über uns und unserer Kinder) aber auch mit anderen Stellen und Johannes (der Teufel ist der Juden Vater) nicht antijüdisch sind, was braucht es sonst noch?
Ich weiss nicht, inwieweit die Evangelien für dich Offenbarung sind, aber wenn du gewisse Aussagen als "antijüdisch" interpretierst, dann hätte Gott sich in seiner Offenbarung gegen sein eigenes Volk gewandt. Das glaube ich nicht, sondern dass die betreffenden Stellen konkrete Kritik an bestimmten jüdischen Gruppen und Personen darstellen, aber keinen ideologischen "Antijudaismus".

 

In diesem Sinne muss man auch heute immer sorgfältig unterscheiden zwischen Antisemitismus und Judenkritik.

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Am Faktum des rein römisch rechtlichen Prozesses gibt es heute unter Theologen und Juristen jaum mehr Zweifel. Der Linzer Neutestamentler Prof. Niemand hat dazu ein hervorragendes Buch geschrieben. Ich werde es heute Abend genau anführen.
Quintessenz: "Niemand glaubt, dass nur die Römer am Tod Jesu schuld waren!" :lol:

Ich frage mich, welchen Zweck diese ideologische und unbiblische Schuldverlagerung haben soll. Das halbe Neue Testament samt vieler Aussagen Jesu "Der STein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden" etc, ist dann für den Hugo. Und das Verhältnis Christen - Juden wäre erst recht belastet, weil die ersten Christen die Juden mit einer erfundenen Schuld belastet hätten - eine tolle Grundlage für eine neue Religion! :lol:

 

Man sollte daher nicht aus ideologischen Gründen von einem Extrem (Gottesmörder) ins andere (die Römer sind an allem schuld) schwenken.

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Wer vertritt denn die These, der Hohe Rat habe selbst auch Hochgerichtsbarkeit inne gehabt?
Das Johannesevangelium, sonst hätte sich niemand zur Steinigung der Ehebrecherin (Joh 8) zusammen gerottet.

Es gab wohl eine Unterscheidung in religiöse Vergehen (Zuständigkeit Hoher Rat) und politische Verbrechen (Zuständigkeit Statthalter) Warum der Hohe Rat dann aber unbedingt Jesus Pilatus übergeben wollte, bleibt diskutierenswert. Vielleicht war das Signal nach außen gegen die Bewegung Jesu noch stärker, wenn sie sagen konnten: Seht, auch Rom steht auf unserer Seite!

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Wer vertritt denn die These, der Hohe Rat habe selbst auch Hochgerichtsbarkeit inne gehabt?
Das Johannesevangelium, sonst hätte sich niemand zur Steinigung der Ehebrecherin (Joh 8) zusammen gerottet.

Es gab wohl eine Unterscheidung in religiöse Vergehen (Zuständigkeit Hoher Rat) und politische Verbrechen (Zuständigkeit Statthalter) Warum der Hohe Rat dann aber unbedingt Jesus Pilatus übergeben wollte, bleibt diskutierenswert. Vielleicht war das Signal nach außen gegen die Bewegung Jesu noch stärker, wenn sie sagen konnten: Seht, auch Rom steht auf unserer Seite!

Woher wissen wir, dass sie sich "zur Steinigung" zusammenrotteten? Der Text gibt nur her, dass sie Jesus mit der Frage danach hereinlegen wollen.

Das geht auch umgekehrt: wenn er das mosaische Gesetz bestätigt, fordert er zum Rechtsbruch auf, wenn sie kein Recht auf Vollstreckung der Todesstrafe haben und ist ein Aufrührer gegen Rom.

Wenn er es nicht bestätigt, ist er ein feiger Kollaborateur.

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Am Faktum des rein römisch rechtlichen Prozesses gibt es heute unter Theologen und Juristen jaum mehr Zweifel. Der Linzer Neutestamentler Prof. Niemand hat dazu ein hervorragendes Buch geschrieben. Ich werde es heute Abend genau anführen.
Quintessenz: "Niemand glaubt, dass nur die Römer am Tod Jesu schuld waren!" :lol:

Ich frage mich, welchen Zweck diese ideologische und unbiblische Schuldverlagerung haben soll. Das halbe Neue Testament samt vieler Aussagen Jesu "Der STein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden" etc, ist dann für den Hugo. Und das Verhältnis Christen - Juden wäre erst recht belastet, weil die ersten Christen die Juden mit einer erfundenen Schuld belastet hätten - eine tolle Grundlage für eine neue Religion! :lol:

 

Man sollte daher nicht aus ideologischen Gründen von einem Extrem (Gottesmörder) ins andere (die Römer sind an allem schuld) schwenken.

 

Das oben erwähnte Buch.

Christof Niemand Jesus und sein Weg zum Kreuz. Ein historisch-rekonstruktives und theologisches Modellbild, Stuttgart 2007.

bearbeitet von wolfgang E.
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Hier noch ein paar Anmerkungen die Pinchas Lapide der bekannte jüdische Exeget der Neutestamentlichen Schriften zum angeblichen jüdischen Prozess Jesus macht:

 

1. Kapitalprozesse dürfen nur am helllichten Tag verhandelt werden; das Synhedrin trat aber angeblich in der Nacht zusammen um Jesus zu verurteilen.

2. Am Sabbat, an Feiertagen und am Vorabend aller Feiertage durften keine Gerichtsverhandlungen stattfinden. Nach den Synoptikern aber wurde der Prozess Jesu am Abend des Pessachfests durchgeführt, was eine grobe Verletzung der Feiertagsruhe mit sich gebracht hätte.

3. Ein Todesurteil darf niemals am Tag der Verhandlung selbst sondern erst am folgenden Tag gefällt werden, um den Richtern die Gelegenheit zu geben, die Sache zu überschlafen. Das Synhedrin verurteilte aber Jesus angeblich aber sofort zum Tode.

………………….

5. Aus dem Bericht der Evangelien entsteht der Eindruck, dass der Prozess im Haus des Hohepriesters stattgefunden habe. Rechtsgültige Prozesse mussten aber im regulären Versammlungsraum des Synhedrions in der Quaderhalle des Tempels stattfinden.

………………………………………………………..

11. Der Hohepriester zerriss seine Gewänder (Mt. 26,65) Dies ist den Priestern nach Torah Recht ausdrücklich verboten (Lev. 10, 6)

 

Lapide schreibt: Zusammenfassend darf festgestellt werden: Falls das Syhedrin einen solchen Prozess je veranstaltet hätten, wie Markus und Matthäus ihn schildern wäre es ein beispielloser Rekord an Illegalitäten gewesen. In einer Sitzung wäre es den Weisesten im alten Israel gelungen die meisten ihrer eigenen Satzung zu verletzen…….

 

Quelle: Pinchas Lapide, Wer war Schuld an Jesu Tod, Güterloh 1987, S 63-66 .

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Kreuzigung war eine römische Todesstrafe. Diese "schändlichste Art der Hinrichtung" (Cicero) war vorbehalten für entlaufene Sklaven und Aufständische in den Provinzen. Pontius Pilatus führte eine grausame Willkürherrschaft in Palästina. Ihm wird "nach konservativer Schätzung die Kreuzigung von 6000 Juden angelastet, die meisten nach kurzem Prozess oder ohne jedwedes Gerichtsverfahren" (Pinchas Lapide).

 

Wie kommt es aber dann, dass in den Evangelien der Anteil der Römer am Tod Jesu heruntergespielt wird, der Anteil der Juden - der wahrscheinlich eher bei Null lag - hingegen so sehr betont wird?

 

Eine einleuchtende Antwort ist diese hier:

 

"Gegen Ende des Jahres 64, als einige Bezirke der Hauptstadt Rom eingeäschert wurden, schob Kaiser Nero die Schuld dafür den Christen in die Schuhe, worauf Tausende von Christen vor die Löwen geworfen, andere als lebendige Fackeln verbrannt und abertausende als Volksbelustigung in grausamster Weise öffentlich hingerichtet wurden. Kein Christ, der nach dieser Katastrophe schrieb - und die Evangelien wurden kurz danach endgültig redigiert -, konnte dieses Trauma verdrängen, noch konnte er umhin, die einzig mögliche Schlussfolgerung zu ziehen: alles Menschenmögliche zu tun, um jedweden Verdacht, die junge Kirche, ihr Gründer oder ihre Apostel hätten auch nur die leiseste Abneigung gegen das römische Kaiserreich, im Keime zu ersticken. Daher sind alle Römer im Neuen Testament auffallend sympathisch geschildert; die Juden hingegen als boshaft und jesusfeindlich." (Pinchas Lapide, Ist die Bibel richtig übersetzt?, Seite 110 f.).

 

Alfons

bearbeitet von Alfons
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