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Ist gut und gütig eigentlich dasselbe?


Lichtlein

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"Gut" ist etwas, was sich auf eine Eigenschaft bezieht, "gütig" bezieht sich auf einen Wesenszug oder die Art, wie eine Handlung vollzogen wird.

 

Der Begriff all-gütig ist auch nicht so besonders sinnvoll. Wenn all-gegenwärtig (was eigentlich zu all-wissend dazu gehört) dazu meint, überall gegenwärtig zu sein, würde all-gütig bedeuten, in allem gütig zu sein. Dann gäbe es in seiner Schöpfung keine Übel. Da es aber Übel gibt, kann Gott nicht in allem gütig sein, weil sich das dann überall ausdrucken müßte.

 

Das Theodizeeproblem betrifft überwiegende Gottes Güte, aber auch seine Gerechtigkeit, da die Übel einige Menschen treffen und andere wiederum nicht. Interessant ist auch, dass sich die Begriffe "gerecht" und "barmherzig" widersprechen, wenn man annimmt, dass Gott in allem gerecht ist (All-Gerechtigkeit gibt es aber nicht).

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Gottes Gerechtigkeit ist nach vielen Beispielen aus der Schrift (ich erinnere nur an die gleich bezahlten Arbeiter im Weinberg trotz unterschiedlicher Arbeitsdauer) von unserer Gerechtigkeit verschieden. Besonders in der genannten Stelle, wo der Herr des Berges fragt, ob es denn störe, dass Er gütig(!) sei (nicht unbedingt gerecht in unserem Sinne), zeigt sich die Bedeutung des Wortes.

 

Gütig ist man im bezug auf andere. Güte zeigen heißt mehr geben als verdient wird, mehr als Gerechtigkeit.

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Das Adjektiv „gut“ (lat. bonus, gr. agaJoV) bezeichnet die positive Natur oder Bewertung einer Sache, einer Person oder eines Umstands hinsichtlich ihres Wesens oder einer Eigenart; „gütig“ dagegen (lat. benignus, gr. eunouV) wird nur auf Personen (oder Personifikationen) bezogen gebraucht, um deren Haltung, Gesinnung oder Handlung zu beschreiben, etwa im Sinne von „wohlgesonnen, -gesinnt, -meinend“ oder „wohltätig, -tuend“.

 

Der lateinische Begriff benignus – dessen direkte Lehnübersetzung deutsches „gütig“ darstellt – ist aus dem zu bonus gehörigen Adverbialstamm ben- und der Verbalwurzel gen- (< gigno – „[er]zeuge, bringe hervor“) mit nominaler Stammerweiterung -o-gebildet (als nomen agentis also) und bedeutet eigentlich „wohl(er)zeugend, wohlhervorbringend“ (genau entsprechend z. B. auch benevolus – „wohlwollend“).

 

Der griechische Begriff eunouV ist ganz ähnlich gebildet: aus dem sich zu agaJoV stellenden Adverbialstamm eu-, der Verbalwurzel no- (< noew – „nehme wahr, sinne“) und der Stammerweiterung -o- der nomina agentis, also etwa mit der Bedeutung „wohlsinnend“.

 

Vielleicht kann man das auch kürzer sagen, etwa so:

»Gut als ein ontologischer Begriff

Gütig als ein ethischer Begriff« (Jürgen).

 

Allerdings muß die Kategorien recht unterscheiden, wer nicht Gefahr laufen will, unangemessene Ausssagen zu treffen, wie in folgendem Beispiel:

 

»Gut beschreibt nur eine Eigenschaft (Gottes) für sich (sozusagen als ontologische Aussage); gütig beschreibt eine Eigenschaft (Gottes) in Bezug auf seine Schöpfung (sozusagen als ethische Aussage)« (ders.).

 

Hier melde ich Bedenken an. Die „Gutheit“ (oder das Gutsein) ist kein Akzidens Gottes, sondern Seine Substanz. Also nicht „eigenschaftlich“ ist Gott gut, sondern Seinem Wesen nach. Anders freilich, sobald wir von geschöpflichen Personen sprechen, vollends bei Dingen und Umständen.

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Zitat von Ketelhohn am 23:24 - 4.Dezember..2002

 

»Gut beschreibt nur eine Eigenschaft (Gottes) für sich (sozusagen als ontologische Aussage); gütig beschreibt eine Eigenschaft (Gottes) in Bezug auf seine Schöpfung (sozusagen als ethische Aussage)« (ders.).

 

Hier melde ich Bedenken an. Die „Gutheit“ (oder das Gutsein) ist kein Akzidens Gottes, sondern Seine Substanz. Also nicht „eigenschaftlich“ ist Gott gut, sondern Seinem Wesen nach. Anders freilich, sobald wir von geschöpflichen Personen sprechen, vollends bei Dingen und Umständen.

 

Daher sprach ich auch in Bezug auf "gut" von einer ontologischen, also von einer seinsmäßigen Aussage; während "Gütigkeit" mehr eine Beschreibund des "pro me" beinhaltet; in Bezug auf sein Wirken.

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Zitat von jakob am 20:35 - 4.Dezember..2002

definiere einmal den Begriff Gerechtigkeit - und dekliniere seine Bedeutung in den letzten 3000 Jahren.

 

Ich werde mich hüten. Abgesehen davon ist es nicht nötig, um zu sehen, dass Barmherzigkeit und Gerechtigkeit nicht wirklich miteinander zu vereinbaren sind.

 

Wenn man nur einigen gegenüber barmherzig ist (Gnade vor Recht ergehen lässt, sich also ihrer erbarmt), dann ist das ungerecht, weil man nicht alle gleich behandelt. Ist man allen gegenüber gleich barmherzig, dann ist das ein leerer Begriff. Ist man niemandem gegenüber barmherzig, ist man nicht barmherzig. Wenigstens letzteres sollte Alle überzeugen. ;)

 

Und wenn Gott "gut" und "gütig" anders definiert als wir dies hier tun, dann kann man Gott nicht als gut (oder gütig) bezeichnen. Das hieße das Dilemma des Euthyphron auf Begrifflichkeiten übertragen.

 

In die Falle tappt man nur zu leicht. Ist etwas "gütig", weil Gott es für gütig hält? Man kommt entweder zu einem inhaltsleeren Begriff, der u. U. im Widerspruch zu unserem Denken steht und nicht verstehbar ist, oder aber wir definieren es selbst. Zu letzterem gibt es keine gangbare Alternative.

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?gütig? dagegen (lat. benignus, gr. eunouV) wird nur auf Personen (oder Personifikationen) bezogen gebraucht, um deren Haltung, Gesinnung oder Handlung zu beschreiben, etwa im Sinne von ?wohlgesonnen, -gesinnt, -meinend? oder ?wohltätig, -tuend?.

 

Nö. Ein paar Google-Fundstellen:

 

Vielen Dank für Ihre menschliche und gütige Geste.

 

Die gütige Geste eines Bischofs ermöglicht

Valjean den Neubeginn unter falscher Identität.

 

Diese gütige Geste des Heiligen Vaters hat mich sehr gerührt.

 

Wenn der Mensch diese gütige Gabe Allahs, den menschlichen Geist, durch die Freiheit des Handelns, also nicht nur gewissenhaft, sondern auch gewissenlos zu ...

 

Schob der Chef die gütige Gabe zwischen zwei Pizza-Happen (Diabolo?) über die Papiertischdecke?

 

Die Leute zeigten leider wenig Dankbarkeit für des Kommissars

gütige Gabe und knallten die Tür in sehr lausiger Weise zu.

 

Kaum vernehmbar treibt ihre gütige Antwort dahin

 

Falls etwas für mich spricht, bitte ich Sie, mich nicht

ohne eine gütige Antwort, abreisen zu lassen.

 

Der gütige Besuch

 

Erinnerung an die gütige Welt der Dinge

 

Symbol der Frau: Gütige Weisheit

 

Amerikas gütige Hegemonie

 

Alzheimer... das gütige Vergessen

 

usw.

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Was ja meine Hinweise von letzter Nacht vollauf bestätigt:

  • „gütige Geste“, „gütige Gabe“, „gütiger Besuch“: bezeichnet Handlung einer Person;
  • „gütige Antwort“: zwar auch Handlung, doch im Vordergrund eher innere Haltung der Person;
  • „gütiges Vergessen“: personifiziertes Handeln;
  • „gütige Weisheit“: Haltung einer Personifikation;
  • „Amerikas gütige Hegemonie“: die Personifikation, auf die „gütig“ sich bezieht, ist Amerika; es liegt das Stilmittel der Enallagh vor (adjetivisches Attribut, das dem Sinn nach eigentlich zu einem Genitivattribut gehört, stellt sich zum übergeordneten Substantiv) (Ironie liegt übrigens auch vor, wenn nicht Sarkasmus);
  • gütige Welt der Dinge: einziges Besispiel, das etwas aus dem Rahmen fällt – und darum auch gleich auffällt; man stolpert über den unangemessen scheinenden Ausdruck, was aber beabsichtigt ist: Durch den Kontrast soll um so deutlicher werden, daß es der „Welt der Menschen“, an die der Autor denkt, an Güte mangele; dazu wird die „Welt der Dinge“ mit anthropomorphen Attributen beschrieben. So etwas nennt man eine Metapher.

Mahlzeit.

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