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Taufen - Ja oder nein?


mhinas

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Du schilderst ein sehr schönes Verständnis von der Kindertaufe, dennoch, ich bin unschlüssig. Man weiss nicht, ob sich das Kind eines Tages fürs Christentum entscheiden oder aus der Kirche austreten wird. Falls es sich gegen die Kirche entscheidet, wird das Taufversprechen wirkungslos bleiben, schreibst Du. Und falls nicht, warum sollte man ihm nicht die Möglichkeit offenlassen, sich auch für die Taufe bewusst zu entscheiden? Letztlich kann ich nur für mich sprechen: Ich bin meinen Eltern ausserordentlich dankbar, dass sie mich nicht haben taufen lassen, so dass ich mich, als ich erwachsen war, bewusst für die Taufe entscheiden konnte. Ich bin froh um die Auseinandersetzung, die dafür nötig war.
Das ist zwar theologisch vermutlich nicht korrekt, aber für mich wird das immer deutlicher, dass die Kindertaufe viel eher ein Sakrament für die Eltern ist (das dann über das Verständnis der Eltern natürlich auch auf die Kinder weiterwirkt)

Wenn ich bei der Taufvorbereitung am Beginn Eltern frage, was sie mit Taufe verbinden (ich bitte sie meistens, ein Bild, eine Collage dazuzugestalten), dann kommen solche Dinge: Fotos von einem großen Fest im Garten, von Sonne, von Blumen, Bergen, Wasser, da liegen Muscheln, "Edelsteine", manchmal ein Bild von einem Hirten, andere Steine, Hölzer,...

Und die Erklärungen dazu: mein Kind ist wie eine Sonne, Blume, es macht uns so viel Freude; ich wünsche meinem Kind, dass es immer eingehüllt ist von Liebe wie von Sonnenstrahlen, dass es Geborgenheit und Schutz erfährt wie in einer Muschel, dass es Kraft bekommt und stark wird wie ein Berg, dass es immer eine Gemeinschaft findet, die sich mit ihm freut und mit ihm feiert, dass es die Steine, die ihm das Leben in den Weg legt, gut meistern wird usw.

Das klingt jetzt wahrscheinlich plakativ - ist meistens aber unglaublich berührend. Für mich jedesmal wieder neu - eigentlich rechne ich jedesmal auch mit Widerstand und kritischer Skepsis - aber es wird ganz deutlich, dass es da um ein bewusstes Innehalten geht, und halt um das, was ich eh schon oben geschrieben habe. Ich habe das Gefühl, die Eltern holen sich da selber Kraft und positionieren sich einfach selber mitsamt ihrem Kind noch einmal sehr bewusst in dieser Welt.

 

Und es passt ja auch, wenn ich dann die Taufsymbole erkläre, kann ich nahtlos anknüpfen an all das.

 

 

 

 

 

Das klingt sehr schön. :angry:

 

Ich habe mir jetzt gerade überlegt, was meine Eltern wohl sagen würden, wenn ich sie frage, warum sie mich eigentlich haben taufen lassen. Bis jetzt war ich mir immer sicher, dass sie auf Traditionen verweisen würden, die man ohne viel Hinterfragen selbstverständlich weiterführt. Aber vielleicht stimmt das ja gar nicht. Vielleicht hat es ihnen ja auch mehr bedeutet. Komisch, dass ich mich das jetzt erst frage.

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Also ich lasse unsere Kinder taufen, weil ich sie in Gott geborgen und sie in den Leib Christi sprich die Kirche eingegliedert wissen will und nicht, weil sie unser "Sonnenschein" sind (welch Euphemismus).

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Also ich lasse unsere Kinder taufen, weil ich sie in Gott geborgen und sie in den Leib Christi sprich die Kirche eingegliedert wissen will und nicht, weil sie unser "Sonnenschein" sind (welch Euphemismus).
Hallo Flo, die beiden ersten Argumente passen gut zu den Argumenten der anderen Eltern - du hast halt eine andere Sprache dafür.

Und das Letzte? Schade. Erstens, dass du deine Kinder nicht so erlebst (wenn es denn stimmt...) und zweitens: wenn jemand seine Kinder so sieht und das im Rahmen von "Taufe" artikuliert, heißt das doch, dass er sie als Geschenk empfindet und voll Dankbarkeit und Glück über sie ist. Passt so ein Empfinden nicht zu deinem Verständnis von Taufe?

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Also ich lasse unsere Kinder taufen, weil ich sie in Gott geborgen und sie in den Leib Christi sprich die Kirche eingegliedert wissen will und nicht, weil sie unser "Sonnenschein" sind (welch Euphemismus).
Hallo Flo, die beiden ersten Argumente passen gut zu den Argumenten der anderen Eltern - du hast halt eine andere Sprache dafür.

Und das Letzte? Schade. Erstens, dass du deine Kinder nicht so erlebst (wenn es denn stimmt...) und zweitens: wenn jemand seine Kinder so sieht und das im Rahmen von "Taufe" artikuliert, heißt das doch, dass er sie als Geschenk empfindet und voll Dankbarkeit und Glück über sie ist. Passt so ein Empfinden nicht zu deinem Verständnis von Taufe?

Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Kinder, aber ich liebe sie schlicht und ergreifend, weil sie da sind und nicht weil sie eine Leistung erbracht haben.

 

Und aus dem selben Grund gebe ich sie in die Taufe, weil ich weiß, daß Gott sie annehmen wird, was auch immer kommt. Diese Bedingungslosigkeit ist mir bei der ganzen Sache das wichtigste.

 

An zweiter Stelle kommt natürlich die Eingliederung in die Kirche: unkündbar, verbunden mit den Vorfahren und dem ganzen Volk Gottes.

 

Man kann es sehr schwer in Worte fassen. :angry:

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Zumindest in der christlichen Erziehung, die ich erlebt habe, war es integraler Bestandteil, Bibelgeschichten zu erzählen, als handele es sich um historische Begebenheiten. Es wurde den Kindern suggeriert, um nicht zu sagen vorgelogen, daß Jesus´ Göttlichkeit eine allgemein anerkannte und unstrittige Tatsache sei. Glauben wurde als Tugend, und Zweifel/Unglauben als bekämpfenswerte Schwäche gelehrt.

 

Das ist es, was ich Indoktrination nenne, und als zutiefst widerwärtig empfinde.

 

Unter einem fairen und respektvollen Umgang mit Kindern verstehe ich, sie nicht mit politischen, weltanschaulichen und/oder religiösen Antworten zu behelligen, solange sie nicht von sich aus Interesse bekunden und Fragen stellen. Und wenn sie das tun, deutlich zu machen, daß der eigene Weg auf diesem Gebiet nicht notwendigerweise auch ihrer sein muß.

 

Gilt das auch für alle anderen Interessengebiete, oder ist das Deine höchstpersönliche Auswahl, die Dir ganz zufällig als einzig fair vorkommt?

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fides quaerens intellectum
Ich kann das gut verstehen, was du schreibst.

Ich denke nur, dass diese Auseinandersetzung auch jemand leisten muss, der als Kind getauft worden ist. Sie konzentriert sich vielleicht nicht so auf ein Ereignis hin, sondern ist ein mitlaufender Prozess - aber mir ist das z.B. lieber. Der Prozess hört bei mir sowieso nie auf.

Ob man sich mit Glaube / Religion als Erwachsener auseinandersetzt, scheint mir eher unabhängig davon, ob einer getauft ist oder nicht. Ich wollte eher sagen: es ist eine so schöne Erfahrung, bewusst getauft zu werden - ich weiss nicht, ob ich die meinem Kind vorenthalten wollen würde.
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Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Kinder, aber ich liebe sie schlicht und ergreifend, weil sie da sind und nicht weil sie eine Leistung erbracht haben.

 

Und aus dem selben Grund gebe ich sie in die Taufe, weil ich weiß, daß Gott sie annehmen wird, was auch immer kommt. Diese Bedingungslosigkeit ist mir bei der ganzen Sache das wichtigste.

 

An zweiter Stelle kommt natürlich die Eingliederung in die Kirche: unkündbar, verbunden mit den Vorfahren und dem ganzen Volk Gottes.

 

Man kann es sehr schwer in Worte fassen. :angry:

Ja.

Dir sind Formeln und Formen wichtig - und andere drücken sich lieber anders aus. Ich denke aber, dass kein grundlegender Unterschied zwischen den Inhalten besteht.

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Auf gar keinen Fall. Man sollte überhaupt niemanden taufen, der das nicht selber will.

(...)

Ich, als Gläubiger, halte meinem Gott mein Kind hin, dass er's mit seiner LIebe überschüttet.

Hast mich?

 

Niemand sagt mir, dass daran was verkehrt ist.

Ich sage, daß daran was verkehrt ist.

Ja, gut.

Steck ich dich halt in den Ignore-File.

So kann man das Problem auch lösen.

:angry:

Ja, natürlich.

Bin ich nicht der Souverän meiner Beziehungen?

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Täusche ich mich eigentlich. oder spielt der Aspekt der Sündenvergebung durch die Taufe bei den Katholiken eine untergeordnete Rolle? Ich meine, Ihr bekennt ja auch im sog. großen Glaubensbekenntnis "die eine Taufe zur Vergebung der Sünden". Für Luther stand das ziemlich im Mittelpunkt.

 

"Was gibt oder nützt die Taufe?

Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten...."

Quelle

 

 

Das war auch einer der Gründe, warum ich meine Kinder erst taufen lassen wollte, als sie mit dem Begriff "Sünde" schon was anfangen konnten. Die Säuglingstaufe wäre mir wie ein Bekenntnis zur Erbsünde erschienen, die ich aber so nicht akzeptiere.

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