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Einige Überlegungen zum Gewissen, zur Unsterblichkeit und Individualit


Sam_Naseweiss

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Ausgehend von diesem Link, auf den ich kürzlich beim Stöbern im Internet gestoßen bin, habe ich mir einige Überlegungen zum Gewissen, zur Unsterblichkeit und Individualität gemacht:

 

http://www.sgipt.org/forpsy/gewtyp0.htm

 

Auf diesen Seiten wird das Gewissen aufgeteilt in 4 Klassen:

1. Gewissens-Minderung: zu wenig oder keine Gewissensbildung.

2. Gewissens-Abweichung: andere Gewissensbildung:

3. Gewissens-Abwehr durch Abwehr- bzw. Neutralisationsmechanismen

4. Abwehr-Sonderfall Motiv-Abspaltung: Motivverleugnung durch Abspaltung.

 

Unter Gewissens-Minderung wird folgendes verstanden:

Solche Gewissensbildungs-Störungen können sowohl aus Störungen im affektiven Bereich (mangelnde Fühlfähigkeit [= Alexithymie], zu flache oder zu schnelle affektive Prozesse), aus Störungen im kognitiven Bereich (mangelhafte Erkenntnis- und Bewertungsfunktionen) wie auch aus unzulänglicher Gewohnheitsbildung oder fehlender regulierender Erfahrung oder Umwelt entstehen und verstanden werden.

 

Diese Minderungen resultieren daher aus einer Einschränkung der Empfindungs- oder Erkenntnisfähigkeit.

 

Nun kann man Gewissen dadurch erklären, daß es eine metaphysische Entität gibt, die wir als Gewissen bezeichnen. Was man dann darunter zu verstehen hätte, müßte dann noch genauer betrachtet werden, oder eben nach einer naturalistischen Erklärung gesucht werden.

 

Grundsätzlich muß man aber dabei beachten, daß man etwas nur dadurch als moralisch begründen kann, wenn man die Möglichkeit der Kategorie Moral bereits voraußsetzt.

Das bedeutet, man kann Moral nicht dadurch definieren, daß man sagt, daß etwas gut sei, weil XYZ. Definiert man das Gute allein dadurch, daß etwas dem Willen eines Gottes entspricht oder daß es etwas Naturalistischem entspricht, so landet man in einem infiniten Regreß. Das Gute ist gut, weil Gott es will und Gott ist gut, weil er das Gute will oder etwas ist deswegen gut, weil es vernünftig ist und was vernünftig ist, das ist gut.

Wenn man dagegen sagt, daß etwas gut sei, weil dies einem empirischen Fakt enstpricht, so begeht man einen naturalistischen Fehlschluß. Denn ein empirischer Fakt wird erst dadurch zu etwas moralischem, daß es moralisch bewertet wird.

 

Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die Moral metaphysisch zu begründen und zwar basierend auf dem Gewissen, wenn man die Moral nicht ad absurdum führen möchte

 

Nun ergeben sich bei einem metaphysisch verstandenen Gewissen zwei Möglichkeiten:

1) Ob das Gewissen eine universale Wahrheit darstellt, die bei allen gleich vorhanden ist und nur beschränkt wird durch die "Gewissens-Minderung". Wobei diese dann durch die Konstitution des Leibes bedingt ist - eben die Konstitution des Gehirns und Prägung desselben durch Sozialisation.

2) Oder ob das Gewissen nur eine begrenzte Einheit einer universalen Wahrheit darstellt, die im unterschiedlichen Umfange bei den Menschen verteilt ist und dann begrenzt wird durch die "Gewissens-Minderung".

 

Wenn man nun den Satz für wahr befindet, daß der Mensch sich um so freier fühlt und seinem Selbst am meißten entspricht, wenn er gut handelt - was meines Erachtens eine Erfahrung ist, die jeder an sich selbst überprüfen kann - dann gäbe es für alle Menschen den gleichen idealen Menschen, dem er sich annähert.

Als Ziel gäbe es für 1) dann eine Identität, die von allen angestrebt würde, die eine Individualität nur in dem Maße einen Spielraum läßt, insofern die Annäherung an dieses ideale Selbst nie vollkommen erreicht würde.

Für 2) wäre es dann die Identität mit dem, was an Potential mit der Schöpfung unseres Seins gegeben wurde. Das Ziel unseres Seins wäre daher die Identität des empirischen Menschens mit seinem Ideal.

 

Die Frage des Gewissens wäre also in dieser Hinsicht klar umrissen.

Die Frage nach der Individualität wird dann in Folge dadurch bestimmt, was wir als Bestimmung des Menschen hinsichtlich des Gewissens betrachten.

 

Die Frage nach der Ewigkeit würde bei 1) so aussehen: Des Menschen Leben ist ein Streben danach, sich nach Gott auszurichten, der Mensch findet seinen Platz, in dem er die Wahrheit Gottes in der Weise schaut, wie er sich ihr in seinem Leben angenähert hat.

Die Frage nach der Ewigkeit würde bei 2) so aussehen: Des Menschen Leben ist sein Streben nach dem Einklang mit seinem inneren Menschen.

 

Drei Alternativen zu diesen Gedanken:

1) Der Mensch ist ausgerichtet in einem Gehorsam auf Gott. Das Gewissen ist nichts anderes als das Wissen um den Willen Gottes, dessen einzige Autorität aus der Erhabenheit der Gottheit selbst entspringt.

Wenn der Mensch aus Glauben gehorsam ist und Gutes tut, weil er Strafe fürchtet und nach Belohnung im Himmelreich strebt, so handelt er doch gemäß dem Willen der Gottheit und nur darum geht es. So daß es der Gehorsam ist, der uns rechtfertigt.

2) Es gibt eine Wahrheit und diese erfüllt das ganze Sein, der Mensch nähert sich dieser Wahrheit soweit an, bis er in ihr wieder ganz aufgeht. Solange er nicht völlig mit dieser Wahrheit übereinstimmt, gleicht er dem verlorenen Sohn und erst wenn er in der Wahrheit aufgeht, ist er mit dem Vater wieder gänzlich vereint.

3) Der Mensch nähert sich nicht nur einem Ideal von sich, sondern kann über das, was ihm gegeben wurde, auch hinausgehen - dies würde bedeuten, daß es eine gänzliche Wahrheit gibt, die die Summe des Seins ausmacht. Der Mensch kann mit dem Vater an dieser Wahrheit teilnehmen, sie aber nie in der Summe erfassen wie Gott selbst, denn dies würde eine Einheit mit der Gottheit bedeuten, die den Rahmen jeglicher Mystik sprengen und in Hybris enden würde.

 

Ein Gedanke zum Abschluß:

Wenn der Mensch aber in irgendeiner Weise Teil der Wahrheit ist, dann ist er auch in irgendeiner Weise Teil der Gottheit.

Wenn die Gottheit die Wahrheit ist und das Sein, dann ist alles Sein und alles wahre auch Teil der Gottheit und alles Unwahre ist kein Sein im eigentlichen Sinne, sondern nur ein Aufbegehren und würde enden, wenn man es gewähren ließe.

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