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Exerzitien im Alltag


Mariamante

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(Wenn Katta fehlt, mache ich halt mal:)

 

 

 

Meditation zum Sonntagsevangelium

 

"Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten, und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll.."

 

(Mt 14, 19f)

 

 

Herbst 2003 – die ersten Informationen zum Weltjugendtag erreichen Lauda. Ich erfahre, dass ich am 13.08.2005 einen Dekanatstag für alle Gäste sowie die Jugendlichen unseres Dekanates veranstalten soll. Erstmal bin ich ratlos. Wie soll ich eine solche Großveranstaltung mit mindestens 1000 Teilnehmern auf die Beine stellen?

 

 

 

Frühjahr 2004 - die erste Ideensammlung für den Dekanatstag. Im Gespräch mit einem Kollegen wird mir klar: es geht nicht darum, für den Dekanatstag die Jugendarbeit neu zu erfinden. Wir werden uns präsentieren, so wie wir sind, mit unserer Jugendarbeit, mit dem, was wir können. Und es funktioniert: So erklärt sich beispielsweise das Dekanatskinderfreizeitteam bereit, nicht nur ein, sondern vier Angebote am Dekanatstag zu gestalten. Auf unsere überraschte Nachfrage, weshalb sie so viel anbieten, antworten die Teamer schlicht: "Ihr habt doch gesagt, wir sollen tun, was wir können!"

 

 

 

Herbst 2004 – das Vorbereitungsteam entscheidet, den Weltjugendtag nicht nur organisatorisch und inhaltlich vorzubereiten, sondern auch und vor allem geistlich. Wir beschließen, täglich ein Vorbereitungsgebet zu beten – jeder für sich und doch miteinander verbunden. Viele Jugendliche des Dekanats schließen sich diesem Gebet an. Die heiße Phase der Vorbereitungen beginnt. Die To-do-Listen werden länger, aber, was mich überrascht: ich werde immer gelassener! Ob es das Gebet ist, das mich trotz des zunehmenden Stresses so ruhig bleiben lässt… das in unseren Teamsitzungen eine entspannte Arbeitsatmosphäre ermöglicht… das hilft, die verschiedenen, oft bruchstückhaften Ideen zu einem großen Ganzen zusammenzufügen… das unsere Vorfreude auf den Weltjugendtag wachsen lässt…? Hat da Ein Anderer die Hand im Spiel?

 

 

 

Ich glaube, wir durften in der Vorbereitung des Dekanatstages ein wenig "Brotvermehrung" erleben. Wie die Jünger haben auch wir hier im Dekanat Lauda uns gefragt, wie wir denn die vielen Menschen versorgen sollten – und, ehrlich gesagt, ich persönlich hätte sie manchmal am liebsten "weggeschickt"…

 

 

 

Wie die Jünger haben auch wir gehört: "Gebt Ihr ihnen zu essen." - und haben verstanden, dass wir nichts völlig Neues erfinden müssen, sondern das einbringen dürfen, was wir haben: unsere Jugendarbeit, unsere Begabungen, unsere Ideen.

 

 

 

Wie die Jünger haben auch wir erfahren: Wenn wir nach dem Beispiel Jesu zum Himmel aufblicken, wenn wir das, was wir haben, Gott anvertrauen, dann wird unser "Brot" und unser "Fisch" vermehrt - dann hat tatsächlich Ein Anderer die Hand im Spiel und beREICHert unsere Ideen mit Seiner Fülle.

 

 

 

Das ist es, was ich uns allen, wünsche - denen, die den Weltjugendtag mit vorbereiten und durchführen - aber auch jedem einzelnen in unseren ganz alltäglichen Begegnungen - dass der Satz von Fr. Roger von Taizé für jeden von uns wahr wird:

 

"Sorge Dich nicht, wenn Du meinst, nur wenig zum Teilen zu haben – im Teilen dieses Wenigen schenkt Gott Dir eine Überfülle."

 

 

 

Sabine Rhein

 

Dekanatsjugendreferentin in Lauda

 

(Auf der Homepage der Erzdiözese Freiburg zu finden)

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Meditation zum Sonntagsevangelium

19. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium: Matthäus 14, 22-33

 

"Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das

Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam

er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus

streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du

Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?"

(Mt 14, 29-31)

 

 

Eine Geschichte, die in Bildern zu mir spricht, die mich umtreiben,

je genauer und je öfters ich sie lese:

 

Da verlangt Petrus also einen Beweis dafür, dass die Gestalt, die da

auf ihn zu kommt, tatsächlich Gottes Sohn ist: Wenn ...., dann mach ...!

Doch Jesus fängt nicht an mit Petrus zu diskutieren, um ihn von seiner

Echtheit zu überzeugen, sondern sagt schlicht und einfach: "Komm!

Wenn Du, Petrus, glaubst, dann tu ich das Meinige dazu!"

 

Somit liegt es an Petrus, sich auf dieses Risiko, diese Verrücktheit

einzulassen und aus dem sicheren Boot auszusteigen, um etwas zu tun,

dass fern jeglicher natürlichen Möglichkeiten liegt. Es liegt also an

ihm, aktiv zu werden, um sich Gewissheit zu verschaffen. Damit er

diese Gewissheit bekommt, muss er sich ins Ungewisse, ins Ver-rückte

begeben.

 

Und die anderen Jünger? Die verweilen auf der sicheren Seite des

Bootes und harren der Dinge, die da kommen. Weder halten sie ihn

zurück, noch stehen sie ihm zur Seite. Abwarten – heisst scheinbar

deren Devise!

 

Dieses "Komm!" reicht Petrus aus, um den Schritt ins Ungewisse auch

tatsächlich zu tun. Er weiß nicht, was auf ihn zukommt. Vielleicht

setzt auch der Verstand aus und er "tut es" einfach.

 

Dass er dann trotzdem untergeht, ist für mich auf den ersten Blick

nicht überraschend, kenne ich doch allzu gut die Situation, dass mein

Mut mich verlässt und Zweifel mein Handeln kleiner werden lässt.

 

Auf den zweiten Blick befällt mich jedoch die Frage nach der Macht

dieses Jesus, der es zulässt, dass Petrus untergeht. Steht es nicht

in seiner Macht, Unmögliches möglich zu machen? Warum lässt er

Petrus nicht bis zum Ende auf dem Wasser schreiten, um dann mit

ihm trockenen Fusses in das Boot zu steigen? Wäre dann nicht der

Beweis kurz und schmerzlos erbracht, den Petrus sich so sehr wünscht?

 

Doch genau an diesem Punkt wird für mich wieder die Größe Gottes

deutlich, der keine Menschen als Marionetten will, die Übernatürliches

vollbringen. Er lässt uns unsere Zweifel und Ängste, die einfach zu

unserem Menschenleben dazugehören und ermutigt uns in solchen

Situationen, genügend Glauben und Selbstvertrauen zu zeigen. Er lässt

uns einen Handlungsspielraum, damit wir frei entscheiden können, um

eigene Erfahrungen machen zu können, auch Fehler zu machen und um

letztendlich ein geglücktes Leben zu haben. Deshalb ist für mich die

Geschichte eine Aufforderung die Ohren zu spitzen, um das "Komm!"

nicht zu überhören, um im Vertrauen auf ihn und im Glauben an ihn

mutige und ver-rückte Dinge zu tun.

 

Annette Mayer

KjG Bildungsreferentin

 

Quelle: www.erzbistum-freiburg.de

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Zum Sonntag

 

Jage die Ängste fort.

Und nicht nur die Angst vor den Ängsten.

 

Für die paar Jahre wird es noch reichen.

Das Brot im Kasten und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein. Es ist dir alles nur geliehen.

Lebe auf Zeit, und sieh, wie wenig du brauchst.

Richte dich ein.

Und halte die Koffer bereit.

Es ist wahr, sie sagen:

Was kommen muss, kommt.

Geh dem Leid nicht entgegen.

Und ist es da, sieh ihm still ins Gesicht.

Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.

Und hüte besorgt dein Geheimnis.

Den eignen Schatten nimm zum Weggefährten.

Fege die Stube wohl.

Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.

Flicke heiter den Zaun

und auch die Glocke am Tor.

Die Wunde in dir halte wach

unter dem Dach im Einstweilen.

 

Zerreiß deine Pläne.

Sei klug und halt dich an Wunder.

Sie sind lang schon verzeichnet

im großen Plan.

Jage die Ängste fort

und die Angst vor den Ängsten.

 

Mascha Kaleko

(entnommen der Website der Pfarre St. Michael Schweinfurt; http://www.stmichael.de/gemeinde/index.htm)

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Meditation zum Sonntagsevangelium

 

"Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt."

 

(Mt 15, 28)

 

 

Nach vielen Heilungen und einer großen Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten zieht Jesus sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück, ganz im Nordwesten des Landes, auf heidnisches Gebiet. Was mag ihn wohl bewogen haben, dorthin zu gehen? Wir wissen es nicht, können nur vermuten: War es, dass er Ruhe suchte vor den vielen Menschen, die ihn "verfolgten" und Heilung von ihm erwarteten? War es die Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, die ihn in die Ferne trieb? War es der Wunsch mit seinen Jüngern allein zu sein, um ihnen einiges erklären zu können?

 

 

Da kommt eine kanaanäische Frau, eine Heidin auf ihn zu und bittet ihn, ihre Tochter von einem Dämon zu befreien. Woher kennt sie Jesus eigentlich? Hat es sich bis nach Tyrus und Sidon herumgesprochen, was er tat und wer er war?

 

 

Zunächst ist die Reaktion Jesu auf das Anliegen der Frau überraschend. Jesus gibt ihr keine Antwort, obwohl sie sogar hinter ihm her schreit. Überhört er sie, weil er so mit seinen Gedanken befasst ist oder überhört er sie, weil er in Ruhe gelassen werden will, nicht schon wieder Schwierigkeiten will?

 

 

Erst nachdem die Jünger ihn ansprechen, reagiert er. Sehr schroff und für uns, wahrscheinlich auch für die Jünger, unverständlich, antwortet er: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Er sagt ihr klar und deutlich, dass er für sie nicht zuständig ist.

 

 

Aber die Frau ist hartnäckig. Sie gibt nicht gleich auf und bittet noch einmal. Da kommt eine weitere "harte" Äußerung über seine Lippen: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vor zu werfen. Wie muss sich die Frau vorgekommen sein? Aber sie lässt nicht locker. Sie lässt sich nicht einschüchtern, gibt nicht auf. Wie tief muss ihr Glaube an ihn sein und wie groß ihr Vertrauen in ihn? So greift sie seine Erklärung auf und bemerkt, ganz sachlich bleibend, dass selbst die Hunde von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen, bekämen. Erst da gibt Jesus sich "geschlagen". Er erkennt ihren Glauben an und erfüllt ihre Bitte.

 

 

Ich frage mich: Wo sind wir in unserem Leben so beharrlich und hartnäckig wie die kanaanäische Frau? In der Familie, im Beruf? - Sicherlich manchmal. Aber sind wir es auch in Glaubensangelegenheiten?

 

 

Eines ist sicher: Der tiefe, unerschütterliche Glaube der heidnischen Frau kann für uns Vorbild und Wegweisung sein, gerade in Zeiten, in denen der Glaube bei vielen Menschen mehr und mehr zur Privatsache wird. Er kann uns Kraft und Zuversicht geben, mit unserem Glauben nicht "hinter dem Berg zu halten" und dafür in der Öffentlichkeit einzustehen und vor allem ihn zu leben.

 

 

 

Veronika Scherzinger

 

Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit "An der Glotter" (Dek. Waldkirch)

 

 

Evangelium des 20. Sonntags im Jahreskreis:

 

Die Erhörung der Bitte einer heidnischen Frau (Mt 15, 21-28)

 

 

Quelle: Erzbistum Freiburg

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Beten – Arbeit am Herzen

 

Bis vor wenigen Jahren befand sich auf dem Friedhof des kleinen Dorfes Hart das Grab meiner Urgroßmutter. Auf der schlichten schwarzen Stele standen nicht nur ihr Name und ihre Lebensdaten, sondern auch ein Wort, das ihr Lebensprogramm war: „ora et labora“.

Der Grabstein diente nicht der Erinnerung an eine Nonne, sondern an eine Bauersfrau. Den Leitfaden für ihr Leben aber hatte diese Frau der großen benediktinischen Regel entnommen: „bete und arbeite“. Was konnte er, außerhalb der festen Regeln eines Klosters, anderes bedeuten, als Zeiten des Gebets und der harten Arbeit einzuhalten?

Wenn dieses Motto aber den Weg in das Herz einer Tag für Tag hart arbeitenden Bäuerin gefunden hatte, muss der Zusammenhang etwas tiefer sein: Schon dem heiligen Benedikt ging es in seiner Regel nicht darum, das Leben aufzuteilen in einen frommen, religiösen Bereich des Betens und des Gottesdienstes und in einen anderen der Arbeit, des Geldverdienens, der notwendigen Beschäftigungen in „der Welt“. Es ging ihm um den Auftrag der Christen, die Welt zu gestalten und zu verändern, und dort, wo sie auseinandergebrochen und vom ursprünglichen Plan Gottes entfernt ist, zu reparieren.

 

Beten – das „Werkzeug“ herrichten

 

In den „chassidischen Geschichten“, die der große Gelehrte Martin Buber aus dem Judentum Osteuropas gesammelt hat, wird ein Ausspruch des Rabbi Mendel von Kozk erzählt: „Wer anfängt zu beten, sollte von einem gewöhnlichen Arbeiter lernen, der manchmal einen ganzen Tag braucht, um eine Arbeit vorzubereiten. Ein Holzfäller zum Beispiel, der den größten Teil des Tages zum Schärfen der Säge verwendet, und nur die letzte Stunde zum Sägen des Holzes, hat seinen Tageslohn verdient.“

Der Rabbi hat in diesem Wort die Weisheit der Bibel bewahrt. Die Bibel lehrt uns, dass das Beten der Glaubenden etwas besonderes ist. Es ist nicht ein Versuch, der die Welt überreden will, ihren Lauf zu ändern, auch nicht eine Unternehmung, Gott unsere Wünsche aufzunötigen. Der Mensch in der Tradition Israels und der Kirche kann um vieles bitten, auch um Persönliches, um Glück, Bewahrung vor Unglück und Krankheit, um Gerechtigkeit und Frieden. Aber er weiß: Er kann nur helfen, wenn er sich selber helfen lässt. Er kann die Welt nur ändern, wie es Gottes Weisung verlangt, wenn er sich selber ändern lässt, denn wir selber sind ein Stück dieser Welt, und die Arbeit der Änderung, der Erlösung, fängt bei uns an.

Als Betender kann ich nicht bitten, dass sich Gottes Wille meinen Wünschen anpasse, sondern dass ich lerne, seinen Willen zu vernehmen und mich ihm anzupassen. Deswegen gleicht das Beten den Vorbereitungsarbeiten eines Holzfällers.

Das Gebet darf lange dauern wie das Gebet des Mose, der vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Sinai vor Gott stand, oder kann auch nur fünf Worte enthalten, wie die Bitte für seine kranke Schwester Mirjam: Mach sie doch wieder gesund! (Numeri 12, 13). Immer aber muss es Arbeit am eigenen Herzen sein, damit mein Herz bereit wird, Gottes Willen zu hören, seinen für mich erdachten Plan zu erkennen und zu tun, einen Rat, eine Korrektur eines anderen Glaubenden anzunehmen.

 

Ringen wie die Beter der Bibel

 

Mit der „Arbeit am Herzen“ hängt noch ein Zweites zusammen. Beten ist nicht auf Lohn aus. Eine religiöse Erfahrung zu suchen, ist nicht das Ziel des christlichen Beters. Man kann eine fromme Vergnügungssucht auch in die Kirche einschleppen. Ein „tolles Erlebnis“ oder ein „gutes Gefühl“ muss nicht am Ende eines großen Gebets oder eines Gottesdienstes stehen.

Die Beter der Bibel und in der Geschichte der Kirche haben vor allem gerungen. Sie rangen um Vertrauen in Gottes Weg und Fürsorge. Sie baten darum, dass ihr Leben so werde, wie Gott es gewollt hat, und dass es dem Ziel diene, das er verheißen hat. Deswegen ist das Beten immer auch nüchtern und wird sich des großen Abstand zwischen dem eigenen Wollen und Gottes Gedanken bewusst. In diesem Wissen ist „beten und arbeiten“ wirklich nur wie zwei Seiten einer Münze – eigentlich eine einzige Sache.

 

Der Autor ist Priester der Erzdiözese Freiburg und Mitglied der Katholischen Integrierten Gemeinde in München

 

 

Autor: Achim Buckenmaier

 

Quelle: Konradsblatt

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Meditation zum Sonntagsevangelium

 

„Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!“

 

Mt 22,11-13

 

 

 

Immer wieder stoße ich auf Textstellen, deren Sinn mir nicht gleich aufgeht, mehr noch, die mir schwer fallen. Möglicherweise erging es auch denen so, die die Leseordnung für die Evangeliumstexte zum Sonntagsgottesdienst zusammengestellt haben. Denn sie haben vorgesehen, dass dieser letzte Abschnitt beim Vortragen weggelassen werden kann. Vielleicht wirft er doch zu viele Fragen auf. Nun aber hat der Evangelist Matthäus dieses Gleichnis aufgeschrieben und als Jesuswort überliefert. So begegnet es mir und fordert mich heraus.

 

 

Wenn mich ein Bibeltext erst einmal verstört, nehme ich dieses Evangeliumswort wie einen „Koan“ auf: In der Mönchstradition des Ostens gibt der Meister seinem Schüler ein Rätselwort, einen Koan, mit auf den Weg, das auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt. Dennoch darf der Schüler erst wieder mit seinem Meister reden, wenn er das Rätselwort gelöst hat. Die Lösung findet sich nun nicht im Rätselwort, sondern wenn sich das Denken des Schüler weiterentwickelt.

 

 

Als die Jünger einmal von Jesus das Wort hören: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ erschrecken sie sehr und können sich nicht vorstellen, dass dies wirklich so sein könnte. Sie stöhnen: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Jesus sieht sie an und sagt zu ihnen: „Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.“ (vgl. Mt 19,24-26). Jesus wechselt die Denkebene: Was für Menschen nicht möglich ist, muss deshalb für Gott nicht unmöglich sein.

 

In unserem Sonntagevangelium hatte der König eigens alle, Böse und Gute, zum Hochzeitsfest eingeladen, nachdem die ursprünglich Geladenen abgesagt hatten. Wer also wie der König wahllos und unvorbereitet die Leute von der Straße einlädt, darf sich nicht wundern, wenn der eine oder andere ohne entsprechende Kleidung kommt. Lässt sich hier nicht auch das Bildwort anwenden: „Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr, als das einer von der Straße schnell zu einem entsprechenden Hochzeitsgewand kommt.“?

 

 

Ich erschrecke wie die Jünger: „Wer kann da noch gerettet werden?“ und ich weiß darauf nichts zu sagen, wie der vom König aufgestörte Gast, der nur noch verstummt. Und dich frage mich: „Wer trägt denn in jeder Lebenslage ein Hochzeitsgewand, so dass er jederzeit weggerufen werden kann zur Hochzeit des Königssohns?“ Es ist gerade dieses Erschrecken – „Wer kann da gerettet werden?“ – das mich öffnet für das rettende Wort Jesu: „Was für Menschen nicht möglich ist, muss deshalb für Gott nicht unmöglich sein.“ Und mit dem blinden Bartimäus und den anderen rufe ich: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ (Mk 10,47 vgl. Mt 9,27-31; 20,29-34).

 

 

Pfr. Klemens Armbruster

 

Referent für evangelisierende Gemeindepastoral

 

Quelle: Erzbistum Freiburg

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Meditation zum Sonntagsevangelium

29. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium: Matthäus 22, 15-21

 

Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer

Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen

mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister,

wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg

Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst

nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt,

dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?

Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum

stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure

Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie:

Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers.

Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,

und Gott, was Gott gehört!

Als sie das hörten, waren sie sehr überrascht, wandten sich um und

gingen weg.

 

Mt 22, 15-21

 

 

Einkommensteuer, Vermögenssteuer, Kfz-Steuer, Mehrwertsteuer,

Grundsteuer, Tabaksteuer, Hundesteuer…als Bürgerin dieses Landes

scheint mir manchmal mein halbes Leben aus irgendwelchen Steuern zu

bestehen, die in der Regel gerade erhöht werden. So empfinde ich eine

gewisse Sympathie mit den Pharisäern, die sich ausgerechnet dieses

Thema ausgesucht haben, um Jesus auf die Probe zu stellen. Wer wäre

denn nicht heute noch froh, wenn die Antwort Jesu lauten würde: Ihr

braucht kein Steuern zu bezahlen, für uns gläubige Menschen gelten

andere Gesetze.

 

Zuerst hören die Fragenden jedoch: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser

gehört". Im Gegensatz zu den Juden damals, die unter der römischen

Besatzungsmacht lebten und Steuern an einen Herrscher zahlen mussten,

den sie sich weder ausgesucht hatten, noch seine religiösen

Einstellungen teilten, haben wir uns unsere Regierung gewählt. Wir

können in gewissem Maße mitbestimmen, wie unser Land regiert und wie

die Steuern eingesetzt werden. Wir neigen heute eher dazu, unsere

Verantwortung für die Gesellschaft genau auf diese finanzielle

Beteiligung zu beschränken. Man hört oft in Diskussionen: Soll sich

doch der Staat darum kümmern, ich zahle schließlich Steuern!

 

Gerade im sozialen Bereich bin ich schnell bereit, meine Verantwortung

abzugeben und auf den Staat und seine Institutionen abzuwälzen.

Arbeitslose, Kranke, Alte und andere Bedürftige werden von dort

unterstützt und ich habe ja bereits meinen finanziellen Beitrag dazu

geleistet.

 

Jesu Antwort schiebt dem einen Riegel vor. Es geht nicht nur um das,

was ich dem Staat schuldig bin. Auch Gott hat seine Ansprüche an mich,

die ich erfüllen soll. Dabei ist, wenn wir Jesu Vorbild und seine

Verkündigung ernst nehmen, nicht in erster Linie nur die spirituelle

Seite gemeint, das Gebet und der Gottesdienst. Gottes Anliegen ist es,

dass Menschen zu dem kommen, was sie brauchen. Das beinhaltet nicht

nur finanzielle Ansprüche, das geht weit darüber hinaus und fordert

auch eine menschliche Zuwendung zu meinem Nächsten.

 

"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört",

könnte heute für uns Christen in einem demokratischen Land heißen:

Beteiligt euch an der Gestaltung des Staates, gebt euren Beitrag dazu,

aber werdet auch tätig in eurem Umfeld und wendet euch dabei direkt

den Menschen zu, die euch brauchen.

 

"Als sie das hörten, waren sie sehr überrascht und gingen weg."

 

Anja Dörner

Pastoralreferentin in der Seelsorgeeinheit Weil am Rhein

 

Quelle: http://www.erzbistum-freiburg.de

bearbeitet von Katta
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Meditation zum Sonntagsevangelium

 

Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?

 

Mt 22, 35f

 

 

Ein jüdischer Schriftgelehrter, Fachmann in Fragen des jüdischen Gesetzes, fragt Jesus nach dem wichtigsten Gebot. Er will ihn damit – wie es heißt – auf die Probe stellen, erkunden, ob er einen Sachverständigen vor sich hat, der Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden kann, der weiß, worauf es ankommt. In seiner Antwort fasst Jesus zwei Gebote zusammen: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken" (Dtn 6,5) und "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Lev 16,19). Beide, Gottes- und Nächstenliebe gehören untrennbar zusammen, an ihnen hängt "das ganze Gesetz samt den Propheten" (Mt 22, 40).

 

 

 

Für Christen ist dieses sogenannte Doppelgebot der Liebe eine Kurzformel christlicher Glaubens- und Lebenspraxis. In ihrem Zentrum steht die Liebe, das aufeinander bezogen Sein von Gott und Mensch. Der 1. Johannesbrief beschreibt dies mit den Worten: "...Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde uns dadurch offenbar, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat." (1 Joh 4, 8b ff).

 

 

 

Die Liebe zu Gott ist also die Antwort auf die zuvorkommende Liebe Gottes zu uns Menschen, die in Jesus Christus Gestalt angenommen hat. Sie ist es, die uns zur Nächstenliebe befähigt. Gottes- und Nächstenliebe hängen unlösbar zusammen: Niemand kann behaupten Gott wirklich zu lieben, wenn ihm andere Menschen gleichgültig sind. Und umgekehrt gilt: Wirkliche Nächstenliebe ist ohne Gottesliebe unmöglich.

 

 

 

Das Maß der Nächstenliebe wird mit der Formulierung "wie dich selbst" angezeigt. Jüdische Gelehrte übersetzen diese Aufforderung wie dich selbst mit "denn er ist wie du": Du sollst deinen Nächsten lieben, denn er ist wie du.

 

Er ist wie du ein Mensch, mit Träumen, Hoffnungen und Wünschen, mit Sorgen und Ängsten, einer, der Freude und Trauer kennt, Glück und Leid erfahren hat, ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, mit Möglichkeiten und Grenzen.

 

Er ist wie du Gottes Geschöpf, als sein Ebenbild geschaffen.

 

Er ist wie du, von Gott gewollt und angenommen.

 

 

 

Das Leben Jesu führt in berührender Weise vor Augen, wie die Erfahrung der liebenden Zuwendung Gottes Menschen verändert. Jesus ließ sich anrühren von der Not der Menschen, insbesondere der an Leib und Seele verwundeten und antwortete mit heilender Zuwendung: Lahme gehen, Blinde sehen, Taube hören und Verachtete wie der Zöllner Zachäus finden den Weg zurück in die Gesellschaft.

 

 

 

Wo ich Menschen und ihrem Schicksal begegne, werde ich auch immer auch mir selbst, mit meiner eigenen Not und meinen Grenzen konfrontiert und erkenne wie sehr ich der liebenden Barmherzigkeit Gottes bedarf. Vielleicht ist diese Erkenntnis und ihre Akzeptanz die wichtigste Voraussetzung, damit sich die Liebe ereignen kann, die Liebe Gottes, die befähigt, aus ganzem Herzen aus der Liebe zu ihm und zu den Mitmenschen zu leben.

 

 

 

Mathea Schneider

Kolping-Bildungsreferentin

 

 

Evangelium des 30. Sonntags im Jahreskreis:

 

Die Frage nach dem wichtigsten Gebot (Mt 22,34-40)

 

Quelle: Homepage der Erzdiözese Freiburg

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Der Wunsch einer alten Frau aus einem Gedicht von Dom

Helder Camara:

 

„Gott sei mit dir in den Stunden kalter Schweiße!“.

 

Die kleine Alte sagte

Als sie das Almosen entgegennahm:

“Gott sei mit dir

In den Stunden kalter Schweiße!“

Seltsame Mehrzahlform:

Ich dachte nur an den Tod.

Sie erklärte,

ruhig:

“Man stirbt nicht nur einmal.

Sooft wir spüren, wie uns die Kälte packt –

Krankheit, Angst, Erwartung, Wahn –

Kann uns nur Gott zu Hilfe kommen.“

 

Ein Wunsch, der unter die Haut geht, weil wohl alle Menschen solche bitteren und

kalten Stunden durchleiden müssen.

(Quelle: Newsletter der Pfarre St. Michael in Schweinfurt vom 05.11.2005)

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Mal was Bekanntes, aber nicht Uninteressantes:

 

 

 

Ich ging hinaus in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte.

Ich wollte das Mark des Lebens in mich aufsaugen

und alles fortwerfen, was kein Leben,

um nicht an meinem Todestage innezuwerden,

dass ich nie gelebt hatte.

Henry David Thoreau

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Meditation zum Christkönigssonntag

 

 

Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

 

Mt 25, 34-36

 

 

 

Wenn wir uns heute bei unseren Mitmenschen umhören, verbinden viele mit dem Wort Weltgericht etwas Bedrohliches und das, obwohl in uns Menschen der tiefe Wunsch nach Gerechtigkeit, Wahrheit und Klarheit steckt. Die deutschen Gerichte haben alle Hände voll zu tun, weil jede und jeder zurecht sein Recht möchte. Warum dann diese Abneigung, wenn Gott sagt, was Recht ist?

 

 

Die Kirche selbst ist wohl dafür verantwortlich, dass die Menschen Angst vor Gottes Gerechtigkeit haben. Zu sehr hat sie in den vergangenen Jahrhunderten mit der Hölle gedroht und zu wenig den befreienden und ermutigenden Charakter des "neuen Rechts" in der Reich Gottes Botschaft von Jesus betont. Wer Jesus kennt, kann sich keinen gütigeren Richter der Menschen vorstellen. Seine unbegrenzte Menschenfreundlichkeit hat er in seinem eigenen Menschsein bewiesen und wird gerade auch in seiner Rede vom Weltgericht deutlich: Wer für seinen Mitmenschen da ist, hat den Schlüssel gefunden, Gott zu dienen. Und so sollen sich Christen von niemandem übertreffen lassen, großes vom Menschen zu denken und füreinander da zu sein. Ob schwach, arm, krank oder schuldig, es gibt nichts, was dem Menschen die Würde vor Gott nehmen kann. Dieser Maßstab gilt auch für uns. Das wird also am Ende zählen. So einfach ist es, den Willen Gottes, sein Gesetz auf den Punkt zu bringen: Was ihr dem Geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

 

 

Dieses Evangelium vom Weltgericht steht am Ende des Kirchenjahres. Am Christkönigfest feiert die Kirche Jesus Christus als König, als Alpha und Omega, als letztgültige Autorität. Seine Gerechtigkeit ist größer als alle Gesetze von Machthabern einst, heute und in Zukunft. Eindrucksvoll kam dies während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland zum Ausdruck. An diesem Festtag der Kirche bekannten viele Christen, dass für sie Christus alleiniger Führer, sein Wille entscheidend und nur seine Gerechtigkeit Maßstab ist. Auch heute gilt es christenmutig Position zu beziehen, wenn die Würde des Menschen zur Disposition steht, in der Diskussion der aktiven Sterbehilfe, in der medizinischen Forschung, in der Sozialgesetzgebung, in der sozialen Gerechtigkeit weltweit und in vielen Bereichen mehr.

 

 

Denn auch das lehrt uns die Rede vom Weltgericht: Es ist nicht alles gleich-gültig. Jesus meint es ernst mit seiner Zusage und seinem Auftrag. Vielleicht können wir in der häufig erfahrenen Beliebigkeit der Postmoderne an der letztgültigen Aussage dieses Evangeliums neue Klarheit und Entschiedenheit gewinnen. Bekenntnis und Tat gehören zusammen.

 

 

Michael Rodiger-Leupolz

Referent für Freiwilligendienste / Friedensdienste im Erzbischöflichen Seelsorgeamt

 

 

Evangelium des 34. Sonntags im Jahreskreis (Christkönigssonntag):

Vom Weltgericht (Mt 25, 31-46)

 

(Quelle: Erzbistum Freiburg)

bearbeitet von Gabriele
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San%20Damiano.jpg

 

Wenn ich das Kreuz von San Damiano betrachte, wird mir immer deutlich, wie Christus am Kreuz seine Arme für uns öffnet.

Advent bedeutet für mich zu erkennen, dass nicht nur wir auf seine Ankunft warten, sondern dass Gott auch immer für uns und unsere Anliegen offen ist.

 

Wir müssen uns nur immer wieder neu auf den Weg zu ihm machen.

Katta

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Bin mir nicht sicher, ob ich im richtigen Thread bin, wenn nein, bitte verschieben, danke.

 

Er lässt hören

 

als jesus

den tauben heilte

da ist er mit dem finger

in dessen ohren

gegangen

er blieb nicht auf distanz

jesus ist ganz dicht

an den tauben

herangetreten

und hat gesagt

komm lass mich mal an deine ohren heran

und dann hat jesus mit dem finger

in seinen ohren gebohrt

die waren nämlich total verstopft

jesus hat den gehörgang des tauben

frei gemacht

von floskeln

von lügen

von allgemeinplätzen

von vorurteilen

ganz tief drinnen

das alles hatte den mann taub gemacht

er konnte durch diesen ganzen wust

nicht mehr richtig hindurchhören

 

jesus hat das geschafft

indem er ganz nahe

an den mann heranging

und nicht bloß distanziert

belehrungen und ermahnungen erteilte

von oben herab

 

(Wilhelm Wilms)

 

Grüße Asia

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Der ganze Text:

 

ERLÖSUNG

 

wußten sie schon

daß die nähe eines menschen

gesund machen krank machen

tot und lebendig machen kann

wußten sie schon

daß die nähe eines menschen

gut und böse machen

traurig und froh machen kann

 

wußten sie schon

daß das wort das tun eines menschen

wieder sehend machen kann

einen der für alles blind war

der nichts mehr sah

der keinen sinn mehr sah in dieser

welt und in seinem leben

 

wußten sie schon

daß das zeithaben für einen menschen

mehr ist als geld

mehr als medikamente

unter umständen mehr

als eine geniale operation

 

wußten sie schon

daß das anhören eines menschen

wunder wirkt

daß das wohlwollen zinsen trägt

daß ein vorschuß an vertrauen

hundertfach auf uns zurückkommt

wußten sie schon

daß tun mehr ist als reden

wußten sie das alles schon

 

als jesus den tauben heilte

da ist er mit dem finger

in dessen ohren gegangen

er blieb nicht auf distanz

jesus ist ganz dicht an den tauben

herangetreten und hat gesagt:

komm laß mich mal an deine ohren heran

und dann hat jesus mit dem finger

in seinen ohren gebohrt

die waren nämlich total verstopft

jesus hat den gehörgang des tauben

frei gemacht von floskeln und lügen

von allgemeinplätzen von vorurteilen

jesus hat das geschafft

indem er ganz nahe an den mann heranging

und nicht bloß distanziert

belehrungen und ermahnungen erteilte

 

als jesus den blinden heilte

da ist er ganz nah an den blinden

herangegangen

und dann hat jesus ihn angeschaut

und dann hat er ihm eine brille

nach der anderen

von den augen genommen

eine falsche brille nach der anderen

und dann

hat jesus den mann wieder angeschaut

ganz tief bis auf den grund

und dann brach ein quell hervor

aus den augen des mannes

er weinte

das war seine rettung

und dieser quell

der aus seinen augen hervorbrach

spülte den letzten dreck aus seinen augen

 

als jesus den stummen heilte

da ist er ganz nah herangegangen

an diesen stummen menschen

hat ihn umarmt wie ein mensch

ist er ganz nah herangegangen

und diese ungeheure menschliche nähe

diese nicht gespielte zuneigung

löste und erlöste den jungen

 

das ist erlösung.

 

wilhelm willms

 

 

(aus: Ders., der geerdete himmel, Kevelaer 21976)

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Der ganze Text:

 

ERLÖSUNG

 

wußten sie schon

daß die nähe eines menschen

gesund machen krank machen

tot und lebendig machen kann

wußten sie schon

daß die nähe eines menschen

gut und böse machen

traurig und froh machen kann

 

wußten sie schon

daß das wort das tun eines menschen

wieder sehend machen kann

einen der für alles blind war

der nichts mehr sah

der keinen sinn mehr sah in dieser

welt und in seinem leben

 

wußten sie schon

daß das zeithaben für einen menschen

mehr ist als geld

mehr als medikamente

unter umständen mehr

als eine geniale operation

 

wußten sie schon

daß das anhören eines menschen

wunder wirkt

daß das wohlwollen zinsen trägt

daß ein vorschuß an vertrauen

hundertfach auf uns zurückkommt

wußten sie schon

daß tun mehr ist als reden

wußten sie das alles schon

 

als jesus den tauben heilte

da ist er mit dem finger

in dessen ohren gegangen

er blieb nicht auf distanz

jesus ist ganz dicht an den tauben

herangetreten und hat gesagt:

komm laß mich mal an deine ohren heran

und dann hat jesus mit dem finger

in seinen ohren gebohrt

die waren nämlich total verstopft

jesus hat den gehörgang des tauben

frei gemacht von floskeln und lügen

von allgemeinplätzen von vorurteilen

jesus hat das geschafft

indem er ganz nahe an den mann heranging

und nicht bloß distanziert

belehrungen und ermahnungen erteilte

 

als jesus den blinden heilte

da ist er ganz nah an den blinden

herangegangen

und dann hat jesus ihn angeschaut

und dann hat er ihm eine brille

nach der anderen

von den augen genommen

eine falsche brille nach der anderen

und dann

hat jesus den mann wieder angeschaut

ganz tief bis auf den grund

und dann brach ein quell hervor

aus den augen des mannes

er weinte

das war seine rettung

und dieser quell

der aus seinen augen hervorbrach

spülte den letzten dreck aus seinen augen

 

als jesus den stummen heilte

da ist er ganz nah herangegangen

an diesen stummen menschen

hat ihn umarmt wie ein mensch

ist er ganz nah herangegangen

und diese ungeheure menschliche nähe

diese nicht gespielte zuneigung

löste und erlöste den jungen

 

das ist erlösung.

 

wilhelm willms

 

 

(aus: Ders., der geerdete himmel, Kevelaer 21976)

 

Danke!

Hätte wohl das Bild dazu posten sollen, deswegen nur der Ausschnitt. Hab mir den ganzen Text schon abgespeichert. Gefällt mir sehr gut.

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Eine heiße Schokolade mit dem lieben Gott

 

Ab und an setze ich mich mit einer Tasse Schokolade und einer heißen Waffel ans Fenster, schau den Vögeln zu, wie sie sich um die Sonnenblumenkerne balgen und halte einen Schwatz mit dem lieben Gott. Doch, bei solchen Unterhaltungen ist er lieb und auch irgendwo da oben. Unten und ohne freundliche Anrede kann ich ihn mir nicht vorstellen. Klar, das sind ziemlich einseitige Gespräche. Ich erzähl im was, und er hört sich das an. Manchmal brauch ich ihn, um Dampf abzulassen, dann schütte ich ihn einfach mit Frust und Wut und Enttäuschung zu. Manchmal erzähle ich ihm, was mich freut: dass die Tage länger werden im Frühling, dass Forsythien austreiben, der Starenkasten neue Mieter hat. Wenn der Garten blüht und die Sonne scheint, bedank ich mich auch schon mal für mein schönes Leben. Oder wenn ein Problem sich löst, das kaum zu knacken schien. Dann beiß ich vergnügt in meine Waffel und summ ein kleines Lied. Nein, die Hände falte ich dabei nicht.

 

(Barbara Kamprad)

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intro_vaeter_josef_g.jpg

 

Großer Herr und starker König, liebster Heiland, oh wie wenig achtest du der Erdenpracht.

Der die ganze Welt erhält, ihre Pracht und Zier erschaffen, muss in harten Krippen schlafen...

 

(J.S. Bach, Weihnachtsoratorium)

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Morgengebet für gute Tage

 

Ich danke dir, Gott

für das tastende Grau und die zögernde Stille

des Anfangs

ich danke, dir für die Segnungen der ersten Tasse Kaffee,

für das Brot, den Honig und die Zeitung dazu

ich freue mich, Gott,

am frischen Wind

an den eiligen Wolken über der Stadt

den Dächern, die noch glänzen vom Nachttau

heute nehme ich es auf mit dem Tag

mit leichten Händen und Füßen tue ich das Nötige

stimme mich ein auf das Wichtige

heute präge ich der Zeit meinen Sinn ein, mein Sein,

habe ich keine Angst vor den kommenden Stunden

heute freue ich mich, Gott,

am Leben und Teil deiner Schöpfung zu sein

 

(Carola Moosbach)

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1774005.jpg

 

Traumengel, komm,

 

der alles verändert,

 

der Licht bringt

 

mitten in den Sumpf der Zweifel,

 

mitten in das Dunkel der Ängste.

 

 

Traumengel, komm,

 

der alles verändert,

 

der mich plötzlich erleuchtet

 

mitten in meinen Fragen,

 

mitten in meiner Schuld.

 

 

Traumengel, komm,

 

der alles verändert,

 

der mir Mut macht,

 

dass ich zu dem Leben stehen kann,

 

das Gott mir geschenkt hat,

 

dass ich zu mir stehen kann,

 

wie Gott mich gewollt hat.

 

(aus: Anne Weinmann, Die Geburt Jesu Christi)

 

 

Grüße Asia

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Martin Buber hat die Geschichte der beiden Versteck spielenden Jungen überliefert. Der eine, Jechiel versteckt sich so gut er konnte und wartete. Nach langer Zeit bemerkte er, dass der andere Junge ihn gar nicht gesucht hatte. Das klagte er weinend seinem Großvater. Der nahm den Enkel in den Arm und sagte: „So wie es dir gegangen ist, geht es auch Gott: Er verbirgt sich, aber keiner will ihn suchen.“

Quelle: Liturgieletter der Pfarre St. Michael in Schweinfurt

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Komm, Heiliger Geist, du Geist der Weisheit!

Hilf mir, dass ich mein Leben auf festem Grund baue.

Lass mich nüchtern überlegen.

Schenke mir Offenheit für andere.

 

Komm, Heiliger Geist, du Geist der Einsicht!

Hilf mir einsehen, was gut und was richtig ist.

Lass mich sachlich und fair

meine Meinung vertreten.

 

Komm, Heiliger Geist, du Geist des Rates!

Lass mich willig guten Rat annehmen.

Lass mich guten Rat geben, wenn ich gefragt werde.

Du sprichst zu mir durch das Wort der Heiligen Schrift.

Du sprichst zu mir durch das, was in der Welt geschieht.

Du sprichst zu mir durch den Rat guter Menschen.

Du sprichst zu mir durch mein Gewissen.

Ich will auf dich hören.

 

Komm, Heiliger Geist, du Geist der Stärke!

Hilf mir, die Trägheit und die Feigheit zu überwinden.

Mach mich mutig, wenn ich zu meinem Glauben

und zu meiner Überzeugung stehen soll.

Aus dem Fastenkalender der Pfarre Linz St. Peter

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Du hältst uns die Tür bis zum letzten Tag offen, auch noch dann, wenn wir sie Dir zugeschlagen haben.

Für uns ist es die größte Freude, willkommen zu sein. Klopft es aber an unsere Tür, zögern wir, sie zu öffnen.

Ja, den verloren geglaubten Sohn heißen wir alle willkommen. Vor dem törichten Nachbarn aber, den wir jeden Tag sehen, schließen wir schnell die Tür. Auch vor dem Fremden, dem wir misstrauen. Hingegen schätzen wir uns in der Fremde glücklich, wenn wir aufgenommen werden.

Wir messen mit zwei Maßen, für uns mit dem vorteilhafteren. Dabei kennen wir die Not, vor verschlossener Tür zu stehen: ausgeschlossen zu sein, unerwünscht, nicht eingeladen bei einer schönen Feier, nicht zugelassen bei einer wichtigen Veranstaltung, nicht gewünscht von den eigenen Eltern.

Gott, mach unser Herz weit wie ein großes Tor, weit wie Deinen Himmel, in den Du alle aufnimmst, die es wünschen. Mach unser Herz weich für die Menschenliebe und hart gegen unsere Vorurteile. Mach unser Herz stark gegen unsere Bequemlichkeit und noch stärker gegen unsere Kälte.

Gott, ich bitte Dich, wenn es das nächste Mal an meiner Tür klopft, lass mich in Gedanken die Rollen tauschen: ich stünde draußen und wünschte nichts mehr, als willkommen zu sein.

Aus dem Fastenkalender der Pfarre Linz St. Peter

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Meditation zum Sonntagsevangelium

3. Fastensonntag

(19. März 2006)

Evangelium: Johannes 2, 12-25

 

Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und

die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken

und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder;

das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um. Zu

den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus

meines Vaters nicht zu einer Markthalle!

Joh 2, 14-16

 

 

Warum um alles in der Welt startet Jesus diese Aktion?

 

Die Antwort auf diese Frage können wir nur finden, wenn wir erkennen,

welche Funktion die Verkäufer von Tieren sowie die Geldwechsler im

Tempelbezirk hatten: Die Tiere brauchte man zum opfern. Und die

Geldwechsler brauchte man dazu, das unreine heidnische Geld in Geld

einer besonderen Währung umzuwechseln, mit der Abgaben im Tempel

bezahlt wurden. Die Verkäufer der Tiere sowie die Geldwechsler waren

somit ein unverzichtbares Element für den Tempelgottesdienst. Das aber

heißt: Der Angriff Jesu auf die Tierverkäufer sowie auf die Geldwechsler

war ein Angriff auf den Opferkult, wie er damals im Tempel praktiziert

wurde.

 

Dieser Opferkult beruhte auf einer bestimmten Vorstellung, die bis

heute aktuell ist. Sie lautet: Als Dank für das, was Gott mir erwiesen

hat - bringe ich ihm ein Opfer. Damit Gott mir eine Bitte erfüllt –

bringe ich ihm ein Opfer. Damit Gott mir meine Schuld vergibt – bringe

ich ihm ein Opfer. Das mag gut und ehrlich gemeint sein. Und doch wird

es Gott nicht gerecht. Denn Gott ist kein Handelspartner. Die Opfer

ersetzen nicht ein Handeln nach Gottes Willen. Und schon gar nicht eine

persönliche Gottesbeziehung. Gott lässt sich nicht „abspeisen“.

 

In diesem Sinn haben schon alttestamentlichen Propheten wie Amos, Hosea

und Jesaja die Opferpraxis im damaligen Volk Gottes kritisiert. Mit der

Tempelreinigung knüpft Jesus an diese Kritik an. Uns ist damit gesagt:

Nicht materielle Gaben, nicht „Ersatzleistungen“ sind die Grundlage

unserer Beziehung zu Gott.

 

Was aber dann? Die Antwort kann - auch im Sinn der alttestamentlichen

Propheten - nur heißen: Eine persönliche Beziehung zu Gott und ein

entsprechendes Verhalten gemäß den Weisungen Jahwes, wie sie uns in der

ersten Lesung des dritten Fastensonntags, also in den „Zehn Geboten“

überliefert sind (vgl. Ex 20, 1 – 17).

 

Darüber hinaus gibt es im heutigen Evangelium noch eine zweite Aussage.

Auf sie weist Jesus hin, wenn er sagt: „Reißt diesen Tempel nieder,

in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Damit meint Jesus nach

den Worten des Evangeliums den Tempel seines Leibes. Und das heißt:

Jesus selbst ist der Ort, an dem wir Gott begegnen. Er selbst ist als

der Gekreuzigte, in dem Gott uns seine Liebe schenkt, und als der

Auferstandene, der auch heute unter uns lebt, der „Ort“, an dem Gott

uns nahe kommt.

 

Was könnte das für uns bedeuten? Wo können wir heute dem Leib Jesu als

dem Ort begegnen, an dem wir mit Gott in Verbindung kommen?

 

Ich meine zum einen dadurch, dass wir für die Menschen da sind, die

uns brauchen. In ihrem Leib begegnet uns der Leib Jesu. Denn was wir

unseren Mitmenschen Gutes getan haben, das haben wir nach den Worten

Jesu ihm selbst getan(vgl. Mt 25, 31 - 46) So wird das Engagement für

einen Menschen, der mich braucht, zum Ort der Begegnung mit Jesus,

dessen Leib der Tempel Gottes ist. Und damit zur Begegnung mit Gott

selbst.

 

Und zum anderen ist da die Gegenwart Jesu im Brot und im Wein der

Eucharistie. In ihnen ist der Leib des auferstandenen Jesus wahrhaft

gegenwärtig. So verstanden ist die Feier und der Empfang der

Eucharistie, und auch die eucharistische Anbetung, Ort der persönlichen

Begegnung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus. Und damit im

Sinn des Evangeliums am dritten Fastensonntag Ort einer persönlichen

Gottesbeziehung.

 

In der Eucharistie und in unserem Mitmenschen begegnen wir ein und

demselben Leib Jesu. So ist die Feier der Eucharistie als Gottesdienst

im Sinn Jesu untrennbar damit verbunden, gut mit unseren Mitmenschen

umzugehen.

 

Domkapitular Dr. Peter Kohl

Leiter der Abteilung Seelsorge-Personal

im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg

 

 

Quelle: www.erzbistum-freiburg.de

 

Gruss, Katta

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Meditation zum Sonntagsevangelium

4. Fastensonntag

(26. März 2006)

Evangelium: Johannes 3, 14-21

 

Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der

Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in

ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,

dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt,

nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.

 

Joh 3, 14-16

 

 

Warum Ostern nicht einmal zu einem richtigen Erlebnis machen?

Feiern Sie gemeinsam mit uns den Frühling! Lassen Sie sich von der

Natur inspirieren, vergessen Sie nicht als letzten Schliff die

passende Dekoration. So oder in ähnlicher Weise laden uns

Zeitschriften und Schaufensterdekorationen ein, das Osterfest

vorzubereiten.

 

Das Evangelium des vierten Fastensonntags „Laetare“ - Freue dich

Jerusalem - ermutigt uns, eine tiefere Entdeckungsreise zu wagen;

das Abenteuer der Feiheit Gottes wieder neu auf unserem Osterweg

Wirklichkeit werden zu lassen; neu zu erleben, dass wir frei sind,

weil wir zum Leben befreite sind, eine Freiheit, die allerdings

kein Selbstläufer ist.

 

Jesus und Nikodemus: es ist ein tiefes Gespräch, ein Gespräch ganz

tief in der Nacht, ein Gespräch, das nicht ein Lebensthema aufgreift,

sondern das Leben selbst vermittelt. Jesus wird erhöht wie die kupferne

Schlage in der Wüste, die das Volk Israel vor der tödlichen Wirkung der

Schlangenbisse bewahrte. Das Kreuz Jesu ist für Johannes nicht

Erniedrigung, es ist Erhöhung in Gottes Herrlichkeit, denn nur er

konnte am Kreuz siegen. Der Biss des Todes ist nicht mehr endgültig

tödlich, d.h. wir müssen nicht verbissen das Leben suchen, nicht

verbissen etwas vom Leben haben wollen: als Gerettete dürfen wir alle

Verbissenheit hinter uns lassen: verbissene Angst, Anstrengung und was

immer in uns zur Verbissenheit in allen Facetten neigt.

 

Die erhöhte Schlange ist auch Symbol der Ärzteschaft; was Gift oder

Medikament ist entscheidet in der Medizin meist die richtige Dosis.

Vieles gerät in unserem Leben aus der Balance durch falsche Dosierung.

Befreit sein heißt so also auch, den Gesamtzusammenhang meines Lebens

wieder finden: aus Einseitigkeit und Übertreibungen, aus Unterdrückung

und Vernachlässigung von Lebensäußerungen in erfülltes Menschsein durch

ihn „umkehren“ zu können.

 

Er richtet uns auf, so sind wir schon gerichtet, wenn er wiederkommt,

denn Glaube ist Freispruch für das Leben. Gerichtet sein bedeutet aber

auch vorbereitet sein: „wer aber die Wahrheit tut kommt zum Licht“.

Ja das endgültige Ostern will vorbereitet und gerichtet sein, nicht

durch irgendeine Dekoration, sondern durch die gelebte Liebe und

Versöhnung, denn Ostern ist nicht Dekoration des Todes und der

Unversöhntheit, wir bleiben für immer am Leben.

 

So gilt es, eine klare Entscheidung zu fällen, das Licht Tag für Tag

mehr zu lieben als die Finsternis. Der beste Startpunkt dafür ist - wie

bei Nikodemus - die Nacht selbst. Alle unsere Nächte die es geben mag,

sind zugänglich für sein Licht, wenn wir es zulassen. Warum also

sollten wir Ostern nicht wirklich einmal zu einem Erlebnis des Lebens

werden lassen:

Sein Licht in der Finsternis dieser Welt,

Seine Liebe im Hass dieser Welt,

Sein Wort in der Sprachlosigkeit dieser Welt,

Sein Leben unserem Sterben.

 

Domkapitular Andreas Möhrle

Leiter der Abteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg

und Rektor des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes

 

Quelle: www.erzbistum-freiburg.de

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