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Abtreibung bei Vergewaltigung


Dio

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Edit: ich merke gerade, dass ich hier über Dinge geschrieben habe, die mich innerlich noch zu sehr aufwühlen, als dass ich sie hier zur Diskussion stellen könnte. Tut mir leid.

 

Quintessenz des sehr persönlichen Beitrags war: man kann sich nicht in Situationen hineinversetzen, in denen man nicht annähernd gewesen ist. Und das wurde ja bereits gesagt.

bearbeitet von umbrucarli
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Eine Kirche, die das ewige Leben predigt, kann nicht für Abtreibung sein. Das ist, so nehme ich mal an, auch jedem Atheisten bekannt, der bis drei zählen kann. Es ist auch sehr ehrenvoll, sich bedingungslos auf die Seite des Schwächeren zu stellen, das sehe ich auch ein.

 

Aber was ich nicht einsehe, ist dieser Rückzug aus der Schwangerenkonfliktberatung. Damit gräbt die Kirche vielen Ungeborenen das Grab, weil sie keine Möglichkeit mehr hat, Alternativen aufzuzeichnen. Die Bischöfe, die Kardinal Lehmann bei seiner Intervention unterstützten, waren bestimmt nicht für Abtreibung, aber sie sahen diese Knebelung sehr klar.

 

Im übrigen bin ich auch eine Atheistin, die nicht für die Abtreibung, aber in bestimmten Fällen für das Recht auf Abtreibung ist. Die Gegner sollten sich mal auf den Seiten der Hilfsorganisationen in Südamerika und in Fernost einklicken. Es ist keine Seltenheit, daß zwölfjährige Kinder geschwängert werden, die auch an einer Geburt sterben können, wei ihr Körper noch nicht so entwickelt ist, um ein Kind auf natürlichem Wege zu bekommen. Selbst wenn sie durch einen Kaiserschnitt gerettet werden können, benötigen sie Unterstützung, denn sonst hat man zwei Tote, statt einem Ungeborenen.

 

Vielleicht ist jemandem das Schicksal der bisher jüngsten Mutter der Welt bekannt. Lina Medina wurde zu ihrer Zeit als medizinisches Wunder angesehen. Sie und ihr Kind wurden meines Wissens damals von ihrem Geburtshelfer adoptiert. Aber ich finde, daß es unmoralisch ist, einem so jungen Menschen eine solche Belastung zuzumuten. Übrigens trug sich der Fall schon 1939 zu. Es war also nicht der Sextourismus heutiger Tage, der dem Kind die Mutterschaft bescherte. Es gab damals schon Schweine.

 

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Das ist ein guter Beitrag, Platona. Der Ausstieg aus der mit Scheinausstellung verbundenen Beratung war ein Problem. Da heute aber unter den Gläubigen zu großen Teilen ein recht seichtes Halbwissen grassiert, sind die Verdunkelungen der rechten Ordnung, die bei vielen entstehen, wenn die Kirche an solchem Geschehen aktiv und in der Sache als legitimierend erfahrbar mitwirkt, so groß, daß nach meiner Ansicht der Ausstieg geboten war. Das ist, wie vieles, nicht schön, aber wo wäre der andere Weg gewesen, nachdem man in so unverantwortlicher Weise die Massenabtreibung ganz bewußt nicht nur in medizinisch indizierten Fällen zugelassen hat? Ich wüßte keinen.

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Jetzt mal eine ganz andere Frage: Wie würdet Ihr handeln, wenn ihr durch Vergewaltigung etc. in eine solche Situation kommen würdet. Die Frage geht auch an die Herren der Schöpfung. Ich finde, wir sprechen hier immer sehr theoretisch, aber was würde denn der Einzelne letztlich tun?

Ich fürchte, dass ich diese Frage nicht beantworten kann - eine Frau, die keine Vergewaltigung erlebt hat, übrigens genausowenig. Natürlich könnte ich aus dem bequemen Sessel heraus sagen, dass ich versuchen würde, das Kind trotzdem anzunehmen, aber ich glaube, dass jemand in einer extremen Situation nicht unbedingt so entscheidet wie am grünen Tisch.

*Zustimmung*

 

Da die meisten hier ohne eine solche eigene Belastung über diese Fälle sprechen werden (wenn sie es tun) ist aber darauf hinzuweisen (wie in allen Fällen der Abtreibung), daß es eben nicht nur um einen mißhandelten Menschen geht, sondern auch um einen unschuldigen Menschen, dem das Leben genommen würde. Wie auch immer man sich in einem solchen Extremfall entscheiden würde, so muß doch der Tendenz der Einseitigkeit entgegengetreten werden, die auch bei der Beurteilung von außen den zweiten beteiligten Menschen negieren möchte. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, daß auch Überlegungen in Richtung Notwehr o. ä. hier nicht tragen. Jeder, der solche psychischen Vorgänge, wie sie in einer Schwangerschaft wohl ablaufen, nicht kennt, kann aber über diesen letzten Punkt des körperlichen und seelischen Zustandes einer Frau in solcher Situation nicht abschließend Klarheit erhalten.

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Hmm. Es ist natürlich die Frage, wie die Mutter dem Kind gegenüber stehen kann. Ich weiss wirklich nicht, ob ich dem Kind die gleiche Liebe angedeihen lassen könnte. Bei einem Nichtwunschkind... nuja, sicher. Aber ein Kind, das in Angst, in Schmerz, vielleicht sogar in Todesfrucht entsteht...

oder im Falle von Kindesschändung, wo es dann die eigene Schwester oder der eigene Bruder wäre... diese Kinder sind dann auch das ganze Leben gebrandmarkt und eine ewige Erinnerung an das Leid, das man durchgemacht hat. Das Recht zu leben gilt auch für die Vergewaltigungsopfer. Und sie geben ihr Leben oftmals in dem Augenblick auf, in welchem ihnen Gewalt angetan wird. Eine Alternative wäre es, das Kind wegzugeben. Aber eine Frau muss fast zehn Monate dieses Kind in sich tragen, muss ihm Nahrung zukommen lassen, muss zum Arzt gehen etc....

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Hier findet sich die gleiche Geisteshaltung wie beim Kondomverbot.

Es werden gute Zwecke einer Prinzipienreiterei untergeordnet.

Mich macht das traurig.

Hab ich was falsches gesagt?? :lol:

Nein natürlich nicht. Ich bin nicht über Dein Posting traurig sondern über menschlich unverständliche Entscheidungen der Kirche.

Da ich immer schon der Meinung war, dass die Fristenlösung eine dem laizistischen Rechtsstaat angemessene Lösung ist, wurde ich vielfach angefeindet. Ich habe meine Diskussionspartnern immer gefragt ob sie auch dann ihren Standpuinkz so vetreten würden, wenn es sich um ihre 16 jährige Tochter handelt, die vergewaltigt wurde. Gott sei Dank waren nur wenige selbstgerecht genug spontan ja zu sagen.

Das negiert aber eine wichtige Unterscheidung, die die Fristenlösung (und auch das angeblich so gute, aber ständig steigende Abtreibungszahlen produzierende deutsche Recht) negiert: die zwischen wirklichen Notfällen, in denen auch die Gesundheit oder das Leben der Mutter auf dem Spiel steht (dabei wohl auch viele Fälle von Kindern, die in einer Vergewaltigung gezeugt wurden) und dem windelweichen, mörderischen Erlaubnispunkt unserer Gesetze, der "soziale Indikation" genannt wird und zu praktisch völliger Freigabe der Abtreibung geführt hat. Ich kann die Tatsache nicht wegschieben, daß in Fällen, in denen Gesundheit oder Leben der Mutter nicht durch die Schwangerschaft selbst gefährdet ist, eine Notlage viel weniger erkennbar ist, da es den Frauen schon immer offenstand, das Kind wegzugeben. Wenn andere Leute dann anfangen, über das u. U. schwerere Schicksal eines solchen Kindes zu klagen, bleibt bei mir oft pures Unverständnis darüber zurück, daß ein Mensch lieber in den Tod gegeben wird denn in eine Pflegefamilie oder ein (hoffentlich gutes) Kinderheim zu kommen. Viele Schicksale sind schwerer oder tatsächlich schwer, nur wenige Leute haben immer ein schönes und leichtes Leben - soll man dann alle erst mal vorsorglich umbringen? Und wenn nicht: warum soll man bei Kindern dann solches tun?

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Jetzt mal eine ganz andere Frage: Wie würdet Ihr handeln, wenn ihr durch Vergewaltigung etc. in eine solche Situation kommen würdet.

Ich würde es gar nicht so weit kommen lassen, daß ein Schwangerschaftsabbruch nötig würde, sondern umgehend die Pille für danach nehmen, wenn auch nur das geringste Risiko einer Schwangerschaft bestünde. Das gilt aber nicht nur für eine Vergewaltigung, sondern das würde ich immer so machen, wenn ein "Unfall" passiert wäre und eine Schwangerschaft auf keinen Fall in Frage käme. (Was aber bei mir eher selten ist, da müßte ich schon obdachlos als Fixerin auf der Straße stehen oder noch sehr, sehr jung sein.)

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Hier findet sich die gleiche Geisteshaltung wie beim Kondomverbot.

Es werden gute Zwecke einer Prinzipienreiterei untergeordnet.

Mich macht das traurig.

Hab ich was falsches gesagt?? :lol:

Nein natürlich nicht. Ich bin nicht über Dein Posting traurig sondern über menschlich unverständliche Entscheidungen der Kirche.

Da ich immer schon der Meinung war, dass die Fristenlösung eine dem laizistischen Rechtsstaat angemessene Lösung ist, wurde ich vielfach angefeindet. Ich habe meine Diskussionspartnern immer gefragt ob sie auch dann ihren Standpuinkz so vetreten würden, wenn es sich um ihre 16 jährige Tochter handelt, die vergewaltigt wurde. Gott sei Dank waren nur wenige selbstgerecht genug spontan ja zu sagen.

Das negiert aber eine wichtige Unterscheidung, die die Fristenlösung (und auch das angeblich so gute, aber ständig steigende Abtreibungszahlen produzierende deutsche Recht) negiert: die zwischen wirklichen Notfällen, in denen auch die Gesundheit oder das Leben der Mutter auf dem Spiel steht (dabei wohl auch viele Fälle von Kindern, die in einer Vergewaltigung gezeugt wurden) und dem windelweichen, mörderischen Erlaubnispunkt unserer Gesetze, der "soziale Indikation" genannt wird und zu praktisch völliger Freigabe der Abtreibung geführt hat. Ich kann die Tatsache nicht wegschieben, daß in Fällen, in denen Gesundheit oder Leben der Mutter nicht durch die Schwangerschaft selbst gefährdet ist, eine Notlage viel weniger erkennbar ist, da es den Frauen schon immer offenstand, das Kind wegzugeben. Wenn andere Leute dann anfangen, über das u. U. schwerere Schicksal eines solchen Kindes zu klagen, bleibt bei mir oft pures Unverständnis darüber zurück, daß ein Mensch lieber in den Tod gegeben wird denn in eine Pflegefamilie oder ein (hoffentlich gutes) Kinderheim zu kommen. Viele Schicksale sind schwerer oder tatsächlich schwer, nur wenige Leute haben immer ein schönes und leichtes Leben - soll man dann alle erst mal vorsorglich umbringen? Und wenn nicht: warum soll man bei Kindern dann solches tun?

Du hast grundsätzlich recht, aber es bleibt ein Problem - jede Lösung für einen Schwangerschaftabbruch, die an andere Kriterien als einen Zeitfaktor anknüpft, schafft nur ein "Klassenrecht". Die Wohlbegüterten können es sich "richten" und die Armen bleiben über und werden irgendwelchen "Engelmacherinnen" in die Hände getrieben.

 

Das war schon so als die Abtreibung noch strafbar war und wäre dann nicht anders.

 

Ausserdem stellt sich die Frage, mit welchen Recht auch Nichtkatholiken katholischen Regelungen unterworfen werden sollen. Dass Schwangerschaftabbrüche nach staatlichem Recht straffrei gestellt werden können, haben die Verfassungsgerichtshöfe entschieden.

Die Fristeregelung hindert keinen Katholiken für sich und seinen persönlichen Bereich die Lehren der Kirche zu befolgen.

 

Übrigens: Ich meine, dass wir Männer mit Auslassungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch überhaupt recht zurückhaltend sein sollten.

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Eine Kirche, die das ewige Leben predigt, kann nicht für Abtreibung sein.

Da habe ich einen Einwand. Soviel ich weiß, ist es derzeit gültige Kirchenlehre, daß die Seele mit dem Zeitpunkt der Zeugung beginnt, und nicht etwa 80 Tage danach o.ähnl. In letzerem Fall müßte die Kirche gegen Frühabtreibungen sein, aber grundsätzlich gegen Abtreibung spricht die These vom ewigen Leben nicht, das dieses nicht davon tangiert wird, ob man mit einem Jahr, mit 50 Jahren mit 100 Jahren oder noch als Embryo stirbt.

 

 

Gegen Abtreibungen spricht es vielmehr, wenn jemand NICHT an das ewige Leben glaubt, sondern das diesseitige Dasein für einen einmaligen, nicht wiederholbaren, nach dem Tod nicht verlängerbaren Lottogewinn hält.

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Meine Tochter wurde geboren, als ich gerade 18 war und das war der einzige "Unfall" in meinem Leben. Mein nachgeborener Sohn war geplant und ich war auch niemals ungewollt schwanger. Demnach habe ich auch niemals vor der Frage der Abtreibung gestanden.

 

Ich bin mir aber sicher, daß ich bei einer Vergewaltigung sofort "die Pille danach" nehmen würde. Aber das ist mein eigenes Recht auf Abtreibung, was ich dann in Anspruch nehmen würde. Hätte ich dieses Recht hierzulande nicht, würde ich mir ein Land suchen, wo ich es bekäme und dort auf Nummer sicher gehen.

 

Etwas anderes wäre eine weitere ungewollte Schwangerschaft bei einvernehmlichem Sex gewesen. Bereits in der ersten Schwangerschaft habe ich mich gegen die Vorstellungen meiner Familie für meine Tochter entschieden. Im Wiederholungsfalle glaube ich, daß ich auch das Kind bekommen hätte. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß man für seine Dummheiten gerade stehen muß.

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Eine Kirche, die das ewige Leben predigt, kann nicht für Abtreibung sein.

Da habe ich einen Einwand. Soviel ich weiß, ist es derzeit gültige Kirchenlehre, daß die Seele mit dem Zeitpunkt der Zeugung beginnt, und nicht etwa 80 Tage danach o.ähnl. In letzerem Fall müßte die Kirche gegen Frühabtreibungen sein, aber grundsätzlich gegen Abtreibung spricht die These vom ewigen Leben nicht, das dieses nicht davon tangiert wird, ob man mit einem Jahr, mit 50 Jahren mit 100 Jahren oder noch als Embryo stirbt.

 

 

Gegen Abtreibungen spricht es vielmehr, wenn jemand NICHT an das ewige Leben glaubt, sondern das diesseitige Dasein für einen einmaligen, nicht wiederholbaren, nach dem Tod nicht verlängerbaren Lottogewinn hält.

Die Kirche IST ja auch gegen Frühabtreibung.

 

Aber nicht aus dem Grund, dass den abgetriebenen Kindern (gleich ob sie ein paar Stunden nach der Zeugung oder ein paar Wochen oder Monate danach getötet werden) dass ewige Leben fehlen würde. Sondern weil Menschen ganz einfach das Recht haben, nicht umgebracht zu werden.

 

Gleich, wie alt sie sind, welcher Überzeugung oder Rasse sie angehören....

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Hallo Lucia

 

 

ich kenne mich mit der Thematik der katholischen Schwangerschaftsberatung nicht aus. Was Raphael diesbezüglich gesagt hat, habe ich nicht gelesen. Ich verstehe nicht die ganze Sache mit dem Schein. Wozu ist er notwendig ? jedenfalls bei der katholische Beratung. Wieso hat sich denn Kardinal Lehmann mit den Papst gestritten, wenn man auch ohne Schein beraten kann? Sorry, ich blick bei den ganzem Streit nicht durch und die Medien geben eh nur ein verkürztes Bild ab.

 

Warum wird der Papst von manchen Christen wegen seine Haltung zu Abtreibung abgelehnt. Er verurteilt doch keine Frau, wenn sie abtreibt ?

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Warum wird der Papst von manchen Christen wegen seine Haltung zu Abtreibung abgelehnt. Er verurteilt doch keine Frau, wenn sie abtreibt ?

Eine einzelne Frau nicht, aber dafür pauschal alle Frauen. Herr Meisner z.B. bemüht ja gern mal Parallelen zu Auschwitz, wenn es um Abtreibung geht. Ob Herr Ratzinger es auch schon so krass formuliert hat, weiß ich nicht. Aber die Denkweise wäre bei ihm auch nicht so abwegig. Distanziert hat er sich von Meisner jedenfalls nie.

 

Naja, und wer bei so einem hochsensiblen Thema mit Auschwitz kommt, dem sollte man eigentlich per Gesetz den Mund verbieten dürfen.

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Das negiert aber eine wichtige Unterscheidung, die die Fristenlösung (und auch das angeblich so gute, aber ständig steigende Abtreibungszahlen produzierende deutsche Recht) negiert: die zwischen wirklichen Notfällen, in denen auch die Gesundheit oder das Leben der Mutter auf dem Spiel steht (dabei wohl auch viele Fälle von Kindern, die in einer Vergewaltigung gezeugt wurden) und dem windelweichen, mörderischen Erlaubnispunkt unserer Gesetze, der "soziale Indikation" genannt wird und zu praktisch völliger Freigabe der Abtreibung geführt hat. Ich kann die Tatsache nicht wegschieben, daß in Fällen, in denen Gesundheit oder Leben der Mutter nicht durch die Schwangerschaft selbst gefährdet ist, eine Notlage viel weniger erkennbar ist, da es den Frauen schon immer offenstand, das Kind wegzugeben. Wenn andere Leute dann anfangen, über das u. U. schwerere Schicksal eines solchen Kindes zu klagen, bleibt bei mir oft pures Unverständnis darüber zurück, daß ein Mensch lieber in den Tod gegeben wird denn in eine Pflegefamilie oder ein (hoffentlich gutes) Kinderheim zu kommen. Viele Schicksale sind schwerer oder tatsächlich schwer, nur wenige Leute haben immer ein schönes und leichtes Leben - soll man dann alle erst mal vorsorglich umbringen? Und wenn nicht: warum soll man bei Kindern dann solches tun?

Du hast grundsätzlich recht, aber es bleibt ein Problem - ...

 

Ausserdem stellt sich die Frage, mit welchen Recht auch Nichtkatholiken katholischen Regelungen unterworfen werden sollen. Dass Schwangerschaftabbrüche nach staatlichem Recht straffrei gestellt werden können, haben die Verfassungsgerichtshöfe entschieden.

Die Fristeregelung hindert keinen Katholiken für sich und seinen persönlichen Bereich die Lehren der Kirche zu befolgen.

 

Übrigens: Ich meine, dass wir Männer mit Auslassungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch überhaupt recht zurückhaltend sein sollten.

Das erste Problem (Arme zu den Engelmachern) würde ich erst einmal ausklammern wollen (ich habe da nämlich einige Vorbehalte, die hier die Diskussion verzetteln würden).

 

Ob auch Nichtkatholiken diesen Anschauungen unterworfen werden ist eine Frage dessen, ob man die Verortung des Lebensbeginns als eine prinzipiell von jedem selbst zu beantwortende Frage ansieht, in der sich einige für eine Postition entscheiden, die der natürlichen Vernunft nicht zugänglich ist, oder ob man es für eine der Entscheidung durch das weltliche Recht offene - und damit verbindlich lösbare - Frage hält. Der Standpunkt der Kirche hierzu ist klar, und sie bezieht sich dabei zumindest auch auf naturwissenschaftliche Überlegungen.

 

Das Problem ist prinzipiell: abgesehen von der Geburt gibt es wohl auf naturwissenschaftlicher Basis keinen definitiv festlegbaren Zeitpunkt (und einen solchen braucht das Recht), von dem an man Folgen androhen könnte, da im Bauch vieles im Ungefähren bleibt. Auch fehlt für solche Unterscheidungen eine innere Begründung, mit der man den Schnitt "bis hierhin Nichtmensch, ab hier Mensch" wirklich aufrichtig vollziehen könnte.

 

In dem Zusammenhang ist nämlich zu beachten, daß auch das weltliche Strafrecht die Abtreibung als Delikt gegen das Leben des werdenden Menschen bis heute für rechtswidrig und auch grundsätzlich für strafbar hält. Die Verfassungsgerichte (ich kann es jetzt nur für das deutsche sagen) haben sich mit dieser Rechtsprechung in eine Situation begeben, in der argumentativ so gut wie alles möglich ist - sie haben das Problem von sich geschoben und eine Orientierung am geltenden Recht für weite Bevölkerungskreise, die keine Juristen und nicht jurisitsch interessiert sind, unmöglich gemacht. Die weitverbreitete Auffassung, Abtreibung wäre legal, spricht hier gegen unsere sogenannten Hüter der Verfassung, die nicht in der Lage waren, ihrer Aufgabe nachzukommen und stattdessen allen ein bißchen Recht gaben. Mit der Folge, daß sich die grundsätzlich dem geltenden Recht hohnsprechende faktische Legalisierung der Tötung ungeborenen Lebens durchsetzen konnte. Wären diese Rotberobten aufrichtig gewesen (und hätten sie ihre eigene Argumentation ernst genommen), so hätten sie entweder die alte Indikationenregelung ohne die normalen Fälle sozialer Indikation beibehalten müssen oder die Abtreibung auch theoretisch, wie sie es faktisch ja taten, legalisieren müssen.

 

Vor dem Hintergrund der Unsicherheit der Feststellung, ab wann ein Ungeborenes ein Mensch ist, versagt dann leider auch die innere Begründung der Fristenlösung. Mit welchem Recht ist die Abtreibung vor Fristablauf vertretbar und nach dem Fristablauf auf einmal ein privilegierter Totschlag eines ungeborenen Menschen? Wer gibt die Rechtfertigung für den willkürlich festgelegten Zeitpunkt des Umschlagens dieser Qualifizierung der Natur dieses vor sich hinwachsenden Gewebes (aus Sicht der Fristenlösung)?

 

Daß leiblich Unbeteiligte zurückhaltend in der Einschätzung des subjektiven Erlebens und Beurteilens einer solchen Handlung und ihrer Voraussetzungen sein sollten, ist richtig. Zuvor und zugleich ist aber auch ein objektive Sachklärung und in solchen für einzelne Leben (sowohl das der Frauen als auch das der nichtgeborenen Kinder) schwerwiegenden Fragen eine klare rechtliche Lösung vonnöten, um die es mir hier geht.

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Herr Meisner z.B. bemüht ja gern mal Parallelen zu Auschwitz, wenn es um Abtreibung geht. Ob Herr Ratzinger es auch schon so krass formuliert hat, weiß ich nicht. Aber die Denkweise wäre bei ihm auch nicht so abwegig. Distanziert hat er sich von Meisner jedenfalls nie.

Gibts dafür eine seriöse Quelle? Grüße, KAM.

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Eine Kirche, die das ewige Leben predigt, kann nicht für Abtreibung sein.

Da habe ich einen Einwand. Soviel ich weiß, ist es derzeit gültige Kirchenlehre, daß die Seele mit dem Zeitpunkt der Zeugung beginnt, und nicht etwa 80 Tage danach o.ähnl. In letzerem Fall müßte die Kirche gegen Frühabtreibungen sein, aber grundsätzlich gegen Abtreibung spricht die These vom ewigen Leben nicht, das dieses nicht davon tangiert wird, ob man mit einem Jahr, mit 50 Jahren mit 100 Jahren oder noch als Embryo stirbt.

 

 

Gegen Abtreibungen spricht es vielmehr, wenn jemand NICHT an das ewige Leben glaubt, sondern das diesseitige Dasein für einen einmaligen, nicht wiederholbaren, nach dem Tod nicht verlängerbaren Lottogewinn hält.

Die Kirche IST ja auch gegen Frühabtreibung.

 

Aber nicht aus dem Grund, dass den abgetriebenen Kindern (gleich ob sie ein paar Stunden nach der Zeugung oder ein paar Wochen oder Monate danach getötet werden) dass ewige Leben fehlen würde. Sondern weil Menschen ganz einfach das Recht haben, nicht umgebracht zu werden.

 

Gleich, wie alt sie sind, welcher Überzeugung oder Rasse sie angehören....

Ja, wenn man befruchteten Eizellen den Personen - und Menschenstatus zuspricht (was die Kirche tut), dann ist das schlüssig.

 

 

Ich habe aber gegen Deine These, eine Kirche, die das ewige Leben predige, könne nicht für Abtreibung sein, argumentiert. Das ewige Leben ist kein Argument gegen Abtreibung, das Tötungsverbot und das Recht auf irdisches Leben (immer vorausgesetzt, man betrachtet eine Abtreibung als Tötung) ist hingegen stichhaltig.

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Hm, Lissie ich habe schon verstanden, welchen Einwand Du gegen mein Argument des ewigen Lebens hast. Das ist auch recht schlüssig. Aber nicht ich, sondern Phantom fügt das Recht des ewigen Lebens von der Zeugung an der Diskussion zu :lol:

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Ich hab mich einmal in einer Situation befunden, wo ich nicht wusste, ob ich schwanger war. Für die damaligen Verhältnisse wäre das eine Katastrophe gewesen. Und nach einer durchheulten Nacht wäre ich dazu bereit gewesen.

Das wichtige ist, dass man nach einer durchheulten Nacht (und vor allem nicht in der Mitte der heulenden Nacht) keinerlei wichtige Entscheidung treffen sollte, vor allem keine Leben- und Tod-Entscheidung. Die richtige Loesung ist in solchen Faellen, sich erstmal auszuschlafen, und die Entscheidung dann am naechsten Tag (wenn man richtig schoen wach ist) zu treffen. Eine Abtreibungs-Entscheidung ist sicher zumindest fuer die werdende Mutter, und manchmal auch fuer den werdenden Vater, eine schwerwiegende psychologische Tortur, und vor allem bei spaeteren Abtreibungen auch physiologisch nicht ohne. Eine derartige Entscheidung sollte man bei klarem Verstand treffen. (Ich habe hier absichtlich den Embryo nicht diskutiert, da ich nicht noch mehr Salz in die Wunden streuen will).

 

Ich habe mal eine Weile lang Nachtschicht geschoben (als Physiker, der ein Experiment ueberwacht). Und in der Mitte der Nacht (vielleicht so um 4 oder 5 Uhr morgens) bin ich zum grossen Kontrollzenter ruebergeschlendert, weil die einzige Methode, wach zu bleiben, war regelmaessig rumzulaufen und mit Leuten zu reden. Der Boss der Nachtschicht dort war auch der Verwalter des gesamten Schichtdiensts, und ich bin mit ihm ins Gespraech gekommen. Er hatte eine interessante Statistik: Menschen sind ungefaehr um 3 Uhr morgends maximal dumm, und am wenigsten in der Lage, Situationen zu analysieren, und vernuenftige Entscheidungen zu treffen. Sie pflegen um diese Tageszeit eher zu emotionalen Ueber-Reaktionen zu neigen. Dies gilt sogar fuer die meisten Leute, die lange Zeit Nachtschicht arbeiten. Die groessten industriellen Unfaelle aller Zeiten (Tschernobyl, Harrisburg = 3 mile island, Bhopal) sind alle durch dumme Entscheidungen mitten in der Nacht entweder hervorgerufen worden, oder erheblich verschlimmert worden. Das beste was man mitten in der Nacht tun kann, ist die Symptome und Messdaten genau aufzuschreiben, und dann gar nichts zu tun, und die Analyse und Entscheidung dann der Tagschicht ueberlassen.

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Hallo Lucia

 

 

ich kenne mich mit der Thematik der katholischen Schwangerschaftsberatung nicht aus. Was Raphael diesbezüglich gesagt hat, habe ich nicht gelesen. Ich verstehe nicht die ganze Sache mit dem Schein. Wozu ist er notwendig ? jedenfalls bei der katholische Beratung. Wieso hat sich denn Kardinal Lehmann mit den Papst gestritten, wenn man auch ohne Schein beraten kann? Sorry, ich blick bei den ganzem Streit nicht durch und die Medien geben eh nur ein verkürztes Bild ab.

 

Warum wird der Papst von manchen Christen wegen seine Haltung zu Abtreibung abgelehnt. Er verurteilt doch keine Frau, wenn sie abtreibt ?

Ich hab das vor ein paar Seiten extra für dich erklärt. Na vielen Dank auch....

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