barbarosina Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 Hallo, heute habe ich im Berliner Tagesspiegel gelesen, dass die Zahl der missbrauchten Kinder in den USA 15000 und die der beschuldigten katholischen Priester 5000 betragen soll. Das erscheint mir als eine solch immens hohe Summe, dass ich es nicht glauben kann. Ich halte es für möglich, dass es sich- ohne die Schwere der Tatsache mildern zu wollen-um ein Versehen oder Falschaussage der Presse handelt. Selbst wenn es 50 missbrauchte Kinder wären, ist es ebenso schlimm, und es wäre gleich abscheulich. Aber 15000?? Das ist dann ja schon fast Normalität. Weiss jemand, ob diese Zahlen stimmen, oder " reisserisch " sind? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Baumfaeller Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 (bearbeitet) Die Anzahl der Opfer kann ich im Moment nicht finden. Im Jahre 2002 gab die US-Bischofskonferenz den "John Jay Report" in Auftrag - ein Bericht ueber den Kindesmissbrauch, der vom "John Jay College", der Fachabteilung fuer Strafjustiz der Juristischen Fakultaet der City University in New York ausgefuehrt wurde. Laut dem Bericht ist die Anzahl glaubhaft beschuldigter Priester 4392 (in Worten: Vier Tausend und ein paar), oder ungefaehr 4% (in Worten: vier!!!) Prozent aller katholischen Priester in den USA. Der Bericht betrifft die Jahre von 1950 bis ungefaehr 2002. Der Bericht wurde nach Fertigstellung von der Bischofskonferenz bewilligt und veroeffentlicht, im Jahre 2004. Man kann also davon ausgehen, dass die Bischofskonferenz mit dem Inhalt zumindest in groben Zuegen einverstanden war. Seit der Veroeffentlichung sind ungefaehr 700 Priester aus dem Gemeindedienst entfernt worde. Da wir (leider) annehmen muessen, dass der Missbrauch in 2004 nicht ploetzlich wie ein Licht mit dem Schalter ausgemacht wurde, ist es durchaus vernuenftig, von ungefaehr 5000 Priester-Taetern auszugehen (plus oder minus ein paar). Wer also behauptet, dass 99.8% aller Katholischen Priester nicht Kinder sexuell misshandeln, redet Unsinn. Und wenn es 4392 beschuldigte Priester gibt, dann muss es wohl auch mindestens eine Menge Opfer geben; wahrscheinlich viel mehr. Von daher ist die Anzahl von ungefaehr 15.000 Opfern eine vernuenftige Schaetzung - drei bis vier pro Taeter. Wenn man dann von Schadenersatz-Zahlungen von ein paar Hunderttausend $ pro Opfer ausgehen (die Anwaltsgebuehren alleine waeren ein paar zigtausend pro Prozess), dann sind wir bei ein paar Milliarden. Kein Wunder das erhebliche Teile der katholischen Kirche in den USA finanziell bankrott sind. Ob sie moralisch auch bankrott ist, und wie weit sich aus dem moralischen Konkurs in den letzten paar Jahren und vor allem in den letzten paar Tagen wieder aufgerichtet hat, ueberlasse ich der Diskussion in der Arena. bearbeitet 20. April 2008 von Baumfaeller Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 Die Anzahl der Opfer kann ich im Moment nicht finden. Im Jahre 2002 gab die US-Bischofskonferenz den "John Jay Report" in Auftrag - ein Bericht ueber den Kindesmissbrauch, der vom "John Jay College", der Fachabteilung fuer Strafjustiz der Juristischen Fakultaet der City University in New York ausgefuehrt wurde. Laut dem Bericht ist die Anzahl glaubhaft beschuldigter Priester 4392 (in Worten: Vier Tausend und ein paar), oder ungefaehr 4% (in Worten: vier!!!) Prozent aller katholischen Priester in den USA. Der Bericht betrifft die Jahre von 1950 bis ungefaehr 2002. Der Bericht wurde nach Fertigstellung von der Bischofskonferenz bewilligt und veroeffentlicht, im Jahre 2004. Man kann also davon ausgehen, dass die Bischofskonferenz mit dem Inhalt zumindest in groben Zuegen einverstanden war. Seit der Veroeffentlichung sind ungefaehr 700 Priester aus dem Gemeindedienst entfernt worde. Da wir (leider) annehmen muessen, dass der Missbrauch in 2004 nicht ploetzlich wie ein Licht mit dem Schalter ausgemacht wurde, ist es durchaus vernuenftig, von ungefaehr 5000 Priester-Taetern auszugehen (plus oder minus ein paar). Wer also behauptet, dass 99.8% aller Katholischen Priester nicht Kinder sexuell misshandeln, redet Unsinn. Und wenn es 4392 beschuldigte Priester gibt, dann muss es wohl auch mindestens eine Menge Opfer geben; wahrscheinlich viel mehr. Von daher ist die Anzahl von ungefaehr 15.000 Opfern eine vernuenftige Schaetzung - drei bis vier pro Taeter. Wenn man dann von Schadenersatz-Zahlungen von ein paar Hunderttausend $ pro Opfer ausgehen (die Anwaltsgebuehren alleine waeren ein paar zigtausend pro Prozess), dann sind wir bei ein paar Milliarden. Kein Wunder das erhebliche Teile der katholischen Kirche in den USA finanziell bankrott sind. Ob sie moralisch auch bankrott ist, und wie weit sich aus dem moralischen Konkurs in den letzten paar Jahren und vor allem in den letzten paar Tagen wieder aufgerichtet hat, ueberlasse ich der Diskussion in der Arena. Die Zahlen sind wohl nicht zu bezweifeln, wenn sie selbst von US-Bischofskonferenz aktzeptiert werden, dazu wird es wohl auch noch eine kaum zu schätzende Dunkelziffer geben. Das ist alles sehr erschütternd und schmerzhaft. Was mich wirklich bei aller Betroffenheit dennoch überrascht, ist, dass die Kirche nicht, wie Baumfäller anspricht, nur finanziell, sondern auch moralisch und personell bankrott geht.Dass sie sich, wie jetzt der Besuch von PApst Benedikt zeigt, doch wieder aufrappeln kann, grenzt für mich an ein Wunder. Eigentlich sollte es nach solchen Verfällen das Ende gewesen sein. Doch Gott hat noch etwas vor mit der Kirche der Vereinigten Staaten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Siri Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 selbst wenn es nur 1 fall währe währe das 1 fall zuviel Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katharer Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 (bearbeitet) Hallo, heute habe ich im Berliner Tagesspiegel gelesen, dass die Zahl der missbrauchten Kinder in den USA 15000 und die der beschuldigten katholischen Priester 5000 betragen soll. Das erscheint mir als eine solch immens hohe Summe, dass ich es nicht glauben kann. Ich halte es für möglich, dass es sich- ohne die Schwere der Tatsache mildern zu wollen-um ein Versehen oder Falschaussage der Presse handelt. Selbst wenn es 50 missbrauchte Kinder wären, ist es ebenso schlimm, und es wäre gleich abscheulich. Aber 15000?? Das ist dann ja schon fast Normalität. Weiss jemand, ob diese Zahlen stimmen, oder " reisserisch " sind? Guckst du hier: " Over a period of five decades 5,148 Roman Catholic Priests have molested more than 10,000 people. Roman Catholic dioceses in the United States have paid an estimated $1.5 billion since 1950 to handle claims of sex abuse by priests. This does not include the number of children abused by other religious institutions. " Quelle: http://wearesurvivors.org/default.aspx bearbeitet 20. April 2008 von Katharer Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stefan M. Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 selbst wenn es nur 1 fall währe währe das 1 fall zuviel ich erkläre mich hiermit ausdrücklich in gedanklicher übereinkunft zu siri! das muß ich mir im kalender anmerken..... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Siri Geschrieben 20. April 2008 Melden Share Geschrieben 20. April 2008 es darf ihn solchen fällen keine falsche solidarität geben icgh erinnere mich an einen fa<ll in einer traditionellen gemeinschaft da hat der obere sofort die polizei einngeschaltet weil er meinte nur diese sei kompedent so einen fall zu untersuchen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katharer Geschrieben 21. April 2008 Melden Share Geschrieben 21. April 2008 es darf ihn solchen fällen keine falsche solidarität geben icgh erinnere mich an einen fa<ll in einer traditionellen gemeinschaft da hat der obere sofort die polizei einngeschaltet weil er meinte nur diese sei kompedent so einen fall zu untersuchen Wer haette denn Deiner Meinung nach diesen Fall, Missbrauch?, untersuchen sollen? Es handelt sich bei Missbrauch immerhin um ein Verbrechen, da reicht es nicht aus nach Art eines "Pater Brown" oder einer "Miss Marple" zu ermitteln. Es besteht doch, leider, gerade wenn es sich um kirchliche Organisationen handelt, der Verdacht, dass wenn eigene Ermittlungen angestellt werden solche Faelle "unter den Teppich gekehrt werden". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Siri Geschrieben 21. April 2008 Melden Share Geschrieben 21. April 2008 ich sag ja diese vorgangsweiise ist zu begrüssen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katharer Geschrieben 21. April 2008 Melden Share Geschrieben 21. April 2008 ich sag ja diese vorgangsweiise ist zu begrüssen Schoen, dass wir einer Meinung sind! Ich hatte Deinen Beitrag wohl falsch verstanden, entschuldige bitte! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 21. April 2008 Melden Share Geschrieben 21. April 2008 es darf ihn solchen fällen keine falsche solidarität geben danke Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
barbarosina Geschrieben 21. April 2008 Autor Melden Share Geschrieben 21. April 2008 Vielen Dank für Eure Beiträge. Diese Zahlen zwischen 1950 und 2004 sind noch schlimmer, denn sie zeigen, dass die Bischöfe in diesem langen Zeitraum nichts dagegen unternommen und das meiste unter den Teppich gekehrt haben. Wie viele Kinder wären verschont geblieben, hätten die Bischöfe in den 50gern schon konsequent gehandelt? Heute meint Benedikt handeln zu müssen, weil er offensiv von den amerikanischen Medien angegangen wurde. Das Mittel ist nicht Freistellung vom Priesteramt sondern strafrechtliche Verfolgung-Missbrauch von Schutzbefohlenen. Die Zahlen machen durchaus einen Unterschied: Wäre bei den ersten Fällen konsequent gehandelt worden, hätten sich die folgenden Priester nicht gewagt, so zu handeln. Jesus hat immer gesagt: Wer den Kleinsten, den Kindern, etwas Böses tut, dem wäre es besser, er wäre nicht geboren. Aber Priester, das darf er bleiben? Die Kirche hat bislang nicht die Schafe, nämlich die Kinder, geschützt, nur die unwürdigen Hirten. Und das zeigt etwas über den Zustand der Kirche und ihr Selbstverständnis. Sie vernachlässigt ihre Aufgabe zugunsten ihrer "Amtsinhaber". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Seit der Veroeffentlichung sind ungefaehr 700 Priester aus dem Gemeindedienst entfernt worde. Da wir (leider) annehmen muessen, dass der Missbrauch in 2004 nicht ploetzlich wie ein Licht mit dem Schalter ausgemacht wurde, ist es durchaus vernuenftig, von ungefaehr 5000 Priester-Taetern auszugehen (plus oder minus ein paar). Das liest sich hier aber anders: “That number is not in addition to the number reported by John Jay College but is within the number reported.” Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 selbst wenn es nur 1 fall währe währe das 1 fall zuviel ich erkläre mich hiermit ausdrücklich in gedanklicher übereinkunft zu siri! das muß ich mir im kalender anmerken..... ja, Siri. genau das wollte ich auch schreiben, als ich angefangen habe, diesen Thread zu lesen. Du bist mir zuvorgekommen. Dafür Dir ein sehr herzliches: Gelt's Dir Gott. Stefan Mellentin, danke Dir und ein ebenso herzliches: Gelt's Dir Gott für Deinen deutlichen Beitrag. -- 1) ich schließe mich Euch beiden gern an. genau das meine ich auch. Jeder Fall ist ein Fall zuviel. 2) Frage, so mal praktisch gefragt, an Alle: wie kann ich dazu beitragen, daß das (Kindesmißbrauch durch Priester) endlich mal in unserer Kirche verstanden wird als SEHR große Sünde? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Heute meint Benedikt handeln zu müssen naja - unser Papst Benedikt hat sich in USA mit Mißbrauchs-Opfern getroffen. rechne ich ihm hoch an. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kirisiyana Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Heute meint Benedikt handeln zu müssen naja - unser Papst Benedikt hat sich in USA mit Mißbrauchs-Opfern getroffen. rechne ich ihm hoch an. Ein erster Schritt. Weit mehr muss folgen. Echte Konsequenzen. Denn dass Kindesmissbrauch eine schreckliche Sünde ist, darüber herrscht wohl Klarheit. Nur über die Konsequenzen nicht. Höchste Zeit dafür. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Echte Konsequenzen. gern. was meinst Du damit, so ganz praktisch? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gallowglas Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Echte Konsequenzen. gern. was meinst Du damit, so ganz praktisch? z.B. das solche Priester aus dem Amt entfernt, und nicht, wie derzeit leider üblich, meist nur versetz werden ... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Baumfaeller Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Seit der Veroeffentlichung sind ungefaehr 700 Priester aus dem Gemeindedienst entfernt worde. Da wir (leider) annehmen muessen, dass der Missbrauch in 2004 nicht ploetzlich wie ein Licht mit dem Schalter ausgemacht wurde, ist es durchaus vernuenftig, von ungefaehr 5000 Priester-Taetern auszugehen (plus oder minus ein paar). Das liest sich hier aber anders: “That number is not in addition to the number reported by John Jay College but is within the number reported.” Tschuldigung, da habe ich mich missverstaendlich ausgedrueckt. Ob die 700 entfernten Priester nun in den 4000 mitgezaehlt sind oder nicht habe ich nicht gewusst (und weiss es jetzt). Was ich mit den 5000 meinte ist folgendes: Bis 2002 oder 2004 sind ungefaehr 4000 Faelle gefunden worden. Seitdem sind erstens wahrscheinlich mehr alte Faelle gefunden worden, und zweitens neue Faelle entstanden (weil es zumindest eine gewisse Quote von Missbrauch sicher auch heute noch gibt, nur hoffentlich um Groessenordnungen niedriger als es historisch der Fall war). Daher ist eine Anzahl von 5000 Faellen heute durchaus vertraeglich mit 4000 Faellein in 2002/4. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Baumfaeller Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Echte Konsequenzen. gern. was meinst Du damit, so ganz praktisch? Zum Beispiel: Wenn in einem aussergerichtlichen Vergleich (settlement) Schadenersatz an Opfer gezahlt wird, das nicht mit einer Schweigeverpflichtung verbinden. Stattdessen alle Faelle, in denen Schadenersatz gezahlt worden ist (sowohl in einem Zivilprozess, als auch im Geheimen) an die Strafverfolgungsbehoerden uebergeben. Alle Informationen ueber bekanntgewordene Faelle den Strafverfolungsbehoerden uebergeben, selbst wenn die Information nicht gesichert ist. Die Staatsanwaltschaft kennt sich mit ungerechtfertigten Anschuldigungen gut aus, und ist in der Lage, Streu vom Weizen zu trennen. Die Strafverfolgungsbehoerden nicht bei ihrer Arbeit behindern. Zum Beispiel, beschuldigte Priester nicht hin- und herversetzen, vor allem nicht ins Ausland. Zum Beispiel, beschuldigten Priestern nicht bei der Flucht ins Ausland zu helfen (es gab in Suedkalifornien Faelle, in denen Priester von "wohlmeinenden" Helfern im Ordinariat Geld fuer eine Flucht nach Mexiko bekamen). Wenn das Verdachtsmoment nicht fuer eine Strafverfolgung oder Verurteilung ausreicht (z.B. weil die Strafjustiz extrem gute Indizien bedarf, in dubio pro reo), aber ein Verdacht oder eine gerechtfertigte Sorge besteht, dass der Priester sich vergangen hat, dann den Priester aus denjenigen Beschaeftigungen entfernen, in denen er mit moeglichen Opfern zu tun haben koennte, oder in denen er nicht beaufsichtigt ist. Das koennte zum Beispiel durch Versetzung aus dem Gemeindedienst in das Ordinariat oder in ein Kloster geschehen, oder durch Versetzung in einen speziellen Dienst (Altersheim, Gefaengnis, Militaer), oder durch spezielle Beaufsichtigung (der verdaechtige Priester kann zwar in den Jugendarbeit taetig sein, aber nie mit Kindern alleine sein). Worauf ich hier raus will: Fuer eine strafrechtliche Verurteilung muessen die Indizien unglaublich gut sein; ein Freispruch bedeutet noch lange nicht, dass der Beschuldigte wirklich unschuldig ist, sondern nur, dass sich die Anschuldigungen nicht gut genug beweisen liessen. Selbst nach einem Freispruch (oder einem eingestellten Verfahren) kann noch ein erheblicher Verdacht bestehen, dass der Priester sich vergangen hat, nur halt Glueck gehabt hat (das 11te Gebot). Den Gruenden nachgehen. Analysieren, warum die Haeufigkeit von Kindesmissbrauch bei katholischen Priestern, vor allem in den USA, so viel hoeher ist als bei anderen Gruppen (und sie ist es wirklich, keiner wird im Ernst behaupten, dass 4% aller Erwachsenen oder aller Lehrer oder aller evangelischen Priester sich an Jugendlichen vergehen). Bei der Analyse selbst "heilige Kuehe" (wie Zoelibat!) nicht unberuecksichtigt lassen. Ich will hier nicht behaupten, dass von diesen (und aehnlichen) Schritten noch nichts unternommen worden ist. Aber anfaenglich ist da viel rumgedruckst worden: Die Faelle von Priestern, die nach Mexiko geschickt wurden, habe ich schon erwaehnt. Wenn ich mich richtig erinnere, steht auf Kardinal Law (den ehemaligen Erzbischof von Boston) noch ein Haftbefehl in Massachussets, weil er Unterlagen hat verschwinden lassen als die Polizei kam, und die Staatsanwaltschaft bei ihrer Arbeit behindert hat (und deswegen lebt er jetzt im Exil in Rom). Ein guter Anfang waere zum Beispiel, wenn die Kurie den Kardinal dazu bekommen wuerde, sich nach Massachussets zu begeben, und sich mal mit dem Staatsanwalt an den Tisch zu setzen (z.B. indem sie aufhoeren, ihm in Rom sein Gehalt zu zahlen). Ob er nun nach diesen Besuch das Buero des Staatsanwalt in Handschellen verlaesst, oder ob er Erster Klasse per Allitalia nach Rom zurueckfliegt, diese Frage kann man im Moment noch nicht beantworten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 Seit der Veroeffentlichung sind ungefaehr 700 Priester aus dem Gemeindedienst entfernt worde. Da wir (leider) annehmen muessen, dass der Missbrauch in 2004 nicht ploetzlich wie ein Licht mit dem Schalter ausgemacht wurde, ist es durchaus vernuenftig, von ungefaehr 5000 Priester-Taetern auszugehen (plus oder minus ein paar). Das liest sich hier aber anders: “That number is not in addition to the number reported by John Jay College but is within the number reported.” Tschuldigung, da habe ich mich missverstaendlich ausgedrueckt. Ob die 700 entfernten Priester nun in den 4000 mitgezaehlt sind oder nicht habe ich nicht gewusst (und weiss es jetzt). Was ich mit den 5000 meinte ist folgendes: Bis 2002 oder 2004 sind ungefaehr 4000 Faelle gefunden worden. Seitdem sind erstens wahrscheinlich mehr alte Faelle gefunden worden, und zweitens neue Faelle entstanden (weil es zumindest eine gewisse Quote von Missbrauch sicher auch heute noch gibt, nur hoffentlich um Groessenordnungen niedriger als es historisch der Fall war). Daher ist eine Anzahl von 5000 Faellen heute durchaus vertraeglich mit 4000 Faellein in 2002/4. Ja danke, die Studie ist inzwischen hier verlinkt: http://www.mykath.de/index.php?s=&show...t&p=1107406 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 wenn ein priester gefährdet ist, dann ist es auch eine fürsorgepflicht des bischofs, ihn aus dieser gefährdung herauszuholen. auch, um diesen priester vor ungerechtfertigten beschuldigungen zu schützen. beide aspekte, der schutz der potentiellen opfer wie der schutz der täter wird bisweilen, oder leider scheinbar zu oft, vernachlässigt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Baumfaeller Geschrieben 22. April 2008 Melden Share Geschrieben 22. April 2008 beide aspekte, der schutz der potentiellen opfer wie der schutz der täter wird bisweilen, oder leider scheinbar zu oft, vernachlässigt. Das stimmt mit Sicherheit. Und ein gewisser Anteil der Anschuldigungen sind sicher falsch, erfunden, oder Schikane. Aber: Ein Grossteil der Anschluldigungen sind sicher wahr; man muss sogar befuerchten, dass ein gewisser Anteil der Faelle ueberhaupt noch nicht aufgedeckt worden sind. Gerade auch deswegen muss man versuchen, dem Missbrauch gruendlich auf den Grund zu gehen. Damit man nachher (mit sehr hoher Genauigkeit) weiss, wer unschuldig war, und damit der Generalverdacht, unter dem im Moment alle katholischen Geistlichen stehen, endlich aufhoeren kann. Und der Generalverdacht ist ganz vernuenftig: von jeweils 25 Priestern ist im Durchschnitt einer ein Kinderschaender. In unserer Gesellschaft gibt es eine gewisse Asymmetrie. Wenn jemand eines Verbrechens beschuldigt wird, dann springt die Gesellschaft sehr hart mit ihm um. Erstmal die Verhaftung, dann oft lange Untersuchungshaft, beinahe vollstaendiger Verlust der persoenlichen Ehre, und am Schluss ein sehr oeffentlicher Gerichtsprozess. Wenn man wirklich unschuldig ist, kommt man danach wieder "frei" - und bekommt keinen oder nur wenig Schadenersatz, und das oeffentliche Ansehen bekommt man auch nicht wieder hergestellt. Aber: Warum sind Priester als Taeter besonders schutzwuerdig? Hat die Zivilgesellschaft nicht bereits den richtigen Kompromiss zwischen Schutz von Taetern (vor allem von unschuldig Angeklagten) und dem normalen Strafzweck (Spezialpraevention, Generalpraevention) gefunden? Dieser Kompromiss geht, wie oben beschrieben, stark in eine Richtung, aber anscheinend findet unsere Gesellschaft das gut, oder zumindest akzeptabel. Sollen wir Priester da anders behandeln? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 23. April 2008 Melden Share Geschrieben 23. April 2008 (bearbeitet) Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde: Gibt es Zusammenhänge zwischen der Erziehung und Ausbildung der Priester und ihrer Anfälligkeit für sexuellen Missbrauch. Hier scheinen ja zwei sich widersprechende Theorien zu konkurrieren: a) Die Tabuisierung und Unterdrückung des sexuellen Verlangens durch die "streng katholische" Erziehung hat bei den betreffenden Priestern zu einem Stau geführt, der sich dann bei geeigneter GElegenheit im Alleinsein mit Minderjährigen entladen hat. Ein liberales und sexuell freizügiges Umfeld hat die betreffenden Priester derart stimuliert, dass sie ihrer Triebe nicht mehr habhaft waren und so dem sexuellen Missbrauch frönten. Es kann natürlich auch sein, dass die Anfälligkeit für sexuellen Missbrauch nicht oder nur sehr wenig von diesen in a) und genannten Faktoren abhängig ist oder es Priestertypen gibt, bei denen a) zutrifft und andere, für die Version gilt. Gibt es hier Untersuchungen, Forschungen, Meinungen? Würde mich sehr interessieren? Ganz nebenbei auch die Frage: Sind mehr Buben oder mehr Mädchen sexuell missbraucht worden? Und bei wie viel Prozent der betreffenden Priester spielten Buben, bei wie vielen Mädchen eine Rolle? bearbeitet 23. April 2008 von Udalricus Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 23. April 2008 Melden Share Geschrieben 23. April 2008 (bearbeitet) Ganz nebenbei auch die Frage: Sind mehr Buben oder mehr Mädchen sexuell missbraucht worden? Und bei wie viel Prozent der betreffenden Priester spielten Buben, bei wie vielen Mädchen eine Rolle? Bei 80 % der in der amerikanischen Studie erfassten Missbrauchsopfer hat es sich um Jungen gehandelt. Kannst Du ganz nebenbei in der im Parallelthread verlinkten Studie nachlesen. Aber so was in der Richtung ist auch zu erwarten, es ist schließlich auch hier Fakt, dass innerfamiliärer Missbrauch (also z.B. durch Väter, Stiefväter, Großväter etc.) vorwiegend an Mädchen geschieht, während "ausserfamiliäre" Täter sich vorwiegend an Jungen vergreifen. bearbeitet 23. April 2008 von Julius Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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