Christopf Geschrieben 28. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 28. Juli 2006 Aufgeweckt durch die Berichte über die Gewalt im Libanon und der damit verbundenen Ermordung von unschuldigen Menschen beschäftigt mich seit einigen Tagen eine Frage, die ich gerne an das Forum richten möchte: Wenn in einer Gesellschaft Werte vermittelt werden, die das Töten unter bestimmten Gesichtspunkten rechtfertigen, ist dann der Tötungsakt ein Verstoss gegen das 5. Gebot, das wir ja auch in der Tora und mit Einschränkungen im Koran finden können? Da unser Land in seiner Geschichte genügend Erfahrung mit verblendeten Ideologien gesammelt hat, kann dies auch in Analogie zur unrühmlichen Zeit der Naziherrschaft gesetzt werden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Aufgeweckt durch die Berichte über die Gewalt im Libanon und der damit verbundenen Ermordung von unschuldigen Menschen beschäftigt mich seit einigen Tagen eine Frage, die ich gerne an das Forum richten möchte: Wenn in einer Gesellschaft Werte vermittelt werden, die das Töten unter bestimmten Gesichtspunkten rechtfertigen, ist dann der Tötungsakt ein Verstoss gegen das 5. Gebot, das wir ja auch in der Tora und mit Einschränkungen im Koran finden können? Da unser Land in seiner Geschichte genügend Erfahrung mit verblendeten Ideologien gesammelt hat, kann dies auch in Analogie zur unrühmlichen Zeit der Naziherrschaft gesetzt werden. Das Gebot soll in Originalübersetzung heißen: "Du sollst nicht morden!" Somit würde das Töten im Krieg nicht darunter fallen, sondern lediglich das Töten zu einem privaten Zweck und aus niederen Gründen. Ein Dogma zu diesem Gebot und der Forderung von Jesus, daß man nicht schwören soll, lautet: Den Genuß von Fleisch mißbilligen wir nicht im geringsten. Wir verurteilen den Schwur nicht, wir glauben im Gegenteil mit reinem Herzen, daß es erlaubt ist, entsprechend der Wahrheit, Einsicht und Gerechtigkeit zu schwören. [im Jahre 1210 hinzugefügt: Was die weltliche Gewalt betrifft, so erklären wir, daß sie ohne Todsünde ein Bluturteil vollstrecken kann, solange sie zum Vollzug der Strafe nicht aufgrund von Haß, sondern aufgrund eines richterlichen Urteils, nicht unvorsichtig, sondern überlegt schreitet.] (Quelle: Brief „Eius exemplo" an den Erzbischof von Tarragona, 18. Dez. 1208) Wer dies hinzugefügt hat und ob dieses Dogma eigentlich legitim hinzugefügt wurde, konnte ich noch nicht heraußfinden. Allgemein akzeptiert ist dies aber in der katholischen Kirche. Meines Erachtens hat die katholische Kirche da den weltlichen Machthabern ein Zugeständnis gemacht. Ich sehe darin einen Widerspruch der Kirche zum Wort Jesus. Eigentlich kann man, angesichts der Deutung des 5ten Gebotes durch die Kirche, auch die Abtreibung etc. prinzipiell rechtfertigen. Wenn der Staat Abtreibungen vornimmt, dabei überlegt vorgeht und aufgrund eines richterlichen Erlaßes. Gruß Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
lara Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Die Feindesliebe wird dann so interpretiert, dass man dem Gegner das Leben beendet, aber in Liebe? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Hallo Sam, Du vermischst hier Einiges: Ein Brief ist zunächst kein Dogma. Im Weiteren werden hier verschiedene Gesichtspunkte durcheinander gemischt: Die Zehn Gebote sind Erfüllungsethik, d.h. es sind konkrete Handlungen, die den Gläubigen vorgeschrieben bzw. verboten werden. Hier ist zunächst zu klären, was unter Mord, Ehebruch etc. fällt. Die Bergpredigt dagegen ist Zielethik. (Zumindest habe ich noch niemand getroffen, der noch nie zornig gewesen wäre etc.). Dennoch ist es sinnvoll, sich vor Augen zu halten, dass bereits mit Schimpfworten Gewalt beginnt, dass Schwur eigentlich nicht nötig sein sollte, weil man sich auch auf einfache Versprechungen verlassen können sollte etc. In der Praxis eines Staates ist es aber so, dass sich Menschen nicht an Gesetze halten und der Staat dies irgendwie sanktionieren muss. In der Praxis ist es auch so, dass Staaten andere Staaten angreifen. Ich bin weder für die Todesstrafe, noch für Krieg, aber "Politik mit der Bergpredigt" kann auch in meinen Augen nicht funktionieren. Zum Ursprungsthema: Sünde ist nach katholischem Verständnis, wenn ich entweder wissentlich etwas getan habe, was nicht in Ordnung ist oder hätte wissen müssen, dass es nicht in Ordnung ist. Insofern habe ich auch die Pflicht, die Ideologie einer Gruppe daraufhin zu überprüfen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ada Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Hallo, darüber habe ich mir auch schon öfter Gedanken gemacht. Der Spruch von der anderen Wange hat m.E. direkt 2 beunruhigende Botschaften: 1. Zurückschlagen ist nicht erlaubt 2. Man nimmt weitere Angriffe passiv entgegen, auch Weglaufen ist nicht erlaubt. Das gefällt mir nicht, es ist auch nicht intuitiv plausibel (dass man nicht zumindest weglaufen darf). Gleichzeitig findet sich der Satz an einer zentralen Stelle, nämlich in der Bergpredigt: "Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. usw." (Mt 5, 38-40) Ich vermute, dass das Tötungsverbot von Jesus kategorisch gemeint war, und dass die Umwandlung in eine Mord-Verbot eine Anpassung an "die menschliche Natur" war. Grüße Ada Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 29. Juli 2006 Autor Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Das Gebot soll in Originalübersetzung heißen: "Du sollst nicht morden!" Ist das nicht nur eine Definitionsfrage, wie heißt es denn im Urtext? Sünde ist nach katholischem Verständnis, wenn ich entweder wissentlich etwas getan habe, was nicht in Ordnung ist oder hätte wissen müssen, dass es nicht in Ordnung ist. Insofern habe ich auch die Pflicht, die Ideologie einer Gruppe daraufhin zu überprüfen. MartinO, das erschließt sich mir nicht: Natürlich ziehen Soldaten wissentlich in einen Krieg mit den daraus resultierenden Folgen, denn sie sind ja auch wissentlich Soldaten geworden. Doch nach welchem Wertekanon haben wir uns als katholische Christen zur richten? Ist es mein persönliches Gewissen das entscheidet oder wird dies im Falle der Inanspruchnahme von dem Kollektivgewissen überlagert? Im besten Falle sind die Strukturen deckungsgleich, aber der Individualismus unserer Tage führt doch immer mehr dazu, dass jeder sich hier seinen eigenen Werte bastelt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Die Kirche gestattet es, sich selbst zu verteidigen. Zurückschlagen gilt nicht. Ich habe ernsthafte Zweifel, daß die israelische Regierung angemeßen reagiert, und glaube eher, daß die von ihr ausgehende Gewalt exzesiv ist. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 29. Juli 2006 Autor Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 (bearbeitet) Die Kirche gestattet es, sich selbst zu verteidigen. Zurückschlagen gilt nicht. Interessant - hast Du da Quellen? bearbeitet 29. Juli 2006 von Christopf Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 (bearbeitet) Interessant - hast Du da Quellen? Vorweg ein Sprichwort: Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Ioannes Paulus PP. II Evangelium vitae 55. Das darf uns nicht erstaunen: das Töten eines Menschen, in dem das Bild Gottes gegenwärtig ist, ist eine besonders schwere Sünde. Gott allein ist Herr des Lebens! Doch angesichts der vielfältigen und oft dramatischen Begebenheiten, die das Leben des einzelnen und der Gemeinschaft bereithält, haben die Gläubigen seit eh und je darüber nachgedacht und versucht, zu einer vollständigeren und tieferen Einsicht dessen zu gelangen, was das Gebot Gottes verbietet und vorschreibt. 43 Es gibt nämlich Situationen, in denen die vom Gesetz Gottes festgelegten Werte in Form eines wirklichen Widerspruchs erscheinen. Das kann zum Beispiel bei der Notwehr der Fall sein, in der das Recht, das eigene Leben zu schützen, und die Pflicht, das Leben des anderen nicht zu verletzen, sich nur schwer miteinander in Einklang bringen lassen. Zweifellos begründen der innere Wert des Lebens und die Verpflichtung, sich selbst nicht weniger Liebe entgegenzubringen als den anderen, ein wirkliches Recht auf Selbstverteidigung. Selbst das vom Alten Testament verkündete und von Jesus bekräftigte anspruchsvolle Gebot der Liebe zu den anderen setzt die Eigenliebe als Vergleichsbegriff voraus: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Mk 12, 31). Auf das Recht sich zu verteidigen könnte demnach niemand aus mangelnder Liebe zum Leben oder zu sich selbst, sondern nur kraft einer heroischen Liebe verzichten, die die Eigenliebe vertieft und gemäß dem Geist der Seligpreisungen des Evangeliums (vgl. Mt 5, 38-48) in die aufopfernde Radikalität verwandelt, deren erhabenstes Beispiel der Herr Jesus selber ist. Quelle: www.vatican.va bearbeitet 29. Juli 2006 von platon Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 29. Juli 2006 Autor Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 Na also - da haben wir es doch. Diese letzte Radikalität der scheinbaren Selbstaufgabe ist aber sicherlich bei den heutigen Menschen schwer zu finden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 29. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 29. Juli 2006 (bearbeitet) Na also - da haben wir es doch. Diese letzte Radikalität der scheinbaren Selbstaufgabe ist aber sicherlich bei den heutigen Menschen schwer zu finden. Hallo Christopf, diese Radikalität der Selbstaufgabe gibt es immer wieder. Vor ein paar Jahren waren ein paar Maristenbrüder im Kongo von revolutionären Kräften getötet worden. Der Prior stellte es ihnen frei, wegen der unsicheren Lage, nach Europa zu kommen, und daraufhin sagten sie, sie können die Menschen dort nicht verlassen. Und in Asien und in manchen islamischen Ländern werden Christen auch verfolgt, unterdrückt und getötet. Wenn ich gefragt werde, was ich tuen werde, wenn ich in Lebensgefahr bin, wenn es hart auf hart kommt, einer mich umbringen will, dann sage ich, daß ich das nicht weiß. Viel hängt davon ab, ob ich allein betroffen bin oder auch meine Familie. Im letzteren Fall würde ich kämpfen. Wenn ich allein der Betroffene bin, könnte es anders sein, aber letztlich weiß ich das jetzt nicht. Das sieht man, wenn es soweit ist. Stell Dir mal vor, Du bleibst mit einem Freund in der Wüste mit dem Jeep stehen, und ihr habt nur eine Flasche Wasser. Sie für zwei ist das zuwenig, und zu versuchen, rauszukommen, bedeutet für beide den sicheren Tod. Er oder Du, was sagst Du dann? Fälle wie diese gehören in den Bereich der "Doppelwirkung". D.h. auf eine Situation hat jede Entscheidung immer eine gute und eine schlechte Wirkung; egal welche Entscheidung Du triffst, sie ist immer schlecht. Was machst Du dann? Eine Frau ist im vierten Monat schwanger, und wenn sie das Kind gebiert, stirbt die Frau; treibt man dann das Kind ab? Ich würde sagen, egal welche Entscheidung man trifft, man sollte es sich nicht zu leicht machen, und man soll mit seiner Entscheidung immer anschließend zum Herrn gehen. Grüße, Carlos bearbeitet 29. Juli 2006 von platon Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 30. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 30. Juli 2006 Papst Benedikt XVI.: " Frieden nicht mit Mitteln der Gewalt herzustellen" Mehr: Adveniat Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
karbummke Geschrieben 31. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 31. Juli 2006 Hallo,darüber habe ich mir auch schon öfter Gedanken gemacht. Der Spruch von der anderen Wange hat m.E. direkt 2 beunruhigende Botschaften: 1. Zurückschlagen ist nicht erlaubt 2. Man nimmt weitere Angriffe passiv entgegen, auch Weglaufen ist nicht erlaubt. Das gefällt mir nicht, es ist auch nicht intuitiv plausibel (dass man nicht zumindest weglaufen darf). Gleichzeitig findet sich der Satz an einer zentralen Stelle, nämlich in der Bergpredigt: "Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. usw." (Mt 5, 38-40) Ich vermute, dass das Tötungsverbot von Jesus kategorisch gemeint war, und dass die Umwandlung in eine Mord-Verbot eine Anpassung an "die menschliche Natur" war. Grüße Ada dieses thema wurde einmal angerissen; vielleicht hilft der link zur vertiefung... mykath Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 31. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 31. Juli 2006 Hallo Sam, Du vermischst hier Einiges: Ein Brief ist zunächst kein Dogma. Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint sich hier doch um ein Dogma zu handeln: http://theol.uibk.ac.at/leseraum/texte/250-28.html Die Stellungsnahme von Papst Johannes Paul verurteilte zwar die Todesstrafe, aber nicht prinzipiell, sondern weil sie heute unnötig sei und es andere Möglichkeiten gäbe, die Ordnung im Staat aufrecht zu erhalten: http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0055/dp04.htm Ich bin gegen jede Form von Todesstrafe, wobei Selbstverteidigung in einem konkreten Moment etwas anderes ist. Eine Todesstrafe benötigt einen Henker, womit also jemand einen anderen Menschen töten muß, von dem er selbst kein Leid erfahren hat. Der Henker begeht daher immer eine Sünde. Da wird die Kirche sagen, daß der Henker in diesen Moment keine Sünde begeht, da er ein gerechtes Urteil vollzieht. Eine Gericht die sich anmassen darf über das Leben von einem Menschen zu urteilen, kann aber nur bei Gott liegen und nicht bei Richtern, Bischöfen oder dem Papst. Diese sündigen mit der Anordnung der Todesstrafe ebenso. Im Weiteren werden hier verschiedene Gesichtspunkte durcheinander gemischt: Die Zehn Gebote sind Erfüllungsethik, d.h. es sind konkrete Handlungen, die den Gläubigen vorgeschrieben bzw. verboten werden. Hier ist zunächst zu klären, was unter Mord, Ehebruch etc. fällt. Die zwei Liebesgebote sind keine Erfüllungsethik. Man kann das Gebot erfüllen, daß man etwas nicht tun soll aber man kann niemanden dazu nötigen jemanden oder etwas zu lieben. Es handelt sich bei den Liebesgeboten daher um keine Gesetze, sondern um eine Antwort auf die Frage nach der Bestimmung des Menschen. Die Gebote sind Gesetze und sofern sie berechtigt sind, sind sie in den beiden Liebesgeboten enthalten. Ich glaube nicht daran, daß es ein Norm geben kann, die immer und zu allen Zeit richtig ist. Es gibt eine Instanz, nämlich die Liebe und das aufrichtige Gewissen, welches uns mit dem Beistand Gottes zu allen Zeiten richtig leiten kann. Ich sehe also auch in den beiden Liebesgeboten eine Zielethik. Die Bergpredigt dagegen ist Zielethik. (Zumindest habe ich noch niemand getroffen, der noch nie zornig gewesen wäre etc.). Dennoch ist es sinnvoll, sich vor Augen zu halten, dass bereits mit Schimpfworten Gewalt beginnt, dass Schwur eigentlich nicht nötig sein sollte, weil man sich auch auf einfache Versprechungen verlassen können sollte etc. Wenn man die 10 Gebote über die Bergpredigt stellt, dann stellt man das alte Testament über das neue Testament. Man kann die 10 Gebote halten, ohne das es einem etwas nützt - die 10 Gebote sind keine Mindestvoraußsetzung für das Heil. Wenn man aber nach der Liebe und dem Gewissen handelt, dann handelt man nach der besten Möglichkeit, die der Mensch hat. In der Praxis eines Staates ist es aber so, dass sich Menschen nicht an Gesetze halten und der Staat dies irgendwie sanktionieren muss. In der Praxis ist es auch so, dass Staaten andere Staaten angreifen. Ich bin weder für die Todesstrafe, noch für Krieg, aber "Politik mit der Bergpredigt" kann auch in meinen Augen nicht funktionieren. Die Bergpredigt muß auch nicht für die Politik funktionieren. Eine christliche Politik ist wohl unmöglich. Die Bergpredigt ist ein großes Idel und alle Idealle zeigen immer, so wie es jetzt im Moment ist, so ist es noch nicht richtig. So lange es noch Todesstrafe gibt, so lange irrt der Mensch. Aus der Unverienbarkeit der Welt mit der Bergpreidgt folgt nicht, daß die Bergpredigt falsch wäre und manche Dinge wider die Bergrpredigt richtig wären, sondern daß die Welt noch unvollkommen und sündig ist. Zum Ursprungsthema: Sünde ist nach katholischem Verständnis, wenn ich entweder wissentlich etwas getan habe, was nicht in Ordnung ist oder hätte wissen müssen, dass es nicht in Ordnung ist. Insofern habe ich auch die Pflicht, die Ideologie einer Gruppe daraufhin zu überprüfen. Man kann die Ideologie einer Gruppe nicht darauf prüfen, ob sie wissentlich etwas getan hat, was nicht in Ordnung ist. Das kann man nur an sich selbst prüfen. Man kann das Handeln eines anderen natürlich kritisieren aber es besteht immer ein Rest an Unsicherheit über die Motive des anderen. Die Kirche kann das Motiv selbst in Glaubensdingen ihrer Mitglieder auch nicht richtig prüfen, so beruft sich ja die Piusbruderschaft, daß die Exkommunikation von Mgr. Lefebvre hinfällig sei, weil: Denn laut can. 1323 des Kirchenrechts tritt eine Kirchenstrafe wie die Exkommunikation dann nicht ein, wenn jemand "aufgrund einer Notlage oder erheblicher Beschwernis gehandelt hat, sofern jedoch die Tat nicht in sich schlecht ist oder zum Schaden der Seelen gereicht" (Nr. 4). Nr. 7 desselben Kanons legt fest, daß der Betreffende auch dann ohne Strafe bleibt, wenn er nur "ohne Schuld geglaubt hat", eine solche Notlage läge vor. Selbst wenn wir keine Notlage anerkennen würden, so müßten wir doch Mgr. Lefebvre wenigstens zugestehen, ohne Schuld geglaubt zu haben, eine solche läge vor; damit ist eine "Exkommunikation" aber auch bereits hinfällig. http://www.fsspx.info/bruderschaft/index.p...gen&page=25 Gruß und Danke für deine Antwort Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 31. Juli 2006 Autor Melden Share Geschrieben 31. Juli 2006 Man kann das Handeln eines anderen natürlich kritisieren aber es besteht immer ein Rest an Unsicherheit über die Motive des anderen. Also ist das Gewissen Deiner Meinung nach ein individuelles und nicht von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe abhängig? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 31. Juli 2006 Melden Share Geschrieben 31. Juli 2006 Man kann das Handeln eines anderen natürlich kritisieren aber es besteht immer ein Rest an Unsicherheit über die Motive des anderen. Also ist das Gewissen Deiner Meinung nach ein individuelles und nicht von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe abhängig? Ja, meiner Ansicht nach schon. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 1. August 2006 Autor Melden Share Geschrieben 1. August 2006 @Sam Wenn jeder ein individuelles Gewissen hat, woher stammt dann diese "Wächterinstanz"? Ist es von von Anfang an angelegt oder wird es im Laufe des Lebens durch Erziehung, Erfahrung und Einsicht gebildet? Was denkst Du? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 1. August 2006 Melden Share Geschrieben 1. August 2006 @Sam Wenn jeder ein individuelles Gewissen hat, woher stammt dann diese "Wächterinstanz"? Ist es von von Anfang an angelegt oder wird es im Laufe des Lebens durch Erziehung, Erfahrung und Einsicht gebildet? Was denkst Du? Wenn es durch Erziehung und Erfahrung gebildet werden würde, dann wäre es durch Sozialisation und Erziehung bestimmt und damit beliebig. Wenn es durch Einsicht gebildet wird, dann bedarf es einer Grundlage, auf Basis derer Einsicht erst möglich ist. Einsicht ist daher eher eine Reaktion auf das Gewissen und nicht umgekehrt. Diese Wächterinstanz geht zurück auf Prinzipien, die grundlegend sind, die so auch der Gottheit eigen sind. Das denke ich. Gruß Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christopf Geschrieben 1. August 2006 Autor Melden Share Geschrieben 1. August 2006 Wenn es durch Erziehung und Erfahrung gebildet werden würde, dann wäre es durch Sozialisation und Erziehung bestimmt und damit beliebig. Warum ist es beliebig, wenn das normative Verhalten der Gruppe die Prägung des Gewissens jedes Einzelnen bedeutet? Gerade dann ist doch imho eine Beliebigkeit eben nicht vorhanden, denn der Einzelne hat ab einem bestimmten Reifegrad nur die Wahl sich für oder gegen die Regeln der Gruppe zu entscheiden, die er ja kennengelernt hat und deren Werte im Idealfall die Schablone für sein Gewissen sind . Damit ist die Beliebigkeit ausgehebelt. Es gibt nur "ja" oder "nein". Oder haben wir einen unterschiedlichen Beliebigkeitsbegriff? Wenn es durch Einsicht gebildet wird, dann bedarf es einer Grundlage, auf Basis derer Einsicht erst möglich ist.Einsicht ist daher eher eine Reaktion auf das Gewissen und nicht umgekehrt. siehe oben, die Grundlage ist die Gruppe Diese Wächterinstanz geht zurück auf Prinzipien, die grundlegend sind, die so auch der Gottheit eigen sind. Mmmmm, und was ist dann mit den kriegerischen Akten? Die sind dann auch der "Gottheit eigen"? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 1. August 2006 Melden Share Geschrieben 1. August 2006 Wenn es durch Erziehung und Erfahrung gebildet werden würde, dann wäre es durch Sozialisation und Erziehung bestimmt und damit beliebig. Warum ist es beliebig, wenn das normative Verhalten der Gruppe die Prägung des Gewissens jedes Einzelnen bedeutet Wenn das normative Verhalten der Gruppe Resultat des individuellen Gewissen wäre, dann hätten wir einen Zirkel. Wenn das individuelle Gewissen Resultat des normativev Verhaltens der Gruppe wäre, aber nicht Resultat des individuellen Gewissens ist, dann muß man fragen, woher es sonst kommt? Dann wohl als Setzung, die irgendwie begründet wird oder als Setzung, die sich im Laufe der Geschichte herausgebildet hat. Die normative Setzung ist dann immer etwas Fremdes, mit dem der Einzelne konfrontiert wird ohne daß er diese von einem externen Standpunkt überprüfen könnte. Der Einzelne würde bestimmt durch seine Gesellschaft. Was die Gesellschaft dann aktuell für Gut oder Böse befindet, muß der Einzelne akzeptieren, da ja die Gruppe die Werte definiert. Ein Konflikt in der Gesellschaft über Werte, wäre dann entweder ein Produkt einer unterschiedlichen z.B. zeitlich verzögerten Wertentwicklung oder eine Konfrontation mit denen, die sich nicht der Moral der Gesellschaft unterordnen - wobei diese dann als Unmoralisch zu gelten haben. Bei einer zeitlich verzögerten Wertentwicklung gäbe es dann aber eigentlich keine Wertestufe die besser oder schlechter wäre als die andere, es sei denn, man würde den Umstand, daß die einen Werte neuer als die anderen sind, bereits als einen qualitativen Fortschritt definieren. Dann wäre Moral geschichtlich. Wie auch immer, Moral wäre dann beliebig - nicht weil Moral für jeden nun frei bestimmbar wäre, sondern weil es keine einheitliche moralische Instanz gäbe, weil "Gut" und "Böse" nur kulturell und sozial definierte Setzungen wären. Die individuelle Beliebigkeit ergäbe sich dann aber indirekt, denn wenn die gesellschaftliche Moral eigentlich beliebig ist, dann ist die Moral, die der Einzelne besitzt, ebenfalls beliebig. Gerade dann ist doch imho eine Beliebigkeit eben nicht vorhanden, denn der Einzelne hat ab einem bestimmten Reifegrad nur die Wahl sich für oder gegen die Regeln der Gruppe zu entscheiden, die er ja kennengelernt hat und deren Werte im Idealfall die Schablone für sein Gewissen sind . Damit ist die Beliebigkeit ausgehebelt. Es gibt nur "ja" oder "nein". Oder haben wir einen unterschiedlichen Beliebigkeitsbegriff? Da der Einzelne aber kein eigenständiges individuelles Gewissen hat, kann es auch keine Wahl geben, denn der Einzelne besitzt nur die Prägung der Gesellschaft, die er dann sein Gewissen nennt. Da wäre ein Konflikt nicht möglich. Der Einzelne ist beliebig prägbar und deifnierbar durch die Gesellschaft. Ein Konflikt wäre nur zwischen gesellschaftlich geprägten Gewissen und dem Egoismus möglich. Die Gesellschaft sagt dann: "Du bist unmoralisch, wenn du nicht tust, was die Gesellschaft von dir verlangt!" Der Egoist sagt: "Es ist mir egal, ob ihr das für unmoralisch befindet - ich kalkuliere die Möglichkeit eurer Sanktion und meinen Nutzen und damit ist das Thema Moral für mich beendet!" Wenn es ein individuelles Gewissen gibt, dann gibt es aber auch Menschen die sagen: "Die Gesellschaft will etwas von mir, was ich als unmoralisch befinde und deswegen tue ich es nicht! Nicht ich bin unmoralisch, sondern die Gesellschaft!" Diese Wächterinstanz geht zurück auf Prinzipien, die grundlegend sind, die so auch der Gottheit eigen sind. Mmmmm, und was ist dann mit den kriegerischen Akten? Die sind dann auch der "Gottheit eigen"? Warum sollte dies die Folge sein? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Recommended Posts