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Apostolisches Glaubensbekenntnis


Pelagius

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Beim genaueren Betrachten von Texten, die vom Latein ins Deutsche übersetzt wurden, fallen des öfteren merkwürdige Fehler und Ungenauigkeiten auf, hinter denen sicher eine Absicht steckt. Ich gebe ein Beispiel aus dem sog. Apostolischen Glaubensbekenntnis:

 

Latein: ... et in Jesum Christum, filium Ejus unicum, ...

Deutsch: ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, ...

 

Die Übersetzung ist schlicht und ergreifend falsch, denn »unicus« bedeutet »einzig, einzig in seiner Art, unvergleichlich«. Jeder Lateinlehrer müsste dies als Fehler anstreichen. Offensichtlich wird bewusst der recht nebulöse Begriff »eingeboren« verwendet, der Assoziationen zur Trinität wecken soll.

 

Erst im späteren Credo von Nizäa- Konstantinopel erscheint der spätlateinische Begriff »unigenitum = eingeboren«.

 

Grüße von Pelagius.

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Das "Kunstwort" unigenitus ist eine Übersetzungskorrektur gegenüber deinem früher angesetzten unicus. Unicus hat nicht dieselbe Bedeutung wie das griechische μονογενης, wie es sich im NT bei Johannes mehrfach findet, z.B. Joh 1, 14:

 

Griech. (Scrivener 1894) και ο λογος σαρξ εγενετο και εσκηνωσεν εν ημιν και εθεασαμεθα την δοξαν αυτου δοξαν ως μονογενους παρα πατρος πληρης χαριτος και αληθειας

Lat (Vulgata) et Verbum caro factum est et habitavit in nobis et vidimus gloriam eius gloriam quasi unigeniti a Patre plenum gratiae et veritatis

dt. (M.Luther) Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

dt. (Elberfelder) Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

(Einheitsübers.)Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

 

Dt. "einziger (Sohn)" ist eigentlich eine Einschränkung, da die Menschwerdung Gottes kein rein biologischer Vorgang, sondern ein Mysterium ist. Ich hänge ja der Ansich an, daß das μονος in μονογενης sich nicht auf Christus bezieht, sondern auf Gott als Vater und einzigem Verursacher seiner eigenen Menschwerdung.

Da paßt dann ein Kunstwort wie "eingeboren", auch wenn es unpräzise ist, schon wesentlich besser, weil es die notwendige Differenz im Begriff schafft.

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Hallo Iris,

 

ich bin überrascht über Deine ausführliche Antwort und bedanke mich dafür.

 

Ausgelöst wurde diese Frage durch einen Gesprächskreis zum Thema »Credo«. Dabei wurde mir bewusst, wie wild über den Begriff »eingeboren« spekuliert wurde. Dann habe ich nachgestochert im lateinischen Originaltext des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und musste zu meinem Erstaunen feststellen, dass offensichtlich aus den Gründen, die Du auch anführst, die deutsche Version »modifiziert« wurde.

 

Woher hast Du Deine Informationen? Vielleicht kannst Du weiter ausholen? Wann ist das Apostolikum entstanden, wo und in welcher ursprünglichen Sprache?

 

Ich vermute, dass es formuliert wurde bevor die Christusdogmen abgeschlossen waren, und bevor der Lehrsatz der Trinität verkündet wurde.

 

Grüße von Pelagius.

bearbeitet von Pelagius
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Hallo Iris,

 

falls Du noch Zeit hast: Mich interessiert eine ander Ungenauigkeit der Übersetzung im Glaubensbekenntnis:

"...sanctam ecclesiam catholicam..." wird in der kath. Kirche mit "...heilige katholische Kirche..."und von Dr. M. Luther mit "...heilige christliche Kirche..." übersetzt.

 

Müsste es nicht richtiger Weise "... heilige allumfassende/allgemeine Kirche..." heißen?

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Hallo Iris,

 

falls Du noch Zeit hast: Mich interessiert eine ander Ungenauigkeit der Übersetzung im Glaubensbekenntnis:

"...sanctam ecclesiam catholicam..." wird in der kath. Kirche mit "...heilige katholische Kirche..."und von Dr. M. Luther mit "...heilige christliche Kirche..." übersetzt.

 

Müsste es nicht richtiger Weise "... heilige allumfassende/allgemeine Kirche..." heißen?

Stimmt auffallend.

 

Luther hat zwar in weiten Teilen wirklich gute Arbeit geleistet, aber en Detail gelegentlich den Text umgedeutet. Das mag sicherlich ohne bösen Willen geschehen sein, zeigt aber, worum die STreitereien über die Übersetzungen in die Volkssprachen gfegangen sind, nämlich nicht um das Übersetzen an sich (auch die Theologen wußten, daß sogar Septuaginta und Vulgata Übersetzungen waren!), sondern wegen der durch als häretisch aufgefaßten Ideen verursachten ideologischen Verwerfungen.

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@ Pelagius

 

Der Urtyp des sog. Apostolischen Glaubensbekenntnisses ist im 2. Jh. bezeugt; er enthält den Glauben an den dreieinigen Gott, die heilige Kirche u. die Vergebung der Sünden. In ausgebauter Form ist der Text als römisches Taufbekenntnis des 4. Jh. bezeugt. In der heutigen Textgestalt wird das »Apostolicum« im 6. Jh. in Südwestfrankreich rezitiert, im 9. Jh. in Rom offiziell für die Taufe übernommen.

 

Den von mir geposteten Text fand ich bei Vorgrimler, Neues Theologisches Wörterbuch.

 

Sicher ist bekannt, dass es weitere Ungenauigkeiten bei der Übersetzung des Apostolicums vom Latein ins Deutsche gibt.

 

Gruß/Erik

bearbeitet von Erik
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Sicher ist bekannt, dass es weitere Ungenauigkeiten bei der Übersetzung des Apostolicums vom Latein ins Deutsche gibt.

Ich erinnere mich, dass vor dem Konzil »carnis resurrectionem« noch wortwörtlich mit »Auferstehung des Fleisches« übersetzt wurde. Heute heisst es bekanntlich abgemildert (?) »Auferstehung der Toten«.

 

Das Bild von der Auferstehung des Fleisches hatte für mich etwas Revolutionäres, während die derzeitige Version mE. verschwommen und vieldeutig ist.

 

Grüße von Pelagius.

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Ich erinnere mich, dass vor dem Konzil »carnis resurrectionem« noch wortwörtlich mit »Auferstehung des Fleisches« übersetzt wurde. Heute heisst es bekanntlich abgemildert (?) »Auferstehung der Toten«.

"Auferstehung der Toten" ist die formulierung, wie sie im Nicaeno-Konstantinopolitanum verwendet wird: "Προσδοκῶ ἀνάστασιν νεκρῶν." -> "Et expecto resurrectionem mortuorum"

Auch diese Formulierung hat ihre Tradition; νεκρos bedeutet "tot", substantiviert "Toter" bzw. "Körper eines Toten", "Leiche".

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wir müssen das nun nicht mehr selbst überlegen, ob "Auferstehung der Toten" oder "Auferstehung des Fleisches" angemessener ist.

 

 

 

Rom hat mit der Instruktion "Liturgiam authenticam" angeordnet, daß ab der nächsten Übersetzung wieder "Auferstehung des Fleisches" zu beten ist.

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Hallo Iris,

 

falls Du noch Zeit hast: Mich interessiert eine ander Ungenauigkeit der Übersetzung im Glaubensbekenntnis:

"...sanctam ecclesiam catholicam..." wird in der kath. Kirche mit "...heilige katholische Kirche..."und von Dr. M. Luther mit "...heilige christliche Kirche..." übersetzt.

 

Müsste es nicht richtiger Weise "... heilige allumfassende/allgemeine Kirche..." heißen?

das "catholicam" ist kein existierendes lateinisches Wort, es ist die Übernahme des entsprechenden griechischen Wortes.

 

Man kann sich nun fragen, warum man das tat, denn "allumfassend" oder "allgemein" hätte man ja leicht ins Lateinische übersetzen können.

 

Die Antwort ist mMn, daß "katholisch" neben seiner ürsprünglichen Bedeutung als "allgemein" eine bestimmte Bedeutung im religiösen Bereich erlangt hatte.

 

Man kann das etwa vergleichen mit Wörtern wie "cool". Das bedeutet auch eigentlich "kühl", trotzdem verwendet man auch im deutschen das Wort "cool" anstelle seiner deutschen Übersetzung "kühl" wenn man etwas bestimmtes ausdrücken möchte.

 

Was aber war diese, damals jedermann (jedenfalls den Fachleuten) bekannte Bedeutung von "katholisch"?

 

Das sagt Vinzenz von Lerin in seinem berühmten Ausspruch:

"Was immer, überall und von allen geglaubt worden ist, das ist wirklich katholisch"

 

"Katholisch" bezeichnet also sozusagen den "christlichen Mainstream" im Unterschied zu verschiedenen Irrlehren und Häresien.

 

Bildhaft gesprochen könnte man sagen, "katholisch" bezeichnete den "Stamm" des christlichen Glaubens in Abgrenzung zu verschiedenen Ästen und Zweigen, die aus diesem Stamm hervorgegangen waren aber sich eben auch von diesem getrennt hatten.

 

Mit dem großen Schisma von 1054 wurde dieses Bild problematisch, die Definition von "katholisch" im Osten und Westen begann sich auseinander zu entwickeln. Im Westen wurde der Begriff zunehmend umdefiniert in "katholisch = römisch".

 

In Ablehnung das letzteren ersetzte Luther das "katholisch" im Credo durch "christlich"

 

Im angelsächsichen Raum sah man das von jeher anders, durch den Streit Heinrichs VIII (der ein hervorragender Theologe war!) mit Rom wurde hier schon seit der Reformation bis heute "katholisch" nicht mehr als "römisch" angesehen, sondern als am überlieferten christlichen Glauben westlicher Prägung festhaltend.

 

Auch die Protestanten waren und sind dort der Ansicht, dass sie diesen Glauben lediglich reformiert und von "überflüssigem Ballast" gereinigt haben, weshalb das englische Credo auch bei Erzprotestanten den Glauben an die "katholische Kirche" beinhaltet, ohne dass diese Protestanten das ungewöhnlich fänden.

 

Werner

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wir müssen das nun nicht mehr selbst überlegen, ob "Auferstehung der Toten" oder "Auferstehung des Fleisches" angemessener ist.

 

Rom hat mit der Instruktion "Liturgiam authenticam" angeordnet, daß ab der nächsten Übersetzung wieder "Auferstehung des Fleisches" zu beten ist.

Aus heutiger naturwissenschaftlischer Sicht wirft die "Auferstehung des Fleisches" einige Fragen auf.

Die Natur verwendet dieselben Baustoffe, aus denen die Lebewesen bestehen, immer wieder. Aus Abgestorbenem entsteht wiederum neues Leben und neues Fleisch. Die Auferstehung der Toten hätte man eventuell in einem spirituellen Sinn verstehen können, in der Auferstehung des Fleisches oder des Leibes sehe ich etwas Materielles.

 

Gruß/Erik

bearbeitet von Erik
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