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Gestaltete Gottesdienste


Gabriele

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Liebe Forengemeinde,

 

in F&A wird gerade über "Familiengottesdienste" und "niederschwellige Liturgie" diskutiert.

 

Ich fasse mal mit meinen Worten zusammen:

Es soll erreicht werden, dass bestimmte Gruppen (Familien, Kinder, Kirchenferne) sich möglichst wohl fühlen im Gottesdienst.

 

Da befürchten oder wissen dann wiederum andere Gruppen und Personen, dass sie sich wohl nicht mehr wohl fühlen würden bei entsprechender Gottesdienstgestaltung.

 

Meine Frage ist nun:

Wie wichtig ist (Euch) der "Wohlfühl-Faktor"?

Meidet Ihr unter allen Umständen Gottesdienste, die eine "Unwohl-Fühl-Gefahr" beherbergen?

Oder gibt es für Euch andere Faktoren, die Euch persönlich wichtiger sind (Heimatgemeinde, Entfernung vom Wohnort, einfach die Möglichkeit, an einem Gottesdienst teilzunehmen und Gott zu begegnen) ?

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Wie wichtig ist (Euch) der "Wohlfühl-Faktor"?

Meidet Ihr unter allen Umständen Gottesdienste, die eine "Unwohl-Fühl-Gefahr" beherbergen?

Oder gibt es für Euch andere Faktoren, die Euch persönlich wichtiger sind (Heimatgemeinde, Entfernung vom Wohnort, einfach die Möglichkeit, an einem Gottesdienst teilzunehmen und Gott zu begegnen) ?

@1: steht nicht an erster Stelle für mich.

@2: wenn es möglich ist, meide ich Familiengottesdienste und Großveranstaltungen wie Erstkommunions- und Firmmessen. Erstere wegen der liturgischen Qualität und Letztere wegen der Massen an Volk.

@3: ich gehe grundsätzlich wenn irgendmöglich in meine Wohnortpfarrei. Auch wenn mir manche Messen eher körperliche Schmerzen verursachen. Aber von Parishhopping halte ich grundsätzlich nichts. Schließlich sind die Leute, die mit mir in den Bänken sitzen meine Nachbarschaft oder, wie Mecky es vllt. ausdrücken würde, das Millieu in dem meine Kinder aufwachsen.

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...

Meine Frage ist nun:

Wie wichtig ist (Euch) der "Wohlfühl-Faktor"?

Meidet Ihr unter allen Umständen Gottesdienste, die eine "Unwohl-Fühl-Gefahr" beherbergen?

Oder gibt es für Euch andere Faktoren, die Euch persönlich wichtiger sind (Heimatgemeinde, Entfernung vom Wohnort, einfach die Möglichkeit, an einem Gottesdienst teilzunehmen und Gott zu begegnen) ?

 

Sollte das Leben eines Christen als Ganzes nicht "Gottesdienst" sein?

 

Wenn das so wäre sollte der Gemeindegottesdienst auch was mit dem" Leben" zu tun haben.

 

Der Begriff "niederschwellig" geht mir gegen den Strich.

 

Klingt irgendwie nach Religion oder Gott "light". Das wär nicht mein Ding.

 

 

Wann droht einem die "Unwohl-Fühl-Gefahr" ?

 

Ok, wenn ich mit der Gemeide im Klinch bin, werde ich mich dort nicht wohlfühlen.

 

Wenn man selber darauf Einfluß hat, sollte man das Mögliche tun , um die Dinge ins Reine zu bringen.

 

Das wird aber leider nicht immer gelingen.

 

Sucht man nun Verbündete und rüstet zum Kampf , oder wendet man sich einer anderen Gemeinde oder Religion zu?

 

Ich glaube nicht, daß es bei so einem Klinch Gewinner geben kann.

Selbst der Pseudo-Gewinner hat hier verloren .

 

An dieser Stelle muß jeder selber mit sich austragen, wieweit die persönliche Friedensbereitschaft oder Leidensfähigkeit geht.

 

 

 

Was Musik und dergleichen betrifft kann ich mir weder vorstellen, daß ich deswegen kommen noch wegbleiben würde.

 

Würde ich etwa meinen "Liebsten" nicht treffen, weil er altmodisch gekleidet wäre, oder nicht den letzten Hit schmettert?

 

Das käme wohl Keinenem in den Sinn.

 

Persönlich fände ich es schön, wenn eine Gemeinde aus der ganzen Fülle vorhandener Möglichkeiten schöpfen kann.

 

Die Gesänge der Orthodoxen Kirche oder die Gregorianik sind sehr erhebend. Man hat das Gefühl, als gelänge es der Seele sich mit der Melodie emporzuschwingen.

Das schlichte, alt hergebrachte Kirchenlied hat viele Vorzüge. Unter anderem , daß es oftmals kirchliche Lehren in Wort und Musik fasst, die irgendwann das gedankliche Eigentum des Gläubigen sind, ohne das sie ihm eingepaukt werden mußten.

Das alle die Lieder durch Gewohnheit(Es gibt auch gute Gewohnheiten) kennen und mitsingen können , fördert das Gemeinschaftsgefühl.

Spirituals, Gospels oder andere moderne Formen des Kirchenlieds , können der spontanen Begeisterung wunderbar Ausdruck verleihen.

Warum sollte man auf irgendeine dieser Möglichkeiten verzichten?

 

Sollte man äußere Elemente des Gottesdienstes im Hinblick auf den Geschmack außenstehender Kirchenbesucher verändern?

 

Würdet Ihr Eure Wohnzimmereinrichtung , Eure Musiksammlung, oder Eure ganz persönliche Art Gastgeber zu sein , aufgeben weil

die Möglichkeit besteht, daß es einem Besucher der "vielleicht" mal vorbeischaut , nicht gefallen könnte , wie ihr lebt???

 

Ich täte das nicht.

 

Eine andere Sache wäre es, wenn meine Familie sich nicht mehr wohlfühlt, und auch ein bisschen an der Gestaltung der Räume und der Musiksammlung mitwirken möchte. Da könnte ich mich wohl schlecht verschließen.

Wenn es in der Gemeinde also Veränderungswünsche gibt, sollte man sich wenigstens damit auseinandersetzen, und schaun, was sich zum Wohl Aller verändern läßt.

 

Es sollten dann aber möglichst alle auf ihre Kosten kömmen.

Ich denke soetwas ist möglich.

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Liebe Nora,

 

erst einmal herzlich willkommen hier im Forum. :)

 

Vielen Dank für Dein ausführliches Posting.

 

Ich nehme mal einen Punkt heraus, die Musik:

 

 

Was Musik und dergleichen betrifft kann ich mir weder vorstellen, daß ich deswegen kommen noch wegbleiben würde.

 

Würde ich etwa meinen "Liebsten" nicht treffen, weil er altmodisch gekleidet wäre, oder nicht den letzten Hit schmettert?

 

Das käme wohl Keinenem in den Sinn.

 

Persönlich fände ich es schön, wenn eine Gemeinde aus der ganzen Fülle vorhandener Möglichkeiten schöpfen kann.

 

Die Gesänge der Orthodoxen Kirche oder die Gregorianik sind sehr erhebend. Man hat das Gefühl, als gelänge es der Seele sich mit der Melodie emporzuschwingen.

Das schlichte, alt hergebrachte Kirchenlied hat viele Vorzüge. Unter anderem , daß es oftmals kirchliche Lehren in Wort und Musik fasst, die irgendwann das gedankliche Eigentum des Gläubigen sind, ohne das sie ihm eingepaukt werden mußten.

Das alle die Lieder durch Gewohnheit(Es gibt auch gute Gewohnheiten) kennen und mitsingen können , fördert das Gemeinschaftsgefühl.

Spirituals, Gospels oder andere moderne Formen des Kirchenlieds , können der spontanen Begeisterung wunderbar Ausdruck verleihen.

Warum sollte man auf irgendeine dieser Möglichkeiten verzichten?

 

 

(Moment, da war doch was? Das erinnert mich an ... ah ja, hier:

Stellenwert der Kirchenmusik )

 

Musik ist für manche Gläubige sehr wichtig. Wer sich damit auskennt, das entsprechende Gehör und evtl auch die Ausbildung hat, den schmerzt schlechte Musik bzw. dilettantische Ausführung fast körperlich.

 

Dennoch (oder gerade deshalb) möchte ich an dieser Stelle ein Gedanke in die Diskussion werfen:

 

Demut.

Wäre es nicht angebracht, solchen Schwächen der Mitfeiernden in Demut zu ertragen und "überhören", da es beim Gottesdienst nicht um Musikgenuß oder anderen ästhetischen Genuß geht?

Kommt es nicht viel mehr auf die Begegnung mit Gott an, die leicht zu kurz kommt, wenn ich mich an den Fehlern anderer reibe?

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das ist auch für mich persönlich eine Herausforderung. B)

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Liebe Gabriele,

 

danke für das herzliche Willkommen!

 

Ja, ja wie war das noch?

 

"Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden"

 

"Wäre es nicht angebracht, solchen Schwächen der Mitfeiernden in Demut zu ertragen und "überhören", da es beim Gottesdienst nicht um Musikgenuß oder anderen ästhetischen Genuß geht?

Kommt es nicht viel mehr auf die Begegnung mit Gott an, die leicht zu kurz kommt, wenn ich mich an den Fehlern anderer reibe?"

 

Klar ist das angebracht.

In so einer Situation kann man kaum was Anderes machen, oder?

Vielleicht hilft es ja vollen Halses richtig dagegen anzusingen.

Fals der Mensch, der falsch singt musikalich nur unsicher ist, hilft das möglicherweise.

 

Oder man überredet den Musikverantwortlichen der Gemeinde vor jeder Messe mit der Gemeinde Lieder einzuüben.

Es ist zwar Richtig daß Tolerant sein bedeutet etwas ertragen zu müssen.

Andererseits ist der Gesang "Lob Gottes" . Da darf man ruhig was dran üben.

 

Schlimm fände ich es allerdings, wenn so ein Kontrastmusiker durch Kritik plötzlich so gehemmt würde, daß er sich nicht mehr zu singen traut.

 

Vorsicht Scherz:

 

Zwei Jugendliche beschallen die gesammte Nachbarschaft mit sehr gewöhnungsbedürftiger Musik.

Voller Epörung klingelt der Nachbar ihre Mutter heraus.

 

" Ich kann es nicht mehr hören" schnautzt er sie an.

 

" Haben Sie ein Glück" seufzt sie neiderfüllt.

 

;-) Alles Liebe

Nora

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Als jemand, der so viele Jahre schon als Vertretungsorganist bei Kirchens tätig ist (sowohl auf katholischer wie auch auf evangelischer Seite), muss ich sagen, dass für mich persönlich der "Wohlfühl-Faktor" eines Gottesdienstes entscheidend vom Verhältnis Wort-Musik abhängt.

 

Will sagen, die meisten "gestalteten" Themen-Gottesdienste sind dermaßen überfrachtet mit Wortbeiträgen, dass einem ganz schwindelig wird. Da muss es dann zunächst ein ellenlanger Einführungstext zu Beginn der Messe sein, eine sedierend lange, dahingeseierte Predigt, außerdem mindestens 7,5 selbstgestrickte "Betroffenheits-Fürbitten" und ein ausufernder Meditationstext nach der Kommunion - ganz zu schweigen von eventuellen Spendenaufrufen der Bischöfe oder irgendwelchen Horror-Hirtenbriefen :ph34r: ... Die Gottesdienstbesucher werden nur noch von vorne bis hinten vollgeschwallt.

 

 

Wie viel schöner wäre es, wenn man einfach mal Stille hielte - oder eventuell eine Musik-Meditation einschöbe (ein paar schöne sphärische Orgelklänge wirken bisweilen Wunder)? Auf dass man einfach mal zu sich selbst fände und Ruhe hätte vor verbalem Budenzauber?

 

Die Logorrhoe (=Wortdurchfall) erscheint mir eine der schlimmsten Krankheiten unserer Zeit zu sein. Über alles muss geredet, gequatscht, debattiert werden, bis man das eigentliche Ziel aus den Augen verloren hat.

 

In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

bearbeitet von RationisCausa
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Als jemand, der so viele Jahre schon als Vertretungsorganist bei Kirchens tätig ist (sowohl auf katholischer wie auch auf evangelischer Seite), muss ich sagen, dass für mich persönlich der "Wohlfühl-Faktor" eines Gottesdienstes entscheidend vom Verhältnis Wort-Musik abhängt.

..

Wie viel schöner wäre es, wenn man einfach mal Stille hielte - oder eventuell eine Musik-Meditation einschöbe (ein paar schöne sphärische Orgelklänge wirken bisweilen Wunder)? Auf dass man einfach mal zu sich selbst fände und Ruhe hätte vor verbalem Budenzauber?

 

In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

 

d'accord

 

Da wirst Du sicher bei ganz Vielen auf Zustimmung rechnen können.

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In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

 

Da hat er einfach recht. Zumal die "Liturgiegestalter" ihre Rolle überbetonen. Mit überwiegend schlechtem Gefühl habe ich vorgestern eine Aschermittwochsandacht erlebt: Diakon einführend: "Der Stefan wird uns jetzt ein paar Worte sagen." (Stefan war der Pfarrer.) Während des Aschekreuz-Austeilens wurde dann Musik vom Band gespielt. Sonst klampfte der Diakon. ("Jesus-Ballade") Die Veranstaltung war für die Jugend gedacht. Nur, daß die Jugend halt auch nicht mehr auf die Musik steht, die der Diakon in seiner Jugend gut fand. Grüße, KAM

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In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

 

Da hat er einfach recht. Zumal die "Liturgiegestalter" ihre Rolle überbetonen. Mit überwiegend schlechtem Gefühl habe ich vorgestern eine Aschermittwochsandacht erlebt: Diakon einführend: "Der Stefan wird uns jetzt ein paar Worte sagen." (Stefan war der Pfarrer.) Während des Aschekreuz-Austeilens wurde dann Musik vom Band gespielt. Sonst klampfte der Diakon. ("Jesus-Ballade") Die Veranstaltung war für die Jugend gedacht. Nur, daß die Jugend halt auch nicht mehr auf die Musik steht, die der Diakon in seiner Jugend gut fand. Grüße, KAM

 

 

Da scheinen manche Pfarrer wirklich tief in den 70-er Jahren steckengeblieben zu sein...Klampfengedudel am Lagerfeuer, politisch korrekte, "moderne" Texte mit viel Sozialromantik und triefend vor Gutmenschentum - zu Musik, die sich unterhalb von Schlagerniveau bewegt :ph34r: . Mir sind solche Geistliche wohlbekannt. Herzensgute Menschen, die sich sehr für ihre Mitchristen engagieren, die aber noch nicht mitbekommen haben, dass heute einfach eine andere Zeit ist.

 

Ist es nicht peinlich und entlarvend, wenn man als Kirche versucht, sich mit vermeintlich "zielgruppengerechter" Musik etwa an Jugendliche anzubiedern - und diese Musik bei den Jungs und Mädels schon seit Jahren komplett out ist? B)

 

Warum lässt man als Kirche nicht diese hilflose Klientelbespaßung und besinnt sich stattdessen auf seine ureigensten Dienste, Qualitäten und musikalischen Schätze?

 

Wenn dies selbst mir als dezidiert Kirchenfernem auffällt - warum gibt es dann immer noch landauf, landab diese unsäglichen Jugendmessen, in denen zumeist nicht erwachsenwerdenwollende Mittzwanziger an Keyboard oder Querflöte die Hauptrolle spielen, die verzweifelt versuchen, "cool" rüberzukommen? Wie lächerlich ist das eigentlich? :)

bearbeitet von RationisCausa
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Als jemand, der so viele Jahre schon als Vertretungsorganist bei Kirchens tätig ist (sowohl auf katholischer wie auch auf evangelischer Seite), muss ich sagen, dass für mich persönlich der "Wohlfühl-Faktor" eines Gottesdienstes entscheidend vom Verhältnis Wort-Musik abhängt.

..

Wie viel schöner wäre es, wenn man einfach mal Stille hielte - oder eventuell eine Musik-Meditation einschöbe (ein paar schöne sphärische Orgelklänge wirken bisweilen Wunder)? Auf dass man einfach mal zu sich selbst fände und Ruhe hätte vor verbalem Budenzauber?

 

In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

 

d'accord

 

Da wirst Du sicher bei ganz Vielen auf Zustimmung rechnen können.

 

Allerdings.

 

In diesem Sinne erscheint mir ein Weniger an Gestaltung oftmals förderlicher zu sein als ein Mehr...

 

Da hat er einfach recht. Zumal die "Liturgiegestalter" ihre Rolle überbetonen. Mit überwiegend schlechtem Gefühl habe ich vorgestern eine Aschermittwochsandacht erlebt: Diakon einführend: "Der Stefan wird uns jetzt ein paar Worte sagen." (Stefan war der Pfarrer.) Während des Aschekreuz-Austeilens wurde dann Musik vom Band gespielt. Sonst klampfte der Diakon. ("Jesus-Ballade") Die Veranstaltung war für die Jugend gedacht. Nur, daß die Jugend halt auch nicht mehr auf die Musik steht, die der Diakon in seiner Jugend gut fand. Grüße, KAM

Ich frage mich, ob in Rom bekannt ist, dass es so etwas gibt, denn merkwürdigerweise ist in deren Liturgiedokumenten ja nie etwas zu diesem Thema zu lesen. Musik vom Band geht gar nicht, genau wie diese Orgelautomaten, die zB in Mainz ausdrücklich verboten sind. Musik ist ein liturgischer Dienst und kann nicht von irgendeinem Plattenspieler übernommen werden.

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In den oben genannten Threads habe ich mich bereits als Gottesdienstmuffel geoutet. Meine Frequenz beläuft sich auf etwa einmal im Jahr und das nicht etwa Sonntags, sondern an irgendeinem x-beliebigen Wochentag morgens um 7.00 Uhr in einer Seitenkapelle des Münsters. Dort setzte ich mich dann ziemlich abseits, weil ich diese Zeit ganz mit Gott verbringen will. Ich möchte keinem Nachbarn in die Augen schauen. Trotzdem berühren mich diese Menschen manchmal sehr. Z.B. die alte hutzelige Oma, die kaum mehr laufen kann, sich aber dennoch jeden Morgen mit dem Hahnengeschrei auf die Socken macht. Ich profitiere von dieser Frömmigkeit, mache sie mir einen Augenblick zu eigen.

 

Was gefällt mir an dieser Form des Gottesdienstes? Er ist vollkommen schnörkellos. - Keine Orgel, nur ein paar zitterige Stimmen, die sich kaum noch erheben können und dennoch etwas Erhabenes in sich tragen. Eine kurze Predigt, die ich kaum begreife, weil ich von der Gegenwart Gottes viel zu sehr ergriffen bin. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei und eine gespenstige Leere macht sich in den alten Mauern breit. Ich warte bis alle gegangen sind, geniese die Stille und bin inmitten dieser Leere ganz erfüllt. Ich gehe langsam nach Hause. Eine Kehrmaschine fegt in der Fußgängezone die zerbrochenen Bierflaschen von der vergangenen Nacht ein, geschäftige Menschen gehen zur Arbeit und ich lege mich ins Bett. (Als Gastronom beginnt mein Arbeitstag erst am Nachmittag.)

 

Warum gehe ich nicht öfter? Ich habe es versucht, bin nach ein paar Tagen noch mal hingegangen, aber der Zauber blieb aus. Die zittrigen Stimmen nervten, die Predigt war fürchterlich, das Gotteshaus ein Museum.

 

Geht es mir um's Wohlfühlen? Irgendwie ja, aber es ist mehr. Es geht mir um Leidenschaft. Kirche, Gemeinde und Gottesdienst erscheinen mir wie eine alte, abgenutzte Ehe, in der man sich nichts mehr zu sagen hat. Man geht hin und man geht wieder nach Hause, weil man eben hingeht und danach wieder nach Hause geht. Das turnt ab. Ich meide das, weil mir meine Liebe zu Gott (mitsamt den Zweifeln) wichtiger ist. Gestylte Gottesdienste (mit niedriger Schwelle) finde ich noch gruseliger. Es ist, als ob Oma mit Strapsen versucht ihren impotenten Mann noch mal zu einem Augenblick der Leidenschaft zu verführen.

 

Welche Form von Gottesdienst ersehne ich? Nun die Form ist zweitrangig. Beim Mitsingen, Mithören oder Mitsummen einer orthodoxen Liturgie entsteht m.E. mehr Gemeinsamkeit, als jemals durch einen zwanghaft eingeschobenen Friedensgruß hervorgebracht werden kann. Daher ist mir die orthodoxe oder koptische Gottesdienstform am nächsten. Wichtiger ist mir aber die Begeisterung. Nicht die Eintagsfliegenbegeisterung von Popgottesdiensten, sondern die Begeisterung, die von den frühen Anhängern Jesu und den Aposteln ausgegangen sein muss, die Leidenschaft, die einen Paulus dazu bewegt, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Ich möchte mit Anderen gemeinsam Salz der Erde sein und nicht ein Brei aus aufgequollenen Suppennudeln. Wichtig ist mir die Qualität und nicht die Quantität. Ein salziger Gottesdienst im Jahr bringt mehr Würze in mein Leben, als jeden Sonntag fade Nuldelsuppe.

bearbeitet von julis
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Ich oute mich als Fan von gestalteten Gottesdiensten. Wohlgemerkt ohne "Kleines Senfkorn Hoffnung", Mittvierziger mit der Gitarre, und und Sozialgelaber (obwohl ich mich in "normalen Gottesdiensten" manchmal frage, wo die politsche Brisanz des Christentums bleibt) ... aber gut ausgewählte Lieder (auch aus dem Gotteslob, aber da eben nicht immer 470 ff) z.N. von Oosterhuis, Taizégesänge, moderne Texte (z.B. Lyrik, literarische Texte), Hochgebete, die auch die Sprache unserer Zeit sprechen ... Mich spricht das sehr an - dafür fahre ich Sonntags 100 km hin und zurück zum Gottesdienst ... Mich macht die 0815 Liturgie in der Gemeinde, in der ich wohne, einfach nur krank.

Jetzt warte ich nur noch auf die Steine, die man mir an die Kopf wirft ...

 

Laura

 

Laura

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Fürmich muss Liturgie in sich stimmig sein. Dazu gehören der Raum, die Menschen, die Gewänder, die Texte und die Musik. Wenn das zueinander passt, ist mir die Gottesdienstform beinahe egal. Ich gehe gerne in eine Byzantinische Liturgie, zu einem Taizé-Gebet, einem Pontifikalamt und zu einem WoGo mit Jugendband - alles hat seine Zeit und seinen Ort. Problematisch wird es für mich dann, wenn es nicht mehr passt, wenn also beispielsweise gregorianischer Choral auf eine Betonkirche mit Batikgewändern und selbstgebasteltem Hochgebet trifft

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Problematisch wird es für mich dann, wenn es nicht mehr passt, wenn also beispielsweise gregorianischer Choral auf eine Betonkirche mit Batikgewändern und selbstgebasteltem Hochgebet trifft

 

Für mich wird es vor allem dann kritisch, wenn lieblos zelebriert wird (Priester, der das Kelchtuch als Serviette verwendet - Ekel!!) und/ oder wenn Platitüden verkündet werden - z.B. jetzt in der Fastenzeit, dass der Mensch ein großer Sünder ist und dass Gott uns allen vergeben will ... Das kommt mir so ausgelutscht vor. Wichtig ist für mich auch die Atmosphäre insgesamt: Wird überhaupt mitgesunden? Nehmen die Mitfeiernden einander wahr? Entsteht eine Kommunikation zwischen Zelebrant und Gemeinde? ...

 

Laura

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Ich mag beides. Die normalen und die gestalteten Gottesdienste.

 

Egal bei welcher Form, so sollte es keine eilige Messe sein, die lieblos heruntergerasselt wird oder Teile weggelassen werden, weil man meint es dauert sonst zu lange oder sie der zusätzlichen Gestaltung geopfert werden müssen. Ich bin auch kein Freund davon die Lesungen gegen irgendwelche Geschichten einzutauschen oder aufgrund zusätzlicher Gestaltung wegzulassen. Die Predigt und evtl. ein Anspiel/Lied/Meditationen sollten auf das Evangelium/Fest o.ä. bezugnehmen. Die Lieder sollten zum entsprechenden Messteil passen bzw. überhaupt für den Gottesdienst geeignet sein (z.B. hat mMn ein zur Jahreszeit passendes Kinderlied von R. Zuckowski dort nichts zu suchen). Es darf auch gern mal etwas Abwechslung sein und eben nicht GL 507/510 bei jeder Familienmesse, weil das irgendwann einmal für Kindermessen empfohlen wurde. Die Lektoren sollten vorbereitet sein. Die Musik spielt bei mir aber auch eine wichtige Rolle. Unsere Gemeinde singt so langsam, daß jedes noch so stimmungsvolle Osterlied karfreitagstauglich wird. Das ist nicht gerade einfach, aber umso mehr freue ich mich dann wenn ich mal woanders bin über die Musik.

 

Bei gestalteten Messen dürfen diese nicht zur Selbstdarstellung der entsprechenden Gruppe werden oder mit Elementen überfrachtet. Die Messen sollten für die gesamte Gemeinde ansprechend sein und diese auch mit einbeziehen. So kann es gern eine Messe nur mit NGL u.ä. sein oder vom Chor gestaltet, aber dann sollte auch die Gemeinde die Chance bekommen mitzusingen. Natürlich sind dann 2-3 Sachen dabei, die dann nur die entsprechende Gruppe vorträgt, aber alles sollte es eben nicht sein (Orchestermessen vielleicht als Ausnahme, aber die sind ja doch sehr selten). Man kann die Gemeinde zB beim Refrain einbeziehen oder Strophen im Wechsel (Gruppe, Gemeinde, Gruppe,...)singen. Am schlimmsten finde ich vorgetragene Lieder zum Glaubensbekenntnis, das Vater unser, wo keine Chance besteht sich zu beteiligen und am besten noch die Gemeinde im Sitzen lauscht. Ich gehe aber auch schon mal fremd, wenn in der Nachbarschaft eine gut gestaltete Messe zu erwarten ist, aber aus diesem Grund eher sehr selten.

 

Was ich sehr schätze ist, wenn sich im Gottesdienst eine Einheit entwickelt (kann ich schlecht beschreiben), eine Atmosphäre in der man sich auch als Gemeinschaft fühlt. Dies sollte dann auch nicht an der Kirchentür enden, so daß dann jeder nur noch den sieht, denn er möchte. Diese Atmosphäre erlebe ich zB immer wieder in einer Nachbarpfarrei. Ich kenne da nur einige wenige, aber es ist immer wieder schön und ich freue mich jedesmal darüber wie herzlich man draußen nach der Messe begrüßt wird, obwohl man sich nicht kennt. In diese Gemeinde gehe ich dann ab und zu sehr gern.

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Oestemer hat einmal sinngemäß geschrieben, dass sich die Macher so mancher Gottesdienste mal ein Scheibchen von den Karnevalisten abschneiden sollten. Zur Vorbereitung einer Karnevalssitzung nimmt man sich Monate Zeit, damit wirklich alles perfekt funktioniert. Eine Messe wird aber oft mehr oder weniger lieblos an einem Abend gestaltet. Dass das nach hinten losgeht, kann man sich denken. Deswegen würde ich dafür plädieren, dass man sich nur dann daran wagt, einen Gottesdienst selbst zu gestalten anstatt den erprobten Texten des Messbuchs zu folgen, wenn man auch wirklich bereit ist, den nötigen Aufwand damit zu betreiben. Der Gottesdienst ist für uns Christen ja das zentrale Ereignis. Geben wir Liturgen ihm die nötige Beachtung?

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Stille

Huch ein neues Fremdwort...

 

Aber da bin ich B):):)

Hab ich mal vorgeschlagen: Stille statt Predigt, keine Einführung usw. sondern einmal einfach Raum für das persönliche Gebet und die eigenen Gedanken lassen. Nur für einen Gottesdienst.

 

Antwort: "Das müssten wir aber vorher in den Mitteilungen ankündigen."

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Wohlgemerkt ohne "Kleines Senfkorn Hoffnung", Mittvierziger mit der Gitarre, und und Sozialgelaber (obwohl ich mich in "normalen Gottesdiensten" manchmal frage, wo die politsche Brisanz des Christentums bleibt)
Wieso Steine?

 

Wir hatten das kleine Senfkorn bei den Taufen unserer Kinder und da passte es auch definitiv gut hin. Kennen tue ich es aus meiner Kindheit, wo es zu unserem Grundrepertoir gehörte.

 

Mir sagt das was heute noch unter NGL verstanden hat durchaus zu - aber ich bin auch in dieser Epoche großgeworden.

 

Was ich allerdings nicht mehr hören kann ist "Eingeladen zum Fest des Glaubens"...

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Hab ich mal vorgeschlagen: Stille statt Predigt, keine Einführung usw. sondern einmal einfach Raum für das persönliche Gebet und die eigenen Gedanken lassen. Nur für einen Gottesdienst.

 

Antwort: "Das müssten wir aber vorher in den Mitteilungen ankündigen."

:naund: B)
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Was gefällt mir an dieser Form des Gottesdienstes? Er ist vollkommen schnörkellos.
Eine wirklich schnörkellose Messe die sich nur auf das Wesentliche konzentrierte und die dabei nicht noch künstlich beschnitten wurde habe ich lange nicht mehr erlebt.

 

Ich habe vielfach den Eindruck, daß in der Liturgie die unterschiedlichen Zeiten gar nicht so zum Ausdruck kommen, daß man einen Jahreskreissonntag von einem Fastensonntag oder ein Fest von einem Hochfest unterscheiden kann. Ramibo hat da ja schon mal zu geschrieben, daß bei denen Sonntags grundsätzlich das volle Programm gefahren wird. Dafür wiederum fehlt mir das Verständnis.

 

Im Grunde bin ich mMn völlig anspruchslos: eine vollständige Messe mit bedacht präsentiertem Proprium und sauberem Ordinarium bei passender musikalischer Untermalung (und nein liebe Organisten: "Lobet den Herren" eignet sich NIEMALS zum Credo) reicht mir pers. zur spirituellen Sättigung vollkommen aus.

 

Wenn ich dann auch noch ein freundliches Lächeln meinem Banknachbarn schenken kann und wohlmöglich noch eins zurückbekomme - Himmel auf Erden...

bearbeitet von Flo77
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Genau so sehe ich das auch. Dankeschön.

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Ich habe vielfach den Eindruck, daß in der Liturgie die unterschiedlichen Zeiten gar nicht so zum Ausdruck kommen, daß man einen Jahreskreissonntag von einem Fastensonntag oder ein Fest von einem Hochfest unterscheiden kann. Ramibo hat da ja schon mal zu geschrieben, daß bei denen Sonntags grundsätzlich das volle Programm gefahren wird. Dafür wiederum fehlt mir das Verständnis.

Das stimmt. Bei uns ist es aber genau andersrum. Da unterscheidet sich ein Fest/Hochfest fast nicht von einem Sonntag im JK. Schade.

 

Stille ist auch etwas sehr schönes. Einfach mal etwas Stille nach der Predigt, nach der Kommunion, ... - in aller Ruhe Gottesdienst feiern.

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Das stimmt. Bei uns ist es aber genau andersrum. Da unterscheidet sich ein Fest/Hochfest fast nicht von einem Sonntag im JK. Schade.
Das fängt schon bei der Beleuchtung an: Immer alles an - fertig. Jede Bitte, doch in der Fasten- und Adventszeit einmal nur die Lesebeleuchtung einzuschalten, wird abgelehnt. "Wozu haben wir denn die schöne neue Beleuchtung?" ... In der Fastenzeit die Orgel ausschließlich zur Liedbegleitung zu nutzen, wurde auch abgelehnt.

 

Ich persönlich würde liturgisch neben den zwingenden Vorgaben im Messbuch noch folgende Unterscheidungen der verschiedenen Zeiten im Jahr einführen:

Wochentage und Fastensonntage: Mantelalbe und Stola, Orgel nur zur Liedbegleitung, Lesebeleuchtung, kleines Geläut;

Sonntage im JK: vollständiges Messgewand, Instrumentalmusik zu Ein-, Auszug und Kommunion, Beleutungsstufe II, normaler Blumenschmuck, mittleres Geläut, Leuchter;

Hochfeste: Orgel + Kantor + Chor/Orchester/Solist, volle Beleuchtung, großes Geläut, Leuchter, Weihrauch, großer Einzug;

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"Eingeladen zum Fest des Glaubens"...

 

 

 

Kann ich grad auch nicht mehr hören, ist Kommunionstundenohrwurm

 

TBM

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