Guido Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Die Katholische Kirche lehnt (im Gegensatz z.B. zur Orthodoxen) eine Ehescheidung ausnahmslos ab. Das wird mit Mt 19, 9 und 5, 32 begruendet, jedoch sehen beide Stellen im Evangelium Ehebruch bzw. "Unzucht" (je nach Uebersetzung) als ausdrueckliche Ausnahme vor. Es macht ja auch Sinn, dass wenn sich einer der beiden Partner nicht mehr an die Ehe gebunden fuehlt, der andere nicht den Rest seines Lebens alleine bleiben muss. Im Kirchenrecht ist Wiederheirat jedoch der Bigamie gleichgesetzt und zusammen mit Abtreibung und Duell ein Grund fuer Exkommunikation, waehrend Mord und andere schwere Suenden weniger stark geahndet werden. Jedenfalls sollte das Evangelium die hoechste Instanz sein, und die ist hier doch eindeutig! Mit welcher Begruendung erlaubt sich das kanonische Recht eine derart eklatante Abweichung? Eine Frage am Rand ist, warum die Anglikanische Kirche, die entstanden ist, weil Heinrich VIII vom Papst keine Eheannullierung bekam, die das Priesterzoelibat abgeschafft hat und Frauenweihe zulaesst, aehnlich restriktiv mit Wiederheirat umgeht, siehe Herzblattgeschichten um Charles und Camilla, die nur standesamtlich heiraten durften (und dann trotzdem in der Kirche gesegnet wurden - wo ist da die Logik?). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Eine Frage am Rand ist, warum die Anglikanische Kirche, die entstanden ist, weil Heinrich VIII vom Papst keine Eheannullierung bekam, die das Priesterzoelibat abgeschafft hat und Frauenweihe zulaesst, aehnlich restriktiv mit Wiederheirat umgeht, siehe Herzblattgeschichten um Charles und Camilla, die nur standesamtlich heiraten durften (und dann trotzdem in der Kirche gesegnet wurden - wo ist da die Logik?). Fangen wir mal mit der Randfrage an: Die Geschichte Heinrichs VIII lohnt es sich mal genauer zu beleuchten. Es gibt recht gute Biographien über ihn, die einen klarer sehen lassen. Zusammenfassend kann man sagen, dass, wenn Katharina nicht die Tante des römischen Kaisers und spanischen Königs Karl V gewesen wäre, wäre die Anullierung nach Lage aller Dinge nur ein Formalakt gewesen... Aber es ging wie gesagt um Anullierung, und nicht um Scheidung. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Durchforste mal mit der Suchfunktion dieses Forum. Daß die Orthodoxie und die Anglikanische Kirche nicht die Ehe scheiden sondern lediglich der Auflösung der Lebensgemeinschaft zustimmen und daher vor einer "Wiederheirat" (die keine Heirat sondern nur eine Einsegnung ist, die dem Paar die aufnahme der sonst den Eheleuten vorbehaltenen Akten erlaubt) keine Rede sein kann wirst Du dort ebenso finden wie die Geschichte der Ehe als Institution der katholischen Kirche. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Aber es ging wie gesagt um Anullierung, und nicht um Scheidung.Das ist mir glatt durch die Lappen gegangen... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 (bearbeitet) Die Katholische Kirche lehnt (im Gegensatz z.B. zur Orthodoxen) eine Ehescheidung ausnahmslos ab. Das wird mit Mt 19, 9 und 5, 32 begruendet, jedoch sehen beide Stellen im Evangelium Ehebruch bzw. "Unzucht" (je nach Uebersetzung) als ausdrueckliche Ausnahme vor. Ich will jetzt nicht schon wieder in eine Diskussion über das jesuanische Eheverständnis einsteigen (das die Ehe eben nicht als Vertrag sieht, sondern als existentielles, nicht rücknehmbares Lebensereignis), aber zu mindestens was die biblische Begründung angeht, bist Du falsch orientiert. Es gibt drei Stellen über das Scheidungsverbot, bei Matthäus, Markus und Lukas. Bei Markus und Lukas ist das Scheidungsverbot absolut, nur Matthäus kennt die sogenannte Unzuchtsklausel. Wenn man allerdings die Verankerung von Matthäus im jüdischen Denken sieht, und die im Evangelium selber vorgetragene Opposition gegen Jesus duch die Apostel ("Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es besser, nicht zu heiraten"), dann ist es schon gerechtfertigt, diese Unzuchtsklausel als spätere Hinzufügung, bzw. Konzession an einen bestimmten Zeitgeist zu sehen. bearbeitet 19. Mai 2008 von Franziskaner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Die "Unzuchtsklausel" erlaubt ja nur, die Frau wegen Ehebruchs zu entlassen, von der Möglichkeit einer Wiederverheiratung ist nicht die Rede. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Die "Unzuchtsklausel" erlaubt ja nur, die Frau wegen Ehebruchs zu entlassen, von der Möglichkeit einer Wiederverheiratung ist nicht die Rede. Entlassen kann man seine Frau ja immer. Nur neu heiraten ist nicht erlaubt.... Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 dann ist es schon gerechtfertigt, diese Unzuchtsklausel als spätere Hinzufügung, bzw. Konzession an einen bestimmten Zeitgeist zu sehen. Wenn ich sowas lese muss ich immer grinsen. Was in der Heiligen Schrift ist denn sonst noch alles zeitgeitbestimmt und daher nicht ernstzunehmen? Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 Die "Unzuchtsklausel" erlaubt ja nur, die Frau wegen Ehebruchs zu entlassen, von der Möglichkeit einer Wiederverheiratung ist nicht die Rede. Entlassen kann man seine Frau ja immer. Nur neu heiraten ist nicht erlaubt.... Ja klar, mit Trennungsunterhalt usw. Das gabs zu biblischen Zeiten noch nicht. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Assarhaddon Geschrieben 19. Mai 2008 Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 dann ist es schon gerechtfertigt, diese Unzuchtsklausel als spätere Hinzufügung, bzw. Konzession an einen bestimmten Zeitgeist zu sehen. Wenn ich sowas lese muss ich immer grinsen. Was in der Heiligen Schrift ist denn sonst noch alles zeitgeitbestimmt und daher nicht ernstzunehmen? Das Alte Testament? Zumindest hört man das ständig, wenn man es mal wagt böse Levitikus-Stellen zu zitieren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Guido Geschrieben 19. Mai 2008 Autor Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 wenn Katharina nicht die Tante des römischen Kaisers und spanischen Königs Karl V gewesen wäre, wäre die Anullierung nach Lage aller Dinge nur ein Formalakt gewesen...Aber es ging wie gesagt um Anullierung, und nicht um Scheidung. Dass es sich dabei hauptsaechlich um Britisch-Spanische Politik handelte, wusste ich bereits. Meine Frage zielte eher darauf, wie es die Anglikanische Kirche jetzt macht. Aus den aufgefuehrten Gruenden wuerde es mich ueberraschen, wenn sie aehnlich restriktiv waere wie die Katholische - aber aus den Zeitungsberichten ueber Charles und Camilla scheint es tatsaechlich so zu sein. Durchforste mal mit der Suchfunktion dieses Forum. Sorry, ich bin relativ neu hier und hatte die Suchfunktion noch nicht entdeckt. Bei "Scheidung" kommen viele Threads raus. Das Thema des "Unzuchtvorbehalts" wurde tatsaechlich schon breitgetreten. Trotzdem faellt auf, dass sich die Katholische Kirche fuer die strengere Variante entschieden hat (Mk, Lk), waehrend die Orthodoxe die Ausnahme akzeptiert (Mt). Also im Zweifel gegen den Angeklagten... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Guido Geschrieben 19. Mai 2008 Autor Melden Share Geschrieben 19. Mai 2008 dann ist es schon gerechtfertigt, diese Unzuchtsklausel als spätere Hinzufügung, bzw. Konzession an einen bestimmten Zeitgeist zu sehen. Wenn ich sowas lese muss ich immer grinsen. Was in der Heiligen Schrift ist denn sonst noch alles zeitgeitbestimmt und daher nicht ernstzunehmen? Das Alte Testament? Zumindest hört man das ständig, wenn man es mal wagt böse Levitikus-Stellen zu zitieren. Das AT ist voller grausamer Stellen. Auch wenn das hier ein off-topic ist, wundere ich mich schon lange, warum man z.B. die Sklaverei ueberwunden hat, obwohl sie in der Bibel akzeptiert ist (z.B. O-Fassung der 10 Gebote: "Du sollst nicht begehren deines Naechsten Sklaven oder Sklavin"), aber z.B. bei der Ablehnung der gelebten Homosexualitaet auf Sodom und Gomorrha verweist und von Homosexuellen lebenslange Enthaltsamkeit fordert, obwohl das Praktizieren unter einverstandenen Erwachsenen niemandem schadet (im Gegensatz zu Paedophilie, Vergewaltigung, Mord, Waffenhandel, usw.). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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