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ramhol

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Das habe ich in jungen Jahren zum ersten Mal gehört, und es ist bis heute einer meiner "Klassiker" geblieben.

Berlioz war 27, als er das schrieb, und unglücklich verliebt.

 

Ich war deutlich jünger, als ich es erstmalig hörte, hatte aber sofort eine "Seelenverwandtschaft" mit dem etwas schrulligen Franzosen gespürt. Einerseits verträumt, schwärmerisch, mitunter hastig-drängend, aber schließlich umschwenkend in diese fantastischen diabolischen Schlussätze, voller Fantasie und schwarzem Humor. Seine empfindsame Seele reinigt er gewissermaßen in diesem Hexensabbat, dessen schräge "Freude" auch heute noch eine seltsame Faszination auf mich ausübt.

 

Er hat sie (in seiner Fantasie) umgebracht. Nun sieht er sich selbst auf dem Weg zum Schafott (vorletzter Satz).

In einer Mischung aus Masochismus und dunklem Stolz malt er seinen Weg zum Tod. Die Guillotine fällt, er ist tot. Der letzte Satz ist "nach dem Tode", er sieht seine "Ex" als Hexe in einem Hexensabbat. Erst jetzt spielt Berlioz seine musikalische Fantasie ganz aus.

 

Eine groteske Musik entspannt sich, er achtet keine Konvention mehr, aber das "dies irae" erklingt, eingeleitet von Glockenschlägen. Diese Musik verwendet Stanley Kubrik in der Verfilmung von "the Shining" (Jack Nicholson spielt darin einen Mann, der in den Wahnsinn getrieben wird, und schließlich seine Frau mit einer Axt ermorden will). Das "col legno" der Streicher gegen Schluss...

 

der Schluss ist voller Energie, der Hexensabbat hat das letzte, kraftvolle Wort. Böse und gut haben keine Bedeutung mehr, nur noch groteske, verzerrte Kraft, die sich nicht an der Normalität orientiert.

 

In der wirklichen Welt hat er seine Ex-Geliebte nicht umgebracht. Und vielleicht war das die "Therapie", die ihn davon abgehalten hat (er hat es nur in der Fantasie getan):

 

la symphonie fantastique

https://www.youtube.com/watch?v=g2Kky5BC9Uk

bearbeitet von Olli
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La damnation du Faust, "dans mon coeur retentit sa voix déseperée", zu Beginn ist der Weg (von Faust und Mephisto, auf Pferden) gesäumt von den Mädchen (in weißen Kleidern?), die singen "sancta Margerita, ora pro nobis". Darunter der hektische Galopp der Pferde, Margarèthes verzweifelte Stimme (in der Oboe).

 

Die Szene wandelt sich wiederum in einen Albtraum, die Hölle tut sich auf, die Nachtvögel (les oiseaux de nuit) fliegen auf, es regnet Blut (il pleut du sang). Der Kontrast zwischen der christlichen Idylle (die Mädchen in den weißen Kleidchen, die "ora pro nobis" singen) zerstört Berlioz brutal, die Mädchen stieben schreiend auseinander, er lässt Blut von oben regnen, die Hölle bricht herein. In purer Blasphemie ("has, has, Satan, has, has, Mephisto...") siegt die Hölle, da Faust mit seinem Blut unterschrieben hat, freiwillig (il signa librement).

 

Zwar endet das Ganze mit der Aufnahme von Margarèthe in den Himmel, aber es ist wiederum diese diabolische Szene, die den stärksten Eindruck hinterlässt, diese blasphemische, groteske Szene, die ursprünglich zwar von Goethe ist, die Berlioz aber kongenial in einen musikalischen Albtraum verwandelt hat, etliche Jahre vor Stephen King.

 

https://www.youtube.com/watch?v=hteHK9h9K7I

 

Das hier hatte ich schon mal verlinkt, es passt sehr gut dazu. Aus der großen Totenmesse das "Lacrimosa". Der Kontext ist hier zwar rein christlich, aber natürlich gibt es einen Zusammenhang zu den zuvor gezeigten Szenen. Berlioz liebt diesen asymmetrischen, wahnwitzigen Rhythmus (9/8 glaube ich, im Hauptthema), mit "Blitzen" in den Streichern malt er die Apokalypse,

der Rhythmus hebt das Fundament gleichermaßen aus den Angeln. Nur unterbrochen vom ruhigen B-Thema. (ABA Form)

In einer Zeit, in der es noch kein AC/DC und keinen Stephen King gab, dröhnt der Franzose mit riesigem Orchesterapparat in kirchlichem Umfeld sein Publikum zu

 

https://www.youtube.com/watch?v=8mek_f_5vno

bearbeitet von Olli
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Also, ich habe die Symphonie fantastique schon oft gehört, ein paar mal sogar live, aber irgendwie kann ich ihr nichts abgewinnen. Sie geht mir nicht unter die Haut, sondern läuft einfach ab wit Wassertropfen auf meiner Haut. Angenehme Musik, der letzte Satz ist ein lustiger Parforceritt, aber ein zweites Mal lege ich die Platte nicht auf.

 

(Und das obwohl sie eines der wenigen Tuba-intensiven Stücke ist: Berlioz hat zwei Ophicleides verlangt, was heutzutage meist auf zwei hohen F-Tubas gespielt wird, weil es auf der ganzen Welt wahrscheinlich nur ein Dutzend Leute gibt, die Ophicleide spielen können.)

 

Hier ist ein Berlioz den ich mag: Die Corsaire-Overture. Das ist ein Höllenritt. Muss man mal live mit einem wirklich guten Orchester (kein schoenklingedes langsames, sondern ein wirklich athletisches Orchester) anhören. Genial. Das erhöht wirklich den Blutdruck.

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Jonas Kaufmann in The Last night... (dieses Jahr überschattet von einer häßlichen Dirigentin mit grauenvollem Englisch):https://www.youtube.com/watch?v=vTqdTY85JOs

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zur Zeit sehr oft Brahms, 4. Sinfonie, mit diesem genialen Flötensolo im 4. Satz:

 

https://www.youtube.com/watch?v=Z1965Z6dzig

 

 

Zu Flötensolo fiel mir Dvořáks letzte Sinfonie ein ("aus der neuen Welt", er war damals in New York):

https://www.youtube.com/watch?v=ShmwB7n3H4A

 

Übrigens ein estnischer Dirigent, Paavo Järvi (syntynyt Tallinna, Virossa).

("järvi" ist eines der wichtigsten finnischen/estnischen Wörter, es bedeutet "See").

 

Übrigens auch ein gutes Beispiel für die Qualitäten Dvořáks als "Zuhörer". Er erwähnt explizit afroamerikanische und indianische Musik (die er aber nie kopierte) als Anregung.

 

Aber ich hatte vergessen, dass das Flötensolo aus der 8.Sinfonie https://www.youtube.com/watch?v=UDqe2h2t5Vo war (ich werde alt...)...

 

Olli

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Colin Cotterill: Dr. Siri und der explodierende Drache.

 

Nun bin ich ja wirklich Fan von Dr. Siri, aber Fabian Hinrichs als Vorleser ist bisher grenzwertig. Ich hoffe er legt noch mal ne Schüppe drauf.

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She's really excellent.

 

Meine spontane Assoziation war (passt vielleicht nicht ganz dazu) ein Gedicht von Lord Tennyson, "the Lady of Shalott":

Der Text ist hier: http://www.bartleby.com/101/700.html

 

Es gibt einige Interpretationen davon (u.a von Loreena McKennitt).

Englisch kann eine enorm schöne Sprache sein, bei einem guten Text und einer guten Sängerin...

 

Olli

 

 

Willows whiten, aspens quiver,

Little breezes dusk and shiver

Thro' the wave that runs for ever

By the island in the river

Flowing down to Camelot.

Four gray walls, and four gray towers,

Overlook a space of flowers,

And the silent isle imbowers

The Lady of Shalott.

 

(Alfred Tennyson)

bearbeitet von Olli
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Shakespeare fiel mir auch ein. Warum auch immer, einer der größten Shakespeare-Vertoner war ein Italiener, Giuseppe Verdi.

https://www.youtube.com/watch?v=EsO6cihxCWE

the sleepwalking scene from Verdis Macbeth, with Shirley Verrett as Lady Macbeth

 

Ich bin am meisten beeindruckt von Verdis zurückhaltender, aber immer treffender Instrumentation, die stets der Stimme den Vortritt lässt. Kein effektheischendes Pathos, nur einfache, dennoch eindrucksvolle Musik und Sprache ("Chi poteva in quel vegliardo tanto sangue immaginar?"), ein purer Horror, den diese Szene ausstrahlt, auch im pianissimo.

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Ms Ferrier gefällt mir tatsächlich am besten, wenn sie englische Musik singt. Das mag reine Einbildung sein, aber es teilt sich da eine Begeisterung mit, für die das Italienische vielleicht etwas zu artifiziell ist?

Mag auch an ihrer Stimmlage liegen, sie ist nun mal keine Soubrette.

Auch bei Purcell diese geradlinige Kraft (mit der ebenfalls hervorragenden Ms Baillie, ergänzen sich beide Lagen wunderbar)

 

Für englisches Lied ist aber auch das Deller Consort schön, die Vanguard Recordings gehen eigentlich mit auf jede Reise.

(Dass ich schrecklich altmodisch bin und schon die Erfindung des Farbfernsehens überflüssig fand, brauche ich wohl nicht eigens erwähnen.)

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