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Konversion?


jerubaal

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Hallo an alle,

ich habe mich nach langem Lesen in diesem Forum dazu entschlossen, diesen Beitrag zu schreiben, da ich Hilfe bei einer Entscheidung brauche.

Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass diese Entscheidung eine "einsame" ist und nur von mir alleine getroffen werden kann.

 

Kurz zu meiner Person: ich bin in einem evangelischen Umfeld aufgewachsen. Damit meine ich: nicht nur auf dem Papier, sondern ich habe meinen Glauben an Jesus Christus gelebt. Die Konfirmation war für mich ein bewusster Akt, und, wenn man so will, meine erste wirklich spirituelle Erfahrung.

 

Die katholische Kirche lehnte ich immer in ihrem ganzen Dasein ab; sie war mir unheimlich; ich ging in einen katholischen Kindergarten (von Ordensschwestern geführt) - das war für mich damals Beklemmung pur.

Es war für mich bis vor kurzem unvorstellbar (damit meine ich tatsächlich: jenseits des Vorstellbaren), daran zu denken, mit der rk Kirche näher in Kontakt zu treten, soll heißen: aktiv und bewusst involviert sein. Ja, ich hielt sie sogar, dramatisch formuliert, für höchstgradig unbiblisch - und aus diesem Grunde nicht von Jesus Christus "legitimiert".

 

Wie es genau angefangen hat, weiß ich nicht, aber innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich das unbewusst gewandelt. Plötzlich merke ich, dass mich die römisch-katholische Kirche nicht nur fasziniert, sondern ich auch schon bewusst denke: "Das ist die Kirche Jesu Christi". Alles ist plötzlich anders, neu, aufregend.

 

Von Tag zu Tag, und je länger ich in mich gehe und mir über meine wahren Gefühle klar zu werden versuche, merke ich: "Ich bin eher katholisch als evangelisch" (obwohl sich beide jetzt bewusst plakativ gewählte Ausdrücke weder ausschließen noch widersprechen).

 

Es sind nicht nur die Messen, in denen ich mich heimischer fühle, und in denen ich die Präsenz Christi stärker spüre - stärker als je zuvor. In einer katholischen hl. Messe "tut das etwas mit mir", Jesus fasst mich an, ist DA. Ich fühle etwas, und das ist für mich unglaublich, und muss "wahr" sein.

 

Es ist auch das starke Profil der rk Theologie, die Ecken und Kanten, die klaren Aussagen. Die Konzentration auf Gott und auf Jesus Christus unseren Herren, die ich in der rk Kirche langsam aber sicher eher verwirklicht sehe, als in einer immer mehr säkularisierten evangelischen Kirche, die eine Theologie der "Beliebigkeit" lebt.

 

Nun aber zum eigentlichen "Problem": ich überlege ernsthaft, zu konvertieren. An sich kein Drama, denn ich mache meine Entscheidung mit Sicherheit nicht von den Reaktionen meiner Umwelt ab. Aber für mich hat es weitreichende Konsequenzen.

Trotzdem denke ich mir: die vielen schönen Stunden, die ich in der evangelischen Kirche hatte - alles wegwerfen?

Tatsache ist aber, dass ich mich und meinen Glauben nicht mehr in ihr vertreten fühle.

 

Hinzu kommt, dass ich einen starken Drang habe, Jesus Christus und unseren christlichen Glauben zu verkündigen. Der Hammer ist nämlich: ich studiere evang. Theologie mit Ziel Pfarramt.

Würde ich übertreten, wäre für mich klar: ich würde unbedingt Priester werden wollen. Immer wieder denke ich: "Es muss das schönste aller Gefühle sein, zum Priester geweiht zu werden"- wenn ich daran denke, geht mein Herz auf.

Wie gesagt: heftige Reaktionen in meiner Umwelt sind zu erwarten, aber damit kann ich leben.

 

Wie ich schon schrieb: eine Entscheidung fürs Leben.

Ich mache es mir nicht leicht und suche Rat, Ermutigung, aber auch konstruktive "Bremsen" - eine Art kritische Auseinandersetzung mit meinem Wunsch, römisch-katholisch zu werden, um mir die "Wahrhaftigkeit" meines Wunsches in mir selbst klar machen zu können, um nicht wider bessere Einsicht vorschnell etwas zu tun, das mein Leben in gänzlich neue Bahnen lenkt.

 

Aber: ich spüre den Ruf der Nachfolge und habe das Gefühl, Brücken abbrechen zu müssen, um neues zu schaffen - in meinem Leben und meinem Glauben (ohne den mein Leben nicht denkbar wäre).

 

Vor vielem habe ich aber auch Angst: viele Riten in der rk Kirche (die mir sympathisch sind), mit denen ich klarerweise nicht aufgewachsen bin - man weiss einfach nicht, wie man "tun" soll, wie man "umschalten" soll.

Ausserdem habe ich Gefühle wie "Ich verrate meine Kirche, die mir einst so viel gegeben hat" und dgl.

 

Ich hoffe, jemand hat Zeit und Lust, sich mit meiner momentanen Gefühlswelt auseinander zu setzen.

Ich musste das los werden!

 

"Erfahrungen" von Konvertiten sind mir natürlich auch herzlich willkommen!

 

Viele Grüße und Gottes Segen,

Jerubaal

bearbeitet von jerubaal
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Lieber Jerubaal,

 

ganz spontan und ganz kurz, weil ich jetzt weg muss:

 

Wenn es so ist, wie Du schreibst, dann handelt es sich tatsächlich um eine Entscheidung für's Leben. Und solche Entscheidungen wollen gut überlegt sein.

 

Dabei würde ich zunächst die Entscheidung für eine Konversion nicht mit der für das Priesteramt verknüpfen. Das erste ist schon Herausforderung genug: Du gehst aus Deiner Heimat fort - das ist zwar ein biblisches Motiv, aber auch in der Bibel kann das im gelobten Land oder im Schweinestall enden.

 

Als katholischer Christ freue ich mich natürlich, dass Du Dich der katholischen Kirche immer näher fühlst. Ich lese aber auch heraus, dass einer der Gründe dafür darin besteht, dass Du mit bestimmten Entwicklungen in der evangelischen Kirche ein Problem hast. Deshalb ein Rat: eine Konversion sollte kein Davonlaufen sein, sondern ein Hinlaufen zu einem Ziel, an das man wirklich will.

 

Das braucht Zeit - Du bist jung, Du hast sie. Ich würde an Deiner Stelle erst mal in einer katholischen Gemeinde eine Zeit lang sozusagen mitleben, vielleicht kannst Du mit dem Pfarrer sprechen, der Dir ein paar Leute als "Paten" vermitteln kann, die bereit sind, ihren Glauben und ihren katholischen Alltag mit Dir zu teilen.

 

Wenn das nach einer Zeit dazu führt., dass Du sagst: ja, hier gehöre ich hin - dann solltest Du konvertieren.

 

Und dann erst, wenn es wirklich so kommt, wäre der Zeitpunkt, sich langsam (langsam!) über die Berufung zum Priesteramt Gedanken zu machen.

 

Ich wünsche Dir Gottes Segen - ach ja: herzlich willkommen im Forum.

bearbeitet von ThomasB.
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Lieber Jerubaal,

 

herzlich Willkommen hier im Forum! Aus Deinem Posting heraus spüre ich, dass es in Dir ziemlich durcheinander geht. Mein erster wichtiger Tipp ist, dass du dir unbedingt jemanden, der katholisch ist (z.B. den Pfarrer), suchen musst, der die auf Deine Fragen versucht, Antwort zu geben und der mit dir gemeinsam schaut, ob eine Konversion der richtige Weg für Dich ist.

 

Als zweites ist es wichtig, dass du das Schöne, was Du in der evangelischen Kirche erlebt hast, nicht einfach wegwirfst. Nichts ist schlimmer als Konvertiten, die sich ihr Leben lang nicht mit ihrer evangelischen Vergangenheit versöhnen können. Natürlich kann der Bruch sehr schmerzhaft sein, wenn du ihr wirklich vollziehst, aber vergiss das Gute was Du erlebt hast darüber nicht, um nicht bitter zu werden.

 

Als Drittes rate ich Dir, Dich nicht unter Druck zu setzen. Schau genau hin! Auch wenn Du jetzt wirklich konvertierst, lass Dir Zeit mit der Entscheidung, Priester zu werden. Studier vielleicht erst mal als Laie weiter.

 

Ich wünsche Dir alles Gute und Gottes Segen (und dass du vielleicht einfach Deine Sorgen und Ängste für den Augenblick abschütteln kannst)

 

Gruß, Stepp

bearbeitet von Stepp
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"Erfahrungen" von Konvertiten sind mir natürlich auch herzlich willkommen!
jou, gern auch von mir, ich bin Konvertit.

 

 

 

ich habe das erst mal gelesen (danke!) , aber das, was Du hier geschrieben hast, war so "dicht", daß ich das erst nochmal durchlesen mag.

 

 

 

damit ichs nicht vergesse: Herzlich willkommen, im Forum. Hast Du Dir das richtige Forum ausgesucht - ist aber nur meine persönliche Meinung.

 

 

 

bis denn, und: laß Dir's gut gehn.

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Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass diese Entscheidung eine "einsame" ist und nur von mir alleine getroffen werden kann.
ja. meine ich auch.

 

blöde Frage: leben Deine Eltern noch?

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Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass diese Entscheidung eine "einsame" ist und nur von mir alleine getroffen werden kann.
ja. meine ich auch.

 

blöde Frage: leben Deine Eltern noch?

 

Ja, tun sie. Und lehnen alles römisch-katholisch ab - zwar nicht kategorisch, aber beide sind Konvertiten von der "anderen Richtung" her - röm.-kath. - evangelisch (und schworen sich damals: "Unsere Kinder werden evangelisch getauft".)

 

Ich möchte mich an dieser Stelle schon mal für eure herzlichen Willkommensgrüße und eure lieben und bis jetzt schon aufschlußreichen Worte bedanken.

 

Natürlich ist der Schritt der Konversion (hinter dem noch ein großes Fragezeichen steht), das Wichtigste und sollte wohlüberlegt werden. Wie ich schon schrieb: ich mache es mir da sicher nicht leicht. ("Drum prüfe, wer sich ewig bindet".)

So eine einschneidende Entscheidung ist für mich dann irreversibel.

 

Danke auch für die erhofften "Bremsen"!

Ein Schritt nach dem anderen: meine Motivation zur Konversion besteht sicher nicht darin, sofort über die Entscheidung Priesterberufung nachzudenken - aber ein starker Denkprozess darüber würde sich abzeichnen, das weiss ich jetzt schon mit Sicherheit.

 

Was die "Flucht" aus der evangelischen Kirche angeht: ich will meinen Glauben stärken, und nicht bei jedem Wort (übertrieben) einer evangel. Pastorin/Pastors in der Öffentlichkeit denken müssen: "Da kann ich nicht mehr mit..."

Wenn Glaube ins Leere geht, muss man sich etwas anderes suchen...

bearbeitet von jerubaal
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Danke auch für die erhofften "Bremsen"!
möchtest Du wirklich die Bremsen? naja - wenn Du unbedingt willst ...

 

 

 

möchtest Du wirklich die Kirche verlassen, die Dich getauft hat?

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Hallo jerubaal,

 

bin auch von evangelisch zu katholisch konvertiert, und in vielem von dem, was Du geschrieben hast, habe ich mich auch wiedergefunden.

 

Aber auch ich würde Dir raten, das erstmal von der Berufungsfrage zu trennen. Mit der Konversion hat man erstmal genug zu tun...

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die vielen schönen Stunden, die ich in der evangelischen Kirche hatte - alles wegwerfen?
nö, das nu wirklich nich. ich jedenfalls hab nix weggeworfen.

 

wenn Du mal magst (gelegentlich - laß Dir gern Zeit), erzähl doch mal, gern.

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Lieber Jerubaal,

 

ich bin evangelisch und habe mich in meinem Glaubensleben auch schon häufig mit einer Konversion zur römisch-katholischen Kirche beschäftigt, diese aber (noch) nicht vollzogen. Es ist in erster Linie die Faszination, die von der katholischen Messe ausgeht, die mich in diese Richtung gedrängt hat. Ich glaube fest, dass Jesus in den Gaben von Brot und Wein unter uns Lebendig sein will und nicht nur in abstrakter und symbolischer Form. Mich stört auch die häufig sehr wenig feierliche Form vieler (nicht aller!) evangelischer Gottesdienste.

 

Was mich von diesem Schritt abhält ist in erster Linie das Papstamt. Nicht so sehr die medialen Dauerbrenner wie Kondome, Zölibat, Scheidungsverbot etc., das ist für mich eher zweitrangig. Ich kann weder diesen noch den letzten Papst als Jesu Nachfolger akzeptieren. Wenn ich mir den Hofstaat anschaue, der bei Papstmessen im Petersdom aufgefahren wird und den medialen Overkill mit dem Papstreisen, wie die jüngte nach Österreich, inszeniert werden, wiedert mich das sehr an. In Jesus hat sich Gott sehr tief zu uns Menschen hinabgebeugt. Er uns auch seine echten Nachfolger leben nicht in Renaissance-Palästen, die ich übrigens sehr schön finde, sondern in einfachen Hütten und haben es nicht nötig wie ein Staatsmann hofiert zu werden. Die Demut, die Herr Ratzinger gerne herauskehrt, halte ich für geheuchelt. Ich könnte noch viel anbringen, was mich am Bischof von Rom und vieler seiner Kollegen auch hier in Deutschland stört, das läuft aber alles darauf hinaus, dass für mich feststeht: Diesem Machtgefüge werde ich mich nicht unterwerfen!

 

Ich habe zu einigen katholischen Gemeinden einen guten Kontakt und habe dort viele sehr überzeugende Christen kennengelernt. Auch den Pfarrer unserer katholischen Stadtpfarrei schätze ich sehr. Schade, dass der nicht Papst ist :angry:

Aber ich werde wohl versuchen, die evangelische Gemeinde zu der ich gehöre, in meinem Sinne mitzuprägen und mich dort einbringen.

 

Dir kann ich nur raten: Werde katholischer Pfarrer und bleibe in der evangelischen Kirche!

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Danke auch für die erhofften "Bremsen"!
möchtest Du wirklich die Bremsen? naja - wenn Du unbedingt willst ...

 

 

 

möchtest Du wirklich die Kirche verlassen, die Dich getauft hat?

 

Naja, kein gutes Beispiel für eine "Bremse", wo doch die Taufe von evangelischer und katholischer Kirche gegenseitig anerkannt wird. Gerade auf dieser "Stufe" gibt es die eine Kirche Christi - auch wenn sie in vielen anderen Bereichen (noch) nicht existiert.

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Hallo an alle,

ich habe mich nach langem Lesen in diesem Forum dazu entschlossen, diesen Beitrag zu schreiben, da ich Hilfe bei einer Entscheidung brauche.

Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass diese Entscheidung eine "einsame" ist und nur von mir alleine getroffen werden kann.

 

Kurz zu meiner Person: ich bin in einem evangelischen Umfeld aufgewachsen. Damit meine ich: nicht nur auf dem Papier, sondern ich habe meinen Glauben an Jesus Christus gelebt. Die Konfirmation war für mich ein bewusster Akt, und, wenn man so will, meine erste wirklich spirituelle Erfahrung.

 

Die katholische Kirche lehnte ich immer in ihrem ganzen Dasein ab; sie war mir unheimlich; ich ging in einen katholischen Kindergarten (von Ordensschwestern geführt) - das war für mich damals Beklemmung pur.

Es war für mich bis vor kurzem unvorstellbar (damit meine ich tatsächlich: jenseits des Vorstellbaren), daran zu denken, mit der rk Kirche näher in Kontakt zu treten, soll heißen: aktiv und bewusst involviert sein. Ja, ich hielt sie sogar, dramatisch formuliert, für höchstgradig unbiblisch - und aus diesem Grunde nicht von Jesus Christus "legitimiert".

 

Wie es genau angefangen hat, weiß ich nicht, aber innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich das unbewusst gewandelt. Plötzlich merke ich, dass mich die römisch-katholische Kirche nicht nur fasziniert, sondern ich auch schon bewusst denke: "Das ist die Kirche Jesu Christi". Alles ist plötzlich anders, neu, aufregend.

 

Von Tag zu Tag, und je länger ich in mich gehe und mir über meine wahren Gefühle klar zu werden versuche, merke ich: "Ich bin eher katholisch als evangelisch" (obwohl sich beide jetzt bewusst plakativ gewählte Ausdrücke weder ausschließen noch widersprechen).

 

Es sind nicht nur die Messen, in denen ich mich heimischer fühle, und in denen ich die Präsenz Christi stärker spüre - stärker als je zuvor. In einer katholischen hl. Messe "tut das etwas mit mir", Jesus fasst mich an, ist DA. Ich fühle etwas, und das ist für mich unglaublich, und muss "wahr" sein.

 

Es ist auch das starke Profil der rk Theologie, die Ecken und Kanten, die klaren Aussagen. Die Konzentration auf Gott und auf Jesus Christus unseren Herren, die ich in der rk Kirche langsam aber sicher eher verwirklicht sehe, als in einer immer mehr säkularisierten evangelischen Kirche, die eine Theologie der "Beliebigkeit" lebt.

 

Nun aber zum eigentlichen "Problem": ich überlege ernsthaft, zu konvertieren. An sich kein Drama, denn ich mache meine Entscheidung mit Sicherheit nicht von den Reaktionen meiner Umwelt ab. Aber für mich hat es weitreichende Konsequenzen.

Trotzdem denke ich mir: die vielen schönen Stunden, die ich in der evangelischen Kirche hatte - alles wegwerfen?

Tatsache ist aber, dass ich mich und meinen Glauben nicht mehr in ihr vertreten fühle.

 

Hinzu kommt, dass ich einen starken Drang habe, Jesus Christus und unseren christlichen Glauben zu verkündigen. Der Hammer ist nämlich: ich studiere evang. Theologie mit Ziel Pfarramt.

Würde ich übertreten, wäre für mich klar: ich würde unbedingt Priester werden wollen. Immer wieder denke ich: "Es muss das schönste aller Gefühle sein, zum Priester geweiht zu werden"- wenn ich daran denke, geht mein Herz auf.

Wie gesagt: heftige Reaktionen in meiner Umwelt sind zu erwarten, aber damit kann ich leben.

 

Wie ich schon schrieb: eine Entscheidung fürs Leben.

Ich mache es mir nicht leicht und suche Rat, Ermutigung, aber auch konstruktive "Bremsen" - eine Art kritische Auseinandersetzung mit meinem Wunsch, römisch-katholisch zu werden, um mir die "Wahrhaftigkeit" meines Wunsches in mir selbst klar machen zu können, um nicht wider bessere Einsicht vorschnell etwas zu tun, das mein Leben in gänzlich neue Bahnen lenkt.

 

Aber: ich spüre den Ruf der Nachfolge und habe das Gefühl, Brücken abbrechen zu müssen, um neues zu schaffen - in meinem Leben und meinem Glauben (ohne den mein Leben nicht denkbar wäre).

 

Vor vielem habe ich aber auch Angst: viele Riten in der rk Kirche (die mir sympathisch sind), mit denen ich klarerweise nicht aufgewachsen bin - man weiss einfach nicht, wie man "tun" soll, wie man "umschalten" soll.

Ausserdem habe ich Gefühle wie "Ich verrate meine Kirche, die mir einst so viel gegeben hat" und dgl.

 

Ich hoffe, jemand hat Zeit und Lust, sich mit meiner momentanen Gefühlswelt auseinander zu setzen.

Ich musste das los werden!

 

"Erfahrungen" von Konvertiten sind mir natürlich auch herzlich willkommen!

 

Viele Grüße und Gottes Segen,

Jerubaal

 

Hallo Jerubaal! (was bedeutet dieser Name übrigens?)

 

Zunächst muss ich sagen, dass mir beim Lesen deines Postings ein kalter Schauer (nicht im negativen Sinn) über den Rücken gelaufen ist.

 

Grundsätzlich kann ich mich meinen Vorrednern anschließen: Sehr wichtig ist, dass man sich Zeit lässt. Ich kann das aus eigener Erfahrung berichten, da auch mir sich die Berufungsfrage zuweilen sehr drängend stellte - ich kann das nachfühlen. Andererseits bin ich im Rückblick sehr froh nichts überstürzt zu haben, denn grundsätzlich gilt, dass man - wenn man aufmerksam auf den Herrn hört - den Moment erkennt, an dem der entscheidende Schritt zu tun ist. Ich denke, das gilt sowohl für die Frage der Konversion, wie auch die des Priesteramtes.

 

Eine Möglichkeit wäre z.B., dass du zunächst einmal auf katholische Theologie umsattelst. Das würde dir weiter Zeit verschaffen, um in dich gehen zu können, und gleichzeitig vielleicht einen ersten konkreten Schritt auf deinem Weg bedeuten.

 

Wichtig ist - denke ich - auch, sich nicht zu sehr von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich selbst mich dem Glauben zuwandte - da gab es viele Riten und Bräuche, die mir gefühlsmäßig (weil neu) unangenehm, ja peinlich waren. Das gibt sich alles mit der Zeit. Gefühle kommen und gehen - was freilich nicht bedeuten soll, dass sie unterdrückt werden sollten. Nur beherrscht sollte man von ihnen auch nicht werden.

 

LG,

Peter

bearbeitet von peterp
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Ja, tun sie. Und lehnen alles römisch-katholisch ab - zwar nicht kategorisch, aber beide sind Konvertiten von der "anderen Richtung" her - röm.-kath. - evangelisch (und schworen sich damals: "Unsere Kinder werden evangelisch getauft".)

Lieber jerubaal,

Ein herzliches Willkommen auch von mir. Auch ich bin ein Konvertit wie Paulus. Was mir aufgefallen ist, dass deine Bewegründe, die ev. Kirche zu verlassen, ähnlich gelagert ist, wie bei mir. Auch ich habe früher die KK abgelehnt und den Papst als Verantwortlichen für veraltete Moralvorstellungen abgelehnt. Durch die Geburt meiner Kinder kam auch der Glauben wieder, die mich zum Kircheneintritt bei den Evangelen führten. Durch Lesen der heiligen Schrift und theologischen Fachbüchern von Klaus Berger merkte ich schnell, dass es ein Widerspruch in dem gab, was Luther lehrte und von dem, was heute die ev. Kirche von sich gibt.

Ich habe daraus persönlich die Konsequenzen gezogen, natürlich unterstützend durch einen lieben Mensch, den ich im einem Diskussionsforum kennenlernte. Er war selber Konvertit wurde schließlich mein Firmpate. Am 30.11.2003 war es schließlich soweit, ich wurde in die katholische Kirche aufgenommen.

 

Jetzt bin schon fast 4 Jahre lang dabei und habe den Schritt niemals bereut, im Gegenteil, ich würde es immer wieder tun. Ich habe in der kurzen Zeit mehr über den Glauben und die katholische Kirche erfahren, als in meinen Leben zuvor. Manche sagen, wer theologische Bücher liest, verliert seinen Glauben, ich dagegen sage, wer liest, stärkt seinen Glauben. Es kommt natürlich darauf an, was man liest. :angry:

 

Meine Kinder, die wie ich ev. getauft waren, wurden mit in den Schoß der Kirche aufgenommen, ich bin überzeugt, dass ich das richtige für sie getan habe.

bearbeitet von tomlo
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Natürlich ist der Schritt der Konversion (hinter dem noch ein großes Fragezeichen steht), das Wichtigste und sollte wohlüberlegt werden. Wie ich schon schrieb: ich mache es mir da sicher nicht leicht. ("Drum prüfe, wer sich ewig bindet".)

So eine einschneidende Entscheidung ist für mich dann irreversibel.

 

Danke auch für die erhofften "Bremsen"!

Ein Schritt nach dem anderen: meine Motivation zur Konversion besteht sicher nicht darin, sofort über die Entscheidung Priesterberufung nachzudenken - aber ein starker Denkprozess darüber würde sich abzeichnen, das weiss ich jetzt schon mit Sicherheit.

 

Was die "Flucht" aus der evangelischen Kirche angeht: ich will meinen Glauben stärken, und nicht bei jedem Wort (übertrieben) einer evangel. Pastorin/Pastors in der Öffentlichkeit denken müssen: "Da kann ich nicht mehr mit..."

Wenn Glaube ins Leere geht, muss man sich etwas anderes suchen...

 

Lieber Jerubaal,

Keine Entscheidung ist "irreversibel"!

Was den Zweifel an den Worten einer ev. Pastorin/Pastors angeht, da kann es Dir bei einem kath. Priester genau so ergehen!

Ich bin kein "Konvertit", aber es gab eine Zeit in meinem Leben in der ich keiner Glaubensgemeinschaft angehörte. Ich habe den Weg zurück in die RKK gewählt, mir aber einen kritischen Blick auf das was in dieser Kirche geschieht bewahrt! Sollte es irgendwann in der RKK Tendenzen geben die ich mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, werde ich sicherlich "konvertieren"!

Der Glaube an Gott kann auch unabhängig von der Konfession sein!

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Wie es genau angefangen hat, weiß ich nicht, aber innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich das unbewusst gewandelt. Plötzlich merke ich, dass mich die römisch-katholische Kirche nicht nur fasziniert, sondern ich auch schon bewusst denke: "Das ist die Kirche Jesu Christi". Alles ist plötzlich anders, neu, aufregend.
Zuerst herzlich willkommen. Da ich auch mal aus der röm.kath. Kirche ausgetreten war (aus Unglaubensgründen) muss ich sagen, dass ich deine Aussage nachvollziehen kann: "Das ist die Kirche Jesu Christi".
Es sind nicht nur die Messen, in denen ich mich heimischer fühle, und in denen ich die Präsenz Christi stärker spüre - stärker als je zuvor. In einer katholischen hl. Messe "tut das etwas mit mir", Jesus fasst mich an, ist DA. Ich fühle etwas, und das ist für mich unglaublich, und muss "wahr" sein.
Ich sehe das als Gnade an, dass Du die Sakramente der Kirche in so intensiver Weise spüren kannst- auch wenn es im Glauben nicht allein auf dieses "Spüren" ankommt.
Es ist auch das starke Profil der rk Theologie, die Ecken und Kanten, die klaren Aussagen. Die Konzentration auf Gott und auf Jesus Christus unseren Herren, die ich in der rk Kirche langsam aber sicher eher verwirklicht sehe, als in einer immer mehr säkularisierten evangelischen Kirche, die eine Theologie der "Beliebigkeit" lebt.
Auch diese Erfahrungen kann ich nachvollziehen - aber du hast sicher schon gesehen, dass es auch in der Kirche unterschiedliche theologische Richtungen gibt. Allerdings findet die "Theologe der Beliebigkeit" wie du es nennst in dem was das kirchliche Lehramt lehrt keinen Rückhalt.
Trotzdem denke ich mir: die vielen schönen Stunden, die ich in der evangelischen Kirche hatte - alles wegwerfen?
Ich glaube nicht, dass du etwas "wegwirfst". Denn all das Schöne, dass du erlebt hast, bleibt in deinem Inneren und ist ein Teil Deines Glaubensweges.

 

Was Deinen Wunsch angeht Priester zu werden würde ich sagen: step for step. Suche zuerst im katholischen Glauben tief Fuß zu fassen - und wenn der Wunsch, die Sehnsucht und das innere Drängen nach dem Priestertum in dir bleibt, dann kannst du daran denken, den nächsten Schritt zu unternehmen. Das Wichtigste in unserem Leben scheint mir nicht ein bestimmter Stand und eine Höherwertung des einen Standes - sondern dass wir nach dem Willen Gottes für uns fragen. Ich denke dass Dir das intensive Gebet und die Bereitschaft in der Stille auf Gottes Geist zu hören Dir Antworten auf Deine Fragen bringt und Klarheit über den Weg, den Du gehen sollst. Jedenfalls herzliche Segenswünsche für Deinen Weg

bearbeitet von Mariamante
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Und noch was mein lieber Jerubaal,

 

Als Katholik muss an die Dogmen der katholischen Kirche glauben. Wer der Kirche beitritt, dem wird folgende Eidesformel abverlangt:

 

„Ich glaube und bekenne alles, was die heilige katholische Kirche als Offenbarung Gottes, glaubt, lehrt und verkündet.“

 

Ich will damit nicht abschrecken, aber nur darauf hinweisen, dass die KK restrektiver im Glauben ist. Ich für meinen Teil habe damit keine Probleme, im Gegensatz zu manch anderen.

 

Edit Ich bin dafür, dass jeder Katholik diese Formel vor der heiligen Eucharistie bekennen muss.

bearbeitet von tomlo
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Und noch was mein lieber Jerubaal,

 

Als Katholik muss an die Dogmen der katholischen Kirche glauben. Wer der Kirche beitritt, dem wird folgende Eidesformel abverlangt:

 

„Ich glaube und bekenne alles, was die heilige katholische Kirche als Offenbarung Gottes, glaubt, lehrt und verkündet.“

 

Ich will damit nicht abschrecken, aber nur darauf hinweisen, dass die KK restrektiver im Glauben ist. Ich für meinen Teil habe damit keine Probleme, im Gegensatz zu manch anderen.

 

Edit Ich bin dafür, dass jeder Katholik diese Formel vor der heiligen Eucharistie bekennen muss.

Und ich glaube, daß Du 1. lange keine Konversionskatechese mehr erlebt hast und Du 2. gründlich einen an der Klatsche hast.

 

Ich betone, daß 2. mein subjektiver Eindruck ist und meine pers. Gewissensentscheidung.

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Wer der Kirche beitritt, dem wird folgende Eidesformel abverlangt:

 

„Ich glaube und bekenne alles, was die heilige katholische Kirche als Offenbarung Gottes, glaubt, lehrt und verkündet.“

Mir wäre völlig neu, dass bei einem Eintritt in die katholische Kirche ein Eid geleistet werden muss. Es handelt sich vielmehr um ein Glaubensbekenntnis.

 

Edit Ich bin dafür, dass jeder Katholik diese Formel vor der heiligen Eucharistie bekennen muss.

 

Klar. Und die Küsterin kontrolliert, ob jede® die Finger gewaschen und die Zähne geputzt hat.

 

*indentischbeiß*

bearbeitet von ThomasB.
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Klar. Und die Küsterin kontrolliert, ob jede® die Finger gewaschen und die Zähne geputzt hat.
Als ich Kind war hat das unsere Reli-Lehrerin gemacht, die als Anstandsdame über die Schülerbänke wachte ...
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Kann mich nicht erinnern, einen Eid geleistet zu haben, als ich konvertiert bin...

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„Ich glaube und bekenne alles, was die heilige katholische Kirche als Offenbarung Gottes, glaubt, lehrt und verkündet.“

 

Edit Ich bin dafür, dass jeder Katholik diese Formel vor der heiligen Eucharistie bekennen muss.

 

@jerubaal

Hier kannst Du gleich mal studieren, wie man sich als Konvertit in der neuen Gemeinde beliebt macht.

 

Klar. Und die Küsterin kontrolliert, ob jede® die Finger gewaschen und die Zähne geputzt hat.

 

*indentischbeiß*

 

Das fände ich allerdings gut! Dann könnten meine Kinder, wenn ich sie sonntags nach dem Frühstück nochmal ins Bad schicke, nicht immer behaupten, es merkt doch sowieso keiner, ob die Fingernägel sauber sind oder nicht.

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ich ging in einen katholischen Kindergarten (von Ordensschwestern geführt) - das war für mich damals Beklemmung pur.

 

(Meine Eltern] lehnen alles römisch-katholisch ab - zwar nicht kategorisch, aber beide sind Konvertiten von der "anderen Richtung" her - röm.-kath. - evangelisch (und schworen sich damals: "Unsere Kinder werden evangelisch getauft".)

 

An Deiner Stelle würde ich mich auf jeden Fall noch mehr mit dem auseinandersetzen, was "katholisch" für Dich in der Vergangenheit bedeutet hat. Warum haben Deine Eltern Dich zum Beispiel in einen katholischen Kindergarten geschickt, wenn sie doch so gegen alles Katholische waren? Und obwohl es für Dich "Beklemmung pur" war?

 

Meine Eltern haben mich auch zu Ordensschwestern in den Kindergarten geschickt. Ich sage jetzt manchmal zu ihnen "das hättet Ihr Euch gut überlegen sollen", denn sie finden es manchmal etwas befremdlich, dass ich spirituell so zum Katholizismus neige. Tatsächlich haben die Schwestern ohne Zweifel den Grund für meine Marienfrömmigkeit gelegt: ich konnte das Ave Maria vor dem Vaterunser und wurde dazu angehalten, bei mir zu Hause einen Maialtar aufzubauen, was ich noch bis weit in die Schulzeit hinein beibehalten habe. Dagegen sind meine Eltern nie eingeschritten.

 

Für mich persönlich würde ich sagen: Meine Spiritualität ist an keine Konfession gebunden. Bei den Evangelischen (auch bei den Lutheranern, auch da, wo die Evangelische Messe gefeiert wird) fehlt mir der Tabernakel. Er ist nun mal mit dem lutherischen Bekenntnis nicht vereinbar. Kniebänke, Weihwasser, Sich-Bekreuzigen - das gibt es hier und da, aber meist vermisse ich es. Bei den Römern fehlt mir die Feierlichkeit, die Tischgemeinschaft beim Kommunionempfang, der Wein natürlich. Und die Kirchenlieder, die ganze Fülle der deutschsprachigen geistlichen Dichtung.

 

Evangelisch zu sein und zu bleiben (obwohl ich de facto einer römisch-katholischen Gemeinde angehöre, in der zwei meiner drei Kinder bereits getauft und zur Kommunion zugelassen wurden) ist für mich kein Bekenntnis zu einer bestimmten Theologie, sondern eher zu meiner eigenen Geschichte, zu dem, was mich vor allem geprägt hat.

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ich ging in einen katholischen Kindergarten (von Ordensschwestern geführt) - das war für mich damals Beklemmung pur.

 

(Meine Eltern] lehnen alles römisch-katholisch ab - zwar nicht kategorisch, aber beide sind Konvertiten von der "anderen Richtung" her - röm.-kath. - evangelisch (und schworen sich damals: "Unsere Kinder werden evangelisch getauft".)

 

An Deiner Stelle würde ich mich auf jeden Fall noch mehr mit dem auseinandersetzen, was "katholisch" für Dich in der Vergangenheit bedeutet hat. Warum haben Deine Eltern Dich zum Beispiel in einen katholischen Kindergarten geschickt, wenn sie doch so gegen alles Katholische waren? Und obwohl es für Dich "Beklemmung pur" war?

 

Meine Eltern haben mich auch zu Ordensschwestern in den Kindergarten geschickt. Ich sage jetzt manchmal zu ihnen "das hättet Ihr Euch gut überlegen sollen", denn sie finden es manchmal etwas befremdlich, dass ich spirituell so zum Katholizismus neige. Tatsächlich haben die Schwestern ohne Zweifel den Grund für meine Marienfrömmigkeit gelegt: ich konnte das Ave Maria vor dem Vaterunser und wurde dazu angehalten, bei mir zu Hause einen Maialtar aufzubauen, was ich noch bis weit in die Schulzeit hinein beibehalten habe. Dagegen sind meine Eltern nie eingeschritten.

 

Für mich persönlich würde ich sagen: Meine Spiritualität ist an keine Konfession gebunden. Bei den Evangelischen (auch bei den Lutheranern, auch da, wo die Evangelische Messe gefeiert wird) fehlt mir der Tabernakel. Er ist nun mal mit dem lutherischen Bekenntnis nicht vereinbar. Kniebänke, Weihwasser, Sich-Bekreuzigen - das gibt es hier und da, aber meist vermisse ich es. Bei den Römern fehlt mir die Feierlichkeit, die Tischgemeinschaft beim Kommunionempfang, der Wein natürlich. Und die Kirchenlieder, die ganze Fülle der deutschsprachigen geistlichen Dichtung.

 

Evangelisch zu sein und zu bleiben (obwohl ich de facto einer römisch-katholischen Gemeinde angehöre, in der zwei meiner drei Kinder bereits getauft und zur Kommunion zugelassen wurden) ist für mich kein Bekenntnis zu einer bestimmten Theologie, sondern eher zu meiner eigenen Geschichte, zu dem, was mich vor allem geprägt hat.

 

Hallo Lucie,

in dem kleinen Ort, in dem ich aufwuchs, gab es nur diesen Kindergarten - das war der Grund. In diesem Kindergarten war auch nichts mit Marienverehrung etc., dort wurde eher "ökumenisch" gelebt.

Die Beklemmung würde ich im Nachhinein anders deuten - vielleicht gar nicht so mit dem Katholizismus junktimiert, eher mit der Tatsache, an bestimmten Zeiten des Tages als 3,4-jähriger von den Eltern getrennt zu sein.

Tatsächlich hatte ich auch zu der mich damals betreuenden Ordensschwester (die leider vor einigen Jahren an Krebs verstorben ist) lange nach meinen Kindergartenjahren Kontakt.

 

Ich verstehe, was du meinst, wenn du sagst, deine Spiritualität sei nicht an eine Konfession gebunden. Aber genau das ist für mich auch eine zentrale Frage: ein MUSS ist es nicht, eine Beziehung zu Gott habe ich auch jetzt in der evangelischen Kirche. Christus ist im Zentrum.

Die Frage in diesem Zusammenhang für mich (und das muss ich genau prüfen): kann sich meine Spiritualität - besser mein Wunsch nach spirituellen Erfahrungen, vor allem nach einer starken Gemeinschaft mit Gott - in der katholischen Kirche "besser" entwickeln?

 

Es mag "dumm" klingen: momentan sehe ich in der katholischen Kirche einen stärkeren "Fels" auf dem Grund meines Glaubens denn in der evangelischen Kirche.

Mag auch die Konfession für den christlichen Glauben nicht entscheidend (worüber ich momentan trotzdem nachdenke), so ist es doch die Gemeinschaft mit der Kirche Jesu Christi (hier an dieser Stelle nicht unmittelbar auf die römisch-katholische Kirche bezogen).

 

Noch einmal gebe ich dir recht, wenn ich abschließend formulieren darf:

Im Zentrum sollte Jesus Christus stehen, unabhängig von der Konfession.

Während des Schreibens dieses Beitrags denke ich aber plötzlich: "Kirche, Fels etc. - sollte der Fels nicht Jesus sein? Ist das nicht genug?".

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