ramhol Geschrieben 15. Mai 2005 Melden Geschrieben 15. Mai 2005 (bearbeitet) in der bonner kunsthalle gibt es derzeit eine interessante ausstellung: "Krone und Schleier - Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern". folgende frage kam mir während der ausstellung: woher bzw. aus welcher zeit und von welcher denkrichtung stammt die vorstellung des "christus in der vorhölle" mit seinen ausformungen? und v.a. wie begründet man dies (nur mit "hinabgestiegen in das reich des todes"?)? hier, was ich dazu fand, wer weiß mehr? Abstieg Christi in die Vorhölle , Die * Auferstehung Christi (* Anastasis) wurde in der byzantinischen Kunst durch den * Descensus, das Hinabsteigen in den * Limbus, die Vorhölle, dargestellt. (Quelle) Descensus , (ad inferos), lateinisch, "das Hinabsteigen" (zur Hölle), In der christlichen Kunst gebräuchlicher Terminus für die Darstellung der Niederfahrt Christi in den * Limbus (Vorhölle), den Aufenthaltsort ungetaufter Kinder und vorchristlicher Gerechter in der Unterwelt. In der früh- und mittelbyzantinischen Kunst wird anstatt der * Auferstehung Christi oft der Descensus, d. h. der nach der Auferstehung erfolgte Abstieg in die Unterwelt als Bildmotiv dargestellt. Der griechische Terminus dafür ist * kathodos eis hadu (* Höllenfahrt). (Quelle) Limbus , lateinisch "Saum", "Rand", Bezeichnung für die Vorhölle. Vor der * Himmelfahrt stieg Jesus zum Limbus hinab, um die in der Vorhölle zur Läuterung befindlichen Verstorbenen zu erlösen. Der Hinabstieg wird in der Bildenden Kunst oft mit dem lateinischen Terminus * Descensus bezeichnet. Darstellungen dieser Art zeigen, wie die Verstorbenen, allen voran Adam und Eva, Jesus entgegenkommen, der sie mit offenen Armen empfängt (* Höllenfahrt Christi). Zum Unterschied von * Fegefeuer und * Hölle werden die Verstorbenen im Limbus nicht gepeinigt. Man unterscheidet zwischen dem Limbus der nicht getauften Kinder und dem der Väter, in dem die Gerechten auf die Auferstehung Christi warteten. (Quelle) bearbeitet 15. Mai 2005 von ramhol
Mariamante Geschrieben 15. Mai 2005 Melden Geschrieben 15. Mai 2005 M.W. ist es Glaubensgut der kath. christlichen Lehre, dass der Himmel erst durch den Erlösertod Jesu Christi geöffnet wurde. Das ist eben ein wesentlicher Teil der Erlösung, dass der Himmel durch den Schlüssel des Kreuzes geöffnet wurde. Die gerechten Seelen der Verstorbenen befanden sich also in einer Art Limbus, die als Vorhölle oder als Vorhimmel bezeichnet wird.
Sam_Naseweiss Geschrieben 15. Mai 2005 Melden Geschrieben 15. Mai 2005 Der Mensch besteht aus der Einheit von göttlicher Funke/Geist und Körper, diese ergeben in ihrer Einheit das was wir Persönlichkeit nennen. Nach dem Tod lößt sich der Geist von dem Körper und wir haben dann, sofern wir nicht einen irgendwie anders gearteten Leib beibehalten, keine Persönlichkeit mehr - zumindest war dies so, bis Jesus den Menschen den Weg bereitete. Bis dahin war der Geist der Verstorbene in die Sheol gegangen, einem Ort der Aufbewahrung ohne Empfindungen oder Bewußtsein und daher auch ohne Leid. Der Mensch formt durch sein Leben diesen unsterblichen Funken Gottes in ihn und wenn er dann wieder aufersteht, dann in einem Fleisch, der diesem Geist angemessen ist.
Mariamante Geschrieben 15. Mai 2005 Melden Geschrieben 15. Mai 2005 (bearbeitet) Der Mensch besteht aus der Einheit von göttlicher Funke/Geist und Körper, diese ergeben in ihrer Einheit das was wir Persönlichkeit nennen. Nach dem Tod lößt sich der Geist von dem Körper und wir haben dann, sofern wir nicht einen irgendwie anders gearteten Leib beibehalten, keine Persönlichkeit mehr - zumindest war dies so, bis Jesus den Menschen den Weg bereitete.Bis dahin war der Geist der Verstorbene in die Sheol gegangen, einem Ort der Aufbewahrung ohne Empfindungen oder Bewußtsein und daher auch ohne Leid. Der Mensch formt durch sein Leben diesen unsterblichen Funken Gottes in ihn und wenn er dann wieder aufersteht, dann in einem Fleisch, der diesem Geist angemessen ist. Woher stammt diese Ansicht? Christlich ist das m.E. nicht. Jesus spricht in Gleichnissen deutlich von Persönlichkeiten, die einerseits in den "Schoß Abrahams" gelangen andererseits in die Hölle (reicher Prasser). Gott hat den Menschen als Abbild und Ebenbild Gottes erschaffen. Persona, Persönlichkeit bedeutet, dass der Mensch ein einzigartiges Wesen ist mit einzigartigen Wesenszügen, besonderen Talenten und einem besonderen Auftrag. Als Jesus am Berg Tabor verklärt wird, erscheinen z.B. Propheten des alten Bundes- eindeutige Persönlichkeiten und keine "Götterfunken". bearbeitet 15. Mai 2005 von Mariamante
Wattoo Geschrieben 16. Mai 2005 Melden Geschrieben 16. Mai 2005 (bearbeitet) Die Darstellung "Christus in der Vorhölle" hat vor allem eine grosse Bedeutung in der byzantinischen Kunst. In den Kirchen bildete sich ein Dekorationsprogramm heraus, das sogenannte Dodekaortion. Es wurden 9 Hochfeste mit jesuanischen Themen und 3 Hochfeste mit marianischen Themen visualisiert: Epiphanie, Erscheinung (Taufe des Herrn im Jordan) Darstellung im Tempel Verkündigung der Menschwerdung des Gottessohnes Einzug in Jerusalem Himmelfahrt Jesu Christi Pfingsten, Sendung des Heiligen Geistes und Feier des dreieinen Gottes Verklärung des Herrn Auffindung und Verehrung des heiligen Kreuzes Geburt Christi Tod Mariens Geburt Mariens Eintritt Mariens in den Tempel Dieses Bildprogramm findet sich manchmal erweitert und da war die Darstellung von Christus in der Vorhölle ein beliebtes Thema. Wenn ein Thema in ein Bildprogramm integriert wurde, dann zeugt das von Diskussion dieses Themas in der Theologie der Zeit. Es scheint also so zu sein, dass man sich fragte, wie die Hölle aussieht. Man kam auf eine sogenannte Vorhölle wo diejenigen aufzufinden waren, die eben nicht im Fegefeuer brutzelten. Um anzudeuten, dass diese gerettet werden, stieg Christus in den Darstellungen dann in die Vorhölle hinab. Übrigens gibt es auch in der westlichen Kunst - ich kenne einige Beispiele aus der Buchmalerei. Und hier eine Tafel von Giotto: Also durchaus ein Thema das in der Kunst heftigst ausgebreitet wurde. bearbeitet 16. Mai 2005 von Wattoo
Ute Geschrieben 17. Mai 2005 Melden Geschrieben 17. Mai 2005 Gibt es auch Bilder oder sonstige Kunstwerke von der Hinter- oder Nachhölle? Einfach so, weil man sich fragt, wie die Hölle aussieht?
umusungu Geschrieben 17. Mai 2005 Melden Geschrieben 17. Mai 2005 Gibt es auch Bilder oder sonstige Kunstwerke von der Hinter- oder Nachhölle? Einfach so, weil man sich fragt, wie die Hölle aussieht? gibt es Bilder vom Himmel? einfach mal so gefragt ........
Wattoo Geschrieben 18. Mai 2005 Melden Geschrieben 18. Mai 2005 Es gibt eine ganze Menge Bilder, die die Hölle zeigen und auch ganz viele, die das Paradies abbilden. Das Thema Himmel als solcher kommt nicht vor. Es gibt den Themenkreis um das Gericht wo die Guten von den Bösen geschieden werden und dann gibt es eben unzählige Darstellungen vom Paradies. Dazu muss aber gesagt werden, dass eben das Paradies die Vorstellung vom Himmel in der Kunst zurückliegender Epochen war. Wer sich ganz verrückte Bilder von der Hölle machen will ist bei Hieronymus Bosch sehr gut aufgehoben: Garten der Lüste - Teil Hölle Haywain-Triptychon - links Paradies, rechts Hölle Triptychon - links Paradies, zentrale Tafel Jüngstes Gericht, rechts Hölle Sehr hübsch ist auch eine Hölle von Fra Angelico: Fra Angelico - Teil des Jüngsten Gerichtes - Hölle Auch anregend das Inferno von Botticelli Inferno - Zeichnung Und wieder nach Holland: Dieric Bouts Hölle Paradies Und so könnte ich endlos weitermachen.....
Katta Geschrieben 18. Mai 2005 Melden Geschrieben 18. Mai 2005 Und hier eine Tafel von Giotto: Also durchaus ein Thema das in der Kunst heftigst ausgebreitet wurde. Ich liebe Giotto! *Ergriffen Schluchz....* Übrigens sehr witzig wird die Hölle und Konsorten im Redentiner Osterspiel abgehandelt.... ich bring Euch mal den Text mit....
Platona Geschrieben 18. Mai 2005 Melden Geschrieben 18. Mai 2005 Das Bild von Botticielli wurde für den 18. Höllengesang in der Divina Comedia gezeichnet. Darin geht es um die Kuppler, Sodomisten und Schönredner. Außerdem gibt es dazu einen Witz: Ein Sünder wird vom Teufel gefragt, ob er in die italienische oder in die deutsche Hölle möchte. Er fragt den Teufel, ob er beide Höllen mal sehen könne, bevor er sich entschiede. Der Teufel macht eine Tür auf, woran "Deutsche Hölle" steht. Dahinter befindet sich ein Becken mit Sch****, worin sich die Sünder befinden. Sie werden von Teufeln, die am Beckenrand entlanggehen, mit langen Patschen mit dem Kopf darin untergetaucht. Der Teufel macht die Tür wieder zu und öffnet eine, worauf steht "Italienische Hölle". Dort bietet sich dem Delinquenten das gleiche Bild. Er schreit verzweifelt: "Das ist ja genau dasselbe! Warum sollte ich denn da wählen?" Der Teufel antwortet: "Das ist relativ. Ich an Ihrer Stelle würde die italienische Hölle bevorzugen. Mal gibt es keine Sch****, mal streiken die Teufel, mal gehen die Patschen aus..."
Sam_Naseweiss Geschrieben 19. Mai 2005 Melden Geschrieben 19. Mai 2005 (bearbeitet) Der Mensch besteht aus der Einheit von göttlicher Funke/Geist und Körper, diese ergeben in ihrer Einheit das was wir Persönlichkeit nennen. Nach dem Tod lößt sich der Geist von dem Körper und wir haben dann, sofern wir nicht einen irgendwie anders gearteten Leib beibehalten, keine Persönlichkeit mehr - zumindest war dies so, bis Jesus den Menschen den Weg bereitete.Bis dahin war der Geist der Verstorbene in die Sheol gegangen, einem Ort der Aufbewahrung ohne Empfindungen oder Bewußtsein und daher auch ohne Leid. Der Mensch formt durch sein Leben diesen unsterblichen Funken Gottes in ihn und wenn er dann wieder aufersteht, dann in einem Fleisch, der diesem Geist angemessen ist. Woher stammt diese Ansicht? Christlich ist das m.E. nicht. Jesus spricht in Gleichnissen deutlich von Persönlichkeiten, die einerseits in den "Schoß Abrahams" gelangen andererseits in die Hölle (reicher Prasser). Gott hat den Menschen als Abbild und Ebenbild Gottes erschaffen. Persona, Persönlichkeit bedeutet, dass der Mensch ein einzigartiges Wesen ist mit einzigartigen Wesenszügen, besonderen Talenten und einem besonderen Auftrag. Als Jesus am Berg Tabor verklärt wird, erscheinen z.B. Propheten des alten Bundes- eindeutige Persönlichkeiten und keine "Götterfunken". Das mit dem Wartezustand und der Scheol geht zurück auf die Kirchenväter. Zu dem was unmittelbar nach dem Tod geschieht, ob der Mensch eine Zweiheit Leib/Seele oder eine Dreiheit Geist/Seele/Körper ist, dazu spricht sich die katholische Kirche, soweit ich weiß, nicht explizit aus. Tatsache ist jedoch, daß nach der katholische Kirche, im Gegensatz zu den Anhängern einer Reinkarnationslehre, der Mensch nur ein personales Sein als Einheit von Leib und Seele (+Geist) hat. Wenn der Mensch daher stirbt, dann kommt er in einen Wartezustand, vergleichbar den Menschen, die vor dem neuen Bund durch Jesus gestorben sind und erlebt dann am Ende aller Tage das Gericht oder er erlebt ein individuelles Gericht unmittelbar nach dem Tod - dies ist die neuere Position dazu. Auch bekommt der Mensch bei seiner Auferstehung einen neuen Leib, denn der alte unterliegt weiterhin dem Tod - außerdem muß der neue Leib der neuen Seele, die wir geworden sind, entsprechen. Würden wir den gleichen Leib wieder erhalten, dann wäre auch die gleiche Sünde wieder mit uns. Wenn man die Paulusbriefe liest, dann kam man diese Gedanken alle recht deutlich dort finden - alternativ kann man sich auch in die katholische Dogmatik einlesen - ob im KKK etwas zu dem Thema steht weiß ich nicht. Gruß Sam bearbeitet 19. Mai 2005 von Sam_Naseweiss
Mariamante Geschrieben 19. Mai 2005 Melden Geschrieben 19. Mai 2005 (bearbeitet) Lieber Sam! Das mit dem Wartezustand und der Scheol geht zurück auf die Kirchenväter.Zu dem was unmittelbar nach dem Tod geschieht, ob der Mensch eine Zweiheit Leib/Seele oder eine Dreiheit Geist/Seele/Körper ist, dazu spricht sich die katholische Kirche, soweit ich weiß, nicht explizit aus. So weit ich die Lehre der Kirche kenne ( wir könnten die entsprechenden Stellen im KKK nachschlagen) lehrt die Kirche, dass der Mensch nach seinem Hinscheiden das personale Sein behält. Paulus formuliert: "Der Mensch lebt einmal, dann folgt das Gericht". Das persönliche Gericht erfolgt also nach dem Sterben. Der Mensch gelangt nach der Lehre der Kirche entweder in den Himmel, wenn er heilig ist ("Nichts Unreines geht in den Himmel ein") in den Zustand der Läuterung, Purgatorium oder Fegefeuer, wenn er ungebüsste Sünde hat oder in die Hölle, wenn er Gott bis zuletzt abgelehnt und im Stande der Todsünde stirbt. Da die unsterbliche Geist- Seele den Wesenskern des Menschen ausmacht, behält der Mensch sein Person- sein bei. Beim sogtenannten jüngsten oder letzten Gericht zeigt (nach der Lehre der Kirche) Gott den Geschöpfen den Ablauf der Geschichte und des Seins. Am "Ende der Zeiten" nimmt der physische Leib in verklärter Form entweder am Sein bei den Seligen Anteil oder an der Verdammnis. Kurz aus dem KKK: II Die Gemeinschaft der Kirche des Himmels und der Erde 954 Die drei Stände der Kirche. „Bis der Herr kommt in seiner Erhabenheit und alle Engel mit ihm und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen ist, pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden, andere, die dieses Leben vollendet haben, werden gereinigt, andere aber werden verherrlicht und schauen deshalb ‚klar den dreifaltigen und einen Gott selbst, wie er ist’“ (LG 49) (Vgl. dazu auch 771, 1031, 1023). ..... IV Die Hölle 1033 Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer versündigen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder, und ihr wißt: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt“ (1 Joh 3,14–15). Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, daß wir von ihm getrennt werden, wenn wir es un-terlassen, uns der schweren Nöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen [Vgl. Mt 25,31–46]. In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluß für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man „Hölle“ (Vgl. dazu auch 1861, 393, 633). 1035 Die Lehre der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, „das ewige Feuer“ [Vgl. DS 76; 409; 411; 801; 858; 1002; 1351; 1575; SPF 12]. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt (Vgl. dazu auch 393). bearbeitet 19. Mai 2005 von Mariamante
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