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Bernhard von Clairvaux und die Kreuzzüge


peterp

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Jetzt erzähl mir noch, die Kreuzritter sind nicht aus Mordlust, Habgier und Abendteuerlust ins hl. Land gezogen. Haben dabei selbst die Armenischen Christen nicht verschont.

Nein, das will ich Dir gar nicht erzählen. Erzählen will ich Dir nur, wie der gute Christenmensch ein Massaker mit seinem Gewissen und Glauben vereinbaren kann.

 

Na ja, ich kann das als Christ nicht nachvollziehen. Vllt könnte ich das, wenn ich zu dieser Zeit gelebt hätte. Aber als Mensch von heute kann ich das nicht.

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Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Das war Rommels Weg. Ja, das sehe ich genau so.

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Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Das war Rommels Weg. Ja, das sehe ich genau so.

 

Inwiefern "Rommels Weg"?

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Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Das war Rommels Weg. Ja, das sehe ich genau so.

Rommel der christliche gewaltlose Märtyrer :huh::lol:;)

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Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Das war Rommels Weg. Ja, das sehe ich genau so.

Krass.

Aber immerhin, auch Rommel wurde von der Staatsmacht für seine Ansichten in den Selbstmord getrieben, genauso wie Jesus mit seinem "suicide by cop", wie man das heute nennt. :ph34r:

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Bernhard von Clairvaux, ein großer Theologe und doch ein Kind seiner Zeit. Wer weiß, wie einmal über uns von den nachfolgenden Generationen gerichtet werden wird.

 

Man stelle sich die Szene vielleicht bildich vor:

 

Bernhard liest im Evangelium:

...du sollst nicht töten...liebe deinen Nächsten wie dich selbst...selig die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben...wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin...was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, dass habt ihr mir getan...

 

Bernhard steht auf, kniet sich vors Schreibpult, greift zum Federkiel und schreibt:

»Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selbst; wenn er tötet, nützt er Christus.«

 

:k035:

 

Das ist mein Problem - das Evangelium ist gerade hier so eindeutig, wie kann man das mit dem Zeitgeist allein erklären??

Auch heute wird gegen das Evangelium verstoßen. Das wird auch mit gesellschaftlichen Umwälzungen ("Zeitgeist") begründet. Wie sich der Hl. Bernhard die Wiedersprüche erklärt hat, weiß ich auch nicht. Jedenfalls dürfte er sich im Irrtum befunden haben.

 

Bernhard von Clairvaux, ein großer Theologe und doch ein Kind seiner Zeit. Wer weiß, wie einmal über uns von den nachfolgenden Generationen gerichtet werden wird.

 

Das klingt sehr relativistisch. Du triffst sicher einen Punkt, aber dieses "Kind seiner Zeit sein" ist als Entschuldigung immer so mager.

Da einige dieses Argument aber völlig ignorieren, ist seine Erwähnung unvermeidlich. Wenn man über eine Person richten will, die vor 850 Jahren gelebt hat, so muss man ohne Zweifel auch die jeweiligen Zeitumstände berücksichtigen.

 

Wenn ich zB einfach nur schreibe: Hr. X. rief in einem Flugblatt zum Mord am Staatsoberhaupt auf, so könnte man meinen, dass Hr. X ein Verbrecher ist oder zu einem aufrufen will. Wenn ich aber nun die Zeit beachte, in der Hr. X gelebt hat, und sehe, dass er in einem Land lebte, das seit 30 Jahren von einem grausamen Diktator regiert wird, so kommt man zu einer völlig anderen Beurteilung (dieses zugegeben triviale Beispiel soll keine Parallelen zum Bernhard-Fall ziehen).

 

Das stimmt natürlich, aber wenn Herr X. Christus nachfolgen will, dürfte er es in keinem Fall tun - nicht einmal bei Verbrechern wie Hitler...

 

Das heißt es gibt kein christliches Widerstandsrecht? Und Stauffenberg? Und Bonhoeffer?

 

Ich habe großen Respekt vor der Zivilcourage dieser Menschen. Man muss sich aber als Christ , denke ich, immer wieder fragen: "Wie würde Christus handeln?" Kannst du dir Christus mit der Waffe in der Hand vorstellen? Das christliche Widerstandsrecht spiegelt sich für mich am Kreuz wider. So leistet ein Christ Widerstand - in der Nachfolge Christi, auch in seiner Passion (wenn es sein muss bis in den Tod).

 

Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Ich gebe zu, dass die Frage des Tyrannenmordes extrem schwierig ist.

 

Aber ich glaube, dass Deutschland froh sein muß(te), dass es nach dem Krieg auf diese Wiederstandskämpfer verweisen konnte und damit in den Augen der Weltöffentlichkeit wesentlich besser da stand, als wenn es sie nicht gegeben hätte.

 

Aber zugegeben die Frage bleibt hatte Gandhi recht oder Stauffenberg.

bearbeitet von wolfgang E.
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Aber zugegeben die Frage bleibt hatte Gandhi recht oder Stauffenberg.

Gandhi - weil er Erfolg hatte. Hätte Stauffenberg Erfolg gehabt, hätte er recht gehabt. Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wär er auf jeden Fall im Unrecht gewesen.

Was recht war, entscheidet am Ende der Sieger.

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Ich gebe zu, dass die Frage des Tyrannenmordes extrem schwierig ist.

 

Aber ich glaube, dass Deutschland froh sein muß(te), dass es nach dem Krieg auf diese Wiederstandskämpfer verweisen konnte und damit in den Augen der Weltöffentlichkeit wesentlich besser da stand, als wenn es sie nicht gegeben hätte.

 

Aber zugegeben die Frage bleibt hatte Gandhi recht oder Stauffenberg.

 

Ghandi war bekanntlich vom Evangelium sehr angetan, verstand aber nicht, warum die Christen oftmals so unchristlich sind. Eine Frage die ja auch das Thema dieses Threads mehr als nur streift...

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Aber zugegeben die Frage bleibt hatte Gandhi recht oder Stauffenberg.

Gandhi - weil er Erfolg hatte. Hätte Stauffenberg Erfolg gehabt, hätte er recht gehabt. Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wär er auf jeden Fall im Unrecht gewesen.

Was recht war, entscheidet am Ende der Sieger.

 

Christus war aus weltlicher Sicht Verlierer und doch im Recht (und letztlich natürlich Sieger).

Wenn es Gott gibt, hängt das Recht nicht vom Sieger ab, sondern ist absolut und objektiv - führt aber vom Thema weg...

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Tyrannenmord ist ja wohl etwas anderes als zum Kreuzzug aufrufen. In dem Fall würde ich sagen, waren die Tyrannen die Kreuzritter.
Auch hier gilt es meiner Meinung nach zu unterscheiden. Wenn jemand der Ansicht ist, dass die Verteidigung des von ihm heilig gehaltenen Landes oder bestimmter Reliquien "der Ehre Gottes" dient sollte man die positive Motivation nicht übersehen. Dass das edle Rittertum dann zum Raubrittertum wurde - und viele nicht aus edlen Motiven beteiligt waren ist tragisch.

 

Dann kann ich den Attentätern vom 11. September aber genauso "edle" Motive unterstellen, weil sie ja ernsthaft glauben einen Dienst an/für Gott zu tun ("positive Motivation") - wie dereinst die Kreuzritter die (etwa bei der Eroberung Jerusalems) alles (auch Christen) niedermetzelten was nicht bereits aus der Stadt geflohen war...

Ich kann darin keine positive Motivation sehen.

Die ursprüngliche Motivation war nicht, anderen Leib und Leben zu nehmen.
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Tyrannenmord ist ja wohl etwas anderes als zum Kreuzzug aufrufen. In dem Fall würde ich sagen, waren die Tyrannen die Kreuzritter.
Auch hier gilt es meiner Meinung nach zu unterscheiden. Wenn jemand der Ansicht ist, dass die Verteidigung des von ihm heilig gehaltenen Landes oder bestimmter Reliquien "der Ehre Gottes" dient sollte man die positive Motivation nicht übersehen. Dass das edle Rittertum dann zum Raubrittertum wurde - und viele nicht aus edlen Motiven beteiligt waren ist tragisch.

 

Dann kann ich den Attentätern vom 11. September aber genauso "edle" Motive unterstellen, weil sie ja ernsthaft glauben einen Dienst an/für Gott zu tun ("positive Motivation") - wie dereinst die Kreuzritter die (etwa bei der Eroberung Jerusalems) alles (auch Christen) niedermetzelten was nicht bereits aus der Stadt geflohen war...

Ich kann darin keine positive Motivation sehen.

Die ursprüngliche Motivation war nicht, anderen Leib und Leben zu nehmen.

 

Das liest sich bei Bernhard aber anders...

Im Übrigen will ich ja über niemanden richten - welche Motivationen jemand hat kann ich schließlich wissen. Stehn bleiben aber die Taten und etwaige Quellen - wie eben die zitierte von Bernhard.

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"Du sollst nicht töten." Das ist unmissverständlich und unumstößlich. Die Kreuzzüge und mögen ihre Urheber noch so hehre Motive gehabt haben, waren letztlich genau so ein Verbrechen wie die Hexenverbrennungen. Einschränkend dazu lasse ich nur gelten, dass der moderne Mensch von heute die Beweggründe der Menschen vor rund 800 Jahren nicht mehr wirklich nachvollziehen kann. Sicherlich war die Sichtweise eine andere. Aber der tausendfache Mord ist nicht zu entschuldigen. Aber das zu richten ist nicht unsere Sache, sondern Gottes.
Dass sich auch aus guten Ansätzen auch Schreckliches entwickeln kann zeigt doch der Blick auf Religionen, das Christentum allgemein. Dass wir aus der heutigen Sicht und mit unserem Wissen in Gefahr sind, selbstgerechte Urteile über das Verhalten von Menschen in der Vergangenheit abzugeben, das meine ich auch.
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Mariamante:
Auch hier gilt es meiner Meinung nach zu unterscheiden. Wenn jemand der Ansicht ist, dass die Verteidigung des von ihm heilig gehaltenen Landes oder bestimmter Reliquien "der Ehre Gottes" dient sollte man die positive Motivation nicht übersehen.

 

Ob diese Motivation als posititiv zu bewerten ist, will ich dahingestellt sein lassen. Man könnte aber, anstatt zum Kreuzzug zu rüsten, das heilig gehaltene Land oder die Reliquien verloren geben und einen jährlichen katholischen Volkstrauertag einführen.

Von einer solchen Mentalität waren die Menschen damals wohl nicht erfüllt, sie schätzten das hl. Land oder Reliquien wohl anders ein als wir heute.
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peterp:

Das liest sich bei Bernhard aber anders...

Im Übrigen will ich ja über niemanden richten - welche Motivationen jemand hat kann ich schließlich wissen. Stehn bleiben aber die Taten und etwaige Quellen - wie eben die zitierte von Bernhard.

 

Der Heilige Bernhard hat nicht nur zu Kreuzzügen gepredigt. Wenn man das mal zur Seite legt, gibt es bei ihm noch vieles zu entdecken.

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Mariamante:

Von einer solchen Mentalität waren die Menschen damals wohl nicht erfüllt, sie schätzten das hl. Land oder Reliquien wohl anders ein als wir heute.

 

Naja, manche sind vielleicht auch auf die Versprechungen abgefahren, die ihnen gemacht wurden. Auf dem Weg ins Heilige Land jüdische Gemeinden niederzumachen, hat mit Reliquienverehrung auch wenig zu tun.

bearbeitet von Alice
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Das ist für mich wahre Heiligkeit. Und zwar deshalb weil der Anpsruch (im besten Sinne) so unmenschlich ist. Das ist der unglaublich große, aber auch schöne, erhebende Anspruch, den Gott ihn Christus an uns richtet. Und er ist so ganz anders als alles was sich Menschen unter gerecht (bzw. wie man sich Recht verschaffen kann - z.B. durch Selbstverteidigung) vorstellen.

Das war Rommels Weg. Ja, das sehe ich genau so.

 

Inwiefern "Rommels Weg"?

Rommel war wohl einer der interessantesten Figuren im 2. Weltkrieg. Als Wehrmachtsoffizier leitete er den Afrikafeldzug. Obwohl Deutscher Offizier war er bei seinen Gegnern hoch geachtet. Er wusste von den Vorbereitungen des Attentates auf Hitler, weigerte sich jedoch sich daran zu beteidigen. Er stand auf dem Standpunkt

1. das er als Soldat nicht das Recht hat, sich gegen seinen obersten Befehlshaber aufzulehnen und

2. das ein Meuchelmord nicht die Lösung ist, sondern das ein Verbrecher wie Hitler vor Gericht gestellt gehört. Er erkannte den Wahnsinn des Krieges sehrwohl, befand aber die Methoden der Verschwörer als nicht legitim.

Er wurde nicht als Verschwörer vor Gericht gestellt und von der SS gefoltert. Man legte ihm gnädiger Weise nahe, sich zu erschießen um damit seine Familie vor Repressalien zu schützen. Das tat er. Sein Sohn war übrigens lange Zeit OB von Stuttgard.

bearbeitet von utah-r
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Mariamante:

Von einer solchen Mentalität waren die Menschen damals wohl nicht erfüllt, sie schätzten das hl. Land oder Reliquien wohl anders ein als wir heute.

 

Naja, manche sind vielleicht auch auf die Versprechungen abgefahren, die ihnen gemacht wurden. Auf dem Weg ins Heilige Land jüdische Gemeinden niederzumachen, hat mit Reliquienverehrung auch wenig zu tun.

 

So viel mir bekannt, haben sich den Kreuzzüglern auch Verbrecher und Vagabunden angeschlossen, die auf diese Weise einfach mal fette Beute machen wollten.
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Mariamante:

So viel mir bekannt, haben sich den Kreuzzüglern auch Verbrecher und Vagabunden angeschlossen, die auf diese Weise einfach mal fette Beute machen wollten.

 

Klar. Sich zu bereichern war ein weiteres Motiv, aber nicht nur von Verbrechern und Vagabunden.

Die Kreuzzüge sind trotzdem und insgesamt alles andere als ein Ruhmesblatt in der Kirchengeschichte, da kannst Du edle Motive suchen soviel Du willst.

 

http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Kreuzzug.htm

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Mariamante:
So viel mir bekannt, haben sich den Kreuzzüglern auch Verbrecher und Vagabunden angeschlossen, die auf diese Weise einfach mal fette Beute machen wollten.

 

Klar. Sich zu bereichern war ein weiteres Motiv, aber nicht nur von Verbrechern und Vagabunden.

Die Kreuzzüge sind trotzdem und insgesamt alles andere als ein Ruhmesblatt in der Kirchengeschichte, da kannst Du edle Motive suchen soviel Du willst.

 

http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Kreuzzug.htm

 

So gesehen wäre die Geschichte des Christentums leider auch kein Ruhmesblatt - wenn man nur die Spaltungen und Exzesse betrachtet.
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Aber zugegeben die Frage bleibt hatte Gandhi recht oder Stauffenberg.

Gandhi - weil er Erfolg hatte. Hätte Stauffenberg Erfolg gehabt, hätte er recht gehabt. Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wär er auf jeden Fall im Unrecht gewesen.

Was recht war, entscheidet am Ende der Sieger.

Nein, Stauffenberg wäre auch dann im Recht gewesen.

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Schönen Tag allseits!

 

Habe folgende Frage:

 

Bernhard von Clairvaux gilt (bzw. galt zumindest jahrhundertelang) in der katholischen Kirche als einer der bedeutendsten Heiligen (sogar "bernhardinisches Zeitalter" nach ihm benannt). Er hatte auch enormen politischen Einfluss und verfasste zahlreiche theologische Schriften die große Wirkung entfalteten.

Gleichzeitig gibt es aber Aussagen von ihm, bei denen sich einem Christen eigentlich der Magen umdrehen müsste. Es betrifft seine Ansichten zu den (von ihm gepredigten) Kreuzzügen, bzw. wie sich ein Christ zu verhalten habe.

 

Einer dieser Sätze:

»Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selbst; wenn er tötet, nützt er Christus.«

 

Nun frag ich mich nur: Wie ist das möglich? Einer der größten Heiligen - man kann wohl annehmen in enger Beziehung zu Gott/Christus - tätigt solche Aussagen. Heißt es nicht, dass man, wenn man sich ganz Gott öffnet, seinen Willen auch entsprechend erkennen wird?

 

Es kommt übrigends immer wieder (auch heute noch) vor, dass von Christen Gewalt zumindest gerechtfertigt wird. Steht das nicht diametral entgegengesetzt zu dem, was im Evangelium steht?

Es ist ja nachvollziehbar, dass es bei einfachen, des Evangeliums kaum kundigen, Menschen immer wieder zu Missverständnissen kommen konnte. Aber bei einem Theologen dieser Größenordnung, der offenbar ein inniges Gottesverhältnis pflegte kann ich ein solches Gottesbild nicht begreifen. Wenn die christlichen Werte universal sind, können sie doch nicht von Zeitgeist und kulturellem Kontext abhängig sein.

(...)

Einfache, nichtsdestoweniger unbefriedigende Antwort: Auch ein noch so großer, begnadeter, erleuchteter, was-weiß-ich-noch Heiliger bleibt zeitlebens ein Sünder. Dass wir ihn als Heiligen verehren, bedeutet nicht, dass sein ganzes Leben ohne Fehl und Tadel war, sondern, dass er's schlussendlich geschafft hat.

 

Und speziell zum heiligen Bernhard: Von ihm sind, neben vielen Schriften, um derentwillen man ihn schon für heilig halten kann, auch etliche Äußerungen erhalten, mit denen er Kreuzfahrern Mut zugesprochen hat, bzw. mit denen er verschiedene Herrscher dazu überreden wollte, einen Kreuzzug zu organisieren. Besonders letztere Texte sind so, dass man sich kaum wundert, dass die recht gezögert haben. Seine Argumente sind recht konventionell, oberflächlich und wenig geeignet, Begeisterung zu entfachen.

Was er bei der berüchtigten Predigt in Vezelay gesagt hat, das weiß keiner. Von der ist nämlch kein Wort erhalten. Was recht merkwürdig anmutet, denn es ist bekannt, dass bei Auftritten Bernhards normalerweise ein Haufen Schreiber anwesend waren, die jedes Wort festhielten.

 

Und als historischen Hintergrund: Der Kreuzzug, zu dem Bernhard aufruft, ist der zweite. Eines der lateinischen Fürstentümer, die als Folge des ersten entstanden waren, war von den Muslimen zurückerobert worden, und es schien, als wäre die gesamte lateinische Herrschaft in Outremer in akuter Gefahr. Dass das eine Katastrophe für die gesamte, zumindest aber für die lateinische Christenheit wäre, das war damals einfach allgemeine Überzeugung. Und zwischen der Eroberung Jerusalems und dem Verlust Edessas liegen nur 48 Jahre. Die Begeisterung über den Erfolg ist noch nicht ganz abgeklungen, als bereits die erste Katastrophe eintritt. Bei aller verständlichen Kritik darf man nicht übersehen: In den Kreuzzügen erweist sich zum ersten Mal nach der Völkerwanderungszeit, dass Europa fähig ist, nachhaltig über seine Grenzen hinaus zu wirken. Da können zeitgenössische Einflussreiche schon mal alles andere vergessen, aus Angst, dass das in die Hosen geht.

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Mich erschüttert allerdings, wie offensichtlich die Zuwiderhandlung ist.

Wenn man das Evangelium nur in seinen Grundzügen kennt, muss einem der Eklatante Widerspruch doch schon ins Auge stechen. Und man kann davon ausgehen, dass Bernhard es besser als nur in seinen Grundzügen kannte.

 

Du sprichst aus deiner heutigen Sicht über Menschen aus einer anderen Zeit. Du nimmst ein Zitat und urteilst über den Menschen und dann auch noch über all die Menschen, die ihn als heiligen Mann ihrer Zeit angesehen haben.

 

Was hast du schonst noch von Bernhard gelesen, damit du so ein Urteil fällen kannst?

 

Ein Beispiel:

Blos weil du einmal zuviel Alkohol getrunken hast, kann ich zu dir noch lange nicht sagen, dass du ein Alkoholiker bist. Um dieses Urteil fällen zu können muss ich mehr über dich wissen. Verstehts du was ich dir damit sagen will?

 

Walter

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Hat der heilige Geist - provokant ausgedrückt - bei ihnen versagt?

Nö - die Menschen haben versagt.

 

Um der, dem es noch nie passiert ist, daß er "zentrale Botschaften der chrsitlichen Lehre mindestens einfach ignoriert" hat, darf den ersten Stein werfen.

 

*steinebereitleg*

 

*denhelmaufsetz*

 

*indeckunggeh*

 

Kann ich nachvollziehen.

 

Mich erschüttert allerdings, wie offensichtlich die Zuwiderhandlung ist.

Wenn man das Evangelium nur in seinen Grundzügen kennt, muss einem der Eklatante Widerspruch doch schon ins Auge stechen. Und man kann davon ausgehen, dass Bernhard es besser als nur in seinen Grundzügen kannte.

Hättest Du Pazifismus im Mittelalter als ernsthafte Alternative empfohlen?

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Diese so offensichtliche Fehlleistung eines ansonsten begnadeten Menschen zeigt doch nur, welch grosse Rolle auch in der Kirche zu allen Zeiten der Zeitgeist gespielt hat,

Stimmt.

 

gegen den zu wettern heutige Fundis nicht müde werden.

 

Man sieht daran, daß das nötig ist.

 

@ Thomas und Mariamante

Nein es zeigt nur wie sinnlos es ist:

 

Kein Mensch kann vermeiden von den Anschauungen seiner Zeit geprägt ja bestimmt zu sein.

 

Und wäre die Kirche nicht weiterhin dem Zeitgeist gefolgt, würden wir heute die wahnwitzigen und kampflüsternen Parolen des Berhard noch immer als richtig halten und ihnen folgen.

 

Der Kampf gegen den Zeitgeist ist der Vorwand der Ängstlichen und Veränderungsunwilligen.

Wahnwitzig? Wirklich? Konnte man tatsächlich vielen Völkern ruhigen Gewissens empfehlen, die andere Wange hinzuhalten? Einem Gegner, der mit der Auslöschung von Städten und der Massenversklavung nicht zögerte?

 

Hier kommen mir Auseinandersetzungen wegen um sich schießender Priester in den Sinn (es war doch ein Priester, oder)?

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