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Exerzitien im Alltag


Mariamante

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Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das

Joch der Knechtschaft auflegen!(Gal 5,1)

 

Wenn ich diese Freiheit nur an mich heran ließe! Dann wäre es möglich: neues Atemholen,

Flügelschlag und Lichtung und die Ketten lägen weit zurück…

Warum aber stehe ich nicht fest?

Warum aber stehen wir nicht fest in dem, der das für mich getan hat?

Warum?

Könnte mein Glaube mir eine feste Burg werden um alles Erlebte, wenn ich mich so

herausrufen lasse aus Haltungen, Gewichtungen und Vernichtungen, die ich verursache,

die durch mich geschehen?

 

Aus der Predigt der Pfarrerin Dr. Ines Knoll von der Evangelischen Stadtkirche Wien am 30. Oktober 2011 (übertragen von ORF und ZDF)

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"Die Geseze des Gewissens, von denen wir glauben, dass sie aus der Natur geboren wurden, sind aus Gebräuchen geboren; jeder von uns verehrt in seinem Inneren die Meinungen und Sitten, die allgemein gutgeheißen werden und kann sich von ihnen nicht ohnen Bedauern trennen oder sei ohne Zustimmung praktizieren."

Michel de Montaigne, "Über Gebräuche" in Essais 174.

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Meditation

 

Der Meister sah den Mann schon weitem kommen.

Sein Gang war müde, schwer und schleppend.

Noch bevor er ihn ansprechen konnte, jammerte er:

Das Leben liegt wie eine unerträgliche Last auf meinen Schultern.

Der weise Mann lächelte und versuchte, ihn aufzumuntern:

Nein, das Leben ist so leicht wie eine Schneeflocke!

Der andere widersprach heftig: Das siehst du völlig falsch.

Jeder Tag lädt mir eine neue Belastung auf.

Ich kann bald nicht mehr. Was soll ich denn tun?

Du bist es doch selbst, der sich die Lasten auflädt, entgegnete der Weise: Lass einfach los!

Aber …, meinte der andere verwirrt …

Lass doch dieses ständige ‚Aber’! sagte der Meister.

Jedes von deinen ‚aber’ wiegt mehr als ein Sack Zement.

 

Aus dem Liturgieletter von Pfarrer Roland Breitenbach mit dessen freundlichet Genehmigung

bearbeitet von Der Geist
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Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:

 

Der HERR segne dich und behüte dich;

der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

 

Numeri, 6,22-27

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Nicht weil es der große und allmächtige Gott will, dass ich mich den Armen und Kleinen zuwende, habe ich dies zu tun, sondern, weil in den Kleinen und Armen Gott selbst zu entdecken ist – und dies nicht nur so nebenbei, sondern vornehmlich, vorzüglich und privilegiert bei ihnen, wie es dann ja auch die Weltgerichtsrede in Mt 25 explizit aufzeigt und als Spiegel für jegliches Handeln den Menschen vors Gesicht hält.

 

Aus dem Scriptum Fundamentalpastoral für das WS 2011/12 von Prof. Dr. Johann Pock, Vorstand des Instituts für praktische Theologie der kath. theol. Fakultät der Universität Wien

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...und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.

 

Apokalypse des Johannes 1,17-18

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Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überlegung, dass etwas gut ausgeht, sondern es ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf wie es ausgeht.

 

Vaclav Havel

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„Es ist gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und

immer in ihrer ganzen Fülle bereitliegt, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr

weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub.

Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie.“

 

Franz Kafka: Die Tagebücher III | 18.10.1921

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Ja, wenn Du liebst: einen Mann, eine Frau, ein Kind, wenn Du liebst als Verliebter, als Verliebte, dann bist Du – in welcher Form – wenn es denn nur Liebe ist – der Beweis: dass Gott ist und dass es uns heraus nimmt aus den Diktaturen von Raum und Zeit, die wir uns selbst gegeben haben.

 

Aus der Predigt von Pfarrerin Dr. Ines Knoll von der Wiener Lutherischen Stadtkirche zum Sonntag "Kantate" (4. Sonntag nach Ostern)2010.

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So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich des, daß er mich wisse und kenne, daß ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.

 

Jeremia 9,22,23

bearbeitet von Der Geist
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.....

 

Die vielen Dinge, die du tief versiegelt

durch deine Tage trägst in dir allein,

die du auch im Gespräche nie entriegelt,

in keinen Brief und Blick sie ließest ein,

 

die schweigenden, die guten und die bösen,

die so erlittenen, darin du gehst,

die kannst du erst in jener Sphäre lösen,

in der du stirbst und endend auferstehst.

Gottfried Benn, Epilog (das ganze Gedicht kann man hier)

bearbeitet von Der Geist
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„In niemanden sonst setze ich meine Hoffnung außer in Dich, Gott Israels“.

So haben wir es gehört und gelesen und gelernt. Der Mensch hofft auf Gott.

Bei Charles Péguy lesen wir, dass auch Gott hofft: „Gott hat seine Hoffnung, seine arme Hoffnung, auf jeden von uns gesetzt, und wäre er auch der elendste Sünder.“

....................................................................................................................

.........................

 

Mit dem kleinen Mädchen Hoffnung an seiner Seite nimmt er (Peguy) nun den Kampf gegen die eigene Versuchung zur Sünde der Resignation auf und entdeckt:

„Gott hat seine Hoffnung, seine arme Hoffnung, auf jeden von uns gesetzt, und wäre er auch der elendste Sünder.“

Worin nun besteht nach Péguy die Hoffnung Gottes, was erhoffte er?

Er hofft, dass wir zumindest ein wenig um das Heil unserer Seele bemüht sind. Und sei es auch noch so wenig. „Er legt in unsere Hände, in unsere schwachen Hände, seine ewige Hoffnung.“ Er wartet. Dieses Warten auf uns - wie schon Origenes wusste - ist Gottes Schmerz. Ohnmacht der Liebe angesichts der menschlichen Freiheit.

In unseren schwachen vergänglichen Händen liegt die ewige Hoffnung Gottes. Das ist die Botschaft von Charles Péguy. Geschrieben vor hundert Jahren. Aber Gott hofft immer, auch heute.

„…hat die Gnade, auf uns zu hoffen. Nur uns zu erhoffen.“

Gottes Herz, schreibt Péguy, bebt vor Sorge um den Menschen. „Und es ist das Beben der Hoffnung. Sieh doch mein Kind, welch ein Geheimnis. Sieh doch, welch ein Mysterium.“

Quelle für den Text: Gedanken für den Tag im Radioprogramm Österreich 1 vom 29.11.2010 (http://religion.orf.at/projekt03/tvradio/ra_gedanken/ra_ged101130_gaisbauer_fr.htm)

Charles Peguy lebte von 1873 -1914. Er starb in einer der ersten Schlachten des I. Weltkriegs..

Der Text des Büchleins „Mysterium der Hoffnung“ war vor 50 Jahren ein Kultbuch für uns junge Katholiken. Das Buch ist in einer Übersetzung von Hans Urs von Balthasar als Taschenbuch erschienen. (Verlag gerne auf Anfrage per PN)

bearbeitet von Der Geist
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....muss man sein eigenes Ich hassen, um Gott von Herzen zu lieben? Führt der christliche Weg zu Gott nicht vielmehr über die Zuwendung zum Du statt über die Vernichtung des Ich: die Nächstenliebe (nach dem Maß der Eigenliebe!)als Erfüllung der Gottesliebe?

 

Hans Küng, Existiert Gott? Antwort auf die Gottefrage der Neuzeit, München 1978, 107.

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Vernunft ist die Bedingung der Offenbarung, weil Offenbarung sich an uns wendet und weil wir aus unserer Vernunft um den Ort wissen müssen, aus welchem sie kommt, sonst wäre die Rede von Offenbarung nur sinnloses Rede. Daher sprechen Theologie und Philosophie von demselben. Den lebendigen Gott der Offenbarung gegen den Philosophengott zu setzen ist denen zu überlassen, die Alleinvertretungsrechte usurpieren. Nichts ist gegen die Unwissenheit zu sagen, die sich um Wissen bemüht. Die Unwissenheit, die sich als Besserwisserei ausgibt, ist zu ignorieren.

 

Wolfgang Cramer, deutscher Philosoph 1901-1974, zitiert nach meiner Mitschrift der Vorlesung "Philosphische Gotteslehre" von Rudolf Langthaler, Professor für Christliche Philosophie an der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien, gehalten im SS 2011.

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„23. Ein einziger Gott, unter Göttern und Menschen am größten, weder an Gestalt den Sterblichen ähnlich noch

an Gedanken. 24. Gott ist ganz Auge, ganz Geist, ganz Ohr. 25. Doch sonder Mühe erschüttert er alles mit des

Geistes Denkkraft. 26. Stets aber am selben Ort verharrt er sich gar nicht bewegend, und es geziemt ihn nicht

hin- und herzugehen bald hierhin bald dorthin.“

Quelle: Xenophanes zitiert nach Diels, Fragmente der Vorsokratiker.

Damit zeigt sich Xenophanes als Begründer und Grundleger einer negativen Theologie, der als Erster die radikale „Andersheit“ Gottes betont.

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„Wir sagen, was Es nicht ist. Was Es aber ist, das sagen wir nicht“.

 

So findet sich bei Plotin die Grundgestalt einer "Negativen Theologie"

 

Quelle: Plotin Enneaden V, 4,1

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Bertolt Brecht

An die Nachgeborenen

 

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn

Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende

Hat die furchtbare Nachricht

Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo

Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.

Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Der dort ruhig über die Straße geht

Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde

Die in Not sind?

.................

.................

 

Ach, wir

Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit

Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es so weit sein wird

Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist

Gedenkt unserer

Mit Nachsicht.

 

Das ganze Gedicht findet man hier

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Ratlosigkeit ist gut.

Verlieren ist gut.

Versäumnis ist gut.

Verkehrte Wege wählen ist gut.

Nicht weiter wissen ist gut.

Sich leer fühlen ist gut.

Auch das ist ein volles Leben.

 

Aus dem 1983 erschienen Gedichtband "Werkzeuge der Freiheit" des Lyrikers Walter Helmut Fritz.

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Als Jüngling feierte ich den Tod, als Greis feiere ich das Leben.

Ludwig Feuerbach, Nachgelasse Aphorismen in K. Grün, Ludwig Feuerbachs philosophische Entwicklung. Sein Briefwechsel und Nachlass 1820-1872 Bd. I/ÍI, Leipzig Heidelberg 1874. Hier Nachgelassene Aphorismen, Bd. I, 137.

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Zum Aschermittwoch

Das Wort „fasten“ klingt wenig einladend, denn unter „fasten“ versteht man landläufig das Einschränken der Nahrungsaufnahme auf ein Minimum. Dabei hat „fasten“ eine viel tiefere Bedeutung:

 

Das Wort 'fasten' kommt vom alten mittelhochdeutschen Wort 'fastan'. Es bedeutet 'befestigen' oder 'festmachen'. In der englischen Sprache ist das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung erhalten geblieben. Im Flugzeug gibt man uns z.B. die Anweisung: “Fasten seat belt!“

 

Es geht also darum, Verbindungen, die lose geworden sind, wieder fest zu machen.

 

Damit ist die Fastenzeit, die Vorbereitungszeit auf Ostern, nicht die Dunkel-Gräuelkammer, wo man sich quälen muss, wo man Verzicht um des Verzichtes versucht (und wenn kein Sinn dahinter steckt, daran scheitert), sondern ganz anders eben: Wie schreibt schon Paulus: „Zur Freiheit hat euch Gott befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 5,1)

 

Die Grundlagen dieser Gedanken stammen aus kath.net und aus dem 1. Fastenmail der Internetkirche st. Bonifatius.

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