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Zu nett für diese Welt


Gaensebluemchen

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Hallo Gänseblümchen,

 

deine Disziplinprobleme scheinen, wenn ich das richtig verstanden habe, weniger aus sozialen Problemen deiner Schüler zu ergeben, sondern eher aus sozusagen überschäumender Lebensfreude und ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie eigentlich recht lieb sind.

 

Vielleicht könntest du das Problem ja mal mit den Schülern ernsthaft zu besprechen versuchen, schließlich werden sie ja wohl merken, dass sie sich selbst durch ihr Verhalten schaden. Du könntest mit ihnen Umgangsregeln erarbeiten, die von den Schülern auf einer Wandzeitung gestaltet werden können, mit Rechten und Pflichten für beide Teile, Schüler und Lehrer. Und du könntest mit den Schülern für Verstöße klare Strafen vereinbaren (ebenfalls auf Wandzeitung), meist haben ja Schüler ein recht feines Gefühl für Angemessenheit. Dann brauchst du nur darauf zurückzugreifen und brauchst dich nicht mehr darum zu sorgen, ob du vielleicht überreagiert hast. Und die Schüler können ihr Verhalten samt Konsequenz einschätzen. Allerdings: konsequent musst du dann auch sein.

 

Von Schreien halte ich gar nichts (wenn ich mal zu schreien versuche, dann wirke ich höchstens recht lächerlich, also lasse ich das). Außerdem nutzt Schreien sich ab und macht unsympathisch. Wenn es ganz schlimm ist, einen rausgreifen (das war ein sehr guter Tipp) und ganz ernst, aber ruhig tadeln, auch mit scharfem Ton, aber nicht laut werden. Ruhe kriegst du nicht rein, wenn du selbst Krach machst.

 

Am leichtesten sind diese Maßnahmen am Anfang eines Schuljahres durchzuführen, wenn noch niemand deine "zu sanfte" Seite kennen gelernt hast. Freundlich kannst du trotzdem sein, auch ein offenes Ohr bei Schüler-Problemen ist wichtig (aber das scheinst du ja zu haben).

 

Also noch mal kurz zusammengefasst: Regeln mitden Schülern zusammen erarbeiten, Sanktionen mit den Schülern zusammen planen, und dann: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz.

 

Ich wette, du schaffst das mit der Zeit! Viel Erfolg dabei wünscht dir

 

Ute

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Gaensebluemchen

Hallo,

 

im regulären Unterricht funktioniert die Einführung und Durchsetzung von Regeln auch (sogar bei mir so einigermaßen).

 

Das große Chaos bricht jedoch meist genau in den Veranstaltungen (Hausaufgabenhilfe, Gruppenförderunterricht) los, zu denen die Schüler keine Lust haben, weil sie dafür entweder länger in der Schule bleiben oder aus Lieblingsunterricht wie Sport oder Werken herausmüssen. Eigentlich verständlich.

 

Während in meinem regulären Unterricht mehr oder weniger Ruhe herrscht (nicht perfekt, aber immerhin) ist vor allem in der Hausaufgabenhilfe oft von Anfang an ein solches Chaos, dass zum Regelerarbeiten oder Gespräch mit den Schülern gar keine Chance besteht.

 

Es handelt sich um ohnehin meist problematische Schüler (von einigen Ausnahmen abgesehen), die vor allem deshalb in der HaHi sitzen, weil sie es allein nicht hinbekommen, ihre Aufgaben zu erledigen und ihre Eltern ihnen auch nicht helfen können oder wollen.

 

Die meisten dieser Schüler sind berühmt-berüchtigt und lösen bei meinen Kollegen nur noch Stöhnen aus.

 

Hinzu kommt, dass ich eigentlich nicht dafür ausgebildet bin, mit dieser Klientel zu arbeiten. Ich bin Realschullehrerin, war zwar im Referendariat an einer IGS, hatte dort aber logischerweise nur die Realschüler. Jetzt bin ich an einer Schule, die sowohl Haupt- als auch Realschule in sich vereinigt. Eingesetzt werde ich in beiden Gruppen, d.h. teilweise sind die Gruppen eh gemischt.

 

LG,

Gaensebluemchen

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Gänseblümchen, wie viele Schüler hast du denn bei Hausaufgaben und Förderunterricht zu betreuen (ich meine: auf einmal)? Gibt es evtl. eine Möglichkeit, einen positiven Anreiz für gutes Benehmen zu geben?

 

Ich kenne mich mit dieser Altersgruppe, mit der du es zu tun hast, nicht so gut aus. Meine Schüler sind älter (kfm. berufsbildende Schulen) und nicht mehr ganz so schlimm in dieser Beziehung. Dafür haben sie andere "Macken" :lol: .

 

Grüße von Ute

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Hallo, Gänseblümchen -

 

ich bin kein Lehrer. Als Kind habe ich unter Lehrern gelitten. Ich habe sie gehasst. Und ich wünschte mir, ich hätte damals Lehrer mit deiner Einstellung gehabt.

 

Ich drücke dir ganz, ganz doll die Daumen. :lol:

 

Alfons

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Lies doch mal in der Bibel. Vielleicht steht dort was Brauchbares, das Dir erlaubt ist.

 

Nee, aber mal im Ernst, ich war früher auch sehr schüchtern und lieb. Bis ich gemerkt habe, daß die Fähigkeit zur Boshaftigkeit eine prima Eigenschaft ist, die man immer mal gebrauchen kann.

 

Mittlerweile gelingt es mir problemlos, schulterzuckend irgendwelche I****** ins schwarze Loch zu stoßen und soll ich Dir was unter der Hand verraten? Es macht sogar Spaß!

 

3 Lo

 

 

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Der Teufel hats immer gut.

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im regulären Unterricht funktioniert die Einführung und Durchsetzung von Regeln auch (sogar bei mir so einigermaßen).

 

Das große Chaos bricht jedoch meist genau in den Veranstaltungen (Hausaufgabenhilfe, Gruppenförderunterricht) los, zu denen die Schüler keine Lust haben, ... Eigentlich verständlich.

 

Während in meinem regulären Unterricht mehr oder weniger Ruhe herrscht ... ist vor allem in der Hausaufgabenhilfe oft von Anfang an ein solches Chaos,..

 

Es handelt sich um ohnehin meist problematische Schüler ...

Da scheint mir guter Rat sowieso teuer. Ich frag mich, ob die anderen Lehrer unter diesen Umständen wirklich mehr Ruhe haben.

 

Dir sind ja die wesentlichen (positiven) Möglichkeiten zur Motivation gerade bei der Hausaufgabenhilfe genommen. Vielleicht liegt da strukturell was im Argen, was jetzt auf Deinem Rücken ausgetragen wird. Eine große Gruppe, die etwas Unbeliebtes machen kann, wo man kaum Möglichkeiten zur Motivation hat, ist naturgemäß ein unzähmbares Riesenmonster.

 

Insgesamt kann ich nur sagen: Du hast für meinen Geschmack zu viel über Gerechtigkeit geschrieben. Gerechtigkeit ist ein hohes Ideal, aber man zerbricht, wenn man sich unter den Zwang zu setzen meint, dieses Ideal auch verwirklichen zu müssen. Pragmatischere Leitlinien sind hier angesagt. Und wenn Du dadurch mehr Ruhe schaffen kannst, ist selbst für die ungerecht Behandelten letztendlich das Leben leichter.

 

Stimmt das wirklich so, dass im normalen Unterricht alles weitgehend ok. ist, und Die Schüler Dich nur unter Sonderbedingungen (Hausafgabenhilfe etc.) nicht ernst nehmen? Ehrlich gesagt kann ich mir das noch nicht ganz vorstellen.

 

Bei Problemschülern gibt es meiner Erfahrung nach überhaupt nichts Befriedigendes. Prügeln und rumschreien sind zwar hier auch keine Lösung, aber hier muss man extrem hart sein (und genau noch den Menschen eins über den Schädel ziehen, die sowieso schon dauernd eine draufbekommen.) In der Masse bist Du sonst chancenlos. Problemschüler bräuchten Einzelsitzplatz und intensive Einzelbetreuung. Wo das nicht möglich ist, scheitert man entweder selbst, oder muss tatsächlich gnadenlos ungerecht sein. Man muss sie (und man weiß, dass man das eigentlich nicht kann) mit dem gleichen Maß bestrafen, wie andere Schüler. Alles andere wirkt ungerecht und man verliert an Vertrauen und steht dann plötzlich gegen alle.

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und selbst erteilte Strafen wieder zurücknehme (aus Unsicherheit, ob sie auch wirklich gerechtfertigt waren). Mittlerweile dürfte mein Ruf bereits weitgehend ruiniert sein (mit der kann man's machen, die kann sich nicht durchsetzen).

Glaub ich Dir schon mal nicht, dass Du ungerechte Strafen verhängst. So einfach gibt ein Lehrer keine Strafen, allein schon, weil das anstrengend ist.

 

Ich könnte mir höchstens eine andere Ungerechtigkeit vorstellen: Dass man zum Schluss Strafen nur noch bei den Schülern durchsetzt, die am wenigsten Widerstand leisten. Das wäre natürlich abgrundtief (auch in den Augen der Klasse, die merken das nämlich).

 

Aber normalerweise hat sich ein Schüler die Strafe durchaus verdient. Das musst Du natürlich dann auch klar haben.

 

Wenn ich eine Strafe vergeben will, warte ich immer noch ein wenig zu. Wen ich einmal auf dem Kieker habe, der macht bestimmt auch gleich wieder was. Und da ich wirklich "kieke" sehe ich dann ganz genau, was der tut. Das reib ich ihm dann auch unter die Nase. (Aber ich hab da gut reden: Ich unterrichte lauter ganz liebe Kinder, die zudem hochmotiviert sind, vom Stoff was mitzubekommen).

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Also noch mal kurz zusammengefasst: Regeln mitden Schülern zusammen erarbeiten, Sanktionen mit den Schülern zusammen planen, und dann: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz.

Ich stimme der lieben Ute uneingeschränkt zu. Es gibt für Schüler nix schlimmeres als Lehrer, die nicht berechenbar sind. Ich erinnere mich noch sehr gerne an einen Mathelehrer, von dem es hieß: Knallhart - aber gerecht. Der hatte keine Probleme mit den Schülern.

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Genau. Die Rabauken eben.

 

Auf dem Schulhof machen sie es untereinander und lassen ihre Wut an den Wehrlosen und den Mädchen raus. Und im Klassenraum nehmen sie eben Dich für ihr Spiel. Für sie ist es nur Spaß und sie denken später nicht mehr daran. Für Dich aber gehts dabei um alles.

 

Stell Dir einfach vor, daß die Dein Leben zerstören werden. Und sag jetzt selbst, was Dir wichtiger ist: Ein vages Gefühl, alles gerecht gemacht zu haben oder die genutze Chance, Dein Leben schön und angenehm aufzubauen?

 

 

----

Nur wer konsequent und hart sein kann, wenn es nötig ist, überlebt.

bearbeitet von Trilobit
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Also noch mal kurz zusammengefasst: Regeln mitden Schülern zusammen erarbeiten, Sanktionen mit den Schülern zusammen planen, und dann: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz.

Ich stimme der lieben Ute uneingeschränkt zu. Es gibt für Schüler nix schlimmeres als Lehrer, die nicht berechenbar sind. Ich erinnere mich noch sehr gerne an einen Mathelehrer, von dem es hieß: Knallhart - aber gerecht. Der hatte keine Probleme mit den Schülern.

Genau, das Problem ist: wenn man einmal den Ruf "nachgiebig" zu sein weg hat, dann ist es dreimal so schwer konsequent zu sein, weil die Schüler dann Konsequenz als Willkür auslegen und da erstmal gegenhalten. Diesen Widerstand gilt es jedoch - wie schon gesagt - zu brechen.

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Nee, aber mal im Ernst, ich war früher auch sehr schüchtern und lieb. Bis ich gemerkt habe, daß die Fähigkeit zur Boshaftigkeit eine prima Eigenschaft ist, die man immer mal gebrauchen kann.

 

Mittlerweile gelingt es mir problemlos, schulterzuckend irgendwelche I****** ins schwarze Loch zu stoßen und soll ich Dir was unter der Hand verraten? Es macht sogar Spaß!

Prima, was für eine Wanldung...:):lol::):)

 

Da biste ja sowohl menschlich als auch göttlich ziemlich gewachsen, wenn Du immer so sicher weißt, daß es sich um I****** handelt, wenn jemand was gegen Deine Gnade tut...

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Hallo Gänseblümchen,

 

was mir in den haarigsten Situationen immer geholfen hat, ist ein innerer Wendepunkt: Du stehst hilflos vor einem Haufen Kinder, die machen, was sie wollen, und irgendwann heißt es: *entweder die oder ich!* Da dieses *ich* für mich nicht akzeptabel war, war das dann der Zeitpunkt für Strafen und Repressalien. Knallhart. Das hat dann auch immer ne Weile vorgehalten.

 

Manchmal gibt es aber auch die Erpresservariante: ich habe mal zwei Kunststunden gehalten, da war ich heiser und habe keinen Ton rausbekommen. Ich habe mir einen Schüler rausgegriffen und ihn quasi zu meinem Sprachrohr gemacht. Es hat geklappt, und in der nächsten Stunde gab es zur Belohnung für jeden eine kleien Süßigkeit. Das war vorher nicht angekündigt, ließ aber für die Kids die Möglichkeit offen, daß es wieder passiert.

 

Wer straft, muß auch loben. Und wer BEstraft, muß auch mal belohnen. Und wer sich über ne ganze Klasse beschwert und sie verdonnert, muß auch mal die andere Seite zeigen...:lol: Zuckerbrot und Peitsche heißt das wohl...:)

 

Ich denke trotzdem, daß es Dir gelingen muß, eine gewisse Härte zu entwickeln. Nicht menschlich hart, aber konsequent. Versuch´s mal mit der *die oder ich*-Methode.

 

Liebe Grüße,

Claudia

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Hallo,

 

ich muss mich mal ausheulen, weil ich gerade ziemlich down bin.

 

Hintergrund meiner Krise ist Folgendes: Ich bin Lehrerin und habe vor knapp drei Monaten meine erste feste Stelle angetreten (als angestellte Lehrerin mit halbjähriger Probezeit).

 

Immer mehr kristallisiert sich nun jedoch heraus, dass ich aufgrund meiner Persönlichkeit (lieb, nett, gutmütig und aus Überzeugung christliche Nächstenliebe praktizierend) zunehmende Schwierigkeiten bekomme, mit den Kindern zurechtzukommen. Mit den Schülern an sich komme ich im regulären Unterricht weitgehend zurecht, mittlerweile häufen sich jedoch die völlig aus dem Ruder laufenden Stunden, in denen ich z.B. für Förderunterricht bzw. Hausaufgabenhilfe eingesetzt bin.

 

Die Schüler nehmen mich überhaupt nicht für voll, machen, was sie wollen, sind extrem laut und es herrscht totales Chaos. Ich kenne zum Teil noch nicht alle Namen (die schlimmste Chaostruppe habe ich nämlich erst letzte Woche bekommen) und kann somit auch schwerlich effektiv Strafen verteilen.

 

Gleichzeitig tappe ich immer und immer wieder in die gleiche Falle, dass ich zuviel dulde, zu leicht nachgebe und selbst erteilte Strafen wieder zurücknehme (aus Unsicherheit, ob sie auch wirklich gerechtfertigt waren). Mittlerweile dürfte mein Ruf bereits weitgehend ruiniert sein (mit der kann man's machen, die kann sich nicht durchsetzen).

 

Ich bin wie gesagt noch in der Probezeit und befürchte mittlerweile, dass ich diese nicht überstehen werde. Die Schulleitung ist mir zwar wohlgesonnen, hat aber - indem sie bereits mehrfach die Schüler zusammengestaucht hat - inzwischen wohl eine Ahnung von meiner Unfähigkeit.

 

Was passiert, wenn ich als Angestellte die Probezeit nicht überstehe, kann ich mir denken - einen Job werde ich wohl kaum mehr finden. Wer bindet sich schon eine Lehrkraft ans Bein, die für die Schüler nichts als eine Lachnummer ist.

 

Leider ist dieser Job mein Traumberuf (für den ich eine sichere Karriere in einem anderen Job aufgegeben und mich viele Jahre lang fast bis aufs Blut abgemüht habe).

 

Jetzt habe ich endlich mein erstes und mein zweites Staatsexamen und lande prompt an einer Schule, an der viele der Schüler extrem schwierig sind. Andererseits mögen mich die Schüler (logisch, ich bin ja so nett) und loben immer meine Lockerheit (klar, denn mit mir kann man's ja machen).

 

Wenn es gut läuft (und das tut es durchaus auch), dann kann ich mir auch kaum etwas Schöneres vorstellen. Aber es kommt einfach zu häufig vor, dass ich mich nicht durchsetzen kann und z.B. die Hausaufgabenhilfe im Chaos endet. Wie gesagt, der reguläre Unterricht verläuft zum Großteil ganz okay, weil ich da mit Regeln und Notendruck arbeiten kann. Aber auch dort kommt es immer wieder zu Disziplinproblemen, weil die Schüler mich nicht 100% ernst nehmen (Typische für diese Situation bezeichnende Zitate: "Sie sind meine Lieblingslehrerin, denn sie sind ja so nett" oder "Es ist cool, dass Sie so locker sind.")

 

Warum können diese Kinder und Jugendlichen nur dann ein einigermaßen normales Verhalten an den Tag legen, wenn man sie anschreit und bei jeder Kleinigkeit Strafen verteilt? Warum funktioniert es nicht, wenn man die Schüler respektiert, sie auf gleicher Augenhöhe behandelt und ihnen Eigenverantwortung zutraut? Warum empfinde ich es mittlerweile als Kritik, wenn mir zum wiederholten Male ein Schüler sagt, dass ich viel zu nett bin? In welcher Welt leben wir, dass man Menschen wirklich fast mit Gewalt dazu bringen muss, sich wie normale Menschen zu benehmen und sich nicht gegenseitig ständig mit Beleidigungen, tätlichen Angriffen und dem Wegnehmen von Gegenständen zu quälen? Warum sind so viele Jugendliche heute nicht mehr wissbegierig und neugierig, sondern nur noch darauf aus, den bequemsten Weg zu gehen (den des totalen Nichtstuns), obwohl sie dabei sehenden Auges in die Arbeitslosigkeit abdriften.

 

Ich will meinen Job nicht aufgeben bzw. verlieren. Nur macht es mich wahnsinnig, dass ich meine Persönlichkeit verbiegen und mich als vollkommen anderer Mensch (eiskalt, streng und knallhart) darstellen muss, um die normalen Regeln des täglichen Miteinanders durchsetzen zu können. Ich bin ziemlich ratlos. :lol:

 

Danke für's Zuhören!

 

Liebe Grüße,

Gaensebluemchen

Hallo,

 

teilweise erinnert mich Dein Bericht an das was meine Frau so erzählt. Sie ist nach mehreren Jahren wieder in den Lehrerberuf eingestiegen und hat hier zumindest in einigen Klassen auch ihre Probleme, weil sie keinen Bock hat, den komplett Autoritären rauszukehren (als sie es dann doch mal tat, hat ihr eine Mutter sofort vorgeworfen, meine Frau schüchtere die Kinder ein).

 

Mir scheint es so, dass die Schüler genau wissen, ob Lehrer Macht über sie haben (etwa durch die Notengebung). Die Motivation, sich zu beherrschen, scheint eher von außen als von innen zu kommen.

Andererseits macht meine Frau aber auch die Erfahrung, dass viele Schüler überhaupt nicht gewohnt sind, ernst genommen zu werden. Wenn sie das tut, fangen die Schüler an zu reden. Da war z.B. einer der schlimmsten Störenfriede ihres Reli-Unterrichts, der plötzlich erzählte, er engagiere sich in einem Hospitz.

 

Ich denke, das System Schule ist in dieser Form einfach krank. Es scheint keinen Sinn mehr zu machen, 25 Schüler für eine dreiviertel Stunde in einen Raum zu sperren, in dem alle dasselbe tun müssen.

Aber das ist ein anderes Thema,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Hallo Mat,

 

das Problem ist, daß viele Schüler eine völlig andere Vorstellung von *ernst genommen werden* haben als ein Lehrer, der seinen Stoff durchkriegen muß....

sicher, so ist es.

 

Aber Stoff durchkriegen geht nur mit Druck und tötet jedes Eigeninteresse der Schüler.

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Nehmt Schule einfach nicht so wichtig, das ist vorbei. Heute lernen nur noch die Kinder was, wo die Eltern hinterher sind. Außerdem: Wenn sie bis zum 10. Lebensjahr Rechnen, Schreiben, Lesen können und neugierig sind: die Bildung, insbesondere die Allgemeinbildung liegt gewissermaßen in der Luft und wird automatisch eingesogen, wenn man nur das Maul aufsperrt. (vgl. Max Goldt)

Grüße, kam.

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Nehmt Schule einfach nicht so wichtig, das ist vorbei. Heute lernen nur noch die Kinder was, wo die Eltern hinterher sind.

Schlimm genug, DASS es so ist.

 

Da immer weniger Eltern hinterher sind, muiß man Schule sogar WICHTIGER nehmen...

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Nehmt Schule einfach nicht so wichtig, das ist vorbei. Heute lernen nur noch die Kinder was, wo die Eltern hinterher sind. Außerdem: Wenn sie bis zum 10. Lebensjahr Rechnen, Schreiben, Lesen können und neugierig sind: die Bildung, insbesondere die Allgemeinbildung liegt gewissermaßen in der Luft und wird automatisch eingesogen, wenn man nur das Maul aufsperrt. (vgl. Max Goldt)

Grüße, kam.

Nein, nehmt Schule nicht so wichtig. Wenn die Eltern ihre Kinder nicht mehr unterstützen, dann ist sowieso zappenduster. WEnn sie bis zum 10. Lebensjahr das alles nicht können, dann wird nix mehr eingesogen.

 

kam?

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Nehmt Schule einfach nicht so wichtig, das ist vorbei. Heute lernen nur noch die Kinder was, wo die Eltern hinterher sind. Außerdem: Wenn sie bis zum 10. Lebensjahr Rechnen, Schreiben, Lesen können und neugierig sind: die Bildung, insbesondere die Allgemeinbildung liegt gewissermaßen in der Luft und wird automatisch eingesogen, wenn man nur das Maul aufsperrt. (vgl. Max Goldt)

Grüße, kam.

.... und es klappt auch nicht immer, wie man hier deutlich sieht ... !

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Gaensebluemchen
[stimmt das wirklich so, dass im normalen Unterricht alles weitgehend ok. ist, und Die Schüler Dich nur unter Sonderbedingungen (Hausafgabenhilfe etc.) nicht ernst nehmen? Ehrlich gesagt kann ich mir das noch nicht ganz vorstellen.

Hallo Mecky,

 

vielen Dank für deine Antwort!

 

Nun, im regulären Unterricht (zumindest in meinem von mir fachfremd unterrichteten Wirtschaftskundeunterricht) ist es so, dass in der Regel zumindest kein wildes Chaos ausbricht und ich in etwa so unterrichten kann, wie ich mir das vorstelle. Natürlich herrscht auch dort keine 100% Ruhe (ich habe einige von Natur aus sehr lebhafte und quirlige Schüler, außerdem ein paar verschwätze Mädchen), aber ich habe schon das Gefühl, dass die Schüler etwas lernen und dass wir ganz gut vorankommen. Allerdings sind die Lerngruppen mit 8 bzw. 12 Schülern herrlich klein. Aber auch hier gibt und gab es zum Teil schwer zu bändigende Schüler (die aber in der ganzen Schule als Problemfälle gelten).

 

In Englisch (fast 30 Schüler) herrschten teilweise schon ziemliche Unruhe und Disziplinlosigkeit, allerdings habe ich da jetzt mit den Schülern einen "Vertrag" geschlossen, der sie auf bestimmte Regeln verpflichtet (jeder musste unterschreiben) und entsprechende Strafen bei Verstößen ankündigt. Die Schüler haben das sehr gut akzeptiert und es ist in der Tat deutlich ruhiger geworden. Die Klasse ist gerade im Praktikum, mal schauen, wie sie sich verhält, wenn sie zurückkommt.

 

Interessanterweise sind einige der Schüler aus meinem Wirtschaftskundeunterricht auch in einer meiner Hausaufgabenhilfegruppen. Da sind sie um einiges unruhiger und viel schwerer zu bändigen. Insofern kann es nicht nur an mir allein liegen, sondern auch an den Rahmenbedingungen.

 

@ alle:

Einen Fortschritt habe ich jedoch gestern gemacht: Zwei Schüler, die es wirklich verdient hatten, haben von mir eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen (Hausordnung abschreiben) und ich bin trotz aller Argumente seitens der Schüler hart geblieben. Ich werde diese Strafarbeit am Montag auch über die Klassenlehrerin einfordern und sozusagen aus Gründen des Prinzips eisern darauf bestehen.

 

Als meine Schüler nach dieser Aktion erfuhren, dass ich nach den Ferien eine 5. Klasse bekomme und dies mit den Worten "die Armen!" kommentierten, wusste ich, ich bin auf dem richtigen Weg! :lol:

 

Viele Grüße,

Gaensebluemchen

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Als meine Schüler nach dieser Aktion erfuhren, dass ich nach den Ferien eine 5. Klasse bekomme und dies mit den Worten "die Armen!" kommentierten, wusste ich, ich bin auf dem richtigen Weg! :lol:

:)

 

Siehst Du? Man lernt es mit der Zeit.

 

Ciao/Domingo

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Hallo Gänseblümchen,

 

wie kommt es, dass die Lerngruppen so unterschiedlich groß sind?

 

Ja, und Gratulation zu deiner Konsequenz!

 

Noch eine Frage: denkst du bei den Strafen auch immer daran, dass sie sozusagen zum Delikt passen? Also etwa: Hausordnung abschreiben bei Verstoß gegen diese? Nachsitzen bei Schwänzen und das mit einer Aufgabe aus dem versäumten Stoff? Zusätzliche Erarbeitungs-Hausaufgabe bei Stören und Unaufmerksamkeit im Unterricht?

 

Das finde ich ebenfalls wichtig: dass Strafen immer eine Konsequenz aus der Verfehlung darstellen müssen

 

LG von Ute

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Gaensebluemchen
wie kommt es, dass die Lerngruppen so unterschiedlich groß sind?

Hallo,

 

bei uns (Mischung aus Haupt- und Realschule) gibt es teilweise Klassenunterricht, sofern die Klassen bereits in die jeweilige Niveaustufe (z.B. Realschulniveau) eingeteilt worden sind.

 

Wirtschaftskunde (sowie einige andere berufsorientierte-/vorbereitende Fächer) wird jedoch bewusst in kleinen Gruppen unterrichtet, da sich so besser arbeiten lässt. Der Unterschied ist in der Tat gravierend.

 

Hausordnung abschreiben ist bei uns die "Regelstrafe" - ich stimme allerdings deiner Anregung zu, dass die Strafe zum Delikt passen muss und eine Unterrichtsstörung im Deutschförderunterricht eher eine Deutschstrafarbeit nach sich ziehen sollte. Dahingehend werde ich mir also noch passendere Strafen bereitlegen (besonders wichtig, wenn ich bald Klassenlehrerin bin).

 

LG,

Gänseblümchen

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Hi Gänseblümchen,

 

unsereins hat ja noch einige zusätzliche Lehrbücher. Da kann man schnell mal eine Aufgabe kopieren. Und - man muss überhaupt nicht von "Strafe" reden, sondern man ist so freundlich, dass man dem ungebärdigen Schüler eine Gelegenheit bietet, den Schaden wieder gutzumachen, das Versäumte nachzuholen. Das zeigt dem Schüler, dass man sich um ihn persönlich kümmert (ich meine, einige Störereien rühren auch daher, dass sich niemand um seine Befindlichkeit besonders schert) und dass er einem wichtig ist.

 

Wenn ich sowas mache (speziell bei Nachsitzen wegen Schwänzens), dann nehme ich mir den Schüler nach der Stunde allein vor (ich bitte ihn aber in der Stunde um ein Gespräch danach, damit alle mitkriegen, dass da etwas läuft), ganz freundlich. Dann frage ich erst einmal nach seinen Gründen (manchmal kommt da ja auch Ernsteres aufs Tapet), überlege, ob das ausreicht, was er versäumt hat und wie man das vernünftig nachholen kann. Dann mache ich mit ihm zusammen einen Nachholtermin aus (es passt ja nicht immer), gebe ihm eine Aufgabe und setze ihn damit entweder in meinen Unterricht (wir unterrichten allerdings auch nachmittags) oder in einen leeren Klassenraum. Wenn er fertig ist, liefert er mir das Werk ab (allerdings gebe ich zu, dass ich hauptsächlich die Menge kontrolliere).

 

Bisher hat das meist gute Erfolge gezeigt. Naja, jedenfalls schwänzen sie wohl geschickter .... :lol: .

 

Grüße von Ute

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