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Sind die Zahlen wirklich korrekt?- Missbrauch in den USA


barbarosina

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Ganz nebenbei auch die Frage: Sind mehr Buben oder mehr Mädchen sexuell missbraucht worden? Und bei wie viel Prozent der betreffenden Priester spielten Buben, bei wie vielen Mädchen eine Rolle?

 

Bei 80 % der in der amerikanischen Studie erfassten Missbrauchsopfer hat es sich um Jungen gehandelt. Kannst Du ganz nebenbei in der im Parallelthread verlinkten Studie nachlesen. Aber so was in der Richtung ist auch zu erwarten, es ist schließlich auch hier Fakt, dass innerfamiliärer Missbrauch (also z.B. durch Väter, Stiefväter, Großväter etc.) vorwiegend an Mädchen geschieht, während "ausserfamiliäre" Täter sich vorwiegend an Jungen vergreifen.

Danke für den Hinweis! Ich werde mir die Studie anschauen!
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Also zunächst ist Pädophilie eine sexuelle Neigung wie Homo- oder Heterosexualität auch. Die wird nicht von der Umwelt produziert, sondern sie besteht oder besteht nicht. Jetzt suchen sich leider Pädophile meist Berufe, in denen sie viel mit Kindern zu tun haben. Früher war das noch stärker als heute der Priesterberuf. Als es noch kaum hauptamtliche Laien gab, waren Priester einfach viel stärker als Leiter direkt in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden.

 

An der früheren Haltung zur Sexualität liegt es dann wohl vielmehr, dass die Missbrauchsfälle nicht (oder erst viel später) aufgeflogen sind. Über sexuelle Themen hat man weder mit den Eltern, noch mit Fremden (wie dem Bischof, dem Generalvikar oder der Polizei) sprechen können/wollen. Wenn man sich die Kriminalstatistik anschaut, müsste man ja auch meinen, dass es bis vor 50 Jahren kaum Vergewaltigungen gab. Es gab sie aber genauso wie heute. Die Fälle sind nur nie ans Licht gekommen.

 

So hat dann die sexuelle Aufklärungen unter den Laien ab den späten 60er Jahren dazu geführt, dass die früheren Opfer mehr und mehr Fälle ans Licht gebracht haben, indem sie Anzeige erstattet und/oder an die Öffentlichkeit gegangen sind. Leider hat die sexuelle Aufklärung unter den Klerikern nicht im gleichen Maße zugenommen, so dass es vielen Bischöfen extrem peinlich war, mit Fällen sexuellen Missbrauchs konfrontiert zu werden.

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Also zunächst ist Pädophilie eine sexuelle Neigung wie Homo- oder Heterosexualität auch. Die wird nicht von der Umwelt produziert, sondern sie besteht oder besteht nicht. Jetzt suchen sich leider Pädophile meist Berufe, in denen sie viel mit Kindern zu tun haben. Früher war das noch stärker als heute der Priesterberuf. Als es noch kaum hauptamtliche Laien gab, waren Priester einfach viel stärker als Leiter direkt in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden.

 

An der früheren Haltung zur Sexualität liegt es dann wohl vielmehr, dass die Missbrauchsfälle nicht (oder erst viel später) aufgeflogen sind. Über sexuelle Themen hat man weder mit den Eltern, noch mit Fremden (wie dem Bischof, dem Generalvikar oder der Polizei) sprechen können/wollen. Wenn man sich die Kriminalstatistik anschaut, müsste man ja auch meinen, dass es bis vor 50 Jahren kaum Vergewaltigungen gab. Es gab sie aber genauso wie heute. Die Fälle sind nur nie ans Licht gekommen.

 

So hat dann die sexuelle Aufklärungen unter den Laien ab den späten 60er Jahren dazu geführt, dass die früheren Opfer mehr und mehr Fälle ans Licht gebracht haben, indem sie Anzeige erstattet und/oder an die Öffentlichkeit gegangen sind. Leider hat die sexuelle Aufklärung unter den Klerikern nicht im gleichen Maße zugenommen, so dass es vielen Bischöfen extrem peinlich war, mit Fällen sexuellen Missbrauchs konfrontiert zu werden.

Danke, das leuchtet mir ein. Damit ist aber die Frage noch nicht beantwortet, welches Umfeld einen Priester eher dazu animiert, seine Neigung auch auszuleben.
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Danke, das leuchtet mir ein. Damit ist aber die Frage noch nicht beantwortet, welches Umfeld einen Priester eher dazu animiert, seine Neigung auch auszuleben.

 

Jetzt wart halt bis nächstes Jahr, da wird's Dir eine vertiefende amerikanische Studie erklären. Und sonst: "Gelegenheit macht Diebe".

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Also zunächst ist Pädophilie eine sexuelle Neigung wie Homo- oder Heterosexualität auch. Die wird nicht von der Umwelt produziert, sondern sie besteht oder besteht nicht. Jetzt suchen sich leider Pädophile meist Berufe, in denen sie viel mit Kindern zu tun haben. Früher war das noch stärker als heute der Priesterberuf. Als es noch kaum hauptamtliche Laien gab, waren Priester einfach viel stärker als Leiter direkt in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden.

 

Nur zur Ergänzung und damit nicht etwa der Eindruck entsteht, sämtliche Priester, die sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begehen, seien pädophil veranlagt: Beim weitaus größten Teil der Täter (die Angaben bewegen sich zwischen 75 und etwas über 80 %), die sexuellen Missbrauchs überführt wurden, handelt es sich eben NICHT um Pädophile, sondern um Leute, die irgendein psychologisches Problem mit Partnern "auf Augenhöhe" haben und sich deswegen an jüngere, wehrlose "Partner" (= Opfer) heranmachen. Ich sehe keinen Grund zu der Vermutung, dass das unter der katholischen Klerikerpopulation wesentlich anders sein soll.

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Nur zur Ergänzung und damit nicht etwa der Eindruck entsteht, sämtliche Priester, die sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begehen, seien pädophil veranlagt: Beim weitaus größten Teil der Täter (die Angaben bewegen sich zwischen 75 und etwas über 80 %), die sexuellen Missbrauchs überführt wurden, handelt es sich eben NICHT um Pädophile, sondern um Leute, die irgendein psychologisches Problem mit Partnern "auf Augenhöhe" haben und sich deswegen an jüngere, wehrlose "Partner" (= Opfer) heranmachen. Ich sehe keinen Grund zu der Vermutung, dass das unter der katholischen Klerikerpopulation wesentlich anders sein soll.
Ich nehme aber mal an (ohne es freilich beweisen zu können) dass die von dir genannte Tätergruppe eher auf pubertierende Jugendliche als auf Kinder (im Sinn der Sexualentwicklung) los geht. Was denkst du?
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Ich nehme aber mal an (ohne es freilich beweisen zu können) dass die von dir genannte Tätergruppe eher auf pubertierende Jugendliche als auf Kinder (im Sinn der Sexualentwicklung) los geht. Was denkst du?

 

Da bin ich im Augenblick auch überfragt. Aber wenn ich es annähernd richtig im Kopf habe, handelt es sich bei der Mehrzahl der missbrauchten Kinder/Jugendlichen um solche, die man der Pubertätsphase schon zuordnen kann. In der amerikanischen Studie findet sich eine Tabelle, die das Alter der Mißbrauchten beim ersten Übergriff aufzeigt und die das stützt. Die ersten nennenswerten Prozentzahlen beginnen, glaube ich bei 11 Jahren, und die größte Prozentzahl von Erstdelikten ist bei 14- oder 15-Jährigen verzeichnet. Wobei die Autoren selbst auf die Interpretationsprobleme ihrer Tabellen hinweisen.

 

(Was mich an dieser Studie beim ersten oberflächlichen Durchlesen überrascht hat: 25 % der Missbrauchsvergehen wurden von 3 % der Täter begangen - die müssen es also schon sehr massiv getrieben haben).

bearbeitet von Julius
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(Was mich an dieser Studie beim ersten oberflächlichen Durchlesen überrascht hat: 25 % der Missbrauchsvergehen wurden von 3 % der Täter begangen - die müssen es also schon sehr massiv getrieben haben).

 

Das ist sehr wichtig, und Danke, dass Du dieses erwaehnt hast.

 

Die Verteilung von Delikten auf Priester ist nicht trivial. Gehen wir mal als Rechenbeispiel davon aus, dass 5000 Priester (4% aller Priester in den USA) zusammen 15000 Opfer haben. Das bedeutet natuerlich nicht, dass 96% aller Priester jeweils Null Vergehen begangen haben, waehrend die anderen 4% haargenau 3,0 Opfer missbraucht haben. Das ist genauso unsinnig, wie die Durchschnitsfamilie mit 1,78 Kindern. In Wirklichkeit wird es irgendwie so aussehen: Ein verschwindend geringer Anteil der Priester hat 100 oder mehr Opfer gehabt (und zumindest ein derartiger Fall wurde in dem Radio-Bericht ueber Alaska erwaehnt, ein Priester, der beinahe saemtliche Jungens in seiner Gemeinde vergewaltigt hat), weniger als ein Prozent hat 10-99 Opfer, vielleicht ein Prozent hat 5-9 Opfer, noch ein Prozent hat 2-4 Opfer, und vielleicht 2% hat es genau einmal probiert (und hoffentlich danach eingesehen, dass man damit bestenfalls in die Hoelle kommt, schlimmstenfalls ins Gefaengnis).

 

Das andere, was wir nicht wissen, ist die Anzahl Vergehen, und deren Schwere. Wir wissen nur, dass es 15000 Opfer gibt. Und bei den Vergehen gibt es einen erheblichen Spielraum - von einmal unsittlich angefasst, bis jahrelang jede Woche nach der Sonntagsschule anal vergewaltigt. Wenn ich mich richtig erinnere, trennt die John Jay Studie die Opfer in eine "besonders schwere" Kategorie, welche als "penetration" definiert wird (woertlich "eindringen"). Und ich habe heute morgen keine Zeit, die Studie gruendlich zu lesen. Und ehrlich gesagt, auch keine Lust; eine statistische Studie des Kindesmissbrauchs ist nicht die Sorte Sex die mich vergnuegt, weil meine Frau nicht imn nackten Zustand dabei ist. OK, jetzt mal im Ernst: Dies ist ein sehr trauriges und frustrierendes Thema, und im Moment habe ich genug Trauer und Frust, und will mir nicht ein paar Stunden John Jay Studie antun.

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