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Petition für Meinungsfreiheit


Valeriana

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Caveman	  
10 Feb 2006, 11:50
(...)

Ich glaube sogar, die meisten Moslems, die jetzt irgendwelche Behörden o.ö. gestürmt haben, haben die Karikaturen gar nicht gesehen. Die empören sich, weil sie endlich einen Grund dafür gefunden haben. Und wenn sie dann gleich zur Gewalt greifen, zeigt das doch, dass die Karikaturen eigentlich die Wahrheit erzählt haben...

 

Welche Wahrheit denn, die das Moslems generell zur Gewalt neigen oder was meinst du?

 

Ich denke es geht einfach um Polarisierung.

Ohne Feindbild geht es eben nicht. Kalter Krieg war vorbei, da muß ein neues Feindbild her.

Die Suche nach dem Schuldigen scheint mir hier, wie die Frage, ob das Huhn oder Ei früher da war.

 

Da ich mich bemühe ein anständiger und mündiger Mensch zu sein, klinke ich mich aus diesem gegenseitigen Hochschaukeln aus. Macht da was ihr wollt, aber ich beteilige mich an dem Unfug nicht. Nachher fragt sich dann wieder jeder: "Wie konnte es nur soweit kommen?"

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Was mich geärgert hat, ist, daß man auf Rechte jetzt schon in einer Art und Weise pocht, die *leidmehrend* ist. Da geht einiges imho an der Grundintention von Rechten und Freiheiten vorbei, und zwar, weil es der Weltanschauung widerspricht, die die meisten Ungläubigen hier meinen sich zu eigen gemacht haben: dem Humanismus.

 

Das ist das eine.

 

Das andere reduziert sich, denke ich, wieder auf die Frage nach dem Verhältnis von Inhalt und Form.

 

Selbstverständlich ist es unsinnig, Meinungsfreiheit zu propagieren, wenn man dabei bestimmte *Inhalte* ohne wirkliche Not (etwa Holocaustleugnung) ausgrenzt. Keine Frage.

 

Aber hier geht es gar nicht primär um Inhalte, sondern die Form. Kritik in einer angemessenen Form ist immer eine geäußerte Meinung und auch sinnvoll und richtig zu schützen. Wenn man aber eine Form wählt, die deutlich macht, daß der Respekt vor dem Gesprächspartner eingeschränkt ist oder ganz fehlt, ist das immernoch dieselbe Meinungsäußerung, aber eben so verpackt, daß eine weitere Grundintention des Humanismus (grundsätzliche Achtung vor jedem Individuum) eingeschränkt oder nicht mehr gegeben ist.

 

Das ist dann nicht mehr das Pochen auf die freie Meinungsäußerung, sondern das Pochen auf eine respektlose Form. Und darin sehe ich nach wie vor einen Mißbrauch dieser Freiheit, ein Eingriff in die Freiheit anderer und damit einen generellen Verstoß gegen das Ideal der Freiheit, die an eine gewisse Verantwortung im Umgang damit gekoppelt ist.

 

Was ich hier empfinde, ist das Pochen auf Rechten *um jeden Preis*, Prinzipienreiterei, egal, was daraus wird. Eben, wie der Studi im Spiegel schon gesagt hat, *weil ich es kann und weil ich es darf*. Damit kann ich nix mehr anfangen, das ist für mich kindliches unreifes Gehabe. So weit davon ist das *der hat mich beleidigt, dem zeig ich´s mit der Faust* nicht entfernt.

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Ich denke es geht einfach um Polarisierung.

Ohne Feindbild geht es eben nicht. Kalter Krieg war vorbei, da muß ein neues Feindbild her.

Die Suche nach dem Schuldigen scheint mir hier, wie die Frage, ob das Huhn oder Ei früher da war.

Zustimmung, genau so empfinde ich das auch...

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Was ich hier empfinde, ist das Pochen auf Rechten *um jeden Preis*, Prinzipienreiterei, egal, was daraus wird. Eben, wie der Studi im Spiegel schon gesagt hat, *weil ich es kann und weil ich es darf*. Damit kann ich nix mehr anfangen, das ist für mich kindliches unreifes Gehabe. So weit davon ist das *der hat mich beleidigt, dem zeig ich´s mit der Faust* nicht entfernt.

 

Wir wissen inzwischen alle, was Dich ärgert und was Du empfindest. Du pochst auf Dein Recht, Dich in jedem Beitrag ärgern zu dürfen - aber inzwischen nervt es ein wenig. Musst Du dieses Recht unbedingt ausreizen?

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Eben, wie der Studi im Spiegel schon gesagt hat, *weil ich es kann und weil ich es darf*. Damit kann ich nix mehr anfangen, das ist für mich kindliches unreifes Gehabe.

 

Genau das ist es aber was in letzter Konsequenz geschuetzt werden muss, wenn man nicht in ein schwammiges "ach seid doch lieb zueinander" abgleiten will.

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Ein Recht, beleidigen zu dürfen, gibt es sicherlich nicht.

 

Rechte als solche gibt es nicht wirklich, sondern es handelt sich um menschliche Vorstellungen, was richtig ist, was einem zusteht/zustehen sollte.

 

Und für mich gibt es das Recht, "beleidigen" (allerdings im Sinne von "offend" was nicht ganz deckungsgleich mit dem ist, was wir unter "beleidigen" verstehen), sehr wohl und ich werde auch weiterhin dafür eintreten.

 

Ich finde, in dem von mir auch in der Arena verlinkten Artikel, ist die einzige Grenze, die ich akzeptiere, sehr gut geschildert:

 

Im Spannungsfeld von Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit einerseits und Religion andererseits muss es eine absolute Freiheit der Meinung und der Wissenschaft geben, auch wenn dies religiöse Gefühle verletzen mag. Jeder Versuch, hier zu begrenzen, ist mit dem Wesen der eben genannten Grundfreiheiten nicht zu vereinbaren und alle historische Erfahrung zeigt, dass dabei nichts Gutes herauskommen kann.

 

 

 

Dennoch gibt es Grenzen. Diese Grenzen betreffen aber nicht das religiöse Bekenntnis von Personen, sondern ihre Personenwürde. Wenn die Anhänger irgendeines religiösen Bekenntnisses, seien es Juden, Christen, Muslime, Hindus, Bahais oder wer auch immer, in Karikaturen oder anderen Meinungsäußerungen so dargestellt werden, dass sie als eine bloße Masse erscheinen, der unterschiedslos ohne jegliche individuelle Differenzierung unbestritten als negativ begriffene Eigenschaften wie Lüge, Falschheit, Betrügerei oder gar Mordlust zugeschrieben werden, dann ist ohne Zweifel die Würde des Menschen verletzt und es liegt eine hetzende Darstellung vor. Ein Muslim oder Christ muss es hinnehmen, wenn seine Religion als mordlüstern, hinterwäldlerisch oder antidemokratisch bezeichnet wird, auch wenn dies Unsinn ist. Anderenfalls müssten Gerichte über das Wesen des Islam oder des Christentums entscheiden und könnte freie wissenschaftliche Forschung jederzeit unter Zensur gesetzt werden mit dem Argument, es werde eine Religion falsch dargestellt. Umgekehrt aber darf es nicht sein, dass ein Mensch, nur weil er einer bestimmten Religion zugehörig ist, automatisch unter Generalverdacht gestellt und mit den Attributen von Kriminellen versehen wird.

(Hervorhebungen von mir)

 

Quelle: http://www.uni-muenster.de/ReligioeseStudi...ellungnahme.htm

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Aber hier geht es gar nicht primär um Inhalte, sondern die Form. Kritik in einer angemessenen Form ist immer eine geäußerte Meinung und auch sinnvoll und richtig zu schützen. Wenn man aber eine Form wählt, die deutlich macht, daß der Respekt vor dem Gesprächspartner eingeschränkt ist oder ganz fehlt,

 

Die Satire ist aber eine anerkannte Form und zwar eine, in der man Dinge sagen kann, die ansonsten inakzeptabel wären, weil man normalerweise davon ausgehen kann, daß jeder weiß, welche Stilmittel zu einer Satire dazugehören dürfen. Das weiß jeder Politiker, der sich u. U. eine Karikatur gefallen lassen muß, auf der er die Erde in die Luft jagt oder ähnl.

 

Der "Respekt" darf in der Satire nicht nur fehlen, er muß es sogar, das ist ihr Wesen. Und damit kommen inzwischen nahezu alle Instanzen klar, nur die Religionen scheinen für sich eine Sonderbehandlung zu erwarten.

bearbeitet von Lissie
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Ein Recht, beleidigen zu dürfen, gibt es sicherlich nicht.

 

Rechte als solche gibt es nicht wirklich, sondern es handelt sich um menschliche Vorstellungen, was richtig ist, was einem zusteht/zustehen sollte.

 

Und für mich gibt es das Recht, "beleidigen" (allerdings im Sinne von "offend" was nicht ganz deckungsgleich mit dem ist, was wir unter "beleidigen" verstehen), sehr wohl und ich werde auch weiterhin dafür eintreten.

 

Ich finde, in dem von mir auch in der Arena verlinkten Artikel, ist die einzige Grenze, die ich akzeptiere, sehr gut geschildert:

 

Im Spannungsfeld von Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit einerseits und Religion andererseits muss es eine absolute Freiheit der Meinung und der Wissenschaft geben, auch wenn dies religiöse Gefühle verletzen mag. Jeder Versuch, hier zu begrenzen, ist mit dem Wesen der eben genannten Grundfreiheiten nicht zu vereinbaren und alle historische Erfahrung zeigt, dass dabei nichts Gutes herauskommen kann.

 

 

 

Dennoch gibt es Grenzen. Diese Grenzen betreffen aber nicht das religiöse Bekenntnis von Personen, sondern ihre Personenwürde. Wenn die Anhänger irgendeines religiösen Bekenntnisses, seien es Juden, Christen, Muslime, Hindus, Bahais oder wer auch immer, in Karikaturen oder anderen Meinungsäußerungen so dargestellt werden, dass sie als eine bloße Masse erscheinen, der unterschiedslos ohne jegliche individuelle Differenzierung unbestritten als negativ begriffene Eigenschaften wie Lüge, Falschheit, Betrügerei oder gar Mordlust zugeschrieben werden, dann ist ohne Zweifel die Würde des Menschen verletzt und es liegt eine hetzende Darstellung vor. Ein Muslim oder Christ muss es hinnehmen, wenn seine Religion als mordlüstern, hinterwäldlerisch oder antidemokratisch bezeichnet wird, auch wenn dies Unsinn ist. Anderenfalls müssten Gerichte über das Wesen des Islam oder des Christentums entscheiden und könnte freie wissenschaftliche Forschung jederzeit unter Zensur gesetzt werden mit dem Argument, es werde eine Religion falsch dargestellt. Umgekehrt aber darf es nicht sein, dass ein Mensch, nur weil er einer bestimmten Religion zugehörig ist, automatisch unter Generalverdacht gestellt und mit den Attributen von Kriminellen versehen wird.

(Hervorhebungen von mir)

 

Quelle: http://www.uni-muenster.de/ReligioeseStudi...ellungnahme.htm

 

 

Nochmal:

Der Text ist Statement einer Weltanschauung, welche Ansichten sie akzeptiert und welche nicht. Eine totalitäre Ausgrenzung der anderen Sicht, die vernünftelnd daher kommt.

 

Toleranz ist nur machbar, wenn man den Respekt auch darauf ausdehnt, daß es Menschen gibt, die bestimmte Dinge achten und ehren. Es kann kein Gesetz geben, welches einen verpflichtet diese zu achten. Es kann nur den Vorsatz geben, daß man den anderen auch da respektiert, wo man damit sich selbst nicht wesentlich beschneidet.

Ich habe keine Motivation den Moslem generell abzuurteilen, noch habe ich eine Intention Dinge zu verunglimpfen, die ihnen heilig sind. Wohl habe ich eine Intention, daß das gegenseitige Morden endet.

 

Toleranz ist im Grunde auch nur dann machbar, wenn man den Indianerstamm im Dschungel nach seiner Kultur leben läßt, ohne das man ihn zur Schule und westliche Bildung zwingt. Wo das endet kann man bei den entwurzelten Indios und Aborigines sehen.

 

Das nur persönliche Beleidigungen auszugrenzen sind, ist bereits westliches Gedankengut - Dominationsversuch einer Weltanschauung.

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Aber hier geht es gar nicht primär um Inhalte, sondern die Form. Kritik in einer angemessenen Form ist immer eine geäußerte Meinung und auch sinnvoll und richtig zu schützen. Wenn man aber eine Form wählt, die deutlich macht, daß der Respekt vor dem Gesprächspartner eingeschränkt ist oder ganz fehlt,

 

Die Satire ist aber eine anerkannte Form und zwar eine, in der man Dinge sagen kann, die ansonsten inakzeptabel wären, weil man normalerweise davon ausgehen kann, daß jeder weiß, welche Stilmittel zu einer Satire dazugehören dürfen. Das weiß jeder Politiker, der sich u. U. eine Karikatur gefallen lassen muß, auf der er die Erde in die Luft jagt oder ähnl.

 

Der "Respekt" darf in der Satire nicht nur fehlen, er muß es sogar, das ist ihr Wesen. Und damit kommen inzwischen nahezu alle Instanzen klar, nur die Religionen scheinen für sich eine Sonderbehandlung zu erwarten.

 

 

Das ist klar, weil es im allgemeinen nur in den Religionen noch "Heiliges" gibt.

Es gibt aber auch in den säkularen Bereichen noch Tabus, wo man einen gewißen Respekt wahrt - z.B. genießen Kinder einen gewissen Schutz oder die Opfer der NS-Zeit.

Die entsprechenden Keulen in Diskussionen würden nicht erfolgen, wenn man nicht davon ausgehen würde, daß jeder einen gewißen Respekt in dieser Beziehung hätte.

 

Du instrumentalisierst die Sache, wie andere auch, um sie gegen die Religionen im allgemeinen auszuspielen und zündelst damit genauso, wie der Haßprediger.

 

Polarisierung statt kulturelles Miteinander.

 

Aus der Sicht der Vernunft ein unsinniges Unterfangen, denn man kann nicht alle Moslems ausrotten oder säkularisieren.

Die Religion und das Heilige des anderen zu achten gehört zu einer globalen Toleranz dazu.

Für den millitanten Atheisten (der den Glauben generell ablehnt) und dem fanatischen Gläubigen (der den Andersgläubigen haßt) natürlich nicht. B)

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Die Satire ist aber eine anerkannte Form und zwar eine, in der man Dinge sagen kann, die ansonsten inakzeptabel wären, weil man normalerweise davon ausgehen kann, daß jeder weiß, welche Stilmittel zu einer Satire dazugehören dürfen. Das weiß jeder Politiker, der sich u. U. eine Karikatur gefallen lassen muß, auf der er die Erde in die Luft jagt oder ähnl.

 

Der "Respekt" darf in der Satire nicht nur fehlen, er muß es sogar, das ist ihr Wesen. Und damit kommen inzwischen nahezu alle Instanzen klar, nur die Religionen scheinen für sich eine Sonderbehandlung zu erwarten.

 

Ich glaub, gerade um letzteres zu behaupten, muß man im Westen aufgewachsen sein... hier fällt uns unsere unterschiedliche Prägung zwischen die Fronten: selbstverständlich MUSS Satire nicht respektlos sein - 50 Jahre Eulenspiegel zeigen das sehr schön. Da gab es Zensur, und es gab dennoch systemkritische Satire. Dort ist die hohe Kunst, sich beißend lustig zu machen, ohne anderen zu sehr auf den Schlips zu treten, zu einer Blüte gelangt, die hier im Westen einfach nie sein mußte. Ich empfinde das als weitaus angenehmer als repsktloses Hau-drauf, aber das ist sicher ein Stückweit auch Geschmacksache. Und eine Sache der Prägung, klar.

 

Insofern: wenn ich mir wünsche, daß eine bestimmte Form gewahrt wird, dann weiß ich sicher, daß das auch möglich ist. Ich hab übrigens die 3 Sammelbände des Eulenspiegel aus drei Jahrzehnten DDR jüngst durchgelesen. Würde ich Dir auch empfehlen. Dann weißt Du, daß Satire keineswegs respektlos sein MUSS...B)

bearbeitet von Claudia
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Für den millitanten Atheisten (der den Glauben generell ablehnt) und dem fanatischen Gläubigen (der den Andersgläubigen haßt) natürlich nicht. B)

 

Wenn die Anhänger des Verständnistalibans sich nur mal an ihre eigenen Regeln halten würden, bevor sie ihre Diktatur des Respekts proklamieren.

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Toleranz ist nur machbar, wenn man den Respekt auch darauf ausdehnt, daß es Menschen gibt, die bestimmte Dinge achten und ehren. Es kann kein Gesetz geben, welches einen verpflichtet diese zu achten. Es kann nur den Vorsatz geben, daß man den anderen auch da respektiert, wo man damit sich selbst nicht wesentlich beschneidet.

 

Ich finde nicht, daß Du Dich wesentlich dafür beschneiden mußt, wenn Du es achtest, daß andere es wiederum achten und ehren, daß sie die Freiheit haben, sich über Kulturprodukte lustig zu machen, wenn sie sie lächerlich finden.

 

Oder speziell für Christen sage ich nur: Splitter und Balken... B)

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Dann weißt Du, daß Satire keineswegs respektlos sein MUSS...B)

 

Vuielleicht ist Lissie ja auch anderer Meinung, wenn sie den Sammelband gelesen hat. Vielleicht ist ihr der Eulenspiegel zu brav und zahnlos? Kann ja sein. Muss nicht sein, aber egal wie Lissie das am Ende sieht: Sie darf es so sehen. Sie darf der Meinung sein, dass Satire respektloser als der Eulenspiegel sein muss, damit sie Gefallen daran findet. Und da kannst Du Dich tausendmal über respektlose Satire ärgern. Lissies Recht auf Satire ist vornehmer, als Dein Recht auf Seelenfrieden.

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Die Satire ist aber eine anerkannte Form und zwar eine, in der man Dinge sagen kann, die ansonsten inakzeptabel wären, weil man normalerweise davon ausgehen kann, daß jeder weiß, welche Stilmittel zu einer Satire dazugehören dürfen. Das weiß jeder Politiker, der sich u. U. eine Karikatur gefallen lassen muß, auf der er die Erde in die Luft jagt oder ähnl.

 

Der "Respekt" darf in der Satire nicht nur fehlen, er muß es sogar, das ist ihr Wesen. Und damit kommen inzwischen nahezu alle Instanzen klar, nur die Religionen scheinen für sich eine Sonderbehandlung zu erwarten.

 

Ich glaub, gerade um letzteres zu behaupten, muß man im Westen aufgewachsen sein... hier fällt uns unsere unterschiedliche Prägung zwischen die Fronten: selbstverständlich MUSS Satire nicht respektlos sein - 50 Jahre Eulenspiegel zeigen das sehr schön. Da gab es Zensur, und es gab dennoch systemkritische Satire. Dort ist die hohe Kunst, sich beißend lustig zu machen, ohne anderen zu sehr auf den Schlips zu treten, zu einer Blüte gelangt, die hier im Westen einfach nie sein mußte. Ich empfinde das als weitaus angenehmer als repsktloses Hau-drauf, aber das ist sicher ein Stückweit auch Geschmacksache. Und eine Sache der Prägung, klar.

 

Insofern: wenn ich mir wünsche, daß eine bestimmte Form gewahrt wird, dann weiß ich sicher, daß das auch möglich ist. Ich hab übrigens die 3 Sammelbände des Eulenspiegel aus drei Jahrzehnten DDR jüngst durchgelesen. Würde ich Dir auch empfehlen. Dann weißt Du, daß Satire keineswegs respektlos sein MUSS... B)

 

 

Naja, Claudia, Satire geht nicht ohne Spott und Ironie und ich denke es ist schwer bis unmöglich, das ohne einen Schuß Respektlosigkeit zu bewerkstelligen. Es ist gut möglich, daß man - besonders in Diktaturen - da sehr subtil vorgehen muß und es daher nicht so offensichtlich ist.

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Das ist klar, weil es im allgemeinen nur in den Religionen noch "Heiliges" gibt.

Es gibt aber auch in den säkularen Bereichen noch Tabus, wo man einen gewißen Respekt wahrt - z.B. genießen Kinder einen gewissen Schutz oder die Opfer der NS-Zeit.

Die entsprechenden Keulen in Diskussionen würden nicht erfolgen, wenn man nicht davon ausgehen würde, daß jeder einen gewißen Respekt in dieser Beziehung hätte.

 

Kinder? Wo genießen Kinder denn noch einen gewissen Respekt?

 

Du instrumentalisierst die Sache, wie andere auch, um sie gegen die Religionen im allgemeinen auszuspielen und zündelst damit genauso, wie der Haßprediger.

 

Naja, *genauso* würde ich nicht sagen. Sie zündelt AUCH, ja, aber auf einer anderen Stufe. Offenes Haßpredigen findet man nicht unbedingt bei Lissie...

 

Polarisierung statt kulturelles Miteinander - ja, leider. Feindbild statt Suche nach Verbindendem, Profilierung statt Harmonisierung, und das eben auch immer wieder auf Kosten anderer. Insgesamt läßt einen das an der Vernunft der Menschheit zweifeln, denn man sollte meinen, daß Bildung, Freiheit und Wohlstand zu mehr Vernunft führen und sich die alten unmenschlichen Eigenschaften nicht in anderer Form von Unvernunft Bahnen brechen. Offenbar ist dem nicht so.

 

Aus der Sicht der Vernunft ein unsinniges Unterfangen, denn man kann nicht alle Moslems ausrotten oder säkularisieren.

Die Religion und das Heilige des anderen zu achten gehört zu einer globalen Toleranz dazu.

Für den millitanten Atheisten (der den Glauben generell ablehnt) und dem fanatischen Gläubigen (der den Andersgläubigen haßt) natürlich nicht. B)

 

Es scheint irgendwie tief im Menschen drin zu stecken... denn eigentlich hat jedes Weltbild, jede Ideologie und jede Religion, einen Ehrenkodex zum Respekt anderer und ein Bekenntnis zum Frieden... zumindest auf dem Papier.

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Was mich geärgert hat, ist, daß man auf Rechte jetzt schon in einer Art und Weise pocht, die *leidmehrend* ist.

 

 

Schon vergessen, wie oft DU hier auf Meinungen gepocht hast, die *leidmehrend* waren?

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Toleranz ist nur machbar, wenn man den Respekt auch darauf ausdehnt, daß es Menschen gibt, die bestimmte Dinge achten und ehren. Es kann kein Gesetz geben, welches einen verpflichtet diese zu achten. Es kann nur den Vorsatz geben, daß man den anderen auch da respektiert, wo man damit sich selbst nicht wesentlich beschneidet.

 

Ich finde nicht, daß Du Dich wesentlich dafür beschneiden mußt, wenn Du es achtest, daß andere es wiederum achten und ehren, daß sie die Freiheit haben, sich über Kulturprodukte lustig zu machen, wenn sie sie lächerlich finden.

 

Oder speziell für Christen sage ich nur: Splitter und Balken... B)

Heisst das Spiel jetzt: Wer zuerst Achtung zeigt hat als moralischer Sieger verloren?

Okay, eigentlich haben ja beide gewonnen, weil die fruchtlose Diskussion unterbrochen wird und es endlich zum Essen gehen kann.

 

Also läuft es letztendlich immer auf Bayer Leverkusen (den Champion der Herzen) und Bayern München (Deutscher Meister) hinaus?

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Naja, Claudia, Satire geht nicht ohne Spott und Ironie und ich denke es ist schwer bis unmöglich, das ohne einen Schuß Respektlosigkeit zu bewerkstelligen. Es ist gut möglich, daß man - besonders in Diktaturen - da sehr subtil vorgehen muß und es daher nicht so offensichtlich ist.

 

Moment - es ging um Respekt, nicht um Spott. Ich kann Spott auch so formulieren, daß es keinen mit dem Holzhammer erschlägt.

 

Ich wollte auch nicht sagen, daß es nicht deutlicher oder treffender mit Spott oder sogar mit Respektlosigkeit GEHT, ich wollte nur Deiner Behauptung widersprechen, daß Respektlosigkeit sein MUSS. Dem ist nicht so.

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Was mich geärgert hat, ist, daß man auf Rechte jetzt schon in einer Art und Weise pocht, die *leidmehrend* ist.

Schon vergessen, wie oft DU hier auf Meinungen gepocht hast, die *leidmehrend* waren?

 

Gibt´s auch noch Argumente, die nicht ad hominem sind, zum Thema?

 

Sollte ich mal daher kommen und Leidmehrung als Grundrecht einfordern, sag mir Bescheid. Dann bin ich auch da unten angekommen.

bearbeitet von Claudia
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Toleranz ist im Grunde auch nur dann machbar, wenn man den Indianerstamm im Dschungel nach seiner Kultur leben läßt,

 

Das nennt man - wenn dabei auch Menschenrechtsverletzungen unter dem Deckmäntelchen von Verständnis und Toleranz "respektiert werden - Kulturrelavtivismus. Den konnte ich noch nie leiden. Konsequent zu Ende gedacht, läßt sich damit auch die Kultur der Nazis "respektieren".

 

 

Das nur persönliche Beleidigungen auszugrenzen sind, ist bereits westliches Gedankengut - Dominationsversuch einer Weltanschauung.

 

Weißt Du, Sam, so ganz ohne Weltanschauung läßt sich eigentlich kaum eine sinnvolle Aussage machen, die über "ich habe Hunger oder Durst" hinausgeht. Und wenn das Festhalten an größtmöglicher Meinungs- und Kunstfreiheit bereits als "Dominationsversuch" bezeichnest - was ist denn dann bitte der Ruf danach, Verständnis und "Respekt" zum Maß aller Dinge zu machen?

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Offensichtlich hältst DU Dich ja wirklich für moralisch überlegen.

Ich begreife nur nicht, wieso Du Rechte als *leidmehrend* klassifizieren kannst.

Wenn also ein Student Karrikaturen veröffentlich, nur *weil er es kann und weil er es darf*, dann ist das falsch.

Wenn Du z.B. Computerspiele verbieten willst, dann ist das okay.

 

Würde sich also an Deiner Meinung zu dem Studentischen HPs etwas ändern, wenn diese dazu sagen würden, wir möchten damit den Moslems helfen?

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Naja, Claudia, Satire geht nicht ohne Spott und Ironie und ich denke es ist schwer bis unmöglich, das ohne einen Schuß Respektlosigkeit zu bewerkstelligen. Es ist gut möglich, daß man - besonders in Diktaturen - da sehr subtil vorgehen muß und es daher nicht so offensichtlich ist.

 

Moment - es ging um Respekt, nicht um Spott. Ich kann Spott auch so formulieren, daß es keinen mit dem Holzhammer erschlägt.

 

Wo? Im Mainzer Karneval als Heimat der Satire B):lol: ?????

 

Polarisierung statt kulturelles Miteinander - ja, leider. Feindbild statt Suche nach Verbindendem, Profilierung statt Harmonisierung, und das eben auch immer wieder auf Kosten anderer. Insgesamt läßt einen das an der Vernunft der Menschheit zweifeln, denn man sollte meinen, daß Bildung, Freiheit und Wohlstand zu mehr Vernunft führen und sich die alten unmenschlichen Eigenschaften nicht in anderer Form von Unvernunft Bahnen brechen. Offenbar ist dem nicht so.

 

Liebe Claudia verzeihst Du mir, wenn ich dies fuer harmoniesuechtiges Gewaesch, mit dem im praktischen Alltag niemand gedient ist.

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Lissies Recht auf Satire ist vornehmer, als Dein Recht auf Seelenfrieden.

Das ist eben sehr die Frage.

Wer entscheidet das?

Und nach was für Kriterien wird das entschieden?

 

Da es in diesem Thread ja eigentlich um die Petition geht, möchte ich nochmal, den Auszug aus dem "Manifest des evolutionären Humanismus", der der Petition vorangestellt ist, zitieren:

Eine Menschheit, die das Atom spalten kann und über Satelliten kommuniziert, muss die dafür erforderliche Reife besitzen. Dass sich bestimmte Personen oder Personengruppen durch das Aufstellen "heiliger" (d. h. unantastbarer) Spielregeln jeglichem kritischen Zugriff entziehen und dadurch eigene Denkfehler als verbindlich in die Zukunft fortschreiben, kann und darf in einer modernen Gesellschaft keine akzeptable Praxis mehr sein…"

 

Wenn ich das richtig verstehe, ist das eigentliche Anliegen von MSS eine "reife Menschheit", die verantwortlich mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit (auch mit dem Vernichtungspotential unserer Waffen) umgehen kann.

Und die Petition soll doch dem Ziel dienen, dass niemand mundtot gemacht werden darf, der sich für "das Reifen" der Menschheit" einsetzen will (was für MSS erreicht werden kann durch ein "klaren Bekenntnis zu den Werten von Humanismus und Aufklärung")?

 

Ich komme da nicht dran vorbei: irgendwie, glaube ich, muss man vom Ziel her denken. Und wenn das Ziel heißen soll: aufgeklärte, verantwortungsbewusste Menschen, die die erforderliche Reife besitzen, bewusst mit ihren technischen Möglichkeiten umzugehen, kann Meinungs- oder Satirefreiheit nicht der einzige Wert sein, um den man sich bemühen muss. Ich zumindest empfinde eine Gesellschaft nicht schon deswegen als reif, weil jeder das verbiefte Recht hat, dem andern alles um die Ohren zu hauen, was ihm einfällt.

Für mich stellt sich wirklich die Frage, was für Werte eine solche Gesellschaft noch kultivieren und verteidigen müsste.

Und da ist es einfach so, dass einige davon in Konflikt kommen mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Und ich glaube nicht, dass es geht, so allgemein zu sagen: das eine Recht ist vornehmer als das andere. Gehen tut es schon, aber unangreifbare Tatsache ist das bestimmt keine.

Mir kommt es immer klarer vor, dass es auch da wichtig ist, in jeder Situation zu differenzieren und neu zu überlegen: was will ich erreichen, was ist mir wichtig, was ist der Situation angepasst...?

bearbeitet von Ennasus
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