Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Mecky schrieb: Tja, das dürfte der Knackpunkt sein: Die Eltern, die Taufpaten und auch die Firmpaten. Wenn man sich da mal so umschaut ... Es kristallisiert sich sowieso schon in diesem Thread immer deutlicher heraus, dass das Problem eigentlich am wenigsten bei den Firmanden hockt. Sie sind vorrangig das Abbild des allgemeinen Zustands der Gemeinden. Was jetzt aber auch nicht wirklich überraschend ist. Wobei man sich dann aber auch fragen muss, wie es dazu kommen konnte. Und dabei werden wir unweigerlich bei der Frage landen, ob man sich in das religiöse Leben anderer Leute einmischen kann/darf/muss und wo die Grenzen dieser Einmischung liegen. Ich habe mir angewöhnt jedem Katholiken (und Protestanten) auf's Butterbrot zu schmieren, wann ich wo zur Messe gehe und daß ich mich freue, wenn ich dort ein bekanntes Gesicht sehe. Genauso wie es mir mittlerweile nichts mehr ausmacht, fassungslose Blicke zu ernten, wenn ich von meiner Beichtpraxis spreche. Oder von meinen Abendritualen mit den Kindern zu sprechen. Umgekehrt macht es mir teilweise zu schaffen, daß ich Fasten- und Abstinenz nicht so halte, wie es meine Ansprüche eigentlich erfordern würden. Mir ist durchaus klar, daß ich mich damit dem Vorwurf aussetze, mich in das Leben meiner Gegenüber einmischen zu wollen - immerhin möchte ich ja, daß sich andere "ein Beispiel" nehmen bzw. "ihre Pflicht tun". MMn ist das ein sehr schmaler Grat, wenn man nicht auf die klassischen Muster zurückgreifen und die Frage "sach mal wo wart ihr denn am Sonntag" vermeiden will.
Erich Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Wattoo schrieb: "Säubern" mit ein paar Holzscheiten? *fiesgrins* die sollten manche Firmvorbereitungsdokumente auf dem brennenden Holzstapel reinigen. Ich halte dieses Umfunktionieren der Firmung zu einem "Katholen-Abitur" äußerst fragwürdig. Laßt doch den Hl. Geist walten - oder ist der jetzt im Ruhestand oder nur noch mit dem Josef beschäftigt?
Wattoo Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Erich schrieb: Ich halte dieses Umfunktionieren der Firmung zu einem "Katholen-Abitur" äußerst fragwürdig. Laßt doch den Hl. Geist walten - oder ist der jetzt im Ruhestand oder nur noch mit dem Josef beschäftigt? Das Problem ist, dass sie eine Ansprache durch den Heiligen Geist vermutlich gar nicht verstehen würden.... Die würden eine SMS von ihm einfach wegklicken als "unbekannter Teilnehmer". Daher sind ein paar Grundbegriffe schon notwendig...
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Wattoo schrieb: Erich schrieb: Ich halte dieses Umfunktionieren der Firmung zu einem "Katholen-Abitur" äußerst fragwürdig. Laßt doch den Hl. Geist walten - oder ist der jetzt im Ruhestand oder nur noch mit dem Josef beschäftigt? Das Problem ist, dass sie eine Ansprache durch den Heiligen Geist vermutlich gar nicht verstehen würden.... Die würden eine SMS von ihm einfach wegklicken als "unbekannter Teilnehmer". Daher sind ein paar Grundbegriffe schon notwendig... Abitur vermittelt eine völlig falsche Vorstellung. Wo Apostolikum, Vaterunser, 10 Gebote, Goldene Regel und 7 Sakramente nicht bekannt werden (können), ist mMn noch nicht mal ein Sonderschulabschluss erreicht.
kam Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Erich schrieb: Warum wird die Firmung so verkopft (und "moralisiert")? Weil der Glaube auch verkopft wurde und wird. Firmung als "Katholenabitur", das triffts. Es wird eine intellektuell vorbereitete bewußte Entscheidung verlangt. Daß Glaube etwas für den ganzen Menschen, Liturgie ein Fest der Sinne sein soll, verstehen Religionspädagogen und ähnliches Volk prinzipiell nicht. Ein Sakrament ist ein Mysterium. Kein Wunder, daß die intellektuell schwach ansprechbaren Schichten lieber zur Heilsarmee gehen. (Obgleich das Sinnliche dort nur Aldi-Niveau hat, aber immerhin.) Grüße, KAM
Wattoo Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Ja - ein Sakrament ist ein Mysterium. Und ich bin nicht der Meinung, dass alles viel zu sehr verkopft ist, denn zumindestens dort, wo ich Vorbereitung bisher erlebt habe, ging es uns extrem darum, zu vermitteln, dass das Wichtigste die persönliche Beziehung zu dem Gott ist, der jeden einzelnen Menschen anspricht. Und die Sakramente sind "Leuchtpunkte" dieser sehr individuellen Sonderbeziehung. Aber den Glauben lebt man eben nicht nur ganz alleine. Und die Gemeinschaft, für die sich die Firmlinge entscheiden, hat eben im Laufe einer langen Zeit eine Menge an Erfahrungen zusammengetragen. Die sollte man schon auch kennen, wenn man sich firmen lassen will. Liturgie ein Fest der Sinne - yep - sofort dabei - und ich verwahre mich dagegen, dass ich das "prinzipiell" nicht verstehe! *sauersei* Was meinst Du, warum ich glaube und meinen Glauben in der Kirche lebe? Weil ich theoretisches Wissen um Gebote, den Katechismus, die Geschichte der Päpste, die Exegese, etc. so geil finde? Ich schöpfe aus diesem Fest der Sinne und aus meiner ganz persönlichen Gottesbeziehung. So, wer davon etwas wissen will, der darf fragen. Alle Fragen sind erlaubt. Das ist mein Konzept! Und kein Abitur in Punkto Katholizismus!
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 kam schrieb: Daß Glaube etwas für den ganzen Menschen, Liturgie ein Fest der Sinne sein soll, verstehen Religionspädagogen und ähnliches Volk prinzipiell nicht.Nun ja - eine durchschnittliche Sonntagsmesse würde ich nicht auch nicht als Fest der Sinne deklarieren. Dennoch bin ich der Meinung, daß der Empfang eines Sakraments ein gewisses Grundwissen über den Glauben voraussetzt. Die Firmung (bzw. noch früher ja auch die Erstkommunion) fand ja nicht umsonst am Ende des Katechismusunterrichts (sprich am Ende der Volksschule) statt. Wobei ich annehme, daß das die beiden grundsätzlichen Treppen sind: auf der einen Seite der Anspruch in der Firmvorbereitung ein Glaubenserlebnis vermitteln zu können und auf der anderen Seite ein Vokabular/Wissen anzutrainieren, das ein Glaubenserlebnis unabhängig vom Zeitpunkt der Firmung ermöglicht. Keine Ahnung ob es sinnvoll ist, einen Firmanden die Formeln des Glaubens (Credo, Dekalog, Paternoster, Sakramente, Werke der Barmherzigkeit, die letzten Dinge, die sieben Wurzelsünden, die sieben Gaben des heiligen Geistes, etc.) lernen zu lassen. Wenn ich mich richtig erinnere war es Georg Gänswein, der gesagt hat "am Ende hat man nur noch, was man sein leben lang geübt hat". Er bezog sich damit auf Alte und Kranke, deren Verstand so abgebaut hat, daß ihnen nur noch die Dinge, die sie seit ihrer Kindheit begleitet haben und die Assoziationen damit geblieben sind. Das Vater unser zum Beispiel, daß für viele das letzte Gebet ist, an das sie sich erinnern. Heutige Kinder (also 35 und jünger) hat die Kirche nicht mehr mit ihren Formeln begleitet - vllt. war das der Fehler...
kam Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Flo77 schrieb: Heutige Kinder (also 35 und jünger) hat die Kirche nicht mehr mit ihren Formeln begleitet - vllt. war das der Fehler... Man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und in durchaus guter Absicht alles abgeschafft, was nicht intellektuell genug schien. Jetzt merkt man, daß etwas fehlt. Grüße, KAM
wolfgang E. Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 kam schrieb: Flo77 schrieb: Heutige Kinder (also 35 und jünger) hat die Kirche nicht mehr mit ihren Formeln begleitet - vllt. war das der Fehler... Man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und in durchaus guter Absicht alles abgeschafft, was nicht intellektuell genug schien. Jetzt merkt man, daß etwas fehlt. Grüße, KAM Welch unsäglicher Gemeinplatz.......
mn1217 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Es geht ja wohl bei der Firmung hoffentlich icht darum, Dinge auswendig zu können. Selbst beim Abitur muss man Transferleistungen können. Ganz im Ernst- die Jugendlichen sagen zu etwas ja, dass sie ihr Leben klang begleiten soll. Ähnlich wie bei der Ehe- für die es ja auch eine Vorbereitung gibt. Und ich denke, dass es diese Entscheidung ist. willst du Christ sein oder ( momentan)nicht- die ihne klar gemacht werden sollte. Und wenn klar ist, heh, hier geht es um eine Entscheidung und zwar meine eigene, nicht die meienr Eltern oder Paten oder Großeltern, dann wird das vielleicht auch ernster genommen. Es ist eine ernste Entscheidung! Und natürlich sollten sie den Ablauf der Messe können (schon allein um sich im Firmgottesdienst nicht zu blamieren), und das Vater Unser, und das Credo. Aber nur Dinge auswendig zu lernen ist zu wenig- gerade auch Jugendlichen. Da kann man auch mal über die Credoaussagen diskutieren- was bedeuten die für mich. Oder über die Sakramente- was bedeutet Sakrament, etc. n Die Idee der Messpaten halte ich für gut, vielleicht findet sich ja auch im Freundeskreis der Firmlinge oder ihrer Eltern jemand,der das kann (Firmpate- wäre eine gute Übung für ihn. Dessen Aufgabe erledigt sich nämlich auch nicht mit Handauflegen am Tag der Firmung. Oder- so die Personen nicht eh identisch sind- de Taufpate,d er immerhin mal versprochen hat, dem Kind auch die katholische kirche näher zu bringen). Patenamt sollte nicht nur dekorativ sein. Und ein Jugendlicher, der tastächlich seinen Firmwunsch mit "ich will mal Trauzeuge oder Taufpate sein" begründet, sollte man genau darauf hinweisen: Das ist Verantwortung. Und man sollte dann auch wissen, wofür man da einsteht. Ich werd mal wieder die letzten Dinge googeln...
Mecky Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Erich schrieb: die sollten manche Firmvorbereitungsdokumente auf dem brennenden Holzstapel reinigen. Ich halte dieses Umfunktionieren der Firmung zu einem "Katholen-Abitur" äußerst fragwürdig. Laßt doch den Hl. Geist walten - oder ist der jetzt im Ruhestand oder nur noch mit dem Josef beschäftigt? Das mit dem Katholenabitur bei der Firmung kam tatsächlich immer mal wieder vor - aber ich vermute, dass das eher die Ausnahme war. Wesentlich mehr gibt es seichte Veranstaltungen, die weder an Wissen, noch an Spiritualität heranführen und auch für Firmanden eher in die Rubrik "lächerlich" fallen. Tatsächlich gibt es die Praxis, Kinder direkt nach der Erstkommunion zu firmen. In der Ostkirche wird manchmal, hab ich mal gehört, die Firmung direkt bei oder nach der Taufe gespendet. So ganz Abschied von einem Kurs für Jugendliche und von einer bewussten Entscheidung für ein Leben als Christ, möchte ich nicht nehmen. Gerade das mit der Entscheidung ist ja ein wesentliche Bestandteil der Firmung. Das mit der Intellektualisierung ist übrigens zum Teil eine Folge davon, dass man mit normalem Denken an viele christliche Aussagen nicht (mehr) herankommt. Dauernd steht man in dem Verdacht, absurdes Zeug zu erzählen. Da braucht es dann schier unglaubliche intellektuelle Erklärungen. Und dann Erklärungen der Erklärung. Und spätestens dann wird die Sache so uneinsehbar, dass sich selbst der intellektuellste Typ überfordert fühlt.
Mecky Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 mn1217 schrieb: Und natürlich sollten sie den Ablauf der Messe können (schon allein um sich im Firmgottesdienst nicht zu blamieren), ... Der Ablauf macht nicht glücklich. Der kommt sowieso, wie er kommt. Wichtiger wäre es mir, dass sie sich in die verschiedenen Teile der Messe einfühlen können. Wer z.B. nur "Herr, erbarme dich" korrekt spricht, aber nicht spürt, wie sehr er das Erbarmen braucht, wer nicht darum fleht, der sagt eben nur ein Sprüchlein auf (bsbsbs...)
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Mecky schrieb: So ganz Abschied von einem Kurs für Jugendliche und von einer bewussten Entscheidung für ein Leben als Christ, möchte ich nicht nehmen. Gerade das mit der Entscheidung ist ja ein wesentliche Bestandteil der Firmung.Jein. Die Firmung ist zunächsteinmal die Besiegelung mit dem Heiligen Geist, die einen zum Kämpfer für die Sache Christi bevollmächtigt. Das heißt die "Entscheidung" sollte eigentlich schon weitaus vor der Firmung gefallen sein. Eine Idee wäre vllt. ein individueller "Konfirmationsritus" und die Firmung dann quasi als "Vereidigung" danach.
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 (bearbeitet) Mecky schrieb: Wer z.B. nur "Herr, erbarme dich" korrekt spricht, aber nicht spürt, wie sehr er das Erbarmen braucht, wer nicht darum fleht, der sagt eben nur ein Sprüchlein auf (bsbsbs...)Und mich anfauchen, weil ich "mea maxima culpa" mit Leben füllen kann... bearbeitet 14. Juli 2008 von Flo77
Mecky Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Flo77 schrieb: Mecky schrieb: Wer z.B. nur "Herr, erbarme dich" korrekt spricht, aber nicht spürt, wie sehr er das Erbarmen braucht, wer nicht darum fleht, der sagt eben nur ein Sprüchlein auf (bsbsbs...)Und mich anfauchen, weil ich "mea maxima culpa" mit Leben füllen kann... Sollten die Firmanden den Unterschied zwischen irrealer Selbstzerfleischung und realer Schulderkenntnis lernen, wäre das ein riesiger Gewinn. Ersteres zerstört, zweiteres ist die Grundvoraussetzung für ein Weiterkommen. Es geht nicht darum, den Firmanden einzureden, sie hätten den größtmöglichen Mist gebaut, sondern darum, ihnen aufzuzeigen, dass sie das Erbarmen Christi brauchen. Dazu bedarf es nicht des irrealen größtmöglichen Mistes, sondern der Erkenntnis der realen menschlichen Situation. Selbst direkt nach der Beichte brauchst Du das Erbarmen Christi. Das Kyrie ist übrigens kein Teil des Schuldbekenntnisses. Im Kyrie dreht es sich um eine Anrufung der Hilfe Christi. Das ist weiter gefasst, als nur auf die Schuldsituation bezogen.
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Mecky schrieb: Es geht nicht darum, den Firmanden einzureden, sie hätten den größtmöglichen Mist gebaut, sondern darum, ihnen aufzuzeigen, dass sie das Erbarmen Christi brauchen.Das ist mir klar. Nur warum sie das Erbarmen Christi brauchen bleibt dabei unklar, wenn man ja gar nichts gemacht hat... Zitat Das Kyrie ist übrigens kein Teil des Schuldbekenntnisses. Im Kyrie dreht es sich um eine Anrufung der Hilfe Christi. Das ist weiter gefasst, als nur auf die Schuldsituation bezogen.Wenn ich mich recht erinnere stammt das Kyrie aus der byzantinischen Hofliturgie und war dort ein Lobesruf. Daß es nicht Teil des Confiteor ist, wirst Du allerdings auch dem ein oder anderen Standeskollegen als Neuigkeit verkaufen können.
Mecky Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Die Auseinandersetzung mit Dir ist eigentlich eine Beschäftigung unter dem Mikroskop. Ich vermute, dass wir uns im großen und Ganzen ziemlich einig sind. Sobald ich so was im Rahmen der Firmung diskutieren will, kommen ganz andere Kaliber auf den Tisch. Die positive Variante wäre, wenn ein Firmand mir sagt: "Ich brauch überhaupt kein Erbarmen Gottes oder Jesu oder Christi." Dagegen kann man noch ganz gut was setzen. "Ich bräuchte zwar Hilfe, aber ich kann mein Leben lang nach Jesus rufen, da kommt niemand". Mhm. Schon eine Nummer schwerer. Aber immer noch gut zu handhaben. Der häufigste Fall wird aber so aussehen, dass man mich reden lässt. "Red du nur!" Und da ist man erst mal dumm dran und erkennt es oft erst später. Noch schöner ist, wenn diejenigen, mit denen man drüber reden wollte, erst gar nicht erscheinen. Auf der Straße: "Um was soll's denn heute gehen?" "Um irgend so'n kirchlichen Scheiß halt. Sünde." (Tritt dem Nebenmann ans Schienbein) "He!" "War für heute mein Beitrag zum Thema Sünde."
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Mecky schrieb: Die Auseinandersetzung mit Dir ist eigentlich eine Beschäftigung unter dem Mikroskop. Sollte das jetzt positiv oder negativ ankommen? Zitat Ich vermute, dass wir uns im großen und Ganzen ziemlich einig sind.Gehe ich von aus. Zitat Sobald ich so was im Rahmen der Firmung diskutieren will, kommen ganz andere Kaliber auf den Tisch.Die positive Variante wäre, wenn ein Firmand mir sagt: "Ich brauch überhaupt kein Erbarmen Gottes oder Jesu oder Christi." Dagegen kann man noch ganz gut was setzen. "Ich bräuchte zwar Hilfe, aber ich kann mein Leben lang nach Jesus rufen, da kommt niemand". Mhm. Schon eine Nummer schwerer. Aber immer noch gut zu handhaben. Der häufigste Fall wird aber so aussehen, dass man mich reden lässt. "Red du nur!" Und da ist man erst mal dumm dran und erkennt es oft erst später. Noch schöner ist, wenn diejenigen, mit denen man drüber reden wollte, erst gar nicht erscheinen. Auf der Straße: "Um was soll's denn heute gehen?" "Um irgend so'n kirchlichen Scheiß halt. Sünde." (Tritt dem Nebenmann ans Schienbein) "He!" "War für heute mein Beitrag zum Thema Sünde." Willst Du mir damit sagen, daß ich die Sache zu "traditionalistisch" sehe?
Wattoo Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 (bearbeitet) Mecky schrieb: Auf der Straße:"Um was soll's denn heute gehen?" "Um irgend so'n kirchlichen Scheiß halt. Sünde." (Tritt dem Nebenmann ans Schienbein) "He!" "War für heute mein Beitrag zum Thema Sünde." *gröhl* Darf ich das mal verwenden? Also mal ganz ehrlich - wenn ich Deine Beiträge lese, kann ich mir nicht vorstellen, dass Dich die Kids nicht mit Fragen überschütten.... Da bekämen sie Antworten, mit denen sie etwas anfangen könnten! Halt ihnen doch sowas mal auf einem Zettel hin und lass sie antworten, was ihnen dazu einfällt. bearbeitet 14. Juli 2008 von Wattoo
Flo77 Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 mn1217 schrieb: Ich werd mal wieder die letzten Dinge googeln...Tod, Gericht, Himmel und Hölle...
OneAndOnlySon Geschrieben 14. Juli 2008 Autor Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Von unseren Erfahrungen in der diesjährigen Firmvorbereitung habe ich ja schon geschrieben und damit kann ich guten gewissens sagen, dass sich die meisten für die Firmvorbereitung Verantwortlichen zu viele Sorgen machen, was die 0-Bock-Fraktion betrifft. Wir haben dieses Jahr ja zum ersten mal praktisch das gesamte Programm bis auf 3 Termine auf freiwilliger Basis abgewickelt. Das hat gut funktioniert. Die Jugendlichen nehmen Angebote offenbar sehr viel besser an, wenn sie nicht zu ihnen gezwungen werden. Da gehen sie auch mit auf eine dreitägige Pilgerwanderung, zum Jugendkreuzweg und helfen stundenlang ohne Murren bei brütender Hitze auf dem Gemeindefest. Mein Hauptproblem ist aus heutiger Sicht eher, wie man die Begeisterung der Firmvorbereitung über diese hinaus erhalten kann. Für die Firmanden gibt es einen Haufen von Angeboten aber wir sind nicht in der Lage, diese Fülle auch den älteren Jugendlichen zu bieten. Für den Besuch beim Gefängnisseelsorger oder der Drogenberatung würden sich auch Ex-Firmanden interessieren aber wir stoßen schon mit den Firmanden an Kapazitätsgrenzen. Man kann die AIDS-Seelsorge nicht mit 30 Leuten heimsuchen und mehr als 2mal hinter einander kann man den Leichen beim Bestatter auch nicht auf's Dach steigen. Es wäre auch toll, immer mal wieder Jugendbesinnungswochenenden mit Elementen unserer Firmseminare anzubieten aber ohne das Budget der Firmvorbereitung wird das schnell teuer und wir haben auch nicht genug personelles (Haupt- und Ehrenamtliches) Potential - rein zeitlich gesehen.
Mairim Geschrieben 14. Juli 2008 Melden Geschrieben 14. Juli 2008 Hallo, bin neu hier und frage mich gerade bei diesem Thema: Ihr seid doch sicher auch alle selbst mal gefirmt worden - wie habt Ihr das denn erlebt? Wart Ihr im Forum wirklich ALLE welche von diesen braven Gemeinde-Kindern?? Ich war eine von denen, die der Pfarrer vor dem ersten Vorbereitungstreffen und nach dem Firmgottesdienst nie mehr gesehen hat. Als ich Firmling war, war ich viel zu sehr mit der Gruppendynamik beschäftigt, um ernsthaft mit den anderen darüber zu reden, was ich eigentlich glaube. Wenn ich nicht gerade ganz anderweitig beschäftigt war, habe ich allenfalls probiert, ein bischen zu provozieren. Firmung gehörte zum Lauf der Dinge wie der Tanzkurs und der Führerschein – eröffnete halt Möglichkeiten. Die Gemeinde-Kinder, die immer auf verschlungenen Pfaden schon vorab über das Programm informiert waren und manchmal auch mit vorbereitet hatten, wovon wir in der zweiten Liga nichts wussten, zu denen gehörte ich einfach nicht. Manche Gedanken habe ich mir trotzdem gemacht. Heute ist mir mein christlicher Glaube wichtig und ich lebe mein Katholisch-Sein, inkl. Gottesdienstbesuch am Sonntag, auch wenn ich mich mit dem Gemeindeleben ehrlich gesagt immer noch etwas schwer tue. Also: Ihr wisst nicht, wo Ihr etwas was säht, was mal frucht bringt, und wo nicht. „Entscheidung für das Christsein“ klingt schön, und ist ja auch ein guter Anspruch an die Firmung. Aber für mich ist Christ-Sein und Christ werden eher ein Weg mit vielen Kurven, meine Firmung war ein Schritt darauf. Ich bezweifle, dass es besser gewesen wäre, wenn ich damals ausgestiegen wäre. Ich denke, ohne individuelle Unterstützung, ohne persönliches Nachfragen (z.B. wenn sie entgegen den Absprachen nicht erscheinen), ohne am Leben der Jugendlichen echtes Interesse zu haben, ist es heute eben sehr schwer, "entschiedenes" Christentum zu fördern. Wars aber vielleicht schon immer! Klar ist das Aufwand. Aber für mich persönlich hätte man dafür machen gut gemeinte Gruppengottesdienst mit Texten, die ich auch nicht wirklich verstanden habe, und manche aufwendige und mit zahlreichen Accessoires gestaltete Gruppenstunden ruhig sparen können oder auf später verschieben. Die Idee mit den Gottesdienstpaten finde ich gut – so umgeht man auch Terminprobleme und Ausreden, weil man individuelle Absprachen treffen kann. Ich hatte schon öfters das Vergnügen neben jungen Menschen in der Kirchenbank zu sitzen, die keine Ahnung davon hatten, aber einfach mal neugierig mitgekommen sind. Die hatten durchaus viele Fragen. Bis die Messe rum ist haben sie die allerdings meistens wieder vergessen. Wenn ich sofort eine Antwort zurückflüstere, ernte ich aber oft seehr finstere Blicke von den Umsitzenden. Auch reicht die Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen meistens nicht für die ganze Zeit, und in der Hälfte steigen sie aus. Ich habe z.B. auch schon mal mitten bei der Wandlung den Satz gehört: „Also langsam wird’s langweilig. Wollen wir nicht mal gehen?“. Woher sollen die Jugendlichen auch wissen, warum das so stört. Ich finde es schade, wenn die „spirituellen Bedürfnisse“ der regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer, die viele Gelegenheiten zur Andacht haben, keinen Raum mehr für "untrainierte" lassen. Nicht-Teilname finde ich ansonsten wirklich keinen Grund für Sanktionen und damit zu drohen völlig daneben. Schließlich soll doch vermittelt werden, dass den Jugendlichen dort etwas positives entgeht, wenn sie nicht kommen. Aber ich denke das sehen die meisten hier genau so, wenn sie sich nicht gerade ärgern. Ein Satz von Mecky macht mir aber ein bischen Gedanken: Mecky schrieb: Und ich soll sie nun motivieren, dies immer und immer wieder zu tun, bis endlich die Firmung kommt und man dann beschließt, von denen zu leben, die wirklich Interesse gezeigt haben. Abgesehen von Deinem mir ganz sympatischen Ärger: Was meinst Du damit: „Man beschließt, von denen zu leben“? LEBST Du von den Firmlingen??? Von ihrer Anerkennung? Ihrem Mitmachen? Ich hätte mir eine Firmvorbereitung gewünscht, in der mir die Leute nicht irgendwas präsentieren, was sie denken was mir gefallen könnte, sondern in der sie mit mir teilen, was ihnen selbst gefällt, woraus sie leben. Und dass, woraus die Teamer leben, das sind hoffentlich nicht die Jugendlichen selber.
OneAndOnlySon Geschrieben 15. Juli 2008 Autor Melden Geschrieben 15. Juli 2008 Das mit der persönlichen Ansprache halte ich auch für sehr wichtig. Wir haben bei uns am Anfang der Firmvorbereitung Einzelgespräche zwischen jeweils einem Firmbewerber und einem Firmleiter installiert. Dabei wird wertungsfrei über die Motive des Firmandern und seinen Glaubensweg gesprochen. Außerdem bekommt der Firmand Hilfe bei der Projektwahl und anderen organisatorischen Fragen. Das hat sich als sehr gut erwiesen, weil der Einzelne sich so von Anfang an nicht als Teil einer anonymen Masse wahrnimmt, sondern als ernst genommenes Individuum und auch von den Leitern so wahrgenommen wird. Allerdings scheint Mecky mit seinen 150 Firmanden da auch an Machbarkeitsgrenzen zu stoßen. Echte persönliche Ansprache ist da nur in einem größeren Leitungsteam möglich. Bei uns hat jeder der 5 Firmleiter 5 Gespräche geführt - bei 25 Firmanden. Die Obergrenze für wirklich sinnvolle Gespräche würde ich bei 10 pro Firmleiter ziehen. Dazu bräuchte man für 150 Firmanden aber schon ein Leitungsteam von 15 Leuten. Deswegen führt Mecky Gruppengespräche, soweit ich das mitbekommen habe. Wie Mairim sich aber richtig erinnert, laufen dabei hauptsächlich gruppendynamische Geschichten ab. Der einzelne Firmand ist viel zu sehr damit beschäftigt, seinen Platz in der Gruppe zu finden und zu behaupten, als dass er sinnvoll den eigenen Glauben und seine Motive reflektieren oder gar benennen könnte.
Flo77 Geschrieben 15. Juli 2008 Melden Geschrieben 15. Juli 2008 Mairim schrieb: bin neu hier und frage mich gerade bei diesem Thema: Ihr seid doch sicher auch alle selbst mal gefirmt worden - wie habt Ihr das denn erlebt? Wart Ihr im Forum wirklich ALLE welche von diesen braven Gemeinde-Kindern??Ich war 21 und es war im Jahr vor meiner Hochzeit - de facto hatte ich gar keine pastoral begleitete Firmvorbereitung.
soames Geschrieben 15. Juli 2008 Melden Geschrieben 15. Juli 2008 Wattoo schrieb: Also mal ganz ehrlich - wenn ich Deine Beiträge lese, kann ich mir nicht vorstellen, dass Dich die Kids nicht mit Fragen überschütten.... Da bekämen sie Antworten, mit denen sie etwas anfangen könnten! Da vielen gerade auch jungen Menschen heute der Furz als tiefsinnige Lebensäußerung erscheint, wie nicht zuletzt der Erfolg eines Komikers Barth vor einem ganzen Stadion begeisterter Fans aufzeigt, dürfte schlicht schon das Interesse am Gegenstand fehlen. Wenn ich die ganzen Beiträge hier so lese, dann komme ich immer mehr zu der Überzeugung: die Kirche ist ihrem Wesen nach keine gesellschaftliche Veranstaltung, sie ist ecclesia, nicht civitas, wie heute sehr gut in der WELT mit Bezug auf die Probleme der Church of England geschrieben wurde. Salz der Erde, Stadt auf dem Berg, Siebenundsiebzigmal vergeben - all dies setzt voraus, daß wir als Kirche nicht in einer Umgebung leben, die Totes Meer, Hochebene oder mustergültig moralisch ist. Und Jesus hat nicht gesagt: Drängt euch auf, verlegt die Stadt hinab in die Ebene, salzt nicht mehr oder seid bitte genauso wie alle anderen - er hat gesagt: folgt mir. Die verschiedenen Mechanismen, die zu früheren Zeiten zumindest den offenen Abfall großer Teile der Bevölkerung von der Kirche verhindert haben sind zumindest vorerst vorüber. Damit sollte sich die Kirche abfinden und das Leben mit und vor Gott nicht wie eine schlechte Ware mit Riesenrabatten unter die Leute zu bringen suchen. Offen und einladend gegen den zu sein, der aus eigenem Interesse kommt - das ist das eine. Als soziale Drückerkolonne aufzutreten ist das andere. Wenn die konstantinische Wende und das Staatskirchewerden tatsächlich so schlimm für die den Staat und die Kirche war, wie immer wieder behauptet wird, dann ist nicht einzusehen, warum unsere Geistlichen sich in die frustrierende und völlig unsinnige Aufgabe stürzen, eben diesen Zustand der gesamtgesellschaftlichen Kirchlichkeit als Fassade zu erhalten. Laßt doch gehen, wer nicht kommen will! Nehmt mein Kreuz auf euch und folgt mir nach - das ist nicht Erlebnisausflug, das ist Einsatz und auch Wagnis. Wenn bei so vielen Jugendlichen nicht fehlende Vertrautheit, sondern grundsätzliches Desinteresse dem Weg als Christ entgegenstehen, dann laßt sie gehen oder weist ihnen die Tür, hinter der sie sich ein Geschenkefest erschleichen wollen. All diejenigen, die so schön von Freiheit und Mündigkeit reden, übersehen leider in ihrer großen Mehrheit, daß Freiheit und Mündigkeit bedeuten, eigene Verantwortung zu übernehmen. Diese kann dem Freien und Mündigen nicht abgenommen werden. Und zu beidem gehört das Ziehen von Konsequenzen und die Übernahme von Verpflichtungen. Ist man dazu grundsätzlich und bei aller eigenen Schwäche bereit, dann hat die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern zu helfen und Barmherzigkeit und Geduld zu üben und sich über die Gemeinschaft zu freuen. Aber wer nicht will, der soll auch nicht dem Zwang der Pseudobarmherzigkeit der ungewollten Brüder und Schwestern verfallen müssen.
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