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Die Ehe als Vertrag


Flo77

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Die beiden ersten Kapitel der Genesis spiegeln die von Dir vorgestellte Sicht der Dinge aber nicht wieder. Hier geht es zunächst einmal um eine persönliche seelische Beziehung. Es ist sogar (im Gegensatz zur damaligen soziologischen Realität) davon die Rede, dass der Mann Vater und Mutter verlässt, um sich an seine Frau zu binden.

 

Und von "Verkehr haben" ist da nicht die Rede, sondern von "ein Fleisch werden" und "erkennen". Das ist die anthropologische Grundlage des christlichen Eheverständnisses, und dafür nimmt die die Kirche tatsächlich eine universale Gültigkeit in Anspruch. D.h. sie geht davon aus, dass dieses Eheverständnis nicht kulturell geprägt, sondern zum Wesen des Menschen gehört.

Im hebräischen Text bei Gen. 2, worauf Du anspielst, steht für Mann isch und für Frau

ischscha, d.h. "die von dem Mann genommen ist". Aber vorher war der Mann da. Er war für Gott der erste Ansprechpartner, während die Frau Gehilfin war. Also unter Gleichrangigkeit stelle ich mir was anderes vor.

 

 

Das habe ich auch gedacht, bis ich einmal einen indischen Mythos über die Erschaffung der Frau (selbstverständlich auch nach dem Mann) gelesen habe: Da wurde die Frau aus allen möglichen Naturerscheinungen zusammengesetzt, den Plätschern des Wassers, dem Rauschen der Gräser, dem Wind, etc.. Wunderbar poetisch, aber mit einer klaren Botschaft: die Frau ist ein naturhaftes Wesen, aber kein Mensch.

 

Der zweite Schöpfungsbericht, der ja der ältere ist (und damit meiner Ansich nach der weniger entwickelte, also nachrangige), stellt aber dagegen schon mal unmissverständlich klar, dass die Frau aus menschlichem Material gemacht und also ein Mensch ist. Außerdem ist die Frau vollständig, währden dem Mann eine Rippe fehlt.

 

Das ist übrigens wirklich ein wunderbares Bild: der Mann ist am Herzen unvollständig, ihm fehlt da ein Knochen, und damit die Stabilität.

bearbeitet von Franziskaner
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Die beiden ersten Kapitel der Genesis spiegeln die von Dir vorgestellte Sicht der Dinge aber nicht wieder. Hier geht es zunächst einmal um eine persönliche seelische Beziehung. Es ist sogar (im Gegensatz zur damaligen soziologischen Realität) davon die Rede, dass der Mann Vater und Mutter verlässt, um sich an seine Frau zu binden.

 

Und von "Verkehr haben" ist da nicht die Rede, sondern von "ein Fleisch werden" und "erkennen". Das ist die anthropologische Grundlage des christlichen Eheverständnisses, und dafür nimmt die die Kirche tatsächlich eine universale Gültigkeit in Anspruch. D.h. sie geht davon aus, dass dieses Eheverständnis nicht kulturell geprägt, sondern zum Wesen des Menschen gehört.

Im hebräischen Text bei Gen. 2, worauf Du anspielst, steht für Mann isch und für Frau

ischscha, d.h. "die von dem Mann genommen ist". Aber vorher war der Mann da. Er war für Gott der erste Ansprechpartner, während die Frau Gehilfin war. Also unter Gleichrangigkeit stelle ich mir was anderes vor.

 

 

Das habe ich auch gedacht, bis ich einmal einen indischen Mythos über die Erschaffung der Frau (selbstverständlich auch nach dem Mann) gelesen habe: Da wurde die Frau aus allen möglichen Naturerscheinungen zusammengesetzt, den Plätschern des Wassers, dem Rauschen der Gräser, dem Wind, etc.. Wunderbar poetisch, aber mit einer klaren Botschaft: die Frau ist ein naturhaftes Wesen, aber kein Mensch.

 

Der zweite Schöpfungsbericht, der ja der ältere ist (und damit meiner Ansich nach der weniger entwickelte, also nachrangige), stellt aber dagegen schon mal unmissverständlich klar, dass die Frau aus menschlichem Material gemacht und also ein Mensch ist. Außerdem ist die Frau vollständig, währden dem Mann eine Rippe fehlt.

 

Das ist übrigens wirklich ein wunderbares Bild: der Mann ist am Herzen unvollständig, ihm fehlt da ein Knochen, und damit die Stabilität.

 

Zur "Herabsetzung" der Frau im Christentum hat nicht primär der Schöpfungsbericht geführt. Da gehen mittelalterliche Theologen teilweise sogar davon aus, dass die Frau quasi aus besserem Material gemacht sei als der Mann. Er aus Staub, sie jedoch aus bereits menschlichem Material, seiner Rippe.

 

Ausschlaggebend war dann die Deutung des Sündenfalls. Eva habe sich vom Teufel verführen lassen und dann ihrerseits Adam zum Apfelbiss verführt. Er habe nur aus Liebe zu ihr das göttlich Gebot übertreten. Aus dieser Konstruktion leiten die christlichen Theologen ihe Meinung ab dass der Umgang mit der Frau per se für den Mann gefährlich sei.

 

Man kann auch auch nicht wirklich behaupten, dass die Paulinische Begründung der Ehe ein Lob dieser Institution sei. Er stellt sie einfach als Notlösung dar um in seinen Augen noch Schlimmeres zu verhindern

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Das ist die anthropologische Grundlage des christlichen Eheverständnisses, und dafür nimmt die die Kirche tatsächlich eine universale Gültigkeit in Anspruch. D.h. sie geht davon aus, dass dieses Eheverständnis nicht kulturell geprägt, sondern zum Wesen des Menschen gehört.

Die Frage ist, ob so etwas zulässig ist.

Du nennst es ausdrücklich das christliche Eheverständnis, und zurecht, denn andere Kulturkreise/Religionen haben andere Eheverständnis.

Wenn aber einen Religion ihr Verständnis von etwas für universal gültig erklären möchte, ist Ärger vorprogrammiert.

 

Werner

 

 

Na ja, das selbe Problem gibt es ja zwischen den Offenbarungsreligionen bei allen möglichen Fragen. Ist nun Jesus der Sohn Gottes, oder Mohammed das Siegel der Propheten? Die Lösung besteht meiner Ansicht nach nicht darin, den Wahrheitsanspruch aufzugeben (im Sinne einer Wahrheit, die man als unbedingt bindend für das eigenen Gewissen erlebt), sondern in einer Trennung von staatlicher Ordnung und Religion.

 

Trotzdem halte ich es allerdings für gut, dass sich die christliche Vorstellung insofern auf unser Rechtssystem auswirkt, dass es keine rechtliche Möglichkeit der Polygamie gibt, und dass es für wirtschaftlich unterlegene Ehepartner nach einer Scheidung einen Unterhaltsanspruch gibt.

Nein, das stimmt so nicht ganz. Das Christentum kann ruhig darauf beharren, dass Jesus der ohn Gottes ist, das betrifft Nichtchristen ja in keiner Weise.

Wenn das Christentum aber darauf beharrt, dass die christliche Vorstellung von Ehe in der menschlichen Natur liege und somit alles ander widernatürlich sei, dann werden davon natürlich Nichtchristen direkt betroffen, sobald das Christentum anfngt, diesen Anspruch auch durchsetzen zu wollen.

 

Werne

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Aber das Christentum hat nun mal, wie jede andere Religion auch, eine ethische und Lebensgestaltende Komponente. Diese muss zwangsläufig auf einem definierten Menschenbild beruhen. Ich meine, es ist das Recht und die Pflicht des Christentums, für diese Sicht des Lebens auch zu werben.

 

Nehmen wir mal ein anderes Beispiel: in den afrikanischen Religionen ist die Genitalbeschneidung von Mädchen oft fester Bestandteil der Initiation. Sollen Christen dann mit Rücksicht auf die einheimische Religion nichts dazu sagen, um die Menschen in ihrer religiösen Verwurzelung nicht zu verunsichern? Ich meine, doch.

 

Genauso ist es mit der Ehelehre auch. Polygamie widerspricht dem christlichen Verständnis von Ehe; man kann mit einiger Berechtigung annehmen, dass gerade Frauen sehr unter dieser Tradition leiden. Also ist es die Verpflichtung von Christen, für ihre Überzeugung auch zu werben. Das schließt nicht aus, dass die polygame Familienstruktur für viele Menschen, auch Frauen, eine raltiv zufriedenstellende Familenstruktur ist; aber eben nicht das, was optimalerweise möglich wäre.

 

Mit der in Europa üblichen sukzessiven Monogamie (die ja eigentlich viel mehr eine sukzessive Polygamie ist) fällt es uns schwerer, Stellung zu beziehen, weil wir viel näher dran sind, viel mehr Betroffene persönlich kennen, und auch um die Gründe dafür wissen. Trotzdem kann man nicht die Augen davor verschließen, dass diese in Europa vorhandene Familienstruktur viele Menschen unglücklich macht.

bearbeitet von Franziskaner
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Genauso ist es mit der Ehelehre auch. Polygamie widerspricht dem christlichen Verständnis von Ehe; man kann mit einiger Berechtigung annehmen, dass gerade Frauen sehr unter dieser Tradition leiden. Also ist es die Verpflichtung von Christen, für ihre Überzeugung auch zu werben. Das schließt nicht aus, dass die polygame Familienstruktur für viele Menschen, auch Frauen, eine raltiv zufriedenstellende Familenstruktur ist; aber eben nicht das, was optimalerweise möglich wäre.

In der Polygamie können Frauen natürlich sehr unglücklich sein, jedoch ist das auch ziemlich hypothetisch. Genausogut gibt es Unglück in monogamen Ehen. Eine meiner Freundinnen hatte Einblick in nordafrikanische Frauenhäuser und dabei einen ganz anderen Eindruck gewonnen: Liebe und Beziehung spielt sich zwischen den Frauen ab. Der Mann wird nur hereingelassen, wenn es darum geht den Nachwuchs sicherzustellen, ansonsten hat er dort nichts verloren. Das ist aber die Ausnahme. Die Frauen sind die Lebensgemeinschaft, der Mann hat nur technische Funktion. Allerdings, das muß ich zugeben, sind das nur Beobachtungen in sehr reichen Dynastie. Arme Leute leben dort meistens monogam. Immerhin muß man auch mehrere Frauen und deren Nachwuchs ernähren können.

 

In Istambul kann man den Topkapi besichtigen. Der Sultan lebte dort mit 2000 Frauen, deren "Chefin" die Mutter des Sultans war. Diese Haremsdamen wurden allermeistens aus politischen Gründen vom Sultan geheiratet. Oft haben sie ihn nie zu Gesicht bekommen, geschweige denn mit ihm geschlafen. Zum inneren Haushalt des Sultans gehörten "nur" 10 bis 15 Frauen. Da gab es dann die berühmten Palastintrigen. Der restliche Harem war eine Stätte von Kunst und Kultur. Die Frauen wurden in Tanz, Dichtung, Malerei, aber auch in ganz praktischen Dingen ausgebildet. Nach einigen Jahren konnten sie, wenn sie es wünschten, den Harem verlassen und mit einem Staatsbeamten oders sonstigen Würdenträger verheiratet werden.

 

Natürlich ist die Polygamie ein Auslaufmodell und man sollte ihr nicht hinterherweinen. Jedoch heißt das nicht, daß die Frauen alle unglücklich waren, die in dieser Eheform lebten. Sie hatten einfach keine Alternativen und machten das Beste daraus.

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Ich halte es da mit Kurt Tucholsky:

 

"Die Katholiken Terrorisieren das Land mit einer Auffassung vom Wesen der Ehe, die die ihre ist und die uns nichts angeht."

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In der ganzen Diskussion sollte man nicht vergessen, dass eine möglichst rigide Ehemoral zusammen mit der Ohrenbeichte ein hervorragendes Instrument war, Kontrolle u nd Macht über die Menschen auszuüben. Und zwar bis hinauf in die Herrscherhäuser.

 

Die Macht der Beichtväter war berüchtigt und hat genug Unheil angerichtet.

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Ich halte es da mit Kurt Tucholsky:

 

"Die Katholiken Terrorisieren das Land mit einer Auffassung vom Wesen der Ehe, die die ihre ist und die uns nichts angeht."

 

Man soll christliche oder kirchliche Regelungen und Moralvorstellungen anderen Menschen nicht durch Gesetze aufzwingen, sondern sie durch Bekehrung davon überzeugen.

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Ich halte es da mit Kurt Tucholsky:

 

"Die Katholiken Terrorisieren das Land mit einer Auffassung vom Wesen der Ehe, die die ihre ist und die uns nichts angeht."

 

Man soll christliche oder kirchliche Regelungen und Moralvorstellungen anderen Menschen nicht durch Gesetze aufzwingen, sondern sie durch Bekehrung davon überzeugen.

Und was soll das bringen?

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