ONeill Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Guten Morgen! Bereite mich derzeit auf meine Abiklausur am Dienstag vor. Bin dann mehr oder weniger zufällig auf den Begriff "Anthropodizee" gestoßen. Hab dann mal nach Begriffserklärungen im Netz gesucht, bin da aber immer nur auf längere Texte gestoßen. Kann mir hier mal jemand eine Definition zum Wort geben? Ich kenne zwar die Begriffe Anthropologie und Theodizee, aber richtig weiter hilft mir das auch nicht. Vielen Dank und Gruß ONeill Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Einsteinchen Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ich denke, das ist irgendwie evident. Theodizee ist die Frage, wie Gott gut sein kann angesichts des Leids auf der Welt, und Anthropodizee ist die Frage, wie man den Menschen rechtfertigen kann angesichts des Leids auf der Welt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ONeill Geschrieben 21. April 2007 Autor Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ich denke, das ist irgendwie evident. Theodizee ist die Frage, wie Gott gut sein kann angesichts des Leids auf der Welt, und Anthropodizee ist die Frage, wie man den Menschen rechtfertigen kann angesichts des Leids auf der Welt. Also praktisch analog zur Theodizee bei Gott? Aber wie ist das dann zu verstehen, ich meine Gott kann man hinterfragen weil er (anscheinend) nicht eingreift und damit das Leid zulässt. Wie soll das dann beim Menschen aussehen...soll sich der Mensch im Sinne der Christopraxie einsetzen oder wie ist das zu verstehen? Danke für die Hilfe! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ich denke, das ist irgendwie evident. Theodizee ist die Frage, wie Gott gut sein kann angesichts des Leids auf der Welt, und Anthropodizee ist die Frage, wie man den Menschen rechtfertigen kann angesichts des Leids auf der Welt. Also praktisch analog zur Theodizee bei Gott? Aber wie ist das dann zu verstehen, ich meine Gott kann man hinterfragen weil er (anscheinend) nicht eingreift und damit das Leid zulässt. Wie soll das dann beim Menschen aussehen...soll sich der Mensch im Sinne der Christopraxie einsetzen oder wie ist das zu verstehen? Danke für die Hilfe! Wenn wir von einem Gott Rechenschaft darüber verlangen können, daß er die Welt und damit das Leid darin geschaffen hat, dann scheint das Leid in der Welt nicht durch das Prinzip des Lebens gerechtfertigt zu sein. Wir Menschen haben es prinzipiell in den Händen das Leid in der Welt zu verhindern, indem wir die Gattung Menschheit einfach aussterben lassen. Dazu hatte ich hier schon einmal geschrieben: Die Moralität des Menschen ist so stark, daß sie aus moralischen Gründen sogar auf ihr Fressen verzichten. z.B. beim Hungerstreikt oder beim "Beuteverzicht" der Veganer. Man könnte sich auch vorstellen, daß der Mensch einmal in Pessimismus verfällt und angesichts des Leids in der Welt, zur Ansicht gelangt, daß schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel zu sehr leidet: O dass wir unsere Ururahnen wären.Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor. Leben und Tod, Befruchten und Gebären glitte aus unseren stummen Säften vor. Ein Algenblatt oder ein Dünenhügel, vom Wind Geformtes und nach unten schwer. Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel wäre zu weit und litte schon zu sehr. G. Benn Dann entschließen sich die Menschen einheitlich dazu, sich sterilisieren zu lassen, so daß kein menschlicher Nachkomme mehr an einer Krankheit oder an der Grausamkeit der Mechanik leide. Später kommt ihnen dann die Einsicht, daß sie auch die Natur von ihrem Leid befreien müssen und sie beauftragen die Genexperten, die dann dafür Sorge tragen, daß sich die höheren Lebewesen auch nicht vermehren können. Im Grunde trifft den Menschen, der eine Arche bauen will, eine höhere moralische Schuld als einen eventuell existierenden Gott, denn im Gegensatz zu Gott, weiß er nicht, wofür die Kreatur weiterleiden wird, welche er vor der Flut rettet. Die Theodizee trifft auch den Menschen, nur gibt es da eben keine eventuelle Lösung im Jenseits. Dem Gläubigen bleibt da noch das Vertrauen und Hoffen auf Gott. Der Ungläubige kann nur auf die Zukunft hoffe, wie es die Transhumanisten und Extropianer tun. Gruß Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ONeill Geschrieben 21. April 2007 Autor Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ja danke Sam für deine ausführliche Antwort, aber so richtig hilft mir das nicht weiter. Eine kurze Definition des Begriffs würde mir schon genügen. Danke! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ja danke Sam für deine ausführliche Antwort, aber so richtig hilft mir das nicht weiter.Eine kurze Definition des Begriffs würde mir schon genügen. Danke! Ich denke viel kürzer kann man das nicht definieren: "Warum soll sich das Geschlecht nicht sittlich verhalten und ein Ende setzen?", sinnt der namenlose Protagonist in Ingeborg Bachmanns Erzählung "Das dreißigste Jahr". Karim Akerma hat die, wie er sagt, "fundamentalethische Frage schlechthin" aufgegriffen. In seinem Buch "Verebben der Menschheit?" untersucht er, "ob es überhaupt Menschen geben" solle. Nicht eine Theodizee stehe aus, sondern eine Anthropodizee, eine Rechtfertigung der Existenz der Menschheit angesichts eines "Meeres des Leidens" und der nur allzu seltenen "Inseln des Wohlseins". Sie zu leisten sei eine Aufgabe, die in den Bereich der Metaphysik falle. http://www.literaturkritik.de/public/rezen...;ausgabe=200101 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ONeill Geschrieben 21. April 2007 Autor Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ein großes Dankeschön, das hilft mir schon sehr viel weiter. Kann man damit nicht auch die Theodizee-Frage umdrehen und sagen, warum tuen wir nichts gegen das Leid. Oder so ähnlich? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ein großes Dankeschön, das hilft mir schon sehr viel weiter.Kann man damit nicht auch die Theodizee-Frage umdrehen und sagen, warum tuen wir nichts gegen das Leid. Oder so ähnlich? Nein, das kann man meines Erachtens nicht. Es gibt prinzipielle Grenzen des Machbaren. Der Mensch kann nicht alles Leid auf der Welt vermeiden - man kann die Theodizee nicht dadurch lösen, daß man mit einer Anthropodizee kontert. Allein dadurch, daß per Zufall doch immer wieder Leid möglich ist, wird die Theodizee immer wieder neu aufgeworfen. Für die Anthropodizee gibt es nur zwei Lösungen: 1. Das Verebbenlassen höhere Lebewesen. 2. Die Vergeistigung höhere Lebewesen, wie es Arthur C. Clark in 2001 beschrieb. Wobei ich 2). für nicht machtbar halte. Man kann also zum einen die Frage nach der moralischen Rechtfertigung der Welt und des Leides nicht auf den Menschen abwälzen und zum anderen, führt die Lösung der Anthropodizee nicht dazu, daß der Mensch ein eventuell selbst geduldetes Leid verhindern und die Welt dann in ein Paradies verwandeln könnte. Gruß Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ONeill Geschrieben 21. April 2007 Autor Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ok damit sind meine Fragen alle beantwortet. Dankeschön für deine/eure Mühe! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sam_Naseweiss Geschrieben 21. April 2007 Melden Share Geschrieben 21. April 2007 Ok damit sind meine Fragen alle beantwortet. Dankeschön für deine/eure Mühe! Naja, das war ja jetzt nur meine Ansicht dazu. Mach dir dazu einfach mal selbst Gedanken oder warte, ob nicht vielleicht noch jemand anderes etwas dazu schreibt. Gruß Sam Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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