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Das Konklave


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Aus der Berichterstattung von Radio Vatikan zum Konklave:

 

 

 

Freitag, 15.4.2005:

 

In der vatikanischen Benediktionsaula hinter der Fassade des Petersdomes fand die feierliche Schwur-Zeremonie für die Teilnehmer am Konklave statt. Die Kardinäle sowie die Kleriker und Laien, die unmittelbar vor und nach den eigentlichen Wahlakten in der Sixtina zugelassen sind, mussten mündlich und schriftlich schwören, dass nichts vom Wahlvorgang nach außen dringen wird - nicht einmal, wenn die Wahl längst vorüber ist.

bearbeitet von EXPLORER
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Samstag, 16.4.2005:

 

Zum letzten Mal tagte am Samstag die Generalkongregation. Die Kardinäle versammelten sich um neun Uhr in der Synodenaula zu ihrer 12. Sitzung. Noch einmal berieten sie über die Probleme und Bedürfnisse der Kirche in der Welt. Sonnatg ist Ruhetag, bevor am Montag das Konklave beginnt.

 

Mit der Messfeier um 17 Uhr im Petersdom gingen die Novendialen zu Ende. Hauptzelebrant ist der aus Chile stammende Kardinal Jorge Arturo Medina Estévez. Er ist der Protodiakon des Kardinalskollegiums; er verkündet nach der Wahl des neuen Papstes den Menschen auf dem Petersplatz "Habemus papam". Der neunte und letzte Tag der Trauerzeit im Vatikan war noch einmal der "Capella Papale", also allen Priestern am Petersdom gewidmet.

 

Der Kardinal-Camerlengo Eduardo Martinez Somalo hat am Samstag vormittag den Ring und das Siegel von Papst Johannes Paul II. zerbrochen. Das hat Vatikan-Sprecher Joaquìn Navarro-Valls bekannt gegeben. Die Vernichtung von Ring und Siegel des Papstes nach dessen Tod ist krichenrechtlich vorgesehen und in der Apostolischen Konstitution "Universi Dominici Gregis" bestätigt. Beobachter hatten aber über den Zeitpunkt gerätselt.

 

Mit der Ankunft des australischen Kardinals Cassidy sind die 115 Papstwähler komplett – am Sonntag Nachmittag gegen 17 Uhr werden die Kardinäle ins vatikanische Gästehaus Domus Sanctae Marthae übersiedeln, um am Montag ins Konklave einzuziehen. Vatikan-Sprecher Joaquìn Navarro-Valls ist zum Abschluss der 12. und letzten Kardinalversammlung vor die Presse getreten und hat manch Bekanntes bestätigt – sowie manch Neues verlautbart.

 

Ungewiss ist etwa, ob es am Montag Nachmittag bereits einen ersten Wahlgang geben wird oder nicht. Um 16 Uhr 30 werden die Kardinäle feierlich ins Konklave einziehen, von Fernsehkameras begleitet. Die Kameras dürfen bleiben bis zu dem Moment, in dem der päpstliche Zeremonienmeister Marini „extra omnes“ ruft – soviel wie „alle raus“, alle, die mit der Wahlhandlung nichts zu tun haben. Je nachdem, was die Kardinäle dann bestimmen, gibt es einen ersten Wahlgang oder nicht – und damit zum ersten Mal Rauch aus dem Schornstein der Sixtina.

 

Ab Dienstag wird zwei Mal täglich Rauch aufsteigen. Navarro-Valls sagte unter Vorbehalt, dass damit jeweils gegen 12 und gegen 19 Uhr zu rechnen sei – vorausgesetzt, der Papst werde nicht in einem ersten Wahlgang gewählt. In diesem Fall würde der weiße Rauch entsprechend früher aufsteigen, begleitet jedenfalls vom Glockengeläut des Petersdomes.

Techniker der vatikanischen Gendarmerie haben inzwischen sowohl die Sixtina als auch die Domus Sanctae Marthae abhörsicher gemacht. So würde in der Sixtina kein Handy-Signal mehr ankommen: Die Abschirmung sei perfekt, so Navarro. An die Adresse der Rom-Besucher sagte er, während des Konklaves seien die Kuppel des Petersdomes und die vatikanischen Gärten geschlossen. Besucher hätten aber Zutritt zum Grab von Johannes Paul II. in den Grotten des Petersdomes.

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Sonntag, 17.4.2005:

 

Einen Tag vor dem Beginn des Konklave haben heute viele Kardinäle in ihren römischen Titelkirchen die Messe gefeiert. Heute nachmittag werden die 115 Purpurträger, die an der ersten Papstwahl des neuen Jahrtausends teilnehmen, in die "Casa Santa Marta" im Vatikan einziehen. Dort werden sie während des Konklave wohnen. Morgen früh wollen sie um 10 Uhr im Petersdom an der Messe "pro eligendo pontefice", für den zu wählenden Papst, teilnehmen. Von der Predigt, die Kardinal Joseph Ratzinger halten wird, erwarten sich viele Beobachter auch Hinweise auf den künftigen Papst. Morgen nachmittag beginnt das Konklave um 16.30 Uhr mit dem Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle. Für den Abend wird schon mit einem ersten Wahlgang gerechnet.

 

Auch heute spekulieren italienische Zeitungen über die Aussichten einzelner Kandidaten, Papst zu werden. Dabei herrscht der Eindruck vor, dass es ein sehr breites Kandidaten-Feld gibt. Die Zeitungen glauben, dass Kardinal Ratzinger und in zweiter Linie der frühere Mailänder Erzbischof, Kardinal Carlo Maria Martini, beim ersten Wahlgang viele Stimmen bekommen werden. Weiter tauchen in den Medien folgende Namen auf: Sodano, Re, Ruini, Tettamanzi, Scola bei den Italienern, dann der Österreicher Schönborn und der Portugiese Policarpo. Ganz ruhig sieht das Konklave allerdings der Kardinal von Florenz, Ennio Antonelli: Gott habe ja den neuen Papst schon längst ausgesucht. Man müsse jetzt nur noch im Gebet besser begreifen, wer es genau sei.

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interessant ist das die für morgen geplante messe im neuen meßbuch nicht existiert

Und was schließen wir daraus? Ist dann wirklich alles in Ordnung? :lol:

 

PS: Explorer, du hast dich ja anscheinend genau kundig gemacht. Welche beiden wahlberechtigten Kardinäle fehlen denn? Irgendetwas muss mir entgangen sein. Hilfst du mir? Danke

bearbeitet von Elima
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PS: Explorer, du hast dich ja anscheinend genau kundig gemacht. Welche beiden wahlberechtigten Kardinäle fehlen denn? Irgendetwas muss mir entgangen sein. Hilfst du mir? Danke

Zwei sind wohl krankheitshalber verhindert.

Nachzulesen hier: http://www.kath.net/2005/detail.php?id=10249

 

 

 

(Der 78-jährige emeritierte Erzbischof von Monterrey (Mexiko), Kardinal Adolfo Suarez Rivera, sowie der 76-jährige Kardinal Jaime Sin, emeritierter Erzbischof von Manila (Philippinen).)

bearbeitet von Moni
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interessant ist das die für morgen geplante messe im neuen meßbuch nicht existiert

Und was schließen wir daraus? Ist dann wirklich alles in Ordnung? :lol:

 

PS: Explorer, du hast dich ja anscheinend genau kundig gemacht. Welche beiden wahlberechtigten Kardinäle fehlen denn? Irgendetwas muss mir entgangen sein. Hilfst du mir? Danke

interessant ist welche messe dann wohl genommen wird

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PS: Explorer, du hast dich ja anscheinend genau kundig gemacht. Welche beiden wahlberechtigten Kardinäle fehlen denn? Irgendetwas muss mir entgangen sein. Hilfst du mir? Danke

Zwei sind wohl krankheitshalber verhindert.

Nachzulesen hier: http://www.kath.net/2005/detail.php?id=10249

 

 

 

(Der 78-jährige emeritierte Erzbischof von Monterrey (Mexiko), Kardinal Adolfo Suarez Rivera, sowie der 76-jährige Kardinal Jaime Sin, emeritierter Erzbischof von Manila (Philippinen).)

Danke, Moni!

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interessant ist welche messe dann wohl genommen wird

Befürchtest Du einen liturgischen Skandal?

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interessant ist welche messe dann wohl genommen wird

Befürchtest Du einen liturgischen Skandal?

Das hatte ich mit meinem Posting auch schon vermutet. Morgen werden wir sicher erfahren, ob alles o.k. war und der Papst dann gültig gewählt wird.

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interessant ist das die für morgen geplante messe im neuen meßbuch nicht existiert

Welches Messbuch ist für Dich denn neu? Im Messbuch von 1974 finden sich Orationen "Zur Wahl eines Papstes oder Bischofs" (Kleinausgabe S. 1047).

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interessant ist das die für morgen geplante messe im neuen meßbuch nicht existiert

Welches Messbuch ist für Dich denn neu? Im Messbuch von 1974 finden sich Orationen "Zur Wahl eines Papstes oder Bischofs" (Kleinausgabe S. 1047).

und die Lesungstexte kann man laut Schott vom Tag nehmen, wenn sie passen. Eigentlich sehe ich auch keine Schwierigkeiten. Das Evangelium von heute (ich meine den Text) scheint auch für morgen vorgesehen zu sein. Ich finde, es würde hervorragend passen. warten wir's ab.

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warten wir's ab.

Vielleicht verfasst Kardinal Ratzinger auch spezielle Orationen und sucht sich zum Anlass passende Lesungstexte ........

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warten wir's ab.

Vielleicht verfasst Kardinal Ratzinger auch spezielle Orationen und sucht sich zum Anlass passende Lesungstexte ........

Von mir aus gerne, ich sehe das nicht so eng.

 

PS: Ich habe vorhin mitgekriegt, dass der Gottesdienst wohl im Fernsehen übertragen wird (16.10 ARD; ohne Gewähr). Da kann man ja sehen und hören, wie der Gottesdienst gestaltet ist. (Um die Zeit bin ich allerdings weit weg von jedem Fernsehgerät.)

bearbeitet von Elima
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das geht nicht mahl sehen was da kommt der gute kardinal schein ein gutes gespür für tradition zu haben beim requiem für den papst wurde ja auch der römische canon verwendet

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warten wir's ab.

Vielleicht verfasst Kardinal Ratzinger auch spezielle Orationen und sucht sich zum Anlass passende Lesungstexte ........

Von mir aus gerne, ich sehe das nicht so eng.

 

PS: Ich habe vorhin mitgekriegt, dass der Gottesdienst wohl im Fernsehen übertragen wird (16.10 ARD; ohne Gewähr). Da kann man ja sehen und hören, wie der Gottesdienst gestaltet ist. (Um die Zeit bin ich allerdings weit weg von jedem Fernsehgerät.)

nein die messe ist doch vormittag um 10 nachmittag gibts den einzug ins konklave mit dem "extra ommnes"

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Franciscus non papa
das geht nicht mahl sehen was da kommt der gute kardinal schein ein gutes gespür für tradition zu haben beim requiem für den papst wurde ja auch der römische canon verwendet

nun, das ist ja wohl auch sinnvoll gewesen, weil gerade dieses hochgebet einen engen bezug zur ortskirche von rom hat, mit der aufzählung der ortsheiligen...

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Hallo allezusammen,

 

vielleicht interessieren sich ja ein paar für Programmtipps zum Thema:

 

Von 14.15 - 15.00 Uhr ZDF kommt etwas über die Sixtina

von 16.10 - 17.15 Uhr ARD kommt der Einzug in die Konklave

von 19.21 - 19.35 Uhr ZDF kommt ein Spezial UND

von 0.20 bis 01.20 Uhr ZDF kommt etwas über + Papst Johannes Paul II

 

Liebe Grüße

Tami

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Das Bayerische Fernsehen (also 3. Pr.) überträgt ab 9.30 Uhr den Gottesdienst.

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Bin gerade rumgesurft und hab was Nettes gefunden, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:

 

Im Konklave von 1572 ... riet der damalige Erzbischof von Mailand Karl Borromäus den anderen Kardinälen, Kardinal Ugo Boncompagni zum Papst zu wählen. Die Kardinäle hatten ein offenes Ohr für den gutgemeinten Ratschlags von Karl Borromäus. Mit einer Dauer von 24 Stunden ist dieses Konklave das kürzeste in der Geschichte und endete mit einstimmiger Wahl.

 

Ugo Boncompagni nahm den Namen Gregor XIII. an und regiert hoch angesehen bis 1585. Nach einiger Zeit stellte sich jedoch heraus, dass Gregor XIII. einen natürlichen Sohn hatte.

 

Karl Borromäus wurde von den anderen Kardinälen vorwurfsvoll gefragt, ob er das nicht gewusst habe, als er ihn zum Papst vorschlug. Darauf der hl. Karl Borromäus: „Ich nicht, aber der Heilige Geist hat es gewusst – und es hat ihm nichts ausgemacht."

 

Quelle

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hihi, die Antwort ist klasse

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Montag, 18.April 2005:

 

Vatikan: Konklave hat begonnen

115 wahlberechtigte Kardinäle sind heute Nachmittag in die Sixtinische Kapelle eingezogen, um mit der Wahl eines neuen Papstes zu beginnen. Unter Michelangelos Fresko des "Jüngsten Gerichts" und unter den Klängen des "Veni, Creator Spiritus" nahmen die Purpurträger ihre Plätze ein. Die Atmosphäre wirkte ernst, sogar angespannt. Kardinaldekan Joseph Ratzinger verlas vor den in der Sixtina versammelten Kardinälen die lateinische Eidesformel. Mit ihr versprechen die Papstwähler, sich nicht vom Eigeninteresse, sondern dem Wohl der Kirche leiten zu lassen. Nach der Verlesung der Eidesformel legten die Kardinäle einzeln einen Eid ab. Der erste, der dazu vortrat, war der frühere Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano. Während der Eidesleistung der Kardinäle, die auch vom Vatikan-Fernsehen übertragen wurde, spielte eine Orgel.

Der Eid hat im einzelnen folgenden Wortlaut: "Wir alle und jeder einzelne wahlberechtigte, zu dieser Wahl des Papstes anwesende Kardinal versprechen, verpflichten uns und schwören, uns treu und gewissenhaft an alle Vorschriften zu halten, die in der Apostolischen Konstitution Papst Johannes Pauls II., 'Universi Dominici Gregis', vom 22. Februar 1996 enthalten sind. Ebenso versprechen wir, verpflichten wir uns und schwören, dass jeder von uns, wenn er durch Gottes Fügung zum Papst gewählt wird, sich bemühen wird, das "munus petrinum" (Anm. d. Red.: Petrusamt) des Hirten der Universalkirche in Treue auszuüben und unermüdlich die geistlichen und weltlichen Rechte sowie die Freiheit des Heiligen Stuhles zu wahren und zu verteidigen.

Vor allem aber versprechen und schwören wir, in bedingungsloser Treue und mit allen, seien es Kleriker oder Laien, Geheimhaltung über alles zu wahren, was in irgendeiner Weise die Wahl des Papstes betrifft, und was am Wahlort geschieht und direkt oder indirekt die Abstimmungen betrifft, dieses Geheimnis in keiner Weise während oder nach der Wahl des neuen Papstes zu verletzen, außer wenn vom Papst selbst eine ausdrückliche Erlaubnis dazu erteilt worden ist.

Gleichermaßen versprechen und schwören wir, niemals eine Einmischung, eine Opposition noch irgendeine andere Form zu unterstützen oder zu begünstigen, wodurch weltliche Autoritäten jeglicher Ordnung und jeglichen Grades oder irgendwelche Gruppen oder Einzelpersonen sich in die Papstwahl einzumischen versuchen sollten."

Mit der Hand auf dem Evangelium fügten alle Kardinäle einzeln folgenden Satz hinzu: "Ich verspreche, verpflichte mich und scwöre es, so wahr mir Gott helfe und diese heiligen Evangelien, die ich mit meiner Hand berühre." (rv)

 

Wie geht`s jetzt weiter?

Nach der Eidesleistung der Kardinäle, die während der Redaktion dieses Newsletters noch anhält, ertönt das berühmte "Extra omnes!" - Alle hinaus. Die Türen der Kapelle schließen sich, alles Kommende unterliegt allerstrengster Geheimhaltung.

Der tschechische Jesuiten-Kardinal Spidlik - selbst wegen hohen Alters kein Papstwähler mehr - hält dann den Kardinälen eine Betrachtung und Ermahnung zur Wahl des neuen Papstes. Er soll ihnen noch einmal einschärfen, dass sie bei ihrem Votum "nur Gott vor Augen haben" sollen. Anschließend fragt Kardinaldekan Joseph Ratzinger die Papstwähler, ob sie noch Fragen zum Prozedere haben. Ist das nicht der Fall, kann gleich mit dem ersten Wahlgang begonnen werden. Die Kardinäle können aber auch beschließen, erst morgen früh mit den Wahlen zu starten.

Die Welt wird aber ab diesem Moment nur noch auf den Kamin der Sixtinischen Kapelle starren können - einzige Verbindung der Wähler zur Außenwelt. In den kommenden Tagen sind jeweils zwei Wahlgänge morgens und zwei am Nachmittag vorgesehen - Rauchzeichen über das Ergebnis der Wahlgänge wird es gegen Mittag und abends gegen 19 Uhr geben. Der neue Papst ist gewählt, wenn eine Zweidrittelmehrheit zustandekommt; in diesem Fall gibt es weißen Rauch und Glockengeläut. Einigen sich die Wähler dagegen nicht, so wird es jedes Mal nach drei Wahltagen einen Tag der Ruhe und Besinnung geben. (rv)

 

Wie läuft die Papstwahl genau ab? HIER unser Dossier

 

Ratzinger: "Herde Christi zu erwachsenem Glauben führen"

Am Morgen haben die Kardinäle gemeinsam mit Tausenden Gläubigen im Petersdom die Messe zur Papstwahl gefeiert. Kardinal Joseph Ratzinger zelebrierte die Motivmesse "pro eligendo pontefice", also für den zu wählenden Papst. "In dieser Stunde", so der Kardinaldekan in der Predigt, "bitten wir den Herrn vor allem eindringlich, dass er uns nach dem großen Geschenk Papst Johannes Pauls II. wieder einen Hirten nach seinem Herzen schenke, einen Hirten, der zur Erkenntnis Christi führt, zu seiner Liebe, zur wahren Freude". Die Gläubigen, aber auch die Kardinäle, denen die Anspannung ins Gesicht geschrieben stand, applaudierten am Ende.

Ratzinger kritisierte den Widerstreit ideologischer Strömungen in der aktuellen Gesellschaft und immer stärker werdende individualistische Tendenzen. "Einen klaren Glauben zu haben, gemäß dem Credo der Kirche", so der deutsche Kardinal wörtlich, "wird oft als Fundamentalismus hingestellt." Relativismus dagegen, das - so Ratzinger weiter - "hin und her getrieben Sein vom Widerstreit der Meinungen" erscheine als die einzige Einstellung auf der Höhe der heutigen Zeit. Es konstituiere sich eine "Diktatur des Relativismus, die nichts als definitiv anerkennt und die als letztes Maß nur das Ich und seine Bedürfnisse lässt". Ratzingers Credo: "Wir aber haben ein anderes Maß: Den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. "Reif" ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und des letzten Schreis folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Es ist diese Freundschaft, die uns all dem gegenüber öffnet, was gut ist und uns das Kriterium liefert, zwischen Wahr und Falsch zu unterscheiden, zwischen Betrug und Wahrheit. Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem müssen wir die Herde Christi führen." (rv)

 

HIER der Volltext der Predigt von Kardinal Ratzinger.

 

Schönstes Wahllokal der Welt

Sie ist wohl das schönste Wahllokal der Welt – die Sixtinische Kapelle. Seit Tagen liefen hier die Vorbereitungen auf Hochtouren. Dort, wo sonst täglich Tausende von Besuchern durchgeschleust werden, Endlosbänder über Lautsprecher zur Ruhe mahnen, ist jetzt alles still.

Die Sixtina ist abhörsicher. Sicherheitsspezialisten des Vatikans haben Fußboden, Steckdosen, sogar Kerzenständer auf Wanzen untersucht. Handyempfang gibt es nicht mehr. Nicht einmal die CIA hat noch eine Chance, heißt es. An der Stirnseite, vor dem jüngsten Gericht Michelangelos steht der Tisch mit den Wahlurnen. Links und rechts jeweils zwei lange Tischreihen hintereinander - Platz für 115 Kardinäle. Die Zimmer im Gästehaus Santa Marta ist ausgelost worden, die Sitzordnung hält sich jedoch streng an die Rangfolge - je wichtiger der Purpurträger, desto näher sitzt er dem Gericht. Die Tische sind festlich eingedeckt, rote Tischdecken bis zum Boden, dazu Tischläufer im gleichen Beige wie der eigens verlegte Teppich. In der Mitte des Raums ein Tisch mit dem Evangelienbuch, hierauf schwören die Kardinäle. Hinter einer Trennwand, fünf bis sechs Meter von den Tischreihen entfernt ist Platz für die päpstlichen Chorknaben. Schließlich beginnt jeder Wahlgang mit bestimmten Gebeten und einer Art Andacht. Hier steht auch der Ofen. Gut einen Meter hoch, gusseisern, sauber ohne eine Stäubchen Asche. Daneben steht das Kaminwerkzeug, fast wie zu Hause am Kachelofen. Ein nagelneues glänzendes Kupferrohr führt zum Fenster hoch unter der Decke und von dort zum neu durchgebohrten Schlot auf das Dach rechts neben dem Petersdom. Das Warten auf das Rauchzeichen kann beginnen. (rv)

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