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Die drei Zweige des Franziskanerordens


peterp

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Schönen guten Tag!

 

Nach bereits längerer Recherche über Google und auch Nutzung der Suchfunktion des Forums, ist es mir leider nicht gelungen konkrete Informationen darüber zu finden, worin sich die drei Zweige des Franziskanerordens (also Franziskaner, Kapuziner, Franziskaner Minoriten) eigntlich konkret voneinander unterscheiden.

 

Offenbar sind die Kapuziner etwas stärker kontemplativ ausgerichtet, aber insbesondere der Unterschied zwischen Franziskanern und Franziskaner Minoriten ist mir bislang weitgehend verborgen geblieben. Auf den Homepages der Orden ist jeweils nur zu lesen, dass sie sich am Ideal ihres Ordensgründers orientieren, aber leider nie, was die Minoriten in ihrer Tätigkeit bzw. in ihrem Ordensleben nun konkret von den Franziskanern "trennt".

 

Oder anders gefragt: Wenn jemand in eine der drei Ordensgemeinschaften eintreten will, nach welchen Kritereien sollte er sich entscheiden, was prädestiniert einen gerade zum Franziskaner bzw. zum Minoruten oder Kapuziner?

 

Auch für Literaturtipps zum Thema wäre ich dankbar.

 

LG, Peter

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Schönen guten Tag!

 

Nach bereits längerer Recherche über Google und auch Nutzung der Suchfunktion des Forums, ist es mir leider nicht gelungen konkrete Informationen darüber zu finden, worin sich die drei Zweige des Franziskanerordens (also Franziskaner, Kapuziner, Franziskaner Minoriten) eigntlich konkret voneinander unterscheiden.

 

Offenbar sind die Kapuziner etwas stärker kontemplativ ausgerichtet, aber insbesondere der Unterschied zwischen Franziskanern und Franziskaner Minoriten ist mir bislang weitgehend verborgen geblieben. Auf den Homepages der Orden ist jeweils nur zu lesen, dass sie sich am Ideal ihres Ordensgründers orientieren, aber leider nie, was die Minoriten in ihrer Tätigkeit bzw. in ihrem Ordensleben nun konkret von den Franziskanern "trennt".

 

Oder anders gefragt: Wenn jemand in eine der drei Ordensgemeinschaften eintreten will, nach welchen Kritereien sollte er sich entscheiden, was prädestiniert einen gerade zum Franziskaner bzw. zum Minoruten oder Kapuziner?

 

Auch für Literaturtipps zum Thema wäre ich dankbar.

 

LG, Peter

 

Um ehrlich zu sein: ich glaube, es gibt niemanden, der Deine Frage beantworten kann. Die drei Zweige des Franziskanerordens sind Resultat der langen Geschichte dieses Ordens und vertreten m.E. dasselbe.

Du kannst Dir letztlich die konkreten Klöster und Provinzen der Orden ansehen und wirst dann merken, wohin es Dich zieht,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Nach bereits längerer Recherche über Google und auch Nutzung der Suchfunktion des Forums, ist es mir leider nicht gelungen konkrete Informationen darüber zu finden, worin sich die drei Zweige des Franziskanerordens (also Franziskaner, Kapuziner, Franziskaner Minoriten) eigntlich konkret voneinander unterscheiden.

 

http://www.osterseiten.de/brauchtum/franziskaner/home.html

 

http://www.franziskaner-minoriten.de/index3.php?id=189

 

Die "Kapuziner" und "Franziskaner" sind jeweils eigenständige Ordensgemeinschaften, die sich im Lauf der Zeit gebildet haben. Zunächst gab es nur den einen Franziskus-Orden, doch die Brüder waren sich nicht immer einig und wollten verschiedene Akzente setzen. So gab es immer wieder Spaltungen und Vereinigungen. Heute gibt es neben einigen jüngeren Gemeinschaften der franziskanischen Richtung die drei großen Männerorden: Franziskaner, Kapuziner und Franziskaner-Minoriten

 

Das franziskanische Ideal wird von allen drei Orden vertreten - die strengere Observanz sind die Minoriten. Die Kapuziner liegen von der franziskanischen Strenge und dem Armutsideal in der Mitte.

bearbeitet von Mariamante
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Das franziskanische Ideal wird von allen drei Orden vertreten - die strengere Observanz sind die Minoriten. Die Kapuziner liegen von der franziskanischen Strenge und dem Armutsideal in der Mitte.

 

Oh nein, die Minoriten sind die, die in der Frage des Besitzes am großzügigsten, d.h. am wenigsten franziskanisch sind. Sie sind die ursprüngliche Linie des Ordens, die im Laufe des Mittelalters immer mehr klösterliche und klerikale Formen angenommen hat. Deshalb heißen sie auch "Konventuale" (offizielle Bezeichnung OFMconv), weil sie in großen Konventen, also praktisch Klöstern zusammenleben. Sie sehen ihre Aufgabe nicht so sehr im Dienst an den Armen, sondern in der Seelsorge und in der Theologie. Dabei haben sie einen starken marianischen Akzent (wohl in der Nachfolge des hl. Duns Scotus, bei Franziskus selber findet sich wenig konkretes zu Maria).

 

Die "Franziskaner" (offiziell OFM) sind eine von irgend einem Papst herbeigeführte Zusammenfassung der Verschiedenen Reformbewegungen, die sich dem ursprünglichen Armutsideal mehr verpflichtet gefühlt haben. (D.h. die Obeservanz gehört in diesen Ordenszweig)

 

Über die Kapuiziner weiß ich nicht so viel, sie sind aber auch eine Reformbewegung, die wohl durch ihre Größe und eigene Ausstrahlung als eigener Ordenszweig bestehen blieb.

 

Der Streit um das Armutsideal ist so alt wie der Orden selber, er begann schon zur Zeit des Franziskus. Franziskus hat dabei immer die strikte Linie vertreten. Theologie erlaubte er zwar, wollte sie aber auf keinen Fall zum Mittelpunkt des Ordenslebens machen. Er erwartete, dass die Brüder nicht sesshaft sind, und dass sie ihren Lebensunterhalt durch Handarbeit verdienen. Als er erfuhr, dass den Brüder in Bolgna ein Haus zum Zwecke des Studiums geschenkt worden war, wanderte er sofort dahin und verlangte, dass alle Brüder das Haus sofort verlassen sollten, und zwar auch die Kranken und Bettlägerigen. (Der Zeuge, der diese Begebenheit berichtet, schreibt, dass er selber einer der Kranken war, die das Haus verlassen mussten. Die Mischung aus persönlicher Empörung und Bewunderung für die Radikalität des Franziskus ist im Bericht noch deutlich zu spüren)

 

Das Problem liegt wohl darin, dass man die absolut radikale Armut so nicht ständig leben kann. Man kann sie nur immer wieder anstreben. Dann wird man alt, vielleicht krank; man hat unabwendbare Bedürfnisse zur Erhaltung des eigenen Lebens, z.B. nach ausreichendem Essen auch ohne Arbeit, nach einem trockenen und warmen Raum, usw.

Die nachfolgende Generation steigt dann auf diesem "Wohlstandslevel" ins Ordensleben ein und geht dann vielleicht noch ein Schrittchen weiter (Theologie ist ja schöner als Feldarbeit; wenn man ein Buch schreibt, erreicht man mehr Leute, als wenn man in einer Tagelöhnerkate predigt, usw.) Dann fehlen dem Bischof vielleicht ein paar Priester, und er hätte es gern, wenn die Brüder Pfarreien betreuen würden anstatt sich als Hilfsarbeiter krumm zu schuften...

 

Dazu kommt, dass "die Leute" ihren Franziskanern, gerade wenn diese überzeugende Christen waren, auch was Gutes tun wollten. Es ist schon schwierig, diese ja wohmeinenden Menschen immer und immer wieder vor den Kopf zu stoßen und die gutgemeinten Geschenke und Erbschaften zurückzuweisen.

 

In Deutschland leben also auch die eigentlich reformorientierten Franziskaner in festen Häusern, haben Einzelzimmer, oft Haushälterinnen, machen sich Gedanken um Renovierungskosten und Altersvorsorge; man kann es ihnen auch nicht verdenken. Die Lebenslange Konsequenz und Radikalität des hl. Franz bringt eben letzten Endes niemand auf (das kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung leider gut bestätigen, auch wenn bei mir als Laien und Drittordensmitglied der Fall noch etwas anders liegt).

 

Also: Reformbewegungen wird es in der franziskanischen Familie immer wieder geben müssen. Wieviel an franziskanischen Geist ein Bruder oder eine Schwester nun wirklich ins eigene Leben umzusetzen vermag, hängt ganz von der Einzelperson ab. Insofern ist es tatsächlich nicht so wichtig, in welchem Ordenszweig er oder sie seine Heimat gefunden hat. Weil die Ordenszweige das auch selber wissen, versuchen sie, enger zusammenzuarbeiten. In Deutschland geschieht das in der INFAG (der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft).

bearbeitet von Franziskaner
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Das franziskanische Ideal wird von allen drei Orden vertreten - die strengere Observanz sind die Minoriten. Die Kapuziner liegen von der franziskanischen Strenge und dem Armutsideal in der Mitte.

 

Oh nein, die Minoriten sind die, die in der Frage des Besitzes am großzügigsten, d.h. am wenigsten franziskanisch sind. Sie sind die ursprüngliche Linie des Ordens, die im Laufe des Mittelalters immer mehr klösterliche und klerikale Formen angenommen hat. Deshalb heißen sie auch "Konventuale" (offizielle Bezeichnung OFMconv), weil sie in großen Konventen, also praktisch Klöstern zusammenleben. Sie sehen ihre Aufgabe nicht so sehr im Dienst an den Armen, sondern in der Seelsorge und in der Theologie. Dabei haben sie einen starken marianischen Akzent (wohl in der Nachfolge des hl. Duns Scotus, bei Franziskus selber findet sich wenig konkretes zu Maria).

 

Die "Franziskaner" (offiziell OFM) sind eine von irgend einem Papst herbeigeführte Zusammenfassung der Verschiedenen Reformbewegungen, die sich dem ursprünglichen Armutsideal mehr verpflichtet gefühlt haben. (D.h. die Obeservanz gehört in diesen Ordenszweig)

 

Über die Kapuiziner weiß ich nicht so viel, sie sind aber auch eine Reformbewegung, die wohl durch ihre Größe und eigene Ausstrahlung als eigener Ordenszweig bestehen blieb.

 

Der Streit um das Armutsideal ist so alt wie der Orden selber, er begann schon zur Zeit des Franziskus. Franziskus hat dabei immer die strikte Linie vertreten. Theologie erlaubte er zwar, wollte sie aber auf keinen Fall zum Mittelpunkt des Ordenslebens machen. Er erwartete, dass die Brüder nicht sesshaft sind, und dass sie ihren Lebensunterhalt durch Handarbeit verdienen. Als er erfuhr, dass den Brüder in Bolgna ein Haus zum Zwecke des Studiums geschenkt worden war, wanderte er sofort dahin und verlangte, dass alle Brüder das Haus sofort verlassen sollten, und zwar auch die Kranken und Bettlägerigen. (Der Zeuge, der diese Begebenheit berichtet, schreibt, dass er selber einer der Kranken war, die das Haus verlassen mussten. Die Mischung aus persönlicher Empörung und Bewunderung für die Radikalität des Franziskus ist im Bericht noch deutlich zu spüren)

 

Das Problem liegt wohl darin, dass man die absolut radikale Armut so nicht ständig leben kann. Man kann sie nur immer wieder anstreben. Dann wird man alt, vielleicht krank; man hat unabwendbare Bedürfnisse zur Erhaltung des eigenen Lebens, z.B. nach ausreichendem Essen auch ohne Arbeit, nach einem trockenen und warmen Raum, usw.

Die nachfolgende Generation steigt dann auf diesem "Wohlstandslevel" ins Ordensleben ein und geht dann vielleicht noch ein Schrittchen weiter (Theologie ist ja schöner als Feldarbeit; wenn man ein Buch schreibt, erreicht man mehr Leute, als wenn man in einer Tagelöhnerkate predigt, usw.) Dann fehlen dem Bischof vielleicht ein paar Priester, und er hätte es gern, wenn die Brüder Pfarreien betreuen würden anstatt sich als Hilfsarbeiter krumm zu schuften...

 

Dazu kommt, dass "die Leute" ihren Franziskanern, gerade wenn diese überzeugende Christen waren, auch was Gutes tun wollten. Es ist schon schwierig, diese ja wohmeinenden Menschen immer und immer wieder vor den Kopf zu stoßen und die gutgemeinten Geschenke und Erbschaften zurückzuweisen.

 

In Deutschland leben also auch die eigentlich reformorientierten Franziskaner in festen Häusern, haben Einzelzimmer, oft Haushälterinnen, machen sich Gedanken um Renovierungskosten und Altersvorsorge; man kann es ihnen auch nicht verdenken. Die Lebenslange Konsequenz und Radikalität des hl. Franz bringt eben letzten Endes niemand auf (das kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung leider gut bestätigen, auch wenn bei mir als Laien und Drittordensmitglied der Fall noch etwas anders liegt).

 

Also: Reformbewegungen wird es in der franziskanischen Familie immer wieder geben müssen. Wieviel an franziskanischen Geist ein Bruder oder eine Schwester nun wirklich ins eigene Leben umzusetzen vermag, hängt ganz von der Einzelperson ab. Insofern ist es tatsächlich nicht so wichtig, in welchem Ordenszweig er oder sie seine Heimat gefunden hat. Weil die Ordenszweige das auch selber wissen, versuchen sie, enger zusammenzuarbeiten. In Deutschland geschieht das in der INFAG (der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft).

 

 

Danke für den ausführlichen Beitrag! Es satellt sich aus meiner Sicht auch die Frage, ob sich der Armutsbegriff (zumindest in unseren Breitengraden) in den letzten Jahrzehnten nicht radikal gewandelt hat. Und zwar weg von der materiellen Armut und viel stärker hin zu einer geiszlichen Armut, die nicht weniger schlimme (wenn nicht gar schlimmere) Auswirkungen zeitigt. Dass auch materielle Armut nach wie vor existiert, soll damit nicht geleugnet (oder beschönigt) werden.

 

In diesem Sinne würde ich meinen, dass Seelsorge auch ein Dienst and en Armen ist. Auch wenn Franziskus (und auch Jesus selbst) Armut sicherlich v.a. auf den Besitz bezogen verstanden haben. Aber nachdem das Ziel von Franziskus das radikale Leben nach dem Evangelium war und das Evangelium zu allen Zeiten "vergegenwärtigt" wurde (und werden musste), sehe ich kein Problem darin, wenn sich auch die "Bettelorden" am vergegenwärtigten Evangelium orientieren - ohne natürlich die zentralen Botschaften zu verwässern.

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Hallo Peter,

 

die geistliche Armut in der Gesellschaft gibt es ja nicht erst in unserer Zeit. Genau mit Deiner Argumentation wurde die Konzentration auf die Seelsorge ja auch schon im Mittelalter begründet. Ich will die guten Dinge, die da passieren, auch gar nicht abwerten.

 

Das Problem ist aber, dass das rein spirituelle Armutsverständnis sehr schnell oberflächlich wird, da es ja keine sichtberen Konsequenzen hat. Es geht ja bei der Franziskanischen Armut zunächst einmal nicht um Sozialarbeit. Es geht eben nicht darum, den Armen zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Das Leben bei den Armen beinhaltet das prophetische Zeugnis: auch hier, ja, gerade hier, ist Gott! Das ist ein Zeugnis, dass zunächst einmal den Ausgegrenzten zu einem neuen Selbstwertgefühl verhilft, aber auch auf die ganze Gesellschaft ausstrahlt und zu einer Umkehrung der Werte führt.

 

Für die unfreiwillig Obdachlosen wäre es sicherlich ein beeindruckendes seelsorgerisches Zeichen, wenn der Franziskanerpater nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte mit ihnen verbringen würde. Feste Wohnungen gibt es auch in den Plattenbausiedlungen und Sozialwohnungsvierteln unserer Städte. Den Leuten, die da gezwungenermaßen Leben, verkündet ein dort angesiedelter kleiner Konvent sicherlich besser die frohe Botschaft, als ein traditionsreiches, ehrwürdiges und schön verziertes Kloster, zu dem sie in die besten Lagen der Innenstädte fahren müssen (wo eben im Mittelalter die Armen gelebt haben).

 

Alle diese Überlegungen und Ansätze gibt es ja gelegentlich auch in Deutschland. Und ich habe in gewisser Weise natürlich gut reden, weil ich durch meine Aufgabe, die Familie zu versorgen, einen gewissen bürgerlichen Mindeststandard guten Gewissens freiwillig gar nicht unterschreiten kann, ohne meinen Kindern Unrecht zu tun.

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Hallo Peter,

 

die geistliche Armut in der Gesellschaft gibt es ja nicht erst in unserer Zeit. Genau mit Deiner Argumentation wurde die Konzentration auf die Seelsorge ja auch schon im Mittelalter begründet. Ich will die guten Dinge, die da passieren, auch gar nicht abwerten.

 

Das Problem ist aber, dass das rein spirituelle Armutsverständnis sehr schnell oberflächlich wird, da es ja keine sichtberen Konsequenzen hat. Es geht ja bei der Franziskanischen Armut zunächst einmal nicht um Sozialarbeit. Es geht eben nicht darum, den Armen zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Das Leben bei den Armen beinhaltet das prophetische Zeugnis: auch hier, ja, gerade hier, ist Gott! Das ist ein Zeugnis, dass zunächst einmal den Ausgegrenzten zu einem neuen Selbstwertgefühl verhilft, aber auch auf die ganze Gesellschaft ausstrahlt und zu einer Umkehrung der Werte führt.

Für die unfreiwillig Obdachlosen wäre es sicherlich ein beeindruckendes seelsorgerisches Zeichen, wenn der Franziskanerpater nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte mit ihnen verbringen würde. Feste Wohnungen gibt es auch in den Plattenbausiedlungen und Sozialwohnungsvierteln unserer Städte. Den Leuten, die da gezwungenermaßen Leben, verkündet ein dort angesiedelter kleiner Konvent sicherlich besser die frohe Botschaft, als ein traditionsreiches, ehrwürdiges und schön verziertes Kloster, zu dem sie in die besten Lagen der Innenstädte fahren müssen (wo eben im Mittelalter die Armen gelebt haben).

 

Alle diese Überlegungen und Ansätze gibt es ja gelegentlich auch in Deutschland. Und ich habe in gewisser Weise natürlich gut reden, weil ich durch meine Aufgabe, die Familie zu versorgen, einen gewissen bürgerlichen Mindeststandard guten Gewissens freiwillig gar nicht unterschreiten kann, ohne meinen Kindern Unrecht zu tun.

 

Ich sehe, was du meinst, aber ich wollte aber kein rein spirituelles Armutsverständnis propagieren, sondern nur zum Ausdruck bringen, dass die wirklich existenzgefährdende Armut in Europa im vergangenen Jahrhundert doch deutlich zurückgegangen und einer umso stärkeren geistlichen Armut gewichen ist.

Grundsätzlich bringt das Armusideal bringt meiner Meinung nach besonders drei Aspekte zum Ausdruck (wobei der erste die beiden anderen in gewisser Weise beinhaltet):

 

1) Nachfolge Christi (radikales Gottvertrauen, vgl. Mt 6,19-34)

2) Solidarität mit den (materiell) Armen

3) Verzicht auf privaten Besitz macht frei und fördert das geistliche Wachstum

 

Daher glaube ich, dass einerseits das franziskanische Armutsideal selbstverständlich weiterhin seine Berechtigung hat. Und zwar sowohl im Sinne der Besitzlosigkeit des einzelnen Bruders, als auch möglichst großer Sparsamkeit der Gemeinschaft insgesamt (du hast das Beispiel mit dem ärmlichen Stadtkonvent genannt).

Andererseits muss man, so glaube ich, aber auch sehen, dass sich die gesellschaftlichen Herausforderungen - wie bereits ausgeführt - insbesondere in unseren Breitengraden gegenüber dem Mittelalter (aber auch schon im Vergleich zum 19. Jh.) doch deutlich verändert haben. Und die Orden tragen diesen Veränderungen ja auch schon längst Rechnung, indem sie sich (es wird wohl für alle franziskanischen Zweige gelten) eben stärker der Seelsorge widmen, weil hier der Bedarf einfach enorm gestiegen ist (auch wenn die Menschen oft selbst gar nicht so recht wissen, was ihnen eigentlich fehlt).

 

Im Übrigen glaube ich, dass der Verzicht auf persönlichen Besitz gerade heute schon allein deshalb von großem Wert ist, weil dadurch ein alternatives Lebenskonzept (mit einem anderen Fundament) gelebt wird, dass in krassem Gegensatz zu der existierenden konsumgeilen Gesellschaft steht (und funktioniert).

 

Vielleicht noch ein Gedanke: Es stellt sich nämlich auch die Frage, wie man seelsorgliche Arbeit eigentlich definiert. Im Grunde sollte jeder christliche Dienst am Nächsten (auch der an den materiell Armen) zu aller erst aus Liebe erfolgen. Und ist das so, ist das für viele wohl die wertvollere Gabe als die materielle Hilfeleistung (die natürlich auch wichtig ist).

Ob man jetzt Odachlose als Beispiel nennt, oder die Vielen, die in unseren Pfegeheimen dahinsiechen - ich wüsste nicht, wo (z.B.) ein Franziskanerpater wertvollere Dienste leisten könnte, allein indem er diesen Menschen Zeit und Anteilnahme schenkt (klingt pathetisch, ist aber so).

In diesem Sinne lässt sich auch das Verständnis von Armut in materieller und spiritueller Hinsicht nicht eindeutig unterscheiden, denn letztlich geht es ja um Zuwendung und die brauchen sowohl die (wiederum materiell betrachtet) Reichen als auch die Armen.

 

LG, Peter

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dass die wirklich existenzgefährdende Armut in Europa im vergangenen Jahrhundert doch deutlich zurückgegangen
kommt wieder, jetzt, und ist auch schon da.
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hi, schaue mal z.b da rein

http://www.franziskaner.de/

Wie werde ich Ordensschwester\Dritter Orden.htm

Religöses\Wie werde ich Ordensschwester\Franziskaner OFM.htm

http://www.kath.ch/infag/Erster.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Franziskaner_(OFM)

 

http://www.franziskaner.de/familie.php

 

 

die letzte seite finde ich noch am besten.

also da meine Tochter Franziskusschwester werden möchte habe ich mich damit stark ausseinander gesetzt.

 

erster orden : Franzeskaner,Kapuziner&Minoriten

zweiter Orden :Klarissen& Kapuzinerinin

dritter Regulierter Orden: Franziskusbrüder/Schwestern´Evangelische Terianer, Alglikanische Franziskaner

zum schluß die Franzikanische gemeinschaft die nachj den Regeln des Franzikusleben wollen und so wie ich weiß da auch Verheiratete mit machen so wie bei der Schönstattbewegung.

der unterschied von Franzikaner(innnen) und Franziskusbrüder/sSchwestern liegt laut meiner auskumfpt darin das die Fransizkaner(innnen) konsavativerund die anderen weltoffener sind. dies kann ich persönlich nur bestättigen, kenne beide Seiten

war selber 4 Jahre bei Franziskannerinnen in der Schule diese waren sagen wir mal steif und unnahbar. Meine Tochter war bei den Franziskusschwestern in der Ausbildung und diese waren und sind echt locker und menschlich sehr nahe einfach nur lieb.

Pace e Bene

Nani

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Evangelische Franziskaner Tertiaren

 

 

Dieser evangelische Dritte Orden hat seine Krise offensichtlich überwunden. Nachdem der bisherige "Geistliche Leiter" abberufen worden ist, hat jetzt erfreulicherweise wieder Pfarrer i.R. Friedhelm Martin Bürgener die Leitung übernommen.

 

In Berlin ist eine Ortsgruppe im Aufbau.

 

http://www.hochkirchliche-vereinigung.de/EFT.htm

bearbeitet von gouvernante
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