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Gottes Gebote als Hindernis für die freie Entfaltung?


Aarlon

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fides quaerens intellectum
Genial. Nur eine Frage zu Geboten - und schon sind wir bei der Sexualmoral angelangt. Das ist, finde ich, eine ganz typische Dynamik.

 

Etwas weniger wahrscheinlich, aber durchaus möglich, wäre eine Diskussion über das Zwangskorsett der Kirche oder über die Fremdbestimmung durch Gott.

 

Für mich zeigt sich in dieser Dynamik die Gefahr von Geboten und von Moral. Die Normen fallen vom Himmel und sind nicht wirklich Ausdruck von etwas Tieferem, von einer Heilszusage, einer Hoffnung, einer Verbundenheit mit Gott.

 

Diese Feststellung ist schon fast eine Zwischenantwort auf die Threadfrage, ob Gottes Gebote ein Hindernis für die freie Entfaltung seien.

 

Meine Antwort:

 

1. Ja. Und zwar in dem Falle, dass man einfach Bibel und Kirchenbücher liest und glaubt, man könne hier Normen eins zu eins abkupfern. Dann ist man wirklich fremdbestimmt. Und man erfährt vielleicht ein Lot über Gott, übersieht aber die danebenstehende Megatonne. Wie einem ein Fliegenschiss auf der Pupille die Sicht des ganzen Auges verdecken kann.

 

2. Nein. Und zwar in dem Falle, dass man versucht, in den vielen Menschenworten das Wort Gottes herauszuhören und bedenkt, dass alle Gebote der Bibel FÜR den Menschen sein sollen und nicht wider ihn als drückende Last. Dann kann man lernen. Man darf nur nicht aufhören, bevor man die Heilbotschaft gehört hat.

Kann man nicht sogar noch einen Schritt weitergehen, was Deinen 2. Punkt angeht? Und sagen, Gottes Gebote ermoeglichen erst die freie Entfaltung?

 

Ich denke, Freiheit ist nur im Gewaehlthaben. Die Wahl zwischen allem Moeglichen zu haben, ist nur eine Zwischenstation - letztlich wird man zum Sklaven der Beliebigkeit. Freiheit erfahre ich aber nur, wenn ich mich fuer etwas entschieden haben; das ist das Gegenteil von Beliebigkeit.

 

Dann kommt das Gewissen ins Spiel. Die Erfahrung des Gewissens und die Erfahrung von Freiheit sind fuer mich eins. Wenn ich meinem Gewissen entsprechend handle, erfahre ich Freiheit.

 

Fragt sich, wie genau das, was hier mit "Geboten Gottes" gemeint ist, und Gewissen zusammenhaengen.

 

Wenn ich mich recht entsinne, hat mir mal jemand von einer Bibeluebersetzung erzaehlt, in der Gott nicht gebietet "du sollst (nicht)...", sondern sinngemaess: "jetzt, da du mich kennst, wirst du (nicht)...". Damit waeren die Gebote eher als positive Beschreibung des Gewissens denn als normatives Konzept interpretierbar.

 

Denn sieht man sie als Regelkorsett, in das man sich zu zwaengen habe, behindern sie die freie Entfaltung garantiert. Das hat mit Gott uU gar nicht mehr viel zu tun - man klammert sich an letztlich von Menschen formulierte Normen, die man ueber alles stellt, anstatt einfach zu glauben.

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Wenn ich mich recht entsinne, hat mir mal jemand von einer Bibeluebersetzung erzaehlt, in der Gott nicht gebietet "du sollst (nicht)...", sondern sinngemaess: "jetzt, da du mich kennst, wirst du (nicht)...". Damit waeren die Gebote eher als positive Beschreibung des Gewissens denn als normatives Konzept interpretierbar.

 

Denn sieht man sie als Regelkorsett, in das man sich zu zwaengen habe, behindern sie die freie Entfaltung garantiert. Das hat mit Gott uU gar nicht mehr viel zu tun - man klammert sich an letztlich von Menschen formulierte Normen, die man ueber alles stellt, anstatt einfach zu glauben.

 

 

 

Diese Übersetzung entspricht meiner Erinnerung nach dem hebräischen Text, der an dieser Stelle keinen Imperativ hat (Hebraicum ist aber 44 Jahre her :huh: ). Die Vulgata nova (der derzeit offizielle Bibeltext der kath. Kirche) verwendet in Ex 20 ausschließlich das Futur bei den entsprechenden Formen. (das habe ich gerade nachgeschlagen, ist also sicher! :lol: )

 

Über allen Geboten steht ja: ich bin der Herr dein Gott, der dich herausgeführt hat aus Ägypten. Wenn der Mensch das anerkennt, wird er sich an die folgenden Weisungen halten.

 

Warum die EÜ das "Du sollst (nicht)" hat, weiß ich auch nicht (wie mir immer wieder mal auffällt, dass ich eine Übersetzung nicht nachvollziehen kann, aber eher im NT, weil da meine Sprachkenntnisse um Längen besser sind).

bearbeitet von Elima
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fides quaerens intellectum
Diese Übersetzung entspricht meiner Erinnerung nach dem hebräischen Text, der an dieser Stelle keinen Imperativ hat (Hebraicum ist aber 44 Jahre her :huh: ). Die Vulgata nova (der derzeit offizielle Bibeltext der kath. Kirche) verwendet in Ex 20 ausschließlich das Futur bei den entsprechenden Formen. (das habe ich gerade nachgeschlagen, ist also sicher! :lol: )

 

Über allen Geboten steht ja: ich bin der Herr dein Gott, der dich herausgeführt hat aus Ägypten. Wenn der Mensch das anerkennt, wird er sich an die folgenden Weisungen halten.

 

Warum die EÜ das "Du sollst (nicht)" hat, weiß ich auch nicht (wie mir immer wieder mal auffällt, dass ich eine Übersetzung nicht nachvollziehen kann, aber eher im NT, weil da meine Sprachkenntnisse um Längen besser sind).

Danke, Elima!

 

Und zuerst kommt die Freiheit: "...dein Gott, der dich herausgefuehrt hat aus Aegypten".

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.

 

Hingegen sind die Gebote Gottes auf die Schöpfung ausgerichtet, also für den Menschen und seine ganze Entfaltung gut, nicht behindernd. Nur - wer von den Menschen versteht die Gebote Gottes?

 

 

 

Nein, die Gebote Gottes sind auf eine ideologische Behauptung von "Schöpfung", auf ein Konstrukt ausgerichtet. Wobei gilt, daß das ideologische Konstrukt im nachhinein aufgebaut wurde, um teilweise absurde Gebote eines archaischen Hirtenvolkes ohne Wissen und Bildung noch irgendwie zu "begründen".

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Wobei gilt, daß das ideologische Konstrukt im nachhinein aufgebaut wurde, um teilweise absurde Gebote eines archaischen Hirtenvolkes ohne Wissen und Bildung noch irgendwie zu "begründen".

 

Interessant. Welche "absurden Gebote eines archaischen Hirtenvolkes ohne Wissen und Bildung" hast Du im Sinn? Um welches handelt es sich?

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Wenn ich mich recht entsinne, hat mir mal jemand von einer Bibeluebersetzung erzaehlt, in der Gott nicht gebietet "du sollst (nicht)...", sondern sinngemaess: "jetzt, da du mich kennst, wirst du (nicht)...". Damit waeren die Gebote eher als positive Beschreibung des Gewissens denn als normatives Konzept interpretierbar.

 

Denn sieht man sie als Regelkorsett, in das man sich zu zwaengen habe, behindern sie die freie Entfaltung garantiert. Das hat mit Gott uU gar nicht mehr viel zu tun - man klammert sich an letztlich von Menschen formulierte Normen, die man ueber alles stellt, anstatt einfach zu glauben.

 

 

 

Diese Übersetzung entspricht meiner Erinnerung nach dem hebräischen Text, der an dieser Stelle keinen Imperativ hat (Hebraicum ist aber 44 Jahre her :huh: ). Die Vulgata nova (der derzeit offizielle Bibeltext der kath. Kirche) verwendet in Ex 20 ausschließlich das Futur bei den entsprechenden Formen. (das habe ich gerade nachgeschlagen, ist also sicher! :lol: )

 

Über allen Geboten steht ja: ich bin der Herr dein Gott, der dich herausgeführt hat aus Ägypten. Wenn der Mensch das anerkennt, wird er sich an die folgenden Weisungen halten.

 

Warum die EÜ das "Du sollst (nicht)" hat, weiß ich auch nicht (wie mir immer wieder mal auffällt, dass ich eine Übersetzung nicht nachvollziehen kann, aber eher im NT, weil da meine Sprachkenntnisse um Längen besser sind).

 

Interessant. Und würde die Formulierung in der Art: "jetzt, da du mich kennst, wirst du (nicht)..." die Befolgung der Gebote nicht auch als sichtbare Folge des Glaubens hervorheben ?

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Manche halten Verkehrsregeln (ähnlich wie Gebote Gottes, Weisungen der Kirche) für ein Hindernis für ihre "freie Entfaltung". Eine Einstellung, die gefährlich werden kann.

 

Ein interessantes Zitat aus einem anderen Thread. Wenn ich das richtig verstanden habe, triff das aber den Nerv gaaanz vieler Leute. An den Geboten Gottes und Weisungen der Kirche, so wie man sie zu verstanden haben glaubt, klammern sich förmlich viele Menschen. Und das führt zu Moralkonventionen, die m.E. tatsächlich sichals Hindernis erweisen für einen christlichen Umgang miteinander, für die eigene freie Entfaltung und für eine innige Glaubensbeziehung zu Gott.

 

Das Problem, das hier viele Leute (z.T. auch zu Recht) sehen, ist dass man sich ein "Christentum light" schaffen kann.

Erst passen einem vielleicht einige kirchliche Moralvorstellungen nicht, dann findet man noch ein paar andere unbequeme Dinge und letztlich besteht die Gefahr, dass ein Rumpfchristentum mit einem unbegrenzt gnädigen Gott übrigbleibt. Auf diesen Weg muß man natürlich nicht geraten, es passiert aber oft.

 

Im Gegenzug kann man natürlich auch auf einen Holzweg geraten, wenn man versucht alle kirchlichen/christlichen Weisungen bis ins kleinste Detail zu befolgen und dabei dem wahren Kern des Christentums zu wenig Bedeutung zu geben oder ihn gar zu übersehen.

 

Ich denke was hilft ist zu versuchen, sich immer wieder ehrlich am Evangelium zu prüfen - und das auch ohne seinen Lebensstil zum Dogma zu erheben.

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Mir leuchtet es nicht ein, warum ich ausgerechnet Jahwe und nicht Shiva anbeten soll.

Mir leuchtet es nicht ein, warum Frauen keine Maennerkleider tragen sollen.

Mir leuchtet es nicht ein, warum zwei Maenner, die sich lieben, diese Liebe nicht leben sollen.

 

Bin ich jetzt boeswillig?

Sach ich ja. Böswillig bist du wahrscheinlich nicht - kann ich auch schlecht beurteilen deshalb sag ich mal nein. Wie die Jünger in Johannes 6,60-69 sagst auch du "Das leuchtet mir nicht ein" und jetzt hast du zwei Möglichkeiten. Entweder sagst du "Weil mir das nicht einleuchtet und es mir auch niemand schlüssig erklären kann, will ich damit lieber nix zu tun haben. Missioniert doch jemand anderen.", oder du bist der Meinung, dass das Christentum und/oder speziell der Katholizismus einen für dich elementaren Mehrwert hat und beschließt "Dies und jenes ist mir so wichtig, dass ich dafür auch in Kauf nehme, dass es Inhalte gibt, die ich im wahrsten Sinne des Wortes nicht fassen kann.".

Und wenn du die Schriftstelle, um die es da geht, im Auge behältst, fällt dir vielleicht auf, dass das Verhalten derer, die nicht mehr mit Jesus ziehen, mit keiner Silbe kritisiert wird.

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