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Tirunesh

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2 hours ago, phyllis said:

übersetzen was da steht - sicher, nur ist das oft Sache einer Interpretation, schon zwischen modernen Sprachen. Bei alten, von denen ich ausser Schullatein keine beherrsche, dürfte es noch krasser sein, oder nicht?


Bei einer alten Sprache wäre es vor allem wichtig, dass man wahrnimmt, dass „moderne“ Worte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Original eine völlige andere Weltsicht und Sozialstruktur zugrunde liegt.

Ich nahm mal an einem Seminar teil, indem Japaner einen gegenderten deutschen Text ins Japanische übertrugen, und dafür quasi eine „Kunstsprache“ schufen, die mit einem modernen Alltagsjapanisch und einer lesbaren Gebrauchsprosa nichts mehr zu tun hatte.

Eigentlich war das sehr treffend: der deutsche Ausgangstext wollte eine ideologische Botschaft in einer künstlichen Apparatschik-Sprache vermitteln, die kaum jemand freiwillig spricht oder manchmal kaum versteht. Hätte jemand den japanischen Text ohne sprachwissenschaftliche Erläuterung bekommen, hätte er ihn weder verständlich vorlesen können noch begriffen, um was es eigentlich wirklich geht.

Von daher ist literaisches Übersetzen eben eine wirkliche Kunst: über die Zeiten hinweg ohne großen ideologischen Erklärungsapparat die Anmutung einer letzlich vergangenen und kaum mehrgreifbaren Welt zu vermitteln.

 

bearbeitet von Shubashi
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1 hour ago, phyllis said:

übersetzen was da steht - sicher, nur ist das oft Sache einer Interpretation, schon zwischen modernen Sprachen. Bei alten, von denen ich ausser Schullatein keine beherrsche, dürfte es noch krasser sein, oder nicht?

 Gewiss. Deswegen ersetzt eigentlich nichts die Kenntnis der Originalsprache, zumindest wenn man sich berufsmäßig (etwa als Historiker) mit Texten beschäftigt. Als Übersetzer muss ich aber mein Bestes tun, dem Original gerecht zu werden. Ich wusste nicht, dass man auch den Woken gefallen muss - das ist eine Regel, die mW Prof. Wilson selbst sich (lass uns höflich bleiben) aus den Fingern gesaugt hat.

 

Der größte Stein des Anstoßes ist Lattimore's (ein weißer und mittlerweile alter, eig. schon lange toter Mann) Übersetzung von Odyssee 22.444-5, wo er die Mägde/Sklavinnen, die mit den Freiern sexuelle Beziehungen unterhalten hatten, als "the suitors' whores!" (Im Munde von Telemachus, der kurz davor ist, sie umzubringen) wiedergibt. Wilson schreibt, im Original stehe keine herabsetzend-vulgäre Wortwahl dieser Art, und tatsächlich steht da nur μίσγοντό τε λάθρη ("hatten heimlichen Sex"); also sei diese Übersetzung ein Zeichen von Lattimores Frauenfeindlichkeit. Jeder normale Altphilologe hätte bis vor kurzem einfach gemeint, er habe den Vers (Lattimore übersetzt in Versen, als ob Prosaübersetzungen alter Texte nicht schon schwierig genug wären) mit einem Ausdruck zu Ende bringen müssen, der metrisch passt, und daher habe er etwas frei übersetzt. Und obwohl im Original kein Wort "Hure/whore" steht, ist der Sinn der ganzen Rede herabsetzend genug, dass ein Übersetzer, der nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem Geiste übersetzt, mit solch einer Entscheidung gerechtfertigt ist.

 

Das wäre natürlich die normale, pre-woke Einstellung gewesen.

bearbeitet von Domingo
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7 hours ago, rince said:

Es muss der guten Frau ja übel aufstossen, dass sie einen alten Mann übersetzt. Nun, zumindest könnte er sonnengebräunt gewesen sein, und somit nicht zu weiss :P

Griechen, Mexikaner, und Mischlinge sind Schrödingers Minderheiten: Wenn sie was Gutes tun, liegt das an ihrer exotischen Kultur; wenn sie was Schechtes tun, sind sie weiß und natürlich böse wegen der white supremacy oder so.

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vor 2 Stunden schrieb Domingo:

Der größte Stein des Anstoßes ist Lattimore's (ein weißer und mittlerweile alter, eig. schon lange toter Mann) Übersetzung von Odyssee 22.444-5, wo er die Mägde/Sklavinnen, die mit den Freiern sexuelle Beziehungen unterhalten hatten, als "the suitors' whores!" (Im Munde von Telemachus, der kurz davor ist, sie umzubringen) wiedergibt.

Es gibt eine wunderbare moderne Übersetzung der Odyssee von Christoph Martin, leider wohl nicht gedruckt. Ich habe sie als BR-Podcast gehört, der leider zwischenzeitlich vom Netz genommen wurde. So kann ich nur aus dem Gedächtnis zitieren, was dort über die Freier gesagt wird: Da ziehen sie die jungen hübschen Sklavinnen in die Nebenräume, wo sie sie dann flachlegen.

 

Ergänzung: ich habe mich getäuscht und nach längerer Suche das Buch gebraucht auf ebay gekauft. Da werde ich im neuen Jahr Gelegenheit haben, wie gut mein altersschwaches Gedächtnis noch ist.

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Am 27.12.2021 um 19:17 schrieb Wunibald:

Es gibt eine wunderbare moderne Übersetzung der Odyssee von Christoph Martin, leider wohl nicht gedruckt. Ich habe sie als BR-Podcast gehört, der leider zwischenzeitlich vom Netz genommen wurde. So kann ich nur aus dem Gedächtnis zitieren, was dort über die Freier  gesagt wird: Da ziehen sie die jungen hübschen Sklavinnen in die Nebenräume, wo sie sie dann flachlegen.

 

Ergänzung: ich habe mich getäuscht und nach längerer Suche das Buch gebraucht auf ebay gekauft. Da werde ich im neuen Jahr Gelegenheit haben zu überprüfen, wie gut mein altersschwaches Gedächtnis noch ist.

Bei wohlgelungenen Formulierungen kann ich mich auf meine grauen Zellen noch verlassen: " Ja, ich würde lieber sterben, als immer wieder mitansehen zu müssen, wie Gäste in meinem eigenen Haus unverschämt behandelt werden, wie blutjunge Sklavinnen schamlos aus der prächtigen Halle ins Nebenzimmer geschleift und flachgelegt werden!"

 

Aus dem Nachwort zur Übersetzung Martins noch der treffliche Hinweis: Keinem der bisherigen Übersetzer ist aufgefallen, dass z.B. "hieros" (heilig) in bestimmten Zusammenhängen eher mit "herrgottsakra" zu übersetzen ist. Ein Nest, das von den Truppen des Odysseus ausgeraubt wurde, wo sie "die Männer erschlugen,  Wertsachen und Frauen gerecht verteilten", vor der Abfahrt aber noch liebe Gefährten verloeren, ist keine "Heilige Stadt", sondern allenfalls ein verdammtes Nest, wenn nicht Drecksnest.

 

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" Winterbienen" von Norbert Scheuer.

Da gibt es einen Charakter namens Alfons und ich denke,@Alfons würde das Buch auch gefallen. Und den Imkern hier.

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vor 1 Stunde schrieb Spadafora:

was ist das

 

https://www.wordonfire.org/bible/

Eine Bibel, die ich auch gerne hätte, leider nur auf Englisch erhältlich. Mit vielen Bildern und Kommentaren von Kirchenvätern und Kapazitäten der Theologie versehen.

Welcher Denomination nun der Bischof angehört, der diese Bibel vorstellt in diesem Video, weiß ich nicht.

bearbeitet von Einsteinchen
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vor 4 Stunden schrieb Spadafora:

was ist das

 

'Schuldigung, war gestern mitten in der Nacht als ich entdeckte, dass der zweite Band schon erschienen ist, da hat's irgendwie nicht für mehr gereicht :)

 

Wie Einsteinchen schon sagte, eine Bibelausgabe vom Word on Fire Institut unter der Leitung von Bishop Robert Barron (röm-katholisch); ist sehr schön gemacht und die begleitenden Texte sind sehr gut ausgewählt. Der Bibel-Text ist die amerikanische Standardübersetzung (New Revised Standard Version: Catholic Edition (NRSV-CE)), die begleitenden Texte sind von unterschiedlichen Autoren der Kirchengeschichte und, natürlich, von Bishop Barron.

 

https://europe.wordonfire.org/

 

Für Europa kann man im englischen Store bestellen, Versand schlägt mit 13,95€ zu Buche :o aber Einfuhrumsatzsteuer kam bei mir bei der letzten Bestellung nicht dazu. Hoffe, dass das diesmal auch glatt geht. (Wenn ich das richtig verstehe liegt das daran, dass die englische MwSt, die man nicht zahlen muss, ungefähr der Höhe der Einfuhrumsatzsteuer entspricht, und sich das ausgleicht, wenn der Händler seine Hausaufgaben macht.)

 

PS: habe etwas gezögert, diesen Link zu posten, weil ich diese eklige Hochglanz-Werbeästhetik nicht mag, aber in diesem Werbevideo für den ersten Band bekommt man einige Einblicke in die Gestaltung der Edition: https://www.youtube.com/watch?v=njrnjB8mFwg

bearbeitet von Nordlicht
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vor 1 Stunde schrieb Einsteinchen:

Welcher Denomination nun der Bischof angehört, der diese Bibel vorstellt in diesem Video, weiß ich nicht.

 

römisch-katholisch, ist Weihbischof in Los Angeles.

 

Ich bin übrigens kein kritikloses Bishop-Barron Fangirl, aber was Barron an Informationen über den katholischen Glauben auf youtube bereitstellt, ist unglaublich, und die Bibelausgabe ist wirklich gut, wenn man Englisch lesen kann lohnt sich die Investition.

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vor 6 Stunden schrieb Nordlicht:

 

römisch-katholisch, ist Weihbischof in Los Angeles.

 

Ich bin übrigens kein kritikloses Bishop-Barron Fangirl, aber was Barron an Informationen über den katholischen Glauben auf youtube bereitstellt, ist unglaublich, und die Bibelausgabe ist wirklich gut, wenn man Englisch lesen kann lohnt sich die Investition.

Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich bin sozusagen "patriotisch" stolz darauf, dass ein katholischer Bischof es schafft, solch kreative Eigeninitiative mit einem Buchprojekt entwickelt zu haben. Das hätte ich von einem hohen Amtsträger der katholischen Hierarchie nicht erwartet. Das war meiner Meinung nach in der Zeit der Kirchenväter eher möglich, diese Einheit von Bischof und seinem Werk und Wirken. Ich denke da zum Beispiel an Bischof Aurelius Augustinus, dessen Namen für sich selbst steht, zusätzlich zu seiner Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche.

Bishop Barron hat sich einen Namen gemacht.

Finde ich gut.

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Ich lese auf Empfehlung hin gerade "Und erlöse uns von den Blöden" von Monika Gruber und Andreas Hock. Leider hat mir der Empfehlende die Nebenwirkungen der Lektüre verschwiegen: Ich neige noch mehr zu Sarkasmus als ohnehin schon. Vielleicht ist das ja eine äußerst seltene Nebenwirkung.

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Daraus ein schönes wahllos ausgesuchtes Zitat:

 

Selbst ein Flexitarier - also ein Teilzeitvegetarier, der sich ein- oder zweimal im Monat ein Steak gönnt und sich ansonsten sehr bewusst ernährt  - ist in den Augen vieler Dinkel- und Dörrobstdogmatiker so charakterstark wie ein katholischer Priester mit zwei Kindern.

 

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vor 2 Stunden schrieb Wunibald:

Daraus ein schönes wahllos ausgesuchtes Zitat:

 

Selbst ein Flexitarier - also ein Teilzeitvegetarier, der sich ein- oder zweimal im Monat ein Steak gönnt und sich ansonsten sehr bewusst ernährt  - ist in den Augen vieler Dinkel- und Dörrobstdogmatiker so charakterstark wie ein katholischer Priester mit zwei Kindern.

 

 

Ich werde ganz besoffen von diesen irren Formulierungen 🙃

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vor 23 Stunden schrieb Einsteinchen:

Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich bin sozusagen "patriotisch" stolz darauf, dass ein katholischer Bischof es schafft, solch kreative Eigeninitiative mit einem Buchprojekt entwickelt zu haben. Das hätte ich von einem hohen Amtsträger der katholischen Hierarchie nicht erwartet. Das war meiner Meinung nach in der Zeit der Kirchenväter eher möglich, diese Einheit von Bischof und seinem Werk und Wirken. Ich denke da zum Beispiel an Bischof Aurelius Augustinus, dessen Namen für sich selbst steht, zusätzlich zu seiner Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche.

Bishop Barron hat sich einen Namen gemacht.

Finde ich gut.

....ich finde es sehr wichtig, für das eigene, innere spirituelle Leben, immer wieder auf die Quellen des Glaubens, die Heiligen Schriften zurückzukommen. Regelmäßige Lektüre, wie das tägliche Brot, bietet ja das vom Katholischen Bibelwerk und der Benediktinerabtei Maria Laach gemeinsam herausgegebene Büchlein 

"Te Deum - Das Stundengebet im Alltag"

 

https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/

 

 

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Am 2.1.2022 um 13:19 schrieb mn1217:

" Winterbienen" von Norbert Scheuer.

Da gibt es einen Charakter namens Alfons und ich denke,@Alfons würde das Buch auch gefallen. Und den Imkern hier.

 

Danke für den Hinweis. Ich habe Deinen Tipp gerade erst entdeckt.

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Eine Heiligengeschichte zum Schmunzeln: 

Heinrich Suso Waldeck, Kunst um Mitternacht

Daraus zum Appetitmachen: 

Die guten Bauern von Hinterhautzen trauerten nicht übel dem Altarbild nach. Es war ja uralt gewesen und deswegen schön; darüber sind die Kunstgelehrten mit den Bauern einig, mag man der armen Mutter Gottes auch ein noch so verkanntes und verspitztes Gesicht und ein verdrehtes Schwanengenack gemalt haben, oder einen böhmischen Bauernkopf und dazu einen dicken steirischen Hals, mag auch das liebe Christkind wie eine hölzerne Spielpuppe daliegen oder wie ein Stück aufgekochtes Fettfleisch, und der heilige Joseph bei weitem nicht so gescheit aussehen als das Ochslein nebenan. Ja, schön ist ein altes Bild, auch wenn es den heiligen Martinus zeigt als einen wilden Räuberhauptmann, der eben einen Schimmel und einen Mantel gestohlen hat, oder den heiligen Sebastianus wie einen verhungerten Winterhasen, den man abgezogen und gespickt hat. Die adeligen Betschwestern der Vorzeit haben es nicht haben wollen, daß die Heiligen lieblicher aussahen als sie selber, und die Maler und Bildschnitzer haben ihnen ums liebe Brot den Gefallen getan. Nun, mit dem Christopherus liegt es freilich anders; der ist ja, als er den Christknaben trug, wirklich noch ein schiecher Heide gewesen. Mit um so größerem Recht trauerte also ganz Hinterhautzen dem verbrannten Altarbild nach; man wäre dem heiligen Florian böse geworden, hätte man sich's nur getraut.

 

Das ist auch dem Blutdruck zuträglicher als manches, was man hier im Forum überblättert.

bearbeitet von Wunibald
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In den letzten Tagen habe ich mehrere Bücher vom in Insiderkreisen bekannten Journalisten und Vatikanexperten  und Papstbegleiter Andreas Englisch gelesen. Und über Andreas Englisch selbst habe ich auch seine Auftritte in den Fernsehsendungen angeschaut (YouTube).

 

Das hat mein Kirchenbild und Priesterbild und Papstbild revolutioniert.

Er scheint mir sehr fair zu sein, sowohl zu Johannes Paul II, als auch zu Benedikt XVI, als auch zu Franziskus.

 

Franziskus aber, glaube ich, hält er für eine heilige Sensation.

bearbeitet von Einsteinchen
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Für „Coffee-Table-Books“ könnte man eigentlich einen eigenen Thread aufmachen:

Dan Chavkin & Brian McGuire

“Star Trek - Designing the Final Frontier“

(How Midcentury Modernism shaped our view of the future)

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