Kulti Geschrieben 6. März 2006 Melden Share Geschrieben 6. März 2006 (bearbeitet) Ist Gotteslästerung nun eine Sache von Mensch zu Mensch oder ist Gotteslästerung eine Sache von Mensch zu Gott? Frage ich mich gerade, weil ich stelle es mir wirklich schwierig vor ein Wesen durch meine Gedanken zu verletzen, das mir so weit voraus ist. Okay, auf den Keks gehen kann ich mir ja gerade so vorstellen, frei nach dem Motto "Wann kapiert er das jetzt endlich" - aber so eine "Ehrverletzung" wie sie für mich mit dem Begriff der Lästerung verbunden ist, diese Vorstellung passt einfach nicht in mein armes Köpfchen. Etwas anderes ist es natürlich, wenn in Gegenwart einer liebenden Person gelästert wird. Da kommt es zu Verletzungen, weil etwas Geliebtes plötzlich "niedergemacht" wird. Was genau meint nun der Begriff der Gotteslästerung? Oder funktioniert dieser Begriff nur in Verbindung mit einem bestimmten Gottesbild? bearbeitet 6. März 2006 von Kulti Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Einsteinchen Geschrieben 6. März 2006 Melden Share Geschrieben 6. März 2006 (bearbeitet) Gotteslästerung ist sehr schwer zu definieren. Wenn man es schafft, Empörung hervorzubringen, dann war es Lästerung. Übrigens gibt es Menschen, die sehen in sehr vielem eine Lästerung: Wenn man sich als Gott betrachtet. (gang und gäbe in der Esoterik) bei den Katholiken habe ich schon einmal gehört, daß es Lästerung ist, wenn man sich vor der Hölle fürchtet, das ist nämlich eine Lästerung gegen die Barmherzigkeit. Die Mohammed-karrikaturen z.B sind für mich keine Gotteslästerung. Eher eine Lästerung der Gefühle der Glaubenden. Wie sehr ist Gott eigentlich eine Person mit einem Ich, sodaß er gelästert werden kann? Er hat sich noch keinem Menschen gezeigt, wenn man von Moses (Dornbusch) und Jesus absieht. Und Jesus hat durchaus einstecken können, ohne daß er gleich jemanden vernichtet hat, wenn er gelästert wurde. bearbeitet 6. März 2006 von Einsteinchen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 6. März 2006 Melden Share Geschrieben 6. März 2006 Einer der älteren juristischen Texte dazu (aus der Bamb. Halsgerichtsordnung): wie gotsschwerer oder gotteslesterer gestrafft werden sollen. Item so einer got zumist, das got nit bequem ist, oder mit seinen wortten got, das jm zustet, abschneydet, der almechtigkeyt gottes widerspricht oder sunst eytel oder lesterwort vnd schwür bey got, seiner heyligisten marter, wunden oder glidern, der junckfrawen Marie vnd seinen heyligen thut: dieselbigen tetter ... sollen ... gestrafft werden. (zit. n. Grimm DWB) - Dahinter scheint noch die Vorstellung zu stehen, daß die Gotteslästerung dem Gemeinwesen schadet, weil die Gefahr göttlicher Strafe heraufbeschworen wird aber auch schon die Frage der Erhaltung des öffentlichen Friedens. - Grimm führt aus: In den vorlutherischen bibelübersetzungen ersetzt das Wort älteres "spott". ... es steht dann bis in die jüngste zeit als allgemeiner begriff für verschiedene formen der verächtlichmachung des heiligen. ... was der sache nach als gotteslästerung gekennzeichnet wird, ist oft durch religiöse anschauungen der zeit und die polemik religiöser richtungen bedingt. Grüße, KAM Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gallowglas Geschrieben 6. März 2006 Melden Share Geschrieben 6. März 2006 Ist Gotteslästerung nun eine Sache von Mensch zu Mensch oder ist Gotteslästerung eine Sache von Mensch zu Gott? Grundsätzlich nur von Mensch zu Mensch, denn falls es irgendeinen Gott gäbe UND dieser sich durch sog. "Gotteslästerung" angegriffen fühlen würde ... dann würd er sich auch wehren, schließlich soll er ja allmächtig sein .... wenn er da die Hilfe des "Bodenpersonals" braucht, kanns mit der Allmacht nicht weit her sein. Die Verfolgung von "Gotteslästerung" war von jeher ein Akt des Bestandschutzes um die Pfründe der etablierten Religion und deren Priesterkaste zu sichern und Kritik und/oder neue Ideen zu verhindern .. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
jouaux Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 Gotteslästerung ist Rufmord ohne Angst vor Folgen. Während die Justiziare von CocaCola, ZDF, Nestle etc. einen in Grund und Boden verklagen, wenn Du ihre Produkte oder gar die Firmenphilosophie verleumdest, kannst Du bei Gotteslästerung Dir sicher sein, dass die Staatsanwaltschaft eine Anzeige nicht weiter verfolgt. Deshalb stehen in diesem Forum Maria und der HeiGei unter besonderem Schutz. (nebst Eichhörnchen) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 Gotteslästerung ist Rufmord ohne Angst vor Folgen. Während die Justiziare von CocaCola, ZDF, Nestle etc. einen in Grund und Boden verklagen, wenn Du ihre Produkte oder gar die Firmenphilosophie verleumdest, kannst Du bei Gotteslästerung Dir sicher sein, dass die Staatsanwaltschaft eine Anzeige nicht weiter verfolgt. Deshalb stehen in diesem Forum Maria und der HeiGei unter besonderem Schutz. (nebst Eichhörnchen) Der Vergleich hinkt etwas. Die Firmenphilosophie von Nestle oder dem ZDF kann man mit dem KKK vergleichen, aber nicht mit Gott. Gotteslästerung wäre daher analog zur Beleidigung des Nestle-Vorstands oder des ZDF-Intendanten, und das ist kein Fall für die Justiziare sondern ggf. für die Privatanwälte der betroffenen Herren (ich nehm mal an da sind keine Frauen darunter) Wenn ich allerdings drüber nachdenke, dann halte ich tatsächlich "Gotteslästerung" für nichts, was etwas im StGB zu suchen hat. Erstens ist der Begriff viel zu schwammig, es gibt Protestanten, für die ist eine katholische Messe schon Gotteslästerung, zweitens steht dahinter ein sehr seltsames Gottesbild: Die Befürchtung, Gott könnte die Gemeinschaft strafen wenn ihn jemand aus dieser Gemeinschaft beleidigt. Das mag nun zu antiken Gottesbildern passen, zum christlichen Gott passt es ganz gewiss nicht, so gesehen ist die Vorstellung, die hinter einem solchen Paragrafen steckt, als solche eigentlich schon selbst gotteslästerlich. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 zweitens steht dahinter ein sehr seltsames Gottesbild: Die Befürchtung, Gott könnte die Gemeinschaft strafen wenn ihn jemand aus dieser Gemeinschaft beleidigt. Ich denke nicht, daß DAS der Beweggrund ist. Vielmehr grenzt sich ein Gotteslästerer bewußt aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus. Für eine kleine Gemeinschaft, die sich über den Glauben definiert, ist das lebensbedrohlich. Und als kleine, nur über den Glauben definierte Gemeinschaft hat das Christentum ja angefangen. Bei kleinen Sekten heute sieht man dasselbe Phänomen. Kritik oder gar Glaubensabfall wird mit massiven Sanktionen "bestraft". Das ist bei Gesellschaftssystemen fast immer der Fall. Abweichler von der gesellschaftstragenden Idee werden bestraft. Verhohnepiepelt man den Führer oder Marx, lästert man die Basis, auf der die Gesellschaftssysteme aufbauen. Das ist gefährlich für die Gesellschaft. Nun definiert sich unsere Gesellschaft weder über Gott noch über oben angedeutete Ideologien sondern über andere Werte. Zu den Werten gehört es zum Glück, Lästereien über selbige ausdrücklich zuzulassen. Der §166 ist ein archaisches Relikt aus den Tagen, als die Gesellschaft noch über die göttliche Ordnung (Hirten, Hunde, Schafe) definiert wurde. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Angelocrator Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 Er hat sich noch keinem Menschen gezeigt, wenn man von Moses (Dornbusch) und Jesus absieht. Was ist mit Adam und Eva? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tomlo Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 (bearbeitet) Was genau meint nun der Begriff der Gotteslästerung? Oder funktioniert dieser Begriff nur in Verbindung mit einem bestimmten Gottesbild? Gotteslästerung bedeutet, wenn du nicht IHM, sondern seine Schöpfung anbetest. bearbeitet 7. März 2006 von tomlo Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kulti Geschrieben 7. März 2006 Autor Melden Share Geschrieben 7. März 2006 Was genau meint nun der Begriff der Gotteslästerung? Oder funktioniert dieser Begriff nur in Verbindung mit einem bestimmten Gottesbild? Gotteslästerung bedeutet, wenn du nicht IHM, sondern seine Schöpfung anbetest. Anbeten im Sinne von hinwenden/hingeben oder anbeten im Sinne von verehren? (die Frage fällt mir so spontan ein, vielleicht finde ich noch eine bessere Formulierung. Sorry - ich bin ein wirrer Denker ) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tomlo Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 Was genau meint nun der Begriff der Gotteslästerung? Oder funktioniert dieser Begriff nur in Verbindung mit einem bestimmten Gottesbild? Gotteslästerung bedeutet, wenn du nicht IHM, sondern seine Schöpfung anbetest. Anbeten im Sinne von hinwenden/hingeben oder anbeten im Sinne von verehren? (die Frage fällt mir so spontan ein, vielleicht finde ich noch eine bessere Formulierung. Sorry - ich bin ein wirrer Denker ) Ich meinte natürlich anbeten im Sinne von hinwenden/hingeben. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
beegee Geschrieben 7. März 2006 Melden Share Geschrieben 7. März 2006 (bearbeitet) Ist Gotteslästerung nun eine Sache von Mensch zu Mensch oder ist Gotteslästerung eine Sache von Mensch zu Gott? Gotteslästerung kann nur in einer Beziehung zwischen dem Menschen und Gott geschehen. Denn die Lästerung lässt ja erkennen, dass man um Gott weiss. Über das was ich nicht kenne, mir nicht vertraut gemacht habe, kann ich nicht lästern. Sich von Gott lossagen und seinen eigenen Begierden folgen ist bereits eine Lästerung Gottes, weil man um Seine Gebote weiss und sie nicht befolgt. Diese Erfahrung hat nicht nur das Volk Israel machen müssen, sondern die Gemeinschaft die sich Christen nennen, machen ähnliche Erfahrungen. Bei dem Begriff der Gotteslästerung dreht es sich letzlich auch um die "Treue zu Gott" Bekenne ich meinen Glauben an Christus auch wenn ich von meinen Nächsten wie Nachbarn, Arbeitskollegen, Schulfreund und dergl. verspottet, belächelt oder für sehr naiv gehalten werde? Verherrliche ich in solchen Situationen den Namen Gottes der uns in Christus entgegeneilt oder drehe ich mich wie eine Fahne im Wind nach allen Himmelsrichtungen um nur nicht anzuecken? Letzteres wäre auch eine Lästerung Gottes. Erkenne ich meine falschen Handlungsweisen, lehne aber das Angebot der Umkehr, der Reue ab - so lästere ich Gott. Frage ich nur nach Gott, wenn ich in eine Notlage geraten bin und setze diesen Gott dann auf die Anklagebank um ihn zu Rechenschaft zu ziehen - so liegt auch hier eine Gotteslästerung vor. In allen Punkten ist die persönlche Beziehung zu Gott erkennbar - auch wenn wir Menschen manchmal "nur vom hören sagen" Gottes Wesen ein wenig erkennen - liegt die Gefahr der Lästerung Gottes vor. Sie ist letztlich auch durch die Erbsünde begründet, denn das Gegenteil von "Lästern" ist das "Loben" welches wir in vollem Umfang und in seiner ganzen Tragweite nur im Himmel vorfinden werden. gby bernd bearbeitet 7. März 2006 von beegee Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kulti Geschrieben 8. März 2006 Autor Melden Share Geschrieben 8. März 2006 Wen ich mir die Beiträge so anschaue, dann scheint der Begriff der Lästerung sehr viel weiter gefasst zu sein als "Spott". In etwa so wie "Dieser rostige Betonklotz beldeidigt mein ästhetisches Emfpinden". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 9. März 2006 Melden Share Geschrieben 9. März 2006 Ich glaube, dass Gotteslästerung (als Verhöhnung und Verspottung "des Heiligen") drum so verpönt ist, weil es ein "intuitives" Wissen darüber gibt, dass der, der lästert,sich schadet. Sich selber schadet. Gott hält das schon aus und auch die "Gläubigen" werden das überstehen, aber wenn es für jemanden gar nichts gibt, was ihm heilig ist, dann macht er sich selbst unendlich viel kaputt. (Ich rede jetzt nicht von Gottesbildern, die das Leben blockieren und verhindern. Da ist es für den einzelnen absolut wichtig, sich von solchen Bildern zu lösen. Wo die in einem Leben sehr viel Macht hatten, geht der Weg zur Befreiung vermutlich eine Zeitlang nur über Respektlosigkeit und Spott) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kulti Geschrieben 9. März 2006 Autor Melden Share Geschrieben 9. März 2006 In dem Zusammenhang wäre es vielleicht mal interessant einen Blick auf das Leben von Thomas Mann zu werfen. Wenn das was mir zu Ohren gekommen ist stimmt, dann entspricht das, was er mit seiner Familie betrieben hat, einer Menschenlästerung. Seine Lieblosigkeit hat ihn letztlich (innerlich) von seiner Familie getrennt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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