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Sebastianszell


Katta

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Edda, ick hör dir trapsen

 

„Mein Gott“, stöhnte Pfarrer Freihintener („Ja, bitte?“ echote die merkwürdige Gestalt in olivfarbenen Cargohosen), „Mein Gott, müssen wir jetzt die ganze Edda durchackern - "Heidrun heißt die Ziege, die an Lärads Laube knabbert" und "Ratatösk heißt das Eichhörnchen, das auf und ab rennt an der Weltesche Yggdrasil" - also wirklich. Ein Werk, wo schon der Herr Tolkien sich so schamlos bedient hat...“

 

Silke kicherte: „Diese süßen Zwerge! Fili und Kili, Bifur und Bofur, Balin und Dwalin...“

 

„Und Gandalf ist auch von da geklaut“, grollte der Pfarrer, „aber ich habe keine Lust, nur um rauszukriegen, welcher Götterdämmerungs-Erik...“

 

„Och, ist doch gar nicht so schwer“, lockte Silke. „Da hast du doch nur die Auswahl zwischen Erich mit der Blutaxt und Erich dem Roten. Northumbria oder Vinland? König oder Seefahrer? Eirikslied oder Eirikssaga? Totschläger und Christen waren wohl beide.“

 

"Und einer dieser Totschläger will die wahre Botschaft Gottes verkünden?" zweifelte der Pfarrer.

 

Der Kapplan hörte gar nicht zu. Sein Blick saugte sich an den jungen Frauen fest, der Blonden mit dem Pinguin und der Brünetten mit dem Katta. „Blond und braun“, murmelte er versonnen, „Kriemhild und Brünhild“. Kleine Pause, und nicht nur Silke sah, wohin der Kapplan begierig guckte; sie holte kurz aus und trat ihm gegen das Schienbein. „Aaaaaaahhrg!“

 

„Oh, you mean Cream-hilled and Brown-hilled?“ soufflierte DMG-IOC. „Talking names, by gosh. From the song of the onionboys – >Lied der Zwiebel-Jungen<.“

 

Silke fuhr herum: „Ihre literarischen Ferkeleien können Sie sich sparen. Ich will zum Papst.“

 

„Zu mir?“ kam eine leise Stimme aus dem Hintergrund, und dann trat eine weiß gewandete Gestalt auf sie zu, ein schüchtern-verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht...

bearbeitet von Alfons
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Ortswechsel & Kathendorf

 

Spannend, nicht wahr? Seit Tagen schon hängst diese Frage im Baum, äh, Raum: wer oder was mag nur diese weiße Gestalt sein, die so geheimnisvoll aus dem Dunkel der Geschichte erschienen ist? Bevor wir aber eine Antwort vernehmen, wollen wir die Spannung der verbliebenen drei treuen Sebastianszell-Leser ins schier Unerträgliche steigern. Nein, wir werden das Geheimnis der weißen Erscheinung noch nicht lüften! Stattdessen schalten wir um ins Katharuinenkloster, wo viele weitere Pilger aus Kathendorf auf die Wiedervereinigung mit den anderen Protagonisten warten – nebenbei erwähnt, beim Stichwort Wiedervereinigung fiel es uns ein (Achtung, Bildungseinschub! Bei Nicht-Bedarf einfach überspringen!) nebenbei erwähnt ist Kathendorf ein Ort in Sachsen-Anhalt, gleich neben dem ebenso unbekannten Rätzlingen, 281 Einwohner, 13 Arbeitslose, weder Kirche noch Kneipe, und die Landschaft ist ziemlich trist – da gefällt es uns doch im Kloster der Katharuinen viel besser, auch wenn gerade ein Landregen niederrauscht, dass sich alles fröstelnd in der Bibliothek des Klosters zusammen drängt. Ja, auch der Juni kann kühl sein in Italien.

 

Hier nun gilt es, ein peinliches Geschehen zu berichten, wiewohl nicht zu beschönigen. Warum nur hat der Jäger-Sepp nicht einmal von seiner Jagdzeitung aufgeschaut, warum haben weder der Heiri noch einer oder eine der anderen Pilger und Pilgerinnen reagiert, als die Hundemeute, die einige Tage zuvor vom Himmel gefallen war und ihnen seitdem brave Dienste geleistet hatten, nun japsend und knurrend über die Teppiche der Klosterbibliothek tollten und sich um einen Knochen balgten?

 

Einen Knochen? In der Bibliothek? Nein, ein Buch war es, das aufgeschlagen auf einem der Louis-Quinze-Tischlein gelegen hatte und nun, von Reißzähnen zerfetzt, in Schnipseln auf dem edlen Bachtiar-Teppich lag. Oh, da war das Gejammer der Pilger groß. Die Kreuzwirtin versuchte noch, mit Tesafilm einige der Seiten des Werkes zusammen zu setzen, doch reichte das nur, um den Titel („Sprüche, Maximen und Deutungen des eiligen Alfons, gesammelt und gedruckt mit zähneknirschender Genehmigung seiner allhochwürdigsten Eminenz, Abt Sülze“) und einen Bruchteil des Textes zu erkennen.

 

Kurz entschlossen raffte der Heiri die Blätter zusammen und warf sie in die Klappe der Müllsauganlage, die mit Unterdruck alles Entbehrliche aus den Gemächern der Mönchinnen und Mönche zur Heizungsanlage im Keller des Klosters schaffte, ob verrotzte Taschentücher, angebissene Windbeutel samt ihrer Sahnefüllung oder eben auch von Hunden zerfetzte unnütze Bücher. An dieser Stelle aber – welch eine schöne Bestätigung des Glaubens der Katharuinenser – griffen die höheren Mächte, denen diese Sekte ihr Entstehen und ihre Existenz verdanken, ein, fingen die Fetzen des Buches auf, und dank dieser unglücklichen Fügung sind wir imstande, das wenige, was die Kreuzwirtin zusammen geklebt hatte, hier auszubreiten.

 

Moment, geht gleich weiter...

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Sprüche, Maximen und Deutungen etc.

 

 

Adoleszenz

Noch nicht alt genug, zum gewisse Filme sehen zu dürfen, aber alt genug, um zu verstehen, warum nicht.

 

Alkoholismus

Ein Leiden, das so deprimierend ist, dass man sich am liebsten gleich besaufen möchte.

 

Dreiundfünfzig

„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Guten Tag“, sagte der Händler. Er handelte mit absolut wirksamen, durststillenden Pillen. Man schlucke jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken.

„Warum machst du das?“, sagte der kleine Prinz. „Das ist eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche.“ „Und was macht man mit dreiundfünfzig Minuten?“

„Man kann damit machen, was man will ...“ „Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte“, sagte der kleine Prinz, „würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen...“ (Antoine de Saint-Exupery)

 

Durchblick

„Ich bin ja gar nicht einäugig, weder auf dem einen, noch auf dem anderen Auge.“ (Helmut Kohl)

 

Erbse

Gemüse, dass im Gegensatz zur Paprika nur selten mit einer Hackfüllung zubereitet wird.

 

Erdkugel

Die Erde ist nicht rund. Sie ist flach. Oder zumindest sollte sie flach sein, wenn Gott endlich mal damit zu Rande käme.

 

Essbar

„Zum Verzehr geeignet und der Verdauung zuträglich. Wie der Wurm für die Kröte, die Kröte für die Schlange, die Schlange für das Schwein, das Schwein für den Menschen und der Mensch für den Wurm.“ (Ambrose Bierce)

 

Fortschritt

Schlimme Dinge bleiben schlimme Dinge. Aber sie geschehen viel schneller.

 

Führungskräfte

Leute, die einen Terminkalender brauchen, um ihre Unterwäsche zu wechseln.

 

Fußball

Ballspiel, bei dem die taktische Grundidee durch Zufall, Glück und Fehlpässe dermaßen verwässert wird, dass die Taktik des Spieles erst für Leute mit einem IQ im Minusbereich erfassbar ist.

 

Gras

Etwas, wo laut Ringelnatz selbst die überzeugtesten Vegetarier nicht gern hinein beißen.

 

Hunger

„Wenn ich im Fernsehen all die hungernden Kinder dieser Welt sehe, möchte ich am liebsten weinen. Ich meine, ich möchte so dünn sein wie die, aber ohne all die Fliegen, den Tod und den ganzen Kram.“ (Mariah Carey in einem Interview, das, wie sie beteuert, frei erfunden worden ist).

 

Kafka

Beliebte Antwort in gehobenen Kreisen auf die Frage: „Und was lesen Sie am liebsten?“

 

Krieg

Ergebnis von Menstruationsneid: Männer wollen auch mal bluten.

 

Kunst

1. „Wenn man's kann ist's keine Kunst nicht, wenn man's nicht kann ist's erst recht keine.“ (Karl Valentin)

 

2. Besteht im Weglassen. Die größte Kunst ist, wenn alles futsch ist.

 

Leben

Tödliche Krankheit mit der anerkannt längsten Leidenszeit.

 

Lernen

„Für mich war natürlich in erster Linie die Frage interessant, wie es bei Tieren mit den Lernprozessen aussieht, und da zeigte sich, dass Tiere, die von Amerikanern beobachtet wurden, rastlos herumhetzen und dabei irgendwann einmal rein zufällig ihr Problem bewältigen, während die von Deutschen beobachteten Tiere still sitzen, sich hinter den Ohren kratzen und abwarten, bis die Lösung in den Tiefen ihres Innenlebens herangereift ist und zutage kommt.“ (Bertrand Russell)

 

Lüge

Ein Büblein klagte zu seiner Mutter: „Der Vater hat mir eine Ohrfeige gegeben.“ Der Vater aber kam dazu und sagte: „Lügst du wieder? Willst du noch eine?“ (Johann Peter Hebel)

 

Mass

Eine Mass sind zwei Hoibe. Hingegen sind vier Viertele keine Mass! Mehr gibt es über Relativität nicht zu sagen.

 

Mut

Die Dummheit von Menschen, die beim Ruf „Freiwillige vor!“ stehen bleiben, statt einen Schritt zurück zu treten.

 

Patriotismus

Ein englischer Schriftsteller, dessen Name mir entfallen ist, sagte einmal, er hoffe, sollte er je vor die Wahl gestellt sein, das Land oder einen Freund zu verraten, soviel Anstand zu besitzen, das Land zu verraten.

 

Rationell

Wenn beim Chipsessen nichts runterkrümelt, hat man die Hand nicht voll genug genommen.

 

Realität

Der einzige Ort, an dem man eine vernünftige Pizza bekommt.

 

Romanhandlung

Das, was die Personen im Roman treiben, wenn das Buch gerade nicht gelesen wird.

 

Schaden-Nutzen-Analyse

Aus der Sicht des Kartoffelkäfers ist der Mensch ein Schädling.

Aus der Sicht der Saatkrähe ist der Mensch ein Nützling.

 

Statistik

1. Für den Politiker dasselbe, wie die Straßenlampe für den Betrunkenen. Sie dient ihm zur Stütze, aber nicht zur Erleuchtung.

 

2. So etwas Ähnliches wie ein Bikini. Auf den ersten Blick beachtenswert, aber das Wesentliche bleibt im Verborgenen.

 

Technologie (Bio-, Atom-, Kommunikations- etc.)

Etwas, von dem alle sagen, es dürfe nie missbraucht werden, und das über kurz oder lang exakt in den Händen derer landet, die diesen Missbrauch am intensivsten auszuüben wünschen.

 

Telefonzellen

Gab es früher viele. Seitdem mit Handys telefoniert wird, gibt es nur noch eine, und sie umfasst die ganze Welt.

 

Trennung

Die beste Zeit, Männer zu verlassen, ist samstags zwischen 15.30 Uhr und 17.15 Uhr.

 

Überqualifizierung

Das ist doch auch nicht das Wahre, wenn ein Mann von der Arbeit nach Hause kommt und seine Frau sagt zu ihm: „Du, ich bin heute beim Bügeln auf ein echt geiles Integral gestoßen.“

 

Veganer

Außerirdische, die aus dem Sternsystem Vega stammen. Die als Fleischfresser berüchtigten Veganer haben auf ihrem Heimatplaneten die gesamte Tierwelt ausgerottet und mussten sich in Raumschiffen in ein neues Sonnensystem retten. Auf dieser Reise ernährten sie sich notgedrungen von 300 Doppelzentnern Möhren und in Tanks gezüchtetem Seegras. Beim Eintreffen in unserem Sonnensystem hatten sie vergessen, wie lecker Fleisch schmeckt und dass man es überhaupt essen kann.

 

Vomieren

wer koa sensn hod der kan ned mahn

wer ned dannzn ged braucht si ned drahn

wer koan grüffi hod der kan ned schreibm

wer vü sauffm duad muaß efta schpeibm

(Attwenger)

 

Windel

Das einzige, was das Jesuskind in der Krippe anhat, während seine Eltern in dicke Winterklamotten gehüllt sind.

 

Zeit

Als Gott die Zeit schuf, hat er genug davon gemacht. (Irisches Sprichwort)

 

Zweiundvierzig (42)

1. Vorwahl von Gostivar/Mazedonien

 

2. So bestellt man in englischen Hotels ein Doppelzimmer (manchmal auch „142“).

 

3. 6 x 9

 

4. Maßeinheit für einen echten Kerl (“How many roads must am Camel walk down, before you will call him a man? The answer, my friend, ist only fortytwo, the answer ist only fortytwo” – Bob Dylan in seinem Songbook “Per Anhalter durch Ägypten”).

 

 

So. Und nun lassen die höheren Mächte, die das zerfetzte Buch ein Momentchen lang festgehalten haben, wieder los, die Reste plumpsen in die Müllbeseitigungsanlage und verschwinden zum Glück für uns alle auf Nimmerwiedersehen.

bearbeitet von Alfons
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Sirrisusus lies einen mächtigen Maunzer los und rannte begeistert auf die weisse Gestalt los, die aus dem Hintergrund heran getreten war und sprang ihr in die Arme...

TATSÄCHLICH! Es war der Papst und er kraulte Sirri das schwarzgefleckte Kinn. Andächtig sanken unsere Pilger in die Knie, während DMG-IOC seinen Kompass herausholte, vom Schweizer Gardisten jedoch daran gehindert wurde, den Papst zu vermessen.

"Heiligkeit!", flüsterte Pfarrer Freihinterer und Silke machte einen anmutigen Knicks, bei dem sie allerdings dem Katta auf den Schwanz trat, der kreischend seinerseits Silke an den Haaren zog.

"Jetzt lasst mal die Formalitäten. Da geht man mal ein bisschen spazieren hier unten, weil man sonst keine Ruhe hat - die BBC fragte neulich schon an, ob sie mich beim Klavierspielen filmen dürfte, dass muss man sich mal vorstellen - und dann trifft man hier auf einen Haufen Menschen. Sagtst, was wollt Ihr denn hier? Und wem g'hört des liebe Kätzle?", winkte der Papst ab.

Eilig bemühte sich der Pfarrer, das Geschehen bis hierher nach zu erzählen.

"Und Sirrisusus, der kleine, tapfere Kater, hat uns hier her geführt."

Der Papst lächelte verständnisvoll und kraulte weiter den Kater. "Sagt mal, wollen wir nicht was trinken gehen, hier ist so feucht."

Die Pilger starrten sich verwirrt an und folgten dann dem Heiligen Vater, der eleganten Schrittes voranging.

Nachdem die Gruppe, zur Verwirrung der ausgestellten Schweizer Garde und zahlreicher Geistlichen, durch den Geheimgang unterhalb des Petrusgrabes auftauchten, und den Lift in die Gemächer des Papstes nahmen, kamen sie schliesslich in hübsch eingerichteten Räumen an und setzten sich auf bequeme Sofas. Der Papst klatschte zweimal in die Hände und ein Diener erschien, der die Pilger zählte und kurz daurauf mit einem Wagen voll dunklem Hefeweizen und einem Topf voll Weisswürsten zurück kam. Alle griffen zu und auch der Pinguin, der Katta und Sirri, der immer noch schnurrend auf dem Schoß des Heiligen Vaters sass, bekamen ihren Teil ab. Die anderen Katzen des Papstes, die bei öffentlichen Anlässen immer hinter den Vorhang flüchteten, um ihn nicht zu verraten, freuten sich über den Neuankömmling und sassen artig aufgereiht auf der Sofalehne und mampften.

 

Wallner_WW_488_WW-Gedeck_von_oben.jpgKatzen.jpg

bearbeitet von Katta
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(...)mit einem Wagen voll dunklem Hefeweizen und einem Topf voll Weisswürsten zurück kam. Alle griffen zu (...)

 

Wallner_WW_488_WW-Gedeck_von_oben.jpg

Endlich bin ich mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

 

Danke, Katta.

 

Alfons

 

PS: Schreibst du weiter? Oder soll ich? Oder möchte eine der anderen Damen, einer der anderen Herren aus dem Forum....?

Ochottochott, das ist jetzt alles off topic, oder wie die Regieanweisung in ältlichen Theaterstücken lautet "vernehmlich beiseite sprechend".

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Da schlug Silke plötzlich ihre Hände zusammen und gickste erschrocken:

"Jetzt haben wir die anderen ganz vergessen! Die warten in diesem seltsamen Kloster nun schon seit Stunden auf uns...."

Der Papst sah sie amüsiert an und meinte:

"Sie denken jetzt aber nicht an die Gruppe mit dem Leiterwagen, die seit zwanzig Minuten dort unten die Einfahrt auf den Platz blockiert?"

Alle stürzten zum Fenster und mussten lachen, als sie sahen...

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Alle stürzten zum Fenster und mussten lachen, als sie sahen...

 

...wie sich auf dem Petersplatz der Heiri, der Jagersepp und all die anderen Pilger aus Kathendorf mit einer ganzen Abteilung Schweizergardisten herumzankten.

 

Keine zwei Stunden später waren sie alle unterwegs zum Bahnhof Termini, vor dem bis heute ein verlassener Leiterwagen steht (von dem inzwischen die Sage geht, Germanicus sei bei seinem Triumphzug 17 nach Christi auf diesem Fahrzeug durch Rom gefahren) und verabschiedeten sich herz- und überschwänglich vom Papst, der sie in seinem Papamobil bis zum Bahnhof begleitet hatte. In einer ereignisarmen Fahrt (wenn man einmal von den ständig kotzenden acht Hunden des Jagersepp absieht) erreichten sie Sebastianszell, wo sie mit einer Messe die glückliche Rückkehr feierten, um sodann zu Fuß nach Kathendorf zurück zu kehren, allen voran der Küster mit dem Glöcklein und der Heiri, der die nur ein ganz klein wenig zerfetzte Fahne mit dem Bild des heiligen Sebastian trug.

 

ENDE

 

 

 

Guten Abend, gute Nacht...

 

Der alte Alfons schlug das Buch zu, schaute auf die fast schon schlummernden drei Bärchen und sagte: „So, Kinnings, aufwachen, es geht ins Bett!“

 

„Och nö“, maulte das rosa Bärchen, „du hast doch noch gar nicht von den Ohrenschmalzgrotten erzählt!“ „Genau“, rief das blaue, „und vom Perpetuum nobile, von den Wutkristallen, dem Latrinenlichtlein, und auch nicht vom Fiat-Luchs und dem Chor der summenden Märtyrer! Das hattest du versprochen!“ „Versprochen, versprochen“, murmelte der alte Alfons, „seid froh, dass ich euch nichts vom Chor der summenden Märtyrer erzählt habe. Habt ihr schon einmal einen Schwarm Wüstengeier gehört, die beim Kadaver eines verendeten Mulis eintreffen und enttäuscht feststellen, dass der Fiat-Luchs das Aas bereits bis auf die Knochen abgenagt hat? Nein, habt ihr nicht. Aber genau so hört sich der Chor der summenden Märtyrer an. Wer ihn je gehört hat, versucht, seine Trommelfelle der Wissenschaft zu spenden, aber bitte sofort. Und was all die anderen Sachen angeht – versprochen heißt noch lange nicht gehalten, wie der Bundeskanzler sagte, als die Zahl der Arbeitslosen über sechs Millionen stieg. Und jetzt Schluss mit dem Genörgel und ab ins Bett!“

 

„Aber was ist mit dem Katharuinenkloster?“ fiel dem blauen Bärchen schnell noch ein. „Und mit der Lehre von Tzonk, den levitierenden Parakleten?“

 

„Tja“, fügte der alte Alfons nachdenklich hinzu, „das Kloster hat sich natürlich mit dem Ende dieser Geschichte in Nichts aufgelöst, leider. Wirklich schade, es gab da so eine entzückende Mönchin, von der hätte ich gern noch das eine oder andere erzählt, besonders das andere. Aber das wäre ja ohnehin nichts für die ungewaschenen Ohren von kleinen Bärchen gewesen. Und der schwebende Tzong? Da müsst ihr unsere abgehobene Nachbarin fragen, die Mary A. Mante. Die hat sie erst neulich noch schweben sehen.“

 

„Und was ist mit Silke und dem Kapplan?“ fragte das grüne Bärchen. „Das merkte doch ein Tauber mit dem Krückstock, dass die was miteinander haben!“

 

„Och, habe ich das nicht erwähnt? Die sind verheiratet. Der Papst hat sie in der päpstlichen Privatkapelle selber getraut, gleich nach dem Weißwurst-Imbiss. Sie haben, wenn ich das richtig mitgekriegt habe, inzwischen drei Kinder, die immer brav ins Bett gehen und keine Nörgelfragen stellen wie ihr...“

 

„Aber dann musste der Kapplan ja seinen Beruf aufgeben!“

 

„Nö, wieso denn? Ihr Hochzeitsspruch lautet, wenn ich mich recht erinnere „Der Zölibat ist ein Ärgernis denen, die an ihn glauben. Jenen aber, die ihn ignorieren, gehört das Himmelreich.“ 1. Sebastian 5 Vers 12.

 

So. Und nun ist aber wirklich Schluss. Ende. Aus. Finito. Ich bedanke mich fürs Weghören. Ins Bett, Ihr Racker.“

 

OCH MANNO!

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