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Creatio ex nihilo


Schia-Muslim

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hmm ... für mich ist Elohim so ganz am Anfang wohl schon da. um es in ganz anderer Sprache auszudücken, "vor aller Zeit und Welt".

 

 

 

"b'reschit barah elohim et ha schamajim w'et haaräz. " (Genesis 1,1: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde").

Petrus, was du schreibst, daran klingt die Lehre einer "Schöpfung aus dem Nichts" an. Diese Schöpfungslehre hat sich aber erst während der Auseinandersetzung der Kirchenväter mit der Gnosis entwickelt, meint zumindest der Theologe Gerhard May (vgl. *), seines Zeichens anerkannter und vielzitierter Experte zur biblischen Schöpfungstheologie.

 

Die entscheidende Frage ist natürlich, was be-re(')schit (בְּרֵאשִׁית) und das Verb bara' (בָּרָא) genau bedeuten. Und spätestens hier scheiden sich Polemik und talmudische Genauigkeit: die jüdische Bibelexegese, die mit der hebräischen Sprache vertraut ist, erkennt alleine in der einleitenden Partikel "b" (בְּ) semantische Differenzen (vgl. dazu zB Rabbiner Bambergers Text zur Schöpfung aus Sicht der jüdischen Tradition). Da die jüdische Exegesetradition erst lange nach der Bibel niedergeschrieben wurde, sei sie von mir aus (in einem christlichen Forum) geschenkt.

 

Wenn man nun aber in der Bibel selbst nach Belegstellen für die obigen Begriffe sucht, wie dies die großen Lexikographen, allen voran Wilhelm Gesenius, aber auch Gotthelf Bergsträsser, getan haben, dann erchließt sich mir folgender Befund:

 

Das Verb bara' (בָּרָא) steht zum Beispiel n i e mit dem Akkusativ irgendeines Stoffes, "aus dem erschaffen etwas worden sein könnte". Dies impliziert, denke ich, in gewisser Hinsicht, dass da eben nichts ist, "aus dem" erschaffen wird.

 

Das Nomen reschit (רֵאשִׁית) wiederum bedeutet stets 1. den Anfang einer Zeitspanne, z.B. einer Geschichte, oder 2. "das Erste, Vorzüglichste". Nur an einer Stelle (Hi 42,12) bezeichnet es einen "früheren Zustand", was natürlich einen "noch früheren Zustand" nicht ausschließt. Aber es ist, wie geschrieben, eine einzige Belegstelle von ca. 25 Belegstellen, die Gesenius nennt.

 

Was meint ihr: Vertritt Gen 1,1 eine "Schöpfung aus dem Nichts" oder nicht?

bearbeitet von Schia-Muslim
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(...)

 

Was meint ihr: Vertritt Gen 1,1 eine "Schöpfung aus dem Nichts" oder nicht?

Ich weiß es nicht.

Ich vermute aber: Eher nicht.

Um 600 v. Chr., als diese Texte schriftlich fixiert und damit in ihre endgültige Form gebracht wurden, lag eine solche Vorstellung wohl außerhalb des Denkhorizonts von nahezu jedermann.

Allerdings steht der Text einer solchen Interpretation auch nicht entgegen. Er erzielt diesen -von den Autoren wohl nicht beabsichtigten- Effekt dadurch, dass er darauf verzichtet, die Vorgeschichte der Ordnung des ursprünglichen Chaos detailliert darzustellen, ja überhaupt zu erwähnen. Einfach und lapidar: Im Anfang schuf Gott ... Was davor war, ist kein Thema.

Den anderen Schöpfungsmythen aber sehr wohl.

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Ich würde einerseits sagen, dass es genau genommen keine "creatio ex nihilo" geben kann, da ja Gott bereits existierte. Andererseits meint die "creatio ex nihilo" wohl die Schöpfung allen Seins außerhalb Gottes, und da verstehe ich "bereschit barah" sehr wohl als eine Schöpfung aus Nichtvorhandenem, denn "im Anfang" bedeutet ja, dass das Geschaffene da erst anfängt zu sein, also kann vorher (außer Gott) nichts gewesen sein. Woher sollte das auch gekommen sein?

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hmm ... für mich ist Elohim so ganz am Anfang wohl schon da. um es in ganz anderer Sprache auszudücken, "vor aller Zeit und Welt".

 

 

 

"b'reschit barah elohim et ha schamajim w'et haaräz. " (Genesis 1,1: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde").

Petrus, was du schreibst, daran klingt die Lehre einer "Schöpfung aus dem Nichts" an. Diese Schöpfungslehre hat sich aber erst während der Auseinandersetzung der Kirchenväter mit der Gnosis entwickelt, meint zumindest der Theologe Gerhard May (vgl. *), seines Zeichens anerkannter und vielzitierter Experte zur biblischen Schöpfungstheologie.

 

Die entscheidende Frage ist natürlich, was be-re(')schit (בְּרֵאשִׁית) und das Verb bara' (בָּרָא) genau bedeuten. Und spätestens hier scheiden sich Polemik und talmudische Genauigkeit: die jüdische Bibelexegese, die mit der hebräischen Sprache vertraut ist, erkennt alleine in der einleitenden Partikel "b" (בְּ) semantische Differenzen (vgl. dazu zB Rabbiner Bambergers Text zur Schöpfung aus Sicht der jüdischen Tradition). Da die jüdische Exegesetradition erst lange nach der Bibel niedergeschrieben wurde, sei sie von mir aus (in einem christlichen Forum) geschenkt.

 

Wenn man nun aber in der Bibel selbst nach Belegstellen für die obigen Begriffe sucht, wie dies die großen Lexikographen, allen voran Wilhelm Gesenius, aber auch Gotthelf Bergsträsser, getan haben, dann erchließt sich mir folgender Befund:

 

Das Verb bara' (בָּרָא) steht zum Beispiel n i e mit dem Akkusativ irgendeines Stoffes, "aus dem erschaffen etwas worden sein könnte". Dies impliziert, denke ich, in gewisser Hinsicht, dass da eben nichts ist, "aus dem" erschaffen wird.

 

Das Nomen reschit (רֵאשִׁית) wiederum bedeutet stets 1. den Anfang einer Zeitspanne, z.B. einer Geschichte, oder 2. "das Erste, Vorzüglichste". Nur an einer Stelle (Hi 42,12) bezeichnet es einen "früheren Zustand", was natürlich einen "noch früheren Zustand" nicht ausschließt. Aber es ist, wie geschrieben, eine einzige Belegstelle von ca. 25 Belegstellen, die Gesenius nennt.

 

Was meint ihr: Vertritt Gen 1,1 eine "Schöpfung aus dem Nichts" oder nicht?

mit bara wird das Schaffen aus dem Nichts bezeichnet. Vorhandene Materie "umformen" wird mit dem Verb asah=machen bezeichnet. Z.B. Gen 1, 15 ....wajaas elohim etsnei hamrot... Gott schuf die zwei Lichter...

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