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Wie soll man die Bibel nehmen? Wortwörtlich oder s


Zarah

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Grüss euch alle

 

es herrscht ja viel Streit wie man die Bibel lesen soll und wie man sein Leben nach ihr richten kann. Hier habe ich einige Fragen aufgeworfen, die mir zum Bibelverständnis eingefallen sind.

 

1. Soll man die Bibel prinzipiell wörtlich nehmen oder prinzipiell symbolisch ?

 

2. Welche Stellen, Zeilen und Aussagen der Bibel sind "göttlich inspiriet " und welche nicht ? Wie soll man dies beurteilen können ?

 

3. Was heißt eigentlich die Bibel auslegen ? Nach welche Methode soll sie ausgelegt werden ?

 

4. Die Apostel sind Menschen, die Evangelisten sind Menschen, die aber von Gott auserwählt und durch den Heiligen Geist geführt und geleitet wurden. Wann handelten sie "göttlich inspiriet " und wann schilderten sie nur ihre "Meinung"?

 

5. Wann fängt die Verbindlichkeit der biblichen Gebote an und wann ist deren Einhaltung "Geschmackssache" ?

 

 

Zarah

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ausgezeichnet!

 

Daraus:

 

Der fundamentalistische Zugang ist gefährlich, denn er zieht Personen an, die auf ihre Lebensprobleme biblische Antworten suchen. Er kann sie täuschen, indem er ihnen fromme, aber illusorische Interpretationen anbietet, statt ihnen zu sagen, daß die Bibel nicht unbedingt sofortige, direkte Antworten auf jedes dieser Probleme bereithält. Ohne es zu sagen, lädt der Fundamentalismus doch zu einer Form der Selbstaufgabe des Denkens ein. Er gibt eine trügerische Sicherheit, indem er unbewußt die menschlichen Grenzen der biblischen Botschaft mit dem göttlichen Inhalt dieser Botschaft verwechselt.
bearbeitet von ramhol
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Prinzderzweite

Grundsätzlich ist die Bibel ein Buch, bei dem hebräische oder aramäische Texte ins Griechische, dann ins Lateinische und später ins Deutsche übersetzt wurden. Es ist klar, dass man sie nicht wortwörtlich auslegen kann, denn bei den Übersetzungen gibt es die Gefahr der Ungenauigkeit. Ein Beispiel, das mir gerade zufällig bekannt ist:

 

"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns [...]"

 

Soweit ich informiert bin, müßte es an dieser Stelle aber eigentlich heißen:

 

"Und das Wort ward Fleisch und schlug ein Zelt unter uns auf [...]"

 

Beide Übersetzung sagen im Prinzip dasselbe aus, jedoch kann man nun interpretieren, was der Unterschied zwischen "wohnen" und "zelten" ist. Wer wohnt, der tut dies dauerhaft. Wer zeltet, der wohnt nur für eine bestimmte Zeit und bricht dann sein Zelt wieder ab. Wohnt nun Gott (noch immer) unter uns, oder lebte er nur für eine bestimmte Zeit unter uns Menschen?

 

Wenn es anhand dieser relativ harmlosen Stelle schon zu solchen Interpretationsschwierigkeiten aufgrund von ungenauer Übersetzung kommen kann, wie mag es dann an anderen Stellen sein? Wie ist es zu interpretieren, dass Eva im einen Schöpfungsbericht aus der Rippe Adams geformt wurde, während im anderen Schöpfungsbericht keine Rede davon ist? Wie kann das zusammenpassen?

 

Kurzum: Die Bibel kann nicht wörtlich genommen werden. Sie ist, wie der Link auf die Seiten des Vatikans zeigt, nach verschiedenen Gesichtspunkten zu interpretieren. Es gibt also, so wie es viele in diesem Forum meinen und die Evangelikalen immer wieder behaupten, keine endgültige Wahrheit in der Bibel. Es gibt nur mehrere Denkansätze, die es immer wieder zu überprüfen gilt.

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Grundsätzlich ist die Bibel ein Buch, bei dem hebräische oder aramäische Texte ins Griechische, dann ins Lateinische und später ins Deutsche übersetzt wurden.

möööp, falsch. aber ich denke, man versteht was du sagen willst.

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Ein Beispiel, das mir gerade zufällig bekannt ist:

 

"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns [...]"

 

Soweit ich informiert bin, müßte es an dieser Stelle aber eigentlich heißen:

 

"Und das Wort ward Fleisch und schlug ein Zelt unter uns auf [...]"

*mal die nestlé-aland interlinearübersetzung raushole*

 

Kata Joannaen 1,14

 

kai ó logos sarx egeneto kai eskaenosen ev haemin,...

und das wort fleisch wurde und wohnte unter uns

 

wohnen, bewohnen, den Wohnsitz nehmen = kateukeo

 

 

(die griechen mögen mir verzeihen, hab nur lateinische tastatur und graecum is auch schon lange her...)

bearbeitet von ramhol
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Prinzderzweite

Ich habe mich mit der Formulierung dieses Satzes auch nicht leicht getan, aber wenn klar geworden ist, was ich gemeint habe, dann ist ja alles okay.

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keine endgültige Wahrheit in der Bibel. Es gibt nur mehrere Denkansätze, die es immer wieder zu überprüfen gilt.

Das möchte ich bezweifeln, die Bibel ist - im Christentum - die Wahrheit und nicht nur "Denkanstöße". Die göttliche Botschaft/Wahrheit ist eben nur mit menschlichen Mitteln überliefert, habe ich ja eben schon aus dem Dokument der Päpstl. Bibelkommission zitiert.

 

Dieses Dokument bleibt übrigens in seinen Aussagen mitnichten so schwammig wie

nach verschiedenen Gesichtspunkten zu interpretieren
nahelegt. In einem Teil werden versch. Methoden die Bibel zu lesen und zu interpretieren vorgestellt (!) und dann aber kritisch kommentiert und bewertet. Zugegeben, jede Methode behält eine gewisse Berechtigung, lediglich die fundamentalistische wird gänzlich abgelehnt. bearbeitet von ramhol
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AUS: 2. Vatikanisches Konzil; "Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung";"Dei Verbum"

 

12. Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat6, muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte. Um die Aussageabsicht der Hagiographen zu ermitteln, ist neben anderem auf die literarischen Gattungen zu achten. Denn die Wahrheit wird je anders dargelegt und ausgedrückt in Texten von in verschiedenem Sinn geschichtlicher, prophetischer oder dichterischer Art, oder in anderen Redegattungen. Weiterhin hat der Erklärer nach dem Sinn zu forschen, wie ihn aus einer gegebenen Situation heraus der Hagiograph den Bedingungen seiner Zeit und Kultur entsprechend - mit Hilfe der damals üblichen literarischen Gattungen - hat ausdrücken wollen und wirklich zum Ausdruck gebracht hat7. Will man richtig verstehen, was der heilige Verfasser in seiner Schrift aussagen wollte, so muß man schließlich genau auf die vorgegebenen umweltbedingten Denk-, Sprach- und Erzählformen achten, die zur Zeit des Verfassers herrschten, wie auf die Formen, die damals im menschlichen Alltagsverkehr üblich waren8. Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muß, in dem sie geschrieben wurde9, erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes der heiligen Texte, daß man mit nicht geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achtet, unter Berücksichtigung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens. Aufgabe der Exegeten ist es, nach diesen Regeln auf eine tiefere Erfassung und Auslegung des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift. Alles, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen10.

 

 

13. In der Heiligen Schrift also offenbart sich, unbeschadet der Wahrheit und Heiligkeit Gottes, eine wunderbare Herablassung der ewigen Weisheit, "damit wir die unsagbare Menschenfreundlichkeit Gottes kennenlernen und erfahren, wie sehr er sich aus Sorge für unser Geschlecht in seinem Wort herabgelassen hat"11. Denn Gottes Worte, durch Menschenzunge formuliert, sind menschlicher Rede ähnlich geworden, wie einst des ewigen Vaters Wort durch die Annahme menschlich-schwachen Fleisches den Menschen ähnlich geworden ist.

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Wahr ist die Bibel, aber dennoch nicht immer leicht zu fassen. Über dem wahren Inhalt liegen gewissermaßen mehrere Nebelschleier, die der menschlichen Unvollkommenheit geschuldet sind. Erstens die Zeitgebundenheit jeder sprachlichen Beschreibung, zweitens deren prinzipielles Zurückbleiben hinter der vollen Wahrheit (wie jedes Bild immer nur einen Ausschnitt zeigt), drittens die Übersetzung aus mehreren Sprachen und viertens die beschränkte Kapabilität des jeweiligen Lesers. - Gott will freiwilliges Bekennen, kein erzwungenes. Die Unschärfe der Bibel eröffnet den Spielraum für Freiheit und Verantwortung des Menschen.

Grüße, KAM

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Hallo Zarah,

 

...es herrscht ja viel Streit wie man die Bibel lesen soll und wie man sein Leben nach ihr richten kann. Hier habe ich einige Fragen aufgeworfen, die mir zum Bibelverständnis eingefallen sind.

 

1. Soll  man die Bibel prinzipiell wörtlich nehmen oder prinzipiell symbolisch ?

 

2. Welche Stellen, Zeilen und Aussagen  der Bibel sind "göttlich inspiriert " und welche nicht ? Wie soll man dies beurteilen können ?

 

3. Was heißt eigentlich die Bibel auslegen ? Nach welche Methode soll sie ausgelegt werden ?

 

4. Die Apostel sind Menschen, die Evangelisten sind Menschen, die aber von Gott auserwählt  und durch den Heiligen Geist geführt und geleitet wurden. Wann handelten  sie "göttlich inspiriet " und wann schilderten  sie nur ihre "Meinung"?

 

5. Wann fängt die Verbindlichkeit der biblichen Gebote an  und wann  ist deren Einhaltung "Geschmackssache" ?

- Die Bibel für sich genommen, ist nichts weiter als bedrucktes Papier.

 

- Es gibt nur einen einzigen kompetenten Ausleger der Bibeltexte: GOTT hier und heute anwesend in der Person des HEILIGEN GEISTES um allen Menschen die wollen, uA. die Bibeltexte auszulegen.

 

- Jeder Leser der Bibel ist gefordert den HEILIGEN GEIST per Gebet um SEINE Auslegung der Bibel zu bitten. Nur sie ist verbindlich.

 

- Erst der Leser der sich die Auslegung der Bibeltexte zueigen macht die ihm der HEILIGE GEIST per Eingebung und Erleuchtung zukommen lässt, ist imstande die Bibel richtig zu verstehen.

 

- Wer die Bibel ohne Interpretation durch den HEILIGEN GEIST lesen will, dem bleibt die Bibel ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch.

 

 

 

Gruß

josef

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Prinzderzweite

Das mit dem Heiligen Geist ist nur so eine Sache. Dem einen erklärt er dies, dem anderen das. Wer hat jetzt Recht, oder wer hat den Heiligen Geist nicht gut genug herbeigezaubert?

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*mal die nestlé-aland interlinearübersetzung raushole*

 

Kata Joannaen 1,14

 

kai ó logos sarx egeneto kai eskaenosen ev haemin,...

und das wort fleisch wurde und wohnte unter uns

 

wohnen, bewohnen, den Wohnsitz nehmen = kateukeo

Ich bin nicht nur ein Tier, sondern auch noch ein griechischer Begriff! Cool....

bearbeitet von Katta
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Ich bin nicht nur ein Tier, sondern auch noch ein griechischer Begriff! Cool....

nur 'ne Präposition ...

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wohnen, bewohnen, den Wohnsitz nehmen = kateukeo

steckt "oikos" drin - das heißt Haus, nicht Zelt.

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Grüss euch alle

 

es herrscht ja viel Streit wie man die Bibel lesen soll und wie man sein Leben nach ihr richten kann. Hier habe ich einige Fragen aufgeworfen, die mir zum Bibelverständnis eingefallen sind.

 

1. Soll man die Bibel prinzipiell wörtlich nehmen oder prinzipiell symbolisch ?

 

2. Welche Stellen, Zeilen und Aussagen der Bibel sind "göttlich inspiriet " und welche nicht ? Wie soll man dies beurteilen können ?

 

3. Was heißt eigentlich die Bibel auslegen ? Nach welche Methode soll sie ausgelegt werden ?

 

4. Die Apostel sind Menschen, die Evangelisten sind Menschen, die aber von Gott auserwählt und durch den Heiligen Geist geführt und geleitet wurden. Wann handelten sie "göttlich inspiriet " und wann schilderten sie nur ihre "Meinung"?

 

5. Wann fängt die Verbindlichkeit der biblichen Gebote an und wann ist deren Einhaltung "Geschmackssache" ?

 

 

Zarah

Vorerst möchte ich zur Bibel- Einführungen einen Text von P. Anselm Grün ziteren:

 

Anselm Grün: Einführung zur Bibel

 

Wohl in keinem Buch wird in der gesamten Welt häufiger gelesen, als in der Bibel. Die Bibel ist das Buch aller Bücher. Die Juden sehen in den biblischen Büchern des Alten Testamentes das Wort, das Gott nur zu ihnen gesprochen hat. Christen teilen mit den Juden das Alte Testament. In ihm hören Christen Gottes Wort, das auch für sie bleibende Gültigkeit hat. Doch Christen lesen auch das Neue Testament, in dem ihnen die vier Evangelisten und zahlreiche Briefe der Apostel und anderer biblischer Schriftsteller überliefert sind. Für sie kommt das Alte Testament durch Jesus Christus zur Erfüllung und Vollendung.

 

 

Was damals geschrieben wurde, verstehen Christen im Lichte Jesu auf neue Weise. Wie sie das Alte Testament (oder besser der Erste Testament, wie die frühen Kirchenväter es nannten) lesen sollen, sagt der Apostel Paulus: „Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Römer, 15,49. Das Lesen der heiligen Schrift will also erschließen, wer Gott und wer der Mensch Ist, was das Geheimnis der Schöpfung ist und wie menschliches Leben gelingt.

 

Und Christen lesen die Schrift, um Trost zu erfahren in Haltlosigkeit und Orientierungslosigkeit, in Dunkelheit und Niedergeschlagenheit. Trost meint, dass wir festen Halt bekommen, Standfestigkeit. Trost kommt von Treue = Festigkeit. Und Trost meint, dass wir nicht allein gelassen sind mit unseren Fragen, sondern dass Gott mit uns geht in unserer Not. Das lateinische Wort für Trost „consolatio“ bedeutet: mit dem Einsamen sein. Jedes Wort der Heiligen Schrift will Hoffnung schenken, damit wir voll Zuversicht und innerer Freiheit in dieser Welt leben, vertrauensvoll Ausschau halten nach dem, der unsere Hoffnung allein zu erfüllen vermag.

 

In der Bibel findet sich viel Poesie. Es sind wunderbare Erzählungen, Gedichte, Lieder, Mythen die die biblischen Schriftsteller berichten. Es sind unübertroffene Dichtungen, die da überliefert sind. In ihrer Einfachheit bringen sie das Leben des Menschen in seiner Beziehung zu Gott zum Ausdruck. Doch die Bibel ist noch mehr als Menschenwort. Sie ist Gotteswort. Das Wort Gottes fällt allerdings nicht vom Himmel. Es wird durch Menschen aufgeschrieben, die ihre Erfahrungen mit Gott ins Wort bringen. Doch in diesem menschlichen Wort - das glauben Christen – spricht Gott selbst. Da zeigt er authentisch, wie es um den Menschen steht, wer der Mensch und wer Gott ist, wie Gott am Menschen handelt.

 

Vielen bleibt die Bibel fremd. Sie lesen die Worte, verstehen sie nicht. Das alles scheint eine andere Welt zu sein. Andere lesen sie durch die Brille ihrer Angst. Daher erschrecken sie vor den manchmal grausam erscheinenden Gottesworten. doch die Worte der Bibel sind Worte des Lebens, Worte die Leben spenden. Es sind Worte des Heils, Worte, die den Menschen in seiner Zerrissenheit heilen und aufrichten möchten. Es kommt auf die richtige Brille an, mit der wir an die Bibel herangehen. Der große Augustinus, der als Professor Rhetorik unterrichtete, hat das Kriterium angegeben, wie wir die Bibel lesen sollen. Er sagte: „Das Wort Gottes ist der Gegner deines Willens, bis es der Urheber deines Heiles wird. Solange du dein eigener Feind bist, ist auch das Wort Gottes dein Feind. Sei dein eigener Freund, dann ist auch das Wort Gottes mit dir im Einklang.“ Wenn uns ein Wort der Schrift zunächst ärgert, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns über uns selbst ärgern, und dass wir nicht im Einklang sind mit uns selbst. Das Lesen der Bibel ist wie ein Ringen, bis wir mit uns selbst eins werden. Wenn wir das Wort verstehen, verstehen wir auch uns selbst neu. Wenn wir die Bibel richtig verstehen, gehen wir gut mit uns selbst um, dann kommen wir in Einklang mit uns selbst, dann werden wir unser eigener Freund.

 

Die frühen Mönche haben eine Methode entwickelt, mit der Schrift so umzugehen, dass sie im Wort der Schrift Gott selbst und ihrem eigenen, wahren Wesen begegnet sind. Es ist die Methode der „lectio divina“ = der göttlichen Lesung. Diese lectio divina hat vier Schritte: lectio - meditatio - ortio - contemplatio.

 

Der erste Schritt besteht darin, das Wort langsam zu lesen, nicht um sein Wissen zu erweitern, sondern um im Wort Gott selbst zu begegnen. Indem ich das Wort verstehe, verstehe ich mich selber besser. Ich lese das Wort, um im Wort Gottes Herz zu entdecken, so sagt Gregor der Große.

 

Beim zweiten Schritt, der meditatio, lasse ich das Wort in mein Herz fallen. Ich versuche nicht, mit dem Verstand das Wort zu ergründen, sondern nehme das Wort, wiederhole es im Herzen kaue und schmecke es, bis es einen neuen Geschmack in mir hinterlässt: den Geschmack der Liebe, des Friedens, der Freude, des Lebens. Ich stelle mir vor: Wenn dieses Wort stimmt, wie sehe ich dann mich selbst, die Welt, Gott? Wie fühle ich mich? Welchen Geschmack hinterlässt dieses Wort?

 

Der dritte Schritt, die oratio, besteht darin, dass ich die Sehnsucht, die durch die Meditation in mir aufsteigt, in einem kurzen Gebet zum Ausdruck bringe. Gott möge meine Sehnsucht erfüllen. Er möge mich spüren lassen, was ich da lese. Er möge sich selbst mir zeigen.

 

Der vierte Schritt ist die contemplatio. Da höre ich auf, über das Wort nachzudenken. Ich bin einfach still vor Gott. Das Wort Gottes hat mich in die Stille geführt. In dieser Stille höre ich auf, mir Gedanken und Vorstellungen von Gott zu machen. Ich bin einfach da. Ich bin eins mir Gott und durch Gott mit mir. Und ich bin einverstanden mit dem Leben. Ich berühre die Wirklichkeit selber, ohne darüber reden zu können. Das Wort- so sagen die frühen Mönche- schließt mir die Tür auf zum wortlosen Geheimnis Gottes. In diesem Raum des wortlosen Geheimnisses Gottes bin ich daheim. Da ist alles eins.

 

So wünsche ich Ihnen, liebe Leser, dass das Lesen der Bibel Sie in eine tiefe geistliche Erfahrung führt, in die Erfahrung Gottes und in die Erfahrung der eigenen Erlösung, des Freiwerdens von aller Angst und allem Sich – Klammern an Vordergründiges. Grübeln sie nicht über die Worte nach. Lassen sie sie einfach in sich hineinfallen. Auch wenn die Worte fremd erscheinen, versuchen sie, die Worte zu schmecken. Sie müssen nicht den ganzen Hintergrund, weder den theologischen noch den historischen – kenne. Trauen sie dem Wort. Die Worte sind Bilder. Und Bilder öffnen immer ein Fenster zum Himmel. Das Wort wirkt. Wenn sie das Wort in sich hineinfallen lassen, bewirkt es Heilung, Befreiung, Erlösung. Sie werden sich anders fühlen. Es wird in ihnen heller werden, hoffnungsvoller, weiter. Das Wort Gottes- so sagt uns der zweite Petrusbrief - ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen (2.Petr 1,19). So wünsche ich Ihnen, dass das Licht des göttlichen Wortes ihr Herz erhellt, damit sie ins ich das eigene Licht sehen, das göttliche Licht, das in ihnen leuchtet und sie eintaucht in Gott hinein, in dem sie erst ganz sie selbst werden und ihre wahre Würde erkennen.

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Wahr ist die Bibel, aber dennoch nicht immer leicht zu fassen. Über dem wahren Inhalt liegen gewissermaßen mehrere Nebelschleier, die der menschlichen Unvollkommenheit geschuldet sind. Erstens die Zeitgebundenheit jeder sprachlichen Beschreibung, zweitens deren prinzipielles Zurückbleiben hinter der vollen Wahrheit (wie jedes Bild immer nur einen Ausschnitt zeigt), drittens die Übersetzung aus mehreren Sprachen und viertens die beschränkte Kapabilität des jeweiligen Lesers. - Gott will freiwilliges Bekennen, kein erzwungenes. Die Unschärfe der Bibel eröffnet den Spielraum für Freiheit und Verantwortung des Menschen.

Grüße, KAM

Aber ich schlug an einem Weihnachtsabend in Potsdam die Heilige Schrift auf - ich hatte sie mir als Knabe in Luthers Übersetzung gekauft - und floh nach wenigen Kapiteln in die kalte dunkle Straße. Denn es war ja klar: Unter diesem Anspruch der Wahrheit kehrt sich das Leben um. Dieses Buch kann man nicht lesen. Man kann es nur tun. Es ist kein Buch. Es ist Lebensmacht. Und es ist unmöglich, auch nur eine Zeile zu begreifen, ohne den Entschluß zu vollziehen.

 

Reinhold Schneider, Schriftsteller

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Ein Beispiel, das mir gerade zufällig bekannt ist:

 

"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns [...]"

 

Soweit ich informiert bin, müßte es an dieser Stelle aber eigentlich heißen:

 

"Und das Wort ward Fleisch und schlug ein Zelt unter uns auf [...]"

*mal die nestlé-aland interlinearübersetzung raushole*

 

Kata Joannaen 1,14

 

kai ó logos sarx egeneto kai eskaenosen ev haemin,...

und das wort fleisch wurde und wohnte unter uns

 

wohnen, bewohnen, den Wohnsitz nehmen = kateukeo

 

 

(die griechen mögen mir verzeihen, hab nur lateinische tastatur und graecum is auch schon lange her...)

steckt "oikos" drin - das heißt Haus, nicht Zelt.

 

Das hier verwendete Wort "eskenosen" hingegen kommt von "skene", das Zelt, die Hütte. Also hat das Wort tatsächlich ein Zelt aufgeschlagen und nicht ein Haus gebaut.

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Die Bibel ist das Buch, dessen Inhalt selbst von seinem göttlichen Ursprung zeugt. Die Bibel ist mein edelster Schatz, ohne den ich elend wäre.

Immanuel Kant (1724-1804)

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Grüss euch alle

 

es herrscht ja viel Streit wie man die Bibel lesen soll und wie man sein Leben nach ihr richten kann. Hier habe ich einige Fragen aufgeworfen, die mir zum Bibelverständnis eingefallen sind.

 

1. Soll man die Bibel prinzipiell wörtlich nehmen oder prinzipiell symbolisch ?

 

2. Welche Stellen, Zeilen und Aussagen der Bibel sind "göttlich inspiriet " und welche nicht ? Wie soll man dies beurteilen können ?

 

3. Was heißt eigentlich die Bibel auslegen ? Nach welche Methode soll sie ausgelegt werden ?

 

4. Die Apostel sind Menschen, die Evangelisten sind Menschen, die aber von Gott auserwählt und durch den Heiligen Geist geführt und geleitet wurden. Wann handelten sie "göttlich inspiriet " und wann schilderten sie nur ihre "Meinung"?

 

5. Wann fängt die Verbindlichkeit der biblichen Gebote an und wann ist deren Einhaltung "Geschmackssache" ?

 

 

Zarah

Hallo Zarah,

 

ich möchte die Frage aus der Sich eines Exegeten beantworten.

Zunächst einmal sind ja wesentliche Aspekte kirchlicher Bibelauslegung schon genannt worden.

Die Frage, ob man die Bibel wörtlich auslegen soll, ist eine Scheinfrage, die Forderung dieses zu tun ist eine Scheinforderung. Man kann einen Text nicht wörtlich auslegen, denn während des Lesens und Verstehens eines Textes muss ein Leser Transforamtionsarbeit leisten. Er muss sich den Text aneignen und da Texte immer Interpretationsspielraum geben, weil sie nie alles sagen, kann man einen Text immer nur aus dem eigenen Verständnis heraus verstehen. Wer einen Text nicht interpretiert, kann ihn weder lsen noch verstehen.

Und das eigene Verständnis ist geprägt von Vorentscheidungen und von Rahmenbedingungen. Menschen, die eine wortwörtliche Auslegung der Bibel für sich reklamieren, sind für ihr eigenes Vorverständnis in der Regel blind. Ein Beispiel: Wo steht etwa im Hohelied, dass es sich um das Wort Gottes handelt? Nirgendwo. Aber dennoch wird es, weil es im Zusammenhang der Bibel steht, als solches betrachtet. Für sich genommen handelt es sich hier um eine Sammlung von Liebesliedern. Erst im Kontext kann man den Horizont auf Gottes Liebe erweitern und die Lieder allegorisch auslegen.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Wahr ist die Bibel, aber dennoch nicht immer leicht zu fassen. Über dem wahren Inhalt liegen gewissermaßen mehrere Nebelschleier, die der menschlichen Unvollkommenheit geschuldet sind. Erstens die Zeitgebundenheit jeder sprachlichen Beschreibung, zweitens deren prinzipielles Zurückbleiben hinter der vollen Wahrheit (wie jedes Bild immer nur einen Ausschnitt zeigt), drittens die Übersetzung aus mehreren Sprachen und viertens die beschränkte Kapabilität des jeweiligen Lesers. - Gott will freiwilliges Bekennen, kein erzwungenes. Die Unschärfe der Bibel eröffnet den Spielraum für Freiheit und Verantwortung des Menschen.

Grüße, KAM

Aber ich schlug an einem Weihnachtsabend in Potsdam die Heilige Schrift auf - ich hatte sie mir als Knabe in Luthers Übersetzung gekauft - und floh nach wenigen Kapiteln in die kalte dunkle Straße. Denn es war ja klar: Unter diesem Anspruch der Wahrheit kehrt sich das Leben um. Dieses Buch kann man nicht lesen. Man kann es nur tun. Es ist kein Buch. Es ist Lebensmacht. Und es ist unmöglich, auch nur eine Zeile zu begreifen, ohne den Entschluß zu vollziehen.

 

Reinhold Schneider, Schriftsteller

Das schließt sich nicht gegenseitig aus, das eine ist der erste Schritt, das andere der zweite. Grüße, KAM.

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Die Bibel ist das Buch, dessen Inhalt selbst von seinem göttlichen Ursprung zeugt. Die Bibel ist mein edelster Schatz, ohne den ich elend wäre.

Immanuel Kant (1724-1804)

Dazu fällt mir ein: "Mein schönste Zier und Kleinod bist, auf Erden du Herr Jesu Christ! Dich will ich lassen walten. Und dich allzeit in Lieb und Freud in meinem Herzen hahahalten...." *träller*

 

Ich weiss nicht... ich denke man darf die Bibel wirklich nicht wörtlich nehmen, sondern versuchen, durch ein christliches Leben Zeuge des Evangeliums in Jesus Christus zu sein.

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