Olli Geschrieben 6. August 2015 Melden Share Geschrieben 6. August 2015 (bearbeitet) Das habe ich in jungen Jahren zum ersten Mal gehört, und es ist bis heute einer meiner "Klassiker" geblieben. Berlioz war 27, als er das schrieb, und unglücklich verliebt. Ich war deutlich jünger, als ich es erstmalig hörte, hatte aber sofort eine "Seelenverwandtschaft" mit dem etwas schrulligen Franzosen gespürt. Einerseits verträumt, schwärmerisch, mitunter hastig-drängend, aber schließlich umschwenkend in diese fantastischen diabolischen Schlussätze, voller Fantasie und schwarzem Humor. Seine empfindsame Seele reinigt er gewissermaßen in diesem Hexensabbat, dessen schräge "Freude" auch heute noch eine seltsame Faszination auf mich ausübt. Er hat sie (in seiner Fantasie) umgebracht. Nun sieht er sich selbst auf dem Weg zum Schafott (vorletzter Satz). In einer Mischung aus Masochismus und dunklem Stolz malt er seinen Weg zum Tod. Die Guillotine fällt, er ist tot. Der letzte Satz ist "nach dem Tode", er sieht seine "Ex" als Hexe in einem Hexensabbat. Erst jetzt spielt Berlioz seine musikalische Fantasie ganz aus. Eine groteske Musik entspannt sich, er achtet keine Konvention mehr, aber das "dies irae" erklingt, eingeleitet von Glockenschlägen. Diese Musik verwendet Stanley Kubrik in der Verfilmung von "the Shining" (Jack Nicholson spielt darin einen Mann, der in den Wahnsinn getrieben wird, und schließlich seine Frau mit einer Axt ermorden will). Das "col legno" der Streicher gegen Schluss... der Schluss ist voller Energie, der Hexensabbat hat das letzte, kraftvolle Wort. Böse und gut haben keine Bedeutung mehr, nur noch groteske, verzerrte Kraft, die sich nicht an der Normalität orientiert. In der wirklichen Welt hat er seine Ex-Geliebte nicht umgebracht. Und vielleicht war das die "Therapie", die ihn davon abgehalten hat (er hat es nur in der Fantasie getan): la symphonie fantastique https://www.youtube.com/watch?v=g2Kky5BC9Uk bearbeitet 6. August 2015 von Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 6. August 2015 Melden Share Geschrieben 6. August 2015 (bearbeitet) La damnation du Faust, "dans mon coeur retentit sa voix déseperée", zu Beginn ist der Weg (von Faust und Mephisto, auf Pferden) gesäumt von den Mädchen (in weißen Kleidern?), die singen "sancta Margerita, ora pro nobis". Darunter der hektische Galopp der Pferde, Margarèthes verzweifelte Stimme (in der Oboe). Die Szene wandelt sich wiederum in einen Albtraum, die Hölle tut sich auf, die Nachtvögel (les oiseaux de nuit) fliegen auf, es regnet Blut (il pleut du sang). Der Kontrast zwischen der christlichen Idylle (die Mädchen in den weißen Kleidchen, die "ora pro nobis" singen) zerstört Berlioz brutal, die Mädchen stieben schreiend auseinander, er lässt Blut von oben regnen, die Hölle bricht herein. In purer Blasphemie ("has, has, Satan, has, has, Mephisto...") siegt die Hölle, da Faust mit seinem Blut unterschrieben hat, freiwillig (il signa librement). Zwar endet das Ganze mit der Aufnahme von Margarèthe in den Himmel, aber es ist wiederum diese diabolische Szene, die den stärksten Eindruck hinterlässt, diese blasphemische, groteske Szene, die ursprünglich zwar von Goethe ist, die Berlioz aber kongenial in einen musikalischen Albtraum verwandelt hat, etliche Jahre vor Stephen King. https://www.youtube.com/watch?v=hteHK9h9K7I Das hier hatte ich schon mal verlinkt, es passt sehr gut dazu. Aus der großen Totenmesse das "Lacrimosa". Der Kontext ist hier zwar rein christlich, aber natürlich gibt es einen Zusammenhang zu den zuvor gezeigten Szenen. Berlioz liebt diesen asymmetrischen, wahnwitzigen Rhythmus (9/8 glaube ich, im Hauptthema), mit "Blitzen" in den Streichern malt er die Apokalypse, der Rhythmus hebt das Fundament gleichermaßen aus den Angeln. Nur unterbrochen vom ruhigen B-Thema. (ABA Form) In einer Zeit, in der es noch kein AC/DC und keinen Stephen King gab, dröhnt der Franzose mit riesigem Orchesterapparat in kirchlichem Umfeld sein Publikum zu https://www.youtube.com/watch?v=8mek_f_5vno bearbeitet 6. August 2015 von Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Baumfaeller Geschrieben 7. August 2015 Melden Share Geschrieben 7. August 2015 Also, ich habe die Symphonie fantastique schon oft gehört, ein paar mal sogar live, aber irgendwie kann ich ihr nichts abgewinnen. Sie geht mir nicht unter die Haut, sondern läuft einfach ab wit Wassertropfen auf meiner Haut. Angenehme Musik, der letzte Satz ist ein lustiger Parforceritt, aber ein zweites Mal lege ich die Platte nicht auf. (Und das obwohl sie eines der wenigen Tuba-intensiven Stücke ist: Berlioz hat zwei Ophicleides verlangt, was heutzutage meist auf zwei hohen F-Tubas gespielt wird, weil es auf der ganzen Welt wahrscheinlich nur ein Dutzend Leute gibt, die Ophicleide spielen können.) Hier ist ein Berlioz den ich mag: Die Corsaire-Overture. Das ist ein Höllenritt. Muss man mal live mit einem wirklich guten Orchester (kein schoenklingedes langsames, sondern ein wirklich athletisches Orchester) anhören. Genial. Das erhöht wirklich den Blutdruck. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wunibald Geschrieben 20. August 2015 Melden Share Geschrieben 20. August 2015 Ich höre gerade: noch ana sindflud gelesen von H.C. Artmann persönlich. Das würde auch gut in den Thread mit der Sintflut passen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 3. September 2015 Melden Share Geschrieben 3. September 2015 momentan höre ich die "Kranken Schwestern". bittschön: https://www.youtube.com/watch?v=B7hDODveatE Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 4. September 2015 Melden Share Geschrieben 4. September 2015 (bearbeitet) Gerade zum 5. Mal hintereinander "Ars chloch" von DÄ auf swr3. Zu geil! bearbeitet 4. September 2015 von rince Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Inge Geschrieben 4. September 2015 Melden Share Geschrieben 4. September 2015 zur Zeit sehr oft Brahms, 4. Sinfonie, mit diesem genialen Flötensolo im 4. Satz: https://www.youtube.com/watch?v=Z1965Z6dzig 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gast Mactafledis Geschrieben 7. September 2015 Melden Share Geschrieben 7. September 2015 See you again Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Higgs Boson Geschrieben 7. September 2015 Melden Share Geschrieben 7. September 2015 Dafür ist jetzt Zeit. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 10. September 2015 Melden Share Geschrieben 10. September 2015 Gerade zum 5. Mal hintereinander "Ars chloch" von DÄ auf swr3. Zu geil!die gecoverte Version vom Rentner-Chor finde ich gut. http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/seniorenchor-singt-A********-song-von-den-aerzten-a-1052272.html http://www.die-goldies.de Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 13. September 2015 Melden Share Geschrieben 13. September 2015 Jonas Kaufmann in The Last night... (dieses Jahr überschattet von einer häßlichen Dirigentin mit grauenvollem Englisch):https://www.youtube.com/watch?v=vTqdTY85JOs Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 19. September 2015 Melden Share Geschrieben 19. September 2015 zur Zeit sehr oft Brahms, 4. Sinfonie, mit diesem genialen Flötensolo im 4. Satz: https://www.youtube.com/watch?v=Z1965Z6dzig Zu Flötensolo fiel mir Dvořáks letzte Sinfonie ein ("aus der neuen Welt", er war damals in New York): https://www.youtube.com/watch?v=ShmwB7n3H4A Übrigens ein estnischer Dirigent, Paavo Järvi (syntynyt Tallinna, Virossa). ("järvi" ist eines der wichtigsten finnischen/estnischen Wörter, es bedeutet "See"). Übrigens auch ein gutes Beispiel für die Qualitäten Dvořáks als "Zuhörer". Er erwähnt explizit afroamerikanische und indianische Musik (die er aber nie kopierte) als Anregung. Aber ich hatte vergessen, dass das Flötensolo aus der 8.Sinfonie https://www.youtube.com/watch?v=UDqe2h2t5Vo war (ich werde alt...)... Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 23. September 2015 Melden Share Geschrieben 23. September 2015 Colin Cotterill: Dr. Siri und der explodierende Drache. Nun bin ich ja wirklich Fan von Dr. Siri, aber Fabian Hinrichs als Vorleser ist bisher grenzwertig. Ich hoffe er legt noch mal ne Schüppe drauf. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josephine Geschrieben 24. September 2015 Melden Share Geschrieben 24. September 2015 Lost Frequencies - Are You With Me https://www.youtube.com/watch?v=dQ2ufIOm7u0 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 24. September 2015 Melden Share Geschrieben 24. September 2015 Eine meine Lieblingssängerinnen (leider schon so lange tot) https://www.youtube.com/watch?v=gfI2xtJxVoU 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 24. September 2015 Melden Share Geschrieben 24. September 2015 (bearbeitet) She's really excellent. Meine spontane Assoziation war (passt vielleicht nicht ganz dazu) ein Gedicht von Lord Tennyson, "the Lady of Shalott": Der Text ist hier: http://www.bartleby.com/101/700.html Es gibt einige Interpretationen davon (u.a von Loreena McKennitt). Englisch kann eine enorm schöne Sprache sein, bei einem guten Text und einer guten Sängerin... Olli Willows whiten, aspens quiver, Little breezes dusk and shiver Thro' the wave that runs for ever By the island in the river Flowing down to Camelot. Four gray walls, and four gray towers, Overlook a space of flowers, And the silent isle imbowers The Lady of Shalott. (Alfred Tennyson) bearbeitet 24. September 2015 von Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 24. September 2015 Melden Share Geschrieben 24. September 2015 Shakespeare fiel mir auch ein. Warum auch immer, einer der größten Shakespeare-Vertoner war ein Italiener, Giuseppe Verdi. https://www.youtube.com/watch?v=EsO6cihxCWE the sleepwalking scene from Verdis Macbeth, with Shirley Verrett as Lady Macbeth Ich bin am meisten beeindruckt von Verdis zurückhaltender, aber immer treffender Instrumentation, die stets der Stimme den Vortritt lässt. Kein effektheischendes Pathos, nur einfache, dennoch eindrucksvolle Musik und Sprache ("Chi poteva in quel vegliardo tanto sangue immaginar?"), ein purer Horror, den diese Szene ausstrahlt, auch im pianissimo. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 28. September 2015 Melden Share Geschrieben 28. September 2015 Ms Ferrier gefällt mir tatsächlich am besten, wenn sie englische Musik singt. Das mag reine Einbildung sein, aber es teilt sich da eine Begeisterung mit, für die das Italienische vielleicht etwas zu artifiziell ist? Mag auch an ihrer Stimmlage liegen, sie ist nun mal keine Soubrette. Auch bei Purcell diese geradlinige Kraft (mit der ebenfalls hervorragenden Ms Baillie, ergänzen sich beide Lagen wunderbar) Für englisches Lied ist aber auch das Deller Consort schön, die Vanguard Recordings gehen eigentlich mit auf jede Reise. (Dass ich schrecklich altmodisch bin und schon die Erfindung des Farbfernsehens überflüssig fand, brauche ich wohl nicht eigens erwähnen.) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 30. September 2015 Melden Share Geschrieben 30. September 2015 Mendelssohn geht immer: https://www.youtube.com/watch?v=aw3xKm8JhqY Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 30. September 2015 Melden Share Geschrieben 30. September 2015 Fast wörtlich aus meinem realen Leben geklaut. https://www.youtube.com/watch?v=0NVrPAL_9Vk&list=PLD_QZt9B6yc48U0N6TYtEkwAdqlHI00PI&index=31 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 30. September 2015 Melden Share Geschrieben 30. September 2015 Power! https://www.youtube.com/watch?v=A68d3jARnsw&index=3&list=RDvEB0l6OqLR4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 30. September 2015 Melden Share Geschrieben 30. September 2015 Und zu GUTER Letzt: https://www.youtube.com/watch?v=D0Tbv9-VRxw&list=RDvEB0l6OqLR4&index=18 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josephine Geschrieben 1. Oktober 2015 Melden Share Geschrieben 1. Oktober 2015 Zeitlos gut... Billy Joel - We Didn't Start the Fire https://www.youtube.com/watch?v=eFTLKWw542g Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 1. Oktober 2015 Melden Share Geschrieben 1. Oktober 2015 Boah.......teuflich gut..... https://www.youtube.com/watch?v=Mr_uHJPUlO8 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 2. Oktober 2015 Melden Share Geschrieben 2. Oktober 2015 Ein guter Song für die Bar am Schwefelsee..... https://www.youtube.com/watch?v=pF71fAvfm_c Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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