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Weltjugendtag


MartinO

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Hallo Forum,

 

obwohl er nicht mehr ganz aktuell ist, habe ich diesen Link erst heute gefunden. Dazu hätte ich zwei Fragen (die erste ernst gemeint, die zweite etwas provozierend):

 

1.) Ist die Idee eines "Tags des sozialen Engagements" neu oder gab es das schon bei früheren Weltjugendtagen? Falls letzteres: Wie wurde sie damals aufgenommen?

 

2.) Gehört Glaube und soziales Engagement wirklich nicht zusammen? Und muss unsere katholische Presse das kirchliche Leben in unserem Land wirklich so niedermachen?

Oder hatten einige Planer vielleicht vermutet, die Gäste aus aller Welt kämen nicht nur, um den Papst zu sehen und mit ihm den Glauben zu feiern, sondern auch, um die Kirche in den deutschen Diözesen kennenzulernen? Ja aber wieso denn? Was gibt es denn da, was es woanders nicht schöner, intensiver und besser gibt?

Sind wir wirklich so schlecht? Ist wirklich überall sonst auf der Welt die Glaubenswelt heil und nur Deutschland abgefallen?

 

Nachdenkliche Grüße

Martin

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2.) Gehört Glaube und soziales Engagement wirklich nicht zusammen? Und muss unsere katholische Presse das kirchliche Leben in unserem Land wirklich so niedermachen?
Oder hatten einige Planer vielleicht vermutet, die Gäste aus aller Welt kämen nicht nur, um den Papst zu sehen und mit ihm den Glauben zu feiern, sondern auch, um die Kirche in den deutschen Diözesen kennenzulernen? Ja aber wieso denn? Was gibt es denn da, was es woanders nicht schöner, intensiver und besser gibt?

Sind wir wirklich so schlecht? Ist wirklich überall sonst auf der Welt die Glaubenswelt heil und nur Deutschland abgefallen?

 

Nachdenkliche Grüße

Martin

Lieber Martin,

 

Deine Frage ist zwar schon etwas provozierend, aber angesichts des Tones, der in dem Artikel angeschlagen wird, fällt mir auch nichts besseres ein:

 

Aber auf etwas aufgesetzte Art und Weise belegte Brötchen in ein Asylantenheim zu tragen oder tauben Rentnern fremdländische Folklore vorzuklampfen - so ein Kunstprodukt soll Hunderttausenden eine Stange Geld wert sein?

Eine Stange Geld? Ist der Flug beispielsweise von Chile nach Deutschland denn billiger, wenn Ankunft am 15. August ist statt am 11. oder am 6. ?

Vor Ort werden die Gäste von Gastfamilien und Gastgemeinden versorgt.

Bliebe noch die Fahrt in die Gemeinden und von dort nach Köln - wer bezahlt das? Die Jugendlichen?

 

Die "tauben Rentner" finde ich echt übel. Das ist doch reine Polemik! :lol:

 

Mein Fazit über den Artikel:

In der kleinen heilen Welt des Autors bedeutet katholisch sein "Papst kucken gehen", ansonsten alles vermeiden, was Gemeinschaft bedeuten könnte, oder vielleicht auch einen Extra-Euro kosten könnte.

 

[Erinnert mich, nebenbei bemerkt, ziemlich an ein ehemaliges Forenmitglied. :) ]

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Die Kommentare von Guido Horst, regelmässig zu lesen bei kath.net, zeichnen sich schon immer durch einen gewissen Hang zum Traditionalismus und eine übersteigerte Skepsis gegenüber allem aus, was "bisher nicht so" war, eigentlich logisch daß ihm die Ideen für den WJT nicht gefallen...

 

Werner

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In dem Artikel wird auch völlig ausgeblendet, dass sich zu den "Tagen der Begegnung" in diesem Jahr mehr ausländische Gäste angemeldet haben als bei den WJTs in Toronto und Paris. Hier sehe ich den Tag des sozialen Engagements eher als Anziehungspunkt, denn soweit mir bekannt ist, gibt es ihn in diesem Jahr wirklich zum ersten mal. Dem Verfasser des Artikels geht es wohl völlig an der Wahrnehmung vorbei, dass für die Jugendlichen in der Kirche der soziale Aspekt der kirchlichen Aufgaben ein ganz zentraler Punkt ist. Ein toller Beweis hierfür ist das starke Engagement kirchlicher Jugendgruppen bei den 72-Stunden-Aktionen.

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Andererseits ist es schon ein wenig problematisch, Gäste einzuladen, die dann, wenn sie sich nach der Anreise etwas ausgeruht haben, erstmal arbeiten geschickt werden. Ich war anfangs sehr für diese Idee, weil nach meiner Erfahrung Menschen, die miteinander an etwas arbeiten, auf eine ganz eigene Art ins Gespräch kommen. Andererseits ist die Zeit in den Diözesen für das sonstige Kennenlernen, Sightseeing und gemeinsames Gebet nicht zu üppig bemessen. Auch ist es nicht ganz einfach, wirklich geeignete Projekte zu finden, so daß an manchen Orten eben Alibiaktionen gebastelt werden. Nichts dagegen, daß man im Pflegeheim den Garten in Schuß bringt, aber das machen standardmäßig Firmen, also ist nix zu tun. Ein Denkmalprojekt vielleicht? Oder Kriegsgräber? Oft bleibt eben eine folkloristische Einlage. Schon verwirrte Senioren bei einem Ausflug des Pflegeheims zu begleiten, dürfte vom Effekt für die Alten wenig bringen.

 

Bei uns gab es die Idee zum Arbeitseinsatz, nein, mehr zum Besichtigen im Pflegeheim. Als zweites war ein italienischer Soldatenfriedhof (wir bekommen 50 Italiener zu Besuch) im Blick, der aber von der Grundpflege in Ordnung ist. Wir haben das ganze Ding dann abgeblasen, als wir merkten, daß es nur Krampf wird, zumal bei uns die Schule schon wieder begonnen hat und am Freitag nur wenige unserer Jugendlichen dabei wären, die Gäste also mehr oder weniger allein arbeiten würden.

 

Die Polemik Guido Horsts, die auch Polemik sein will, richtet sich wohl in erster Linie gegen den einseitigen Aktionismus der BDKJ-Riege, die nach vielen Jahren großer Distanz gegenüber den WJTen nun selbst als Organisatoren gefordert, die Sache in ihrem Stil prägen will. Und da gehört sicher dazu, daß man häufig in Funktionärskreisen (weniger in den Gliederungen der Verbände vor Ort) meint, daß Kirche sich über soziales Engagement überhaupt erst legitimiert. Nicht falsch verstehen: Einsatz für den Nächsten gehört immer zur Kirche, Diakonie ist einer ihrer Grundvollzüge, ohne Zweifel. Bei dieser Aktion handelt es sich aber doch eher um ein deutschkatholisches Funktionärskonstrukt, während auf anderen Feldern, etwa der geistlichen Vorbereitung im Sinne des WJT-Mottos wenig zu spüren war.

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Zum Thema "Tag des sozialen Engagements" eine Nachricht von Radio Vatikan:

 

13/08/2005 15.30.11

 

 

D: "Tag des sozialen Engagements" soll nachwirken

 

 

Der Weltjugendtag wirft seine Schatten voraus. Schon seit Donnerstag sind junge Leute aus aller Welt zu Gast in den deutschen Diözesen. Sie sollen Leben und Glauben kennen lernen und gemeinsam mit deutschen Katholiken leben. Gemeinsames Projekt gestern war der "Tag des sozialen Engagements". Der Einsatz für andere soll Lust machen, sich auch nach dem WJT ehrenamtlich zu engagieren. Das betont Andrea Hoffmeier, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend:

"Wir möchten gerne auch zeigen, wie wir hier Glauben und tätiges Handeln aus dem Glauben heraus miteiander verbinden, wie wir Katholizität in Deutschland leben. Das würden wir gerne auch mit den Gästen teilen und darüber auch in Austauch kommen, wie sie in ihren Ländern jeweils Glauben in die Tat umsetzen. Das andere Ziel ist, dass wir natürlich auch hoffen, dass diese Vorbeschäftigung der Gemeinde, zu schauen, was ist denn in unserem Sozialraum, was gibt es an Not, und wo können wir denn ein Projekt auf die Beine stellen, dass das natürlich noch über den Weltjugendtag hinauswirkt."

Über mangelndes Engagement will die BDKJ-Vorsitzende gar nicht klagen. Mehr als 30 Prozent der unter 27-Jährigen sind aktiv für andere - mehr als in anderen Altersgruppen. Aber das Ehrenamt verändere sich, sagt Hoffmeier:

"Natürlich ist es auch so, nur wer eine gesicherte Existenz hat, wer auch gewisse Zeit hat, ist überhaupt in der Lage, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und ehrenamtliches Engagement ist natürlich auch konträr zu den Mobilitäts- und Flexibilitätserwartungen, die heute auch vorliegen. Wir stellen zum Beispiel auch fest, dass in den letzten Jahren viel weniger Sonderurlaub beantragt wird, weil junge Menschen eben auch Sorge um ihren Arbeitsplatz haben und Arbeitgeber schnell sagen, Sonderurlaub noch zu zusätzlichem Urlaub können wir uns nicht leisten, das ist nicht drin. Das war vor ein paar Jahren noch anders."

(rv 13.08.05 bp)

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