Lutheraner Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 Kardinal Lehmann sagte auf seiner Rede beim Evang. Kirchentag 2007: "So erscheint plötzlich der Ablass viele trennende Aspekte aufzuweisen, dass man dies - manchmal ohne es zu wollen - gegen die Grundvereinbarung in der Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober 1999 wendet, ohne im Übrigen die wichtigen neueren theologischen Interpretationen zum Ablass zur Kenntnis zu nehmen." Quelle im KKK heißt es: "1477 „Außerdem gehört zu diesem Schatz auch der wahrhaft unermeßliche, unerschöpfliche und stets neue Wert, den vor Gott die Gebete und guten Werke der seligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen besitzen. Sie sind den Spuren Christi, des Herrn, mit seiner Gnade gefolgt, haben sich geheiligt und das vom Vater aufgetragene Werk vollendet. So haben sie ihr eigenes Heil gewirkt und dadurch auch zum Heil ihrer Brüder in der Einheit des mystischen Leibes beigetragen" (ebd.)." Quelle Was meint Lehmann hier mit 'neueren theologischen Interpretationen zum Ablass'? Im KKK scheinen diese ja so wie ich es sehe noch nicht enthalten zu sein. Weiß jemand dazu etwas? Eine andere Frage, die mir zum Thema gerade eingefallen ist: Was passiert, wenn ich einen Ablaß für jemanden erwerbe, der gar nicht im Fegefeuer ist (weil er in der Hölle gelandet ist oder direkt in den Himmel kam). Es wäre ja ungerecht wenn der verfallen würde. Gibt es dazu theologische Aussagen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 Eine andere Frage, die mir zum Thema gerade eingefallen ist: Was passiert, wenn ich einen Ablaß für jemanden erwerbe, der gar nicht im Fegefeuer ist (weil er in der Hölle gelandet ist oder direkt in den Himmel kam). Es wäre ja ungerecht wenn der verfallen würde. Gibt es dazu theologische Aussagen? Das ist wie mit Theaterkarten wenn du nicht zur Vorstellung kommst, dann verfallen die halt. Die kommen dann halt einem von denen zu Gute, der niemenden hat, der einen Ablass für ihn erwirbt. Es gibt inzwischen übrigens so viele Gelegenheiten, bei denen man einen Ablass erwirbt, dass neulich ein Orthodoxer mal gefragt hat, wozu die Katholiken überhaupt noch das Fegefeuer bräuchten, es sei doch schon rein statistisch so gut wie nicht möglich, dass da noch jemand rein müsse, weil doch inzwischen wohl jeder einen Ablass habe. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 Es gibt inzwischen übrigens so viele Gelegenheiten, bei denen man einen Ablass erwirbt, dass neulich ein Orthodoxer mal gefragt hat, wozu die Katholiken überhaupt noch das Fegefeuer bräuchten, es sei doch schon rein statistisch so gut wie nicht möglich, dass da noch jemand rein müsse, weil doch inzwischen wohl jeder einen Ablass habe. Werner So einfach ist das nicht, einen Ablaß zu erwerben. Aber es ist schon ein Dilemma: Wenn ein Glaubender nur durch den eigenen Glauben gerechtfertigt ist, was sich dann in guten Werken manifestiert (so jetzt meine laienhafte Deutung des gefundenen interkonfessionellen Kompromisses), dann ist die Zuwendung eines Ablasses an einen Dritten unsinnig. Schade dabei wäre, daß die eigentlich christliche Vorstellung, daß man für seinen Nächsten etwas tun soll und kann, sich nicht mehr verwirklichen ließe. Vielleicht kann ein Profi dazu mal etwas schreiben. Grüße, KAM Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffen Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 (bearbeitet) Ich weiß nur, dass man vor dem jubiläumsjahr 2000 hierüber viel diskutiert hatte und meine, der Papst hätte damals hierzu die traditionelle Theologie mit neuen Impulsen versorgt. Hier z.B.: http://www.vatican.va/holy_father/john_pau...9091999_ge.html bearbeitet 4. Juli 2007 von Steffen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 (bearbeitet) In meiner "zwischenchristlichen" Zeit habe ich im Jubiläumsjahr 1983 mal eigens einen Ablass erworben (mit humoristischem Hintersinn), um ihn zu verschenken. Man musste nämlich in Rom die vier Hauptkirchen besucht haben. Gebet war empfohlen, aber nicht verpflichtend. Lange Zeit wollte ihn niemand haben, schließlich bin ich ihn dann doch noch losgeworden, ich weiß nicht mehr an wen. Meiner Meinung nach wird der Ablass dann unsinnig, wenn man ihn logisch und mathematisch genau deuten will. Die Lehre, dass es eine Solidargemeinschaft der himmlischen und der irdischen Kirche gibt, die auch die mit einbezieht, die auch nach ihrem Tode noch auf dem Wege sind, ist mir aber in der Zwischenzeit durchaus sehr wichtig geworden. Gerade im Gespräch mit evangelikalen Christen, die sehr stark die absolut individuelle Stellung des Menschen vor Gott betonen, ist mir das noch mal klar geworden. Paulus sagt: ihr seid umgeben von einer Wolke von Zeugen. bearbeitet 4. Juli 2007 von Franziskaner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 In meiner "zwischenchristlichen" Zeit habe ich im Jubiläumsjahr 1983 mal eigens einen Ablass erworben (mit humoristischem Hintersinn), um ihn zu verschenken. Man musste nämlich in Rom die vier Hauptkirchen besucht haben. Gebet war empfohlen, aber nicht verpflichtend. Lange Zeit wollte ihn niemand haben, schließlich bin ich ihn dann doch noch losgeworden, ich weiß nicht mehr an wen. Meiner Meinung nach wird der Ablass dann unsinnig, wenn man ihn logisch und mathematisch genau deuten will. Die Lehre, dass es eine Solidargemeinschaft der himmlischen und der irdischen Kirche gibt, die auch die mit einbezieht, die auch nach ihrem Tode noch auf dem Wege sind, ist mir aber in der Zwischenzeit durchaus sehr wichtig geworden. Gerade im Gespräch mit evangelikalen Christen, die sehr stark die absolut individuelle Stellung des Menschen vor Gott betonen, ist mir das noch mal klar geworden. Paulus sagt: ihr seid umgeben von einer Wolke von Zeugen. Das trifft etwa meine Vorstellung: es heißt ja: Wo zwei oder drei...d.h. der Christ ist zwar kein Massenmensch, aber auch kein Individualist, seine Bezüge zur Gruppe sind ganz wichtig. Damit kann auch einer für den anderen einstehen. Grüße, KAM Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
benedetto Geschrieben 4. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2007 Mir gefällt in dem Zusammenhang der Gebrauch des Verbs "erwerben" nicht. In den verlinkten Dokumenten wird dieses Verb nicht benutzt, sondern von "Geschenk gewinnen", einen "Ablass erlangen" u.ä.m. gesprochen. Erwerben erinnert mich sehr an die Sprache des HGB. Oder sollen andere Assoziationen geweckt werden? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lutheraner Geschrieben 5. Juli 2007 Autor Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 Mir gefällt in dem Zusammenhang der Gebrauch des Verbs "erwerben" nicht. In den verlinkten Dokumenten wird dieses Verb nicht benutzt, sondern von "Geschenk gewinnen", einen "Ablass erlangen" u.ä.m. gesprochen.Erwerben erinnert mich sehr an die Sprache des HGB. Oder sollen andere Assoziationen geweckt werden? Ich hatte das so im Kopf und in diesem Artikel (mit google gefunden) wird das z.B. auch so verwendet: http://www.kath.net/detail.php?id=15914 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
benedetto Geschrieben 5. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 Mir gefällt in dem Zusammenhang der Gebrauch des Verbs "erwerben" nicht. In den verlinkten Dokumenten wird dieses Verb nicht benutzt, sondern von "Geschenk gewinnen", einen "Ablass erlangen" u.ä.m. gesprochen. Erwerben erinnert mich sehr an die Sprache des HGB. Oder sollen andere Assoziationen geweckt werden? Ich hatte das so im Kopf und in diesem Artikel (mit google gefunden) wird das z.B. auch so verwendet: http://www.kath.net/detail.php?id=15914 Ja, es wird auch so verwendet. Aber erst im 5. Absatz und in einem klaren Kontext: "...erwerben, ... indem sie sich im Gebet ... vereinen". Im 1. Absatz wird auch von "Geschenk gemacht werden" gesprochen, im 3. Absatz nüchtern davon, unter welchen Bedingungen der Ablass "erteilt" wird. Lutheraner, ich unterstelle Dir aber ehrlich nichts, wir haben's geklärt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lutheraner Geschrieben 5. Juli 2007 Autor Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 Ja das war keine Absicht von mir (d.h. keine Anspielung an Ablaßhandel o.Ä.) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
urdu Geschrieben 5. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 So einfach ist das nicht, einen Ablaß zu erwerben. Aber es ist schon ein Dilemma: Wenn ein Glaubender nur durch den eigenen Glauben gerechtfertigt ist, was sich dann in guten Werken manifestiert (so jetzt meine laienhafte Deutung des gefundenen interkonfessionellen Kompromisses), dann ist die Zuwendung eines Ablasses an einen Dritten unsinnig. Schade dabei wäre, daß die eigentlich christliche Vorstellung, daß man für seinen Nächsten etwas tun soll und kann, sich nicht mehr verwirklichen ließe. Vielleicht kann ein Profi dazu mal etwas schreiben. Grüße, KAM Aus meinem Skriptum zur Dogmatik (Theologischer Fernkurs): 1. Das geschichtliche Werden des Ablasses: Die Kirche ist seit jeher der Meinung, dass sie als im Herrn geeinte Gemeinschaft dem einzelnen Sünder bei seiner Umkehr wirksam helfen könne. (...) Besonders bei der Wiederaufnahme der in der Verfolgung Abgefallenen galt folgendes: Aufgrund der Fürsprache der "Bekenner", die der Verfolgung standgehalten hatten, konnte die Rekonziliation mit geringerer Strafauflage vorgenommen werden. Es handelte sich dabei tatsächlich um einen Nachlass von zeitlichen Sündenstrafen im Zug des kirchlich-sakramentalen Bußverfahrens. Das ist die ursprüngliche Form des Ablasses: Die Kirche lässt auf Fürsprache Geschädigter von an sich gerechtfertigten Bußforderungen ab. Der Übergang zum heutigen Verständnis (Die Kirche erlässt zeitliche Sündenfolgen, die nicht notwendigerweise von ihr selbst auferlegt wurden) erfolgt im 11. Jahrhundert. Die zeitlichen Maßangaben wurden von Papst Paul VI abgeschafft. 2. Mit den "zeitlichen Sündenstrafen" ist folgendes gemeint: Jede Sünde trägt ihre Strafe in sich. Wenn die Schuld durch das Bußsakrament auch getilgt ist, bleibt doch der angerichtete Schaden, auch der für sich selbst. Mit diesen Sündenfolgen muss man fortan leben. Durch den Ablass hilft die Kirche beim Tragen und schließlich auch beim endgültigen Abwerfen der Last im "Fegefeuer". 3. Der "Kirchenschatz", aus dem die Kirche Ablässe gewährt, ist kein Depot, in dem die Verdienste der Frommen gelagert sind, sondern Christus selbst, weil seine Erlösungstat vor Gott einen unermesslichen und unerschöpflichen Wert darstellt. 4. Mit "Erlassen der zeitlichen Sündenstrafen" ist gemeint, dass die Kirche Hilfestellung beim "Abbüßen oder Abarbeiten der Sündenfolgen" gewährt. 5. "Die Kirche überlässt es jedem einzelnen, in der heiligen und rechten Freiheit der Kinder Gottes solche Mittel der Läuterung und Heiligung zu gebrauchen (Art. 11 der Ablasskonstitution). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 5. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 Das ist wie mit Theaterkarten wenn du nicht zur Vorstellung kommst, dann verfallen die halt. jou. Jona. BigBrother 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 5. Juli 2007 Melden Share Geschrieben 5. Juli 2007 Die Kirche ist seit jeher der Meinung, dass sie als im Herrn geeinte Gemeinschaft dem einzelnen Sünder bei seiner Umkehr wirksam helfen könne. jou. frommes Gesülze (meine Meinung). ich darf das so schreiben. Warum darf ich das? weil ich auch den Würzburger Kurs (Grundkurs) gemacht habe, und auch die Prüfung bestanden hab. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Recommended Posts