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Christentum, Askese und Moral


Gabriele

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ME hat Paulus hier keineswegs Geringschätzung der Gaben Gottes gelehrt

 

Nein, Paulus nicht. Du hast das getan, indem Du ihn völlig missinterpretiert hast.

 

Um festzustellen, daß nichts wichtiger sein sollte als Christus, muss man nicht Asket werden, sondern Christ.

Lara hat oben ganz gut beschrieben, dass Askese nicht nur Bußübungen meint, sondern "Einübung ins christliche Leben" d.h. eine Lebensweise, die unserer Würde der Gotteskindschaft entspricht. Dass wir einerseits nach der Fülle der Liebe streben und andererseits das meiden, was diese Liebe behindert ist christliche Askese.
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Bevor man sich hier gegenseitig zerfleischt, sollte man den Begriff "Askese" zunächst mal klarer definieren. Unter "Askese" können nämlich zwei ziemlich unterschiedliche Haltungen verstanden werden.

 

1. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Griechischen und hatte die Bedeutung von "Training", bzw. "Übung". Askese in diesem Sinn wurde von Athleten und Soldaten gepflegt.

 

2. Heute bezeichnet man mit Askese eine religiös/philosophisch motivierte Enthaltsamkeit .

 

Die Frage, ob Askese für Christen notwendig ist, muss man daher im Grunde in zwei gesonderten Schritten beantworten.

 

1. Muss Christsein trainiert werden? Kann man Christsein einüben? Ich würde auf diese Fragen vorsichtig mit "nein" antworten. Christsein kann man nicht einüben, aber bestimmte Aspekte, die eine wesentliche Rolle spielen, kann man schon trainieren. Übertragen auf die Ursprungsbedeutung würde ich sagen: Soldat ist man oder man ist es nicht. Kraft, Ausdauer, Kampftechniken aber kann, bzw. muss man einüben.

 

2. Muss ein Christ enthaltsam leben? Wenn man unter Enthaltsamkeit versteht, dass man auf Dinge bzw. Handlungen verzichtet, die man an und für sich gerne konsumieren, bzw. tun würde, dann mag es vielleicht sinnvoll sein, zeitweise Askese zu praktizieren. Zeitweiliges Fasten kann den Wert der Dinge wieder ins Bewußtsein rücken und zu größerer Dankbarkeit führen. Dauernde Askese (Selbstkasteiung) aber halte ich für unchristlich. Auf bestimmte Dinge dauerhaft zu verzichten (z.B.: Reichtum), weil man im Glauben Wesentlicheres gefunden hat (z.B.: Liebe) ist aber keine Askese. Man verzichtet lediglich, wie Paulus, auf den "Kehricht", weil man Diamanten gefunden hat.

 

In beiden Fällen kann Askese den Heilwerdungsprozess zeitweise begleiten und fördern. Für sich gesehen ist Askese aber destruktiv. Sie steht im Widerspruch zur "Fülle des Lebens". Weder Training, noch Enthaltsamkeit sind Selbstzweck. Training für ein besseres Leben im Jenseits ist genauso Weltverachtend, wie Enthaltsamkeit, die für's Jenseits Punkte sammelt.

 

Liebe Grüße

Julis

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Bevor man sich hier gegenseitig zerfleischt, sollte man den Begriff "Askese" zunächst mal klarer definieren. Unter "Askese" können nämlich zwei ziemlich unterschiedliche Haltungen verstanden werden.
Unter Askese kann aber auch das Bemühen verstanden werden, um eines höher geschätzten Zieles/ Wertes auf weniger wichtige Werte zu verzichten. Auf der natürlichen Ebene wäre es so: Weil jemand nicht fettkugelrund und unbeweglich sondern lieber schlank, beweglich und gesund werden will verzichtet er auf gewisse Speisen - sowohl was deren Menge als auch Qualität betrifft. Auf der geistigen Ebene: Weil jemand seine Zeit und Energie sinnvoll einsetzen will, verzichtet er auf gewisse Aktivitäten, die zwar zeitfüllend aber in Bezug auf Gott und dass ewige Leben zeit- raubend sind.
1. Muss Christsein trainiert werden? Kann man Christsein einüben? Ich würde auf diese Fragen vorsichtig mit "nein" antworten. Christsein kann man nicht einüben, aber bestimmte Aspekte, die eine wesentliche Rolle spielen, kann man schon trainieren.
Zum Christ- sein gehört zuerst mal das JA zu Christus als Person und das Ja zu den Räten und Weisungen die Christus gibt. Hier geht es um Grundentscheidungen. Dass man auf dem geistlichen Weg "Übung" braucht, und es auch bei den Werken der Bamherzigkeit so ist, dass sie durch häufige Übung leichter werden: Ja. Es ist z.B. so, dass durch sogenannte geistliche Übungen ( Exerzitien) eine Art Training stattfindet, dass den christlichen Weg wieder konsequenter schreiten läßt. Insofern läßt sich eine gewisse Übung nicht vom christlichen Leben völlig trennen. Du hast natürlich insofern recht, als es nicht auf die Übungen an sich ankommt sondern darauf, dass diese Übungen auf Christus hin zielen.
Dauernde Askese (Selbstkasteiung) aber halte ich für unchristlich. Auf bestimmte Dinge dauerhaft zu verzichten (z.B.: Reichtum), weil man im Glauben Wesentlicheres gefunden hat (z.B.: Liebe) ist aber keine Askese. Man verzichtet lediglich, wie Paulus, auf den "Kehricht", weil man Diamanten gefunden hat.
Wenn du die Askese (Verzicht auf irdischen Reichtum, weil man geistlichen Reichtum gefunden hast, Verzicht auf Speisen, weil einem geistliche Speise wertvoller ist) nur als zeitweiligen Verzicht siehst. dann ist "Daueraskese" ja gar nicht möglich. Deine Aussage scheint mir daher widersprüch: "Dauernde Askese halte ich für unchristlich" <--> "Auf bestimmte Dinge dauerhaft zu verzichten ist aber keine Askese".
Für sich gesehen ist Askese aber destruktiv. Sie steht im Widerspruch zur "Fülle des Lebens". Weder Training, noch Enthaltsamkeit sind Selbstzweck. Training für ein besseres Leben im Jenseits ist genauso Weltverachtend, wie Enthaltsamkeit, die für's Jenseits Punkte sammelt.
Wenn wir Askese als Übung definieren, die einen höheren Zweck hat, dann kann nur falsche Askese destruktiv sein. Die rechte Askese führt zur Fülle des Leben- denn z.B. dauernde Sättigung in jedem Bereich führt zur Abstumpfung, während die zeitweilige Enthaltsamkeit zur Sensibilisierung führt und zur Fähigkeit, die Fülle besser wahr zu nehmen.
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Unter Askese kann aber auch das Bemühen verstanden werden, um eines höher geschätzten Zieles/ Wertes auf weniger wichtige Werte zu verzichten. Auf der natürlichen Ebene wäre es so: Weil jemand nicht fettkugelrund und unbeweglich sondern lieber schlank, beweglich und gesund werden will verzichtet er auf gewisse Speisen - sowohl was deren Menge als auch Qualität betrifft. Auf der geistigen Ebene: Weil jemand seine Zeit und Energie sinnvoll einsetzen will, verzichtet er auf gewisse Aktivitäten, die zwar zeitfüllend aber in Bezug auf Gott und dass ewige Leben zeit- raubend sind.

Und das darf man dann Askese nennen?

Ich hielt das bislang für ein effektives Zeitmanagement.

Aber gut, nennen wir es Askese.

 

Endlich kann ich mich auch asketisch nennen. <_<

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