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Ad- Limina Besuche der deutschen Bischöfe


Touch-me-Flo

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Dann würde es ja auch nicht stören, wenn in der Kirche alle Macht vom Volke ausginge.

Das tut sie doch, der Papst stammt ja auch aus dem Volk :ph34r:

 

Werner

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Ich fände eine Vereinheitlichung aber nicht schlecht - auch wenn es erst einmal nur Begriffe sind. Dann redet wenigstens jeder über das gleiche.

 

Eine bessere Zusammenarbeit würde auch Ressourcen besser nutzen. Bei der RKW funktioniert das ja schon recht gut und es wäre doch wirklich Verschwendung (und eigentlich auch gar nicht machbar), wenn jedes Bistum seine eigene inhaltlich und mit Materialien vorbereitet. Genauso könnte das auf vielen anderen Gebieten geschehen. Man muß das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Oftmals gibt es schon fertige Arbeitsmaterialien für Firmkurse, Familienkreise, Erwachsenenbildung,..., die auch in anderen Bistümern genutzt werden könnten. Zum Beispiel existieren für die PGR-arbeit recht gute Arbeitshilfen in einigen Bistümern. In meinem Bistum gibts gerade mal so die Satzung online (die bei uns so gut wie keiner kennt, aber das ist ein anderes Thema). Man könnte also auf Material anderer Bistümer zurückgreifen und mit wenig Aufwand (einige Änderungen sind aufgrund der verschiedenen Satzungen sicher notwendig) eine eigene Arbeitshilfe zur Verfügung stellen. Wenn dies möglich wäre, hätte man auch mit wenig Ressourcen viele Möglichkeiten. Allerdings muß dann auch darauf geachtet werden, daß sich nicht einige Bistümer zurücklehnen, sondern daß jeder etwas einbringt.

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Dann würde es ja auch nicht stören, wenn in der Kirche alle Macht vom Volke ausginge.

Das tut sie doch, der Papst stammt ja auch aus dem Volk :ph34r:

 

Werner

Ja, aber aus welchem?

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16/11/2006 15.05.23

 

 

Ad-Limina-Besuch: Meisner, "Damit die Kirche frisch und kreativ bleibt"

 

 

 

Der zweite Schwung deutscher Bischöfe hält sich dieser Woche zum Ad Limina-Besuch in rom auf; 13 Bistümer der beiden Kirchenprovinzen Köln und München sind bei dieser Gruppe mit dabei. Heute sind rund zwei Dutzend Oberhirten auf Pilgerfahrt in den Abbruzzen, wo sie das "Volto Santo" in Manoppello gesehen haben. In Rom allerdings ist uns Kardinal Joachim Meisner vors Mikrofon gelaufen, der sich zufrieden mit dem Verlauf der Gespräche zeigte:

 

„Wir haben schon viele wichtige Kongregationen besucht und wir haben, wie wir das gewöhnt sind, offene Ohren für unsere Anliegen erlebt. Es war ein sehr fruchtbarer, positiver Erfahrungsaustausch.“

 

Die Ad-Limina-Besuche dienen einerseits dem Austausch, haben andererseits zugleich den Charakter eine Wallfahrt:

 

„Wir haben am Montag gemeinsam am Petrusgrab die Heilige Messe gefeiert und gestern in sankt Paul vor den Mauern am Grab des Heiligen Paulus, um uns bewusst zu machen, wir Bischöfe sind durch die Bischofsweihe in die Apostolische Sukzession hineingeweiht, das heißt in den apostolischen Ursprung der Kirche. Und unsere Aufgabe ist es, den Ursprung zu vergegenwärtigen, damit in der Kirche alles ursprünglich und frisch und kreativ bleibt.“

 

Am Freitag Abend wird Papst Benedikt diese zweite Gruppe der deutschen Bischöfe in Audienz empfangen. Gefragt, was die Oberhirten vom Ad-Limina-Besuch in Rom mit nach Hause nehmen, antwortet Meisner:

 

„Wie immer viel Zuversicht und Freude, und ganz besonders auch, wenn wir unsere Sorgen und Anliegen messen mit denen der Weltkirche, dann werden die eigenen Sorgen im Gepäck sehr klein. Und wir nehmen so viele positive Erfahrungen mit, was sich außerhalb der Kirche Deutschlands alles in der Kirche regt: Wir sind ja immer versucht, uns für den Nabel der Welt zu halten, auch für den Nabel der Weltkirche.“

(rv 161106 mc)

 

Editiert:

Quelle nachreiche

bearbeitet von Gabriele
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18/11/2006 14.22.39

 

Abschluss der Ad-Limina-Besuch

 

 

Die Ad-Limina-Besuche der deutschen Bischöfe sind zu Ende. Heute hat Papst Benedikt XVI. auch die zweite Gruppe der Oberhirten aus seinem Heimatland unter der Leitung der Kardinäle Friedrich Wetter und Joachim Meisner in Audienz empfangen. In seiner Ansprache mahnt der Papst die deutschen Bischöfe, alles kirchliche Handeln an der Mitte des Glaubens, an Jesus Christus auszurichten, gerade in Zeiten, in denen tiefgreifende Reformen anstehen und die Kirche erneuert werden muss:

 

„Aber wie geht das? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst den Willen des Herrn, des Hauptes der Kirche, erfragen und klar erkennen, daß alle kirchliche Reform aus dem ernsten Bemühen um tiefere Erkenntnis der Wahrheiten des katholischen Glaubens und aus dem beharrlichen Streben nach sittlicher Läuterung und Tugend erwächst.“

 

Kirchliche Institutionen und Pastoralpläne seien bis zu einem gewissen Grad notwendig, sagt Papst Benedikt.

 

„Aber gelegentlich werden sie als das Wesentliche ausgegeben und verstellen so den Blick auf das wirklich Wesentliche. Sie werden jedoch nur dann ihrer eigentlichen Bedeutung gerecht, wenn sie am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden.

 

 

Letztlich werde der Glaube selbst in seiner ganzen Größe, Klarheit und Schönheit den Rhythmus der notwendigen Reform vorgeben. Die Reformen müssen in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche über das Priestertum und stehen und die Anziehungskraft des Priesterberufs nicht mindern.

 

Zum Thema Laien in der Kirche beklagt Benedikt die verengende Fixierung auf die Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien und die hauptamtlichen Stellen in kirchlich finanzierten Strukturen. Es gäbe viele wichtige Aufgaben für engagierte katholische Laien. Mit Blick auf die immer wieder eingeforderte höhere Beteiligung von Laien in der Liturgie sagt der Papst:

 

„Wichtig ist, daß diese Aufgaben nicht aus einem Anspruchsdenken, sondern aus dem Geist des Dienens heraus wahrgenommen werden. Der Gottesdienst ruft uns alle in den Dienst vor Gott, für Gott und für die Menschen hinein, in dem wir nicht uns selber darstellen, sondern in Demut vor Gott stehen und uns für sein Licht durchlässig machen wollen.“

 

Weiter ging der Papst auf die Notwendigkeit ein, den Glauben an junge Menschen zu verkünden – Sie müssten in den Pfarreien eine Heimat finden, gerade die Ministranten- und Chorarbeit könne hilfreich sein. Mit Blick auf die neuen geistlichen Gemeinschaft ermahnt der Papst die Bischöfe, - so wörtlich – „mit Liebe“ auf diese Bewegungen zuzugehen.

 

Auch die kirchlichen Hilfswerke wie Misereor und Adveniat waren Thema. Benedikt erinnerte daran, dass die Hilfswerke in ihren Programmen und Aktionen wirklich dem inneren Impuls der vom Glauben gedrängten Liebe entsprechen sollten.

 

„Es ist wichtig, darauf zu achten, daß sie nicht in politische Abhängigkeiten kommen, sondern einzig ihrer Aufgabe der Gerechtigkeit und der Liebe dienen. Dazu wiederum ist eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bischöfen und Bischofskonferenzen notwendig, die wirklich die Lage vor Ort kennen und dafür zu sorgen vermögen, daß die Gabe der Gläubigen aus dem Gewirr politischer und anderer Interessen herausgehalten und zum Besten der Menschen verwendet wird.“

 

Desweiteren sprach sich der Papst für die Förderung von Ehe und Familie aus und für eine geistliche Vertiefung der Ökumene mit den protestantischen Kirchen.

(rv 181106 mc)

 

Lesen Sie die hier die Ansprache im vollen Wortlaut, wie sie vorab Radio Vatikan zur Verfügung gestellt worden ist:

 

Meine Herren Kardinäle!

Liebe Brüder im Bischofsamt!

 

Mit besonderer Freude heiße ich Euch, liebe Mitbrüder aus der gemeinsamen deutschen und bayerischen Heimat, hier im Hause des Papstes willkommen. Euer Besuch „ad limina Apostolorum“ führt Euch zu den Gräbern der Apostel, die aber nicht nur von Vergangenheit sprechen, sondern uns vor allem auf den auferstandenen Herrn verweisen, der immer in seiner Kirche gegenwärtig ist, ihr immer „vorangeht“ (Mk 16, 7). Die Gräber sprechen uns davon, daß die Kirche immer an das Zeugnis des Anfangs gebunden, aber zugleich im Sakrament der Apostelnachfolge immer lebendig bleibt; daß der Herr durch den apostolischen Dienst immer im Präsens zu uns spricht. Damit ist unsere Aufgabe als Nachfolger der Apostel berührt: Wir leben in der Bindung an ihn, der das Alpha und das Omega ist (Offb 1, 8; 21, 6; 22, 13) – an den, der ist, der war und der kommt (Offb 1, 4). Wir verkünden den Herrn in der lebendigen Gemeinschaft seines Leibes, die von seinem Geist belebt wird – in der lebendigen Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und dem Kollegium der Bischöfe. Der Ad-limina-Besuch soll uns in dieser Gemeinschaft stärken; er soll uns dazu helfen, daß wir immer mehr als treue und kluge Verwalter der vom Herrn uns anvertrauten Güter befunden werden können (vgl. Lk 12, 42).

Damit die Kirche dem Herrn und so sich selber treu bleibt, muß sie immerfort erneuert werden. Aber wie geht das? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst den Willen des Herrn, des Hauptes der Kirche, erfragen und klar erkennen, daß alle kirchliche Reform aus dem ernsten Bemühen um tiefere Erkenntnis der Wahrheiten des katholischen Glaubens und aus dem beharrlichen Streben nach sittlicher Läuterung und Tugend erwächst. Das ist ein Appell, der sich zuallererst an jeden einzelnen und dann an das ganze Volk Gottes richtet.

 

Die Suche nach Reform kann leicht in einen äußerlichen Aktivismus abgleiten, wenn die Handelnden nicht ein echtes geistliches Leben führen und die Beweggründe für ihr Tun nicht beständig im Licht des Glaubens prüfen. Dies gilt für alle Glieder der Kirche: für Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und alle Gläubigen. Der heilige Papst Gregor der Große hält dem Bischof in seiner Regula pastoralis gewissermaßen einen Spiegel vor: „Über der äußeren Beschäftigung vernachlässige der Bischof nicht das innere Leben. […] Oft meint er wegen seiner hohen Stellung, er sei über alle erhaben. […] Von außen widerfährt ihm unangemessenes Lob, in seinem Innern aber geht ihm die Wahrheit verloren“ (2, 1). Es geht darum – und dies ist sicher auch eine tägliche Aufgabe für jeden Christen –, vom eigenen Ich abzusehen und sich selbst dem liebenden und fragenden Blick Jesu auszusetzen. In der Mitte unseres Dienstes steht immer die Begegnung mit dem lebendigen Christus, die unserem Leben die entscheidende Richtung gibt. In Ihm blickt uns die Liebe Gottes an, die sich durch unseren priesterlichen und bischöflichen Dienst dem Menschen in den verschiedensten Situationen mitteilt, dem gesunden wie dem kranken, dem leidenden wie dem schuldig gewordenen Menschen. Gott schenkt uns seine verzeihende, heilende und heiligende Liebe. Immer wieder kommt Er neu auf uns zu „durch Menschen, in denen er durchscheint; durch sein Wort, in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie. In der Liturgie der Kirche, in ihrem Beten, in der lebendigen Gemeinschaft der Gläubigen erfahren wir die Liebe Gottes, nehmen wir ihn wahr und lernen so auch, seine Gemeinschaft in unserem Alltag zu erkennen“ (Enzyklika Deus caritas est, 17).

 

Natürlich muß in der Kirche auch institutionell und strukturell geplant werden. Kirchliche Institutionen, Pastoralpläne und andere rechtliche Strukturierungen sind bis zu einem gewissen Grad schlichtweg notwendig. Aber gelegentlich werden sie als das Wesentliche ausgegeben und verstellen so den Blick auf das wirklich Wesentliche. Sie werden jedoch nur dann ihrer eigentlichen Bedeutung gerecht, wenn sie am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden. Letztlich muß und wird es der Glaube selbst sein, der in seiner ganzen Größe, Klarheit und Schönheit den Rhythmus der Reform vorgibt, die wesentlich ist und die wir brauchen. Dabei darf freilich niemals vergessen werden, daß es immer Menschen sind, von deren Fähigkeiten und gutem Willen die Verwirklichung von Reformmaßnahmen abhängt. So schwer es auch im Einzelfall sein mag, so müssen in dieser Hinsicht doch immer wieder klare Personalentscheidungen getroffen werden.

 

Liebe Brüder im bischöflichen Amt! Ich weiß, daß viele von Euch die ganz berechtigte Sorge um die situationsgerechte Weiterentwicklung der pastoralen Strukturen beschäftigt. Angesichts der augenblicklich abnehmenden Zahl der Priester, wie leider auch der (sonntäglichen) Gottesdienstbesucher, kommen in verschiedenen deutschsprachigen Diözesen Modelle der Um- und Neustrukturierung der Seelsorge zur Anwendung, bei denen das Bild des Pfarrers, das heißt des Priesters, der als Mann Gottes und der Kirche eine Pfarrgemeinde leitet, zu verschwimmen droht. Ich bin ganz sicher, daß Ihr, verehrte Mitbrüder, die Erstellung dieser Konzepte nicht kühlen Planern überlaßt, sondern nur solchen Priestern und Mitarbeitern anvertraut, die nicht nur über die notwendige vom Glauben erleuchtete Einsicht und über eine entsprechende theologische, kanonistische, kirchenhistorische und praktische Bildung sowie über pastorale Erfahrung verfügen, sondern denen die Rettung des Menschen wahrhaft am Herzen liegt, die sich also, wie wir früher gesagt hätten, durch „Seeleneifer“ auszeichnen und für deren Denken und Handeln das ganzheitliche und damit das ewige Heil des Menschen die suprema lex ist. Vor allem werdet Ihr nur solchen strukturellen Reformen Eure Zustimmung geben, die voll und ganz mit der Lehre der Kirche über das Priestertum und den rechtlichen Normen im Einklang stehen und bei deren Umsetzung die Anziehungskraft des Priesterberufs nicht gemindert wird.

 

Wenn manchmal gesagt wird, die Laien könnten sich in der Kirche nicht genug einbringen, so liegt eine verengende Fixierung auf die Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien, auf hauptamtliche Stellen in kirchlich finanzierten Strukturen oder auf die Ausübung bestimmter liturgischer Funktionen zugrunde. Auch diese Bereiche haben selbstverständlich ihre Bedeutung. Aber darüber darf man nicht das weite und offene Feld des dringend notwendigen Laienapostolats und seine vielfältigen Aufgaben vergessen: die Verkündigung der Frohbotschaft an Millionen von Mitbürgern, die Christus und seine Kirche noch nicht kennen; die Katechese für Kinder und Erwachsene in unseren Pfarrgemeinden; die karitativen Dienste; die Medienarbeit sowie das gesellschaftliche Engagement für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens, für die soziale Gerechtigkeit und in christlichen Kulturinitiativen. An Aufgaben für engagierte katholische Laien fehlt es fürwahr nicht, aber vielleicht mangelt uns heute manchmal der missionarische Geist, die Kreativität und der Mut, um auch neue Pfade zu beschreiten.

 

In der Ansprache an die erste Gruppe der deutschen Bischöfe habe ich bereits kurz die vielfältigen liturgischen Dienste der Laien angesprochen, die heute in der Kirche möglich sind: die des außerordentlichen Kommunionspenders, zu der die des Lektors kommt wie die des Leiters von Wortgottesdiensten. Dazu möchte ich jetzt nicht noch einmal Stellung nehmen. Wichtig ist, daß diese Aufgaben nicht aus einem Anspruchsdenken, sondern aus dem Geist des Dienens heraus wahrgenommen werden. Der Gottesdienst ruft uns alle in den Dienst vor Gott, für Gott und für die Menschen hinein, in dem wir nicht uns selber darstellen, sondern in Demut vor Gott stehen und uns für sein Licht durchlässig machen wollen. In dieser Ansprache möchte ich noch vier weitere Punkte kurz berühren, die mir am Herzen liegen.

 

Der erste ist die Glaubensverkündigung an die jungen Menschen unserer Zeit. Die Jugend von heute lebt in einer säkularisierten, ganz aufs Materielle ausgerichteten Kultur. Sie erlebt im Alltag – in den Medien, im Beruf, in der Freizeit – meist eine Kultur, in der Gott nicht vorkommt. Und doch wartet sie auf Gott. Die Weltjugendtage zeigen es uns, wie viel wartende Bereitschaft für Gott und für das Evangelium in den jungen Menschen unserer Zeit da ist. Unsere Antwort auf diese Erwartung muß vielschichtig sein. Die Weltjugendtage setzen voraus, daß junge Menschen in ihren Lebensräumen, besonders in der Pfarrei, die Begegnung mit dem Glauben empfangen können. Da ist z. B. der Dienst der Ministranten wichtig, der Kinder und junge Menschen in Berührung mit dem Altar, mit dem Wort Gottes, mit dem Innenleben der Kirche bringt. Es war schön, bei der Ministrantenwallfahrt so viele junge Menschen aus Deutschland freudig im Glauben versammelt zu finden. Setzt dieses Mühen fort und sorgt dafür, daß die Ministranten in der Kirche wirklich Gott, seinem Wort, dem Sakrament seiner Gegenwart begegnen können und lernen, von daher ihr Leben zu gestalten. Ein wichtiger Weg ist auch die Arbeit mit den Chören, in denen junge Menschen Erziehung zum Schönen, Erziehung zur Gemeinsamkeit, Freude am Mitsein im Gottesdienst und so Bildung zum Glauben hin erfahren können. Nach dem Konzil hat uns der Heilige Geist die „Bewegungen“ geschenkt. Sie können dem Pfarrer oder dem Bischof manchmal etwas eigenwillig erscheinen, aber sie sind Orte des Glaubens, in denen junge und erwachsene Menschen das Lebensmodell des Glaubens als Chance für heute erfahren. Deshalb bitte ich Euch, mit viel Liebe auf die Bewegungen zuzugehen. Da und dort müssen sie korrigiert, ins Ganze der Pfarrei oder des Bistums eingefügt werden. Aber die je eigene Art ihres Charismas müssen wir achten und froh sein, daß gemeinschaftliche Gestalten des Glaubens entstehen, in denen das Wort Gottes Leben wird.

 

Das zweite Thema, das ich wenigstens kurz ansprechen möchte, sind die kirchlichen Hilfswerke. In meiner Enzyklika „Deus caritas est“ habe ich von dem Dienst der Liebe als wesentlichem und unverzichtbarem Ausdruck des Glaubens in der Kirche geschrieben und dabei auch das innere Prinzip der Hilfswerke berührt. „Die Liebe Christi drängt uns“, hat der heilige Paulus gesagt (2 Kor 5, 14). Der gleiche „Zwang“ der Liebe (1 Kor 9, 16), der den heiligen Paulus nötigte, in alle Welt zu gehen, um das Evangelium zu verkünden – dieser gleiche „Zwang“ der Liebe Christi hat die deutschen Katholiken veranlaßt, die Hilfswerke zu gründen, um den in Armut lebenden Menschen zu ihrem Recht auf die Güter der Erde zu verhelfen. Nun ist es wichtig, darauf zu achten, daß die Hilfswerke in ihren Programmen und Aktionen wirklich diesem inneren Impuls der vom Glauben gedrängten Liebe entsprechen. Es ist wichtig, darauf zu achten, daß sie nicht in politische Abhängigkeiten kommen, sondern einzig ihrer Aufgabe der Gerechtigkeit und der Liebe dienen. Dazu wiederum ist eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bischöfen und Bischofskonferenzen notwendig, die wirklich die Lage vor Ort kennen und dafür zu sorgen vermögen, daß die Gabe der Gläubigen aus dem Gewirr politischer und anderer Interessen herausgehalten und zum Besten der Menschen verwendet wird. Der Päpstliche Rat „Cor Unum“ verfügt in diesem Sektor über umfassende Erfahrungen und wird auch gern in all diesen Fragen beratend zur Seite stehen.

 

Schließlich liegt mir das Thema Ehe und Familie besonders am Herzen. Die Schöpfungsordnung der Ehe, von der uns die Bibel am Ende des Schöpfungsberichts eindrücklich spricht (Gen 2, 24), wird heute immer mehr verwischt. So wie der Mensch sich die Welt im ganzen neu zu montieren versucht und dabei immer spürbarer seine Grundlagen gefährdet, so geht ihm auch der Blick für die Schöpfungsordnung seiner eigenen Existenz zusehends verloren. Er glaubt, sich selber in einer leeren Freiheit beliebig definieren zu können. Die Fundamente, auf denen seine eigene Existenz und die der Gesellschaft stehen, geraten so ins Wanken. Für die jungen Menschen wird es schwer, zu endgültigen Bindungen zu finden. Sie haben Furcht vor der Endgültigkeit, die nicht realisierbar und der Freiheit entgegengesetzt scheint. So wird es auch immer schwerer, Kinder anzunehmen und ihnen jenen dauerhaften Raum des Wachsens und des Reifens zu schenken, der nur die auf der Ehe gründende Familie sein kann. In dieser hier nur ganz kurz angedeuteten Situation ist es sehr wichtig, jungen Menschen zu helfen, das endgültige Ja zueinander zu sagen, das der Freiheit nicht entgegensteht, sondern ihre größte Möglichkeit ist. In der Geduld des lebenslangen Miteinander kommt die Liebe zu ihrer wahren Reife. In diesem Raum lebenslanger Liebe lernen auch die Kinder leben und lieben. So darf ich Euch bitten, alles zu tun, damit Ehe und Familie geformt, gefördert und ermutigt werden.

 

Zuletzt noch ein ganz kurzes Wort zur Ökumene. All die lobenswerten Initiativen auf dem Weg zur vollen Einheit aller Christen finden im gemeinsamen Gebet und in der Betrachtung der Heiligen Schrift den fruchtbaren Grund, auf dem Gemeinschaft wachsen und reifen kann. In Deutschland müssen unsere Bemühungen vor allem den Christen lutherischen und reformierten Bekenntnisses gelten. Zugleich behalten wir dabei die Brüder und Schwestern in den orthodoxen Kirchen im Blick, auch wenn diese vergleichsweise weniger zahlreich sind. Die Welt darf von allen Christen ein geeintes Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Erlöser der Menschheit, erwarten. Ökumenisches Engagement darf sich daher nicht in gemeinsamen Papieren erschöpfen. Es wird sichtbar und wirksam, wo Christen verschiedener Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften inmitten eines zunehmend religiös entfremdeten sozialen Umfeldes sich gemeinsam und überzeugend zu den vom christlichen Glauben vermittelten Werten bekennen und diese im politischen und gesellschaftlichen Handeln kraftvoll zur Geltung bringen.

 

Liebe Brüder im Bischofsamt! Da ich selber aus Eurem mir so lieben Land komme, fühle ich mich von den Leistungen wie auch von den Herausforderungen der Kirche in Deutschland besonders berührt. All das Gute der Kirche in unserer Heimat kenne ich nicht nur aus eigener Anschauung und Erfahrung, sondern auch, weil mir immer wieder Bischöfe, Priester und andere Besucher aus Europa und aus vielen Teilen der Welt vom tätigen Wohl berichten, das ihnen seitens kirchlicher Stellen und Personen zuteil wird. Die Kirche in Deutschland verfügt wirklich über reiche geistliche und geistige Ressourcen. Vor allem auch der oft zu wenig wahrgenommene treue Dienst so vieler Priester, Diakone, Ordensleute und hauptamtlicher kirchlicher Mitarbeiter in nicht immer einfachen pastoralen Verhältnissen verdient Respekt und Anerkennung. Ebenso bin ich aufrichtig dankbar, daß nach wie vor zahlreiche Christen bereit sind, sich in Pfarrgemeinden und Diözesen, Vereinigungen und Bewegungen zu engagieren und als gläubige Katholiken auch in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund teile ich mit Euch die feste Hoffnung, daß die Kirche in Deutschland noch missionarischer wird und Wege findet, um den kommenden Generationen den Glauben zu vermitteln.

 

Ich weiß sehr gut, liebe Brüder im Bischofsamt, um Euer hingebungsvolles Wirken und um das so vieler Priester, Diakone, Ordensleute und Laien in euren Diözesen. So möchte ich Euch heute erneut meine Zuneigung bekunden und Euch ermutigen, geeint und voller Zuversicht Euren Hirtendienst zu leisten. Ich bin sicher, daß der Herr Eure Treue und Euren Eifer mit Seinem Segen begleitet und lohnen wird. Die Allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Mutter der Kirche und Hilfe der Christen, kann Euch, dem Klerus und den Gläubigen in unserer Heimat die Kraft, Freude und Ausdauer erwirken, um die notwendige Aufgabe einer echten Erneuerung des Glaubenslebens mutig und im festen Vertrauen auf den Beistand des Heiligen Geistes anzugehen. Auf ihre mütterliche Fürsprache und auf die Fürbitte aller in unserm Lande verehrten heiligen Männer und Frauen erteile ich Euch sowie allen Gläubigen in Deutschland von Herzen den Apostolischen Segen.

 

 

Quelle: Radio Vatikan

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19/11/2006 12.53.11

 

 

"Es war sehr entspannt", Bischof Mussinghoff zu den Ad-Limina-Besuchen

 

 

 

Heinrich Mussinghoff ist Bischof von Aachen und stellvertretender Vorsitzender der deutschen bischoskonferenz. Er war bei der zweiten Gruppe deutscher Bischöfe bei den Ad-Limina-Besuchen in Rom. Wir haben im Anschluss an die Audienz Benedikts XVI. mit ihm gesprochen.

 

Was sind ihre Eindrücke von dem Ad-Limina-Besuch?

 

Es war ein Besuch in großer Gelassenheit auf beiden Seiten. Es war schön, es war harmonisch, wir haben uns austauschen können über die Probleme der Kirche in Deutschland und darüber hinaus. Das war gut und hilfreich und trägt zum gegenseitigen Verstehen bei.

 

Was sind ihrer Meinung nach die wichtigsten Botschaften, die Sie mit nach Hause nehmen?

 

Ich würde von den beiden Papstreden ausgehen. Heute Morgen war es die Botschaft, bei der Weitergabe des Glaubens an Kinder und Jugendliche etwas mehr zu tun. Da hat uns ja der Weltjugendtag gegeben und gezeigt, dass junge Menschen Orientierung suchen, dass sie suchen nach geistlichem Leben und nach erlebter junger Kirche. Der Papst hat gesprochen von Ehe und Familie: Ein ganz wichtiges Thema, wie können wir Menschen ermutigen ein Leben lang in Ehe zusammen zu bleiben und Dadurch den Kinder einen Raum der Geborgenheit zu geben, indem sie reifen und wachsen können.

Der Papst hat von der Ökumene gesprochen, die natürlich in Deutschland vor allem Lutheraner und Reformierte umfasst, aber auch die orthodoxen Christen und uns noch einmal ermutigt, da auch Schritte weiter zu gehen, dass zu tun was, von den Dokumenten der Kirche an Fortschritten im ökumenischen Dialog tun können. Er hat die Hilfswerke angesprochen in besonderer Weise und uns ermutigt, diesen Weg der internationalen Hilfe weiterzugehen in der Hilfe zur Selbsthilfe und auch auf bestimmte mögliche Gefahren hingewiesen, vor allem auf den Kern „Die Liebe Christi drängt uns“, das was er im zweiten Teil seiner ersten Enzyklika „Gott ist die Liebe“ so wunderbar ausgeführt hat.

 

Bleiben wir beim letzten Punkt, den Hilfswerken. Er hat wörtlich gesagt, es sei wichtig, dass man nicht in politische Abhängigkeiten komme. Was ist damit gemeint?

 

Also natürlich muss man die Texte interpretieren, ich weiß auch nicht genau, was der Papst denkt, da der päpstliche Rat „Cor Unum“ dort erwähnt ist, denke ich, dass kommt auch aus dieser Behörde. Die Bundesrepublik Deutschland gibt ja etwa die Hälfte der Entwicklungshilfe dem Werk Misereor katholischerseits und Brot für die Welt evangelischerseits, weil sie wissen, dass diese Gelder dann auch wirklich die Empfänger erreichen. Und wir sind an keinerlei Weisungen gebunden. Wir sind völlig frei: Ich war bislang in der bischöflichen Misereor-Unterkommission und in der Kommission für weltkirchliche Aufgaben und kenne das von daher. Natürlich gibt es gemeinsame Interessen; wenn eine Katastrophe passiert ist, dann wünschen beide Partner, dass da aktuell und schnell geholfen wird. Aber das Interessen, die koinzidieren, die nicht irgendwie auferlegt sind. Insofern glaube ich, dass wir in Deutschland frei genug sind von der Hilfe. Man kann die Hilfe natürlich nicht überall so anbringen, wie man das möchte. Das muss man natürlich auch sehen. Da sind wir dann sehr vorsichtig, wie weit wir in solche Länder gehen. Beherrschend dabei ist immer der leidende Mensch, der Hilfe braucht, und inwieweit können wir sie dann auch geben, dass die Hilfe ihn wirklich erreicht.

 

Aachen ist ja auch ein bisschen die Hauptstadt der Missionswerke, wenn man das mal so sagen darf. Bei der Bayernreise hat der Papst ja schon einmal darauf hingewiesen, dass diese Mitte der kirchlichen Hilfe nicht aus den Augen verloren werden darf. Warum, glauben Sie, weist der Papst immer wieder darauf hin?

 

Das muss man natürlich den Papst selbst fragen, ich weiß es nicht aber ich kann mir vorstellen, dass hier Bischöfe aus den betreffenden Ländern kommen und jedem, dem sie nicht Hilfe gewähren können, weil sie nicht genügend Mittel haben, oder weil das Projekt nicht gut genug ausgearbeitet ist, ist natürlich enttäuscht und verärgert und erzählt dann vielleicht nicht ganz so gut von dem, was die Hilfswerke tun. Das muss man glaube ich wohl mit einrechnen und würdigen. Wir tun alles zusammen mit den Bischöfen in den Ländern, was nicht bischöflich genehmigt ist oder zumindest vorgestellt worden ist – das letztere gilt vor allem für Ländern, in denen kaum Katholiken sind – unser Werk Misereor ist ja für alle Menschen da und nicht nur für Katholiken. Vielleicht gibt’s auch manchmal Reibungen, oder dass bei Renovabis unsere unierten Kirchen in den östlichen Länder sagen, ihr gebt alles den Orthodoxen, wir kriegen nichts davon oder so. Das muss man aus den jeweiligen Situationen verstehen.

 

Ein anderes Thema, auf das er schon ganz am Anfang seiner Ansprache eingegangen ist, ist die Frage nach den Strukturen, nach den Veränderungen in den Strukturen. Das sind ja auch Dinge, die die Menschen vor Ort beschäftigen. Und er hat ja ganz klar gesagt, wesentlich sei nicht die Struktur, das dürfe nicht den Blick auf das wirklich Wesentliche nämlich den glauben verstellen. Wie sehen Sie das, sie sind ja auch in ihrer Diözese damit beschäftigt. Was glauben Sie, was ist da der Impuls für die deutsche Kirche?

 

Ich denke der Papst und die entsprechende Kongregation sieht sehr deutlich, dass wir heute bei weniger Priestern und bei weniger Sonntagskirchbesuchern darauf angewiesen sind, größere Einheiten zu haben. In unserem Bistum haben wir kaum noch eine Pfarrei, die ihren Pfarrer hat, sondern ein Pfarrer ist für mehrere Pfarreien zuständig und bedarf auch eines Teams pastoraler Mitarbeiter, sowohl hauptamtlicher, aber auch ehrenamtlicher Mitarbeiter, die ihm helfen, die ein Team bilden und die Seelsorge in einen größeren Raum wahrnehmen. Ich glaube, dass der papst das auch deutlich sieht. Aber der Kern, das höchste Gesetz in der Kirche ist das Heil der Seelen, darauf muss alles gerichtet sein, und gerichtet werden. Wir dürfen nicht Strukturen bauen um der Strukturen willen, sondern die Strukturen müssen Hilfsinstrumente für die Förderung des Glaubens sein.

 

Besonders hat er in diesem Zusammenhang auf die Rolle des Priesters hingewiesen, die dürfe nicht verwaschen werden und dies müsse mit der Rolle der Kirche übereinstimmen und die Anziehungskraft des Priesterberufs nicht mindern. Ist da eine Gefahr möglicherweise?

 

Ich denke schon, dass es bestimmte Gruppierungen unter den Laien gibt, die gern mitregieren wollen. Da kommt auch zum Teil eine Machtfrage rein, die es in der Kirche nicht geben dürfte. Die Sorge, die dahinter steht beim Papst und auch bei den römischen Behörden und bei uns, ist dass die sakramentale Struktur der Kirche verloren geht. Das also das besondere des priesterlichen Dienstes nicht mehr gesehen wird, sondern einfach sozusagen demokratisch „eingeebnet“ wird in das Ganze von Entscheidungsträgern bei der Kirche. Aber die Kirche ist eine sakramentale Heilsveranstaltung Jesu Christi, wenn ich mal das alte Wort gebrauchen darf. Von daher müssen die Kirche und ihre Strukturen gebaut werden. Und da hat der Priester als geweihte Person in einem geweihten Dienstamt seine besondere Funktion, die nicht von demokratischen Mehrheiten abhängt und abgeleitet werden kann, sondern direkt von der Weihe von Jesus Christus her kommt.

 

Noch einmal zur Frage der Strukturen, sie werden sich ja im nächsten Frühjahr in der Deutschen Bischofskonferenz damit beschäftigten, sagte uns letzte Woche Kardinal Lehmann. Die Entwicklungen gehen in den Diözesen ja zum Teil in verschiedene Richtungen. Was glauben Sie ist da wesentlich, um die ursprüngliche missionarische Kraft wiederzugewinnen, von der der Papst spricht?

 

Also ich glaube nicht, dass es so sehr auseinander geht. Aber man muss wohl sehen, dass ein Landbistum etwas anderes ist als ein Stadtbistum. Wir in Aachen sind eher ein Landbistum mit drei großen Städten, während Köln eher ein Stadtbistum ist: Das erfordert andere Strukturen. Von daher kommt die Verschiedenheit in die Überlegungen der Bistümer hinein. Ich halte das nicht für so schwierig, ich glaube schon, dass es gemeinsame Grundstrukturen gibt. Aber es ist ganz gut und wichtig, dass wir uns abstimmen, weil man vielleicht manches etwas harmonisieren kann, damit es nicht allzu weit auseinander geht.

 

Zum Thema Weitergabe des Glaubens und Familie und Ehe. Meine Frage: Bei diesem Besuch in Rom, sind da eigentlich auch Elemente besprochen worden, wie man das eigentlich auch umsetzen kann? Hat Ihnen Rom da etwas „mitgegeben“?

 

Also ich denke, dass Rom nicht der kompetente Partner ist zu raten, wie man das umsetzen kann. Was Rom sagen kann, ist wir haben da und da macht man das so. Gucken Sie mal nach, also diese Hinweisfunktion, wie es vielleicht gehen kann ist wichtig. Und ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass von den Strukturen bestimmte Fehlentwicklungen möglicherweise drinstecken, dass wir darüber gemeinsam nachdenken und darüber ins Gespräch kommen. Das ist glaube ich die Funktion, die die römischen Behörden haben. Und die wichtig für uns sind.

 

Können Sie ein Beispiel dafür nennen? Als Kirche in Deutschland steht uns da auch noch eine Aufgabe bevor zum Thema Ehe und Familie!

Wir haben eine Partnerschaft mit Kolumbien, wir haben die letzten vierzig Jahre zusammengearbeitet besonders in der Priesterbildung in den Priesterseminaren. Und das hat von einer Zahl von 600 Priesteramtskandidaten sowohl für Diözesanklerus wie Ordensleute zu einer Entwicklung geführt, sodass es heute fast 5000 sind. Die Kolumbianer haben mit großer Konsequenz daran festgehalten, dass Priesterausbildung für ihr Land die wichtigste Priorität hat. Und da glaube ich könnten wir ein Stück „abgucken“, um den Impuls, der sicherlich durch den Weltjugendtag auch gekommen ist, neu aufzugreifen und zu sehen, wie können wir bei den bisher sinkenden Zahlen wieder etwas mehr Ermutigung für junge Leute finden und weitergeben, dass mehr den Priester- und Ordensberuf auch ergreifen, neben all den anderen kirchlichen und pastoralen Diensten, die auch notwendig sind.

 

Es heißt ja immer, die Ökumene in Deutschland sei ein bisschen ins Socken geraten, die „Ökumene der Profile“ ist so ein Schlagwort. Der Papst sagt ja interessanterweise, es geht nicht so sehr um gemeinsame Papiere, sondern mit Blick auf das dem religiösen und kirchlichen Leben entfremdete gesellschaftliche Umfeld darum, gemeinsam Zeugnis zu geben von den wesentlichen Grundlagen der Gesellschaft. Wie sehen Sie das?

 

Ich denke, dass der Papst da einen wesentlichen Punkt nennt. Wir alle müssen mehr missionarische Kirche werden. Wir müssen das auch gemeinsam tun. Ich glaube auch, dass die theologischen ökumenischen Dialoge wichtig und unerlässlich sind, dass sie aber auch schwieriger werden. Sie müssen sich das vorstellen, je näher man kommt, umso mehr spürt man auch, dass man noch voneinander entfernt ist. Und das ist umso schmerzlicher je näher man sich kommt. Ich würde auch nie von Eiszeit sprechen in der wir in der Ökumene stehen sollen, sondern es ist eher der Sommer, wo die Dinge langsam vor sich hin reifen, es ist noch nicht die Zeit der Ernte. Sie wissen, dass im Dialog zwischen evangelischer und katholischer Kirche Fragen des Amtsverständnisses zurzeit virulent sind, natürlich manchmal auch etwas explosiv sind. Das gibt dann so einen Wettersturz wie eben oder es gibt die Eisheiligen in der Sommerzeit so würde ich das eher sehen. Wir sollten das tun, was wir gemeinsam tun können. Da erwarte ich mir von den geistlichen Gemeinschaften sehr viel, evangelische wie katholische, die aus dem Wort Gottes zu leben versuchen und so neue Zugangswege zueinander geben. Ich denke, dass 2004 in Stuttgart geschehen ist und was jetzt noch einmal anlaufen soll, dass das ein verheißungsvoller Zugang ist, der alte Fronten aufbrechen kann und auch so ein bisschen diesen Ökumenismus auf dem niedrigsten Nenner - „wir glauben alle an einen Herrgott und so…“ aufbrechen kann und so ernsthaft in die Mitte stellen kann. Ich glaube auch, dass manchmal das Ziel des Ökumenismus, die Einheit der Kirchen ein wenig aus dem Blick geraten ist. Es sind andere beim Weltrat der Kirchen andere Punkte in den Vordergrund getreten, die auch bedacht werden müssen, die aber dann bei den Baptisten, bei den Pfingstlern, bei den orthodoxen Kirchen zu Austritten geführt haben. Daran kann man sehen, dass da schwierige Bewegungen sind, dass wir neu die Mitte unseres Tuns wieder finden müssen.

 

Der Papst hat ja gesagt, dass die Bischöfe den neuen geistlichen Gemeinschaften mit Liebe entgegen sollen. Man hört ja immer so, dass sie es manchmal schwer haben die neuen geistlichen Gemeinschaften – auch mit den Bischöfen. Wie schätzen Sie das ein?

 

Ich sehe das für meine Person nicht so. Ich habe 2003 das Friedensgebet nach Aachen geholt, das die Gemeinschaft von Sant’Egidio jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt durchführt. Das war eine großartige Sache. Es ist mir ein wesentlicher Impuls, mein Vorgänger war bei der Fokolarbewegung tätig, Bischof Klaus Hemmerle. Auch von daher habe ich gute Impulse. Ich schätze „Jesus Charitas“, die Charles de Foucault-Bewegungen sehr, sie sind einfach eine große Bereicherung in der Pastoral. Aber das soll die alten Orden, die Dominikaner und Jesuiten und Franziskaner und was wir alles an Gemeinschaften haben nicht beiseite schieben. Auch sie sind wichtig, haben ihre Mission. Auch wenn sie kleiner und weniger werden, sind sie mir lieb und manchmal teuer.

 

Wie war eigentlich die Stimmung, haben Sie was unternommen gemeinsam?

 

Der zentrale Punkt ist der Besuch der Apostelgräber. Ich halte es für wichtig, dass wir eine Wallfahrt machen, dass das auch im Blick bleibt. Da kommt dann hinein der Besuch beim Papst, der uns wichtig ist. Ohne den Nachfolger Petri geht das katholisch nicht. Die Gespräche mit den Kongregationen und Räten waren so dicht, dass man gar nicht überall hinkommt, wo man eigentlich hin möchte, um einige Einzelfälle zu besprechen. Aber es waren brüderliche Gespräche, es war ein gutes Hinhören aufeinander. Das hat mir gut getan. Wir haben etwas unternommen, wir haben Manoppello besucht, ich habe mit einer kleinen Gruppe Sant’Egidio besucht, alte Freunde. Und so waren die Tage sehr schön gefüllt. Wir haben unsere Studenten im Germanicum und die Anima besucht. Das ist ein dichtes und schönes Programm. Noch einmal insgesamt: Es war eine entspannte Atmosphäre, so was könnte man gut im nächsten Jahr noch mal wieder machen, aber das muss dann nicht sein.

(rv 191106 mc)

 

Quelle: Radio Vatikan

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