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40 Jahre Dei Verbum


ramhol

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In der neuesten Ausgabe von Bibel und Kirche steht ein interessanter Artikel zum 40-jährigen Jubiläum von Dei Verbum (Dogmatische Konstitution über die Göttliche Offenbarung).

 

Gerne würde ich über einige Aussagen des Artikels, der insgesamt sehr lesenswert ist und in der nächsten Ausgabe fortgesetzt wird, mit euch reden bzw. eure Meinung dazu hören; vor allem vor dem Hintergrund, mit welchen Argumentationsketten hier im Forum manchmal diskutiert wird.

 

Hier also ein paar Auszüge aus: Walter Kirchschläger, Das Studium der Bibel als Seele der Theologie. Der Einfluss von Bibel und Exegese auf das Zweite Vatikanische Konzil, Bibel und Kirche (2005) Heft 2, 112ff.

 

Neben der hier zu erwähnenden biblischen Begründung des Einheitsstrebens der christlichen Kirchen (UR Art. 1 mit Bezug zu Joh 17 und Eph 4) und der durchgehend biblisch geprägten Ausdrucksweise der Darstellung des Verhältnisses zum Judentum in NE Art 4 muss immer wieder auf den Einleitungssatz der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute hingewiesen werden. GS Art. 1, Satz 1 (...) bilden eine kompakte Zusammenfassung der gesamten Jesusverkündigung im Blick auf Solidarität, Schicksalsgemeinschaft mit und Heilswillen für alle Menschen (siehe dazu z.B. Lk 4,16-20). Damit ist der Zugang des Konzils zu den Menschen und zur Welt aus der Perspektive Jesu umschrieben und festgelegt. Der sodann in Art. 4 formulierte Auftrag nach der Beachtung der "Zeichen der Zeit" entspricht jener Methode, die Jesus bei seinen Jüngerinnen und Jüngern angemahnt hatte [...]. Beides bildet einen hermeneutischen Schlüssel für das gesamte Dokument und für das darin so deutlich zum Ausdruck kommende Desiderat einer kontinuierlichen Neubeurteilung der Gegenwart im Lichte des Evangeliums, eines aggiornamento also im Blick auf die jeweils neue Zeit.

 

Zahlreiche lehramtliche Texte lassen erkennen, dass die Theologie des Wortes Gottes, wie sie in Dei Verbum entwickelt wurde, nicht oder nur sehr mangelhaft rezipiert, geschweige denn weitergedacht wurde. Historisierende Tendenzen, ein einzelnen Bibeltexten zugeschriebener uneingeschränkter Wahrheitsanspruch mit implizierter Verbalinspiration und ein fundamentalistisches Textverständnis lassen sich mit Dei Verbum (insbes. mit Kap. I und III) nicht vereinbaren. Versuche, die Bibel lediglich als "Steinbruch für dicta probantia, für zu beweisende Argumentation, heranzuziehen, werden erneut häufiger.

 

Das Beispiel schlechthin für diese Entwicklung stellt der "Katechismus der Katholischen Kirche" (1993) dar. Zwar zitiert der Katechismus Dei Verbum, seine Prinzipien macht er sich jedoch nicht zu eigen. die Bibel wird wörtlich gelesen, Sätze aus verschiedenem Kontext und unterschiedlicher Gattung werden miteinander kombiniert, Methoden der Schriftauslegung und Prinzipien ihres Verständnisses bleiben unbeachtet. Dass das erwachsenenkatechetische Anliegen auch anders und verantwortungsvoller wahrgenommen werden kann kann, zeigt der Deutsche Erwachsenenkatechismus.

 

Dem steht - gleichsam als Hoffnungszeichen - das Dokument der Päpstlichen Bibelkommission "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" (1993) gegenüberm in dem die verschiedenen Zugänge zur Bibel sachlich dargestellt und einer konstruktiven Kritik unterzogen werden. Die Inkulturation der Bibelauslegung wird unter Situationsbezogenheit der biblischen Schriften selbst nachdrücklich bejaht. Lediglich der fundamentalistische Zugang zur Bibel wird ausdrücklich als der falsch Weg verurteilt.
bearbeitet von ramhol
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Historisierende Tendenzen, ein einzelnen Bibeltexten zugeschriebener uneingeschränkter Wahrheitsanspruch mit implizierter Verbalinspiration und ein fundamentalistisches Textverständnis lassen sich mit Dei Verbum (insbes. mit Kap. I und III) nicht vereinbaren.

 

Dei Verbum

11. Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift enthalten ist und vorliegt, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden; denn aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der Kirche, die Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben (vgl. Joh 20,31; 2 Tim 3,16; 2 Petr 1,19-21; 3,15-16), Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind1

 

Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte5.

 

Alles, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen10.

 

uneingeschränkter Wahrheitsanspruch ..lassen sich mit Dei Verbum nicht vereinbaren - ja neee, is klar :lol:

bearbeitet von Erich
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