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Eragon und die agnostischen Elfen


Flo77

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Natürlich doch. Schon mal gehört, dass sich die Elfen ändern? Die sind konservativ wie die Kirche.

Aber Eragon ist sich nicht mehr so sicher. Ein Zwergengott (Gunthera) erscheint persönlich. Trugbild? Magie? Paolini lässt es erst einmal offen. Nach einem Attentat kümmert sich Eragon um die Witwe eines gefallenen Zwerges und ist schwer beeindruckt von deren Frömmigkeit. Und während eines späteren Drachenritts probiert er es sogar selbst mal mit dem Beten.

 

Viel interessanter aber als solche Details finde ich, dass sich die Quadrologie (oder wie nennt man das?) immer mehr zu einem philosophischen und theologischen Werk entwickelt. Und die ganzen religiösen Fragen entspringen nicht aus dem Nichts oder aus alten Überlieferungen, sondern aus dem lebendigen Erleben und Nachdenken Eragons.

Dagegen kommt ein Hellgrind-Blutritus (*schauder*) als abschreckendes Beispiel nicht an. Eragons Gedanken kreisen immer wieder um die Frage nach unserer Existenz, nach dem Sinn unseres Tuns, nach der Erlaubtheit von Macht und Taten, die andere in Mitleidenschaft ziehen.

 

Sollte Eragon sich im letzten Band doch noch für eine Religion entscheiden, muss sich Flo erhängen und Du musst täglich drei Rosenkränze vor einer Padre-Pio-Statue absolvieren. (Bitte beides nicht unbedingt wörtlich nehmen! Höchstens Zweiteres)

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Übrigens: Auch Elfen ändern sich. Meint zumindest ihre Meisterschmiedin. Aber sie ist nicht zufrieden damit. Früher waren die Elfen lebendiger. Jetzt ist alles so erstarrt.

 

Kein Wunder. Alte Agnostiker aber auch! Wahrscheinlich (steht nicht im Buch) hatten sie früher auch eine anständige Religion. Aber mit zunehmender Intellektualisierung hielt man das wohl nicht mehr für nötig.

 

Dieser These widerspricht allerdings, dass die Drachen auch keine Religion kennen. Allerdings scheinen mir die Drachen mit großer Selbstverständlichkeit einer Art Selbstverehrung zu frönen. Saphira hat niemals religiöse Fragen. Und die ethischen sind schnell entschieden. Die Natur gibt ihr die Lust auf Fleisch, also jagt sie sich welches. Fertig. Schließlich ist ja auch das Gefressenwerden ein Teil der natürlichen Ordnung.

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Sollte Eragon sich im letzten Band doch noch für eine Religion entscheiden, muss sich Flo erhängen und Du musst täglich drei Rosenkränze vor einer Padre-Pio-Statue absolvieren. (Bitte beides nicht unbedingt wörtlich nehmen! Höchstens Zweiteres)
Wieso sollte ich eine Todsünde begehen, weil Eragon sich einer Religion anschließt???

 

Und was treibt Dich dazu mir Folter anzudrohen?

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Übrigens hätte man den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, denn wie hätte man überzeugend darstellen können, inwiefern etwa Elben der Erlösung bedürften oder Orks erlöst werden könnten. Grüße, KAM

 

Elrond zu Frodo:

Die Macht meines Volkes ist groß und die Dauer unseres Lebens, mein kleiner Freund, liegt weit außerhalb dessen, was ein Auenländer, und sei er noch so weit gereist, vorstellen kann. Ich sah die Berge, vor denen du hier stehst wachsen, und ohne den Willen der Elben wächst in Bruchtal kein Baum.

Doch du siehst, kleiner Hobbit, wie begrenzt meine Macht und Dauer ist. Sauron hat sich erhoben. Und Groß und Klein sucht nach Schutz vor dem Schatten, der sich über Mittelerde legt. Verletzlich sind die Hobbits, verletzlich sind die Zwerge, der Angst und dem Tod verfallen. Und auch wir Elben teilen das Los der Sterblichen, auch wenn unsere Lebensspanne die Eure weit übersteigt.

Selbst in den alten Zeiten unserer größten Macht können wir nur erschaudernd unsere schlanken Hälse beugen vor dem, der unsere Wege bestimmt. Er, dessen Zeitspanne ohne Anfang und ohne Ende währt, lächelt über jeder Erhabenheit, die wir gegenüber den Sterblichen empfinden. Denn größer, als unsere Erhabenheit über euch ist seine Erhabenheit über uns.

 

Faramir hat einen Ork gefangen.

"Ich hasse dich," zischte der Ork und Geifer troff von seinen schwarzen Lefzen. Faramir zog eine Augenbraue in die Höhe und wirkte belustigt.

"Was du nicht sagst, elender, stinkender Ork!", gab er spöttisch zurück. "Was bedeutet schon, dass du mich hasst. Du hasst mich, du hasst Gondor, du hasst die Elfen. Um von Dir geliebt zu werden, muss man eine Missgeburt sein, wie deinesgleichen oder wie Sauron. Bis in den tiefsten Sumpf muss man hinabsteigen, um sich deiner Gunst zu erfreuen."

Der Ork grinste ihn zahnfletschend an.

"Sinke so tief, wie du willst, ewig werde ich dich hassen. Dich und die Zwerge und die Elfen und meinesgleichen. Der Hass ist mein Los. Der Hass ist das Los aller Orks.

Und da du mich nun töten wirst, kann ich dir verraten: Auch Sauron hasse ich. Denn er hat das Los aller Orks bestimmt, als er unsere eigene Natur verdrehte und zerstörte. Elfen waren meine Vorfahren. Doch alles Licht der Elfen presste er aus ihnen heraus, folterte sie, kehrte ihr Innerstes nach außen."

Faramir starrte den Ork an und hob sein Schwert, bis die messerscharfe Schneide direkt unter dem Kinn des Orks zur Ruhe kam.

"Töte mich, Mensch! Dann hat mein Hass ein Ende. Erst, wenn mein Kadaver verfault, werde ich an dem Frieden er Erde teilhaben. Töte mich! Worauf wartest denn du?"

"Einen anderen Frieden, als den Frieden verrotteter Erde kannst du dir nicht vorstellen?"

"Es gibt keinen Frieden, als den Frieden, wenn der letzte Wurm, der sich an meinem Kadaver gelabt hat, selbst verrottet ist."

Faramir stieß zu, der Ork stieß aus seiner aufgeschlitzten Kehle ein letztes gurgelndes Röcheln von sich, während in seinen Augen ein triumphierendes Grinsen aufblitzte, dass es Faramir eiskalt den Rücken hinunterlief. Hatte er dem Ork geholfen? Oder hatte auch er nur getan, wozu das Schicksal ihn zwang? Verwirrt fragte er sich, ob es nicht auch für Orks eine Hoffnung gab, die mehr Frieden zu schenken vermag, als den Frieden verrottender Leichen.

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Jetzt fällt mir doch noch ein gutes Kinderbuch ein, das eine christliche Thematik behandelt: Krabat von Preußler. Da gibts noch einen Link zum Thema: http://www.katholisch.de/medienpreis_9094.htm

Lange her, dass ich's gelesen habe. Wo siehst du in Krabat die christliche Thematik?

Die Geschichte mit der Wahl zwischen Gut und Böse, das Gute symbolisiert durch die Kantorka (also Kantorin, dh kirchliche Funktion), die das Osterwasser bringt. Der Showdown findet auch an Ostern statt (so aus der Erinnerung) Grüße, KAM

 

Was Du da in Krabat siehst, sind eher Deine eigenen Gedanken, als der Text des Buches. Das liegt allerdings nicht an Dir, sondern an der Qualität des Buchs. Krabat kann literarisch mit Harry Potter oder Eragon in keiner Weise mithalten. Weder die Persönlichkeiten noch deren Beziehungen untereinander haben ansatzweise Rowlingsches Niveau. Kaum bekommt man etwas vom Innenleben der Figuren mit.

Das mit dem Kampf zwischen Gut und Böse ist zwar tatsächlich das Thema des Buches, aber das Buch setzt sich mit der daraus entstehenden Dramatik kaum auseinander - ganz anders als Paolini. Da steht niemand vor einem Berg von Leichen und fragt: "Was bedeutet unsere Existenz, wenn sie auf solch grausame Weise beendet werden kann." Da fragt kein Oromis: "Und wenn es Götter gibt, müssen wir dann nicht weiter fragen? Haben sie denn gut über Alagaesia gewacht?"

Ach, wäre das schön, wenn dann ein Über-Oromis auftauchte und die suggestiv negativ erwartete Antwort christlich aufnehmen könnte!

 

Vor ein paar Tagen war ich nun im Film. Krabat. Der ist übrigens wirklich zu empfehlen. Vieles, was ich an Krabat zu kritisieren habe, haben der Drehbuchautor und der Regiseur zurechtgerückt. Ich fand es eine sehr überzeugende Buchverfilmung: Die Filmemacher gaben sich nicht damit zufrieden, eine Kamera vor Preußlers Buch zu heben und abzudrücken. Die haben sich echt Gedanken gemacht. Und die Verbindung zwischen dem Christlichen und dem Guten, die Du erwähnt hast, ist zwar immer noch nicht richtig ins Wort gekommen, aber dafür ins Bild.

Der Film hat tricktechnische Schwächen, aber ich fand ihn trotzdem ziemlich gut. Das Satanistische und Böse ist herausgearbeitet, aber nicht überzogen. Und Krabats Entwicklung und seine Entscheidung sind einfach durch die Maske dokumentiert.

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Übrigens hätte man den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, denn wie hätte man überzeugend darstellen können, inwiefern etwa Elben der Erlösung bedürften oder Orks erlöst werden könnten. Grüße, KAM

 

Elrond zu Frodo:

Die Macht meines Volkes ist groß und die Dauer unseres Lebens, mein kleiner Freund, liegt weit außerhalb dessen, was ein Auenländer, und sei er noch so weit gereist, vorstellen kann. Ich sah die Berge, vor denen du hier stehst wachsen, und ohne den Willen der Elben wächst in Bruchtal kein Baum.

Doch du siehst, kleiner Hobbit, wie begrenzt meine Macht und Dauer ist. Sauron hat sich erhoben. Und Groß und Klein sucht nach Schutz vor dem Schatten, der sich über Mittelerde legt. Verletzlich sind die Hobbits, verletzlich sind die Zwerge, der Angst und dem Tod verfallen. Und auch wir Elben teilen das Los der Sterblichen, auch wenn unsere Lebensspanne die Eure weit übersteigt.

Selbst in den alten Zeiten unserer größten Macht können wir nur erschaudernd unsere schlanken Hälse beugen vor dem, der unsere Wege bestimmt. Er, dessen Zeitspanne ohne Anfang und ohne Ende währt, lächelt über jeder Erhabenheit, die wir gegenüber den Sterblichen empfinden. Denn größer, als unsere Erhabenheit über euch ist seine Erhabenheit über uns.

 

Faramir hat einen Ork gefangen.

"Ich hasse dich," zischte der Ork und Geifer troff von seinen schwarzen Lefzen. Faramir zog eine Augenbraue in die Höhe und wirkte belustigt.

"Was du nicht sagst, elender, stinkender Ork!", gab er spöttisch zurück. "Was bedeutet schon, dass du mich hasst. Du hasst mich, du hasst Gondor, du hasst die Elfen. Um von Dir geliebt zu werden, muss man eine Missgeburt sein, wie deinesgleichen oder wie Sauron. Bis in den tiefsten Sumpf muss man hinabsteigen, um sich deiner Gunst zu erfreuen."

Der Ork grinste ihn zahnfletschend an.

"Sinke so tief, wie du willst, ewig werde ich dich hassen. Dich und die Zwerge und die Elfen und meinesgleichen. Der Hass ist mein Los. Der Hass ist das Los aller Orks.

Und da du mich nun töten wirst, kann ich dir verraten: Auch Sauron hasse ich. Denn er hat das Los aller Orks bestimmt, als er unsere eigene Natur verdrehte und zerstörte. Elfen waren meine Vorfahren. Doch alles Licht der Elfen presste er aus ihnen heraus, folterte sie, kehrte ihr Innerstes nach außen."

Faramir starrte den Ork an und hob sein Schwert, bis die messerscharfe Schneide direkt unter dem Kinn des Orks zur Ruhe kam.

"Töte mich, Mensch! Dann hat mein Hass ein Ende. Erst, wenn mein Kadaver verfault, werde ich an dem Frieden er Erde teilhaben. Töte mich! Worauf wartest denn du?"

"Einen anderen Frieden, als den Frieden verrotteter Erde kannst du dir nicht vorstellen?"

"Es gibt keinen Frieden, als den Frieden, wenn der letzte Wurm, der sich an meinem Kadaver gelabt hat, selbst verrottet ist."

Faramir stieß zu, der Ork stieß aus seiner aufgeschlitzten Kehle ein letztes gurgelndes Röcheln von sich, während in seinen Augen ein triumphierendes Grinsen aufblitzte, dass es Faramir eiskalt den Rücken hinunterlief. Hatte er dem Ork geholfen? Oder hatte auch er nur getan, wozu das Schicksal ihn zwang? Verwirrt fragte er sich, ob es nicht auch für Orks eine Hoffnung gab, die mehr Frieden zu schenken vermag, als den Frieden verrottender Leichen.

 

 

In welchem Band bzw welchem kapitel sind diese Zitate zu finden?

 

Hab gerade ein bißchen danach geblättert, hab aber nix finden können und keine Lust, den gesamten HdR jetzt auf die schnelle zum ich-weiß-nicht-mehr-wievielten-Mal durchzulesen (3 mal warens mindestens, jeweils auf deutsch, französisch und englisch)

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Übrigens hätte man den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, denn wie hätte man überzeugend darstellen können, inwiefern etwa Elben der Erlösung bedürften oder Orks erlöst werden könnten. Grüße, KAM
...
In welchem Band bzw welchem kapitel sind diese Zitate zu finden?

Du kannst alle Bände durchblättern, aber das wirst Du nicht finden. Kam hat gemeint, man hätte den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, weil es unmöglich sei, die Erlösungsbedürftigkeit oder Erlösungsmöglichkeit von Elben und Orks darzustellen.

 

Wie das doch möglich gewesen wäre (Konjunktiv!) habe ich dann in einem Beispiel zusammenphantasiert, das ich selbst gezimmert habe.

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Übrigens hätte man den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, denn wie hätte man überzeugend darstellen können, inwiefern etwa Elben der Erlösung bedürften oder Orks erlöst werden könnten. Grüße, KAM
...
In welchem Band bzw welchem kapitel sind diese Zitate zu finden?

Du kannst alle Bände durchblättern, aber das wirst Du nicht finden. Kam hat gemeint, man hätte den Herrn der Ringe wohl schlecht christlich schreiben können, weil es unmöglich sei, die Erlösungsbedürftigkeit oder Erlösungsmöglichkeit von Elben und Orks darzustellen.

 

Wie das doch möglich gewesen wäre (Konjunktiv!) habe ich dann in einem Beispiel zusammenphantasiert, das ich selbst gezimmert habe.

 

Schade! Ich habe gerade überlegt, doch noch mal mit dem HdR-Lesen anzufangen, wenn da doch sowas "tiefgründiges" drin steht. Hätte mich gefreut.

Willst du nicht eine eigene Fantasy-Gesichte schreiben? :angry2:

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Ja ja ja! Ich hab sogar schon eine Story im Kopf.

 

Aber das kostet so viel Zeit. Und wenn ich HP, HdR und Eragon lese - da kann ich absolut nicht mithalten. Die sind schriftstellerisch so gut...

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