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Gelübde Luthers


Felix1234

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Hallo Felix,

 

ich habe jetzt mal gesucht und ein paar Sachen zu deiner Frage gefunden:

 

"Da versicherte ich Dir, daß ich vom Himmel durch Schrecken gerufen, nicht etwa freiwillig oder auf eigenen Wunsch Mönch geworden sei. Noch viel weniger wurde ich es um des Bauches willen, sondern von Schrecken und der Furcht vor einem plötzlichen Tode umwallt legte ich ein gezwungenes und erdrungenes Gelübde ab. Da sagtest Du: »Möchte es nur nicht eine Täuschung und ein Blendwerk gewesen sein!« Dieses Wort drang - als wenn Gott durch Deinen Mund gesprochen hätte - in mich ein und setzte sich in meinem Innersten fest. Aber ich verschloß mein Herz, so gut ich konnte, gegen Dich und Dein Wort."

 

"Denn mein Gelübde war keinen Heller wert, weil ich mich dadurch der väterlichen Gewalt und dem Willen des göttlichen Gebots entzog. Ja, es war sogar gottlos. Daß es nicht aus Gott sein konnte, erwies sich nicht nur daran, daß es gegen Deine Autorität sündigte, sondern auch daran, daß es nicht frei und willig gegeben war. Weiterhin geschah es im Vertrauen auf menschliche Lehren und heuchlerischen Aberglauben, die Gott nicht geboten hat. Aber Gott, dessen Barmherzigkeit unendlich und dessen Weisheit ohne Ende ist - siehe, wieviel Gutes er aus all diesen Irrtümern und Sünden hat erstehen lassen!"

 

(alle Zitate aus Martin Luther: Brief an seinen Vater Hans Luther vom 21. November 1521)

 

 

"Ich fürchte, daß ich ebenfalls gottlos und frevlerisch das Gelübde geleistet habe.

Ich erinnere mich, daß, als ich mein Gelübde abgelegt hatte und mein leiblicher Vater darüber sehr unwillig war, ich von ihm, als er sich schon zufrieden gegeben hatte, dies zu hören bekam: Wollte doch Gott, daß es nicht ein Blendwerk des Teufels wäre! Dieses Wort hat in meinem Herzen so tiefe Wurzeln geschlagen, daß ich niemals irgend etwas aus seinem Munde gehört habe, was ich beharrlicher im Gedächtnis bewahrt hätte. Es scheint mir, als habe Gott mich durch seinen Mund gleichsam von ferne angeredet, zwar spät, aber dennoch genug zur Strafe und Ermahnung.

Aus diesem Grund fühle ich mich gerechtfertigt, wenn ich alle Gelübde abtue oder doch wenigstens mit neuem Geist erfülle. Darüber hinaus werde ich nichts anderes suchen und lasse es bei dieser Meinung bewenden, da es hier ganz augenscheinlich ist, daß derartige Gelübde gegen die ganze erste Tafel, gegen den Glauben und das Evangelium als die höchste Abgötterei gelobt und erfüllt werden, wenn sie in solcher Gesinnung geschehen, wie ich gesagt habe. Wenn Du aber aus einem freien und evangelischen Herzen das Gelübde geleistet und Dich freiwillig zum Knechte gemacht hast, so ist es billig, daß Du es haltest und bezahlest."

(Martin Luther: Brief an Melanchthon, 9. September 1521)

 

Ansonsten gibt es noch sehr viele Textstellen, weshalb diese Art von Gelübden falsch sind, aber ohne persönlichen Bezug. Ich habe übrigens interessanterweise in keinem von ihm verfassten Text eine wörtliche Erwähnung des Gewitters und des Gelübde an die Hl. Anna gefunden.

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Hm, ich kapier nicht, wenn Luther doch eh gegen Gelübde und sowas war, wieso hat er dann überhaupt eins gemacht?

Irgendwie klingt mir das so ein bißchen nach fauler Ausrede, von wegen, jaa das Gelübde hab ich aber nicht freiwillig gemacht sondern weil ich Angst hatte. Ähm? Niemand hat ihn gezwungen oder? Könnte ja jeder kommen und sagen, das Gelübde? Och äh, das war ja nicht freiwillig, das hab ich irgendwie aus ner Verwirrtheit raus getan, außerdem ist das Teufelswerk und das gilt eh nicht?

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Hm, ich kapier nicht, wenn Luther doch eh gegen Gelübde und sowas war, wieso hat er dann überhaupt eins gemacht?

Irgendwie klingt mir das so ein bißchen nach fauler Ausrede, von wegen, jaa das Gelübde hab ich aber nicht freiwillig gemacht sondern weil ich Angst hatte. Ähm? Niemand hat ihn gezwungen oder? Könnte ja jeder kommen und sagen, das Gelübde? Och äh, das war ja nicht freiwillig, das hab ich irgendwie aus ner Verwirrtheit raus getan, außerdem ist das Teufelswerk und das gilt eh nicht?

 

Du bist wirklich SEHR ahnungslos... aber ich muß jetzt in die Heier...

 

Nur ein Tip: Das Gelübde war noch weit vor den 95 Thesen...

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Hm, ich kapier nicht, wenn Luther doch eh gegen Gelübde und sowas war, wieso hat er dann überhaupt eins gemacht?

 

Mit Nachdenken kommst du selbst drauf :angry:

 

Den Denkfehler wie du machen aber viele Katholiken. Da werden Schriften von 1518 zitiert und dann behauptet: "Guck mal, der hat geschrieben, dass man zu Maria beten soll" u.s.w.

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Hm, ich kapier nicht, wenn Luther doch eh gegen Gelübde und sowas war, wieso hat er dann überhaupt eins gemacht?

 

Mit Nachdenken kommst du selbst drauf :angry:

 

Den Denkfehler wie du machen aber viele Katholiken. Da werden Schriften von 1518 zitiert und dann behauptet: "Guck mal, der hat geschrieben, dass man zu Maria beten soll" u.s.w.

 

Na immerhin 1518! Der Thesenanschlag war vorher (und die Thesen sind mit Sicherheit nicht in einer Nacht- und Nebelaktion entstanden).

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@Elima: Die 95 Thesen waren aber auch noch tiefkatholisch. Papsttum und Ablaß wurden darin überhaupt noch nicht in Frage gestellt, im Gegenteil: Luther glaubte, dass man nur den Papst informieren müsste und dann würde er den kirchlichen Mißbrauch sofort bekämpfen. Die erschreckende Erkenntnis, dass der Papst selbst Urheber davon war, kam ihm erst nach und nach.

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Ach mann dann bin ich eben ahnungslos, deswegen frage ich ja.

Ich weiß nur, Luther war ein frommer katholischer Mensch bis an sein Lebensende, fiel aber zwischendrin von der Kirche ab und spaltete sie (oder: führte sie zur Spaltung wenn auch ungewollt). Was ist passiert, daß sich seine Denke so gedreht hat? Vorher Gelübde und Maria , und dann plötzlich war alles bloß aus Verblendung raus geschehen? Ich dachte daß Luther "nur" die Ablassgeschichte abgeschaffen wollte (zu recht)?

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Hallo Dio,

 

es ist schwierig, das kurz zu beantworten, aber ich probiere es mal: Luther dachte in seiner Naivität zuerst, dass er den Papst über den Ablaßhandel und die kirchlichen Mißstände informieren müsste. Als er herausfand, dass der Papst davon wußte und auch Nutznießer davon war (der Petersdom im Vatikan wurde zu einem guten Teil mit dem Ablaßgeld gebaut), hat das sein Vertrauen in die Kirche und ihre Überlieferung tief erschüttert. Es blieb ihm nur noch die Bibel als Quelle einer vertrauenswürdigen Offenbarung Gottes. Also hat Luther die kirchliche Überlieferung an der Bibel geprüft.

Der Ablaß hängt in gewisser Weise auch mit der Rechtfertigung zusammen - so kam Luther über den Ablaß auf die paulinische Rechtfertigungslehre (Römerbrief) an die er sich dann (etwas einseitig aber ist ja zur Erlangung des Heils ausreichend) festklammerte. Damit wurde für ihn auch eine Kirche nach RK Verständnis überflüssig.

 

Das war natürlich eine Entwicklung - wie bei einem Konvertiten. Irgendwann fängt man an Teile des bisherigen Glaubens in Frage zu stellen und tut das dann über die Jahre mehr und mehr.

 

Zu Luthers Gelübde: Wäre so etwas nach heutiger RK Theologie gültig? Das kann ich mir eigentlich kaum vorstellen.

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Ich dachte daß Luther "nur" die Ablassgeschichte abgeschaffen wollte (zu recht)?

Die Ablassgeschichte war der Auslöser - soweit richtig - aber im Grunde nur ein Symptom. Im Grunde fragte Luther nach einem gnädigen Gott ( dieser gnädige Gott war in der damaligen Kirche aus verschiedenen Gründen schwer zu entdecken) - und die Entwicklung der Ereignisse schien ihm zu zeigen, dass dieser gnädige Gott - den er in der Bibel fand - in der Kirche eben nicht (mehr) zu finden war. Das wiederum ließ ihn zweifeln, ob diese Kirche dann die richtige sein könnte und führte ihn von ihr weg...

 

Soweit eine sehr kurzgefasste Zusammenfassung.

bearbeitet von ThomasB.
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dieser gnädige Gott war in der damaligen Kirche aus verschiedenen Gründen schwer zu entdecken

gab es damals nicht die Beichte??? :angry:

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gab es damals nicht die Beichte??? :angry:

Die gab es zwar - aber es gab auch den Zusammenbruch der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung, die Pest und vieles mehr. Gerade die Notwendigkeit der Beichte und die Vorstellung des individuellen Gerichts direkt nach dem Tod machte weniger die Gnade, sondern vor allem das eigene Versagen bewusst.

 

Es gab eine panische Angst vor dem "jähen Tod" - und vor der auf diesen jähen Tod unweigerlich folgenden Hölle. Die Pestzüge wurden als göttliches Gericht gesehen - und sie zeigten, dass der jähe Tod jede und jeden ereilen konnte. Die Menschen hatten panische Angst vor der Hölle - und diese Angst wurde von vielen Vertretern der Kirche geschürt (oft gar nicht aus bösen Willen, sondern aus der eigenen Angst heraus).

 

Es gab Angst- und Drohprediger, die den Leuten einredeten, sie seien so böse, dass sie das Heil nie erringen könnten - und es gab Ablasshändler, die just für diesen Fall die Eintrittskarten in den Himmel gegen bare Münze verkauften...

 

Ich möchte mit niemandem, der damals lebte, tauschen.

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dieser gnädige Gott war in der damaligen Kirche aus verschiedenen Gründen schwer zu entdecken

gab es damals nicht die Beichte??? :angry:

 

Luther hat behauptet (wie weit das stimmt, weiß ich nicht, es klingt aber nachvollziehbar), dass den Menschen damals die Tilgung der zeitlichen Sündenstrafen wichtiger als die Sündenvergebung in der Beichte war, da man ja sowieso ständig und immer wieder auf's Neue sündigt. Deshalb wären die Menschen kaum noch zur Beichte gegangen sondern hätten sich hauptsächlich um den Ablaß gekümmert.

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Es gab Angst- und Drohprediger, die den Leuten einredeten, sie seien so böse, dass sie das Heil nie erringen könnten - und es gab Ablasshändler, die just für diesen Fall die Eintrittskarten in den Himmel gegen bare Münze verkauften...

 

Ich möchte mit niemandem, der damals lebte, tauschen.

Also wenn ich die heutigen Angst- und Drohprediger ( Klimakatastrophe, A- Bombe, Krieg, Terror Al-Kaida etc.) sehe, dann können das damals doch gegen diese nur Waisenknaben gewesen sein. Ich glaub auch nicht, dass die Menschen dmals mehr Angst vor der Hölle hatten als heute. Und Dank Ablasshandel war es für die doch anscheinend leichter der Hölle zu entfliehen, als den heutigen Zeitgenossen.

 

Ergo: Ich glaube den düsteren Schilderungen über die damalige Zeit nicht.

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Ergo: Ich glaube den düsteren Schilderungen über die damalige Zeit nicht.

Da kann ich nicht helfen - wenn jemand was nicht glauben will, was andere sehen können, geschichtwissenschaftliche Ergebnisse ignoriert etc., isses sehr schwierig.

 

Der Unterschied zu den Weltuntergangspredigern von damals und heute besteht eher darin, dass unsere Apokalypse auf sehr hohem Niveau stattfindet (und sie deshalb eigentlich gar keiner glaubt...).

 

Damals lagen allerdings die lebenden, pardon, die toten Beweise für die allgegegenwärtige Höllenangst auf der Straße. Mann konnte vor ihnen weder die Augen, noch die Nase verschließen.

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Damals lagen allerdings die lebenden, pardon, die toten Beweise für die allgegegenwärtige Höllenangst auf der Straße. Mann konnte vor ihnen weder die Augen, noch die Nase verschließen.

aber - wenn ich gewissen Hsitorikern glaube - konnt man sich doch einen Ablass und damit einen Fensterplatz im Himmel kaufen. Wo siehst Du also die grosse Angst?

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Ansonsten gibt es noch sehr viele Textstellen, weshalb diese Art von Gelübden falsch sind, aber ohne persönlichen Bezug. Ich habe übrigens interessanterweise in keinem von ihm verfassten Text eine wörtliche Erwähnung des Gewitters und des Gelübde an die Hl. Anna gefunden.

Das Gewitter ist eine fromme Erfindung und taucht m.W. erstmals etwa fünf Jahre nach Luthers Tod in der "Heiligenlegende" auf, die Melanchton über Luthers Leben geschrieben hat. Luther selbst hat immer von der Unfreiwilligkeit berichtet, das genannte "gedrungen und gezwungen Gelübde". In den Tischreden spricht er wohl (nach Mitteilung des verstorbenen Theobald Beer, der als vermutlich letzter alle Lutherbände tatsächlich studierte) von einem Ereignis von Tod und Verderben, das ihn zum Ordenseintritt gebracht habe.

 

Eine nicht ganz unplausible, wenn auch natürlich von Lutherfans heftig bekämpfte, Theorie spricht davon, daß Luther unter geistliche Gerichtsbarkeit geflüchtet ist. Die Erfurter Universität stand damals schon nicht mehr unter dieser, sondern unter weltlicher Gerichtsbarkeit. Unterschied soll gewesen sein, daß geistliche Gerichtsbarkeit auch bei schweren Vergehen z.B. keine Todesurteile verhängen konnte. Zu finden ist diese Theorie bei: Emme, Dietrich, Martin Luther : seine Jugend- u. Studentenzeit 1483-1505 ; e. dokumentar. Darst., Köln : Wienand, 1981.

Dort auch eine Erklärung für seinen vorangegangenen Verweis aus der renommierten Burse Himmelspforte.

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aber - wenn ich gewissen Hsitorikern glaube - konnt man sich doch einen Ablass und damit einen Fensterplatz im Himmel kaufen.

1. Der Ablass hilft nur gegen die zeitlichen Sündenstrafen, nicht gegen die ewige Verdammnis.

 

2. Hatten die wenigsten die Mittel, sich diesen vermeintlichen "Fensterplatz" zu erkaufen.

 

Wo siehst Du also die grosse Angst?

 

In nahezu der gesamten Literatur des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit. In der bildenen Kunst, in den Totentänzen etc.. In den Pest- und Geißlerzügen, in den drohenden Busspredigten

 

Der erlösende Christus war in dieser Zeit fast völlig aus der Verkündigung der Kirche und aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Gott erscheint als der Strafende, und der personifizierte Tod, der Sensenmann, als sein Vollstrecker.

bearbeitet von ThomasB.
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Hallo Felix,

 

ich habe jetzt mal gesucht und ein paar Sachen zu deiner Frage gefunden:

 

"Da versicherte ich Dir, daß ich vom Himmel durch Schrecken gerufen, nicht etwa freiwillig oder auf eigenen Wunsch Mönch geworden sei. Noch viel weniger wurde ich es um des Bauches willen, sondern von Schrecken und der Furcht vor einem plötzlichen Tode umwallt legte ich ein gezwungenes und erdrungenes Gelübde ab. Da sagtest Du: »Möchte es nur nicht eine Täuschung und ein Blendwerk gewesen sein!« Dieses Wort drang - als wenn Gott durch Deinen Mund gesprochen hätte - in mich ein und setzte sich in meinem Innersten fest. Aber ich verschloß mein Herz, so gut ich konnte, gegen Dich und Dein Wort."

 

"Denn mein Gelübde war keinen Heller wert, weil ich mich dadurch der väterlichen Gewalt und dem Willen des göttlichen Gebots entzog. Ja, es war sogar gottlos. Daß es nicht aus Gott sein konnte, erwies sich nicht nur daran, daß es gegen Deine Autorität sündigte, sondern auch daran, daß es nicht frei und willig gegeben war. Weiterhin geschah es im Vertrauen auf menschliche Lehren und heuchlerischen Aberglauben, die Gott nicht geboten hat. Aber Gott, dessen Barmherzigkeit unendlich und dessen Weisheit ohne Ende ist - siehe, wieviel Gutes er aus all diesen Irrtümern und Sünden hat erstehen lassen!"

 

(alle Zitate aus Martin Luther: Brief an seinen Vater Hans Luther vom 21. November 1521)

 

 

"Ich fürchte, daß ich ebenfalls gottlos und frevlerisch das Gelübde geleistet habe.

Ich erinnere mich, daß, als ich mein Gelübde abgelegt hatte und mein leiblicher Vater darüber sehr unwillig war, ich von ihm, als er sich schon zufrieden gegeben hatte, dies zu hören bekam: Wollte doch Gott, daß es nicht ein Blendwerk des Teufels wäre! Dieses Wort hat in meinem Herzen so tiefe Wurzeln geschlagen, daß ich niemals irgend etwas aus seinem Munde gehört habe, was ich beharrlicher im Gedächtnis bewahrt hätte. Es scheint mir, als habe Gott mich durch seinen Mund gleichsam von ferne angeredet, zwar spät, aber dennoch genug zur Strafe und Ermahnung.

Aus diesem Grund fühle ich mich gerechtfertigt, wenn ich alle Gelübde abtue oder doch wenigstens mit neuem Geist erfülle. Darüber hinaus werde ich nichts anderes suchen und lasse es bei dieser Meinung bewenden, da es hier ganz augenscheinlich ist, daß derartige Gelübde gegen die ganze erste Tafel, gegen den Glauben und das Evangelium als die höchste Abgötterei gelobt und erfüllt werden, wenn sie in solcher Gesinnung geschehen, wie ich gesagt habe. Wenn Du aber aus einem freien und evangelischen Herzen das Gelübde geleistet und Dich freiwillig zum Knechte gemacht hast, so ist es billig, daß Du es haltest und bezahlest."

(Martin Luther: Brief an Melanchthon, 9. September 1521)

 

Ansonsten gibt es noch sehr viele Textstellen, weshalb diese Art von Gelübden falsch sind, aber ohne persönlichen Bezug. Ich habe übrigens interessanterweise in keinem von ihm verfassten Text eine wörtliche Erwähnung des Gewitters und des Gelübde an die Hl. Anna gefunden.

 

 

Ersteinmal vielen Dannk an Dich für Deine Mühe!

 

Wenn ich das alles dann so lese, komme ich zu dem Schluß, dass Luther wohl ein sehr naiver Mensch war, der scheinbar an einer Angstneurose litt.

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Okay- Danke für die rläuterungen. Verstehe. Bloß wie es dann dazu kommen konnte, daß Luther SO abgegangen ist...find ich schon krass. Ist ja ansich ne 180 Grad Wendung. Irgendwie kommt es mir vor , als sei er dann voll ins andere Extrem umgeschlagen. Wenn ich das so les "Noch viel weniger wurde ich es um des Bauches willen, sondern von Schrecken und der Furcht vor einem plötzlichen Tode umwallt legte ich ein gezwungenes und erdrungenes Gelübde ab" ...meiiine Güte, also SO schlimm wird et doch nich gewesen sein... :angry: ...vom plötzlichen TODE UMWALLT....*Kopfkratz* übertreibt er da nicht ein wenig?

 

Naja vielleicht isses auch nur die altertümliche Sprache, die das Ganze so krass rüberkommen lässt.

 

Ich hör immer, Luther wollte die Kirchenspaltung eigentlich gar nicht. Glaubt ihr, er hat sich irgendwann mal Vorwürfe gemacht, daß es dann doch so kam?

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ich habe jetzt mal gesucht und ein paar Sachen zu deiner Frage gefunden:

 

"Da versicherte ich Dir, daß ich vom Himmel durch Schrecken gerufen, nicht etwa freiwillig oder auf eigenen Wunsch Mönch geworden sei. Noch viel weniger wurde ich es um des Bauches willen, sondern von Schrecken und der Furcht vor einem plötzlichen Tode umwallt legte ich ein gezwungenes und erdrungenes Gelübde ab. Da sagtest Du: »Möchte es nur nicht eine Täuschung und ein Blendwerk gewesen sein!« Dieses Wort drang - als wenn Gott durch Deinen Mund gesprochen hätte - in mich ein und setzte sich in meinem Innersten fest. Aber ich verschloß mein Herz, so gut ich konnte, gegen Dich und Dein Wort."

 

"Denn mein Gelübde war keinen Heller wert, weil ich mich dadurch der väterlichen Gewalt und dem Willen des göttlichen Gebots entzog. Ja, es war sogar gottlos. Daß es nicht aus Gott sein konnte, erwies sich nicht nur daran, daß es gegen Deine Autorität sündigte, sondern auch daran, daß es nicht frei und willig gegeben war. Weiterhin geschah es im Vertrauen auf menschliche Lehren und heuchlerischen Aberglauben, die Gott nicht geboten hat. Aber Gott, dessen Barmherzigkeit unendlich und dessen Weisheit ohne Ende ist - siehe, wieviel Gutes er aus all diesen Irrtümern und Sünden hat erstehen lassen!"

 

(alle Zitate aus Martin Luther: Brief an seinen Vater Hans Luther vom 21. November 1521)

 

 

"Ich fürchte, daß ich ebenfalls gottlos und frevlerisch das Gelübde geleistet habe.

Ich erinnere mich, daß, als ich mein Gelübde abgelegt hatte und mein leiblicher Vater darüber sehr unwillig war, ich von ihm, als er sich schon zufrieden gegeben hatte, dies zu hören bekam: Wollte doch Gott, daß es nicht ein Blendwerk des Teufels wäre! Dieses Wort hat in meinem Herzen so tiefe Wurzeln geschlagen, daß ich niemals irgend etwas aus seinem Munde gehört habe, was ich beharrlicher im Gedächtnis bewahrt hätte. Es scheint mir, als habe Gott mich durch seinen Mund gleichsam von ferne angeredet, zwar spät, aber dennoch genug zur Strafe und Ermahnung.

Aus diesem Grund fühle ich mich gerechtfertigt, wenn ich alle Gelübde abtue oder doch wenigstens mit neuem Geist erfülle. Darüber hinaus werde ich nichts anderes suchen und lasse es bei dieser Meinung bewenden, da es hier ganz augenscheinlich ist, daß derartige Gelübde gegen die ganze erste Tafel, gegen den Glauben und das Evangelium als die höchste Abgötterei gelobt und erfüllt werden, wenn sie in solcher Gesinnung geschehen, wie ich gesagt habe. Wenn Du aber aus einem freien und evangelischen Herzen das Gelübde geleistet und Dich freiwillig zum Knechte gemacht hast, so ist es billig, daß Du es haltest und bezahlest."

(Martin Luther: Brief an Melanchthon, 9. September 1521)

 

Ansonsten gibt es noch sehr viele Textstellen, weshalb diese Art von Gelübden falsch sind, aber ohne persönlichen Bezug. Ich habe übrigens interessanterweise in keinem von ihm verfassten Text eine wörtliche Erwähnung des Gewitters und des Gelübde an die Hl. Anna gefunden.

 

 

Ersteinmal vielen Dannk an Dich für Deine Mühe!

 

Wenn ich das alles dann so lese, komme ich zu dem Schluß, dass Luther wohl ein sehr naiver Mensch war, der scheinbar an einer Angstneurose litt.

 

 

So kras wollt ichs jetzt nicht sagen :angry: aber so in die Richtung meine ichs....

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vom plötzlichen TODE UMWALLT....*Kopfkratz* übertreibt er da nicht ein wenig?

Nein! Das war die Grundbefindlichkeit schlechthin für die damals lebenden Menschen. Der Sensenmann lauerte wirklich an jeder Ecke.

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Wenn ich das alles dann so lese, komme ich zu dem Schluß, dass Luther wohl ein sehr naiver Mensch war, der scheinbar an einer Angstneurose litt.

 

Ich denke, dass wir die damaligen Todes- und Höllenängste gar nicht mehr nachvollziehen können. Der gnädige Gott, an den wir alle uns gewöhnt haben, war ja auch erst eine Wiederentdeckung der Reformation. Dieses mittelalterliche Angstdenken findet man heute wohl nur noch bei Sekten oder christlichen Fundamentalisten.

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, dass Luther wohl ein sehr naiver Mensch war, der scheinbar an einer Angstneurose litt.

 

Dies ist eine Bemerkung die an einen Menschen im späten Mittelalter heutige Maßstäbe anlegt.

 

Luther war sicher nicht naiver oder ängstlicher als man es im Spätmittelalter auf Grund des damaligen Wissenstandes zu sein pflegte.

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die zeitlichen Sündenstrafen
was ist das?

Das sind z.B. die 200 Jahre Fegefeuer, die Du für diese saudämliche Frage kriegst!

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