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Debatte um neuen Erzbischof in Warschau


Gabriele

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Nach dem Fall Wielgus: Rauere Zeiten für den Vatikan – Die Gegner der Kirche formieren sich

 

Eine „sonderbare Allianz“

 

Trägt der Vatikan eine Mitschuld an der verpatzten Bischofsbestellung in der polnischen Hauptstadt? Und ist nun womöglich der Papst selber beschädigt, dem sich Wielgus eigenen Angaben zufolge anvertraut hatte – auch was seine vergangenen Kontakte zu den polnischen Geheimdiensten anging?

 

Es gibt, die einflussreichen Kräfte in der internationalen Medienszene, die – auch komplizierte – Vorgänge nicht erläutern wollen, sondern diese nutzen, um der Kirche und vor allem ihrer „Zentrale“ in Rom zu schaden. Es scheint, dass die „Schonfrist“ für den deutschen Theologen-Papst abgelaufen ist.

 

Eins ist nach dem ganzen Schlamassel klar geworden:

 

@1 Der Vatikan darf nicht mehr blauäugig den Ortskirchen vertrauen, sondern muss sie muss denen genauer auf die Finger schauen.

 

@2 Es rächt sich jetzt die verschleppte Vergangenheitsbewältigung der nachkommunistischen Ära von JPII. Der am wenigsten dafür kann, bekommt jetzt die Prügel der Presse eingesteckt.

 

@3 Vielleicht wäre es hilfreich ein Zentralarchiv einzurichten um alle Priester auf ihre Vergangenheit zu überprüfen. Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Man siebt nicht nur IM aus, sondern auch diejenigen, die ein Problem mit Messdienern haben.

Zu 1: Nach allem was ich mitbekommen habe, wäre Wielgus gar nicht erst ernannt worden, wenn der Vatikan etwas mehr auf die Ortskirche gehört hätte.

 

Werner

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Franciscus non papa

klar, intriganten und wühlmäuse gibts in jedem verein.

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12/01/2007 19.51.38

 

Polen: Kirche überpüft Akte aller Bischöfe

 

 

Die katholische Kirche Polens reagiert auf die Geheimdienst-Verstrickungen des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus mit einer Überprüfung aller Bischöfe. Jeder Bischof solle das Institut für das Nationale Gedächtnis (IPN), das die Unterlagen der kommunistischen Geheimdienste verwahrt, um eine Überprüfung bitten, beschloss die Bischofskonferenz heute einstimmig bei einer Sondersitzung in Warschau. Zudem sollen in allen 44 Diözesen lokale kirchliche Untersuchungskommissionen eingerichtet werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik. Bisher hatte es nur in sieben Diözesen entsprechende Einrichtungen gegeben.

In einem Interview verteidigte der Vatikanbotschafter in Polen seine Rolle bei der Ernennung von Wielgus. Dabei habe es keine Verfahrensfehler gegeben, Wielgus selbst habe seine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst schlicht verheimlicht, sagte Erzbischof Jozef Kowalczyk.

Der Episkopatsvorsitzende Michalik betonte, "die Kirche fürchtet keine Wahrheit, die Wahrheit verteidigt die Kirche". Er selbst habe bereits die von der Kirche eingerichtete Historische Kommission darum gebeten, seine «Akte» im IPN zu überprüfen. Nun müsse die Versöhnungsarbeit intensiviert werden. Am Sonntag wollten sich die Bischöfe mit einem entsprechenden Hirtenbrief an alle Katholiken des Landes wenden.

(kna 12.01.07 gs)

(Quelle: Radio Vatikan)

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12/01/2007 19.51.38

 

Polen: Kirche überpüft Akte aller Bischöfe

 

 

Die katholische Kirche Polens reagiert auf die Geheimdienst-Verstrickungen des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus mit einer Überprüfung aller Bischöfe. Jeder Bischof solle das Institut für das Nationale Gedächtnis (IPN), das die Unterlagen der kommunistischen Geheimdienste verwahrt, um eine Überprüfung bitten, beschloss die Bischofskonferenz heute einstimmig bei einer Sondersitzung in Warschau. Zudem sollen in allen 44 Diözesen lokale kirchliche Untersuchungskommissionen eingerichtet werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik. Bisher hatte es nur in sieben Diözesen entsprechende Einrichtungen gegeben.

In einem Interview verteidigte der Vatikanbotschafter in Polen seine Rolle bei der Ernennung von Wielgus. Dabei habe es keine Verfahrensfehler gegeben, Wielgus selbst habe seine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst schlicht verheimlicht, sagte Erzbischof Jozef Kowalczyk.

Der Episkopatsvorsitzende Michalik betonte, "die Kirche fürchtet keine Wahrheit, die Wahrheit verteidigt die Kirche". Er selbst habe bereits die von der Kirche eingerichtete Historische Kommission darum gebeten, seine «Akte» im IPN zu überprüfen. Nun müsse die Versöhnungsarbeit intensiviert werden. Am Sonntag wollten sich die Bischöfe mit einem entsprechenden Hirtenbrief an alle Katholiken des Landes wenden.

(kna 12.01.07 gs)

(Quelle: Radio Vatikan)

 

Hervorragender Fortschritt.

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13/01/2007 14.39.48

 

Polen: Presse, „Bischöfe zur Durchleuchtung“

 

 

Die polnische Bischofskonferenz hat entschieden alle Bischöfe des Landes zu überprüfen, ob sie mit dem kommunistischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben. Die Akten sollen dem Vatikan weitergeleitet werden. Nun soll jeder der 133 Bischöfe die für die Stasi-Akten verantwortliche Behörde bitten, die eigene Vergangenheit zu überprüfen. Außerdem wird es in allen polnischen Diözesen Untersuchungskommissionen der Kirche geben. Aus Warschau berichtet unser Korrespondent Daniel Kaiser.

 

"Biskupi do Lustracji" – „Bischöfe zur Durchleuchtung!“ So titeln heute die polnischen Zeitungen. Die Entscheidung der Bischofskonferenz ist ein Befreiungsschlag. Mit dem Vorstoß reagiert die Kirche darauf, dass es in den Medien fast täglich neue Enthüllungsberichte über vermeintliche Stasi-Spitzel in der Kirche gab. So hatte beispielsweise die Tageszeitung "Dziennik" geschrieben, dass mindestens zwölf Bischöfe dem Geheimdienst zugearbeitet haben.

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen nicht veröffentlicht werden.

Die Akten wandern in den Vatikan. Dort werden sie noch einmal analysiert und bewertet. Sollte sich herausstellen, dass Bischöfe tatsächlich mit dem Geheimdienst SB (Sluzba Bezpieczenstwa)zusammengearbeitet haben, dann müsse der Vatikan entscheiden, ob die Betroffenen im Amt bleiben können oder nicht. Nach Ansicht der polnischen Kirche gibt es in Polen kein Gericht, das qualifiziert sei, über einen Bischof zu urteilen.

Die Stasi-Debatte hatte am vergangenen Sonntag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der neue Erzbischof von Warschau, Stanislaw Wielgus, war am Tag seiner offiziellen Einführung wegen der Spitzelvorwürfe zurückgetreten. Der dramatische Zeitpunkt - in letzter Sekunde - sei kein Zufall, meint der frühere polnische Präsident Lech Walesa.

Er hält die ganze Affäre für einen Rachefeldzug der Kommunisten.

Der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" sagte Walesa, die Attacken auf Stansilaw Wielgus und die Kirche sollten nur dazu dienen, die Situation in Polen zu destabilisieren.

(rv 13.1.07 mg)

 

Quelle: Radio Vatikan

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13/01/2007 14.04.22

 

Vatikan: Bertone zufrieden mit polnischem Beschluss

 

 

Der Vatikan ist über das Vorgehen der polnischen Bischofskonferenz nach dem Fall „Wielgus“ zufrieden. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sagte gegenüber Radio Vatikan, dass die Überprüfungskommission eine wichtige Aufgabe habe.

„Ich bin zufrieden. Die Kommunikation ist ein wichtiges Element. Denn das Defizit der Kommunikation ist nämlich in allen Bereichen gefährlich und macht es unmöglich, gute Beschlüsse zu fassen. Das gilt insbesondere für Beschlüsse, die sich auf die Wahrhaftigkeit von Dokumenten beziehen. Ich möchte das ganz bewusst betonen, nicht nur für Geistliche, sondern für alle, die in diesem Fall involviert sind. Also um Menschen, die in der Vergangenheit mit Organisationen zusammengearbeitet haben, die mit einem Regime zu tun hatten. Es ist dabei ganz wichtig, dass man mit den historischen Dokumenten alles klar ersehen kann, was wahr und was falsch ist. Es ist nicht fair, wenn jemand falsche Dokumente benützt, um Menschen zu schaden und ins schlechte Licht zu rücken.

Ich bin also sehr dankbar, wenn dieses Screening für alle Funktionäre von Parteien und öffentlichen Behörden gemacht wird. Das habe ich auch der entsprechenden Regierung gesagt. Das ist ein wichtiger Schritt in Polen und in allen Ländern Osteuropas.“

 

Durch ein eigenes Untersuchungssystem der Kirche soll künftig vermieden werden, dass Gläubige und Amtsbrüder aus den Medien über die Geheimdienstvergangenheit von Priestern erfahren.

 

„Es ist unglaublich, dass die Dokumente und die Dossiers so einfach für Journalisten einsehbar sind und umgekehrt schwer zugänglich sind für diejenigen, die diese Akten einsehen sollten. Was die Nominierung eines neuen Erzbischofs von Warschau betrifft, so kann ich noch nicht sagen, wann entschieden wird. Ich bete aber für diese Angelegenheit und zusammen mit Papst Benedikt und unseren Mitarbeitern überlegen wir, wie wir vorgehen sollen. Wir werden sehen.“

 

(rv 13.1.07 mg)

 

Quelle: Radio Vatikan

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12/01/2007 19.51.38

 

Polen: Kirche überpüft Akte aller Bischöfe

 

 

Die katholische Kirche Polens reagiert auf die Geheimdienst-Verstrickungen des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus mit einer Überprüfung aller Bischöfe. Jeder Bischof solle das Institut für das Nationale Gedächtnis (IPN), das die Unterlagen der kommunistischen Geheimdienste verwahrt, um eine Überprüfung bitten, beschloss die Bischofskonferenz heute einstimmig bei einer Sondersitzung in Warschau. Zudem sollen in allen 44 Diözesen lokale kirchliche Untersuchungskommissionen eingerichtet werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik. Bisher hatte es nur in sieben Diözesen entsprechende Einrichtungen gegeben.

In einem Interview verteidigte der Vatikanbotschafter in Polen seine Rolle bei der Ernennung von Wielgus. Dabei habe es keine Verfahrensfehler gegeben, Wielgus selbst habe seine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst schlicht verheimlicht, sagte Erzbischof Jozef Kowalczyk.

Der Episkopatsvorsitzende Michalik betonte, "die Kirche fürchtet keine Wahrheit, die Wahrheit verteidigt die Kirche". Er selbst habe bereits die von der Kirche eingerichtete Historische Kommission darum gebeten, seine «Akte» im IPN zu überprüfen. Nun müsse die Versöhnungsarbeit intensiviert werden. Am Sonntag wollten sich die Bischöfe mit einem entsprechenden Hirtenbrief an alle Katholiken des Landes wenden.

(kna 12.01.07 gs)

(Quelle: Radio Vatikan)

Inwieweit erfolgte eigentlich in Deutschland eine Aufarbeitung der möglichen Stasivergangenheit von Bischöfen, Priestern, ... ?

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Inwieweit erfolgte eigentlich in Deutschland eine Aufarbeitung der möglichen Stasivergangenheit von Bischöfen, Priestern, ... ?

Im Bistum Dresden–Meißen haben wir beispielsweise 386 Anträge auf Einzelüberprüfung gestellt. Bei 371 Mitarbeitern wurde keinerlei Belastung festgestellt, zu 15 Personen gab es eine Akte. Darunter waren zwei, die von ihrem Bischof mit der Führung dieser Gesräche beauftragt waren und über jedes geführte Gespräch ihm schriftlich berichtet haben. Zwölf der IM wurden von Stasi- Mitarbeitern aufgesucht und in Gespräche verwickelt. Der Stasi- Mitarbeiter schrieb nachher selbst einen Bericht über das Gespräch für seine Vorgesetzten. Nur ein einziger IM hat eine Verpflichtung zum Schweigen und zur Zusammenarbeit mit dem MfS unterschrieben und gelegentlich selbst Berichte verfasst. Dass es in der katholischen Kirche klare Regeln für den Umgang mit der Stasi gab, hat sich ganz offensichtlich bewährt. (aus einem Interview mit Prälat Dieter Grande seinerzeit im Tag des Herrn)

 

Die Bistümer wurden ziemlich bald durchleuchtet, es gab einige reißerische Berichte, z.B. vom berüchtigten Heribert Schwan vom WDR, die sich weitgehend als haltlos erwiesen. Trotzdem gab es einige Fälle, in denen Priester, die erpreßbar waren, zusammengearbeitet haben, sowie einige Eitelkeiten sich wichtig vorkommender Priester. Insgesamt hatte sich die Preysing'sche Vorgabe, sich nach jedem Kontakt mit der Gestapo dem Bischof gegenüber zu dekonspirieren, die unter den Kommunisten erneuert und bis 1989 durchgehalten wurde, aber weitgehend bewährt.

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Inwieweit erfolgte eigentlich in Deutschland eine Aufarbeitung der möglichen Stasivergangenheit von Bischöfen, Priestern, ... ?

Im Bistum Dresden–Meißen haben wir beispielsweise 386 Anträge auf Einzelüberprüfung gestellt. Bei 371 Mitarbeitern wurde keinerlei Belastung festgestellt, zu 15 Personen gab es eine Akte. Darunter waren zwei, die von ihrem Bischof mit der Führung dieser Gesräche beauftragt waren und über jedes geführte Gespräch ihm schriftlich berichtet haben. Zwölf der IM wurden von Stasi- Mitarbeitern aufgesucht und in Gespräche verwickelt. Der Stasi- Mitarbeiter schrieb nachher selbst einen Bericht über das Gespräch für seine Vorgesetzten. Nur ein einziger IM hat eine Verpflichtung zum Schweigen und zur Zusammenarbeit mit dem MfS unterschrieben und gelegentlich selbst Berichte verfasst. Dass es in der katholischen Kirche klare Regeln für den Umgang mit der Stasi gab, hat sich ganz offensichtlich bewährt. (aus einem Interview mit Prälat Dieter Grande seinerzeit im Tag des Herrn)

 

Die Bistümer wurden ziemlich bald durchleuchtet, es gab einige reißerische Berichte, z.B. vom berüchtigten Heribert Schwan vom WDR, die sich weitgehend als haltlos erwiesen. Trotzdem gab es einige Fälle, in denen Priester, die erpreßbar waren, zusammengearbeitet haben, sowie einige Eitelkeiten sich wichtig vorkommender Priester. Insgesamt hatte sich die Preysing'sche Vorgabe, sich nach jedem Kontakt mit der Gestapo dem Bischof gegenüber zu dekonspirieren, die unter den Kommunisten erneuert und bis 1989 durchgehalten wurde, aber weitgehend bewährt.

 

Bei den 12 IM klingt mir das aber recht eingefädelt. Man schreibt halt den Bericht nicht selbst, aber liefert die entsprechenden Infos.

Wurden auch Angestellte in den Gemeinden überprüft? Sekretärinnen sind zB ja auch immer eine gute Infoquelle. Weiß jemand wie es in anderen Bistümern aussah? Weiß jemand was dann mit den entsprechenden IMs passiert ist? Man hat davon ja so gut wie nichts gehört, aber das gehört ja eigentlich zur Aufarbeitung dazu. Ich weiß nur von einem Pfarrer, der dann aber schon vor der Wende in den Westen gegangen ist.

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Bei den 12 IM klingt mir das aber recht eingefädelt. Man schreibt halt den Bericht nicht selbst, aber liefert die entsprechenden Infos.

Wurden auch Angestellte in den Gemeinden überprüft? Sekretärinnen sind zB ja auch immer eine gute Infoquelle. Weiß jemand wie es in anderen Bistümern aussah? Weiß jemand was dann mit den entsprechenden IMs passiert ist? Man hat davon ja so gut wie nichts gehört, aber das gehört ja eigentlich zur Aufarbeitung dazu. Ich weiß nur von einem Pfarrer, der dann aber schon vor der Wende in den Westen gegangen ist.

Bei den 12 kann man vom sogenannten "Abschöpfen" ausgehen. Nicht immer wird sich der Mitarbeiter als Stasi zu erkennen gegeben haben. In den Berichten steht oftmals allerhand banales Zeug, teilweise wurden von den Stasi-Mitarbeitern sogar in der Kirchenzeitung veröffentlichte Sachen als Ermittlungserfolge verkauft. Wo Leute zu weit gegangen sind, wurde differenziert geschaut, was sie der Stasi ausgeplaudert haben. Ein Grenzfall in Berlin hat dazu geführt, daß der Priester, in den 60ern Studentenpfarrer, etwas früher in den Ruhestand geschickt wurde. Allein die Veröffentlichung des Falls dürfte in diesem minder schweren Fall Strafe genug gewesen sein, zumal er nachweislich niemandem schaden konnte sondern nur allgemeine Infos lieferte. Das Thema Sekretärinnen existierte nur nebenbei, in Großpfarreien und in den Ordinariaten, die meisten Pfarreien im Osten hatten keine Sekretärinnen. Wie genau man hier hingeschaut hat, weiß ich nicht. Da die meisten Dinge aber über Forschung und Journaille gingen, steht zu vermuten, daß man die gesamten Pfarreien unter die Lupe genommen hat.

 

Daß man so gut wie nichts davon gehört hat, stimmt so nicht. Im Gegenteil, Grande und seine Aufarbeitungskommission waren eine Zeit lang sehr präsent, es gab jede Menge Publikationen in Zeitungen, auch in Buchform. Die Geschichte ist aber schon vor über 10 Jahren abgeschlossen worden und deshalb nicht mehr so gegenwärtig. Die Polen haben da scheinbar einiges nachzuholen.

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Weißt Du welche Bücher das sind? Ich finde das Thema interessant.

 

Ich hoffe, daß die Aufarbeitungskommissionen damals gründlich gearbeitet haben, denn sowas wie in Polen muß nicht unbedingt sein.

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Nach dem Fall Wielgus: Rauere Zeiten für den Vatikan – Die Gegner der Kirche formieren sich

 

Eine „sonderbare Allianz“

 

Trägt der Vatikan eine Mitschuld an der verpatzten Bischofsbestellung in der polnischen Hauptstadt? Und ist nun womöglich der Papst selber beschädigt, dem sich Wielgus eigenen Angaben zufolge anvertraut hatte – auch was seine vergangenen Kontakte zu den polnischen Geheimdiensten anging?

 

Es gibt, die einflussreichen Kräfte in der internationalen Medienszene, die – auch komplizierte – Vorgänge nicht erläutern wollen, sondern diese nutzen, um der Kirche und vor allem ihrer „Zentrale“ in Rom zu schaden. Es scheint, dass die „Schonfrist“ für den deutschen Theologen-Papst abgelaufen ist.

 

Eins ist nach dem ganzen Schlamassel klar geworden:

 

@1 Der Vatikan darf nicht mehr blauäugig den Ortskirchen vertrauen, sondern muss sie muss denen genauer auf die Finger schauen.

 

@2 Es rächt sich jetzt die verschleppte Vergangenheitsbewältigung der nachkommunistischen Ära von JPII. Der am wenigsten dafür kann, bekommt jetzt die Prügel der Presse eingesteckt.

 

@3 Vielleicht wäre es hilfreich ein Zentralarchiv einzurichten um alle Priester auf ihre Vergangenheit zu überprüfen. Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Man siebt nicht nur IM aus, sondern auch diejenigen, die ein Problem mit Messdienern haben.

Zu 1: Nach allem was ich mitbekommen habe, wäre Wielgus gar nicht erst ernannt worden, wenn der Vatikan etwas mehr auf die Ortskirche gehört hätte.

 

Werner

 

Ich denke, der Vatikan hat die Lage in Polen falsch eingeschätzt. Die polnische Kirche hat sich immer als gesellschaftliches Gegengewicht zum kommunistischen Staat verstanden, das auch politisch agierte, dass letztendlich wesentlichen Anteil an der Beseitigung des kommunistischen Systems hatte. Das hat, wenig überraschend, nicht perfekt funktioniert. Der Staat wollte Einfluss nehmen und hat auch Leute gefunden, über die dies möglich zu sein schien.

Scheinbar ist dieses Kapitel aber noch nicht in Polen aufgearbeitet. Und die Ortskirche wusste das.

 

Das Verfahren der Bischofsernennungen an sich beruht darauf, vor Ort Informationen über Kandidaten zu sammeln und das nicht nur im Falle der Vakanz, sondern in regelmäßigen Abständen. Insofern braucht es keinen Geheimdienst, der alle Priester filzt, vielmehr braucht es ein politisches Händchen.

In Polen wird jetzt ins Feld geführt, das diese Ernennung unter Johannes Paul II. nicht zu stande gekommen wäre. Allerdings hat auch dieser Papst mit manchen Ernennungen nicht nur die Ortskirchen gegen sich aufgebracht sondern auch im Nachhinein Fehler bereinigen müssen.

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In Polen wird jetzt ins Feld geführt, das diese Ernennung unter Johannes Paul II. nicht zu stande gekommen wäre.

Ich glaube eher, unter JPII wäre der Rücktritt nicht zustande gekommen.

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Weißt Du welche Bücher das sind? Ich finde das Thema interessant.

 

Ich hoffe, daß die Aufarbeitungskommissionen damals gründlich gearbeitet haben, denn sowas wie in Polen muß nicht unbedingt sein.

Kirche im Visier ist die Zusammenfassung der Arbeit der damaligen Kommission.

 

Interessant sind auch die Dokumentensammlungen von Gerhard Lange und Ursula Pruss, "An der Nahtstelle der Systeme" und "Katholische Kirche-Sozialistischer Staat DDR", beide aber wohl nur noch antiquarisch zu haben. Mehr Literaturhinweise auf der Homepage des Diözesanarchivs Berlin.

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18/01/2007 18.53.18

 

 

Im Kreuzfeuer: Der Fall Wielgus und seine Folgen

 

 

 

Es ist viel Porzellan zerbrochen in den vergangenen Wochen, vor allem wohl Vertrauen enttäuscht. Hier eine Zusammenfassung des Falls Wielgus aus unserer Sendung "Kreuzfeuer" von Birgit Pottler.

 

 

"Das Verhalten von Monsignore Wielgus in Jahren des kommunistischen Regimes in Polen hat sein Ansehen schwer beschädigt, auch bei den Gläubigen." So Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Tag des Rücktritts des Warschauer Erzbischofs. Die polnische Kirche ist aufgewacht und mit ihr das ganze Land. Erstens weil wohl nirgends in Europa Kirche oder zumindest Glauben und Gesellschaft so eng miteinander verwoben sind. Zweitens weil der Streit um Wielgus’ Geheimdiensttätigkeit gezeigt hat, wie jung die Demokratie noch ist, wie brüchig die Unabhängigkeit einer frei agierenden Kirche. Die kommunistische Vergangenheit ist nicht aufgearbeitet.

Es ist ein Moment großen Leids, hatte Lombardi erklärt: "Deshalb scheint, trotz seiner demütigen und bewegenden Bitte um Vergebung, der Verzicht auf den Stuhl von Warschau und dessen schnelle Annahme seitens des Heiligen Vaters die angemessene Lösung zu sein um auf die Desorientierung zu reagieren, die in der Nation um sich gegriffen hat."

Stanislaw Wielgus war am 7. Januar zurückgetreten, zwei Tage nachdem er sein Amt als Erzbischof von Warschau angetreten hatte. Die Katholiken sprechen inzwischen vom "Schwarzen Sonntag“.

 

 

In die öffentliche Kritik geraten: der Nuntius in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk. Er hätte seine Arbeit nicht richtig gemacht, den Vatikan nicht gut genug informiert. Kowalczyk selbst verteidigt sein Vorgehen, sagt, Verfahrensfehler habe es keine gegeben, er selbst wusste schlicht nichts. Wielgus habe von Geheimdienstkontakten gesprochen, aber nichts davon, dass er einer Spitzeltätigkeit zugestimmt hätte. Deswegen sei Wielgus auch nicht in erster Linie zurückgetreten, so Kowalczyk. Schuld sei der Druck, unter dem er gestanden habe. "Man muss daran erinnern, dass man - symbolisch gesprochen - mit einem Satz einen Menschen töten kann. Das kann man später auch nicht mehr rückgängig machen. Was nun die Lage von Monsignore Wielgus angeht: Er hat die Erzdiözese zurückgegeben, weil sein Name beschmutzt worden war. In dieser Situation kann man weder den Dienst in einer Pfarrei noch in der Erzdiözese akzeptieren. Monsignore Wielgus hat das erkannt und gesagt: Ich trete zurück."

 

 

Das gleiche sagte der Primas von Polen, Kardinal Jozef Glemp. Der Vorgänger und gleichzeitig Interimsnachfolger hatte Wielgus schon am Tag des Rücktritts verteidigt. Die geplante Messe zu dessen feierlichen Amtseinführung war schnell in einen Dankgottesdienst für Kardinal Glemps Verdienste umgewandelt worden. In der Predigt wetterte dieser gegen die "Pressehetze". "Heute hat man über Wielgus gerichtet. Aber was ist das für ein Gericht? Nur auf Grundlage von Gerüchten und Indizien, die zum x-ten mal aufgewärmt wurden. So ein Gericht wollen wir nicht!"

Es gab Applaus für Glemp, es gab Tumulte auf der Straße, es gab Proteste und Bravo-Rufe. Auf einer eigens eingerichteten Internetseite dankten polnische Gläubige dem Papst via E-Mail für die so wörtlich "schnelle und entschiedene Lösung der Krise“ der polnischen Kirche. Die Initiative soll vom Klub der katholischen Intelligenz Warschaus ausgehen. Andere Laienorganisationen hatten sich angeschlossen. Anders der Rundfunksender "Radio Maryja“, dessen Kontroll- und Beratungsgremium Wielgus angehört und der in Polen seit Monaten für Unruhe sorgt. "Radio Maryja“ hatte einen Solidaritätsaufruf gestartet.

 

 

Wielgus beteuert, er habe niemandem geschadet. Doch der Fall Wielgus zieht Kreise und hat Folgen, nicht nur, weil vatikanische wie örtliche Kirchenbehörden nun die Schuldzuweisungen hin und her schieben. Vatikansprecher Lombardi hatte betont, "dass der Fall von Monsignore Wielgus nicht der erste ist und wahrscheinlich nicht der letzte sein wird, in dem Persönlichkeiten der Kirche auf Grundlage der Geheimdienstunterlagen des früheren Regimes angeklagt werden. Es handelt sich um endloses Material, und man darf bei der Auswertung und daraus zu ziehenden glaubwürdigen Schlussfolgerungen nicht vergessen, dass es von Funktionären eines diktatorischen und erpresserischen Regimes angefertigt wurde."

 

Nuntius Jozef Kowalczyk:

"Die Bewertung des gesammelten Materials, das hier und dort existiert, ist Ansichtssache. Diese Auswertung muss von Experten gemacht werden, die alle Techniken kennen, mit denen man Dokumente herstellt, von Experten, die alle Techniken kennen, mit denen Geheimdienstmaterial gesammelt wird. Dann erst kann man über einen Menschen urteilen."

 

 

Entsprechend handeln die polnischen Bischöfe: Jeder der 133 Oberhirten soll das Institut für das Nationale Gedächtnis (IPN), das die Unterlagen der kommunistischen Geheimdienste verwahrt, um eine Überprüfung bitten, beschloss die Bischofskonferenz am 12. Januar einstimmig bei einer Sondersitzung in Warschau. Zudem sollen in allen 44 Diözesen lokale kirchliche Untersuchungskommissionen eingerichtet werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik. Bisher hatte es nur in sieben Diözesen entsprechende Einrichtungen gegeben. "Die Kirche fürchtet keine Wahrheit, die Wahrheit verteidigt die Kirche", betonte Michalik. Er selbst habe bereits die von der Kirche eingerichtete Historische Kommission darum gebeten, seine "Akte" im IPN zu überprüfen.

 

 

Die polnischen Medien applaudierten. Daniel Kaiser berichtet aus Warschau:

"Biskupi do Lustracji" – "Bischöfe zur Durchleuchtung!“ Die Entscheidung der Bischofskonferenz ist ein Befreiungsschlag. Mit dem Vorstoß reagiert die Kirche darauf, dass es in den Medien fast täglich neue Enthüllungsberichte über vermeintliche Stasi-Spitzel in der Kirche gab. So hatte beispielsweise die Tageszeitung "Dziennik" geschrieben, dass mindestens zwölf Bischöfe dem Geheimdienst zugearbeitet haben.

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen nicht veröffentlicht werden.

Die Akten wandern in den Vatikan. Dort werden sie noch einmal analysiert und bewertet. Sollte sich herausstellen, dass Bischöfe tatsächlich mit dem Geheimdienst SB (Sluzba Bezpieczenstwa)zusammengearbeitet haben, dann müsse der Vatikan entscheiden, ob die Betroffenen im Amt bleiben können oder nicht. Nach Ansicht der polnischen Kirche gibt es in Polen kein Gericht, das qualifiziert sei, über einen Bischof zu urteilen.

 

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zeigte sich indes zufrieden mit der Entscheidung des polnischen Episkopats. Er erklärte nach der Sondersitzung der Bischöfe: "Kommunikation ist notwendig. Ein Kommunikationsdefizit ist immer gefährlich und schädlich. Es macht es unmöglich, gereifte und begründete Beschlüsse zu fassen, verwehrt es vor allem, zwischen Wahrheit und Fälschung bei diesen so genannten Dokumenten zu entscheiden. Ich möchte betonen, wie wichtig das für alle ist, nicht nur für die Geistlichen, sondern für alle, die in der Vergangenheit mit jeder Art von Regime zusammengearbeitet haben."

Man müsse ganz genau aufarbeiten und unterscheiden können, "was wahr ist und was erfunden, was gefälscht ist und auf Strategien zur Destabilisierung hinweist".

Es sei schlicht nicht fair, falsche Dokumente zu benutzen, um Menschen zu schaden und ins schlechte Licht zu rücken. Doch ein Verfahren für Kirchenmänner reicht dem zweiten Mann im Vatikan nicht aus. Er fordert genaue Untersuchungen auch im staatlichen Bereich.

"Ich wäre zufrieden, - das habe ich auch den zuständigen Behörden gesagt - wenn alle Funktionäre untersucht würden, nicht nur von Parteien, sondern auch von öffentlichen Behörden und Funktionäre, die politisch eine Rolle spielen - in der polnischen Gesellschaft und auch in den anderen Ländern Osteuropas."

Bemerkung der Beobachterin: Nur so kann die öffentliche Hand in Polen auch den inzwischen mehrmals aufgetauchten Vorwurf eines Rachefeldzugs gegen die katholische Kirche widerlegen.

 

Beobachter sprechen seit Wochen von zwölf, inzwischen gar von 15 Bischöfen, die dem Geheimdienst aktiv zugearbeitet haben sollen. Nach Schätzungen von Primas Glemp haben 15 Prozent mit den Kommunisten gemeinsame Sache gemacht. Auch wenn er Wielgus jetzt verteidigte, zum Jahrestag der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen und der Verhaftung der Solidarnosc-Führer vor wenigen Wochen sagte Glemp: "Die Durchleuchtung, ist schon jetzt sehr schwierig. Wenn wir nicht den ganzen Mechanismus aufdecken, den sich damalige Machthaber zu nutze gemacht haben, um die Intelligenz des Landes zu manipulieren, dann wird man das nicht verstehen, was da passiert ist."

Insgesamt wird es wohl schwierig sein, in der Hierarchie der polnischen Kirche jemanden zu finden, der niemals wenigstens kontaktiert oder umgekehrt eben vom Regime beobachtet worden war. Die Kirche in Polen wäre sonst kaum so einflussreich in Polens Gesellschaft gewesen. Absolute Kontrolle war der Preis, den der Kommunismus ihr abverlangte.

 

 

Das wusste auch Johannes Paul II. aus seiner eigener Vergangenheit. Stefan Kempis fasst zusammen:

Er kannte seine polnische Kirche. Er hatte, zur Zeit des kommunistischen Regimes, den besten Platz dazu: den zweiten nämlich. Hinter dem greisen, übermächtigen Bekenner-Kardinal von Warschau, Stephan Wyszynski, konnte sich Karol Wojtyla als Kardinal von Krakau zurückhalten und beobachten. Der Geheimdienst wusste offenbar nicht so genau, was von ihm zu halten war: War er ein eher verschrobener Philosoph? Vielleicht völlig unpolitisch? "Sie haben`s auch bei mir versucht“, wird Wojtyla später einmal erzählen. "Sie haben mich vorgeladen, aber ich bin ihren Fragen ausgewichen.“ Dass andere – auch Kirchenleute – sich bereitwilliger auf einen faustischen Pakt mit den Stasi-Herren einließen, wird ihm nicht entgangen sein.

1978: Das Regime versucht nach neuesten Erkenntnissen in einer Undercover-Operation, Wojtyla von einer möglichen Nachfolge Wyszynskis in Warschau fernzuhalten. Aber es rechnet nicht mit der Möglichkeit B: einer Wahl Wojtylas zum Papst. Wenige Monate vergehen, schon besucht Polens plötzlich größter Sohn seine kommunistische Heimat. Und feiert eine Massen-Messe mitten im Herzen von Warschau.

"Und ich rufe: Ich, Sohn der polnischen Erde und zugleich ich, Johannes Paul II, Papst, ich rufe aus der Tiefe dieses Jahrtausends, ich rufe am Vorabend des Pfingstfestes, komm herab Heiliger Geist! Komm, und erneuere das Antlitz der Erde, das Antlitz dieser Erde. Amen."

Wenige Tage später, in Krakau, wird Johannes Paul II. noch deutlicher. "Man muss den Mut haben, in eine Richtung zu gehen, in die bis her noch niemand gegangen ist. Ohne diesen Mut können Völker und Systeme in diesen Zeiten weder einander näher kommen, noch kann man den Frieden herstellen."

Die Marschrichtung für die polnische Kirche ist klar: Neue Wege gehen, Mut zum Bekenntnis. Nicht zurückweichen. Kirchenintern fährt der Papst gleichzeitig aber keinen harten Kurs; sein Einfluss auf Polens Kirche ist eher ideell als konkret – vielleicht, weil der große Wyszynski sich nicht so einfach aus der Ferne steuern lässt. Dass Johannes Paul davon wusste, dass auch Kirchenleute mit dem Regime zusammenarbeiteten, steht fest. Womöglich dachte er auch an seine schuldig gewordenen Amtsbrüder in der Heimat, als er zum Heiligen Jahr 2000 ein großes Schuldbekenntnis für Kirchenleute ablegte. "Wir tragen die Last der Irrtümer und die Schuld derer, die uns vorausgegangen sind. Die Verfehlungen der Vergangenheit anerkennen, dient dazu, unser Gewissen aufzuwecken angesichts der falschen Kompromisse der Gegenwart. Wir vergeben und bitten um Vergebung. Trotz aller Heiligkeit in der Kirche, kann sie doch auch die Untreue gegenüber dem Evangelium nicht leugnen, die gewisse unserer Brüder im Verlauf der vergangenen tausend Jahre begangen haben."

Die letzte seiner vielen Reisen nach Polen stellt Papst Wojtyla unter das Motto: Göttliche Barmherzigkeit. Das lege er, so sagt er es bei der letzten Messe in Krakau, vor allem seinen Amtsbrüdern ans Herz, sagt er. Das ist im August 2002. Drei Jahre vor dem Tod des Papstes – und viereinhalb Jahre vor dem Fall Wielgus.

 

Barmherzigkeit hatte Johannes Paul seinen Polen ans Herz gelegt. In diesem Sinn spricht der Gnesener Erzbischof Henryk Muszynski. Der gilt als einer der profiliertesten Kirchenmänner Polens und sagte nach Wielgus’ Fall, er wolle nicht verteidigen, was nicht zu verteidigen sei. Meint wohl das lange Schweigen. "Aber wenn jemand seine Schuld anerkennt, sollte man ihm im Sinne des Evangeliums die Hand reichen.“ Der langjährige Papstsekretär und jetziger Oberhirte von Krakau, Stansilaw Dziwisz, sprach von einem "Jugendirrtum“.

 

Wie um den Aktendeckel fürs erste zu Schließen, wurde am Sonntag nach der Sondersitzung der Bischöfe ein Hirtenbrief in allen Gottesdiensten verlesen. Von dramatischen Ereignissen, ist darin die Rede, von Schmerz, sichtbar gewordenen Spaltungen zwischen den Gläubigen. Die Bischöfe danken dem Papst für seine "väterliche Hilfe“. Die Entscheidung von Mitbruder Wielgus nehmen sie "mit Respekt“ entgegen, er habe über Jahre treu für das Wohl der Kirche gewirkt. Die "dunkle Vergangenheit“ des totalitären Regimes sei noch immer spürbar. Doch die Kirche habe keine Angst vor der Wahrheit, denn nur sie mache frei. Auch Bischöfe und Priester bedürften der Vergebung, daher rufen die Oberhirten den gesamten Klerus zu einem besonderen Bußtag am Aschermittwoch auf, bei dem für die Fehler und Schwächen um Vergebung gebetet werden soll. Die Politiker, so die Bischöfe weiter, sollten dafür sorgen, dass verantwortungsvoll mit den Akten umgegangen wird, ohne Rechte und Würde der Menschen zu verletzten.

 

 

Der Fall Wielgus wird wohl frühestens gelöst, wenn ein neuer Erzbischof in Warschaus Kathedrale eingezogen ist. Wann das der Fall ist, wagt auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone noch nicht zu sagen. Das wisse allein Gott. Er bete und denke nach - gemeinsam mit dem Papst und den Mitarbeitern. Dann wird man sehen.

 

 

Der Danziger Bischof Tadeusz Goclowski ist davon überzeugt, dass Polens Kirche auch diese Krise überstehen wird:

"Wir haben schon früher viel durchgemacht. Es war damals auch ein sehr schwieriger Moment, als Primas Wyszynksi im Gefängnis saß. Wir dachten damals, alles würde zusammenbrechen. Sogar die Bischöfe wackelten in ihrer Beziehung zum Primas. Aber die Kirche hat auch das überstanden."

 

(rv 18.01.07 bp)

 

Quelle: Radio Vatikan

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Ich denke, der Vatikan hat die Lage in Polen falsch eingeschätzt. (...)

Jo. Das ist seit einiger Zeit die Hauptaktivität des Vatikans. Nicht nur in Polen. ...

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Radio Vatikan meldet:

 

 

 

03/03/2007 12.04.59

 

 

Polen: Neuer Erzbischof für Warschau

 

 

Warschau hat einen neuen Erzbischof. Papst Benedikt XVI. ernannte Kazimierz Nycz zum Nachfolger des zurückgetretenen Stanislaw Wielgus. Nycz ist seit Juni 2004 Bischof von Koszalin-Kolobrzeg (Köslin-Kolberg) und war zuvor Weihbischof in Krakau. Als Oberhirte in Polens Hauptstadt muss sich der 57-Jährige nun der schmerzhaften Geschichte des polnischen Klerus stellen. War sein Vorgänger doch am Tag der Amtseinführung wegen Spitzelvorwürfen zurückgetreten. Nycz will nichts vertuschen:

"Von Anfang an war ich überzeugt, dass man sich der Vergangenheit stellen muss: meiner eigenen genauso wie der, der Priester oder der ganzen Kirche. Dieser Vergangenheit müssen wir uns - trotz allem - nicht schämen. Die Tatsache, dass im Zeitalter des kommunistischen Terrors, der Kontrollen durch die Staatspolizei und der mannigfachen Zerstörung der Menschen Priester mit der Kollaboration begonnen haben, oder sie hingenommen haben, ändert daran nichts. Dem Kampf zu widerstehen erforderte Heldenmut. Diese Priester haben aus Schwäche oder Orientierungslosigkeit heraus gehandelt."

Der neue Warschauer Erzbischof gilt als pastoraler Mann, der weiß, auf die Notwendigkeiten einzugehen. Von übereilten Entscheidungen hält er auch in Sachen Geheimdienstvorwürfen nichts:

"Die Aufdeckung durch Medienberichte war keine Lösung des Problems und wird es auch in Zukunft nicht sein. Für mich heißt Aufdeckung schlicht die Reinigung der Kirche entsprechend der Erklärung der Bischofskonferenz. Oder auch eine gute Beichte, in der alles Unrecht wieder gut gemacht wird; entsprechend dem Maß, in dem es geschehen ist - wenn es denn geschehen ist. Man darf nicht überstürzt handeln. Man muss die Grundaufgabe der Kirche fortführen: das Evangelium verkünden, die Menschen durch die Sakramente heiligen und Liebe üben. Sonst nichts…"

Nycz sei einer der vielen Priester, die dem Druck des Staatssicherheitsdienstes nicht nachgegeben hätten. Das schreibt Tadeusz Isakowicz-Zaleski in seinem jetzt erschienenen Buch "Priester angesichts der Geheimpolizei".

 

 

Nycz wurde am 1. Februar 1950 in Stara Wies in der Erzdiözese Krakau geboren, 1973 wurde er in Krakau zum Priester geweiht. Seine theologische Dissertation behandelt ein Thema aus dem Bereich der Katechetik. 1988 wurde er zum Weihbischof für Krakau ernannt. Damals wählte er als Motto: "Ex hominibus, pro hominibus" (Aus den Menschen, für die Menschen). Kardinal Franciszek Macharski weihte ihn am 4. Juni 1988 in der Wawel-Kathedrale zum Bischof. Am 9. Juni 2004 ernannte Johannes Paul II. Nycz zum Diözesanbischof von Koszalin-Kolobrzeg.

In der Polnischen Bischofskonferenz ist Nycz seit November 1999 Vorsitzender der Erziehungskommission; seit Dezember 2004 gehört er dem Ständigen Rat der Polnischen Bischofskonferenz an.

 

 

(rv / kathpress 030307 bp/mc)

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10/03/2007 14.39.54

Polen: Schlichte Amtseinführung für Nycz

 

 

Der neue Erzbischof von Warschau, Kazimierz Nycz, wird am Palmsonntag offiziell sein Amt übernehmen. Auf eine feierliche Amtseinführung verzichtet Nycz, vielmehr wird der Akt in den Gottesdienst zum Weltjugendtag in der Warschauer Kathedrale integriert. Das Bischofsamt sei vor allem ein Dienst, das wolle er schon am Anfang seiner Tätigkeit in Warschau zeigen, erklärte Nycz.

(kathpress 10.03.2007 sp)

 

Quelle: Radio Vatikan

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10/03/2007 14.39.54

Polen: Schlichte Amtseinführung für Nycz

 

 

Der neue Erzbischof von Warschau, Kazimierz Nycz, wird am Palmsonntag offiziell sein Amt übernehmen. Auf eine feierliche Amtseinführung verzichtet Nycz, vielmehr wird der Akt in den Gottesdienst zum Weltjugendtag in der Warschauer Kathedrale integriert. Das Bischofsamt sei vor allem ein Dienst, das wolle er schon am Anfang seiner Tätigkeit in Warschau zeigen, erklärte Nycz.

(kathpress 10.03.2007 sp)

 

Quelle: Radio Vatikan

 

Imponierende Haltung und Einstellung! <_<

bearbeitet von wolfgang E.
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