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Der ungläubige Thomas


Touch-me-Flo

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Nun - schön wenn manche mich besser kennen als ich. Aber ich kann das nicht nachvollziehen. Daher nochmals: In meiner Kindheit gläubig erzogen, verlor ich so zwischen dem 17. bis 25./26. Lebensjahr den Glauben. Angeregt durch Nietzsche und die gottlosen Philosophen (z..B. Sartre) und Psychologen (Freud) sah ich im Gott- glauben eine Vater- Projektion und im Glauben an ein Leben nach dem Tod den Versuch, mit der Angst vor dem "Nichts" fertig zu werden. Die Vorstellung eines Gottes lehnte ich ab. Und in Diskussionen mit gläubigen Menschen kämpfte ich gegen die Vorstellung, dass es einen Gott überhaupt geben könnte. Ich kann mich erinnern, wie ich in einem Buch von Thomas Mann das Wort "Gott" das dort öfter vorkam durchstrich. Das sind m.E. einige deutliche Indizien, dass ich die Vorstellung eines "Gottes" ablehnte und Atheist war.

Ich gehöre auch zu denen, die Deinen Atheismus anzweifeln, wie Du weißt. Wenn Du es nötig hattest, Daswort "Gott" in den Büchern durchzustreichen, beweist das, daß Du keinesfalls einem unverkrampften Atheismus angehörtest. Ich bezweifle auch, daß Dein oftmals erwähnter Nietzsche ein unverkrampftes Verhältnis zu Religion und Gottesglauben hatte, ebensowenig wie Paul Sartre und Siegmund Freud. Irgendwie zeugen die von Dir beschriebenen "Beweise" davon, daß Du ein Suchender gewesen bist, der seine Weltanschauung noch nicht gefunden hatte.

 

Ein diesseitg orientierter, fröhlicher und überzeugter Atheismus hat es nicht nötig, anderen Leuten ihren Gott wegzuerklären. Genausowenig, wie es ein tiefgläubiger und froher Christ es nötig hat, allen Leuten seinen Gott aufzudrängen.

 

 

Hallo Mariamante,

ich gebe Platona völlig recht. Nietzsche und noch schlimmer Sartre stehen allerdings nicht für einen entspannten und aufgeklärten Atheismus, durch den man durch "intellektuelle Spielereien" kommt, wie Du es genannt hast. Gerade Nietzsche ist durch und durch anti-intellektualistisch, anti-rationalistisch und abgesehen davon kann man in seinem Werk nicht den Finger auf den Zeitpunkt legen, zu dem er dann endgültig wahnsinnig wurde.

 

Es ist kein Zufall, dass Nietzsche der Pubertätsphilosoph ist, der dem Begriff Selbstüberschätzung eine neue Bedeutung verliehen hat, der sich im Pathos suhlt, sich selbst als Freigeist und Übermensch stilisiert und die Umwertung aller Werte predigt. Abgesehen davon, dass seine eigenen Theorien starke quasi-religiöse Züge haben.

 

Ich denke, dass ein "aufgeklärter Atheismus" überhaupt nicht mit dieser Feindseligkeit und dem Hass und dem Ekel, die Nietzsche und Sartre aus jeder Pore absondern, an die Gottesfrage herangehen. Es gibt sicher auch viele Atheisten, die die logische Möglichkeit der Existenz Gottes gar nicht ausschließen.

 

Auf jeden Fall scheinen Nietzsche und Sartre nicht die Prototypen der Atheisten zu sein. (Die Tatsache, dass Du hier ja auch einen sehr linientreuen Glauben vertrittst, bestätigt meine Vermutung, dass "Bekehrte" immer einen besonderen Eifer an den Tag legen. ) Atheisten sind nicht zwangsläufig so menschenfeindlich, im Gegenteil, viele humanistische und menschenfreundliche und sozial engagierte Menschen glauben nicht an Gott. Bitte keine Schreckensbilder von Atheisten!!

 

Viele Grüße

Ada

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Hallo Ada

ich gebe Platona völlig recht. Nietzsche und noch schlimmer Sartre stehen allerdings nicht für einen entspannten und aufgeklärten Atheismus, durch den man durch "intellektuelle Spielereien" kommt, wie Du es genannt hast. Gerade Nietzsche ist durch und durch anti-intellektualistisch, anti-rationalistisch und abgesehen davon kann man in seinem Werk nicht den Finger auf den Zeitpunkt legen, zu dem er dann endgültig wahnsinnig wurde.
Deine Kommentare sind interessant. Nietzsche- der Pastorensohn, der als 19jähriger das pathetische Gedicht "dem Unbekannten Gott" geschrieben hatte, und der sich 1888 als "Antichrist" bezeichnete, ist eine durchaus widersprüchliche Persönlichkeit: Auf der einen Seite sein titanenhaftes Ringen ("Wenn´s Götter gäbe, wie hielte ich es aus, kein Gott zu sein" ist ein Zitat von ihm) und auf der anderen Seite seine Schwächen, die Sensibilität, die ständigen Kopfschmerzen, die innere Unruhe, stundenlange Wanderungen in Sils. Es ist schwer zu sagen, ob Nietzsche unter dem heraufkommenden Nihilismus litt oder ein Impulsgeber dafür war. Jedenfalls hat auch er Verantwortung für seien Schriften, die tw. gründlich missbraucht wurden- gerade was Elisabeth Förster - Nietzsche, den "Übermenschen" und die NS betrifft.
Es ist kein Zufall, dass Nietzsche der Pubertätsphilosoph ist, der dem Begriff Selbstüberschätzung eine neue Bedeutung verliehen hat, der sich im Pathos suhlt, sich selbst als Freigeist und Übermensch stilisiert und die Umwertung aller Werte predigt. Abgesehen davon, dass seine eigenen Theorien starke quasi-religiöse Züge haben.
Nun- was an Nietzsche "faszinieren" kann, sind sein Wahrheitsdrang und sein psychologischer Spürsinn- so dass man ihn einerseits als Chirurg und Seziermesserphilosoph, auf der anderen Seite als Hammerphilosoph bezeichnen könnte. Was Nietzsche Gläubigen sagen könnte ist, dass man mit dem oberflächlichen Christentum, das einem Mäntelchen gleicht das man sich umhängt nicht durchkommt.
Ich denke, dass ein "aufgeklärter Atheismus" überhaupt nicht mit dieser Feindseligkeit und dem Hass und dem Ekel, die Nietzsche und Sartre aus jeder Pore absondern, an die Gottesfrage herangehen. Es gibt sicher auch viele Atheisten, die die logische Möglichkeit der Existenz Gottes gar nicht ausschließen.
Da hast du schon recht, dass die Gründe für den Atheismus verschiedener Art sein können. Und das Schlimmste für den Glauben und wirkliche "Mauern" vor Gott sind nicht jene Atheisten, die ihre Unfähigkeit zu glauben klar zur Sprache bringen - sondern jene "Gläubigen" die Gott oder den Glauben auf den Lippen haben- aber ihr Herz ist weit weg von Gott- und ihre Taten sind alles andere als christlich.
(Die Tatsache, dass Du hier ja auch einen sehr linientreuen Glauben vertrittst, bestätigt meine Vermutung, dass "Bekehrte" immer einen besonderen Eifer an den Tag legen. )
Also über das "linientreu" ließe sich gewiss ausgiebig diskutieren und ich glaube nicht, dass alle sich dieser Meinung anschließen könnten. Was aber Bekehrung betrifft, gebe ich dir recht. Es mag seinen Grund auch darin haben, dass "Bekehrte" die Liebe, Barmherzigkeit und Güte Gottes sehr intensiv erfahren haben. Manche (wie Charles de Foucauld) wurden aus tiefen moralischen Abgründen herausgeholt - und die Dankbarkeit eines Menschen, den Gott aus der "Sinnlosigkeit" und den Abgründen der Sünde errettet hat ist so groß, dass die "normalen" Gläubigen darin eher so etwas wie Verrücktheit sehen, und das kaum nachvollziehen können.
Atheisten sind nicht zwangsläufig so menschenfeindlich, im Gegenteil, viele humanistische und menschenfreundliche und sozial engagierte Menschen glauben nicht an Gott. Bitte keine Schreckensbilder von Atheisten!!
Du hast schon recht, dass man von den Atheisten, die z.B. durch eine glaubenslose Umgebung, durch verschiedene andere Umstände Gott (noch) nicht erfahren haben nicht sagen kann sie wären alle wie Stalin oder Pol Pot oder andere Extrematheisten. Und da aus einem Saulus ein Paulus wurde, aus dem atheistischen Offizier Charles de Foucauld Bruder Karl - daher kann man auch- solange der Mensch mit beiden Füssen auf dieser Erde steht- immer voller Hoffnung sein. bearbeitet von Mariamante
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Hi

 

also ich denke, dass die meisten Atheisten nicht viel gemein haben mit Nietzsche. Die meisten dürften ihn nicht mal wirklich kennen (der Name ist bekannt, ja, aber inhaltlich ist er weniger bekannt).

 

Auch nicht vergessen sollte man Menschen, die mal Christen waren, sich aber wieder vom Christentum abgewandt haben. Ich denke, dass Atheismus nicht nur mit dem Passus "Gott noch nicht erfahren" zu erklären ist.

 

viele Grüße

 

Olli

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darelius_aragar

wozu gott?

 

an einen (z.b. christlichen) gott zu glauben, heisst, an diesen gott erwartungen zu haben.

und auch wenn manche meinen, sie glauben nicht, dass gott in diesem ihren leben eingreifen wird, so *erhoffen* sich viele das (wieviele machen die rechnung: wenn ich immer brav zu gott bete, und nach seinen willen (was auch immer das sein soll) handle, vielleicht belohnt es mich mal). jetzt meinen sicher gleich welche, DAS IST EINE MILCHMÄDCHEN-RECHNUNG, UND NICHT DER GOTT AN DEN WIR GLAUBEN. aber hoffnungen (jenseits der messbaren realität) haben diese dennoch - natülich müssen diese hoffnungen ganz komplex ausgedrückt werden, und durch dogmen gestützt werden, sonst wäre die naivität zu offensichtlich.

 

am schlimmsten sind die gott-gläubigen, welche kaum dass einer krepiert, zum heulen anfangen, wieso gott das zulässt... arme narren, tja, so funktioniert nun mal die welt.

und selbst wenn man in diesem leben kein eingreifen gottes erwartet, so doch zumindest im jenseits. (wozu sonst gott?)

 

oder anders:

gibt es eine religion, in der sich die anhänger nichts von gott erhoffen?

wo gott gerade mal die welt erschaffen hat, aber seitdem nicht mehr eingegriffen hat, und auch nie mehr eingreifen wird?

 

da ist man als a&a-ler besser dran.

wie heisst es so schön: selig der, der sich nichts erhofft, denn der wird nicht enttäuscht werden.

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GermanHeretic
oder anders:

gibt es eine religion, in der sich die anhänger nichts von gott erhoffen?

Ja aber klar. Buddhismus zB. Kommt völlig ohne einen Gott aus. Geht aber auch mit.

 

wo gott gerade mal die welt erschaffen hat, aber seitdem nicht mehr eingegriffen hat, und auch nie mehr eingreifen wird?

Das wäre dann Deismus.

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darelius_aragar

oder anders:

gibt es eine religion, in der sich die anhänger nichts von gott erhoffen?

Ja aber klar. Buddhismus zB. Kommt völlig ohne einen Gott aus. Geht aber auch mit.

 

wo gott gerade mal die welt erschaffen hat, aber seitdem nicht mehr eingegriffen hat, und auch nie mehr eingreifen wird?

Das wäre dann Deismus.

 

naja, buddhismus, das ist je eher das posulat eines algorithmus, der sich in der welt abspielt, als dass da ein höheres wesen mit eigenem willen dahintersteht. sofern ist das jetzt ein weltbild aber keine religion :huh:

nein, ich hatte jetzt im hinterkopf die frage, ob es eben eine religion MIT gott gibt, wobei die leute glauben, dass gott nicht für sie relevant sei.

 

 

seh ich das richtig, dass deisten mit a&a eine gemeinsamkeit haben: dass auch sie keinen gott haben, der einfluss auf das leben (und tod) nimmt?

kann es sein, dass manche a&a-ler eigentlich deisten sind (bzw deistische tendenzen aufzeigen)?

naja, auch als atheist oder agnostiker kann man mal gedanken-spiel machen, und nen gott an den anfang der zeit setzten - aber das macht einen ja noch nicht zum deisten... wenn schon einen atheisten zum agnostiker... oder so :lol:

irgendwie sind diese 3 richtungen sehr ähnlich von der sichtweise der welt.

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wozu gott?

 

Das bringt es ganz einfach auf den Punkt.

Es gibt Menschen die brauchen einen Grund zum Glauben. So wie es vernünftig ist zu heiraten wegen der Vergünstigungen.

 

Na ja und dann gibt es noch die Menschen die heiraten einfach. Sie fragen nicht - sie heiraten.

 

That's it.

 

(Und wehe mir liest hier einer eine Wertung daraus *drohmitrosinenbrötchen*)

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nein, ich hatte jetzt im hinterkopf die frage, ob es eben eine religion MIT gott gibt, wobei die leute glauben, dass gott nicht für sie relevant sei.
Nun, wenn die Definition des Begriffes "Religion" das Vorhandensein kultische Handlungen umfaßt, dann sicherlich nicht. Gott sollte schon eine gewisse Relevanz besitzen, bevor man auf den Bolzen kommt, ihn anzubeten.

 

seh ich das richtig, dass deisten mit a&a eine gemeinsamkeit haben: dass auch sie keinen gott haben, der einfluss auf das leben (und tod) nimmt?
Ja.
kann es sein, dass manche a&a-ler eigentlich deisten sind (bzw deistische tendenzen aufzeigen)?
Hm, einige Agnostiker bestimmt, die Grenzen sind da fließend. Ein Deist glaubt aber an eine Schöpfung in dem Sinne, daß ein bewußt gesteuerter Prozeß dahinter stehe, ein Atheist tut das nicht.

 

naja, auch als atheist oder agnostiker kann man mal gedanken-spiel machen, und nen gott an den anfang der zeit setzten - aber das macht einen ja noch nicht zum deisten... wenn schon einen atheisten zum agnostiker... oder so :huh:
Klar, Gedankenexperimente sind immer ok.

 

irgendwie sind diese 3 richtungen sehr ähnlich von der sichtweise der welt.
Wie schon gesagt, die Grenzen sind fließend und die Begriffe schwammig genug, um breite Grauzonen zu haben. Habe mal eine schöne Grafik zur Systematik dieser Begriffe gesehen, finde aber den Link nicht wieder...
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