Marmot Geschrieben 4. September 2005 Melden Share Geschrieben 4. September 2005 Also die Alkoholiker die ich kenne, halten ihre Alkoholsucht vor der Öffentlichkeit nicht gerade geheim. Manchmal wünschte ich, sie täten es. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 4. September 2005 Melden Share Geschrieben 4. September 2005 Mir scheint, dass Sucht gut daran zu erkennen ist, ob jemand seine Abhängigkeit vor der Außenwelt geheim halten möchte oder offen damit umgehen kann. Das hängt davon ab, ob die Sucht gesellschaftlich anerkannt ist oder nicht. Ein Spielsüchtiger oder Trinker wird es eher verheimlichen, ein Triathlet oder Workaholic eher nicht (manche davon werden sogar eher damit angeben), ein Raucher kann es kaum verheimlichen (und daher ist diese Sucht in gewisser Hinsicht anerkannt). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ullr Geschrieben 4. September 2005 Melden Share Geschrieben 4. September 2005 (bearbeitet) Vielleicht hilft es ja einigen weiter, mit Alkohol bzw Nikotin umzugehen. Ich habe beide Probleme hinter mir. Vor mehr als zwanzig Jahren hab ich aufgehört zu rauchen. Rauchpensum ungefähr das Gleiche wie Stefans Vater, die Marken waren Senoussi, Blauer Nil, Reval, Gauloises, und wenn nix anderes da war, dann eben HB und alles was qualmte. Ich bin heute noch meiner Frau dankbar, dass sie mich damals ausgehalten hat, ich war während dieser Zeit ein teufliches Nervenbündel. Keine ärztliche Hilfe, keine Selbsthilfegruppe, nichts. Hier hat mir meine Frau geholfen. Zwei Monate waren ein sehr schlimme Zeit, dann ging es, nach zehn Jahren war das Suchtpotenzial immer noch nicht raus, wenn sich jemand eine Zigarette meiner Lieblingsmarken ansteckte und mir eine anbot musste ich immer noch sehr bewußt mit einem gequälten Lächeln "Nein" sagen. Erst danach klang auch dieses Verlangen ab. Es geht. Und ich habe nicht zugenommen. Wie ich Alkoholiker wurde, kann ich bis heute nicht sagen. Ich weiß es nicht. Es muss ein schleichender Prozess gewesen sein, der mich nicht merken ließ, ab wann ich süchtig wurde. Keiner meiner Kollegen oder Freunde hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mehr trinke als sie. Meine Frau habe ich da nicht ernst genommen. Das ist nicht als Entschuldigung zu sehen, sondern eine Feststellung, die wichtig ist. * Erst als mich (durch eine Denunziation eines feindlichen Nachbarn) die Polizei mich mit 1,6 Promille stellte, mit allen unangenehmen Folgen, wurde mir klar, dass ich süchtig war. Die einfache Überlegung war: Frage:" wie komme ich als verantwortungsvoller Mensch dazu, betrunken Auto zu fahren?" Antwort: Der Alkohol hat Dein Gehirn, auf das Du so stolz bist, schon so geschädigt, dass Du selbst solche einfachen Zusammenhänge nicht mehr erkennst. Du entwickelst Dich zu einem Haufen Dreck." Der Psychologe, der die Selbsthilfegruppe leitete, vertrat die Ansicht des "kontrollierten Trinkens" (Wohlgemerkt, 10 Jahre her!) Diese Lösung verwarf ich als nicht brauchbar. Wenn ich mir die Birne zudröhnen will, dann richtig. Mein Becher muss voll sein. Die Entscheidung war klar. Keinen Alkohol mehr, egal, wann und wie. Und nicht anonym, sondern öffentlich. Ich antworte, wenn mir jemand allzu aufdringlich ein Bier oder was weiß ich in die Hand drücken will, ich ablehne und er fragt, weshalb, laut und deutlich:"Ich bin ein Säufer, und ich habe keine Lust abzustürzen" Das hilft. Ich musste aber nur ein oder zweimal innerhalb dieser über 10 Jahre dieses "Schockmittel" anwenden. Es geht problemlos ohne Alkohol durch das Leben und die Arbeitswelt zu kommen. Alleine hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft, eine medizinische Therapie hab ich nicht gebraucht, es ging wiederum mit der Hilfe meiner Frau und "a little help of my friends", einer Selbsthilfegruppe. Vielleicht hilft diese Situationsbeschreibung anderen, einen Weg aus der Sucht zu finden. Achja, im Laufe der Zeit habe ich einige Leute kennengelernt (ein wenig fällt man ja doch auf, wenn man selbst den kleinsten Aperitif ablehnt) denen es ähnlich ging, und die sich auch so geholfen haben. Gruß Ullr PS: *)Wenn in meinem Bekanntenkreis jemand auffällig wird durch seinen Alkoholkonsum, (sowas passiert z.B. im Verein) dann spreche ich ihn an und führe mit ihm alleine ein Gespräch, egal wie schwer es mir fällt. bearbeitet 5. September 2005 von ullr Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rembetiko Geschrieben 6. September 2005 Melden Share Geschrieben 6. September 2005 (bearbeitet) Das war wirklich sehr interessant, vielen Dank! Ich muss sagen, ich hab 12 Jahre geraucht, seit knapp 2 Jahren rauchfrei und inzwischen auch nur mehr ganz selten Lust drauf - aber ich hab versucht, das geheim zu halten. Ich war wirklich so daneben, dass ich mich als Erwachsener wie ein Teenie ins Clo oder in sonst ein Kämmerlein (Gartenhäuschen) verzoegen habe, um schnell eine reinzuziehen. Ich hatte so das Bild, dass man rauchende Mitmenschen nicht ernst nehmen kann. Nur abends in einer Kneipe unter vielen Rauchern, da durften es dann alle sehen :-) Da war es dann wahrscheinlich auch gesellschaftlich akzeptiert, da konnte ich dann auch zu meinem Laster stehen... Hm, insofern sind dann MM's Beiträge in einem anderen Licht zu sehen... Hier ist ja ein gewisser Glaubensüberschwang eher akzeptiert, scheint mir... bearbeitet 6. September 2005 von rembetiko Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mariamante Geschrieben 7. September 2005 Melden Share Geschrieben 7. September 2005 (bearbeitet) Hm, insofern sind dann MM's Beiträge in einem anderen Licht zu sehen... Hier ist ja ein gewisser Glaubensüberschwang eher akzeptiert, scheint mir... Dazu möchte ich mir als Angesprochener doch auch ein paar Kommentare erlauben. Zuerst mal wäre es sicher verfehlt von Extrematheisten und selbst suchtgefährdeten Vielpostern zu erwarten, dass sie für einen gläubigen Menschen tiefes Verständnis haben. So wie man Hungernde nur wirklich versteht, wenn man selbst mal unter Not u. Hunger gelitten hat- so glaube ich, dass man sich von Atheisten kein wirkliches Verständnis erwarten kann. Daher sind für mich Stefans Phantasien irrelevant. Wenn so ein Kommentar von einem tiefgläubigen Menschen kommt, der eigene Erfahrungen mit dem Glaubensleben hat, ist das etwas anderes. Im Hinblick auf den gelebten Glauben darf man nie vergessen, dass die Persönlichkeit eines Menschen sich auch in seiner Art, den Glauben zu leben wiederspiegeln wird. Von einem phlegmatischen Typen kann man wohl kaum dieselbe Art den Glauben zu leben erwarten wie von einem Sanguiniker. Sieht der eine es schon als religiöse Übertreibung an, wenn ein anderer drei mal am Tag betet- verbrachten die Heiligen 5-7 Stunden im Gebet. Von Jesus selbst lesen wir in der hl. Schrift, dass er die Nacht auf einem Berg im Gebet verbrachte- ER allein. Wenn also Urteile über gläubige Menschen kommen, dass sie einer Art reliöser Sucht oder was weiss ich was erliegen, weil sie z.B. um 04.00 früh (wie Pater Josef Bill) aufstehen, um sich im Gebet mit Gott zu vereinigen - dann kann ich eine solche Einschätzung nicht ernst nehmen. Gewiß sind unsere Menschen heute gewöhnt einen halben Tag und mehr mit Medien (Fernsehen, Computer) zu verbringen. Und wer in dieser medien- vollgestopften Zeit es noch fertig bringt Stunden zu beten- oder gar das Evangelium ernst zu nehmen und sich mit einer gewissen Leidenschaft für den Glauben einzusetzen- der kann doch nur krank, verrückt oder süchtig sein. Anders kann eine Kleinkrämerseele oder ein lauer Christ - dem 1/4 Stündchen Gebet am Tag schon Hochleistungschristentum zu sein scheint- das wohl kaum sehen- denn es wäre ihm doch eine Mahnung, ein Menetekel. Es ist zwar sehr lieb, dass sich einige Mitglieder hier im Forum um die geistliche Gesundheit ihrer Nächsten sorgen - aber von solchen Ferndiagnosen halte ich aus den genannten Gründen eher nichts - sondern sie sind eher eine Denunziation und ein Versuch andere anzuschwärzen. bearbeitet 7. September 2005 von Mariamante Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Axel Geschrieben 7. September 2005 Melden Share Geschrieben 7. September 2005 Hallo an alle, diese Frage beschäftigt mich die Tage sehr. Oft werden ja Ängste angesprochen, dass der Glaube "verwässert" werde....dass sich so ein Wischi-Waschi-Glaube breitmache.....(so sinngemäß) Beim WJT stand irgendwie oft (vielleicht habe auch ich das nur so empfunden) der Vorwurf im Raum, dass der Glaube nur ein Vorwand für viele sei, um Party zu machen. Vielleicht weil der Alltag der Jugendlichen oft weniger kompatibel mit den Regeln der Kirche ist? Nun entscheidet man ja nicht einfach Atheist, Agnostiker, überzeugter Christ oder irgendetwas dazwischen zu sein.......Das ist ja oftmals einfach ein Prozess. Aber warum werden Menschen mit Glaubenszweifeln oft so entmutigt? Warum wird ihnen die Ernsthaftigkeit abgesprochen? Ich meine jetzt nicht hier speziell, sondern ganz allgemein. Nicht allen fällt doch der Glaube einfach so zu. Ist denn überzeugter Atheismus eine ehrlichere Sache? Besser als inkonsequenter Christ zu sein? Schöne Grüße! Ich denke, es wird immer schwerer, sich voll zu einer Sache zu bekennen. Insofern haben bekenndene Katholiken und bekennende Atheisten der Wischiwaschi-Mentalität der meisten anderen Mitmenschen etwas voraus. Das Bekenntnis, zu einer dieser Gruppen zu gehören (oder besser: sich als zugehörig zu beschreiben), setzt nicht unbedingt voraus, dass man sich als Individuum den Regeln der Gruppe 100%ig unterwirft. Aber man muss es sich zumindest von seiner Umwelt gefallen lassen, für die Regeln mitverantworlich gemacht zu werden. Das kann helfen, tiefer in die Gruppe hineinzuwachsen (also den Glauben puristischer zu praktizieren) oder die Gruppe zu verlassen. Wer sich beim WJT als Pilger zu erkennen gab, mit oder ohne Party, hat zumindest die Zugehörigkeit zur Gruppe bekennender Christen gegeben - wie der Weg dann persönlich weitergeht... hoffen wir das beste :-) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
overkott Geschrieben 7. September 2005 Melden Share Geschrieben 7. September 2005 Auch so kann man für eine Papst verbundene Veranstaltung Werbung machen. Katholizität heißt schließlich Solidarität, Christusnachfolge und Offenheit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
andre... Geschrieben 7. September 2005 Melden Share Geschrieben 7. September 2005 Daher sind für mich Stefans Phantasien irrelevant. Wenn so ein Kommentar von einem tiefgläubigen Menschen kommt, der eigene Erfahrungen mit dem Glaubensleben hat, ist das etwas anderes. Es gibt tiefgläubige Menschen, die sagen: Gott heißt nicht Jahwe, sondern Allah. Und nicht Jesus, sondern Mohammed spielt die erste Geige. Sind das irrelevante Fantasien? Du kennst doch sicherlich die "Institution" des "advocatus diaboli". Erstaunlicherweise ist dies eine Erfindung der Kirche, die wohl in einer hellen Stunde gemerkt hat, dass es niemanden weiterbringt, wenn alle im gemeinsamen Saft vor sich hinköcheln. Ob sich zwei Tiefgläubige gegenseitig auf die Schulter klopfen oder man führt gleich ein Selbstgespräch, macht effektiv keinen Unterschied. Der Erkenntnisgewinn ist gleich Null und allmählich bin ich mir sicher, dass er das auch sein soll. André Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mariamante Geschrieben 8. September 2005 Melden Share Geschrieben 8. September 2005 Es gibt tiefgläubige Menschen, die sagen: Gott heißt nicht Jahwe, sondern Allah. Und nicht Jesus, sondern Mohammed spielt die erste Geige. Sind das irrelevante Fantasien? Es kommt darauf an: Wenn ein Mensch ohne eigenes Verschulden den Lebendigen Gott unter dem ihm durch Erziehung und Tradition bekannten Namen anruft - aber den EINEN Gott meint, dann wird die Beziehung zu Gott vorhanden sein. Wenn der Mensch allerdings einen Götzen anruft der ihm dienen und ihm Vorteile bringen soll- dann liegt der Sachverhalt anders. Du kennst doch sicherlich die "Institution" des "advocatus diaboli". Erstaunlicherweise ist dies eine Erfindung der Kirche, die wohl in einer hellen Stunde gemerkt hat, dass es niemanden weiterbringt, wenn alle im gemeinsamen Saft vor sich hinköcheln. Ob sich zwei Tiefgläubige gegenseitig auf die Schulter klopfen oder man führt gleich ein Selbstgespräch, macht effektiv keinen Unterschied. Der Erkenntnisgewinn ist gleich Null und allmählich bin ich mir sicher, dass er das auch sein soll. Wie ich schon mal äußerte: Ich finde kontroverse Sichtweisen durchaus für wertvoll. Auch in der Theologie gibt es keinen Einheitsbrei. Wenn du dir mal die - na sagen wir "Differenzen" zwischen Franziskanern- Dominikanern näher zu Gemüte führst - dann wirst du sehen, wie unterschiedlich Spiritualität sein kann ohne von jetzt gleich häretisch- ketzerisch zu sein. Auch ein Forum lebt gewissermaßen von kontroversen Stellungnahmen. Wenn alle die gleiche Sichtweise hätten, dann würden Diskussionen erlahmen. Da Gott unerschöpflich ist, können wir immer Neues entdecken. Manches scheint uns widersprüchlich- aber wenn unser Herz sich weitet merken wir, dass der Widerspruch mehr in uns war - und Gott größer ist, als wir zuerst dachten und merkten. Wenn jedoch Kontroversen darin bestehen, den anders Denkenden durch Sticheleien, Stänkereien, Unterstellungen oder Denunziationen fertig zu machen oder sich selbstgerecht auf ein erhöhtes Podest zu stellen und den Glauben und Gläubige lächerlich zu machen, dann sehe ich eine solche "Kontroverse" sehr kritisch. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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