Viridissima Virga Geschrieben 22. Januar 2006 Melden Share Geschrieben 22. Januar 2006 (bearbeitet) Warum ist das keine große Kunst? Aber egal. es ist m.e. deshalb keine grosse kunst, weil der, der nicht glaubt, von vornherein beschlossen hat, dass das, was er für sich nicht überzeugend findet, nicht stimmen kann. er sieht sich die sache nicht als "sache für sich, so, wie sie ist" an, sondern bezieht seine eigenen projektionen mit ein (da ich nicht glauben kann, muss es für allefalsch sein... hier wird dann etwas pauschalisiert und bekanntlich sind pauschalisierungen keine große kunst. Du sagst, dass die Religion den Suchenden Antworten auf ihre Fragen gibt - woher kommen wir, wohin gehen wir, was tun wir, was können wir hoffen, und warum ist das Fernsehprogramm dazwischen so langweilig? Na gut, Letzteres nicht, aber ich habe gerade den Namen Pratchett geschrieben, das steigert meinen Humor. nein, ich habe nicht gesagt, daß es ausschließlich die religionen sind, die antworten bieten können, denn es gibt ja auch noch antworten jenseits aller religionen. der satz von mir bezog sich darauf: Die meisten Argumente, die für den Glauben geäußert werden, können ohnehin nur die "überzeugen", die bereits glauben. Sie dienen mehr zur Stabilisierung eines bereits vorhandenen Glaubens als dazu, Ungläubige zu gewinnen. in wahrheit braucht der glaube nämlich gar keine argumente, um sich zu verteidigen. auch dann wär´es ja kein glaube mehr. allerdings kann ich natürlich, wenn ich gefragt werde, warum ich glaube, verschiedene antworten geben. das sind dann aber m.e. keine allgemeingültigen argumente, sondern aspekte, die ausschliesslich meinen ureigenen weg betreffen. an diesem punkt bin ich als gläubiger mensch von außen quasi nicht angreifbar. aber nicht, weil man mir im religionsunterricht die "richtigen argumente" eingetrichtert hat, sondern, weil ich etwas er-fahren habe, das sich für mich nicht erst dadurch verifiziert, dass es sich durch mich für andere in vermittelbare worte und logisch zusammenhängende, plausible zusammenhänge bringen lässt. was mich betrifft, stimmt auch die aussage vom bereits vorhandenen, mit der muttermilch aufgesogenen glaubens nicht. und, nebenbei bemerkt, stimmt diese aussage meiner erfahrung nach derzeit für viele gläubige nicht. um es mit einem meiner lieblingsworte von karl rahner zu sagen:"der christ (oder der fromme)von morgen wird ein mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein." rahner hat damit vor jahren also schon erkannt, daß der christliche glaube zukünftig nicht allein dadurch bestand haben wird, daß er in traditionsbewussten bzw. deiner einschätzung nach bornierten, familien unermüdlich weitergegeben wird, sondern daß er durch sich selbst und aus sich selbst heraus bestehen, weiterleben wird. hinzu kommt noch, daß der glaube für einen wahrhaft praktizierenden nicht irgendwann einmal ein fertiges etwas ist, das man sich wie einen robusten talisman einfach in die hosentasche steckt und damit ist man fertig. glaube ist immer als ein weg zu verstehen, den man geht und auf diesem weg begegnen einem beständig fragen und manchmal sogar auch zweife, das geht sogar gestandenen ordensleuten so, wird aber nicht etwa als bedrohung, sondern als herausforderung aufgefasst. jedenfalls wird man nicht irgendwann "gelernter gläubiger" und hat seine taufurkunde als eine art diplom in der tasche, mit dem einem nichts mehr passieren kann. soviel zu den vorurteilen. Aber die Frage ist doch: Was machen wir mit den Antworten? Und stimmen die überhaupt? Falsche Antworten auf diese Fragen findet man zuhauf, das beweist die Vielzahl von Religionen. Alle haben andere Antworten, und es kann nicht alles stimmen. es geht doch nicht darum, welche antworten global und objektiv gesehen die absolut richtigen sind. mir persönlich jedenfalls geht es darum nicht. mir persönlich geht es nur darum, welche antwort für mich die richtige ist. Man kommt nicht umhin, die Antworten zu bewerten, es sei denn, man übernimmt die Antqorten der Religion, in die man hineingeboren wurde, einfach so, ohne weitere Fragen zu stellen. der zwang, alles unverständliche oder nicht nachvollziehbare be-werten zu müssen, scheint mir ein ziemlich grosses übel unserer westlichen denke zu sein.bewerten hiesse ja, etwas bekäme einen wert zugeordnet. je nachdem, ob man es für nützlich oder unnütz, plausibel oder dumm, gewinnbringend oder verlust einfahrend hält. eine antwort erhält-allgemein betrachtet-auch nicht erst ihren wert dadurch, dass sie für einen selbst richtig ist (das wäre anmassend). ihr wert kann durch dich nur für dich selbst bestimmt werden. des weiteren scheint mir, dass das bild vom maskenhaft nickenden gläubigen, der in seine religion hineingeboren wurde und keine fragen mehr stellt, welches bei dir irgendwie vorzuherrschen scheint, heute weitestgehend überholt ist. damit will ich gar nicht behaupten, dass es so etwas fast gar nicht mehr gibt, aber wir leben, was das betrifft, schon seit mehr als 400 jahren nicht mehr im mittelalter. Das mag für viele ein gängiger Weg sein, aber nicht für mich. Ich frage mich, welche Antworten richtig sind, und habe eine gewisse Ungeduld gegenüber jenen, die das nicht tun. Das kann nämlich verheerende Konsequenzen haben. warum muß ein für dich gangbarer weg dann aber auch unbedingt der aller anderen sein? warum macht es dich ungeduldig, wenn der verdacht nahe liegt, es könnte jemand nicht so denken wie du? was bekümmern dich die möglichen konsequenzen, die in dem falle ausschliesslich der andere haben würde? Man muss also die Richtigkeit der Antworten bewerten, und das geht ohne Vernunft nun einmal nicht. Denn das Gegenteil von Vernunft ist Beliebigkeit, und mir einfach eine beliebige Antwort auszusuchen, das liegt mir nicht. Und deswegen sind die Gründe so ungemein wichtig, auch ohne dass man damit de Gründe zu "Rechenexempeln" macht. das gegenteil von vernunft ist nicht beliebigkeit sondern unvernunft. beliebigkeit ist das resultat unendlich fortschreitenden relativierens. natürlich kann man alles und jedes bis ins bodenlose anzweifeln. sich aber irgendwann einmal aus einer überzeugung heraus für etwas zu entscheiden, das man für sich als richtig erkannt hat, ist weder unvernunft noch beliebigkeit und schon gar keine schwäche. es sind viel mehr stärke und mut, die es dazu braucht, denn ich muß ja jederzeit damit rechnen, dass sich meine fragen bzw. ansprüche ändern und sich ein einmal als richtig empfundenes system als für mich nicht mehr gültig erweist. aus angst davor sich aber lieber zu gar nichts zu bekennen, ist für mich von mehr schwäche gekennzeichnet als jenes, von dir kritisierte bekenntnis. Und Dein Umkehrschluss gilt nicht: Es mag sein, dass einige Christen auf die Vernunft bei der Wahl ihrer Religion verzichten, weil man ihnen das eingeredet hat, aber das gilt eben nicht für die Mehrheit der Atheisten, die ich kenne. warum nur habe ich bei dir ständig das gefühl, daß du mit einem christen als person nur halbwegs zurecht kommst, wenn du ihn dir als indoktrinierten, eingeschüchterten, ewig ja-sagenden, unkritischen geist vorstellst? es mag dich vielleicht verwundern, aber im christentum gehören glaube und verstand durchaus zusammen. dies beweisen allein die zahlreichen wissenschaftler, die sich in vergangenheit und gegenwart dazu bekannten und bekennen, als da z.b. wären: brahe, kopernikus, descartes, newton, chauchy, marconi... der heutige papst und ehemalige kardinal ratzinger sagte selbst einmal, daß ein glaube ohne verstand kein richtiger christlicher glaube sei. wiederum kommt man beim glauben in so tiefe, unterbewusste schichten hinein, dass eben doch nicht alles bis auf´s letzte verstandesmäßig erfassbar, geschweige denn beweisbar wäre. das mag dir diffus und abergläubig vorkommen, aber warum musst du es denn unbedingt bewerten?? Die Vernunft spielt im Atheismus - zumindest was die Wahl des Weltbilds angeht! - eine sehr viel größere Rolle. Es mag Ausnahmen geben, aber wenn, dann hat mir noch keiner davon jemals eine E-Mail zu meiner Website geschrieben. Aber christliche E-Mails, in denen die Vernunft angegriffen wird, bekomme ich im Schnitt drei pro Woche. Das ist sicher nicht repräsentativ, aber ein Indiz, so wie Dein Posting auch. da ich deine internetseite nicht kenne, kann ich schlecht beurteilen, was christen dazu veranlassen könnte, dir mails zu schicken, in denen die vernunft angegriffen wird. sollte sie aber unter dem gleichen duktus laufen, wie deine postings hier, nämlich den christlichen glauben als groben unfug darstellend und sämtliches atheistisches gedankengut in den himmel jubelnd (und dies auch noch mit ziemlich haarsträubenden "argumenten" untermauernd), würde es mich nicht wundern, wenn das gewisse trotzige gegenreaktionen auslöst. Aber Fakt ist, dass es sich nur um eine kleine Minderheit handelt, die meisten bekommen ihren Glauben als Kinder vermittelt. hier würde mich tatsächlich mal interessieren, woher du dieses "wissen" beziehst. da es angeblich "fakt ist", gibt´s sicherlich auch ein paar zahlen..? Und bei Kindern braucht man keine guten Argumente. Und dass Menschen tagtäglich auch auf schlechte Argumente hereinfallen, beweist die Werbung - und die betrifft überwiegend Erwachsene. hierzu hatte ich dir schon geantwortet. hinzufügen möchte ich nur noch, dass es mich ziemlich befremdet, für wie dumm und gutgläubig du kinder hältst. weiterhin hinzugefügt sei noch dieser recht interessante artikel Die meisten der Argumente dürftest Du nicht einmal kennen. Du urteilst über etwas, was Du nicht kennst. dito! auch hier muß ich dich leider enttäuschen, denn ich passe so absolut nicht in dein lieblingsbild vom "lebenslänglichen" christen, der von kindesbeinen an mit kirchlichen lehrsätzen bombardiert und mit geschichten von der hölle eingeschüchtert wurde. tatsächlich bin ich überwiegend atheistisch (ja, sogar von staatswegen sozialistisch/kommunistisch indoktriniert) aufgewachsen und müsste heute, wenn deine definition vom veräppelten kinde stimmen würde, entweder mit einem tierischen nachwendetrauma oder als militante linksaktivistin herumrennen. ansonsten habe ich mich, übrigens an einer anerkannten deutschen hochschule, zum zwecke des philosophiestudiums ausreichend mit den sogenannten argumenten für und wider verschiedene denk- und glaubenssysteme befasst. dennoch bin ich heute christin. und nicht etwa, weil ich nichts anderes kennengelernt habe, sondern, weil ich genug kennengelernt habe, um für mich zu wissen, dass nur das mich überzeugt. der christliche glaube begründet sich ja nicht mit seinen märtyrern. wenn etwas falsch ist, dann ist es diese argumentation. die zentrale botschaft lautet auferstehung--->leben. Das Argument gehört dazu, ist aber sicher nicht wesentlich, darin stimme ich Dir zu. Dazu ist es auch zu leicht auszuhebeln. was bitte ist an einem kernsatz der christlichen lehre nicht wesentlich und inwiefern lässt er sich aushebeln? bearbeitet 22. Januar 2006 von Dominica Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Viridissima Virga Geschrieben 22. Januar 2006 Melden Share Geschrieben 22. Januar 2006 (bearbeitet) fortsetzung nicht tod, blut, brutalität. die märtyrer sind eine begleiterscheinung, hervorgerufen durch eben solche totalitäre ignoranz, wie wir sie hier präsentiert bekommen. es kann nicht sein, was nicht sein darf.Den Satz verstehe ich nicht. der satz bedeutet, daß es deshalb märtyrer gab, weil diese gläubigen mit sehr engstirnigen und unbeweglichen erwartungshaltungen konfrontiert wurden."wenn du dies nicht tust, tu ich dir das an." "dies" war in dem falle oft die forderung, dem glauben abzuschwören und öffentlich auf irgendeine art und weise deutlich zu machen, daß man einsieht, sich grob geirrt zu haben. kam das nicht zustande folgte "das", was folter und tod beinhaltete. weiterhin bedeutet der satz, dass ich deine unermüdlichen bestrebungen, christen vom, deiner meinung nach vorhandenen, unsinn ihres glaubens zu überzeugen, für eine eben solche engstirnige und unbewegliche erwartungshaltung halte. bearbeitet 22. Januar 2006 von Dominica Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 23. Januar 2006 Melden Share Geschrieben 23. Januar 2006 Warum ist das keine große Kunst? Aber egal. es ist m.e. deshalb keine grosse kunst, weil der, der nicht glaubt, von vornherein beschlossen hat, dass das, was er für sich nicht überzeugend findet, nicht stimmen kann. er sieht sich die sache nicht als "sache für sich, so, wie sie ist" an, sondern bezieht seine eigenen projektionen mit ein (da ich nicht glauben kann, muss es für allefalsch sein... hier wird dann etwas pauschalisiert und bekanntlich sind pauschalisierungen keine große kunst. Das halte ich in gefährlicher Weise für falsch. Es ist falsch, weil ich nicht voher "beschließen" kann, was wahr und was unwahr ist. Wahrheit ist keine Sache einer Beschlussfassung, das nennt man Voluntarismus, und der hat seinen ausgesprochen schlechten Ruf zu Recht. Ebensowenig wie ich beschließen kann, was wahr ist, kann ich im Vorhinein beschließen, was falsch ist. Wenn Du diese Position einem Kritiker unterschiebst, wirst Du ihm zu 99,99% Unrecht tun. Außerdem ist Deine Position obendrein selbstwidersprüchlich: Denn wenn Du recht hättest, hättest Du "einfach nur" beschlossen, Recht zu haben und nicht mehr - und genau das wirfst Du einem Kritiker vor. Wie kann das schlecht sein, wenn Du selbst es für richtig befunden hast? Wenn es schlecht ist, so zu handeln, ist Deine eigene Haltung schlecht. Wenn es gut ist, so zu handeln wie Du, dann hast Du Unrecht. Jetzt kannst Du Dich entscheiden, ob Du Recht behalten möchtest, oder schlechte Methoden anwenden. Ferner ist Deine Position extrem pauschalisierend - und obendrein, um sie vertreten zu können, müsstest Du Sache projektionsfrei sehen können, "so wie sie an sich ist". Das aber kannst Du nicht - diese Anmaßung lässt sich nicht durchhalten. Wiederum begehst Du alle Fehler, die Du dem Kritiker vorwirfst. Wenn es gut ist, so vorzugehen, was wirfst Du dem Kritiker eigentlich vor? Wenn es schlecht ist, so vorzugehen, ist Deine Abwehr der Kritik schlecht. Wiederum hast Du Dich selbst mehr kritisiert als den Kritiker: Alles fällt auf Dich zurück. Gefährlich ist dies, weil mit diesem "Argument" sich totalitäre Regimes gegen Kritik abschotten. Im Marxismus war es so, dass wenn Du "beschlossen" hast, den Marxismus zu kritisieren, dann tatest Du dies zwangsläufig vom Standpunkt der herrschenden Klasse aus, damit war Dein Vorurteil nur von von Deinem Klassendenken geprägt, was wiederum die Richtigkeit des Marxismus zeigt. Wenn man gegen derartig logische dichtes geschlossenes Denken argumentiert, hat man von vornherein "verloren". Gegen derartige Denkfiguren hilft nur eines: Skepsis. Die Geschichte der Philosophie kann man u. a. deswegen auch schreiben als die Geschichte des Sieges der Skeptiker. Und genau das ist es, was ein Kritiker tut: Er wendet Skepsis an. Und Deine Methoden sind die des Antiskeptizismus, des ewigen Verlierers der Philosophiegeschichte. Und umgekehrt ist es richtig: Der, der glaubt, hat bereits beschlossen, dass seine Sache wahr ist. Und von dort aus betrachtet er alles. Seine Irrtümer wird er so nie finden können ... Und irrtumsfrei kann man nur sein, wenn man allwissend ist. Aber dann bräuchte man nicht zu glauben. Deine Betrachtung ist also nichts weiter als eine Projektion Deiner Fehler auf die anderen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Viridissima Virga Geschrieben 28. Januar 2006 Melden Share Geschrieben 28. Januar 2006 Das halte ich in gefährlicher Weise für falsch. Es ist falsch, weil ich nicht voher "beschließen" kann, was wahr und was unwahr ist. Wahrheit ist keine Sache einer Beschlussfassung, das nennt man Voluntarismus, und der hat seinen ausgesprochen schlechten Ruf zu Recht. Ebensowenig wie ich beschließen kann, was wahr ist, kann ich im Vorhinein beschließen, was falsch ist. Wenn Du diese Position einem Kritiker unterschiebst, wirst Du ihm zu 99,99% Unrecht tun. ich habe nicht geschrieben, daß du beschließen kannst, was wahr ist und was nicht. ich habe geschrieben: weil der, der nicht glaubt, von vornherein beschlossen hat, dass das, was er für sich nicht überzeugend findet, nicht stimmen kann der unterschied mag klein sein, aber er ist deutlich.du demonstrierst auch selbst sehr schön, wie wichtig und doch meist unbeachtet diese kleine nuance ist. denn nachdem du befindest, niemand könne beschließen, was wahr sei, tust du im nächsten satz genau das. dieser beginnt:"es ist falsch..." eine solche feststellung käme dir gemäß deiner eigenen aussage nicht zu. davon abgesehen, müssen wir uns hier nicht über so grundsätzliche dinge, wie die objektive wahrheit und darüber, daß niemand festlegen könne, was diese sei, unterhalten. Außerdem ist Deine Position obendrein selbstwidersprüchlich: Denn wenn Du recht hättest, hättest Du "einfach nur" beschlossen, Recht zu haben und nicht mehr - und genau das wirfst Du einem Kritiker vor.Wie kann das schlecht sein, wenn Du selbst es für richtig befunden hast? Wenn es schlecht ist, so zu handeln, ist Deine eigene Haltung schlecht. Wenn es gut ist, so zu handeln wie Du, dann hast Du Unrecht. Jetzt kannst Du Dich entscheiden, ob Du Recht behalten möchtest, oder schlechte Methoden anwenden. widersprüchlich ist daran gar nichts, denn ich schrieb: es ist m.e. deshalb keine grosse kunst, weil der, der nicht glaubt, von vornherein beschlossen hat.... ich habe insofern eine eingrenzung vorgenommen, die schwerlich mich selbst beinhalten kann, da ich ja glaube. dieser glaube beinhaltet übrigens auch die auffassung, daß er ein geschenk ist und ich ihn mir nicht irgendwie erarbeitet habe.hingegen schriebst du selbst einmal in einem anderen zusammenhang, du seist durch reine überlegung atheist geworden. überlegungen setzen ein gezieltes wollen voraus. das ergebnis dieses gewollten hindenkens auf etwas war folglich der entschluß, atheist zu sein. so gesehen hast du dir deine auffassung erarbeitet, sie also gewollt und letztlich beschlossen, ihr treu zu bleiben. ich hingegen habe die meinige geschenkt bekommen, wiewohl ich sie durch vernunftgesteuerte überlegungen für mich selbst untermauern kann oder, wenn ich denn wollte, auch widerlegen. du hast recht, wenn du mir unterstellst, dass ich letzteres nicht anstrebe. dem ist aber nicht so, weil ich es so beschlossen habe, sondern weil alle in diese richtung gelenkten überlegungen konträr zu meinen erfahrungen laufen würden. über erfahrungen kann man sich nicht streiten und genau deshalb fällt mir hier auch nichts auf die füße. Wie kann das schlecht sein, wenn Du selbst es für richtig befunden hast? Wenn es schlecht ist, so zu handeln, ist Deine eigene Haltung schlecht. Wenn es gut ist, so zu handeln wie Du, dann hast Du Unrecht. Jetzt kannst Du Dich entscheiden, ob Du Recht behalten möchtest, oder schlechte Methoden anwenden. ich muß mich nicht entscheiden, denn nicht ich wähle, sondern ich wurde und werde gewählt bzw. angesprochen von einem gegenüber, einem "du" (vgl. martin buber), ob dir das in den kram passt oder nicht Ferner ist Deine Position extrem pauschalisierend - und obendrein, um sie vertreten zu können, müsstest Du Sache projektionsfrei sehen können, "so wie sie an sich ist". Das aber kannst Du nicht - diese Anmaßung lässt sich nicht durchhalten. Wiederum begehst Du alle Fehler, die Du dem Kritiker vorwirfst. Wenn es gut ist, so vorzugehen, was wirfst Du dem Kritiker eigentlich vor? Wenn es schlecht ist, so vorzugehen, ist Deine Abwehr der Kritik schlecht. Wiederum hast Du Dich selbst mehr kritisiert als den Kritiker: Alles fällt auf Dich zurück. haben wir jetzt alle spielarten der klassischen logik durch oder fehlt noch was?vielleicht das hier? die annahme, dss meine kritik mich automatisch selbst beinhaltet, ist, wie oben gezeigt wurde, falsch.die annahme, dass die kritisierte vorgehensweise die meinige ist, ist falsch. damit ist auch die konklusion, ich müsse automatisch selbst falsch liegen und mich ausversehen selbst kritisiert haben falsch. Gefährlich ist dies, weil mit diesem "Argument" sich totalitäre Regimes gegen Kritik abschotten. Im Marxismus war es so, dass wenn Du "beschlossen" hast, den Marxismus zu kritisieren, dann tatest Du dies zwangsläufig vom Standpunkt der herrschenden Klasse aus, damit war Dein Vorurteil nur von von Deinem Klassendenken geprägt, was wiederum die Richtigkeit des Marxismus zeigt. wann gab es denn mal marxismus? bitte mit jahreszahl und geographischen angaben. die entdeckung wird in sämtliche philosophische nachschlagewerke eingehen. Gegen derartige Denkfiguren hilft nur eines: Skepsis. Die Geschichte der Philosophie kann man u. a. deswegen auch schreiben als die Geschichte des Sieges der Skeptiker. Und genau das ist es, was ein Kritiker tut: Er wendet Skepsis an. Und Deine Methoden sind die des Antiskeptizismus, des ewigen Verlierers der Philosophiegeschichte. "es gibt zwei arten von philosophen, denen ich mißtraue. die einen sind die techniker, die sich die genauigkeit der mathematik zum vorbild nehmen und glauben, die wahrheit liege in der formel. die anderen sind die hagiographen, in deren händen philosophie zur endlosen auslegung heiliger texte wird. sollte es tatsächlich philosophische einsicht geben, so müßte sie auf andere weise zustande kommen: durch ein nachdenken, dessen klarheit, genauigkeit und tiefe in der nähe zu der erfahrung bestünde, die ein jeder mit sich selbst macht, ohne sie recht zu bemerken und ohne sie zu verstehen." (pedro vasco de almeida prado, "über täuschung und selbstbetrug in der philosophie", lissabon 1899) da die geschichte der philosophie noch nicht abgeschlossen ist, halte ich es für mehr als gewagt, aussagen über verlierer oder gewinner zu treffen. darüber hinaus besteht die philosophiegeschichte nicht aus punktekonten, die irgendwann zum schluß zusammengerechnet werden. das schöne, was die philosophiegeschichte uns lehren kann, ist, zu sehen, wie jedwede denkrichtung zu ihrer zeit ihre berechtigung hatte und daß die grössten kritiker vor allem einen wesentlichen charakterzug besaßen: sie nahmen sich selbst nicht so verteufelt ernst! (vgl. th. morus bei seiner hinrichtung:"gentlemen, helfen sie mir bitte hinauf, hinunter werde ich wohl alleine kommen." oder, seinen bart auf dem schafott sorgfältig beiseite legend:"mein bart hat schließlich keinen hochverrat begangen.") warum ziehst du nur immer aus den unpassendsten stellen deine lehren? die zweite frage lautet, ob nicht auch deine skepsis gewissen gesetzmäßigkeiten unterworfen sein könnte: "die freiheit der entscheidung unsere freiheit ist die freiheit, uns für oder gegen etwas entscheiden zu können. verfremden wir auch dieses wort: wovon genau sprechen wir hier? welches sind die erfahrungen, die in dem wort zusammengefaßt werden? die idee der entscheidung knüpft an eine einfache und unbezweifelbare beobachtung an: was wir wollen, ist nicht unabhängig davon, was wir denken. wir können mit unseren gedanken einfluß auf unseren willen nehmen. überlegend können wir am eigenen willen arbeiten und darüber bestimmen, wie er sein soll. zwar sprechen wir davon, daß wir uns entscheiden, etwas zu tun. aber die handlung ist ausdruck eines willens, und wir bereiten sie vor, indem wir den willen durch überlegung in eine bestimmte richtung lenken. dadurch üben wir macht auf den willen aus und werden seine urheber. man kann auch sagen: wir werden in einem emphatischen sinne sein subjekt. das ausmaß, in dem uns das gelingt, ist das ausmaß, in dem unser wille freiheit besitzt; das ausmaß, in dem es uns mißlingt, ist das ausmaß seiner unfreiheit." (peter bieri, "das handwerk der freiheit", fischer verlag frankfurt,s.54) Und umgekehrt ist es richtig: Der, der glaubt, hat bereits beschlossen, dass seine Sache wahr ist. Und von dort aus betrachtet er alles. Seine Irrtümer wird er so nie finden können ... Und irrtumsfrei kann man nur sein, wenn man allwissend ist. Aber dann bräuchte man nicht zu glauben. Deine Betrachtung ist also nichts weiter als eine Projektion Deiner Fehler auf die anderen. wie bereits erwähnt, ist nach auffassung des christlichen glaubens dieser nicht das resultat eines entschlusses, sondern ein geschenk. wir können es ablehnen oder annehmen, diese freiheit haben wir jeden tag. lediglich das obliegt unserer persönlichen entscheidung. du magst jene kritisieren, die sie zugunsten des glaubens treffen, weil sie nicht so handeln, wie du es tatest, aber genau hier wird´s dann totalitär und wir brauchen gar nicht so weit auszuholen und uns auf die sozialistischen experimente besinnen.wahrscheinlich aber musst du so denken und argumentieren oder um es mit einem zitat aus dem bereits zitierten buch zu sagen: "unsere idee der welt ist die idee einer verständlichen welt. es ist die idee einer welt, in der wir verstehen können, warum etwas geschieht. zwar gibt es darin vieles, was wir nicht verstehen, und vermutlich wird das immer so bleiben. trotzdem, denken wir, ist die welt eine gesamtheit von phänomenen, in die wir licht bringen können, indem wir uns erklären, warum die phänomene so sind, wie sie sind. selbst wenn dieser gedanke eine täuschung wäre:anders können wir über die welt nicht denken." (peter bieri, "das handwerk der freiheit", fischer verlag frankfurt, 2003, s. 15) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rakso Geschrieben 3. März 2006 Melden Share Geschrieben 3. März 2006 Warum gilt es als positiv für die Mitglieder einer Religion oder Weltanschauung, für den Glauben [wie auch immer] zu sterben? Je mehr Märtyrer, desto besser? Ist dann die beste Religion die, die sich irgendwann selber ausgelöscht hat? Positiver wäre für mich, wenn eine Religion den Menschen das Leben schenkt, als wenn die Menschen für eine Religion das Leben lassen. Vielleicht sollte man die ehren, die die Auferstehung gesehen und überlebt haben... (oder so) Nicht der "Tod" gilt als positiv. Sondern die Standfestigkeit und das innere Wissen um die geistigen Dinge und die Sicherheit, dass es so ist. Und in diesem Wissen, das ein höheres Wissen ist, ist es für diejenigen, die aufgrund ihrer Überzeugung den "Tod" in Kauf nehmen, kein "Tod", sondern nur ein Übergang von materiellen Welt in die geistige Welt. Und kein gläubiger Mensch müßte für seine Überzeugung sterben, wenn es nicht immer Menschen gäbe, die diese Überzeugung nicht ertragen können und diese lieber quälen und "töten". Aber so ein Mensch ist nicht zu töten, sondern es kann ihm nur der Leib zerstört werden, und durch diese Wegnahme des Leibes ist er für die Zurückbleibenden nur nicht nehr sichtbar. kein Mensch und kein Mitglied irgendeiner Religion hat das Recht, einen Andersgläubigen zu "töten". Eine Religion kann niemals einem Menschen das Leben schenken. Aber sie kann Andersgläubige tolerieren und ihr Lebensrecht respektieren. Eine Religion besteht aber immer aus Menschen und Menschen sind es, die aus Hochmut und Anmaßung anderen Menschen das Lebensrecht absprechen. Das muß man so sehen und nicht sich hinter der "Religion" oder sonstigen Gruppierungen verschanzen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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