Explorer Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 (bearbeitet) Religionen wollen ja eine umfassende Antwort auf das Leben geben, von daher ist es m. E. für sie ganz selbstverständlich, in allen Bereichen des Lebens Antworten zu geben. Ich bin mir nicht sicher, ob es dem Selbstverständnis von Religion entspräche, wenn sie sagte, ein Teil des Lebens sei von ihrer Antwort-Vorstellung ausgeklammert. Aber das ist ja eigentlich nicht Thema hier. Dennoch ein interessantes Thema, über das ich gerne etwas nachdenken würde. Vllt. kann ein Mod splitten. Dein Wunsch ist mir Befehl. Sokrates bearbeitet 26. Mai 2007 von Sokrates Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Squire Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 (bearbeitet) Religionen wollen ja eine umfassende Antwort auf das Leben geben, von daher ist es m. E. für sie ganz selbstverständlich, in allen Bereichen des Lebens Antworten zu geben. Ich bin mir nicht sicher, ob es dem Selbstverständnis von Religion entspräche, wenn sie sagte, ein Teil des Lebens sei von ihrer Antwort-Vorstellung ausgeklammert. Ich halte es für völlig unmöglich, alle Fragen, die andere etwas angehen, sicher beantworten zu können. Man kann allenfalls einige Argumente ins Feld führen, was die Religionsgemeinschaften ja auch machen. Diese Argumente müssen allerdings auch auf ihre Tauglichkeit für die konkrete Situation überprüft werden. Außerdem sind es eben nur Ratschläge. Ob man diese Ratschläge ernst nimmt bleibt einem selbst überlassen. Das wird nicht durch eine Amtsautorität bestimmt, sondern durch andere Einflussgrößen, z.B. ob sich die jeweilige Religionsgemeinschaft in der Vergangenheit als ernstzunehmender Gesprächspartner erwiesen hat. Ich halte es für vermessen, als Religionsgemeinschaft den Gläubigen in Privatangelegenheiten irgendwelche Erlaubnisse zu erteilen. bearbeitet 26. Mai 2007 von Squire Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mariamante Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Was hält die Kirche eigentlich davon, dass sie auch in Privatangelegenheiten zunächst um Erlaubnis gefragt wird. Ist ihr das überhaupt recht? Lehrt sie nicht auch Eigenverantwortung? Die Kirche orientiert sich an den Geboten Gottes, den Weisungen des Evangeliums - und als Katholik glaube ich, dass das kirchliche Lehramt in wesentlichen Glaubens- Sittenfragen vom Heiligen Geist inspiriert wird. Es geht m.E. nicht so sehr um Erlaubnis sondern darum, den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen- was ja nicht immer so leicht ist. Es ist für die Gläubigen wichtig, ihr Gewissen zu sensibilisieren - da die menschliche Versuchung groß ist gewisse Bereiche des Lebens von der Beziehung zu Gott auszuschließen. Die Kirche will den Menschen auf diesem Weg helfen wobei natürlich Eigenverantwortung und das Hinhören auf das geschulte Gewissen wichtig sind. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Squire Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Was hält die Kirche eigentlich davon, dass sie auch in Privatangelegenheiten zunächst um Erlaubnis gefragt wird. Ist ihr das überhaupt recht? Lehrt sie nicht auch Eigenverantwortung? Die Kirche orientiert sich an den Geboten Gottes, den Weisungen des Evangeliums - und als Katholik glaube ich, dass das kirchliche Lehramt in wesentlichen Glaubens- Sittenfragen vom Heiligen Geist inspiriert wird. Es geht m.E. nicht so sehr um Erlaubnis sondern darum, den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen- was ja nicht immer so leicht ist. Es ist für die Gläubigen wichtig, ihr Gewissen zu sensibilisieren - da die menschliche Versuchung groß ist gewisse Bereiche des Lebens von der Beziehung zu Gott auszuschließen. Die Kirche will den Menschen auf diesem Weg helfen wobei natürlich Eigenverantwortung und das Hinhören auf das geschulte Gewissen wichtig sind. So ist es. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Explorer Geschrieben 26. Mai 2007 Autor Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 (bearbeitet) Natürlich, vor bzw. hinter allem bleibt die Frage, ob der Gläubige die Antwort auch annimmt. Er kann sie natürlich ablehnen - aus welchen Gründen auch immer. Ich will keinesfalls die Relevanz der persönlichen Reflexion wegreden. Ich habe obiges Posting aber nicht aus Sicht eines Gläubigen geschrieben, für den es natürlich nervig sein kann, wenn sich die institutionalisierte Ausprägung seines Glaubens irgendwo "einmischt". Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Wenn man davon ausgeht, dass eine Religion ein umfassendes sowohl existentielles als auch soterologisches Angebot auf die Warum-Frage machen will, dann gibt es für sie sowas wie eine "Privatangelegenheit", aus der sie sich nach dem Motto "Geht mich nix an" raushalten kann, nicht. Denn dann würde sie es zulassen, dass ihr Angebot lückenhaft ist und in diesen Lücken die Gefahr lauert, dass ihr Anhänger salopp formuliert sozusagen sein "Heil verspielt". bearbeitet 26. Mai 2007 von Explorer Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Squire Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Wenn man davon ausgeht, dass eine Religion ein umfassendes sowohl existentielles als auch soterologisches Angebot auf die Warum-Frage machen will, dann gibt es für sie sowas wie eine "Privatangelegenheit", aus der sie sich nach dem Motto "Geht mich nix an" raushalten kann, nicht.Denn dann würde sie es zulassen, dass ihr Angebot lückenhaft ist und in diesen Lücken die Gefahr lauert, dass ihr Anhänger salopp formuliert sozusagen sein "Heil verspielt". Gibt es denn keine Lebensbereiche, die religionsneutral sind? Gastronomie, Musik, Literatur, Mode, Sport, Medizin, Freundeskreis, Reisen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mimare Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 hallo also...ich kann "privat" eine beziehung ein vertrauen zu gott haben aber ich kann es nicht alleine leben weil ich in dieser liebe christi bin und da kann man nur teilen !!! mimare Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
wolfgang E. Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Die Frage ist schwierig. Einerseits gibt keinen Lebensbereich der nur privat ist. Denn alles was wir tun muß so getan werden, dass dadurch das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe nicht verletzt wird. Jeder Bereich muß so erfüllt werden, dass er ethisch vorzeigbar bleibt. Andererseits kann ich aber genau so sagen, dass jeder Lebensbereich privat bleibt. Denn jedes Gebot und jede Vorschrift ist eine generell abstrakte Norm. Sie muß sich der Anpassung an die konkrete Lebenssituation eines individiellen Menschen unterziehen und zudem den Filter des Gewissens dieses einzelnen Menschen durchlaufen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Squire Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Meiner Meinung nach gibt es keine religiösen Normen. Normsetzung ist eine weltliche Angelegenheit. Religionen können allenfalls Antworten geben, aber in ihrem eigenen, dem religiösen Bereich, keine Normen setzen. Von den Antworten kann man sich überzeugen lassen oder auch nicht. Religiöse Angelegenheiten sind allein eine Frage des Glaubens, nicht des Befolgenmüssens. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Wenn man davon ausgeht, dass eine Religion ein umfassendes sowohl existentielles als auch soterologisches Angebot auf die Warum-Frage machen will, dann gibt es für sie sowas wie eine "Privatangelegenheit", aus der sie sich nach dem Motto "Geht mich nix an" raushalten kann, nicht.Denn dann würde sie es zulassen, dass ihr Angebot lückenhaft ist und in diesen Lücken die Gefahr lauert, dass ihr Anhänger salopp formuliert sozusagen sein "Heil verspielt". Ich hab schon was dazu geschrieben, das ist jetzt aber im zurückgebliebenen Rest des Threads. Jedenfalls: das sehe ich überhaupt nicht so. Ich meine schon, dass die Religion und der Glaube etwas ist, was jeden Lebensbereich durchzieht. Aber ich meine überhaupt nicht, dass es Aufgabe der Religion (bzw des Lehramts) ist, bis ins Detail alle Lebensbereiche zu regeln. Sondern ihre Aufgabe ist es, das Wesentliche, das, um das es wirklich geht, sichtbar zu machen und alles Wissen und alle Erfahrungen damit zu tradieren. Religionen haben Wegweiserfunktion für das richtige innere Wachstum. Wenn sie aber meinen, dass alle Menschen genau den gleichen Weg gehen müssten, dann irren sie sich und tun dem allergrößten Teil der Menschen Unrecht und Gewalt an. Auf so einem genau eingegrenzten Weg ohne Notwendigkeit, selbst Verantwortung für sich und seine Entscheidungen zu übernehmen, wächst und reift man nicht, sondern die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man zu einem seelischen Kümmerling wird. Gott hat das Gesetz "in unser Herz" gelegt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 26. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 26. Mai 2007 Religionen wollen ja eine umfassende Antwort auf das Leben geben, ... Ich hoffe nicht. Das wäre ja entsetzlich, wenn es fixe Antworten auf alles gäbe. Im Gegenteil meine ich, dass es zum Leben dazugehört, immer mit offenen Fragen unterwegs zu sein. Ich kann diese fixen Antworten auch in der katholischen Kirche nicht finden - wäre dem so, hätte ich mich mit Sicherheit nicht taufen lassen. Mir ist schon klar, dass viele Leute eindeutige Antworten in der Religion suchen, bei genauerem Hinsehen kann ich sie allerdings glücklicherweise nicht entdecken - die vermeintlichen "Antworten" sind viel weiter und offener, als sie auf den ersten Blick vielleicht aussehen mögen. Und natürlich ist im Glauben kein Lebensbereich ausgeklammert. Wie sollte denn das gehen? Ich kann doch nicht beim Kinobesuch, im Biergarten oder beim Joggen mal eben abstellen, dass ich glaube. Was für ein Doppelleben wäre denn das? Entsprechend kann sich eine Religion als sozusagen "organisierer Glaube" natürlich auch nirgendwo raushalten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Die Frage ist vielleicht falsch gestellt. In den meisten Religionen findet man sicher "Antworten" (über deren Wert man natürlich streiten kann) auf zutiefst private Angelegenheiten, das tue ich aber auch im Humanismus. (Schon alleine der hohe Wert der Freiheit und Selbstbestimmung im Humanismus ist in vielen "Privatangelegenheiten" schon Antwort genug.) Die Frage wäre, ob es in den Religionen genügend Recht auf Selbstbestimmung in Privatangelegenheiten gibt. Meine Antwort ist nein und das ist einer der Hauptgründe, weswegen ich Religionen für Sklaverei-Instrumente halte, auch wenn die meisten Funktionäre m.E. diesbezüglich selber betrogene Betrüger sind. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Die Frage ist vielleicht falsch gestellt. In den meisten Religionen findet man sicher "Antworten" (über deren Wert man natürlich streiten kann) auf zutiefst private Angelegenheiten, das tue ich aber auch im Humanismus. (Schon alleine der hohe Wert der Freiheit und Selbstbestimmung im Humanismus ist in vielen "Privatangelegenheiten" schon Antwort genug.) Die Frage wäre, ob es in den Religionen genügend Recht auf Selbstbestimmung in Privatangelegenheiten gibt. Meine Antwort ist nein und das ist einer der Hauptgründe, weswegen ich Religionen für Sklaverei-Instrumente halte, auch wenn die meisten Funktionäre m.E. diesbezüglich selber betrogene Betrüger sind. Deine Antwort beruht auf Unkenntnis, würde ich sagen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Deine Antwort beruht auf Unkenntnis, würde ich sagen. Neinein, mir sind natürlich die schönfärberischen Bestrebungen, die Eingriffe der Religion in Privatangelegenheiten zu rechtfertigen, durchaus bekannt. Ichg halte sie lediglich für Rationalisierungen, was als Außenstehende freilich leichter zu erkennen ist. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Deine Antwort beruht auf Unkenntnis, würde ich sagen. Neinein, mir sind natürlich die schönfärberischen Bestrebungen, die Eingriffe der Religion in Privatangelegenheiten zu rechtfertigen, durchaus bekannt. Ichg halte sie lediglich für Rationalisierungen, was als Außenstehende freilich leichter zu erkennen ist. Du hattest gefragt, ob es in den Religionen genügend Recht auf Selbstbestimmung in Privatangelegenheiten gibt. Ich bestreite mit Sicherheit nicht, dass es einen Haufen Vorschriften gibt. Die Frage ist doch, was dahinter steht, was der Kern dieser Vorschriften ist. Das ist dann oft viel weniger eng, als es auf den ersten Blick aussieht. Die höchste Autorität ist auch in der katholischen Kirche das Gewissen des Menschen. Das ist keine Schönfärberei, sondern eine Tatsache. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Die höchste Autorität ist auch in der katholischen Kirche das Gewissen des Menschen. Das ist keine Schönfärberei, sondern eine Tatsache. Nein, das meinte ich auch nicht mit der Schönfärberei. Schönfärberisch - oder besser: rationalisierend - sind z.B. die ganzen Begründungen für (Sorry, ich komme gerade von Deinem Keuschheits-Thread ) die Verbannung der Sexualität in die Ehe oder die Begründungen dafür, weswegen Unkeuschheit einen Priester bei seiner Beziehung zu Gott stören könne. Es gibt zwar die Idee, daß das Gewissen in Konfliktfällen die höchste Instanz sei, aber diese Idee ist keineswegs identisch mit der Vorstellung, daß es Bereiche im Leben eines Menschen geben könne, über die keiner (auch kein Gott) zu richten hat. Das Private als unantastbarer Raum, über den man niemals gegenüber jemand anderem Rechenschaft schuldig sein wird, fehlt in den meisten Religionen. Das Gewissen ist nur die "höchste Autorität" bei der Entscheidungsfindung auf Erden, hebelt aber nicht göttliche Vorstellungen aus. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Die höchste Autorität ist auch in der katholischen Kirche das Gewissen des Menschen. Das ist keine Schönfärberei, sondern eine Tatsache. Nein, das meinte ich auch nicht mit der Schönfärberei. Schönfärberisch - oder besser: rationalisierend - sind z.B. die ganzen Begründungen für (Sorry, ich komme gerade von Deinem Keuschheits-Thread ) die Verbannung der Sexualität in die Ehe oder die Begründungen dafür, weswegen Unkeuschheit einen Priester bei seiner Beziehung zu Gott stören könne. Da stimme ich Dir allerdings zu. Wobei ich mir vorstellen kann, dass jemand individuell zu dem Schluss kommt, für die Beziehung zu Gott auf Sex verzichten zu wollen. Aber das ist ein anderes Thema. Es gibt zwar die Idee, daß das Gewissen in Konfliktfällen die höchste Instanz sei, aber diese Idee ist keineswegs identisch mit der Vorstellung, daß es Bereiche im Leben eines Menschen geben könne, über die keiner (auch kein Gott) zu richten hat. Das Private als unantastbarer Raum, über den man niemals gegenüber jemand anderem Rechenschaft schuldig sein wird, fehlt in den meisten Religionen. Das Gewissen ist nur die "höchste Autorität" bei der Entscheidungsfindung auf Erden, hebelt aber nicht göttliche Vorstellungen aus. Auch das ist richtig. Für mich hat das allerdings etwas miteinander zu tun: das Gewissen und Gott. Es gibt für mich keine Bereiche des Lebens, in denen Gott sozusagen aussen vor wäre. Allerdings habe ich auch nicht die Vorstellung (wie es bei Dir ein wenig klingt), als sässe da ein Gott hinter mir, der über alles, was ich mache und denke, richtet. Das wäre ein seltsames Gottesbild. Ich weiss nicht, ob das verständlich ist: für mich geht es zusammen, dass es diesen "unantastbaren Raum" gibt und dass ich zugleich "jemandem" Rechenschaft schuldig bin - es ist doch eine ganz alltägliche Erfahrung, dass ich mich bei etwas, das ich getan habe, frage, ob es wirklich nötig war (selbst wenn kein anderer ausser mir davon betroffen war). Das hat für mich etwas mit Gott zu tun. Man braucht doch gar keine Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod, um diese Verantwortung zu spüren. Was danach kommt, ob da etwas kommt, können wir doch sowieso nicht wissen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Es gibt zwar die Idee, daß das Gewissen in Konfliktfällen die höchste Instanz sei, aber diese Idee ist keineswegs identisch mit der Vorstellung, daß es Bereiche im Leben eines Menschen geben könne, über die keiner (auch kein Gott) zu richten hat. Das Private als unantastbarer Raum, über den man niemals gegenüber jemand anderem Rechenschaft schuldig sein wird, fehlt in den meisten Religionen. Das Gewissen ist nur die "höchste Autorität" bei der Entscheidungsfindung auf Erden, hebelt aber nicht göttliche Vorstellungen aus. Auch das ist richtig. Für mich hat das allerdings etwas miteinander zu tun: das Gewissen und Gott. Es gibt für mich keine Bereiche des Lebens, in denen Gott sozusagen aussen vor wäre. Allerdings habe ich auch nicht die Vorstellung (wie es bei Dir ein wenig klingt), als sässe da ein Gott hinter mir, der über alles, was ich mache und denke, richtet. Das wäre ein seltsames Gottesbild. Ich weiss nicht, ob das verständlich ist: für mich geht es zusammen, dass es diesen "unantastbaren Raum" gibt und dass ich zugleich "jemandem" Rechenschaft schuldig bin - es ist doch eine ganz alltägliche Erfahrung, dass ich mich bei etwas, das ich getan habe, frage, ob es wirklich nötig war (selbst wenn kein anderer ausser mir davon betroffen war). Das hat für mich etwas mit Gott zu tun. Man braucht doch gar keine Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod, um diese Verantwortung zu spüren. Was danach kommt, ob da etwas kommt, können wir doch sowieso nicht wissen. Dagegen wäre überhaupt nichts einzuwenden. Du sprichts ja auch nur von Dir selber. Nur gibt es in der institutionalisierten Religion ja auch diejenigen, die nicht nur für sich selber beschließen, Gott auch in ihre Privatangelegenheiten einlassen zu wollen, sondern die das auch denjenigen androhen, die davon nicht so begeistert wären. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Nur gibt es in der institutionalisierten Religion ja auch diejenigen, die nicht nur für sich selber beschließen, Gott auch in ihre Privatangelegenheiten einlassen zu wollen, sondern die das auch denjenigen androhen, die davon nicht so begeistert wären. Da liegt es dann halt auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, wie er damit umgeht.Im Übrigen sehe ich das wie Fides quaerens intellectum: dieser innere Kern, dieser "unantastbare Raum" ist zugleich mein Innerstes und Wesentlichstes - und erfüllt von der Wirklichkeit, die man dann halt "Gott" nennt. Wo ich mir wirklich treu bin, bin ich auch "Gott" treu, wo ich ganz bei "Gott" bin, bin ich auch ganz bei mir (ich tu mir schwer, das zu schreiben, es klingt sehr pathetisch - aber so erlebe ich es. Das alles hat hinten und vorne nichts mit einem drohend im Hintergrund hockenden Richter zu tun) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Nur gibt es in der institutionalisierten Religion ja auch diejenigen, die nicht nur für sich selber beschließen, Gott auch in ihre Privatangelegenheiten einlassen zu wollen, sondern die das auch denjenigen androhen, die davon nicht so begeistert wären. Da liegt es dann halt auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, wie er damit umgeht.Im Übrigen sehe ich das wie Fides quaerens intellectum: dieser innere Kern, dieser "unantastbare Raum" ist zugleich mein Innerstes und Wesentlichstes - und erfüllt von der Wirklichkeit, die man dann halt "Gott" nennt. Wo ich mir wirklich treu bin, bin ich auch "Gott" treu, wo ich ganz bei "Gott" bin, bin ich auch ganz bei mir (ich tu mir schwer, das zu schreiben, es klingt sehr pathetisch - aber so erlebe ich es. Das alles hat hinten und vorne nichts mit einem drohend im Hintergrund hockenden Richter zu tun) Darum ging es mir aber bei meinem Einwand gar nicht. Ich gönne Dir und Fides Euer Empfinden und wäre selber viel zu sehr Hedonist, um mir das - hätte ich es auch - ausreden zu lassen. Die Frage ist aber doch: Gibt es im Christentum (und vergleichbaren anderen Religionen) Bereiche, die Gott nichts angehen, zu denen er keine eigenen Vorstellungen hat, weder hier, noch im Jenseits. Gibt es menschliche Autonomie im wahren Sinne des Wortes? Und zwar in den ganz existentiellen Bereichen des Lebens. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Nur gibt es in der institutionalisierten Religion ja auch diejenigen, die nicht nur für sich selber beschließen, Gott auch in ihre Privatangelegenheiten einlassen zu wollen, sondern die das auch denjenigen androhen, die davon nicht so begeistert wären. Da liegt es dann halt auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, wie er damit umgeht.Im Übrigen sehe ich das wie Fides quaerens intellectum: dieser innere Kern, dieser "unantastbare Raum" ist zugleich mein Innerstes und Wesentlichstes - und erfüllt von der Wirklichkeit, die man dann halt "Gott" nennt. Wo ich mir wirklich treu bin, bin ich auch "Gott" treu, wo ich ganz bei "Gott" bin, bin ich auch ganz bei mir (ich tu mir schwer, das zu schreiben, es klingt sehr pathetisch - aber so erlebe ich es. Das alles hat hinten und vorne nichts mit einem drohend im Hintergrund hockenden Richter zu tun) Darum ging es mir aber bei meinem Einwand gar nicht. Ich gönne Dir und Fides Euer Empfinden und wäre selber viel zu sehr Hedonist, um mir das - hätte ich es auch - ausreden zu lassen. Die Frage ist aber doch: Gibt es im Christentum (und vergleichbaren anderen Religionen) Bereiche, die Gott nichts angehen, zu denen er keine eigenen Vorstellungen hat, weder hier, noch im Jenseits. Gibt es menschliche Autonomie im wahren Sinne des Wortes? Und zwar in den ganz existentiellen Bereichen des Lebens. Ich habe den Eindruck, Du schmeisst Kirche / organisierte Religion und Gott in einen Topf. Natürlich wird mir zB erzählt, ich müsse jeden Sonntag die Messe besuchen. Wenn man nur für fünf Pfennig Verstand hat, wird man wohl einsehen, dass das so kaum wortwörtlich und direkt von Gott kommt. Ich kann mich aber auch - und ohne gleich einen Eingriff in mein Privatleben zu wähnen - fragen, was dahinter steckt und warum offensichtlich zahlreiche Menschen das Gefühl hatten und haben, der sonntägliche Gottesdienstbesuch habe etwas mit Gott zu tun. Vielleicht komme ich dann zu dem Schluss, dass die Aussage eigentlich ist, dass regelmässiges Gebet wichtig ist. Dann kann ich mich noch fragen, was Gebet ist und bedeutet. Und vielleicht finde ich es dann sogar sinnvoll, sonntags in die Kirche zu gehen. -- Lasse ich mir deshalb von der Kirche in meine Privatangelegenheiten reinschwatzen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 [ Ich habe den Eindruck, Du schmeisst Kirche / organisierte Religion und Gott in einen Topf. Nein, der Gedanke, die Kirche oder das Christentum hätten viel mit einem (möglicherweise) existenten Gott zu tun, liegt mir wirklich fern. Wenn ich aber über den christlichen Gott rede (und das tue ich in diesem Forum meistens, wenn ich das Wort Gott benutze), dann halte ich mich schon an die öffentlich zugängliche und überprüfbare Theorie diesen einen Gott/diese eine Religion betreffend. Natürlich wird mir zB erzählt, ich müsse jeden Sonntag die Messe besuchen. Wenn man nur für fünf Pfennig Verstand hat, wird man wohl einsehen, dass das so kaum wortwörtlich und direkt von Gott kommt. Warum? Warum kommt das nicht von Gott, anderes, das dieselben erzählen, aber plötzlich doch? Ich kann mich aber auch - und ohne gleich einen Eingriff in mein Privatleben zu wähnen - fragen, was dahinter steckt und warum offensichtlich zahlreiche Menschen das Gefühl hatten und haben, der sonntägliche Gottesdienstbesuch habe etwas mit Gott zu tun. Vielleicht komme ich dann zu dem Schluss, dass die Aussage eigentlich ist, dass regelmässiges Gebet wichtig ist. Dann kann ich mich noch fragen, was Gebet ist und bedeutet. Und vielleicht finde ich es dann sogar sinnvoll, sonntags in die Kirche zu gehen. -- Lasse ich mir deshalb von der Kirche in meine Privatangelegenheiten reinschwatzen? Du windest Dich. Die Frage ist nicht, ob DU etwas Sinnvolles in einer religiösen Vorstellung erkennen kannst (ich könnte, wenn ich wollte, sogar in der Sklaverei Sinnvolles entdecken), sondern ob das christliche System die Idee hergibt, daß alleine Du, nur Du, bestimmst, was Du mit Deinem (Privat)leben machst und zwar möglichst ohne Dich dafür verantworten zu müssen. Wenn Du dann zufällig Lust darauf hast, dies mit Kirchgängen zu füllen, ok. Wenn Gott es genauso akzeptiert, daß Dein Nachbar in derselben Zeit in einem Swingerclub Spaß hat. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Du windest Dich. Die Frage ist nicht, ob DU etwas Sinnvolles in einer religiösen Vorstellung erkennen kannst (ich könnte, wenn ich wollte, sogar in der Sklaverei Sinnvolles entdecken), sondern ob das christliche System die Idee hergibt, daß alleine Du, nur Du, bestimmst, was Du mit Deinem (Privat)leben machst und zwar möglichst ohne Dich dafür verantworten zu müssen. Wenn Du dann zufällig Lust darauf hast, dies mit Kirchgängen zu füllen, ok. Wenn Gott es genauso akzeptiert, daß Dein Nachbar in derselben Zeit in einem Swingerclub Spaß hat. Ich glaube nicht, dass das die Grundidee des Christentums so hergibt.Nämlich einfach drum, weil die Religion ja schon ein Anliegen hat: das ist Individuation und Wachstum in der Beziehungsfähigkeit. Und das geht vermutlich schon nicht, wenn man nicht auch selbst an sich arbeitet und nur nach hedonistischen Prinzipien agiert. Aber ich weiß nicht, in mir ist das auch ohne Religion drin: das Wissen, dass ich mir selbst und auch den Menschen um mich verantwortlich bin. Und dass es mir einfach besser geht, wenn ich diese Verwantwortung, so gut ich das halt kann, wahrnehme. Das heißt nun wahrlich nicht, dass ich deswegen ständig "heilige Dinge" tun müsste. Sollte es mich je in einen Swingerclub ziehen, werde ich da hingehen - ohne schlechtes Gewissen (ob ich mich dort wohl fühle, ist eine andere Frage ). Du tust ja doch auch Dinge, die dir sicher nicht gerade nur Lust bereiten. Aus Verantwortung wem gegenüber tust denn du das? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fides quaerens intellectum Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 [ Ich habe den Eindruck, Du schmeisst Kirche / organisierte Religion und Gott in einen Topf. Nein, der Gedanke, die Kirche oder das Christentum hätten viel mit einem (möglicherweise) existenten Gott zu tun, liegt mir wirklich fern. Wenn ich aber über den christlichen Gott rede (und das tue ich in diesem Forum meistens, wenn ich das Wort Gott benutze), dann halte ich mich schon an die öffentlich zugängliche und überprüfbare Theorie diesen einen Gott/diese eine Religion betreffend. Natürlich wird mir zB erzählt, ich müsse jeden Sonntag die Messe besuchen. Wenn man nur für fünf Pfennig Verstand hat, wird man wohl einsehen, dass das so kaum wortwörtlich und direkt von Gott kommt. Warum? Warum kommt das nicht von Gott, anderes, das dieselben erzählen, aber plötzlich doch? Ich kann mich aber auch - und ohne gleich einen Eingriff in mein Privatleben zu wähnen - fragen, was dahinter steckt und warum offensichtlich zahlreiche Menschen das Gefühl hatten und haben, der sonntägliche Gottesdienstbesuch habe etwas mit Gott zu tun. Vielleicht komme ich dann zu dem Schluss, dass die Aussage eigentlich ist, dass regelmässiges Gebet wichtig ist. Dann kann ich mich noch fragen, was Gebet ist und bedeutet. Und vielleicht finde ich es dann sogar sinnvoll, sonntags in die Kirche zu gehen. -- Lasse ich mir deshalb von der Kirche in meine Privatangelegenheiten reinschwatzen? Du windest Dich. Die Frage ist nicht, ob DU etwas Sinnvolles in einer religiösen Vorstellung erkennen kannst (ich könnte, wenn ich wollte, sogar in der Sklaverei Sinnvolles entdecken), sondern ob das christliche System die Idee hergibt, daß alleine Du, nur Du, bestimmst, was Du mit Deinem (Privat)leben machst und zwar möglichst ohne Dich dafür verantworten zu müssen. Wenn Du dann zufällig Lust darauf hast, dies mit Kirchgängen zu füllen, ok. Wenn Gott es genauso akzeptiert, daß Dein Nachbar in derselben Zeit in einem Swingerclub Spaß hat. Ich weiss nicht, ob es ein "nur ich" in Deinem Sinn (bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe) für einen glaubenden Menschen geben kann. Wie gesagt ist Gott für mich immer mit dabei. Aber das wäre wieder die individuelle Ebene. Was das "christliche System" angeht, kann ich nur wieder aufs Gewissen verweisen. Natürlich, als Christ bzw als Katholik kaufe ich einen ganzen Haufen Regeln und Vorschriften mit ein, die in mein Privatleben eingreifen. Es wird immer eine Spannung geben zwischen dem individuellen Gewissen und diesen Regeln (das kannst Du ja auch tagtäglich in den GG beobachten). Wenn ich in einen Swingerclub ginge (mal abgesehen davon, dass ich dort wohl kaum Spass hätte), wäre das natürlich überhaupt nicht im Sinn der katholischen Kirche. Ob Gott das akzeptiert, wissen weder ich noch Du noch die Kirche. Letztendlich ist keiner davon befreit, das mit sich und seinem Gott auszumachen - und ich denke, genau das gesteht die Kirche auch zu. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 27. Mai 2007 Melden Share Geschrieben 27. Mai 2007 Wenn ich in einen Swingerclub ginge (mal abgesehen davon, dass ich dort wohl kaum Spass hätte), wäre das natürlich überhaupt nicht im Sinn der katholischen Kirche. Ob Gott das akzeptiert, wissen weder ich noch Du noch die Kirche. Warum wird nicht auch in demselben Ausmaß daran gezweifelt, ob es Gott überhaupt gefällt, daß Menschen Jesus für seinen Sohn halten oder daß Menschen in die Kirche gehen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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