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Embryonenschutz und die EKD


Flo77

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Weber contra Huber

 

So sehr ich mit Weber übereinstimme, so wenig verstehe ich Huber und die Synode.

 

Gibt es in dieser Frage eine klare Spaltung der EKD oder ist das mehr ein "ich hab' aber mehr Profil" unter Landeskirchenvorsitzenden?

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Ich verstehe die Frage nicht ganz. Der Huber hat eine Meinung und tut sie kund (was für ihn aufgrund seines Amtes einfach ist) und die EKD-Synode hat eine Stellungnahme beschlossen und veröffentlicht.

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Gibt es in dieser Frage eine klare Spaltung der EKD

 

Vorab: Ist es nicht erfreulich, wenn individuelle Unterschiede in Gewissensfragen öffentlich geäußert werden dürfen? Mir ist die evangelische Welt von der Entscheidungsstruktur her lieber als die römisch-katholische, da sie öffentlich zu den - zugegebenermaßen teilweise fundamental unterschiedlichen - Gewissensauffassungen ihrer Mitglieder steht.

 

Zu Deiner Frage der "Spaltung":

 

Sicherlich geht ein tiefer Riss durch alle evangelischen Kirchen (ich vermute mal, allen Kirchen überhaupt), wenn man die persönlichen Auffassungen ihrer Mitglieder darstellt. Es gibt sicher als Extrema auf beiden Seiten Menschen, die die Auffassung des jeweiligen "entfernten Gegenüber" als zutiefst schädlich und menschenfeindlich ansehen.

 

Aber so ist halt die Welt. Wenn es wirklich so ist, dass die Menschheit bei dieser Frage völlig gespalten ist, kann man nicht so tun, als würde man mit einer Lehrentscheidung eine einheitliche Meinung erzeugen. Ich kenne genügend Mitglieder der römisch-katholischen Kirche, die sich selber nach einer eindeutigen Gewissensentscheidung für eine Lockerung des Embryonenschutzes, z.B. zur therapeutischen Forschung, positionieren. Eine verbindliche Lehrentscheidung der Kirche würde in diesem Zusammenhang die Gefahr bringen, dass diese Menschen nicht mehr als "katholisch" gesehen werden.

 

Daher ist mir auch vor diesem Hintergrund die evangelische Sichtweise lieber, die solche Fragen eher in den Bereich des individuellen Gewissens stellen - und auch offen dazu stehen.

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Daher ist mir auch vor diesem Hintergrund die evangelische Sichtweise lieber, die solche Fragen eher in den Bereich des individuellen Gewissens stellen - und auch offen dazu stehen.

 

Wie ist die evangelische "Sichtweise", wenn ich eine Entscheidung grundsätzlich dem Einzelnen überlasse. Eine inhaltliche Position kann ich da nicht erkennen.

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Wie ist die evangelische "Sichtweise", wenn ich eine Entscheidung grundsätzlich dem Einzelnen überlasse. Eine inhaltliche Position kann ich da nicht erkennen.

 

Die evangelische Sichtweise ist die, eben keine lehramtliche Position zu belegen.

 

Wenn ich davon ausgehe, dass die Gläubigen fähig sind, eigene Gewissensentscheidungen zu treffen - wenn ich weiterhin davon ausgehe, dass nach entsprechenden Gewissensentscheidungen gravierend unterschiedliche oder sogar sich gegenseitig widersprechende Meinungen stehen bleiben - dann muss ich überlegen, wie hoch ich eine Positionsbeschreibung hängen kann.

 

Wenn es sich wirklich - ebenfalls wieder nach einer Gewissensentscheidung - um eine zwingend zu entscheidende Lehrfrage handelt, dann muss sie getroffen werden. Das sehe ich ein. Dann ist es auch kein Problem, an einer Zustimmung oder Ablehnung dieser Positionierung den "wahren Glauben" (bitte nicht missverstehen) festzumachen.

 

Ich kann aber nicht erkennen, dass es sich bei der Frage, ob therapeutische Forschung mit Embryonen um eine Frage handelt, die man mit einer eindeutigen kirchlichen Position versehen muss. Also sollte man auch nicht die Gläubigen, die eine eventuell abweichende Meinung haben, mit einer solchen Position belasten. Das entfremdet dann mehr von der Kirche, was eigentlich nicht notwendig wäre.

 

Insofern halte ich die Veröffentlichung eines offiziellen Statements als bewusste Mehrheitsaussage, aber ohne lehramtliche Verbindlichkeit, für sinnvoller. Und dann muss es auch möglich sein, dass einzelne Menschen eine andere Meinung vertreten.

 

Es ist mir vollkommen klar, dass diese meine Meinung mit der üblichen römisch-katholischen Vorstellung, man könne auch in allgemeinen Moralfragen eine einheitliche Meinung lehramtlich erzeugen, sich widerspricht.

 

Ich bevorzuge jedoch kirchliche Strukturen, die in absoluten Streitfragen keine verbindlichen Texte, sondern lediglich durch Mehrheit bestätigte Statements abgeben. Das ist ehrlicher.

 

Der römisch-katholische Weg, Streitfragen durch "Roma locuta, Causa finita" zu klären - so verständlich er ist, führt nach meinen Erfahrungen (ich bin römisch-katholisch sozialisiert) nicht zu einer einheitlicheren Meinung, sondern eher dazu, dass diejenigen, die eine andere Meinung haben, sich von der kirchlichen Meinung und damit eventuell auch von einem Stück Kirche selbst abgrenzen.

 

Sehr schön kann man das bei der Frage um Verhütungsmittel erkennen...

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Ich bevorzuge jedoch kirchliche Strukturen, die in absoluten Streitfragen keine verbindlichen Texte, sondern lediglich durch Mehrheit bestätigte Statements abgeben. Das ist ehrlicher.
Mir rollen sich dabei die Fußnägel hoch.

 

Sehr schön kann man das sehen, wenn man sich ansieht, wie z. B. die AKK die Frauenordination eingeführt hat. Da wurde eine Frage ins Kirchenrecht gezerrt, von der zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht klar war, ob es sich um eine theologische Frage (was bedeutet hätte, daß nur ein apostolisches Konzil darüber hätte entscheiden können) oder um eine rechtliche bzw. überhaupt synodenfähige Frage handelte.

 

Ehrlich gesagt finde ich diesen Weg der Entscheidungsfindung miserabler als das Unfehlbarkeitsdogma.

 

Und was passiert ist, als man die Homoehe einsegnen wollte, brauche ich gerade Dir ja nicht zu erzählen.

 

Sehr schön kann man das bei der Frage um Verhütungsmittel erkennen...
Verhütungsmittel sind aber etwas, was die beiden Beteiligten direkt betrifft und darum auch von ihnen pers. verantwortet werden muss.

 

Beim Embryonenschutz kann es mMn keinen Mehrheitsentscheid geben, wenn das Menschenbild, das der Glauben vorgibt so eindeutig ist.

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Mir rollen sich dabei die Fußnägel hoch.

 

Das sei Dir unbenommen.

 

Beim Embryonenschutz kann es mMn keinen Mehrheitsentscheid geben, wenn das Menschenbild, das der Glauben vorgibt so eindeutig ist.

 

Ja wenn es nur so wäre....

Ist es aber nicht.

 

Therapeutische Forschung mit embryonalen Zellen ("verbrauchende Forschung") ist hoch umstritten.

 

Will man an dieser Frage wirklich den Glauben festmachen?

 

Da rollen sich mir die Fußnägel....

 

Und die Frage mit der Frauenordination - in unserer Kirche war das geklärt. In der Mehrheit der Utrechter Kirchen ebenfalls. Aber halt nicht in allen. Die Utrechter Union ist kein verbindliches Entscheidungsgremium.

 

Und die Sache mit der Segnung von Homosexuellen - sorry, wenn die Leute nicht in der Lage sind, ohne Provokationen ihre Sache zu vertreten, ist das zwar außergewöhnlich traurig und wirft auf die Entscheidungsträger kein gutes Bild, aber es ist mir dennoch lieber, dass sich die Leute klopfen und zu irgendeinem Ergebnis kommen (oder eben zu keinem), als eine "unfehlbare" Entscheidung. Gegen solche Dinger bin ich allergisch.

 

Niemand, kein Mensch auf dem Erdenrund, trifft für mich eine "unfehlbare" Entscheidung. Weil ich brauche immer die Gewissheit, den Schund, den man auch in Kirchen so manchmal verbricht, irgendwann wieder wegzukehren. Und eine lehramtliche Festlegung hat immer das Gerüchlein von "dauerhafter Wahrheit". Damit sollte man sehr arg sparsam umgehen.

 

Ich lebe mit einer Kirche, die an vielen Stellen einfach eben nicht festgelegt ist, wesentlich besser als mit einer Kirche, die einen Haufen Dinge festlegt, und was dann teilweise dennoch die Leute nicht glauben.

 

Derzeit vertraue ich auf mein Gewissen und auf das Gewissen meiner Glaubensgeschwister in meiner Kirche. Vielleicht kommt irgendwann mal eine Zeit, wo die Kirche zum einen oder anderen Thema verbindlich Stellung nehmen muss. Das schließe ich nicht aus. Vielleicht mag irgendwann sogar mal eine Apologetik gegen eine sich einschleichende falsche Lehre notwendig sein. Mag auch sein. Es gibt durchaus auch für mich Punkte, die lehramtlich zu regeln sind. Die oben genannten Punkten gehören aber meiner Meinung nach absolut nicht dazu.

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Ja wenn es nur so wäre....

Ist es aber nicht.

 

Therapeutische Forschung mit embryonalen Zellen ("verbrauchende Forschung") ist hoch umstritten.

 

Will man an dieser Frage wirklich den Glauben festmachen?

MMn zäumst Du das Pferd von hinten auf. Es geht nicht darum den Glauben an einer Wirklichkeit festzumachen sondern eine ethische Entscheidung über ein zur Debatte stehendes Verfahren.

 

Das heißt es geht nicht darum, von der Realität auf die Theologie zu schließen sondern von der Theologie her ethisch-vertretbares Verhalten zu definieren.

 

Das Menschenbild der Kirche ist mMn nicht so diffus, daß man auf die Idee kommen könnte der Mensch müsse geboren werden um Schutzwürdig zu sein.

 

Selbst die Didache verbietet bereits Abtreibung und Kindsmord.

 

Und die Frage mit der Frauenordination - in unserer Kirche war das geklärt. In der Mehrheit der Utrechter Kirchen ebenfalls. Aber halt nicht in allen. Die Utrechter Union ist kein verbindliches Entscheidungsgremium.
Stell Dir vor, daß ist mir klar.

 

Unklar ist mir bis heute, wie es die AKK fertig gebracht hat, diese Entscheidung am apostolischen Kollegium vorbei zu treffen.

 

Niemand, kein Mensch auf dem Erdenrund, trifft für mich eine "unfehlbare" Entscheidung. Weil ich brauche immer die Gewissheit, den Schund, den man auch in Kirchen so manchmal verbricht, irgendwann wieder wegzukehren. Und eine lehramtliche Festlegung hat immer das Gerüchlein von "dauerhafter Wahrheit". Damit sollte man sehr arg sparsam umgehen.
Klar. Die Dreifaltigkeit, die Auferstehung, die zwei Naturen Christi - Schund den man irgendwann wieder wegkehren muss.

 

Sorry, aber ich erkenne bei Euch nicht mehr wirklich eine Grenze zwischen dem Depositum Fidei, das über das apostolische Lehramt bewahrt werden soll und den Dingen, von denen die Synode meint drüber abstimmen zu können.

 

Nebenbei: durch Eure Aktion habt ihr mMn eine Tür zugeschlagen, die ohne Konflikte nicht mehr zu öffnen sein wird.

 

Derzeit vertraue ich auf mein Gewissen
Und woran schulst Du dein Gewissen?

 

Vielleicht kommt irgendwann mal eine Zeit, wo die Kirche zum einen oder anderen Thema verbindlich Stellung nehmen muss. Das schließe ich nicht aus. Vielleicht mag irgendwann sogar mal eine Apologetik gegen eine sich einschleichende falsche Lehre notwendig sein. Mag auch sein. Es gibt durchaus auch für mich Punkte, die lehramtlich zu regeln sind. Die oben genannten Punkten gehören aber meiner Meinung nach absolut nicht dazu.
Ein Grund warum Euch keiner kennt ist genau diese Profillosigkeit verbunden mit einem gewissen Hang niemandem auf die Füße treten zu wollen (ich weiß nicht seit wann Du bei MuK bist, aber am Anfang war das ein ziemliches Problem dort).

 

Achso: ich finde jedes gesellschaftliche Thema von einiger Bedeutung zwingt die Kirche, Schwesterkirchen und kirchlichen Gemeinschaften dazu Stellung zu nehmen. Gerade wenn es um das Leben an sich geht.

 

Sich aus der Politik herauszuhalten heißt mMn dem Zeitgeist* in die Hände spielen.

 

 

 

*wobei der Zeitgeist nicht unbedingt die Meinung der Bevölkerung wiedergibt sondern den Willen einer bestimmten Lobbyistenclique unters Volk sät.

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Das heißt es geht nicht darum, von der Realität auf die Theologie zu schließen sondern von der Theologie her ethisch-vertretbares Verhalten zu definieren.

 

Selbstverständlich. Das ist die Aufgabe der Moraltheologie.

 

Das Menschenbild der Kirche ist mMn nicht so diffus, daß man auf die Idee kommen könnte der Mensch müsse geboren werden um Schutzwürdig zu sein.

 

Ja. Das ist richtig. Wobei ich persönlich den Beginn der Menschwerdung nicht auf den Zeitpunkt der Befruchtung lege und auch nicht auf den Zeitpunkt der Nidation. Es mag Menschen geben, denen es vor meiner Auffassung graust.

 

Die Frage des Beginns der Menschheit ist für mich auch nicht eine Frage, die alleine die Theologie lösen kann, sondern eine Frage, die auch (aus meiner Sicht überwiegend) von der Naturwissenschaft zu lösen ist. Ähnlich wie die Frage der Homosexualität, die biblisch unzweifelhaft verboten ist, die man heute aber anders definiert.

 

Die Theologie muss sich immer an "Realitäten" orientieren, das hat sie auch immer gemacht. Im übrigen ist die römisch-katholische Sichtweise, von einer Beseelung nach der Befruchtung auszugehen, sehr neu. Früher ging man auch mal von einer schrittweisen Beseelung zwischen Befruchtung und 90 Tage danach aus (Zh. v. Aquin)

 

Momentan gibt es aus der wissenschaftlichen Community keine gravierenden Diskussionen darüber, ob die Forschung mit hES-Zellen zum therapeutischen Kenntnisgewinn überhaupt notwendig ist. Dies scheint mir als allgemein akzeptiert vorausgesetzt zu werden.

 

Und damit stehe ich vor eine Entscheidung, einer Abwägung, die ich einfach treffen muss. Ich kann sie nicht ignorieren, sonst wäge ich damit automatisch in eine andere Richtung ab. Es gibt keine neutrale Handlung. Und ich persönlich treffe die Abwägung in der Art, dass ich den möglichen therapeutischen Erfolg als höher werte als den Schutz eines Embryonen mit einem gewissen (zu definierenden) Höchstalters.

 

Wenn ich mich gegen Stammzellenforschung ausspreche, habe ich die Entscheidung in die andere Richtung getroffen.

 

Ich halte mich, wenn auch der ersten Argumentation anhängend, für auf dem Boden einer christlichen Moral befindend. Würde mir meine Kirche das absprechen, müsste ich sie verlassen, weil ich mir Unmoral nicht vorwerfen lassen kann und will. Und in diesem Falle würde ich mich fragen, ob das im Sinne des Gründers unserer Kirche ist, eine zweischneidige Sachfrage zum "Schibbolet" in Glaubensfragen zu machen....

 

Selbst die Didache verbietet bereits Abtreibung und Kindsmord.

 

Ja reden wir denn hier von Abtreibung und Kindsmord?

 

Unklar ist mir bis heute, wie es die AKK fertig gebracht hat, diese Entscheidung am apostolischen Kollegium vorbei zu treffen.

 

Ich war bei dieser Entscheidung noch nicht altkatholisch, daher kenne ich die Diskussionen darüber nicht. Ich dachte immer, man hätte diese Entscheidung deswegen synodal geklärt, weil man sie als kirchenrechtliche, autonome Organisationsfrage definiert hat.

 

Klar. Die Dreifaltigkeit, die Auferstehung, die zwei Naturen Christi - Schund den man irgendwann wieder wegkehren muss.

 

Vielleicht sollten wir doch nicht gar so emotional überkochen und erstmal ganz lesen, was ich schreibe - oder etwa nicht? Ich habe doch nicht von diesen Dingen geschrieben, sondern von Stammzellenforschung - oder etwa nicht?

 

Das ist auch ein Riesenproblem im Gespräch über moraltheologische Fragen: Man verlässt aus verschiedenen Gründen sehr häufig die Sachproblematik und erweitert entweder auf die gesamte Theologie (wie Du jetzt z.B. auf die Auferstehung), oder man sagt, dass man irgend etwas total verbieten muss, weil ansonsten ein Missbrauch möglich sein könnte (häufig bei Schwangerschaftsabbruch). Das ist ein aus meiner Sicht unredliches Rückzugsgefecht. Missbrauch kann man durch gesetzliche Rahmenbedingungen verhindern, wir verbieten ja auch nicht den Sex, weil es Vergewaltigungen gibt. Oder Küchenmesser, weil mit denen relativ häufig Leute abgemurkst werden.

 

Sorry, aber ich erkenne bei Euch nicht mehr wirklich eine Grenze zwischen dem Depositum Fidei, das über das apostolische Lehramt bewahrt werden soll und den Dingen, von denen die Synode meint drüber abstimmen zu können.

 

Wo willst Du denn diese Grenze festmachen? Ist die irgendwo "in der Natur" sichtbar? Da muss man drüber diskutieren, und nicht ganz umsonst haben wir eine kombinierte episkopal-synodale Kirchenverfassung. Wobei ich auch vor einer reinen, synodalen Struktur nicht wirklich Angst habe - die evangelischen Freikirchen sind so organisiert und haben auch alle wichtigen Dinge bewahrt - so gut, dass man deren Taufe ungehindert anerkennt, auch von katholischer Seite her.

 

Und sorry - das Lehramt in der RKK (oder auch bei uns) legt zwar den Glauben an Jungfraugeburt und Auferstehung Jesu verbindlich fest, kann aber nicht verhindern, dass man darüber, wie diese Glaubensaussagen zu verstehen sind, gar furchtbar streitet. Die Mehrzahl der mir bekannten römisch-katholischen Priester verstehen diese beiden Glaubensaussagen nicht als wissenschaftliche Aussagen (hatten wir hier auch schon mal eine Diskussion drüber).

 

Nebenbei: durch Eure Aktion habt ihr mMn eine Tür zugeschlagen, die ohne Konflikte nicht mehr zu öffnen sein wird.

 

Das wissen wir. Das Abweichen von der Empfehlung der Utrechter Union, mit der Weihe von Frauen bis nach der Wislikofen-Versammung zu warten, hat innerhalb der UU verstimmt. Und dass das Verhältnis zur RKK durch die Frauenordination nachhaltig gestört wurde, ist uns klar.

 

Unsere Kirche hat entschieden, ihre Auffassung dennoch kirchenrechtlich umzusetzen, mit 97% Ja-Stimmen und mindestens 1% Enthaltungen in der Synode. Irgendwo sind auch für uns Grenzen der Ökumene. Du kannst uns nicht gleichzeitig einen mangelnden Willen zur Positionsbestimmung vorwerfen und eine Entscheidung, die Türen zuschlägt.

 

Und woran schulst Du dein Gewissen?

 

Ich versuche in erster Linie, mein Verhalten bzw. meine Entscheidungen theoretisch durchzudenken und festzustellen, inwieweit Schaden dadurch entsteht. Nenne es "Kant", meinetwegen (ich mag den Typ nicht, der war menschlich gesehen ein bornierter Stinkstiefel), ich neige als USA-Freund eher zu George Washington, der einen ähnlichen "Imperativ" vertreten hatte und ein freundlicherer Zeitgenosse gewesen sein soll.

 

Fundamentaltheologisch und dogmatisch bin ich allemal in einer Zwickmühle, so wie auch viele Protestanten und RK-Leute auch. Ich akzeptiere zwar die Festlegung der ökumenischen Konzilien, lege mich aber nicht auf eine Auslegungsweise fest. Das kann als Relativierung verstanden werden.

 

Achso: ich finde jedes gesellschaftliche Thema von einiger Bedeutung zwingt die Kirche, Schwesterkirchen und kirchlichen Gemeinschaften dazu Stellung zu nehmen. Gerade wenn es um das Leben an sich geht.

 

Ja, absolut. Deswegen finde ich auch das Statement der EKD sowie auch die Ausführungen von Bischof Huber absolut gerechtfertigt. Leute, die sich zu dem Thema "Stammzellenforschung" ihre Gedanken machen wollen, müssen wissen, wo es moralische Probleme geben kann. Aber ich lehne eine Kirche, die mich dann darauf festlegt, in diesem Thema, welches man mit Fug und Recht unterschiedlich interpretieren kann, eine Seite zu belegen, ab. Das wäre nicht meine Kirche.

 

Warum manche Kirchen einen starken Zulauf haben und andere nicht, hängt davon ab, was de Menschen von der Kirche erwarten. Die größte "Glaubens"gemeinschaft ist die der nicht kirchlichen Menschen. Die wird auch immer größer. Auf der anderen Seite sind Kirchen, die enge Leitlinien vorgeben, auch in einer gewissen Weise interessant für ihre Mitglieder, die so etwas wünschen. Das ist aber schon eine kleinere Gruppe.

 

Bei wirklich liberalen Kirchen kann man sich schon die Frage stellen, wie lange da die Leute noch drin sein werden - "was haben die davon". Nur gehen die dann meistens nicht in "strenge" Gemeinschaften, sondern in die Nicht-Kirchlichkeit.

 

Aber auch darüber hatten wir mal hier diskutiert, das war das Thema "Volkskirche" vs. "Bekenntniskirche".

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Beim Embryonenschutz kann es mMn keinen Mehrheitsentscheid geben, wenn das Menschenbild, das der Glauben vorgibt so eindeutig ist.

 

Ich glaube nicht, dass das so eindeutig ist. Scheinbar vertritt die RKK erst seit dem 19l. Jahrhundert so eindeutig ihre heutige Auffassung und die Kirchenväter Augustinus und Thomas v. Aquin hätten offensichtlich kein Interesse an Embryonenschutz gehabt.

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und die Kirchenväter Augustinus und Thomas v. Aquin hätten offensichtlich kein Interesse an Embryonenschutz gehabt.
Sie standen auch nicht vor dem Problem über Stammzellforschung nachdenken zu müssen.

 

Ihre Position, die nunmal auf dem damals bekannten Wissen beruhte unreflektiert auf heutige Probleme zu übertragen halte ich für unredlich.

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und die Kirchenväter Augustinus und Thomas v. Aquin hätten offensichtlich kein Interesse an Embryonenschutz gehabt.
Sie standen auch nicht vor dem Problem über Stammzellforschung nachdenken zu müssen.

 

Ihre Position, die nunmal auf dem damals bekannten Wissen beruhte unreflektiert auf heutige Probleme zu übertragen halte ich für unredlich.

 

Was weiß man heute, das die Idee einer Sukzessivbeseelung unglaubwürdiger als damals macht?

Die heutige Auffassung der RKK (der ich zustimme) beruht nur auf Verdacht. Man möchte ausschließen menschliches Leben zu töten, aber man kann nicht beweisen, dass es schon welches ist.

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Ihre Position, die nunmal auf dem damals bekannten Wissen beruhte unreflektiert auf heutige Probleme zu übertragen halte ich für unredlich.

 

Wer tut das?

 

Wo ist der Beleg dafür, dass neuere Informationen - um es genauer zu sagen, Informationen, die Papst Pius IX bereits 1869 zur Verfügung gestanden haben müssen (damals wurde die Beseelung bei der Befruchtung endgültig zum katholischen Glaubensgut erklärt) - belegen, dass die Menschwerdung bereits mit der Befruchtung beginnt?

 

Ich denke, es ist so, wie Lutheraner es erklärt: Man versucht, zu verhindern, dass man versehentlich das Leben eines "beseelten" Menschen tötet, ist sich aber nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um Menschenleben in diesem Sinne handelt.

 

Das ist ja auch grundsätzlich nicht gerade eine falsche Auffassung - wenn man die grundsätzlich (das heißt, Ausnahmen müssen möglich sein) zur Leitlinie des Lebens macht, macht man nicht viel verkehrt.

 

Man muss aber auch darüber reden, was eine Verweigerung von Forschung mit hES-Zellen für Folgen hat. Eventuell müssen hier auch noch die Naturwissenschaftler mehr Nachweise bringen, das weiß ich aber nicht. Derzeit wird argumentiert, dass man durch Stammzellenforschung bestimmte Krankheiten heilen kann, die ansonsten zu Tod oder zumindest zum Siechtum führen. Bei geborenen Menschen.

 

Man trifft also auch dann, wenn man sich gegen die Stammzellenforschung entscheidet, eine Entscheidung, die - so die Informationen stimmen - Menschen fundamental schädigen kann.

 

Ich behaupte nun nicht, dass alle Menschen so denken müssen wie ich. Ich will aber so denken, wie ich denke, ich will meine Schwerpunkte so setzen. Und momentan kann ich nicht erkennen, wo ich damit fundamental gegen den Lebensschutz verstoße. Daher halte ich ein lehramtliches Eingreifen an diesem Punkt für schlecht.

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Ich behaupte nun nicht, dass alle Menschen so denken müssen wie ich. Ich will aber so denken, wie ich denke, ich will meine Schwerpunkte so setzen. Und momentan kann ich nicht erkennen, wo ich damit fundamental gegen den Lebensschutz verstoße.

 

Die einmalige Verschiebung des Stichtags verstösst nicht gegen den Lebensschutz. Sie verstösst nicht einmal gegen die heutige katholische Auffassung der Beseelung. Sie stellt uns eher vor ein moralisches Problem: Wenn man den Stichtag jetzt verschiebt, kann man schlechter dagegen argumentieren ihn später ein weiteres Mal zu verschieben. Und mehrfache Termin-Verschiebungen können dazu führen, dass embyronale Stammzellen speziell für den deutschen Markt "hergestellt" werden, da sie hier abgenommen werden.

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