Gast Anobsitar Geschrieben 11. September 2005 Melden Share Geschrieben 11. September 2005 (bearbeitet) In diesem Thread möchte ich gerne mit Leuten über die heutige Lage der Mission sprechen. Insbesondere interessiert mich, ob hier im Forum Leute sind, die aktiv in der Mission tätig sind. Hallo Gert, ich bin aktiv in der Mission tätig und gebe in verschiedenen Gemeinden meines Bistums sogenannte "Glaubenskurse für Erwachsene". Einige grundlegende Informationen findest Du hier: http://www.erzbistum-freiburg.de/download/weg-konzept.pdf Ebenso hätte ich gern erfahren, wo heute die Schwerpunkte auf der Welt in der katholischen Missionierung liegen. Die Frage ist recht allgemein gestellt. Ein Schwerpunkt ist sicherlich die Herausforderung des neuen Jahrhunderts in unserem "ehemals christlichen Abendland" anzunehmen und die bestehenden christlichen Gemeinschaften wieder zurückzuführen zu den eigentlichen Fundamenten unseres Glaubens. Die Entwicklungen zum Beispiel in Frankreich wie aber auch in Deutschland lässt erkennen, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir leben in einer sehr starken Umbruchphase wo "viele alte Zöpfe" abgeschnitten werden die in den letzen 4-5 Jahrzehnten gewachsen sind, aber für eine lebendige christliche Glaubensgemeinschaft nie wirklich von Nöten waren. Vielleicht liegt grade darin für den christlichen Glauben in Deutschland eine neue Erfahrung: ich kann nur etwas gewinnen - wenn ich zuvor das loslassen erlernt habe... gby Bernd Was loslassen? Das Zweite Vatikanische Konzil loslassen? bearbeitet 11. September 2005 von Anobsitar Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 11. September 2005 Melden Share Geschrieben 11. September 2005 ich kann mich des eindrucks nicht erwehren, erstmal so richtig rechtgläubig, dann missionieren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
beegee Geschrieben 13. September 2005 Melden Share Geschrieben 13. September 2005 Was loslassen? Das Zweite Vatikanische Konzil loslassen? Was wir so fest in den Händen halten - das versuchen "loszulassen" - das ist doch die Herausforderung in unserem täglichen Leben und von daher ja auch im Gemeindeleben. Aber wenn wir die Umbrüche in unseren Kirchen vor Ort grade real miterleben, dann merken wir auch immer, wie schwer es fällt "altes loszulassen" ... Wie waren noch einige Stimmen nach dem Auszug aus Ägypten. "Hast Du uns in die Wüste geführt, damit wir hier verrecken..." Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christ Geschrieben 27. September 2005 Melden Share Geschrieben 27. September 2005 Hallo zusammen, bin neu in diesem Forum und schreibe mal hier meinen ersten Beitrag. Deswegen grüße ich Euch alle. Da die Themenkreise sehr umfangreich sind und alle Threads schon lange eröffnet sind, habe ich momentan nur oberflächlich gelesen. Es kann natürlich sein, dass das, was ich poste, schon jemand anders in ähnlicher Weise gepostet hat, deswegen bitte ich für Wiederholungen jetzt schon um Entschuldigung und Verständnis. Zu meinen Glaubenseinstellungen möchte ich nur soviel sagen, dass ich katholisch getauft bin, aber kein praktizierender Katholik (mehr) bin, fühle mich aber „meiner“ Kirche immer noch in vielerlei Weise verbunden und trete vor allem polemischer Kritik an ihr entschieden entgegen. Allerdings kann ich aber wiederum nicht erkennen, wie der römische Papst einen Alleinvertretungsanspruch aus der Bibel heraus ableiten kann (natürlich weiß ich um den Auftrag an Petrus, dass auf seinem Fels die Kirche des Herrn gebaut werden solle und weiß, dass die Päpste diesen Anspruch auf sich als „Nachfolger“ Petri übertragen wissen wollen), genauso, wie ich nicht erkennen kann, inwieweit sich geistliche Führerschaft mit weltlichem Herrschaftsanspruch vereinbaren lassen. Natürlich bin ich durchaus der Auffassung, dass die Christen – bevor sie Nichtchristen missionieren und beim Missionieren andere christliche Gemeinden und Kirchen schlecht oder sich gar gegenseitig Missionierte abspenstig machen – selbst zur Einheit finden sollen, was nicht heißen soll, dass man nicht verschiedener Meinung sein darf. Es betrübt mich, dass nur eine Kirche den Alleinvertretungsanspruch erhebt und die Traditionskirchen einschl. der protestantischen Kirchen überhaupt sich gegenseitig diffamieren, sowie ich missbillige, dass bestimmte, vor allem transatlantische Strömungen, mit einem alleinigen Weisheitsanspruch aufs Trapez treten. In anderer Hinsicht stehen mir gedanklich evangelische Glaubenseinstellungen etwas näher, aber nicht alle. Ich treffe mich regelmäßig mit Gleichgesinnten (10 – 12 Paare) zu Bibelkreisen. Ein buntgemischter Haufen aus Katholiken, Protestanten (die Mehrheit), Freikirchlern und sog. Evangelikalen, wobei ich betonen möchte, dass ich mit den Auffassungen der beiden letztgenannten so meine Probleme habe, vor allem was die wörtliche Auslegung der Bibel und das „endzeitliche“ Denken betrifft („wir leben in der Endzeit und alle Naturkatastrophen und bewaffnete Auseinadersetzungen sind Boten dafür“). Ich bin es gewohnt, in Foren zu „duzen“. Sollte jemand auf das „Sie“ bestehen, habe ich aber keine Probleme damit. Selbstverständlich kann man mich auch duzen. Im übrigen soll mein Nick keine Anmaßung dafür sein, dass ich mich für einen besonders auserwählten Christen halte, im Falle, wenn sich jemand mokieren solle. Verwende ab und an diesen Nick in anderen Foren – auch um zu zeigen, auf welcher Seite ich stehe – und bin eben auch ab und an zu faul meine Nicks ständig zu ändern. Jetzt zum Thema. Wenn wir uns erinnern wollen, so waren die ersten judenchristlichen Gemeinden, vor allem die Jerusalemer Gemeinde unter Jakobus, der Überzeugung, Jesus hätte das Neue Testament nur für Juden gepredigt und das Christentum sei die frohe Botschaft für Juden. Daran schien zunächst auch das Pfingstereignis nichts zu ändern, als die Apostel durch den Heiligen Geist den Auftrag erhielten, das Evangelium in alle Welt zu tragen. Erst die Kontroverse zwischen Paulus einerseits und Petrus und der Jerusalemer Gemeinde anderseits wendete das Blatt. Paulus – selbst nicht ganz unumstritten, vor allem in christentum-kritischen bzw. -ablehnenden Kreisen konnte überzeugen, dass Christus seine Botschaft für alle Menschen gepredigt hat und dass man nicht vorher Jude werden müsse (z. B. durch Beschneidung) um Christ werden zu können (durch das Judentum zum Christentum). Die christliche Mission verlief im großen und ganzen friedlich, sofern sie von christlichen Gemeinschaften ausging. Besonders erwähnt seien die großen Apostelmissionen (z. B. Petrus, Paulus, Thomas) sowie die späteren Missionierungen der Germanen (z. B. durch Lullus und Bonifatius) und der Slawen (z. B. Kyrillos). Die meiste Zeit ging die Missionierung der sog. Heiden friedlich vonstatten, in dem die Missionare durch Wortgewaltigkeit und Vorleben die Menschen von der Freiheit des Christentums überzeugten oder in dem sie heidnische Kultplätze oder Götzenbilder schändeten, indem sie zeigen wollten, dass nichts geschehe, wenn man die Götzensymbole vom Sockel stieß oder wenn sie zeigten, dass man vor Wald- und Wiesengeister keine Angst zu haben brauchte. Wie drückte sich einmal ein Theologe aus: Die Bekehrung der Heiden ist vergleichbar, als wie wenn man eine Kathedrale über eine Hundehütte stülpt“. Die Entwicklung, dass sich das Christentum nicht scheute, bei der Missionierung Gewalt anzuwenden gründet in die Zeit, als das Christentum 380 Staatsreligion wurde, sprich, als sich die christliche Religion mit der weltlichen Gewalt verbandelte. Die spätantiken römischen und folgenden byzantinischen Kaiser als oberste Herren der Kirche, die sich ausbedungen, Bischöfe zu ernennen oder das Papsttum, das sich massiv (fast bis zum heutigen Tage) in die Politik einmischte. Die Machtansprüche der mittelalterlichen Päpste führte zu Kirchentrennungen und zu Ketzerverfolgungen, später zu gewaltsamen Missionierungen von Heiden, wobei die Kirche ausdrücklich das Töten von Heiden gestattete ( in der Auslegung, dass das Gebot, dass man icht töten/morden solle, nicht für das Töten von Heiden gelte). Beispiele für exzessiv gewaltsames Missionieren sind die „Sachsenbekehrungen“ unter Karl dem Großen sowie die unter dem Deckmäntelchen der Missionierung durchgeführte Eroberung Mittel- und Südamerikas. Diese Liste könnte man weiterführen, über die Inquisition in Europa bis hin in das Zeitalter des Imperialismus’ im 19./20. Jahrhundert. So dass man sagen kann, Kirch(en) und Christen haben das Christentum zu einer Religion von Mord, Totschlag und Intoleranz gemacht und nichts von dem vermittelt, was Christus wirklich wollte, nämlich Liebe und Vergebung. Und auch der heute noch verbreitete Antisemitismus in christlichen Ländern geht auf den Antisemitismus der katholischen Kirche („die Juden als Christusmörder“) und auf den Judenhass Luthers („umleiten“ des katholischen Antisemitismus auf die rassistische Schiene) zurück. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Das „christliche“ Europa und „christliche“ Europäer (darunter verstehe ich auch von Europa gegründete aussereuopäische Staaten) haben in ihrer Geschichte Millionen Menschen den Tod gebracht und mitunter die grausamsten Kriege geführt. Schlimm war (und ist teilweise heute noch) dass sich verschiedene Strömungen und „Kirchen“ im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen und behaupten, die jeweils andere läge falsch. Wie will man Nichtchristen das Evangelium predigen, wenn sich die Christen selbst uneins sind. Und wie will man Nichtchristen außerhalb christlicher Staaten das Evangelium predigen, wenn Gott in christlichen Ländern immer unwichtiger wird. Darüber kann und darf auch ein überwältigender Weltjugendtag nicht hinwegtäuschen. Missioniert wird heutzutage immer noch in Ländern außerhalb Europas, vor allem in Afrika und Asien. Wobei dieses Unterfangen in Ostasien und im islamischen Bereich nicht ganz ungefährlich ist. Mich stört dabei im Grunde nicht die Missionierung selbst, sondern dass die Missionierung entweder konfessionell (vor allem die katholische Kirche, wie auch die protestantischen Kirchen) oder „evangelikal“ (von Freikirchen oder sog. Fundamentalistischen Gruppen) geschieht. Dabei missioniert jede Gruppe und Kirche „Wahrheit“. Vor allem wird mitunter gelehrt, dass die jeweils andere Gruppe die Wahrheit „falsch“ interpretiert und sich sogar gegenseitig missionierte Gläubige abwirbt. Was soll man denn davon halten? Meiner Meinung nach schadet dies mehr der Sache Jesu als dass sie nützt: Die Christen als uneinige Zeterer. Ebenso wird Christentum insgesamt als „Zeigefinger-Religion“ wahrgenommen und christliche Missionierer und Eiferer werden so dargestellt, dass sie sich massiv in das Denken und Wirken anderer einmischen (was ja auch viele „Frömmler“ in der Tat tun). Das stößt viele ab, wenn man Ihnen sagt, was sie machen und glauben sollen. Die Leute wollen nichts von Weltuntergang hören und auch nicht, was sie sich ansehen dürfen und was nicht. Christentum soll Freiheit und Freude sein und nicht Trübsal und Zwang. Man soll die Menschen durch Vorleben von der Botschaft überzeugen und nicht durch Drohung und Verdammung. Die katholische und protestantische Kirche(n) missionieren auch sehr stark in anderen christlichen Ländern, vor allem in Ländern der Orthodoxie. Dass dies von den ortsansässigen Kirchen nicht gern gesehen wird kann man sich vorstellen. Der Patriarch von Kaliningrad sagte einmal unlängst, dass nicht nur das Papsttum einer Kircheneinheit im Wege stünde, sondern auch die massive Missionierung und Abwerbung von Gläubigen im orthodoxen Bereich, sowie die ständige Neugründungen katholischer Klöster und Diözesen in Ländern der GUS. Der Patriarch, sagte: „Im Evangelium ist zu lesen, dass man das Evangelium nicht noch einmal dort predigen solle, wo es schon verkündet ist. Die katholische Kirche muss anerkennen, dass sie die Kirche des Westens und wir die Kirche des Ostens sind.“ Eine Einstellung, der ich mich anschließen kann. Das Gebaren sog. „Freikirchen“, „fundamentalistischer“ oder „evangelikaler“ Gruppen vor allem aus den USA werden von allen allen Kirchen beargwöhnt. Umgekehrt verkünden solche Gruppen, dass alle Kirchen so etwas wie falsche Profetie betreiben. Diese Gruppen missionieren weltweit sehr stark und haben vor allem in den Industrienationen immensen Zulauf. Diese Gruppe betonen die wörtliche Auslegung der Bibel und sind sehr stark auf die Endzeit ausgelegt, die bald kommt und die sich durch die ganzen Kriege und Naturkatastrophen ankündigt. Diese Leute wollen andere mit Angst zu Christus regelrecht zwingen. Fraglich und nicht ganz ungefährlich halte ich auch das sog. „Kreuz-und-Flagge-Christentum“ in den USA, wie man es vor allem im sog. Bible Belt der USA findet. Diese Leute sind für Todesstrafe, Gewaltanwendung zur „Durchsetzung christlicher Ziele“, so wie für „den Einsatz der US-Armee, wenn hinterher Mission möglich würde“, wie sich einmal ein amerikanischer Freikirchler ausdrückte. Alles Dinge, die für einen „Fundamentalisten“ (oder drastischer ausgedrückt: für einen „christlichen Taliban“) zum Kampf gegen das Böse gehören, aber für mich als Christen mit der Frohen Botschaft explizit nicht zu ereinen sind. Christentum ist für mich ein Glaube der Freude und nicht des Zwangs. Den Menschen soll man durchaus von der Frohen Botschaft berichten. Aber sie sollen sich in Freiheit zu Christus bekennen und nicht durch Zwang und Drohung. Außerdem heißt Christsein Beispiel geben und nicht nur schwätzen. Deswegen halte ich es mit der Mission so, wie es in Mt. 10,14 beschrieben ist: „Und wenn euch jemand nicht aufnehmen und eure Rede nicht hören wird, so geht heraus aus diesem Hause oder dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.“ Allerdings füge ich an, dass dem Zitat durchaus Drohungen vor und nachgestellt sind. Dennoch: Wer die Botschaft hören will, dem erzähle sie, wer nicht, den bedränge nicht. Das ist von mir. Danke für die Aufmerksamkeit Christ Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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