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Laaange Meditation


Mecky

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Lieber Cano!

 

In Reinkultur ist jeder von uns nur Mensch. Ich hatte Dich bisher allerdings für einen Humanisten gehalten, wenn auch nicht in jeder Hinsicht.

 

"(Ich leite) allerdings ... alles aus der Struktur des Menschen ab, so daß ich keinen begründeten Anlaß sehe, die übernatürlichen Phänome, die für religiöse Menschen Realitäten darstellen, nicht als ausschließlich durch die Struktur des Menschen bedingt zu betrachten."

 

Vom Wortlaut her hätte dieser Satz auch von mir kommen können. Unterschiedlich ist die Konsequenz, die ich daraus ziehe.

 

Nachweisbare Realität kann nur Innerweltliches sein, z.B. die BILDER, die wir uns von Heil und Gott machen. Ich würde sogar dem zustimmen, dass diese Bilder ihre Ursache in der evolutiven Entwicklung des Menschen und seines Bewusstseins haben - also in zunächst einmal rein innerweltlichen Prozessen. Damit stimme ich der Analyse Feuerbachs in vollem Umfang zu: Gott (oder genauer gesagt: Gottesbilder) enstammen dem Menschen.

Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Sie entstammen dem Menschen nicht zufällig, sondern sind mit der Entwicklung des Bewusstseins und dessen Sterblichkeit gegeben, und zwar notwendig.

Ich glaube NICHT an eine Invasion von "Übernatürlichen" in unsere Natur.

 

So weit, vermute ich, sind wir gleicher Meinung.

 

Ich glaube, dass die Natur, die den Zusammenhang von Bewusstsein und sich daraus notwendig ergebenden Bildern erzeugt, Offenbarung ist.

Hier dürfte der entscheidende Unterschied zwischen uns liegen.

Ich glaube, dass diese Dynamik der Natur, Bewusstseinsbilder zu erzeugen, die über die Natur hinausweisen, eine Absicht spiegeln. Ich glaube, dass in diesem Wirken der Natur sich ein Wille offenbart, und dass dieser Wille das erfüllt, was unsere Bilder beinhalten.

Dies ist für mich der Anhaltspunkt, der zum religiösen Denken hinführt.

 

"Es ist in der Tat eine Frage der Veranlagung. Man muß schon entsprechend gestrickt sein, um entgegen aller Anhaltspunkte, die dafür sprechen, daß sich die Hoffnung nicht erfüllt, etwas erhoffen zu können." (Cano)

 

Mein Gegenstück wäre: "Man muss schon entsprechend gestrickt sein, um den Anhaltspunkt, der in unserem Inneren so deutlich gesetzt ist, dass man ihn kaum übersehen kann, auf die Seite zu legen zugunsten anderer Deutungen."

 

Mit diesen beiden Sätzen, die ich für durchaus kompatibel halte (vielleicht mit Ausnahme des "aller" in Deiner Aussage), kommen wir wohl an die Grenze einer anonymen Internetdiskussion. "Strickmuster" zeigen sich erst richtig, wenn man einen Menschen wirklich kennt.

 

"Es hat nichts mit Illusionsangst zu tun, wenn man derartige Hoffnungen nicht hegt. Eher mit Realitätssinn und intellektueller Redlichkeit." (Cano)

 

Nein. Mit einer Prämissenentscheidung. Und ich vermute, dass hinter dieser Prämissenentscheidung doch die Illusionsangst steckt.

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>> Ich hatte Dich bisher allerdings für einen Humanisten gehalten, wenn auch nicht in jeder Hinsicht. <<

 

Wenn Du mich in eine Schublade stecken willst, Mecky,

 

lasse ich mir den Humanisten noch am ehesten gefallen. Ich nenne mich jedoch nicht so, weil ich es eben nur teilweise bin, vielleicht sogar überwiegend, aber eben nicht ganz. Ich bin Individualist, oft auch Nonkonformist, vor allem aber Realist. Idealist bin ich, im Gegensatz zu Dir, mit Sicherheit nicht. Das könnte ein Grund sein, weshalb sich trotz mancher Gemeinsamkeiten letztlich zwischen uns eine Kluft auftut, die weder von Dir noch von mir überwunden werden kann.

 

>> Und ich vermute, dass hinter dieser Prämissenentscheidung doch die Illusionsangst steckt. <<

 

Nein Mecky, nicht die Angst vor Illusionen, sondern das fehlende Bedürfnis nach Illusionen. Ich kann sehr gut ohne Illusionen leben. Mir genügen bereits die Hoffnungen im nicht-illusionären Bereich, beispielsweise die Hoffnung, daß die Menschen vernünftiger werden. Diese Hoffnung kann sich allerdings nur in Teilbereichen erfüllen. Die Hoffnung, daß alle Menschen in jeder Hinsicht vernünftig werden können, wäre wirklich nur eine Illusion. Dafür hat der Schöpfer zuviel Mist gebaut, als er den Versuch unternahm, den Menschen nach seinem Ebenbild zu schaffen.

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