Explorer Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Hallo, eine Frage: kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen oder war das allgemein akzeptiert? GRüße Exi
Angelocrator Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Hallo, eine Frage: kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen oder war das allgemein akzeptiert? GRüße Exi Luther?
ThomasB. Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Ich glaube, da war der Höhepunkt des Reliquienbooms schon vorbei.
wolfgang E. Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Hallo, eine Frage: kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen oder war das allgemein akzeptiert? GRüße Exi Eigentlich waren alle frühen Reformatoren dagegen z.B John Wycliff und auch Jan Hus.
Lutheraner Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 eine Frage:kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen oder war das allgemein akzeptiert? Mir fallen da nur Reformatoren und Vorläufer der Reformation, die exkommuniziert und/oder verbrannt wurden ein (wie Jan Hus, Hieronymus von Prag und John Wyclif). Für Ulrich Zwingli waren die damaligen Reliquien- und Wallfahrtsbräuche maßgebliche Auslöser seiner Reformation in Zürich. Interessant wäre es Kritiker des damaligen Reliquienkults zu finden, die der RKK die Treue hielten und von ihr nicht exkommuniziert oder anders verurteilt wurden. Vielleicht Erasmus von Rotterdam ?
Schnekke Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Hallo, eine Frage: kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen oder war das allgemein akzeptiert? GRüße Exi Wikipedia? Zumindest kommt in diesem Beitrag das Wort Reliquienanhäufung vor.
Alice Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Wikipedia? Zumindest kommt in diesem Beitrag das Wort Reliquienanhäufung vor. Wikipedia ist Mittelalter oder frühe Neuzeit????????
Alice Geschrieben 12. Mai 2006 Melden Geschrieben 12. Mai 2006 Hallo Explorer, frag mal hier an. Da gab's/gibt's noch(?) eine Ausstellung zu dem Thema. Vielleicht kann Dir da jemand Quellen zu Deiner Frage nennen.
Erich Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Ich glaube, da war der Höhepunkt des Reliquienbooms schon vorbei. Du solltest mal heute in einen "Fan-Laden" gehen oder in das Zimmer eines Teenagers und Dir all die "Reliquen" ansehen, die dort zu finden sind und dann Deine Behauptung wiederholen
Mariamante Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Ich glaube, da war der Höhepunkt des Reliquienbooms schon vorbei. Du solltest mal heute in einen "Fan-Laden" gehen oder in das Zimmer eines Teenagers und Dir all die "Reliquen" ansehen, die dort zu finden sind und dann Deine Behauptung wiederholen Trefflich beobachtet. Die "Fetische" sind oft schwer zählbar.
Alice Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 (bearbeitet) Viertes Laterankonzil, 1215: Weil manche Leute Heiligenreliquien zum Verkauf anbieten und diese allüberall zeigen, bestimmen wir, dass die alten Reliquien von nun an keinesfalls mehr ausserhalb des Reliquiars gezeigt oder zum Verkauf angeboten werden dürfen. Neu gefundene aber soll niemand öffentlich zu verehren sich erkühnen, wenn sie nicht zuvor durch die Autorität des Römischen Bischofs anerkannt wurden. Die Kirchenoberen aber sollen fortan nicht mehr erlauben, dass die Gläubigen mit phantastischen Geschichten oder gefälschten Dokumenten getäuscht werden, wie es an sehr vielen Orten aus Gewinnsucht zu geschehen pflegt. Meister Eckart, geb. 1260: Ach Leute, was sucht ihr denn an dem toten Gebein?! Warum sucht ihr nicht das lebende Heiltum, das euch ewiges Leben schenkt? Quelle bearbeitet 13. Mai 2006 von Alice
Schnekke Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Wikipedia? Zumindest kommt in diesem Beitrag das Wort Reliquienanhäufung vor. Wikipedia ist Mittelalter oder frühe Neuzeit???????? Non lo so - isch weiße nix, isch chaben fertisch
Explorer Geschrieben 13. Mai 2006 Autor Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Interessant wäre es Kritiker des damaligen Reliquienkults zu finden, die der RKK die Treue hielten und von ihr nicht exkommuniziert oder anders verurteilt wurden. Vielleicht Erasmus von Rotterdam ? Richtig, um die geht es mir hier. Alice hat dankenswerterweise unten was gepostet. Wikipedia? Zumindest kommt in diesem Beitrag das Wort Reliquienanhäufung vor. Ich weiß, ich hab den Beitrag geschrieben und muss genau diesen Absatz noch etwas mit Quellen untermauern. Hallo Explorer, frag mal hier an. Da gab's/gibt's noch(?) eine Ausstellung zu dem Thema. Vielleicht kann Dir da jemand Quellen zu Deiner Frage nennen. Viertes Laterankonzil, 1215: Weil manche Leute Heiligenreliquien zum Verkauf anbieten und diese allüberall zeigen, bestimmen wir, dass die alten Reliquien von nun an keinesfalls mehr ausserhalb des Reliquiars gezeigt oder zum Verkauf angeboten werden dürfen. Neu gefundene aber soll niemand öffentlich zu verehren sich erkühnen, wenn sie nicht zuvor durch die Autorität des Römischen Bischofs anerkannt wurden. Die Kirchenoberen aber sollen fortan nicht mehr erlauben, dass die Gläubigen mit phantastischen Geschichten oder gefälschten Dokumenten getäuscht werden, wie es an sehr vielen Orten aus Gewinnsucht zu geschehen pflegt. Meister Eckart, geb. 1260: Ach Leute, was sucht ihr denn an dem toten Gebein?! Warum sucht ihr nicht das lebende Heiltum, das euch ewiges Leben schenkt? Quelle Tausend Dank für die schnelle Antwort! !
Petrus Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 kennt jemand von euch zeitgenössische (theologische) Stimmen, die sich im Mittelalter oder der frühen Neuzeit gegen die in diesen Epochen um sich greifenden, ja wuchernden, Anhäufung von Reliquien und damit einhergehender "Wundersucht" aussprachen nur aus der frühen Neuzeit. z. B. hat sich P. Martin Luther OSA ziemlich dezidiert dagegen ausgesprochen, einzelne Quellen müßten noch vorhanden sein.
Ute Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Wieso gerade damals? Ich habe gerade vor knapp einem Monat eine ganz wichtige Reliquie gesehen: Den Nagel vom Kreuz Christi (rechte Hand). Und?
Explorer Geschrieben 13. Mai 2006 Autor Melden Geschrieben 13. Mai 2006 (bearbeitet) äh? Wie meinen? bearbeitet 13. Mai 2006 von Explorer
wolfgang E. Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 äh? Wie meinen? Wenn Du über Reliquien Interessantes lesen willst, solltest Du den Baudolino von Umberto Ecco lesen.
Schnekke Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 äh? Wie meinen? Wenn Du über Reliquien Interessantes lesen willst, solltest Du den Baudolino von Umberto Ecco lesen. Ich habe "irgendwo" gelesen, dass es rund 200 Vorhäute vom Herrn Jesus geben soll, die von Ordensschwestern liebevoll konserviert und gehegt werden. Was an der Gschicht dran ist, weiß ich nicht, aber schon interessant die Sache Ich bin auch immer total von der Rolle, wenn ich im Dreikönigsschrein im Kölner Dom die drei Totenschädel der so gen. "Heiligen Drei Könige" sehe... :ph34r: Sie "schauen" mich immer so strafend an ....
Erich Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Ich bin auch immer total von der Rolle, wenn ich im Dreikönigsschrein im Kölner Dom die drei Totenschädel der so gen. "Heiligen Drei Könige" sehe... :ph34r: Sie "schauen" mich immer so strafend an .... Woooo kannste die denn da sehen?? Die sind doch im Kasten!!
Mariamante Geschrieben 13. Mai 2006 Melden Geschrieben 13. Mai 2006 Ich bin auch immer total von der Rolle, wenn ich im Dreikönigsschrein im Kölner Dom die drei Totenschädel der so gen. "Heiligen Drei Könige" sehe... :ph34r: Sie "schauen" mich immer so strafend an .... Woooo kannste die denn da sehen?? Die sind doch im Kasten!! Vielleicht hat Schnekke schon Visionen?
Platona Geschrieben 14. Mai 2006 Melden Geschrieben 14. Mai 2006 Gerade für Kölle war der Reliquienhandel doch sehr wirtschaftsfördernd. Die wußten doch nicht, wie ihnen geschah, als sie im Hochmittelalter ein römisches Gräberfeld ausgruben. Flugs wurden aus den elf Jungfrauen der heililgen Ursula elftausend und ein neues Geschäftsfeld war erschlossen. Die Kopfreliquiare, die nach dem Vorbild der drallen rheinischen Mädels angefertigt wurden, begegnen einem in halb Europa. Es war einfach eine ökonomische Notwendigkeit, drei Schädel einzuführen und diese als die drei Weisen aus dem Morgenland zu deklarieren, denn wenn sich in einer Stadt so prominente Heilige befanden, mußten auch die daher importierten Knöchelchen so heilig wie sonst was sein. Übrigens gibt es auch von dem heiligen Martin von Tours wahrscheinlich so viele Knöchelchen, daß man mindestens drei Skelette daraus zusammensetzen konnte. Gegenstand historischer Forschung ist ja auch das Gesandschaftswesen seit dem 6. Jhd. Der König von Frankreich beehrte die Gesandschaften seines deutschen Amtsbruders regelmäßig mi Reliquien diese Heiligen. Es wurden zahlreiche Kirchenbauten notwendig, um diese Gebeine gebührend zu würdigen, da sie ja vom König von Frankreich stammten. Im Rheinland gib es deswegen viele Martinskirchen. Leider habe ich zum Thema Gesandschaften auf die Schnelle bei mir nur einen Artikel von Gunter Wolf im Archiv für Diplomatik gefunden. Er geht nicht sehr auf den Reliquienhandel ein. Aber ich weiß, daß in meinem Archiv noch andere Quellen schlummern. Fest steht, daß der Reliquienverkehr im Mittelalter auch eine politische Dimension hatte. Übrigens: In der Kirche St. Kunibert in Kölle gibt es nicht nur die Reliquien eines heiligen Ewald, sonder von zweien. Außerdem kann man eine beachtliche Sammlung von Kopfreliquilaren betrachten, genauso auch im Schnütgen-Museum und in der Goldenen Kammer von St. Ursula, die in der Nähe des einträglichen Römerfriedhofs errichtet wurde.
heideggern Geschrieben 14. Mai 2006 Melden Geschrieben 14. Mai 2006 Luther? Luther lebte im Mittelalter - na ja, is klar
Lutheraner Geschrieben 14. Mai 2006 Melden Geschrieben 14. Mai 2006 Luther? Luther lebte im Mittelalter - na ja, is klar Natürlich - genauer gesagt im Spätmittelalter. Man ist sich nicht einig ob mit der Reformation oder erst mit der Aufklärung das Mittelalter zu Ende ging.
overkott Geschrieben 14. Mai 2006 Melden Geschrieben 14. Mai 2006 Als wichtigste Reliquie verehren wir die hl. Eucharistie. Dieses Realsymbol ist ja, was es symbolisiert: Christus in der Gegenwart. Der Boom dieser Reliquienverehrung hat auch über das Mittelalter hinaus nicht aufgehört. Von ihm her wird sichtbar, was die Reliquien für uns bedeuten: In ihnen sind die Heiligen - pars pro toto - für uns real präsent.
Cejazar Geschrieben 14. Mai 2006 Melden Geschrieben 14. Mai 2006 Es war einfach eine ökonomische Notwendigkeit, drei Schädel einzuführen und diese als die drei Weisen aus dem Morgenland zu deklarieren, denn wenn sich in einer Stadt so prominente Heilige befanden, mußten auch die daher importierten Knöchelchen so heilig wie sonst was sein. Hatte nicht damals der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine der Hl. drei Könige im Gefolge eines Feldzuges unter Kaiser Barbarossa aus Mailand mitgebracht?
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