Elrond Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Verzeihung. Ich habe gestern meine 4 Stunden im Faust abgesessen und mich die ganze Zeit gefragt, wie Du schlechte Regie erkannt haben koenntest. Werde aber in dem Buch nochmal lesen, ob der Teufel wirklich eine Frau war und ein Handy und ein Diktiergeraet hatte, ob Faust Motorrad gefahren ist und Kokain genommen hat, ob Gretchen eine Putzfrau im Minirock war und ob die Hexenkueche wirklich ein Genlabor mit degenerierten Zwergen war. Hatte das anders in Erinnerung. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Verzeihung. Ich habe gestern meine 4 Stunden im Faust abgesessen und mich die ganze Zeit gefragt, wie Du schlechte Regie erkannt haben koenntest. Werde aber in dem Buch nochmal lesen, ob der Teufel wirklich eine Frau war und ein Handy und ein Diktiergeraet hatte, ob Faust Motorrad gefahren ist und Kokain genommen hat, ob Gretchen eine Putzfrau im Minirock war und ob die Hexenkueche wirklich ein Genlabor mit degenerierten Zwergen war. Hatte das anders in Erinnerung. OT: also jenseits eigener vorlieben, was inszenierung angeht: goethe lässt den stoff in einer bestimmten zeit spielen, warum sollte man das stück nicht in der gegenwart ansiedeln? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 OT: also jenseits eigener vorlieben, was inszenierung angeht: goethe lässt den stoff in einer bestimmten zeit spielen, warum sollte man das stück nicht in der gegenwart ansiedeln? OT: Weil die Handlung m.E. nicht in die Gegenwart passt. Ein heute lebendes Gretchen wäre nicht (vor der gesamten Gesellschaft) entehrt, weil es sexuellen Kontakt mit einem Mann hatte. Ein heutiger Valentin würde seiner Schwester empfehlen, auf Unterhalt zu klagen, anstatt deren Ex zum Duell zu fordern. Sicher könnte man die Geschichte umschreiben, aber das wäre dann eben nicht mehr Goethes Faust. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 naja, es ist ja ohnehin nicht "goethes" faust, der stoff ist viel älter und z.b. vorher schon von christopher marlow verarbeitet worden. und ich kann mir schon gelungene adaptionen in die gegenwart vorstellen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 naja, es ist ja ohnehin nicht "goethes" faust, der stoff ist viel älter und z.b. vorher schon von christopher marlow verarbeitet worden. und ich kann mir schon gelungene adaptionen in die gegenwart vorstellen. Der Stoff kann auch meiner Meinung nach in die Gegenwart übertragen werden, doch dann müsste der Kontext geändert werden. Bitte dann ohne die Texte und den Namen Goethes. @Mods: Bitte splitten! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 (bearbeitet) naja, es ist ja ohnehin nicht "goethes" faust, der stoff ist viel älter und z.b. vorher schon von christopher marlow verarbeitet worden. und ich kann mir schon gelungene adaptionen in die gegenwart vorstellen. In die Zeitlosigkeit wäre besser, da es - wie Martin schon schrieb - in der Gegenwart nicht so gut funktionieren würde. Man kann einige Shakespeare-Komödien viel besser in die Gegenwart setzen als den Faust. Die Frage ist nur: Warum überhaupt in die Gegenwart? Damit man merkt, daß ein "origineller", "mutiger" Regisseur sein Unwesen getrieben hat? Mir fällt kaum etwas weniger originelles ein, als einen Klassiker in die Jetzt-Zeit zu versetzen. Um sich das leisten zu können, muß man schon ein verdammt guter Regisseur mit gutem Konzept sein. bearbeitet 10. Februar 2007 von Lissie Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Explorer Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 naja, es ist ja ohnehin nicht "goethes" faust, der stoff ist viel älter und z.b. vorher schon von christopher marlow verarbeitet worden. Na, nur weil den Stoff vor Goethe schon andere bearbeitet haben, bleibt Goethes Faust schon immer noch Goethes Faust. Marlowe oder auch die Historia setzten teilweise völlig andere Akzente... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Damit man merkt, daß ein "origineller", "mutiger" Regisseur sein Unwesen getrieben hat? ... Um sich das leisten zu können, muß man schon ein verdammt guter Regisseur mit gutem Konzept sein. Eben. Wir haben halt nur originelle und mutige Regisseure, zumindest nach deren Selbstbild. - Ich geh nicht mehr in klassische Stücke, lieber gleich was Modernes. Mrozek zB. Grüße, KAM Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Verzeihung. Ich habe gestern meine 4 Stunden im Faust abgesessen und mich die ganze Zeit gefragt, wie Du schlechte Regie erkannt haben koenntest. Eine schlechte Regie liegt regelmäßig dann vor, wenn a) einer oder mehrere Darsteller sich ohne im Stück liegende Gründe ihrer Kleidung oder Teilen davon entledigen ohne dass das Stück dies nahelegt oder vorsieht, Darsteller Naziparolen skandieren und/oder nationalsozialistische Symbole zeigen c) die Darsteller ohne inneren Bezug zum Stück Symbole weltanschaulicher Gruppen, Staaten oder sonstiger Gruppierungen zerstören oder beschimpfenden Unfug daran verüben Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stefan Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Ein heute lebendes Gretchen wäre nicht (vor der gesamten Gesellschaft) entehrt, weil es sexuellen Kontakt mit einem Mann hatte. Ein heutiger Valentin würde seiner Schwester empfehlen, auf Unterhalt zu klagen, anstatt deren Ex zum Duell zu fordern. Dann macht man aus Gretchen eine Aisha und aus Valentin einen Mehmemt, dann passt das wieder. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Ein heute lebendes Gretchen wäre nicht (vor der gesamten Gesellschaft) entehrt, weil es sexuellen Kontakt mit einem Mann hatte. Ein heutiger Valentin würde seiner Schwester empfehlen, auf Unterhalt zu klagen, anstatt deren Ex zum Duell zu fordern. Dann macht man aus Gretchen eine Aisha und aus Valentin einen Mehmemt, dann passt das wieder. Diese Variante ist was für marode aber gut versicherte Theater. Grüße, KAM Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Ach, eine schlechte Regie liegt auch dann vor, wenn das Stück zu einer operettenhaften Kostümorgie verkommt, in der der Inhalt des Stücks hinter die prächtig ausstaffierten Verkleidungen der Bühne und Darsteller zurücktritt. Ein Beispiel für eine gelungene, zeitlose Inszenierung eines alten Stücks ist die Antigone-Aufführung in Bochum, die aber mittlerweile glaub ich abgesetzt ist. Dort ordnete sich alles dem Stück und dessen Inhalt unter. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Ein heute lebendes Gretchen wäre nicht (vor der gesamten Gesellschaft) entehrt, weil es sexuellen Kontakt mit einem Mann hatte. Ein heutiger Valentin würde seiner Schwester empfehlen, auf Unterhalt zu klagen, anstatt deren Ex zum Duell zu fordern. Dann macht man aus Gretchen eine Aisha und aus Valentin einen Mehmemt, dann passt das wieder. Diese Variante ist was für marode aber gut versicherte Theater. Grüße, KAM Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Verzeihung. Ich habe gestern meine 4 Stunden im Faust abgesessen und mich die ganze Zeit gefragt, wie Du schlechte Regie erkannt haben koenntest. Eine schlechte Regie liegt regelmäßig dann vor, wenn a) einer oder mehrere Darsteller sich ohne im Stück liegende Gründe ihrer Kleidung oder Teilen davon entledigen ohne dass das Stück dies nahelegt oder vorsieht, Darsteller Naziparolen skandieren und/oder nationalsozialistische Symbole zeigen c) die Darsteller ohne inneren Bezug zum Stück Symbole weltanschaulicher Gruppen, Staaten oder sonstiger Gruppierungen zerstören oder beschimpfenden Unfug daran verüben Kurz und gut: Wenn ein Regisseur eine Gruppe von Schauspielern auf der Bühne anattraktive und/oder langweilige und/oder unmotivierte Handlungen tun läßt und sie dabei unerklärlicher- und störenderweise Texte von guten Dichtern sprechen läßt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 naja, es ist ja ohnehin nicht "goethes" faust, der stoff ist viel älter und z.b. vorher schon von christopher marlow verarbeitet worden. und ich kann mir schon gelungene adaptionen in die gegenwart vorstellen. In die Zeitlosigkeit wäre besser, da es - wie Martin schon schrieb - in der Gegenwart nicht so gut funktionieren würde. Man kann einige Shakespeare-Komödien viel besser in die Gegenwart setzen als den Faust. Die Frage ist nur: Warum überhaupt in die Gegenwart? Damit man merkt, daß ein "origineller", "mutiger" Regisseur sein Unwesen getrieben hat? Mir fällt kaum etwas weniger originelles ein, als einen Klassiker in die Jetzt-Zeit zu versetzen. Um sich das leisten zu können, muß man schon ein verdammt guter Regisseur mit gutem Konzept sein. OT aber zur klarstellung: smile, meiner erfahrung nach ist ja der musikalische leiter einer inszenierung der geborene feind des regisseurs, es sei denn, der hat wirklich ahnung von musik. viele regisseure scheinen ja der auffassung zu sein, wenn in der partitur (oft wissen sie gar nicht, was das ist, und nehmen ein reclam heft...) steht, x kommt von rechts, dann ist es ein beweis ihrer genialität, dass sie x von links auftreten lassen... fazit: ich bin da eher konservativ, trotzdem meine ich, dass eine übertragung in eine andere zeit, ein stück auf wesentliches reduzieren kann und eben auch die zeitlosigkeit der botschaft vermitteln kann. natürlich gehe ich bei solchen versuchen idealistischerweise davon aus, dass der regisseur gut ist - und ich weiss, dass das naiv ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 ´ trotzdem meine ich, dass eine übertragung in eine andere zeit, ein stück auf wesentliches reduzieren kann und eben auch die zeitlosigkeit der botschaft vermitteln kann. Das kann eine gute Inszenierung auch ohne die Übertragung auf heute. Außerdem ist es meist auch unattraktiver, rein optisch. Ich finde, es braucht sehr gute Gründe, um ein Stück in eine andere Zeit zu versetzen und meist ist die "Jetzt-Zeit" am wenigsten geeignet (die Übertragung sollte lieber in den Köpfern der Zuschauer gesehen). Es gibt eine Richard III -Verfilmung, die in einem fiktiven Nazi-England in den 30er Jahren spielt. Die ist ziemlich gut. Aber dazu gehört weitaus mehr, als nur die Wahl einer anderen Epoche und leider sieht dieses Regie-Theater oft so aus, als würden sich die Macher einbilden, es wäre schon überwältigend genug, daß sie Faust und Gretchens erste Begegnung bei Mac Donalds stattfinden lassen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Aber dazu gehört weitaus mehr, als nur die Wahl einer anderen Epoche und leider sieht dieses Regie-Theater oft so aus, als würden sich die Macher einbilden, es wäre schon überwältigend genug, daß sie Faust und Gretchens erste Begegnung bei Mac Donalds stattfinden lassen. Oder indem es dem Zuschauer ermöglicht wird, Dantons Gemächt zu bestaunen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Aber dazu gehört weitaus mehr, als nur die Wahl einer anderen Epoche und leider sieht dieses Regie-Theater oft so aus, als würden sich die Macher einbilden, es wäre schon überwältigend genug, daß sie Faust und Gretchens erste Begegnung bei Mac Donalds stattfinden lassen. Oder indem es dem Zuschauer ermöglicht wird, Dantons Gemächt zu bestaunen. Anläßlich solch alberner "Provokationen" und "Tabubrüche" gab es doch mal einen fulminanten Beitrag von Sven. Und ich habe ihn glatt beim ersten Stichwort gefunden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Aber dazu gehört weitaus mehr, als nur die Wahl einer anderen Epoche und leider sieht dieses Regie-Theater oft so aus, als würden sich die Macher einbilden, es wäre schon überwältigend genug, daß sie Faust und Gretchens erste Begegnung bei Mac Donalds stattfinden lassen. Oder indem es dem Zuschauer ermöglicht wird, Dantons Gemächt zu bestaunen. Anläßlich solch alberner "Provokationen" und "Tabubrüche" gab es doch mal einen fulminanten Beitrag von Sven. Und ich habe ihn glatt beim ersten Stichwort gefunden. Ja, der ist klasse. Und der von mir gerügten Inszenierung auf den Leib geschrieben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Ich stimme clown und auch Sven vollkommen zu. Manchmal hat man den Eindruck, dass der Regisseur der Tragfähigkeit des Dramas selbst nicht traut, so dass er meint, dies mit "Provokationen" aufpeppen zu müssen. Provokation muss nicht verkehrt sein, sie kann sogar nötig sein, aber wenn Provokation zum Selbstzweck verkommt, kann man kaum mehr von grossem Theater sprechen. Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Vor allem sollte, wer meint, provozieren zu müssen (und ich bin sehr für gute und nötige Provokation) diese doch selber schreiben und nicht irgendwo zwanghaft dranhängen, wo sie entweder nicht reinpaßt oder die werkimmanente eigentlich viel besser ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 10. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 10. Februar 2007 Stimmt. Ich selber bin auch eher Anhänger des Musiktheaters (Oper) als des Sprechtheaters. Durch die Musik entsteht dann ein tragendes Element, das dann auch über Mängel in der Inszenierung hinweghelfen kann. Wobei ich freilich auch dort eine gute Inszenierung zu schätzen weiß, aber wenn die Musik gut ist, ist mir der Rest dann nicht mehr so furchtbar wichtig. Oft sind es gerade die schlichten Inszenierungen (ohne viel Schnickschnack), die mir am besten gefallen haben. Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 11. Februar 2007 Melden Share Geschrieben 11. Februar 2007 Ich war mal in einer modernen Inszenierung von Schillers Wallenstein, die Trilogie an einem Abend.: Leider hatte ich die Karte geschenkt bekommen (und die großzügige Geberin war dabei), sonst wäre ich in der Pause heimgegangen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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