Kontextuelle Theologie

[rokmah]

Worum handelt es sich genau bei der "kontextuellen Theologie"? Gibt es einen Zusammenhang mit dem philosophischen (erkenntnistheoretischen) Kontextualismus? Dieser sagt bekanntlich, dass Wissen vom Kontext abhängig ist, näherhin vom Subjekt (und seinem Kontext), aber auch vom Betrachter. Ein Beispiel: Erna ist Meteorologin. Sie schaut aus dem Fenster und sagt aufgrund dessen, was sie sieht, dass es morgen regnen wird. Wenn sie dies zuhause tut und es ihrem Ehemann sagt, handelt es sich um Wissen. Wenn sie es allerdings im Fernsehen bei dem Wetterbericht sagt, handelt es sich nicht um Wissen. Ein weiteres Detail: Wenn sie bei der Arbeit als Meteorologin zum Fenster schaut (während einer Pause), weiss man nicht, ob sie als Privatperson oder als Meteorologin herausschaut. Aber die Frage: Ist dieser Kontextualismus die Grundlage bzw. ein Ausgangspunkt für die kontextuelle Theologie?

[Justin Cognito]

Ich bin alles andere als ein Experte für kontextuelle Theologie, aber meines Wissens nach (und das ist in diesem Bereich wirklich nicht ausgeprägt) geht es vor allem um die Achtsamkeit auf den soziokulturellen Kontext in dem das Christentum je anders gelebt wird. Interessant wären hier die Unterschiede zur Inkulturationstheologie klassischen Zuschnitts, aber damit hab ich mich noch nie beschäftigt.

bearbeitet 30. Januar 2006 von Christoph Lauermann

[ramhol]

"Kontextuelle Theologie" als Disziplin ist mir neu, ich vermute mal, dass eine Art "kontextueller Theologie" in allen theolog. Fächern anklingen kann und hier, wie Christoph sagt, tatsächlich das gemeint ist, was man in der Missionswissenschaft "Inkulturation" nennt. Vielleicht hört sich "kontextuell" auch einfach nur moderner an als Inkulturation bzw. wissenschaftlicher, da sich "Inkulturation" ja nicht nur auf Theologisches sondern v.a. auch auf Volksreligiosität etc. bezieht und vielfach etwas ganz natürliches und nichts gezielt gewolltes beschreibt.

bearbeitet 30. Januar 2006 von ramhol

[OneAndOnlySon]

Wikipedia sagt, dass zum Beispiel feministische Theologie zu kontextueller Theologie gehört. Demnach geht es also darum, dass in der Theologie alles auf einen bestimmten Kontext (hier der Feminismus) hin betrachtet wird.

[Justin Cognito]

Die feministische Theologie ist insofern eine kontextuelle Theologie als sie das Leben und den Glauben von Frauen mit zum Gegenstand ihrer Reflexion macht. Dieser soziokulturelle Kontext mit all seinen Erfahrungen bildet den Hintergrund vor dem zB die Botschaft des Christentums gesehen und gelebt wird. Wobei man gerade hier nicht übersehen darf, dass es auch nicht die "feministische Theologie" gibt und eine feministische Theologin aus Nigeria oder Korea vom soziokulturellen Kontext (also von der Art wie sie sie lebt und glaubt) in manchen Punkten vielleicht mehr mit ihrem männlichen Theologen-Kollegen vor Ort gemeinsam hat, als mit einer feministischen Theologin aus den Österreich oder den USA.

[soames]

Die feministische Theologie ist insofern eine kontextuelle Theologie als sie das Leben und den Glauben von Frauen mit zum Gegenstand ihrer Reflexion macht.

Beschäftigt sich feministische Theologie abgesehen davon denn noch mit anderen Schwerpunkten?

[wolfgang E.]

Die feministische Theologie ist insofern eine kontextuelle Theologie als sie das Leben und den Glauben von Frauen mit zum Gegenstand ihrer Reflexion macht.

Beschäftigt sich feministische Theologie abgesehen davon denn noch mit anderen Schwerpunkten?

Ja z.B. mit der Frage der "Männlichkeit" oder der "Weiblichkeit" Gottes.

 

Diese Frage scheint viel älter zu sein, als wir vordergründig annehmen. Das gezeigte Fresko aus der Kirche Urschalling in Oberbayern stammt aus dem 12Jh. und stellt den hl. Geist einwandfrei erkennbar als Frau dar.

[soames]

Die feministische Theologie ist insofern eine kontextuelle Theologie als sie das Leben und den Glauben von Frauen mit zum Gegenstand ihrer Reflexion macht.

Beschäftigt sich feministische Theologie abgesehen davon denn noch mit anderen Schwerpunkten?

Ja z.B. mit der Frage der "Männlichkeit" oder der "Weiblichkeit" Gottes.

 

Diese Frage scheint viel älter zu sein, als wir vordergründig annehmen. Das gezeigte Fresko aus der Kirche Urschalling in Oberbayern stammt aus dem 12Jh. und stellt den hl. Geist einwandfrei erkennbar als Frau dar.

Daß Gott kein Mann im biologischen Sinne ist, weiß ja sowieso jeder, der sich ein wenig damit beschäftigt. Viel mehr stört bei diesen Diskussionen in dem Zusammenhang aber, daß man auf einmal genötigt werden soll, genausowenig richtige Sprachrevolutionen über sich ergehen zu lassen. Ich weiß lieber, daß der konkrete sprachliche Ausdruck nur eine Annäherung an das Tatsächliche ist, als daß ich irgendwelcher politischer Korrektheit halber anfange, das ganze biologisch zu betrachten und dann auch noch umzukehren. Aber ein gelungenes Fresko! Ist der Rest der Urschallinger Kirche auch so gut erhalten?

[Werner001]

Ist der Rest der Urschallinger Kirche auch so gut erhalten?

Ja, ist er. Das kleine Kirchlein ist sehr beeindruckend.

 

Werner