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Geschrieben

In Bezug auf siri schrieb gerade Petrus in der Arena

 

Traditionalisten

 

Habe ich auch schon gemacht.

 

Jetzt fällt mir etwas auf, da ich sehr bedenklich finde.

 

Warum machen wir uns eigentlich die Selbsternennung der sogenannten Pius-Bruderschaft und ihrer Sympathisanten zu eigen und nennen diese "Traditionalisten". Bei näherem Nachdenken unterstützen wir damit den offensichtlichen Versuch einer schismatischen Gruppe, die Tradition der Kirche für sich zu besetzen und die Gläubigen der nachkonziliaren Kirche von dieser Tradition abzuschneiden.

 

Die "vorkonziliare" und die "nachkonziliare" Kirche sind nicht zwei verschiedene Kirchen, sondern es handelt sich um dieselbe Kirche zu unterschiedlichen Zeiten. Wir sollten nicht goutieren, dass wir als gläubige katholische Christen durch einen semantischen Trick zu Häretikern gemacht werden.

 

Nach Erich Kästner:

 

"Was auch passsiert, was auch geschieht,

so tief dürft Ihr nie sinken,

von dem Kakao, durch den man Euch zieht

auch noch zu trinken."

 

Das wollte ich doch mal loswerden.

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Geschrieben

direkt geantwortet, auf mein Zitat:

 

das Wort "Traditionalisten" gehört sonst eher zu meinem passiven Wortschatz. Da aber Siri Menschen als "Modernisten" bezeichnete, habe ich dann das Wort "Traditionalisten" aktivgebraucht - nicht weil ich das toll finde, das Wort, sondern weil ich gerne versuche, auf Menschen einzugehen, auch in der Sprache, die der andere spricht und deshalb auch vielleicht verstehen kann.

 

 

 

wie erwähnt - für mich sind's Menschen.

Geschrieben
den offensichtlichen Versuch einer schismatischen Gruppe, die Tradition der Kirche für sich zu besetzen
es wird beim Versuch bleiben:

 

 

 

"Ihr wollt die Uhrenzeiger rückwärtsdrehen

 

und meint, das ändere der Zeiten Lauf.

 

Dreht nur! Die Zeit hält niemand auf.

 

Nur Eure Uhren werden nicht mehr richtig gehen ..."

 

 

 

(auch Erich Kästner :angry:)

  • Like 1
Geschrieben

Traditionalisten deshalb, weil die meisten "-isten" Ideologen sind.

Hier wird eben die Tradition zur Ideologie erhoben, allerdings auch nicht die gesamte Tradition, sondern nur bestimmte Aspekte davon, der Rest wird ausgeklammert (auch typisch für solche "-isten" jeglicher Couleur)

 

Jemanden "Traditionalist" zu nennen, bedeutet deshalb nicht, dass man ihm die Tradition überlässt, sondern es drückt vielmehr aus, dass er die Tradition ideologisch missbraucht.

 

Aus diesem Grund hören die Traditionalisten diesen Begriff auch gar nicht gern, zumindest die, die was im Kopf haben.

 

Werner

Geschrieben
Das wollte ich doch mal loswerden.

 

 

Ihre Macht wird an uns abrollen,

wie das getrocknete Salz an uns abrieselt.

 

 

gruss

peter

Geschrieben

Die Traditionalisten verhalten sich zur wirklichen Tradition, wie die lustigen Zillertaler zur echten Volksmusik.

 

(Frei nach Karl Kraus)

Geschrieben
Die Traditionalisten verhalten sich zur wirklichen Tradition, wie die lustigen Zillertaler zur echten Volksmusik.

 

(Frei nach Karl Kraus)

 

Mag sein. Deshalb möchte ich eigentlich nicht dabei helfen, dass die Zillertaler die Volksmusik besetzen, indem ich sie als Volksmusiker bezeichne. So ungefähr.

Geschrieben

Aus Sicht des Konzils von Nizäa sind die 'Taraditionalisten' sicher Modernisten.

 

Was ist Tradition?

 

Gemeinhin gebrauchen wir den Begriff in der Kirche für die nichtbiblische Glaubensüberlieferung, aus der wir ähnlich wie aus der Bibel, den Willen Gottes erkennen. Es findet sich ja in allen lehramtlichen Entscheidungen ein Hinwies darauf, dass dies oder jenes schon immer so geglaubt und gemacht wird.

 

Dabei entsteht der Eindruck, Tradition sei ein einheitliches monolithisches Gebilde von Überlieferungen. Wer so das Wort Tradition gebraucht, gerät in dieselbe interpreatorische Falle, wie einer, der meint, man könne die Bibel wörtlich verstehen.

 

In der Tradition haben immer Auswahlprozesse stattgefunden. Nicht nur im Sinne des Verwerfens bestimmter Lehren oder Bräuche, sondern auch im Sinne bestimmer Schwerpunktsetzungen und Aktualisierungen.

 

Die Traditionalisten nennen sich Traditionalisten, weil sie für sich beanspruchen, in Übereinstimmung mit der normativen Tradition zu stehen, während alle anderen mit dieser Tradition gebrochen haben. Begründet wird dies vor allem damit, dass das zweite Vatikanum nicht im Fluss der normativen Tradition stehen würde, da es das selbst ablehnen würde.

 

Das zweite Vatikanische Konzil steht aber mitten im Tradierungsprozess. Es setzt andere Schwerpunkte als beispielsweise das erste Vatikanum. Und es macht das, was Konzilien schon immer getan hat: es fragt danach, was aus dem reichen Traditionsschatz der Kirche für heute wichtig ist. Es greift dabei z.T. auf Traditionstränge zurück, die älter sind als das tridentinische Konzil und holt sie wieder nach oben.

 

Das gilt in Vielem für die Liturgie. Hier ein sinnfälliges, wenn auch nicht wirklich wesentliches Beispiel. Die heute verwendete Glockenkasel ist älter als die Bassgeigenform. Und dennoch halten die Traditionalisten die Bassgeige für die gute alte Zeit.

 

Tradition im Sinne der Traditionalisten ist der verengte Blick auf die letzten gut 400 Jahre. Dass die Kirche schon davor 1500 Jahre existierte, wird nicht so wahrgenommen. Wenn sich jemand auf diesen Zeitraum bezieht, dann erscheint das heute als unerhört neu.

 

Emotional scheint mir das Ganze so zu funktionieren: die Kirche trat vor dem Vat. II. vor allem in ihrer Funktion als (Be-)Lehrende auf. Das schafft Sicherheit. Mit dem Vat. II kommen plötzlich Aspekte wie Suchen oder Fragen ins Spiel und das verunsichert.

 

Tradionalisten sind also Leute, die gerne in dem Gefühl leben, die Tradition sei etwas, das vollkommen sicher und unveränderlich da steht. Unveränderlich nicht nur in ihrer Substanz, sondern auch in ihrem Ausdruck. Da der Mensch ein kurzsichtiges Wesen ist, glaubt er, dass das, was er von Kindesbeinen kennt und was seine Großeltern auch schon von Kindesbeinen an so kannten, schon immer so gewesen sein muss. Das haben die Traditionalisten für ihre Weltsicht wunderbar kultiviert.

 

Menschen, die sich Traditionalisten sind, sind, wenn man die ganze Kircengeschichte betrachtet, eigentlich Modernisten. Die, die sie Modernisten nennen, sind sicher nicht immer Traditionalisten, aber viele von ihnen haben ein inniges Verhältnis zur Tradition, das mehr ist als der Traum von Weihrauch, Latein, Bassgeigen und Verdammung Andersdenkender.

Geschrieben

"Traditionalisten" ist eine bezeichnung die ubs von den medien vor allem in den 70er jahren verliehen wurde keine eigendefinition oder bezeichnung

Geschrieben
In der Tradition haben immer Auswahlprozesse stattgefunden. Nicht nur im Sinne des Verwerfens bestimmter Lehren oder Bräuche, sondern auch im Sinne bestimmer Schwerpunktsetzungen und Aktualisierungen.

 

Die Traditionalisten nennen sich Traditionalisten, weil sie für sich beanspruchen, in Übereinstimmung mit der normativen Tradition zu stehen, während alle anderen mit dieser Tradition gebrochen haben. Begründet wird dies vor allem damit, dass das zweite Vatikanum nicht im Fluss der normativen Tradition stehen würde, da es das selbst ablehnen würde.

 

Praktisch jede menschliche Tradition, die wir kennen, entstand durch Veränderung oder manchmal sogar einem Bruch mit älteren Traditionen (so basiert die katholische Tradition auf einem zum Teil harten Bruch mit der jüdischen Tradition, etwa Speisegebote, Beschneidung etc.). Die einige konstante Tradition ist die, dass alte Traditionen geändert werden - aber das war's auch schon.

 

Aber gemeinhin versteht man unter einem Traditionalisten jemand, der eine tendenziell mehr rückwärtsgewandte Auswahl unter den vorhandenen Traditionen trifft, oder der etwas nur deswegen für bewahrenswert hält, weil es alt ist - wenn auch nicht zu alt. Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

Geschrieben
Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

Geschrieben

Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

 

 

 

Ich weiß nicht so recht. Meine Großeltern waren noch zehn Jahre älter als deine, aber das, was ich als Geschichte (zumindest teilweise) nicht aus Büchern weiß, beginnt erst mit der Jugend meiner Eltern (also Inflation, Weltwirtschaftskrise, usw). Das gilt übrigens auch für die "erlebte Kirchengeschichte".

Geschrieben

Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

Demnach ist dein historisches Alter jetzt 97 - 99??? Den Unterschied DDR-BRD verstehe ich nicht. Die schnelle Generationenfolge führt doch nicht zu einer schnelleren Sterblichkeit, soll heißen, die älteste familiäre Bezugsperson ist dann halt die noch lebende Ur-Großmutter. - Dennoch: Welche Folgen für die politische Kultur hattest du beobachten können?
Geschrieben

Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

 

 

 

Ich weiß nicht so recht. Meine Großeltern waren noch zehn Jahre älter als deine, aber das, was ich als Geschichte (zumindest teilweise) nicht aus Büchern weiß, beginnt erst mit der Jugend meiner Eltern (also Inflation, Weltwirtschaftskrise, usw). Das gilt übrigens auch für die "erlebte Kirchengeschichte".

 

Es hängt vielleicht von der Intensität der Kommunikation ab. Meine Großmutter war stets präsent und ich habe mit ihr viel über historische Sachen geredet. Grüße, KAM

Geschrieben (bearbeitet)

Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

Das ist nicht ganz logisch. Bei schnellerer Generationenfolge kommt doch auch leicht noch eine Generation dazu. Bei den Altersgenossen meiner Kinder ist es z.B. absolut keine Seltenheit, dass die Urgroßeltern noch leben oder den Kindern noch in Erinnerung sind.

 

Edit: sehe gerade, dass Benedetto den gleichen Einwand hat. Interessant, wir haben wohl auch ähnliche Beobachtungen gemacht.

bearbeitet von Lucie
Geschrieben

Die Wendung rückwärts geht aber selten über die eigene Kindheit hinaus.

 

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich denke grad in anderem Zusamenhang über ein Phänomen nach, das ich das "historische Alter" einer Person nenne. Es geht um den persönlichen Bezug zur Geschichte. Kurze Definition: das historische Alter einer Person beginnt mit der Pubertät der ältesten familiären Bezugsperson. Beispiel: Meine älteste familiäre Bezugsperson war meine Großmutter, * 1894, also Beginn der Pubertät (das ist nur eine Hilfsgröße, es geht um selbständiges politisches Erleben) ca. 1908/1910. Zu der Geschichte, die danach passiert ist, habe ich in gewisser Weise eine persönliche Beziehung, dh sie ist nicht nur Bücherwissen, sondern Teil meines persönlichen Hintergrunds. - Interessant dabei das Folgende: Das persönliche historische Alter hängt von der Geschwindigkeit der Generationenfolge ab. In einer Gesellschaft wie zB der früheren DDR, wo man früher Kinder bekommen hat, haben also alle durchschnittlich ein viel niedrigeres historisches Alter, als zB in der früheren BRD. Das hat natürlich Folgen für die politische Kultur. Grüße, KAM

Demnach ist dein historisches Alter jetzt 97 - 99??? Den Unterschied DDR-BRD verstehe ich nicht. Die schnelle Generationenfolge führt doch nicht zu einer schnelleren Sterblichkeit, soll heißen, die älteste familiäre Bezugsperson ist dann halt die noch lebende Ur-Großmutter. - Dennoch: Welche Folgen für die politische Kultur hattest du beobachten können?

 

Im Prinzip hast du recht, es könnte dann die Urgroßmutter sein. Praktisch habe ich jedoch erlebt, daß die Kommunikation Urgroßeltern zu Urgroßenkel deutlich schwächer ist, als zwischen Großeltern und Enkeln (was wahrscheinlich mit dem Umstand zusammenhängt, daß jeder Mensch theoretisch vier Großeltern aber acht Urgroßeltern hat). - Folgen: Es gibt im Osten viel weniger Menschen, deren historisches Alter vor 1933 zurückreicht, als im Westen. Das ist vielleicht ein Grund dafür, daß die NS-Zeit im Osten weniger tabuisiert ist. Aber das ist, wie gesagt, noch eine unreife Theorie. Grüße, KAM

Geschrieben
Ihre Macht wird an uns abrollen,

wie das getrocknete Salz an uns abrieselt.

Das schätze ich ganz anders ein. Die Macht der Traditionalisten ist immer groß. Sie haben ja immer real was vorzuweisen, nämlich die Vergangenheit - oder, wie hier schon richtig bemerkt wurde: Ihre Auswahl der Vergangenheit.

Dies ist immer ein sehr handfester Grund, alles Neue, das sich ja erst noch beweisen muss, grundsätzlich in Frage zu stellen.

 

Und die Macht der Traditionalisten hatte auch immer schon fette Auswirkungen. Die rieseln nicht so leicht an einem ab. Seit Jahrhunderten behindern sie das freie und zukunftsgerichtete Denken mit größtem Erfolg - und in der Kirche allzumal.

 

Sie haben Machtstrukturen aufgebaut, die sich, so sie erst einmal hinreichend lang etabliert sind, noch einmal traditionalistisch fundiert werden können.

Franciscus non papa
Geschrieben
Ihre Macht wird an uns abrollen,

wie das getrocknete Salz an uns abrieselt.

Das schätze ich ganz anders ein. Die Macht der Traditionalisten ist immer groß. Sie haben ja immer real was vorzuweisen, nämlich die Vergangenheit - oder, wie hier schon richtig bemerkt wurde: Ihre Auswahl der Vergangenheit.

Dies ist immer ein sehr handfester Grund, alles Neue, das sich ja erst noch beweisen muss, grundsätzlich in Frage zu stellen.

 

Und die Macht der Traditionalisten hatte auch immer schon fette Auswirkungen. Die rieseln nicht so leicht an einem ab. Seit Jahrhunderten behindern sie das freie und zukunftsgerichtete Denken mit größtem Erfolg - und in der Kirche allzumal.

 

Sie haben Machtstrukturen aufgebaut, die sich, so sie erst einmal hinreichend lang etabliert sind, noch einmal traditionalistisch fundiert werden können.

 

 

das, was du schreibst mag stimmen, solange es die "normative kraft des faktischen" betrifft.

 

andererseits lehrt uns die geschichte, dass restaurationen vielleicht für ein paar jahre funktionieren, dann aber doch der schritt der geschichte über sie hinweggeht.

Geschrieben (bearbeitet)
Folgen: Es gibt im Osten viel weniger Menschen, deren historisches Alter vor 1933 zurückreicht, als im Westen. Das ist vielleicht ein Grund dafür, daß die NS-Zeit im Osten weniger tabuisiert ist. Aber das ist, wie gesagt, noch eine unreife Theorie. Grüße, KAM

Ich denke, dass die fehlende Tabuisierung der NS-Zeit in den neuen Bundesländern eher mit dem Umgang dieses Themas im Geschichtsunterricht der DDR zusammenhängt. Die DDR wurde einfach als der Staat der Widerstandskämpfer und Antifaschisten dargestellt, mit dieser Geschichte hatte man nichts zu tun, die Bösen waren alle im Westen.

- Deinem "Historischen Alter-Ansatz" kann ich einen Reiz abgewinnen. Du hast Recht, dass die Wirkung sicherlich mit der Intensität der Beziehung zusammenhängt. Schlussendlich weckt die Erzählung der jüngsten Geschichte durch Ur-/Groß-/Eltern das Interesse, sich intensiver mit dieser Zeit auseinanderzusetzen - und dann kann man einen Schock erleben, wenn man die subjektiven Erzählungen der Familie dem aus Büchern angeeigneten Wissen gegenüberstellt und seine eigenen Schlüsse ziehen muss.

 

 

Edit: Einen Grammatikfehler korrigiert ;-) und drei andere stehen gelassen.

bearbeitet von benedetto
Geschrieben
"Traditionalisten" ist eine bezeichnung die ubs von den medien vor allem in den 70er jahren verliehen wurde keine eigendefinition oder bezeichnung
hmm ... hast Du eine Idee, wie das Wort "Modernisten" entstanden sein könnte? Und, was bedeutet dieses Wort für Dich, was siehst Du dann, oder hörst Du dann, oder spürst Du dann, wenn Du dieses Wort hier schreibst?
Geschrieben
Und die Macht der Traditionalisten hatte auch immer schon fette Auswirkungen. Die rieseln nicht so leicht an einem ab. Seit Jahrhunderten behindern sie das freie und zukunftsgerichtete Denken mit größtem Erfolg - und in der Kirche allzumal.

 

Sie haben Machtstrukturen aufgebaut, die sich, so sie erst einmal hinreichend lang etabliert sind, noch einmal traditionalistisch fundiert werden können.

 

Nein, ein wirkliches Aggiornamento kann nicht behindert werden, da ist schon der Hl. Geist vor. Es ist aber auch nicht alles, was neu ist, deshalb schon "frei" und "zukunftsgerichtet". Diese beiden Kategorien irritieren mich hier etwas. Die Freiheit besteht doch im Ja zu Christus und die Zukunft in seiner Wiederkehr. Sei nicht so pessimistisch. Grüße KAM

Geschrieben
Aber das ist, wie gesagt, noch eine unreife Theorie.
Die ich ein wenig füttern möchte.

 

Nach Deiner Definition fängt mein Historisches Alter etwa 1940/41 an. Ich bin also 67.

 

Allerdings ist die Zeit zwischen 1940 und 1990 mir nicht wirklich durchgängig präsent. Mir fehlt zum Beispiel die Zeit zwischen 1960 und 1980 komplett. In meiner frühen Erinnerung spielte die Jugendzeit meiner Eltern kaum eine Rolle.

 

Dagegen verdanke ich meiner Großmutter (*1928) noch eine relativ starke Affinität zu der Jugendzeit ihrer Eltern (*1898 und 1904).

 

Was ich allerdings auch interessant finde: für mich ist die französische Besatzung ab 1798 nicht viel fremder als das Dritte Reich. Die Urgroßeltern von 7 meiner UrGroßeltern haben unter dieser Zeit gelebt. Vllt. entwickelt Blut in dieser Konzentration ein Gedächtnis. :angry:

Geschrieben
Die Macht der Traditionalisten ist immer groß.
aber da gibt's noch einen - den fürchtet nicht nur "die Macht", den fürchten sogar die Mächte :angry:
Geschrieben
Die Macht der Traditionalisten ist immer groß.
aber da gibt's noch einen - den fürchtet nicht nur "die Macht", den fürchten sogar die Mächte :angry:
Und weil sie gegen ihn, den Schöpfer der Zeit und Spender der Zukunft, nicht ankommen, begnügen sie sich damit, seine Anhänger wahlweise zu quälen, zu ärgern oder anzuöden. Dies allerdings systematisch, konsequent und auch erfolgreich.
Geschrieben (bearbeitet)
"Traditionalisten" ist eine bezeichnung die ubs von den medien vor allem in den 70er jahren verliehen wurde keine eigendefinition oder bezeichnung
hmm ... hast Du eine Idee, wie das Wort "Modernisten" entstanden sein könnte? Und, was bedeutet dieses Wort für Dich, was siehst Du dann, oder hörst Du dann, oder spürst Du dann, wenn Du dieses Wort hier schreibst?

das wort Modernisten hat in den diskurs der hl. Pius X mit dieser Entzyklika eingeführt:

http://www.domus-ecclesiae.de/magisterium/....teutonice.html

ich sehe meine Tastatur und meinen Bildschirm wenn ich das wort schreibe und das Wort bedeutet genau das was der Hl. Pius X in seiner Entzyklika dazu schreibt der Modernist ist ein gefährlicher Irrlehrer und der Modernismus ein Sammelbecken der Haeresien

bearbeitet von Siri
Gast
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